Epilog

BILLS FÄDEN WERDEN gezogen sein, lange ehe unser Baby kommt, aber ich habe ihm schon gesagt, dass er es sich aus dem Kopf schlagen soll, mit in den Kreißsaal zu kommen. Es gibt dort zu viele scharfe Metallgegenstände, und ich möchte, dass wir alle drei das Krankenhaus gesund verlassen.

Swann hat uns versichert, dass Bills Arm bis zu Lucys und Geralds Hochzeit wieder völlig in Ordnung sein wird, was Willis senior eine große Beruhigung ist, denn er zuckte sichtlich zusammen bei dem Gedanken, dass sein Schneider womöglich einen Cut für einen Gipsarm mit abstehendem Daumen anfertigen müsse. Ich habe mir für den großen Tag ein regelrechtes Festzelt gekauft, denn bis dahin werde ich vermutlich die Ausmaße der Hindenburg haben. Es sieht aus, als würde unser Kind in der Statur eher Arthur ähneln.

Nell ist seit unserer Rückkehr von der Reise ein wahrer Engel. Sie hat Emma sehr fleißig mit der restlichen Ernte geholfen, Derek bei der Einweihung der Kirche in Chipping Campden vor dem Bischof laut gelobt und das Wort »Pferd« so zufällig und scheinbar absichtslos in jedes Gespräch eingeflochten, dass Emma und Derek, als sie endlich das Fuchsfohlen von Anthea kauften, tatsächlich dachten, es würde eine Überraschung für sie werden.

Onkel Tom geht es bemerkenswert gut, seit er seine Energie nicht mehr darauf verschwenden muss, sich Sorgen um Gerald zu machen. Er akzeptierte die traurige Nachricht seines Sohnes mit Gleichmut, wobei sein Kommentar war, dass jemand, der den ›Blitz‹ auf London überlebt hat, wohl auch einen kleinen Schlag gegen sein Selbstbewusstsein überleben würde. Anthea hat ihre Biografie in Drachenfeuer umbenannt und ist damit beschäftigt, alles zu überarbeiten. Als ich sie anrief, um ihr mein Beileid auszudrücken, sagte sie: »Natürlich war es zuerst ein Schock, aber dann erinnerte Swann mich daran, wie gut Horror sich verkauft …«

Gerald hat Sybellas sterbliche Überreste nach Boston überführen lassen, wo sie in aller Stille im Familiengrab beigesetzt wurden. Er schickte auch eine Abschrift von Sir Willistons Tagebuch nach Cloverly House, worauf Onkel Williston jetzt völlig anders therapiert wird. Wie Sir Poppet nach dem ersten Lesen sagte: »Es hilft doch sehr, wenn man alle Fakten kennt.«

Nell erzählt jedem, dass sie hofft, Onkel Williston könne zur Hochzeit kommen, aber inzwischen kenne ich sie gut genug, um zu wissen, dass sie insgeheim hofft, er würde in Kniehosen kommen. Ich kenne sie auch gut genug, um meinen Mund zu halten, so oft Emma mich nach der Herkunft einer gewissen Wildlederjacke fragt, die auf geheimnisvolle Weise in Nells Kleiderschrank auftauchte, als wir aus Haslemere zurück waren. Ich denke, es wird Willis senior und Derek nicht schaden, wenn sie ihren Sockel mit einem dritten Idol teilen müssen, und Nell hätte kein besseres wählen können. Zum Teufel, ich an ihrer Stelle würde die verdammte Jacke wahrscheinlich unter mein Kopfkissen legen.

Aber ich habe meinen eigenen Helden, den ich verehre, und obwohl ich es rundweg abgelehnt habe, das neue Wesen, das in mir entsteht, »unseren kleinen rosa Wackelpudding« zu nennen, scheint mein Held mich ebenfalls zu verehren. Wir hatten vorgehabt, uns während der vergangenen paar Monate wieder kennen zu lernen, aber wir haben gerade erst die Oberfläche angekratzt. Es scheint, als sei eine richtige Ehe eine endlose Entdeckungsreise.

Ich habe immer noch nicht aufgehört, zu wünschen, obwohl meine Wünsche sich jetzt geändert haben. In dem Moment, wo man einen winzigen Fuß spürt, der einem von innen gegen das Rückgrat tritt, verändert sich alles. Ich habe Emma von einigen meiner Wünsche erzählt, Bill wieder von anderen, aber es gibt nur einen Menschen, der sie alle kennt.

Dimity ist nicht immer bei uns, aber sie scheint immer da zu sein, wenn ich sie brauche. In solchen Nächten warte ich, bis Bill schläft, dann stehle ich mich nach unten und braue eine Kanne mit Sir Poppets Kräutertee. Ich mache im Arbeitszimmer Feuer und hole mir Reginald, dann schlage ich das blaue Tagebuch auf und spreche mit Tante Dimity über alles, was ich auf dem Herzen habe. Was ich gegen die Schwangerschaftsstreifen tun soll, ob ich eine UltraschallUntersuchung machen lassen soll – all die wichtigen Fragen dieser neuen, aufregenden Welt, an der ich jetzt teilhabe.

Und wenn ich das Tagebuch zuklappe, dann schließe ich die Augen und wünsche mir mit aller Kraft, dass das Leben meines Kindes so gesegnet sein möge wie das meine.