EINUNDZWANZIG

Als sie in der Limousine saß, die sie einmal so cool und elegant gefunden hatte und jetzt nur noch leidenschaftlich hasste, schaute Rachel hinaus in die verregnete Nacht. Sie bemühte sich, Zanus nicht zu berühren, der sehr nahe neben ihr saß. Sie fragte sich, wohin er mit ihr fuhr. Sie wusste, dass Zanus irgendwo ein Büro hatte. Er hatte es früher einmal erwähnt, aber sie hatte keine Ahnung, wo es war.

Sie hielt ihre Tasche nah am Körper. Ab und zu steckte sie ihre Hand hinein und streichelte Sampson, der zusammengerollt auf dem Boden der Tasche lag, wobei sie die behagliche Wärme seines Körpers spürte. Sie hatte befürchtet, dass Sampson miauen oder zu schnurren anfangen könnte, aber die Katze schien zu wissen, dass sie still sein musste. Sie fragte sich kurz, ob Louis Vuitton es jemals für möglich gehalten hätte, dass irgendjemand eine seiner teuren Taschen dazu benutzen würde, heimlich eine Katze zu transportieren.

Rachels Gedanken schweiften ab zu Derek. Sie liebte ihn. Das wusste sie jetzt. Sie hatte sich schon vor langer Zeit in ihn verliebt, vielleicht an dem Abend, an dem er ihr auf die Damentoilette gefolgt war. Sie hatte keine Ahnung, wer er war, wo er herkam oder warum er hier war. Aber das spielte alles keine Rolle. Was eine Rolle spielte, war, dass er sie liebte und sich um sie kümmerte und dass sie ihn liebte. Nicht weil er sie zum Champagnertrinken mit nach Paris nahm oder zum Spaghettiessen nach Rom. Nicht weil er ihr teure Armbänder kaufte.

Sie liebte ihn, weil er ihr auf die Damentoilette gefolgt war.

Weil er ihr gesagt hatte, dass sie verrückte Schuhe trug. Weil er eine Weintraube nach ihr geworfen hatte. Weil er mit seinem ganzen Körper lachte. Weil er ihr angeboten hatte, bei ihr zu bleiben, als sie dem Ruin, der Entwürdigung und dem Gefängnis nah war. Aus diesen Gründen liebte sie ihn.

Er wird durch die Liebe geadelt, und das Gleiche gilt für mich, dachte Rachel in Erinnerung an das, was Derek ihr bei dem Picknick erzählt hatte. Unsere Liebe füreinander macht aus uns bessere Menschen.

Wahrscheinlich würde sie Derek niemals wiedersehen, aber sie war entschlossen, dass sie, wenn sie heute Nacht sterben musste, und sie war sicher, dass das passieren würde, zumindest tapfer sterben würde. Derek würde stolz auf sie sein.

Die Limousine hielt vor einem leeren Bürogebäude an. Rachel sah sich verzweifelt um, aber sie konnte keine Anzeichen von Leben erkennen - kein Licht in einem der Fenster des verlassenen Gebäudes, keine freundliche Kneipe an der Straßenecke. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein Kaufhaus. Das Nachbargebäude befand sich noch im Bau. Diese Gegend war tagsüber voller Leute, aber abends wie ausgestorben, und Rachels letzte Hoffnung schwand dahin. Sie hatte darauf gezählt, dass hier Leute wären - Leute, die aus Restaurants kamen oder noch spät mit ihren Hunden Gassi gingen. Ein Polizist auf Patrouille oder ein Streifenwagen auf der Straße. Aber der Bürgersteig war menschenleer. Das Gebäude war nicht nur leer, sondern es hing auch ein riesiges »Zu verkaufen«-Schild an der Vorderseite. Der Fahrer öffnete die Tür. Rachel war angespannt und bereit, hinaus zuspringen und um ihr Leben zu rennen.

Als hatte er ihre Gedanken gelesen, legte Zanus seine Hand auf ihren Arm und bohrte ihr seine Finger ins Fleisch.

»Du tust mir weh«, schrie sie.

»Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen«, sagte er barsch und schubste sie aus der Tür.

Er blieb stehen, um mit dem Fahrer zu reden. »Fahren Sie zum Hauptstützpunkt zurück. Sagen Sie allen, dass sie sich bereithalten sollen.«

Der Fahrer nickte, stieg wieder ein und fuhr davon.

Die Hand wie einen Schraubstock um ihren Arm gelegt, schob Zanus Rachel vorwärts auf den Haupteingang des leeren Gebäudes zu. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und schob Rachel hinein.

Es war stockdunkel. Er machte eine Taschenlampe an und schubste Rachel zu den Aufzügen. Sie sagte kein Wort, und er sprach auch nicht mit ihr. Sie versuchte verzweifelt, über eine Möglichkeit nachzudenken, wie sie entkommen könnte, aber es schien für sie keinen Ausweg zu geben.

Sie gab sich keinen Illusionen hin. Wenn sie erst mal getan hatte, was er von ihr verlangte, würde er sie töten. Er konnte sie gar nicht am Leben lassen. Sie begann, vor Angst zu zittern. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Blut pochte in ihren Ohren. Aber sie weigerte sich, vor Zanus zusammenzubrechen. Ihm würde sie ihre Angst nicht zeigen. Sie war entschlossen, bis zum bitteren Ende zu kämpfen.

Der Aufzug kam im sechsten Stock zum Stehen. Zanus stieg aus und zog Rachel hinter sich her. Als sie die leeren und dunklen Gänge entlanggingen, wurde Rachel auf einmal klar, dass sie nicht nur Angst hatte, sondern auch furchtbar wütend auf ihn war. Sie war wütend auf ihn, weil er sie betrogen hatte. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie auf seine Lügen, seinen Reichtum und seinen Charme hereingefallen war. Er hatte sie verführt und betrogen.

Ihre ganze Wut richtete sich gegen Zanus. Er hatte zweifellos schon vor längerer Zeit geplant, sie zu benutzen. Sie hatte sich hinters Licht führen lassen, das stimmte, aber er hatte sie sich gezielt ausgesucht.

Er wusste eine Menge über sie. Er kannte ihre Fehler und wusste genau, wie er damit umzugehen hatte. Sie war der Versuchung erlegen, das stimmte. Sie hatte es zugelassen, dass er sie mit Visionen von Reichtum und Unabhängigkeit verführte. Sie musste zugeben, dass sie ihre Strafe verdient hatte.

Sie empfand einen Anflug von Stolz.

Er hatte keine Macht mehr über sie. Er konnte sie nicht länger mit Geld und einem Brillantarmband ködern. Jetzt war sie wieder sie selbst, und sie würde ihn bis zum bitteren Ende bekämpfen.

Sie entschied, dass sie diese Deals heute Nacht nicht abwickeln würde. Sie würde ertragen, was auch immer er geplant hatte, ihr anzutun. Bis zu ihrem letzten Atemzug würde sie ihm die Stirn bieten.

Rachel hatte den Gedanken aufgegeben, dass Derek oder irgendwer sonst ihr zu Hilfe kommen würde. Derek hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie war, und sie hatte keine Chance, ihn zu erreichen. In diesem Gebäude befand sich außer ihnen beiden nicht eine einzige Person. Keine Reinigungsmannschaft. Kein Nachtwächter. Niemand, der sie hören konnte, wenn sie um Hilfe schrie.

Sie musste ihre Rettung selbst in die Hand nehmen.

Zanus schloss die Tür zu einem Büro auf und schubste Rachel hinein. Er schaltete ein Licht an, das nicht mehr war als eine nackte Birne in einer Fassung. Das Büro war völlig frei von Bequemlichkeiten. Die Wände waren leer. Es gab kaum Möbel - nur einen Schreibtisch, einen Globex-Computer, ein Telefon, ein Headset und einige Stühle. Papier und Stifte waren überall auf dem Schreibtisch verteilt, und es standen einige leere Kaffeetassen und ein Aschenbecher voller Zigarettenstummel darauf.

Eine zweite Tür gehörte vermutlich zu einem Wandschrank. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge und Rollladen, sodass niemand das Licht in dem als leerstehend geltenden Gebäude sehen würde.

Rachel blickte sich um, entdeckte aber nichts, was sie als Waffe benutzen konnte, nicht einmal einen Briefbeschwerer. Zanus war ein großer Typ, muskulös und stark. Sie bezweifelte, dass sie ihn mit einem Tacker totschlagen könnte.

Zanus stieß sie auf den Stuhl vor dem Computer.

»Die europäischen Märkte sind jetzt geöffnet. Du wirst nun zu Ende bringen, was wir angefangen haben. Treibe den Euro weiter in die Höhe, bis ich dir sage, dass du aufhören sollst.«

Rachel stellte ihre Tasche mit Sampson darin auf dem Boden unterhalb des Schreibtisches ganz nah an ihren Füßen ab.

»Ich werde tun, was du von mir verlangst«, sagte sie und schluchzte ein wenig, als gäbe sie sich geschlagen. »Nur ... nur gib mir einen Augenblick, um mich zurechtzufinden. Ich bin an die Computer an der Merc gewöhnt. Der hier ist anders.«

Sie betrachtete das Telefon. Vielleicht fand sie irgendwas, womit sie Zanus ablenken konnte, sodass sie die Polizei rufen konnte.

Zanus zog den Mantel aus, den er trug, und öffnete die Schranktür, um ihn aufzuhängen. Rachel haute in die Tasten und loggte sich ein, schaffte es aber, einen Blick in den Wandschrank zu werfen. Als Zanus nach einem Bügel griff, entdeckte Rachel einen Golfsack voller Golfschläger.

Sie hätte beinahe laut losgelacht. Der Golfsack sah in diesem heimlichen Büro, das nur für illegale Transaktionen eingerichtet worden war, so lächerlich und deplatziert aus. Aber natürlich spielte Zanus Golf. Heutzutage wurden mehr Geschäfte auf dem Golfplatz abgeschlossen als in modern eingerichteten Büroräumen. Rachel fragte sich plötzlich, wie viele krumme Dinger Zanus und seine Kumpel wohl schon gedreht hatten. Allem Anschein nach viele, sonst könnte er den Lebensstil, an den er gewöhnt war, nicht aufrechter-halten.

Er lehnte die Tür an, und warf Rachel einen bösen Blick zu. »Was dauert denn da so lange?«

»Das habe ich dir doch gesagt«, sagte sie mit zitternder Stimme.

»Ich bin dieses System nicht gewohnt. Und ... und du hilfst mir überhaupt nicht. Du machst mir Angst.«

»Ich glaube nicht, dass du Angst hast«, sagte er. »Ich glaube, dass du versuchst, mich hinzuhalten.«

Ein 9er-Eisen wäre eine gute Waffe, dachte Rachel, während sie auf die Tasten haute. Wenn sie ihn nur lange genug ablenken könnte, um an seine Golfschläger zu kommen, wäre sie vielleicht in der Lage, ihn niederzuschlagen.

»Verdammt, es ist stickig hier drin«, murmelte Zanus. Er löste seine Krawatte. »Und heiß.«

Er war ganz rot im Gesicht und schwitzte. Rachel hatte die Hitze nicht sonderlich gespürt, aber das lag an der Angst. In einem Moment war ihr kalt, und im nächsten fühlte sie sich, als hätte sie Fieber. Jetzt, wo er darüber sprach, bemerkte sie auch, dass es sehr heiß war. Ein Gebläse blies heiße Luft in den Raum. Zanus ging hinüber, um auf den Thermostat zu schauen.

»Irgendein Idiot hat es angelassen!«, sagte er. Er schaltete es aus.

»Mach doch ein Fenster auf«, schlug Rachel vor. »Damit du um Hilfe rufen kannst?« Er schnaubte. »Lieber nicht.«

. Vielleicht macht ihn der Gedanke nervös, dass man ihn schnappen könnte, dachte sie. Der Körper verrät den Geist immer.

Als würde er ihre Gedanken lesen, murmelte er mit leiser Stimme:

»Ich hasse diesen schwachen Körper. Ich verabscheue es, menschlich zu sein.«

Er ging hinüber und riss die Tür auf. Kalte Luft wehte in den Raum.

»Du bist kein Mensch«, konterte Rachel. »Du bist ein Monster.«

»Halt den Mund, und mach weiter«, sagte er ihr.

Die ganze Zeit hatte sie auf die Tasten gehauen, um es so aussehen zu lassen, als wäre sie damit beschäftigt, sich einzuloggen. Allerdings war Rachel längst eingeloggt. Sie versuchte, seinen Account zu sperren. Sie musste nur die richtige Datei finden.

Rachel beugte sich zu ihrer Handtasche hinunter und öffnete sie, um die Papiere aus ihrem Apartment herauszuholen. Bevor sie ihn aufhalten konnte, sprang Sampson aus der

Tasche, flitzte quer durch den Raum und rannte direkt auf die offene Tür zu.

Rachels Herz schlug ihr bis zum Hals. Wenn Zanus die Katze entdeckte, würde er sie umbringen, daran gab es nicht den geringsten Zweifel.

Rachel ließ ein Blatt fallen und hustete laut, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

»Also, was ist los?«, fragte Zanus, während er sie ansah und seinen Blick von der Tür abwandte.

»Ich habe einen ganz trockenen Hals. Kann ich bitte ein bisschen Wasser haben?«, fragte sie mit heiserer Stimme.

»Du verschwendest deine Zeit.« Zanus lehnte sich über den Schreibtisch und schlug ihr mit der flachen Hand mitten ins Gesicht.

»Mach dich wieder an die Arbeit.«

Rachel schrie auf, mehr vor Schock als vor Schmerzen. Ihre Wange brannte von dem Schlag, und sie schmeckte Blut. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Sampson durch die Tür schoss und in der Dunkelheit verschwand.

Rachel machte sich wieder an die Arbeit. Wegen des Schlages zitterte sie. Ohne Sampson fühlte sie sich plötzlich vollkommen allein. Beim Anblick von Zanus war er wahrscheinlich in Panik geraten. Schließlich hatte der Mann ihn beinahe umgebracht.

Sampson hatte die erste Gelegenheit genutzt, um zu fliehen. Rachel konnte ihm das nicht übel nehmen.

Aber jetzt war sie wirklich allein.

Das Taxi schien durch den Verkehr zu kriechen, und Derek verfluchte den Verkehr. Alle Ampeln waren rot, und an der einen, die grün war, musste der Fahrer anhalten, um den Fußgänger, der dachte, er würde es noch schaffen, nicht anzufahren.

»Regen«, sagte der Fahrer kopfschüttelnd. »Er macht die Leute konfus.«

Endlich fuhr der Taxifahrer vor dem Gebäude vor.

»Sind Sie sicher, dass es hier ist?«, fragte er, während er auf das dunkle und verlassene Bürogebäude starrte. Er drehte sich um und schaute Derek an. »Das ist die Adresse, die Sie mir gegeben haben.

Wollen Sie hier rausgelassen werden?«

»Das ist in Ordnung.« Derek nahm einen Geldschein aus der Tasche, alles, was er hatte, und gab ihn dem Typen. Dann riss er die Tür auf und sprang hinaus. »Stimmt so«, sagte er.

»Hey, danke, Mann!«, sagte der Taxifahrer. Er steckte den knisternden Hundertdollarschein in seine Tasche und sagte staunend zu sich selbst: »Ein guter Engel muss mich heute Abend geleitet haben ...«

Derek rannte zur Tür. Er rüttelte an der Klinke und hätte sich beinahe den Arm aus dem Gelenk gerissen. Die Tür war abgeschlossen. Er schaute sich das Glas der Tür an und überlegte, ob er einbrechen konnte, aber es war schweres Sicherheitsglas in einem Metallrahmen.

Derek sah an dem Gebäude hoch, und Zweifel machten sich in ihm breit. War das tatsächlich der richtige Ort? Es war dunkel, verlassen.

Kein Licht. Kein Anzeichen von Leben.

Er blickte die leere Straße rauf und runter. Vielleicht hatte William ihn absichtlich zu einer falschen Adresse geschickt. Wie konnte er nach allem, was passiert war, wissen, dass er William trauen konnte?

Vielleicht steckte William mit Michael unter einer Decke!

Seine Zweifel zerrten an ihm wie die scharfen Krallen eines Dämons. Er stand vor der verschlossenen Tür und war der Verzweiflung nahe. Er überlegte, ob er Zeit verschwenden sollte, um zu versuchen, die Tür aufzubrechen, oder ob er zu William gehen und ihn zur Rede stellen sollte.

»Vertrauen, habe Vertrauen ...«, hörte er Williams Worte. Aber das war Dereks Problem. Er hatte das Vertrauen verloren, und jetzt tappte er hier in der Nacht herum, um es wiederzufinden. Er wollte William gerne vertrauen. Noch wichtiger, er wollte Gott vertrauen.

Er wollte gerne glauben, dass Er einen Grund gehabt hatte, ihn hierherzubringen.

Derek dachte an William und an alles, was der für ihn getan hatte.

Er dachte an das, was William ihm gesagt hatte, wie Michael Derek ganz bewusst ausgewählt hatte, weil er rebellisch war, weil er wütend war und weil er in gar nichts Vertrauen hatte. Michael hatte auf Dereks Zweifel gesetzt, darauf, dass diese Zweifel ihn zerstören würden. Und hier war Derek und tat genau das, was die dunklen Mächte von ihm erwarteten - er zweifelte an William und er zweifelte am Himmel.

Was aber, wenn der Himmel die ganze Zeit gewusst hatte, was hier vor sich ging?

William hatte ihn hierhergeschickt. Und er glaubte an William. Er glaubte daran, dass Gott ihm seine Chance gegeben hatte, die Dinge richtigzustellen.

»Hilf mir nur, einen Weg hinein zu finden«, betete Derek. »Den Rest mache ich schon.«

Und plötzlich erschien ein orangefarbenes Gesicht mit großen grünen Augen an der Tür.

»Sampson!«, rief Derek. Ausgerechnet jetzt, er hätte den Cherub umarmen können.

Die Katze stellte sich auf ihre Hinterbeine und fing an, mit ihren Pfoten wie verrückt von innen gegen die Tür zu schlagen.

»Gebieter! Rachel ist in Gefahr! Sie müssen ihr helfen!« Die Worte des Cherubs explodierten fast in Dereks Kopf. Da die Katze jetzt sicher sein konnte, dass sie Dereks Aufmerksamkeit hatte, schoss sie los, um Derek zu zeigen, wo es langging.

»Wie komme ich da rein?«, schrie Derek.

Sampson kam zurück. Er blickte Derek durch das Glas an und neigte seinen Kopf dann nach links, was Dereks rechte Seite war.

»Ich werde versuchen, es Ihnen zu zeigen, Sir. Worauf warten Sie noch? Kommen Sie hier entlang. Beeilen Sie sich!« Sampson schoss wieder davon.

Derek rannte die Stufen wieder hinunter und eilte am Gebäude entlang.

Und da war ein Büro mit einer zerbrochenen Fensterscheibe.

Derek wickelte die Jacke um seine Hand, schlug das restliche Glas heraus und hievte sich hinein.

Sampson war schon da, um ihn zu empfangen.

»Sie haben sich aber ziemlich lange Zeit gelassen, Sir!« Die Katze fauchte ihn an. Sampson sprang um Dereks Füße herum, sodass er beinahe über sie gestolpert wäre. »Er hat sie geschlagen, Gebieter! Ich habe große Lust, ihm den Hals umzudrehen, aber zuerst musste ich Sie finden.«

»Ist Rachel okay?«, fragte Derek besorgt.

»Sie ist robust, Derek. Sie wird ihm die Stirn bieten. Das weiß ich.

Und dann wird er sie umbringen. Wir müssen uns beeilen. Hier entlang, Sir. Nicht mit dem Aufzug fahren, das könnte er hören.

Kommen Sie über die Treppe.«

»Warte einen Moment«, rief Derek der Katze hinterher, die schon wieder vorgeprescht war. »Ich kann überhaupt nichts sehen. Es ist stockdunkel hier drinnen.«

»Entschuldige bitte, Sir, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt, mich für alles verantwortlich zu machen«, sagte Sampson wütend.

»Sie könnten das ganze Gebäude in helles Licht tauchen, wenn Sie nur wollten. Machen Sie doch Gebrauch von Ihren Kräften, Gebieter.«

»Das kann ich nicht«, sagte Derek. »Ich habe sie verloren. Ich bin jetzt ein ganz gewöhnlicher Mensch. Sterblich. Und ich kann die Nase in meinem Gesicht nicht sehen.«

»Aber Sie sind doch immer noch entschlossen, Zanus aufzuhalten, oder?«, fragte Sampson.

»Was denkst du denn?«, sagte Derek finster. »Du gehst weiter.

Führe mich. Ich kann deine Krallen auf dem Boden hören. Ich werde dir folgen.«

»Ich werde Ihre Blindenkatze sein«, sagte Sampson und ging los.

»Vertrauen Sie mir, Sir.«

Vertrauen in einen Würfel spielenden Engel. Vertrauen in einen grünäugigen, orangefarbenen Fell-Cherub. Vertrauen in sich selbst -

in einen wütenden, rebellischen Engel.

Derek lächelte, als er Sampson durch die Dunkelheit folgte, die ihm auf einmal gar nicht mehr so dunkel vorkam.