Prolog

Ganz plötzlich war es da.

Ein ungutes Gefühl.

Er konnte es nicht deuten. Fadenscheinig, undurchsichtig, wie ein Schleier durch den man hindurchblicken, aber das Wesentliche doch nicht erkennen konnte. Es war nichts Greif- oder Sichtbares, dennoch spürte Georg Blumenfeld es mit jedem Teil seines Körpers. Es war wieder hier. Dieses unsichtbare Ding, das ihm schon seit Tagen, wenn nicht sogar schon viel länger, auf Schritt und Tritt verfolgte und nur noch darauf wartete, wieder aus heiterem Himmel zuzuschlagen. Und es hatte ihn in den letzten Tagen schon mehrfach ins Trudeln gebracht. Es waren Bruchteile von Sekunden, die zu einer halben Ewigkeit wurden, wenn der Verstand urplötzlich seine ganze Aufmerksamkeit nur noch auf das richtete, was ihn da aus der Bahn werfen wollte. Es war unheimlich – nein, es war nahezu gespenstisch.

Da waren diese Schatten, die sich wie schwarzer Rauch auf seine Seele legten und ihm langsam die Luft zum Atmen nahmen. In dieser düsteren Wolke sah er eine finstere Gestalt, fühlte die Gefahr, die sich ihm unaufhaltsam näherte, und hörte immer wieder diese Schritte. Das unsichtbare Ding war hinter ihm her. Und über allem lag diese Stimme. Es war eine vertraute Stimme, die ihn schulmeisterte, mahnte, dirigierte und immer wieder vor dem Hier und Jetzt warnte. Er hatte keine Ahnung, wer oder was sich dahinter verbarg. Und bis jetzt fühlte es sich noch zu unwirklich an, als dass er diesem seltsamen Phänomen mehr Beachtung als nötig schenken wollte. Er versuchte diese Bilder, diese wirren Gedanken, dieses quälende Gefühl so gut es ging zu ignorieren und wollte es mit aller Gewalt unter der Rubrik „vollkommen belanglos“ ablegen.

Doch gerade in dem Augenblick, als er diesen merkwürdigen Gegenstand in Marias Schreibtisch entdeckte, war es, als hätte jemand genau diese Schublade aus ihrem Fach herausgerissen und den gesammelten Inhalt vor ihm ausgeschüttet. Etwas hatte sich in Gang gesetzt, das sich nicht mehr aufhalten ließ. Er wollte genauer hinsehen, vielleicht sogar der Wahrheit ins Auge blicken. Doch bevor er in seinem Inneren die Wahrheit sichten konnte, kam dieser Sturm und brachte alles durcheinander.

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