Vorwort zu »Die Musik des Erich Zann« (The Music of Erich Zann)
Lovecraft war nie in Paris. Tatsächlich war er überhaupt nie in Europa: Sein schmaler Geldbeutel hat eine solche Reise, die er sich ein Leben lang vergeblich gewünscht hat, unmöglich gemacht. Aber er hat von den Metropolen Europas geträumt, und gelesen, was er darüber finden konnte. Etwa im Dezember 1921 versucht er sich an einer Evokation von Paris (freilich wird der Name der Stadt nicht genannt): ›The Music of Erich Zann‹. Zugleich ist dies seine bemerkenswerteste Geschichte über die Macht der Musik. Lovecraft, der als Junge Geigenstunden genommen hatte, konnte auch etwas Klavier spielen und besaß eine gute Gesangsstimme (Tenor). Als 11-Jähriger spielte er in der Blackstone Military Band »Zobo«, eine Art Mischung aus Mundharmonika und Mirliton. Seine musikalischen Freunde schätzten ihn dabei wegen seines präzisen Rhythmusgefühls. Zumindest einmal (September 1920) hat er auch öffentlich auf einer Tagung ein Lied vorgetragen, wie man ihn sich in seinem Auftreten überhaupt nicht »verklemmt« vorstellen darf. Was er von dem alten Deutschen Erich Zann imaginiert, ist aber eine ganz andere Musik, eine ins Irdische hereingeholte Musik der Sphären (die zu hören nach alter Überzeugung Wahnsinn und Tod bedeutet).
Der Leser wüsste wahrlich gerne, was jene verlorenen Blätter Zanns zu offenbaren gehabt hätten ... Der Name Rue d’Auseil ist vielleicht symbolisch (von au seuil, also »Straße der Schwelle, des Übergangs«). Dies ist einer der letzten Texte Lovecrafts, die erzähltechnisch noch stark an Poe orientiert sind.
Die Geschichte erschien in The National Amateur 44, Nr. 4, März 1922, und drei Jahre später in Weird Tales, Mai 1925.