Die große Schwingtür aus massivem Mahagoni schwang fast unmerklich auf. Ein kleiner Mann mit grauem, schütterem Haar und aufmerksamen, gütigen hellblauen Augen, betrat den Raum. Sein lebendiger, wacher Blick stand in krassem Gegensatz zu seinem Körper, der ausgezehrt und gebeugt war. Er war nicht größer als eins fünfundsechzig, aber er strahlte eine warme Präsenz aus, die nicht zu übersehen war.
In seinen Händen trug er ein Tablett mit frischem Gebäck und einer Tasse Tee. Leise betrat er den großen Raum und ging ruhig auf den Schreibtisch zu, hinter dem sich eine massige Gestalt über ein Buch beugte.
»Ich danke dir, Aluinn!«
Der alte kleine Mann verneigte sich und verließ mit einem zufriedenen Lächeln rückwärts das Zimmer. Es machte ihn glücklich, seinem Herrn jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
In der Küche griff Aluinn nach der Zeitung. Aufmerksam suchte er nach Anlässen, die seinen Herrn dazu bewegen könnten, wenigstens ab und zu das Haus zu verlassen. Viel zu lange war er schon allein, dazu verflucht, es bis an sein Lebensende zu bleiben; eine lange Zeit für jemanden, der unsterblich war.
Die Aufführung von »Nabucco«, inszeniert von der Mailänder Scala, gastierte in Dresden. Das wäre doch eine vortreffliche Abwechslung. Sein Herr liebte klassische Musik und ganz besonders Verdi.
Aluinn griff nach dem Telefonhörer und ließ eine Loge reservieren.