III.
Hotel Algonquin
und Vicious Circle
Wenn man vom Broadway aus die 44. Straße in Richtung 5th Avenue entlangläuft, passiert man nach ein paar hundert Metern das Hotel Algonquin. Benannt nach einem Indianerstamm, der einst hier lebte, liegt das wunderschöne Backsteingebäude im Herzen von Manhattan. Seine günstige Lage, nur einen Steinwurf entfernt vom Theaterdistrikt und diversen Zeitungsredaktionen, hat dazu geführt, dass es seit seiner Eröffnung 1902 bevorzugter Treffpunkt von Künstlern und Journalisten ist. Schon Mark Twain hatte die Annehmlichkeiten des Hotels genossen. Tritt der Besucher durch die große Schwingtür in die holzgetäfelte Lobby, ist er in einer anderen Welt. Lärm und Hektik bleiben draußen, die Unruhe der Stadt fällt ab. So ist das noch heute. Doch so ruhig war es hier nicht immer. Denn während der Zeit der Prohibition war das Algonquin Heimat eines weltberühmten Intellektuellenzirkels, vergleichbar mit der englischen Bloomsbury Group um Virginia und Leonard Woolf. Ebenso wie sein europäisches Pendant schufen seine Mitglieder Werke von Weltruhm, ohne darüber das Leben zu vergessen. Genau wie ihre europäischen Schwestern und Brüder im Geiste lebten sie dabei weit über ihre Verhältnisse, waren dem Alkohol nicht abgeneigt und legten ein Benehmen an den Tag, das nicht nur vor mehr als 90 Jahren als schockierend galt. Dem Algonquin aber bescherte die Gruppe, die sich täglich hier zum Lunch traf, einen legendären Ruf und machte aus dem Hotel ein literarisches Denkmal New Yorks: »Der Algonquin Round Table kam zum Algonquin auf die gleiche Weise wie ein Blitz in einen Baum einschlägt, durch Zufall und gegenseitige Anziehungskraft«, schrieb die Tochter des damaligen Hotelmanagers Frank Case.109
Der Beginn der regelmäßigen Mittagessen datiert zurück auf einen Junitag im Jahr 1919. Die Presseagenten Murdock Pemperton und John Peter Toohey wollen die Rückkehr des Theaterkritikers der New York Times Alexander Woollcott aus dem Krieg feiern und laden dazu Freunde und Kollegen zum Mittagessen ins Algonquin ein. Das Hotel besitzt eine ausgezeichnete Patisserie und Woollcott ist ein stadtbekanntes Schleckermäulchen. Auch Dorothy Parker erhält als Theaterkritikerin der Vanity Fair eine Einladung, obwohl sie Woollcott nicht persönlich kennt. Selbstredend erscheint sie in Begleitung von Mr. Benchley und Mr. Sherwood. Beim Betreten des Algonquin entdecken sie überall große Willkommensbanner, auf denen der Name Woollcott in allen nur erdenklichen Möglichkeiten falsch geschrieben ist. Ein Affront für den eitlen Woollcott, der, aus ärmlichsten Verhältnissen stammend, der einflussreichste Theaterkritiker New Yorks ist. Seine Kritiken sind so gefürchtet, dass das Shubert Theater ihm sogar Hausverbot erteilt. Doch die New York Times verzichtet lieber auf eine ihrer größten Einnahmequellen als auf ihren Kritiker und verweigert dem Theater daraufhin sämtliche Annoncen für seine Stücke. Wenn Woollcott ein Stück verreißt, dann gründlich. Der Schauspieler Noel Coward verglich ihn mit einer eingesperrten Kobra, ein Kollege schlägt ihn gar von hinten nieder. Wenn er jedoch von einem Schauspieler überzeugt ist, schreibt er ihn zum Star. Charlie Chaplin, Spencer Tracy oder Orson Welles überschüttet er mit Lobeshymnen, und auch die Marx Brothers verdanken ihm ihren Weltruhm, was sich in einer tiefen Freundschaft zu Harpo Marx widerspiegelt: »Für Woollcott war Woollcott die Achse, um die die Welt sich drehte. Wenn er nicht die Hauptattraktion war, fühlte er sich elend, und wenn er sich elend fühlte, kriegte jemand eine aufs Dach. Er war Meister in der Kunst der Beleidigung und Beschimpfung; mit einem Streich, mit einem Satz, einem Wort konnte er seine Opfer niederstrecken. Viele wurden zu lebenslangen Feinden. Andere, wie ich, wurden zu lebenslangen Freunden.«110 Diese pflegt Woollcott mit einem herzlichen: »Hallo Widerwärtiger« zu begrüßen. Für mehr als ein Jahrzehnt bestimmt Aleck Woollcott die öffentliche Meinung im Kulturbetrieb der Vereinigten Staaten: »Wenn Woollcott begeistert war, mussten bei Gott alle anderen auch begeistert sein. ›Alle anderen‹ – das konnte sein engerer Freundeskreis sein (als er Krocket ›entdeckte‹), New York City (als er die Marx Brothers ›entdeckte‹) oder die ganze Welt (als er Japan ›entdeckte‹), (…), die Stücke von Thornton Wilder (…), Blindenhunde und Walt Disneys ›Drei kleine Schweinchen‹.«111 Der exzentrische Woollcott fühlt sich als oberster Geschmacksrichter, obwohl sein eigener Geschmack laut Dorothy mehr als außergewöhnlich ist: »Ich erinnere mich Woollcott sagen zu hören, dass Proust lesen so sei, als ob man sich ins schmutzige Badewasser von jemand anderem lege.«112 Groß und massig von Gestalt, liebt er Auftritte in Operncapes mit purpurner Bordüre, fettes Essen, Sahnetorten und 40 Tassen Kaffee am Tag. »Alles, was ich mag, ist entweder unmoralisch, illegal oder es macht fett«, ist einer seiner Lieblingssätze.113 Der 250 Pfund schwere Woollcott ist bevorzugte Zielscheibe des Spottes seiner Freunde, was er entweder mit einem Gegenwitz beantwortet oder dadurch, dass er einen lautstarken Streit vom Zaun bricht. Als junger Mann war er an Mumps erkrankt und als Folgeerscheinung der Krankheit impotent geworden. Nun lebt er als Junggeselle mit einer für seine Freunde durchaus mysteriösen Sexualität. Latent homosexuell, pflegt er enge Beziehungen zu beiderlei Geschlechtern: »Er hat, grob geschätzt, so zwischen 700 und 800 enge Freunde, mit denen er ausschließlich in Form von Beleidigungen verkehrt. Es ist allerdings noch lange kein Zeichen von Zuneigung, wenn er dich ein- oder zweimal beleidigt; erst wenn er dich andauernd schwach anredet, dann weißt du, du gehörst dazu«, beschreibt Dorothy die Lage.114 Doch bei all seiner Exzentrik ist Woollcott ein warmherziger Mensch, der für die Nöte seiner Freunde immer ein offenes Ohr hat. Er ist Philanthrop und unterstützt zahlreiche Einrichtungen. Zu seinen engen Freunden zählen auch Franklin und Eleanor Roosevelt, die er später mehrfach im Weißen Haus besucht. Denn seiner Ansicht nach führt die First Lady der Vereinigten Staaten die beste Theaterpension in ganz Washington. Es gibt nur eine Sache, die er absolut nicht ausstehen kann: wenn ihn jemand langweilt. Dann kann es durchaus vorkommen, dass er ein Gespräch mit den Worten beendet: »Entschuldigung, meine Füße sind gerade eingeschlafen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich dazugeselle?«115 In den 1930er Jahren wird Woollcott im Radio mit einer Literatursendung für Furore sorgen. Dabei hat er keinerlei Skrupel, seine eigenen Bücher so massiv zu bewerben, dass sie allesamt Bestseller werden. Seine Eitelkeit ist legendär. Als er beim Signieren einer Erstausgabe seines Buches Shouts and Murmurs mit den Worten: »Ach, was ist schon so selten wie eine erste Auflage von Woollcott?« aufseufzt, antwortet F.P.A. trocken: »Eine zweite Auflage.«116 Dorothy Parker und Alexander Woollcott werden mit den Jahren enge Freunde, und in seinem Buch While Rome Burns liefert Woollcott eine der besten Beschreibungen von ihr: »Das Verhalten, das Dorothy Parker in der Öffentlichkeit an den Tag legt, ist eines, das es darauf anlegt, die Unvorsichtigen zu verwirren und selbst die zu verunsichern, die nach dem unvergleichlichen Genuss ihrer Gesellschaft schier süchtig sind. Sehen Sie, sie ist eine ungewöhnliche Mischung aus der kleinen Nelly [aus Charles Dickens’ Roman Der Raritätenladen] und Lady Macbeth. Es ist nicht so sehr das allbekannte Phänomen von der Stahlhand im Samthandschuh, als vielmehr ein Spitzenärmel, in dessen Falten sich eine Giftflasche verbirgt. Von allen Menschen, die ich kenne, hat sie das liebenswürdigste und entwaffnendste Auftreten.«117
Bei ihrem ersten Treffen im Juni 1919 aber ist Dorothy sich absolut nicht sicher, ob sie diesen Woollcott nun mag oder nicht. Jede seiner Kriegserzählungen beginnt mit dem Satz: »Als ich im Theater des Krieges war …« Das langweilt sie entsetzlich, und so ist sie Arthur Samuels, dem Herausgeber von Harper’s Bazaar, durchaus dankbar, als er Woollcott mit den Worten: »Aleck, falls du im Theater des Krieges warst, dann war es in der letzten Reihe, ganz nahe am Ausgang«, unterbricht.118
Zum Kreis der eingeladenen Journalisten zählen auch zwei andere Kriegsheimkehrer, die mit Woollcott in Paris bei der Zeitschrift Stars und Stripes gearbeitet haben. Der eine ist F.P.A., den Dorothy nach ihrem literarischen Zusammenstoß nun persönlich kennenlernt. Auch er ist ein durchaus selbstbewusster junger Mann. So hatte er einmal die Schauspielerin Beatrice Kaufman gefragt, ob sie denn wisse, wessen Geburtstag heute sei. Als sie daraufhin fragend sagt: »Deiner?«, antwortet er: »Nein, aber du bist nah dran – Shakespeares.«119 Auch er veröffentlicht im Laufe seines Lebens mehr als 20 Bücher und wird einer der ersten Radiostars der USA. Dennoch lässt er im Algonquin anschreiben, wozu er im Auskunftsbogen in die Zeile, die nach seiner Position fragt, schreibt: »Horizontal.«120 Für Dorothys berufliche Karriere wird er einer der wichtigsten Kontakte.
Der andere Kriegsheimkehrer von Stars and Stripes ist Harold Ross, der zum Begründer einer der herausragendsten Zeitschriften des 20. Jahrhunderts wird: The New Yorker. Als Dorothy Ross zum ersten Mal begegnet, geht es ihr so wie allen anderen. Niemand traut dem linkisch wirkenden Ross eine derartige Leistung zu. Alles an ihm scheint zu groß, außer seine winzigen Augen. Zwischen seinen beiden Vorderzähnen klafft eine so große Zahnlücke, dass er auf die Frage nach einem Stück Zahnseide von Woollcott während des Krieges zur Antwort erhalten hatte: »Vergesst die Zahnseide, bringt ihm ein Seil.«121 Der Sohn irischer Einwanderer ist ein Vollblutjournalist, der mit 13 Jahren die Schule abgebrochen hat, um bei der Denver Post anzuheuern. Mit 25 Jahren schreibt er bereits für sieben verschiedene Zeitungen. Sein ehrgeiziges Ziel ist die Gründung eines ganz neuen Magazins: »Der New Yorker wird in Wort und Bild Spiegelbild des Großstadtlebens sein. (…) Er wird nicht das sein, was man gemeinhin hochintellektuell oder radikal nennt. Er wird das sein, was man gemeinhin sophisticated nennt. (…) Der New Yorker wird keine Zeitschrift für die nette alte Dame in Dubuque sein. Er wird sich nicht damit befassen, was sie über die Dinge denkt. Das ist nicht despektierlich gemeint, aber der New Yorker ist eine Zeitschrift, die für eine großstädtische Leserschaft herausgegeben wird.«122 Dorothy erscheint dies ein gewagtes Vorhaben, denn Ross selbst ist ihrer Ansicht nach weder kosmopolitisch noch sophisticated. Als sie ihn einmal mit in Tschechows Kirschgarten nimmt, hat er zu ihrem Erstaunen noch niemals etwas davon gehört: »Der war von Berufs wegen leicht durchgedreht; ich weiß aber nicht recht, ob er nicht doch was draufhatte. Er durfte sich jedenfalls einer sagenhaften Unkenntnis rühmen. Bei einem Manuskript von Mr. Benchley schrieb er neben den Namen ›Andromache‹ an den Rand: ›Wer is’n der?‹ – ›Lass die Finger davon‹, schrieb Mr. Benchley darunter.«123 Sie findet es hochgradig lächerlich, dass gerade dieser Mann die bedeutendste Zeitschrift der Stadt ins Leben rufen will. Ross und Woollcott verbindet eine leidenschaftliche Hassliebe, die immer wieder zu schweren Zerwürfnissen führt. So nennt Ross Woollcott einmal »eine fette Herzogin mit den Gefühlsregungen eines Fisches«.124 Dennoch teilen sie sich nach ihrer Rückkehr aus Europa ein Haus, das Schauplatz legendärer Feste ist, so lange, bis Ross Woollcott eines Tages unmissverständich auffordert, sich etwas Eigenes zu suchen. Ergebnis dieser Suche wird ein Apartment in der 52. Straße im East End sein. Als die Freunde überlegen, auf welchen Namen die neue Wohnung getauft werden soll, gehen die Vorschläge von »Das-kleine-Apartment-am-East-River-wo-es-schwierig-ist-ein-Taxi-zu-bekommen« bis zu »Wit’s End« (Dorothy Parker). Jeden Sonntag gibt es hier ein ausgiebiges Frühstück für die New Yorker Künstlerszene, serviert von Aleck Woollcott in Pyjamahose und Kimono. Trotz der komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen wird Woollcott einer der ersten Autoren des New Yorker und verhilft ihm mit seiner Kolumne »Shouts und Murmurs« zum Durchbruch. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, an Ross zu schreiben: »Ich finde deinen Slogan ›Freiheit oder Tod‹ großartig und wofür du dich auch entscheidest, es soll mir recht sein.«125
Zur illustren Schar der Gäste im Algonquin zählen an diesem Junitag im Jahr 1919 auch der Journalist Heywood Broun und seine Frau Ruth Hale. 1888 in Brooklyn als Sohn eines erfolgreichen englischen Geschäftsmannes geboren, hatte Broun in Harvard studiert und war während des Ersten Weltkrieges als Kriegsberichterstatter in Frankreich. Als leidenschaftlicher Hypochonder, der Angst vor Autos, Zügen, Fahrstühlen und tausend anderen Dingen hat, war ihm das nicht leicht gefallen. Während des Krieges sorgte er für großes Gelächter, als er, nachdem General Pershing angeordnet hatte, dass auch Korrespondeten in Uniform erscheinen müssten, sich in der Galerie Lafayette in Paris mit pinkfarbenen Reiterhosen, Filzhut und Waschbärmantel ausgestattet hatte. Als Pershing Broun, der immer wie ein Obdachloser herumlief, bei einer Truppeninspektion wie üblich zerzaust, ungewaschen, die Gamaschen bis auf die Knöchel herabgerutscht sieht, fragte er ihn entgeistert, ob er denn hingefallen sei. Allen, die ihn kennen, ist es ein Rätsel, wie Heywood Broun den Krieg überlebt hat. Seine Angewohnheit, wie ein Penner auszusehen, führt dazu, dass ihm eine freundliche Dame vor dem Algonquin einmal eine Münze in die Hand drückt. Obwohl er eigentlich Sportjournalist ist, kämpft Broun für den kleinen Mann. Er ist engagierter Gewerkschafter und Mitbegründer und erster Präsident der American Newspaper Guild. Den Einsatz für die Rechte seiner Kollegen bezahlt er zwar mit einem fulminanten Rausschmiss durch Verleger Ralph Pulitzer, doch bis heute verleiht seine Organisation, der inzwischen über 32 000 Journalisten und Zeitungsmacher angehören, jährlich den Heywood-Broun-Preis. Seine sozialistische Einstellung bringt ihn in Konflikt mit seinem konservativen Elternhaus, allen voran mit seiner Mutter, die seine Ansichten absolut nicht teilt. Darauf angesprochen, meint Heywood trocken: »Wenn die Revolution kommt, wird die Frage, was wir mit ihr machen sollen, ein großes Problem sein. Wir müssen sie entweder erschießen oder sie zum Volkskommissar ernennen. In der Zwischenzeit dinieren wir weiterhin miteinander.«126 Von 1921 an schreibt er die Kolumne »It Seems To Me« in der New York World, die zum Aushängeschild der Zeitung wird. Darin prangert er Todesstrafe, Rassendiskriminierung und Ausbeutung an. Er ist der festen Überzeugung, dass Journalisten die Welt ein Stück besser machen sollten. Dies beweist er nicht zuletzt im Fall der Scottsboro Boys, einem der großen politischen Skandale jener Zeit. 1931 werden neun junge Schwarze zwischen 13 und 20 Jahren von zwei weißen Frauen fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt. Dieser Fall, der international großes Aufsehen erregt, ist nicht nur einer der größten Justizskandale der USA, sondern gilt heute als Schlüsselereignis im Kampf gegen Rassendiskriminierung. Die Freilassung der Beschuldigten, die im Falle des letzten Angeklagten mehr als 19 Jahre auf sich warten lässt, erlebt Broun, der 1939 an einer Lungenentzündung stirbt, nicht mehr. Ihr Leben aber verdanken die Scottsboro Boys mutigen Journalisten wie Heywood Broun – und Dorothy Parker.
Berühmt ist Broun jedoch nicht nur als Ikone des amerikanischen Journalismus, sondern auch durch seine Ehe mit Ruth Hale. Immer wieder erzählt er von ihrer ersten Verabredung, einem Spaziergang durch den Central Park. Dabei war ihnen ein Eichhörnchen vor die Füße gelaufen, das um Futter bettelte. Nachdem Ruth sich mehrfach wortreich bei dem Tier dafür entschuldigt hatte, dass sie leider keine Erdnüsse dabei habe, meinte Heywood trocken: »Ich sag dir was. Ich geb ihm jetzt einen Nickel, dann kann es sich selbst welche kaufen.«127 Seit diesem Tag sind die beiden ein Paar. Ruth Hale ist ebenfalls Journalistin und eine der großen Frauenrechtlerinnen Amerikas. Sie kämpft für das Recht der Frau, nach der Hochzeit ihren eigenen Namen zu behalten. Mehrmals verweigern ihr die US-Behörden einen Reisepass unter ihrem Mädchennamen, doch Heywood Broun unterstützt seine Frau in ihrem Bestreben, nicht Mrs. Heywood Broun, sondern Miss Ruth Hale zu sein, voll und ganz. 1921 gründet Ruth Hale die Lucy Stone League, benannt nach der amerikanischen Frauenrechtlerin Lucy Stone, der es im 19. Jahrhundert gelungen war, ihren Mädchennamen trotz Heirat zu behalten. Zahlreiche Mitglieder des Algonquin Round Table gehören der Gruppe an und kämpfen mit Ruth Hale darum, einen Reisepass beantragen, sich im Hotel registrieren lassen, Bücher in einer Bücherei bestellen, Gehaltsschecks bekommen und ein Copyright auf den eigenen Namen eintragen lassen zu können. 1927 kann die Lucy Stone League das Copyright für Frauen unter ihrem eigenen Namen durchsetzen. Ruth Hale wird die erste verheiratete Frau sein, die in Manhattan unter ihrem Mädchennamen ein Apartment an der Upper West Side erwirbt. Ihr Anliegen, dass verheiratete amerikanische Frauen ihren Mädchennamen behalten dürfen, erfüllt sich jedoch erst 1972.
Das sind die Menschen, auf die Dorothy Parker, Robert Benchley und Robert Sherwood an jenem denkwürdigen Tag im Juni 1919 treffen. Obwohl sie einander teilweise fremd sind, müssen sich die Gäste bei diesem Lunch im Algonquin gut amüsiert haben. Denn schon an diesem Tag wird beschlossen, daraus eine feste Einrichtung zu machen.
Zunächst ist es nur ein kleiner Kreis, der sich an einem der langen Tische im Pergola Room im Hotel trifft. Ein Kreis, der billige Gerichte wie Rührei oder Vorspeisen bestellt und sich vor allem am kostenlosen Brot sattisst, ohne einen Blick in die exklusive Speisekarte des Restaurants zu werfen. Rasch jedoch wird die Gruppe größer. Harold Ross bringt seine Frau Jane Grant mit, die er in Paris kennengelernt hat, wo sie zur Truppenunterhaltung stationert war. Ursprünglich Sängerin und Tänzerin, wird Jane Grant in den 1920er Jahren der erste weibliche Lokalreporter der New York Times. Die überzeugte Feministin ist eine der Mitbegründerinnen der Lucy Stone League und bleibt bis zu ihrem Tod 1972 eine der führenden Feministinnen der USA. Sie hat entscheidenden Anteil an der Gründung des New Yorker, was sich nach ihrer Scheidung 1928 durch ihre Anteile am New Yorker in barer Münze niederschlägt, obwohl sie auf sämtliche Unterhaltszahlungen verzichtet.
Neu hinzu kommt auch der Journalist, Dramatiker und Schriftsteller Marc Connelly, das ruhigste Mitglied der Runde. Er wird alle seine Freunde überleben und zum Chronisten des Round Table werden: »Wir mochten einander einfach sehr gern, und so trafen wir uns zum Lunch und verbrachten den ganzen Tag zusammen, um zum Schluss bei irgendwem zu Abend zu essen und irgendwelche Gesellschaftsspiele zu spielen oder wieder ins Hotel zurückzukehren auf eine Runde Poker.«128 Noch mit 90 Jahren konnte man Connelly regelmäßig in der Lobby des Algonquin antreffen. Er schreibt mehrere höchst erfolgreiche Theaterstücke und erhält 1930 den Pulitzerpreis für sein Stück »Die grünen Weiden«, in dem das Alte Testament aus der Sicht eines schwarzen Mädchens aus den Südstaaten interpretiert wird. Das Stück ist ein Meilenstein der amerikanischen Literatur und führt am 26. Februar 1930 im Mansfield Theater zur ersten afro-amerikanisch besetzten Broadwayshow. In den kommenden Jahren wird er für einen Oscar, einen Emmy und als Schauspieler sogar für den Tony Award nominiert. All dieser Erfolge zum Trotz ist er völlig ehrgeizlos, was einen Freund, nachdem posthum eine neue Geschichte von Charles Dickens entdeckt worden war, zu dem Ausspruch verführt: »Dickens tot schreibt mehr als ein lebender Connelly.«129 Connelly heiratet später den Stummfilmstar Madeline Hurlock, die ihn jedoch für Robert Sherwood verlassen wird. Obwohl Sherwood mit vier Pulitzerpreisen, einer Oscarnominierung sowie einem Oscar für das beste Drehbuch 1946 auch noch wesentlich erfolgreicher ist als Connelly, bleiben sie Freunde.
Was den Erfolg anbelangt, kann auch ein anderes Mitglied der Runde nicht klagen: George S. Kaufman, der in der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts zum Inbegriff der amerikanischen Bühnenunterhaltung wird. Als Autor, Produzent und Regisseur ist er der ungekrönte König des Broadways. Meist schreibt er gemeinsam mit einem Kollegen vom Round Table. Die Musik zu seinen Stücken steuern Größen wie Irving Berlin und George Gershwin bei. Sein erstes Theaterstück »Someone in the House« war 1918 allerdings so ein Flop, dass er angesichts einer Grippeepidemie in New York auf die Plakate drucken ließ: »Schützen Sie sich vor der Grippe. Vermeiden Sie Menschenmassen. Besuchen Sie ›Someone in the House‹.«130 Doch mit den Jahren stellt sich der Erfolg ein. Er verfasst zahlreiche Bühnenshows für die Marx Brothers, verfolgt die Aufführungen jedoch stets mit einem weinenden Auge, da die Brüder sich nie ans Drehbuch halten. Einmal beendet er im Theater ein Gespräch mit Heywood Broun abrupt mit den Worten: »Entschuldigung, ich muss mal zur Bühne. Ich glaube, ich habe dort gerade einen meiner Sätze gehört.«131 1931 und 1936 gewinnt er einen Pulitzerpreis und 1951 einen Tony Award als bester Regisseur. Fernsehen und Radio tragen verstärkt zu seiner Popularität bei. Noch heute wird jeden Tag irgendwo in Amerika ein Stück von Kaufman aufgeführt. So pointenreich und witzig seine Stücke sind, so schüchtern und nervös ist Kaufman selbst. Seinen Posten als Theaterkritiker bei der New York Times behält er auch nach seinen Broadwayerfolgen bei, in ständiger Angst vor einem Flop. Dabei ist er selbst einer der gefürchtetsten Theaterkritiker, berühmt für seine gnadenlosen Verrisse. So schreibt er über eine Komödie: »Hinten im Theater wurde gelacht, ich glaube, dort hat jemand Witze erzählt.«132 Er nimmt seine Aufgabe als Journalist sehr ernst, ist absolut unbestechlich. Als ihn der Agent einer Schauspielerin anspricht, was er denn tun müsse, um den Namen seiner Klientin in die Times zu bringen, antwortet Kaufman ungerührt: »Erschießen Sie sie.«133 Ebenso wie Dorothy Parker ist George S. Kaufman eingefleischter New Yorker: »Ich möchte niemals irgendwo hingehen, von wo aus ich nicht bis spätestens Mitternacht zum Broadway und in die 44. Straße zurückkommmen kann«, pflegt er zu sagen.134 Zu den Treffen ins Algonquin wird er manchmal von seiner Frau Beatrice Kaufman begleitet, die sich einen Namen als Herausgeberin von T.S. Eliot, Djuna Barnes, William Faulkner, E.E. Cummings, John Steinbeck und Eugene O’Neill macht.
Nicht weniger erfolgreich als Kaufman wird Edna Ferber, das fleißigste Mitglied der Runde. Die Tochter ungarischer Einwanderer aus Michigan erscheint nur sonntags zum Lunch, den Rest der Woche verbringt sie allein mit ihrer Schreibmaschine. Am Beginn der Mittagsrunde ist Edna Ferber 34 Jahre alt, macht sich jedoch zwei Jahre jünger. Sie ist ein herber Frauentyp und trägt maßgeschneiderte Anzüge. Einmal wird sie im Algonquoin von Noel Coward mit den Worten begrüßt: »Du siehst fast aus wie ein Mann«, worauf sie zurückgibt: »Du auch.«135 Sie schreibt insgesamt zwölf Romane, acht Theaterstücke und über 100 Kurzgeschichten, die sich zumeist sozialkritisch rund um eine zentrale Frauenfigur entfalten. Der erste große amerikanische Musicalerfolg des 20. Jahrhunderts, »Showboat«, basiert auf ihrem gleichnamigen Roman und ist bis heute ein Kassenknüller. Zusammen mit Kaufman schreibt sie mehrere Broadwayhits. Doch die Zusammenarbeit gestaltet sich angesichts Edna Ferbers Temperament und ihrer Lust an der Auseinandersetzung als so schwierig, dass Kaufman gegen Ende seines Lebens an sie schreibt: »Ich bin ein alter Mann und es geht mir nicht gut. Ich hatte schon zwei oder drei Herzinfarkte, und ich kann es mir nicht leisten, weiterhin mit dir zu streiten, um mein Leben zu verkürzen. Deshalb möchte ich hiermit unsere Freundschaft beenden.«136 In den 1920er und 1930er Jahren ist sie die Bestsellerautorin der USA schlechthin. Für ihren Roman Eine Frau allein erhält sie 1924 den Pulitzerpreis. Berühmtheit erlangt auch die Verfilmung ihres Romans Giganten mit Elizabeth Taylor und James Dean sowie die Verfilmung von Cimarron mit Glenn Ford und der jungen Maria Schell in den Hauptrollen. Ebenso wie Dorothy Parker logiert auch Edna Ferber zeitweise im Algonquin. Die beiden wichtigsten Frauen am Round Table begegnen sich mit Respekt und höflicher Distanz, wirklich warm werden sie nie miteinander. Eine offene Feindschaft hingegen verbindet Edna Ferber mit Aleck Woollcott. Mit ihm, der für sie nichts weiter ist als ein »New Jersey Nero, der seine Schürze für eine Toga hält«,137 ist sie bis zu seinem Tod spinnefeind.
Zu den Geistesgrößen, die sich täglich treffen, gehört auch der ehemalige Sportjournalist der Chicago Tribune Ring Lardner, der sich nun an Kurzgeschichten versucht. Sein Thema ist der Sport, allem voran Baseball. Viele seiner Zeitgenossen halten ihn für den begabtesten der amerikanischen Kurzgeschichtenautoren. Er beeinflusst die Autoren der Lost Generation enorm, und Ernest Hemingway, großer Bewunderer seiner Kunst, verfasst einige seiner Artikel in der High School unter dem Pseudonym Ring Lardner Jr. Lardner verbindet eine enge Freundschaft mit F. Scott Fitzgerald. Die beiden eint neben der Genialität vor allem der Alkohol. Beides zusammen führt zu einer der denkwürdigsten Anekdoten der amerikanischen Literaturgeschichte. Als Joseph Conrad im Mai 1923 seinen ersten und einzigen USA-Besuch absolviert und dabei im Landhaus seines Verlegers in Oyster Bay logiert, versuchen Fitzgerald und Lardner ihn kennenzulernen. In einem alkoholschwangeren Moment führen sie auf dem Rasen vor dem Haus einen wilden Tanz auf, um Conrads Aufmerksamkeit zu erregen und eingeladen zu werden. Ergebnis dieser Aktion ist ein hochkantiger Rauswurf und ein niemals stattgefundenes Zusammentreffen mit Joseph Conrad.138 Fitzgerald nimmt Lardner später zweimal zum Vorbild für Personen in seinen Romanen. Einmal für die Rolle des eulengesichtigen Hornbrillenmanns in Der große Gatsby und zum anderen für die Rolle des Abe North in Zärtlich ist die Nacht. Als die Fitzgeralds nach Europa gehen, schreibt Ring Lardner: »Sie verließen die USA im letzten Mai, weil New Yorker ihr Haus auf Long Island permanent mit einem Rasthaus verwechselten.«139 Doch er vermisst die beiden so sehr, dass er ihnen ein Telegramm hinterherschickt: »Wann kommt ihr zurück und warum? Bitte antwortet!«140 Wie fast alle Mitglieder des Round Table ist auch Ring Lardner schwerer Trinker und stirbt 1933 geschwächt durch seine Sucht an Herzversagen.
Zu diesem festen Kreis, der sich jeden Tag zum Lunch trifft, kommen im Laufe der Zeit assoziierte Mitglieder hinzu, die nur ab und an, allerdings in schöner Regelmäßigkeit vorbeischauen. Die meisten sind Freunde der Kerngruppe. So bringt Woollcott eines Tages den Schauspieler, Pantomimen und begnadeten Kartenspieler Harpo Marx mit. Harpo (die Harfe), der immer mit roter Perücke auftritt und Harfe spielt statt zu sprechen, ist der stumme Marx Brother. Er spricht im Film nie ein Wort, sondern macht sich duch Hupen und Pfeifen verständlich. Grund dafür ist, dass ihm ein Kritiker einst ein außergewöhnliches pantomimisches Talent bescheinigte, das verschwinde, sobald er spreche. Auch am Round Table bleibt er meist stumm und lauscht den Debatten der anderen: »[Ich] hatte nichts, aber auch gar nichts zur Tafelrunde beizutragen. Dennoch behandelten mich alle, als ob ich dazugehörte. Dass ich etwas sagte, erwartete wohl niemand; nicht nur, weil ich auf der Bühne und manchmal im Leben einen albernen Stummen spielte, sondern hauptsächlich, weil ich in die Runde ein anderes rares Talent einbrachte – die Fähigkeit, einfach nur dazusitzen und zuzuhören. Das Algonquin war ein Zufluchtsort für die berühmtesten Autoren, Herausgeber, Kritiker, Kolumnisten, Künstler, Finanziers, Komponisten, Regisseure, Produzenten und Schauspieler jener Jahre. Die Ecke im Speisesaal war eine Brutstätte für Geschichtenerzähler und Plauderer. Aber vor mir hatte es dort keinen hauptberuflichen Zuhörer gegeben. Ich hätte auch nicht willkommener sein können, wenn ich die Macht gehabt hätte, die Prohibition abzuschaffen.«141
Der Broadwayproduzent Brock Pemberton, heute vor allem als Begründer der Tony Awards bekannt, schaut auch ab und an vorbei. Der Preis, benannt nach seiner langjährigen Lebensgefährtin Antoinette (Tony) Perry, gilt als wichtigster amerikanischer Theaterpreis. Er ist das Äquivalent zum Oscar für Film, zum Grammy für Musik und zum Emmy für Fernsehen. 1950 wird Pemberton selbst posthum mit einem Special Tony Award geehrt.
Sein Freund, der Drehbuchautor und Journalist Herman J. Mankiewicz, wird ebenfalls Teil der Runde. Nach einem der ersten Treffen im Algonquin, als die Anwesenden noch jung und weitgehend unbekannt sind, wendet sich Mankiewicz an Murdock Pemperton mit den Worten: »Das war dann wohl die größte Ansammlung von unverkäuflichem Witz in ganz Amerika.«142 Er sollte sich täuschen. Auch Mankiewicz selbst, den Woollcott für den witzigsten Mann New Yorks hält, wird seinen legendären Wortwitz in den nächsten Jahren gut verkaufen. 1926 geht er als Drehbuchautor nach Hollywood und holt viele seiner alten Freunde nach. Mit dem Beginn des Tonfilms wird er zu einem der höchstbezahlten Drehbuchautoren der Welt. 1935 wird ihm eine besondere Ehre zuteil. Goebbels höchstpersönlich verfügt, dass von Mankiewicz geschriebene Filme in Nazideutschland nicht mehr gezeigt werden dürfen, solange sein Name im Abspann genannt wird.143 Seine berühmteste Arbeit ist das gemeinsam mit Orson Welles verfasste Drehbuch zu »Citizen Kane«. Nach dem Erfolg des Films entspinnt sich eine erbitterte Kontroverse darüber, wer von beiden was geschrieben hat. Orson Welles präsentiert sich als Regisseur, Darsteller und Autor in Personalunion und zieht sich damit den Zorn seines Mitautors zu. Mankiewicz, der mit William Randolph Hearst, dem Vorbild von Citizen Kane, persönlich bekannt ist, erklärt sich daraufhin zum Alleinautor und enthüllt, dass Orson Welles ihm angeblich 10 000 Dollar geboten habe, wenn er seinen Namen zurückziehe. 1941 erhalten beide gemeinsam einen Oscar für das Drehbuch. Wenig überraschend für ein Mitglied der Round-Table-Runde stirbt Mankiewicz 1953 an den Folgen seiner Alkoholsucht.
Deems Taylor, Komponist, Radiomoderator und Musikkritiker, schneit ebenfalls herein, wenn es seine Zeit erlaubt. Doch das ist bei dem berühmtesten amerikanischen Komponisten der 1930er und 1940er Jahre nur selten. Seine Oper The King’s Henchmen ist die erste amerikanische Oper geschrieben von einem Amerikaner, ein Auftragswerk der Met in New York. Zu seinen Lebzeiten in den USA öfter gespielt als jeder andere Komponist, ist Deems Taylor heute nur mehr Insidern ein Begriff. Anders der Journalist Frank Sullivan, der von 1925 bis 1974 das Weihnachtsgedicht im New Yorker verfasst und sich so einen festen Platz im Herzen der Nation sichert. Über seine Zeit am Round Table sagt er: »Zutritt zu diesem charmanten Kreis zu bekommen, war schwierig, weil es Grundvoraussetzung war, dass der Kandidat sich ein Mittagessen leisten konnte.«144
Heute nahezu vergessen ist Donald Ogden Stewart, erfolgreicher Drehbuchautor und Dichter. Der attraktive Yale-Absolvent aus Ohio, dessen größtes Bestreben es zunächst ist, Millionär zu werden, wird ein enger Freund von Dorothy Parker und Robert Benchley. Er erinnert sich daran, dass er sich bei einem langen Spaziergang umgehend in die beiden verliebt hätte und dies bis zum Ende seines Lebens so geblieben sei. Niemals zuvor seien ihm zwei Menschen begegnet, denen er sich so nahe gefühlt hätte. Vor den Treffen im Algonquin ist er allerdings so nervös, dass er zu Hause mehrere Cocktails trinkt, um mit dem dort gepflegten Wortwitz mithalten zu können. Er ist eng mit Ernest Hemingway befreundet, der ihn 1926 zum Vorbild für Bill Gorton im Roman Fiesta nimmt. Nachdem er lange Jahre für Life, Vanity Fair und den New Yorker schreibt, geht er nach Hollywood und wird 1931 für einen Oscar nominiert. Neun Jahre später kann er die begehrte Trophäe für das Drehbuch zur Screwball-Kömodie »Die Nacht vor der Hochzeit« mit Katharine Hepburn, Cary Grant und Jimmy Stewart mit nach Haue nehmen. 1956 wird seine Vorlage mit Grace Kelly, Bing Crosby und Frank Sinatra unter dem Titel »Die oberen Zehntausend« neu verfilmt.
Der Theateragent David H. Wallace und der Journalist Laurence Stallings gehören ebenfalls zur lockeren Runde. Stallings hat während des Ersten Weltkriegs an heftigen Gefechten teilgenommen und widmet sich seitdem ganz der Friedensfrage. Als er 1922 nach New York kommt, um einen Job bei der New York World zu übernehmen, stößt er zum Round Table. Er wird ein erfolgreicher Bühnen- und Drehbuchautor und trägt wie kaum ein anderer Autor dieser Zeit dazu bei, den Krieg zu ächten und ihm jeden Anschein von Glorie zu nehmen.
Alexander Woollcott ist es zu verdanken, dass ferner der Literaturredakteur des Daily Eagle John V. A. Weaver regelmäßiger Gast ist. Der Slang-Poet gibt seine Gedichte über Hausmeister, Freudenmädchen und Lastwagenfahrer 1921 in einem Sammelband heraus und landet einen Bestseller, der bereits im ersten Jahr sieben Auflagen erlebt. Nach einem kurzen Intermezzo in Hollywood stirbt er mit nur 44 Jahren an Tuberkulose. Weaver führt auch seine spätere Ehefrau, den Broadwaystar Peggy Wood, in die Runde ein. Wood wird dem deutschsprachigen Publikum vor allem durch ihre Oscarnominierung für die beste Nebenrolle in »The Sound of Music«, das Filmmusical über die österreichische Familie Trapp, bekannt.
Sie ist eine der wenigen Frauen am Round Table. Die meisten werden durch Liebhaber oder Ehemänner in die Gruppe eingeführt. Nur Dorothy Parker und Edna Ferber kommen als eigenständige Autorinnen ohne persönliche Bande hinzu. Dorothy Parker sagt über die Frauen in der Runde: »Wir waren furchtlos, zäh und leichtsinnig. Wir waren kleine schwarze Schafe, die vom rechten Weg abgekommen waren, so was wie die Fraueneinheit in der Legion der Verdammten. (…) Als Gertrude Stein von der ›Verlorenen Generation‹ sprach, da bezogen wir das auf uns und hielten es für das schönste Kompliment, das wir je bekommen hatten.«145
Zu den weiblichen Mitgliedern des Round Table gehört auch die Schauspielerin Ethel Barrymore, Mitglied einer der berühmtesten Schauspielerdynastien Amerikas und Großtante von Hollywoodstar Drew Barrymore. Sie ist bekannt für ihren schwarzen Humor und einer der ersten großen Broadwaystars. 1944 gewinnt sie für ihre Darstellung der sterbenden Mutter von Cary Grant in »None But The Lonely Heart« den Oscar als beste Nebenrolle. Drei Jahre später bringt ihr die Darstellung der bettlägrigen Mutter des Mörders in dem Film »Die Wendeltreppe« eine weitere Oscarnominierung ein. Bevor sie jedoch in fortgeschrittenem Alter die verschrobene alte Dame gibt, ist sie der Inbegriff des Glamourstars, der Verehrer rund um den Globus hat und es sich leisten kann, einen Heiratsantrag von Winston Churchill höflich, aber entschieden abzulehnen.
Die Nähe des Algonquin zum Broadway lockt viele Schauspielerinnen an. Darunter Margalo Gillmore, das Baby des Round Table. Trotz steter Präsenz auf amerikanischen Bühnen schafft sie niemals den Durchburch und wird vor allem für ihre außergewöhnliche Schönheit berühmt. Ganz anders Tallulah Bankhead, die Schauspielerin werden will und mit ihrer Tante im Algonquin lebt. Noch besitzt sie nur ein einziges schwarzes Kleid und muss auf dem Zimmer bleiben, wenn es in der Reinigung ist. Doch das wird sich ändern. Das exaltierte Geschöpf mit der flamboyanten Persönlichkeit und der tiefen Stimme wird eine würdige Vertreterin des Round Table. Sie raucht mehr als 100 Zigaretten am Tag und säuft Gin und Bourbon wie Wasser. Als ihr Arzt sie ermahnt, doch lieber jedes Mal einen Apfel zu essen, wenn sie an einen Drink denkt, entgegnet sie ihm entgeistert: »Also wirklich, Darling, 60 Äpfel am Tag?« Auf Reisen hat sie einen ganzen Koffer voll Tabletten bei sich, um einschlafen zu können. Einmal auf ihren Drogenkonsum angesprochen, erwidert sie kopfschüttelnd: »Ob Kokain das Verhalten verändert? Natürlich nicht. Ich sollte es wissen, schließlich nehme ich es seit Jahren.« Man sagt ihr Hunderte von Affairen mit Frauen und Männern nach. Als sie einen ihrer früheren Liebhaber nach Jahren auf der Straße wiedertrifft, herrscht sie ihn an: »Hatte ich dich nicht gebeten, im Auto zu warten?« Tallulah Bankheads Benehmen ist unmöglich: »Niemand kann genauso sein wie ich. Manchmal hab ich ja selbst Schwierigkeiten damit.« Als sie am 12. Dezember 1968 stirbt, sind ihre letzten Worte: »Codein … Bourbon.«146 Bankhead, berühmt dafür, alle Menschen mit »Darling« anzusprechen, und Dorothy Parker werden innige Freundinnen, was Dorothy nicht davon abhält, auch mit ihr ihre Scherze zu treiben. Als Tallulah einmal völlig betrunken auf einer Party auftaucht, Gläser an die Wand wirft und sich so daneben benimmt, dass vier Männer nötig sind, um sie aus dem Haus zu tragen, fragt Dorothy anschließend unschuldig: »Ist Whistlers Mutter schon weg?« (Der amerikanische Maler James McNeill Whistler stellt in seinem berühmtesten Gemälde seine Mutter dar. Ursprünglich war geplant, sie stehend zu malen, aber dies war der alten Dame zu beschwerlich.) Am nächsten Morgen nimmt Tallulah Bankhead im Algonquin neben Dorothy Platz, zieht einen Spiegel aus der Tasche und sagt ungerührt: »Je weniger ich mich am Abend zuvor wie Whistlers Mutter aufführe, umso mehr sehe ich am Morgen danach so aus.«147
Die Dichterin und Feministin Alice Duer Miller, nicht besonders erfolgreich, aber ungeheuer charmant, wird von ihren Freunden geradezu verehrt: »Am Round Table behandelten sie alle, als ob sie Henry James wäre. Natürlich hat sie so eine Anerkennung niemals verlangt.«148 Die blonde Schauspielerin Peggy Leech, die als Autorin historischer Sachbücher zwei Pulitzerpreise (1942 und 1962) gewinnt, schaut ebenfalls ab und an vorbei, um das zu pflegen, was Dorothy Parker so zusammenfasst: »Der ganze Sinn ihres Lebens bestand darin, Spaß zu haben und smart zu sein. Zu wissen, wo es die besten Barkeeper gab, und die Stadt wie ihre Westentasche zu kennen. Immer über den neuesten Klatsch, die neuesten Trends und die neueste Mode Bescheid zu wissen, zu allen Premieren zu gehen, spöttisch und blasiert zu sein und so wenig wie möglich zu arbeiten.«149
Zwischen 1919 und 1929 treffen sich all diese Menschen jeden Mittag zum Lunch im Algonquin. Zunächst speisen sie an einem langen Tisch im Pergola Room, doch nachdem sie täglich mehr werden und der Tisch sie nicht mehr fasst, werden sie vom Hotelmanager und späteren Besitzer Frank Case im Rose Room um jenen runden Tisch gruppiert, der ihnen schließlich den Namen gibt. Dabei beweist Frank Case ein gutes Näschen, denn auch wenn die jungen Leute nicht viel konsumieren, so sind sie doch eine gute Werbung für sein Hotel. Nicht nur, dass ihre tägliche Anwesenheit zahlreiche Kiebitze anlockt, die einen Blick auf die Gruppe werfen wollen, erwähnen sie sein Hotel doch auch immer wieder namentlich in ihren Texten, in die sie alles einarbeiten, was beim Lunch besprochen wird. Und so sorgt Frank Case dafür, dass am Tisch immer genügend kostenlose Popovers, ein amerikanisches Gebäck aus Eiern, Milch, Mehl und Butter, zur Verfügung stehen. Es ist nicht zuletzt Frank Cases Großzügigkeit zu verdanken, dass die Gruppe dem Algonquin treu bleibt, denn gerade in der Anfangszeit gibt es viele Mitglieder, die sich nicht täglich eine warme Mahlzeit leisten können, noch dazu in einem der teuersten Restaurants der Stadt. Im Gegenzug dazu machen sie sein Hotel weltberühmt: »Für die Theaterbegeisterten dieser Tage war der Algonquin Round Table so etwas wie ein neues Kapitel in der Geschichte von König Artus’ Tafelrunde. (…) Der Hauptspeisesaal von Mr. Cases Hotel, wo sich Berühmtheiten trafen und die Nichtberühmten sich in den Ecken drängten, um einen Blick auf diese öffentliche Zusammenkunft der Großen zu erhaschen (…), sollte die ›Mermaid Tavern‹ [Londoner Taverne, in der sich im 17. Jahrhundert der »Friday Street Club« der Literaten traf], Will’s Coffee House [Londoner Café, in dem sich der Dichter John Dryden mit seinen Freunden traf] und einen Donnerstagabend bei Lamps [legendärer New Yorker Theater-club am Times Square] in sich vereinen.«150
Zunächst bezeichnen sie sich als »The Board« und nennen ihre Treffen »Board Meetings«. Als ihnen Case einen eigenen Kellner namens Luigi zuteilt, wird daraus »Luigis Board«, ehe sie sich ganz offiziell den Titel »The Vicious Circle« geben. Nachdem Karikaturist Edmund Duffy sie im Brooklyn Eagle jedoch am runden Tisch zeichnet, wird im Volksmund daraus endgültig die Round-Table-Runde: »Es war nicht mehr als ein unendliches Schwatzen, Leute kamen und gingen, aßen, stritten, klatschten, erzählten Witze, fachsimpelten und hatten Geistesblitze«, erinnert sich Harpo Marx.151
Während Alexander Woollcott als Oberhaupt der Runde und F.P.A. als Ältester als ihr Vater gilt, wird Dorothy Parker zum unbestrittenen Mittelpunkt des Kreises. Ihr feiner Spott und ihr scharfzüngiger Witz machen sie zur Legende. Bald wagt niemand mehr auch nur zur Toilette zu gehen, solange sie am Tisch sitzt, um nicht Opfer einer ihrer spitzen Bemerkungen zu werden. Als die anwesenden Herren einmal die Talente einer anderen Dame preisen, hört sie eine Zeit lang aufmerksam zu, um die Konversation mit nur einem Satz zu beenden: »Also, die Frau spricht 18 Sprachen? Und sie kann in keiner davon ›Nein‹ sagen.«152 Nachdem Robert Sherwoods Frau Mary monatelang alle mit ihrer Schwangerschaft genervt hat, schreibt Dorothy nach der Geburt ihres Sohnes an sie: »Liebste Mary, wir wussten alle, was in dir steckt.«153 Sie ist so geistreich, dass Alexander Woollcott zu Recht befürchtet, dass alle seine Bonmonts später Dorothy zugeschrieben werden würden. Und so geht es nicht nur ihm. Jahrelang wird der legendäre Satz »Raus aus den nassen Klammotten, rein in einen trockenen Martini« Dorothy in den Mund gelegt, obwohl es Robert Benchley ist, der diesen Ausspruch nach einem plötzlichen Regenguss in der trockenen Lobby des Algonquins von sich gibt.154 Dorothy selbst gesteht in einem Interview, dass sie nicht die Hälfte der schlauen Sätze gesagt habe, die man ihr zuschreibt: »Ich hätte keine Zeit mehr gehabt, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn ich all diese Sachen gesagt hätte.«155
Die zierliche Frau mit den großen Augen und der sanften Stimme stellt alle in den Schatten, wie Sheilah Graham, eine junge Journalistin, die einmal mit am Tisch sitzt, anerkennen muss: »Neidvoll betrachtete ich Dorothy Parker. Alles, was diese herzliche, attraktive Frau sagte, schien gedruckt zu werden. Die Männer sammelten sich in Scharen um sie. Siehst du, dachte ich, eine Frau muss nicht strahlend schön sein, um Bewunderer anzuziehen: Es gelingt ihr auch, wenn sie eine hohe Intelligenz besitzt und sprühenden Witz und eine Menge von dem weiß, was in der Welt vorgeht.«156 Die zierliche Dorothy wirkt ungeheuer hilflos, doch rasch wird allen klar, dass diese perfekt gekleidete Frau mit den weißen Handschuhen und den überdimensionalen Hüten, auf denen Blumen, Früchte und manchmal sogar Gemüse angebracht sind, alles andere als schutzbedürftig ist. Manchmal trägt sie eine Federboa, die mit Vorliebe in den Tellern der anderen Gäste landet und bei der einen oder anderen Gelegenheit auch mal Feuer fängt, wenn sich jemand eine Zigarette anzündet.
Es dauert nicht lange, da beginnen die Round-Table-Mitglieder einander in ihren Kolumnen zu zitieren. In einer Zeit, in der das geschriebene Wort einen derart großen Einfluss hat, muss Dorothy Parker mit ihren Bonmots zweifellos zum Star werden. Fernsehen und Radio stecken noch in den Kinderschuhen. Der erste abendfüllende Tonfilm, »Der Jazzsänger«, wird erst 1927 Premiere haben, und es wird weitere zehn Jahre dauern, ehe der Tonfilm den Stummfilm endgültig verdrängt. Noch bedeutet Unterhaltung Theater, und Theaterkritiker wie Parker, Woollcott, F.P.A. und andere haben großen Einfluss auf den Geschmack ihrer Zeit. Wer informiert sein will, liest Zeitungen und Magazine, und dabei stößt der interessierte Zeitgenosse immer öfter auf den Namen Dorothy Parker. Sie ist auf dem besten Weg, zur geistreichsten Frau New Yorks erklärt zu werden. Noch ehe sie selbst viel geschrieben hat, wird sie die Königin der »smartcrackers«, der eleganten witzigen Bemerkungen, die in jener Zeit Hochkonjunktur haben. Glücklich ist sie darüber nicht: »Man hat mich ›Smartcracker‹ genannt. Wenn ich das Wort höre, wird mir übel, dieses Wort versetzt mich in eine ganz trübselige Stimmung. Witzelei und ›Wit‹ (= Esprit) – welch ein himmelweiter Unterschied! Das Geistreiche ist in sich wahr; smarte Bemerkungen dagegen sind eine Art Hopserei mit Worten. Solange das gut gemacht wird, habe ich nichts dagegen. Aber es gab einmal eine Zeit, da wurde jeder sogenannte Witz auf mein Konto gebucht, und dabei fiel man von einem Gähnen ins andere.«157 Doch sie kann nichts dagegen tun: »Mrs. Parker zu zitieren wurde zur beliebtesten Indoor-Sportart der Stadt«, meint ihr Freund, der Humorist Corey Ford.158 Weiß man, dass Dorothy einmal einem Taxifahrer, der ihr entgegenruft: »Bin schon vergeben«, antwortet: »Na, dann herzlichen Glückwunsch«, kann man es den New Yorkern kaum verübeln, dass sie Dorothy Parker zur Königin des Spotts erklären.159 Und ganz abgesehen davon: »Herrgott, wir lebten ja in den ›Zwanzigern‹, und da mussten wir einfach smart sein. Außerdem wollte ich es auch sein, das ist ja gerade das Schreckliche! Ich hätte wohl etwas mehr Grips aufwenden sollen, damals«, sagt sie später in einem Interview.160
Nachdem sich die tägliche Lunchrunde im Algonquin so wohl fühlt, zieht in den zweiten Stock die legendäre Pokerrunde der Truppe, der »Thanatopsis Literary and Inside Straight Club« ein. Seinen Namen »Thanatopsis« leitet er aus dem gleichnamigen Gedicht des amerikanischen Autors William Cullen Bryant ab, das zum Nachdenken über den Tod einlädt. Die Pokerrunde war bereits während des Ersten Weltkriegs in Paris von F.P.A., Alexander Woollcott und Harold Ross gegründet worden. Nach ihrer Rückkehr hatten sie sich zunächst in verschiedenen Privatwohnungen getroffen, ehe sie jetzt ins Algonquin umziehen. Es erscheint naheliegend, den samstäglichen Lunch nahtlos in eine Partie Poker übergehen zu lassen – die oftmals bis zum Montagmorgen geht. Aus den Mitgliedern und Fans der Round-Table-Runde werden immer wieder neue Mitspieler rekrutiert. Dies können in seltenen Fällen auch Frauen sein – Frauen, die gut pokern, versteht sich. Ruth Hale oder Jane Grant sind sehr gute Kartenspielerinnen, während Dorothy zwar oft anwesend ist, aber nie mitspielt. Es wird teuer gespielt, und je berühmter und wohlhabender die Mitspieler werden, umso höher werden die Einsätze. Harpo Marx gewinnt über die Jahre hinweg am meisten, während Aleck Woollcott wohl die meisten Verluste hinnehmen muss. Er trägt es mit Fassung. Die Pokerrunde ist für Manager Frank Case allerdings mehr ein Ärgernis als Werbung. Ungeniert tragen die Spieler ihr Essen aus dem benachbarten Delikatessenladen durch die Lobby. Irgendwann lässt Case ein Schild anbringen: »Picknick nicht erwünscht – Frank Case, Besitzer«. Schwer beleidigt angesichts dieser Niedertracht zieht die Pokerrunde aus dem Algonquin aus und lässt sich erst durch mehrmaliges Abbitteleisten durch Frank Case dazu überreden zurückzukehren. Bei ihrer Ankunft werden sie mit einem großen Willkommen-Daheim-Blumengebinde begrüßt.161
Neben Poker stehen auch andere Spiele beim Round Table hoch im Kurs. So zum Beispiel Scharade oder Cribbage, ein Kartenspiel, das sich im angloamerikanischen Raum höchster Beliebtheit erfreut, bei uns jedoch kaum bekannt ist. Dabei verdankt die Welt diesem Spiel eine ihrer wichtigsten Erfindungen. Der Legende nach soll nämlich John Montagu, 4. Earl of Sandwich, Erfinder des gleichnamigen belegten Brotes, ein leidenschaftlicher Cribbage-Spieler gewesen sein. Bei einer über Stunden gehenden Partie soll er seine Bediensteten angewiesen haben, ihm das Essen zwischen zwei Brotscheiben zu legen, damit er das Spiel nicht unterbrechen muss. Ein weiteres höchst beliebtes Spiel des Round Table beruht auf dem Schülertest »Verwende dieses Wort in einem Satz«. Es führt zu einem der unvergesslichen Sätze von Dorothy Parker, die mit dem Wort »horticulture« folgenden Satz bildet: »You can lead a horticulture, but you can’t make her think.« (»Du kannst einer Hure Kultur beibringen, aber du kannst sie nicht zum Denken bringen.«)162
Die Lunchzeit wird mit den Jahren immer mehr ausgedehnt. Die Teilnehmer verbringen bald den ganzen Tag miteinander. Einige nehmen sich gar im Algonquin ein Zimmer und sehen von nun an ihre Freunde öfter als ihre Familien. Sie sind so unzertrennlich, dass, sobald einer die Stadt verlässt, er umgehend ein Telegramm ins Algonquin schickt. Vom Frühstück bis zum frühen Morgen bleiben sie zusammen. Noel Coward erinnert sich, dass er an einem Tag gleich dreimal auf dieselbe Gruppe stieß: »Gott verdammt, treffen die sich denn nie mit jemand anderem?«163 Doch danach haben sie kein Verlangen, sie sind sich selbst genug, empfinden einander als die beste Gesellschaft und das beste Auditorium. Sie tolerieren ihre gegenseitigen Grillen, besuchen nach einiger Zeit sogar denselben Arzt, der sie mit Diätpillen, Schlaftabletten und Hustentabletten versorgt. Gerüchteweise besuchen sie gar ein und denselben Psychoanalytiker. Eifersucht gibt es nur selten, sie sind alle auf dem Sprung nach oben, um Pfründe kämpfen müssen sie nicht. Die Gruppe gibt ihnen die Möglichkeit, die Einsamkeit, die sie fast alle als Fremde in der großen Stadt dann und wann überkommt, zu überstehen. Sie sind Individualisten, die unabhängig bleiben wollen und dennoch nicht allein sein können.
Das einzig wirkliche Problem der Runde ist, dass just in dem Augenblick, da ihre Zusammenkünfte beginnen, die Prohibition eingeführt wird. Mit dem 18. Zusatzartikel zur Verfassung wird am 16. Januar 1920 im ganzen Land der Verkauf, die Herstellung und der Transport von Alkohol verboten, nachdem zuvor schon zahlreiche Einzelstaaten dieses Verbot erlassen haben. Dorothy schreibt darüber: »Sie haben herausgefunden, dass jeder, der zusammen mit einer Flasche Scotch unter einem Dach lebt, auf direktem Weg zu einem gemütlichen Platz auf dem elektrischen Stuhl ist.«164 Von 1920 bis 1933 dauert dieses Experiment, gegen das sich Präsident Woodrow Wilson bis zuletzt vehement gewehrt hatte. Statt des erhofften Rückgangs des Alkoholmissbrauchs beginnt die illegale Produktion und Verbreitung von Alkohol in großem Stil. Allein in New York City entstehen bis 1927 mehr als 30 000 »Speakeasies«, sogenannte Flüsterkneipen, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wird – dort soll nur geflüstert werden, um nichts nach außen dringen zu lassen. Die Prohibition führt zu einem Anstieg der organisierten Kriminalität, in deren Folge Ganoven wie Al Capone oder Dutch Schultz zu Gangsterkönigen aufsteigen. Deren gewalttätige Auseinandersetzungen, die zu wahren Bandenkriegen auf den Straßen der amerikanischen Städte führen, tragen schließlich dazu bei, dass die Prohibition wieder abgeschafft wird, um der organisiserten Bandenkriminalität den Nährboden zu entziehen.
Bis dahin aber wird in den USA doppelt so viel destillierter Alkohol getrunken wie zuvor und danach. Im Gegensatz zu Bier oder Wein kann man diesen selbst herstellen. Schlechter Alkohol wird mit einem hohen Anteil an Fuselölen gestreckt, guter Alkohol wird zum selben Zweck auf Eis serviert. So entsteht ganz nebenbei der Albtraum jedes Whiskeykenners und eines der beliebtesten Getränke der Amerikaner: Whiskey on the Rocks.
Auch die Mitglieder des Round Table versuchen sich im Schwarzbrennen. Jeden Nachmittag zwischen zwei und sieben Uhr treffen sie sich im Studio von Neysa McMein, die in der Badewanne eine Destillieranlage installiert hat. Die Illustratorin und Frauenrechtlerin Neysa McMein ist eine der zentralen Figuren des Round Table. Geboren in eine wohlhabende Familie in Illinois, hat sie in Chicago Kunst studiert und während des Ersten Weltkrieges als Dozentin in Paris gearbeitet. Jetzt ist sie für alle großen Zeitschriften tätig und entwirft Werbekampagnen für Palmolive und Lucky Strike. Sie gilt als die bestbezahlte Illustratorin ihrer Zeit. Neysa McMein ist Mitglied der Lucy Stone League und führt mit dem Bergbauingeneur und Bühnenautor John C. Baragwanath eine offene Ehe. Sie ist spirituell veranlagt und konsultiert Wahrsagerinnen. Ihr großes, karg möbliertes Studio in der 57. Straße wird zu einer Art Salon des Vicious Circle. Während der Cocktailpartys, die hier täglich stattfinden, steht Neysa ungerührt auf einem kleinen Podest an ihrer Leinwand und arbeitet, Gesicht, Hände und Kleidung immer voller Farbe. Sie ist groß, hübsch, ernsthaft und immer leicht schmutzig – mit einem unwiderstehlichen Lächeln. Unter den ganzen Neurotikern, die sich in ihrer Wohnung treffen, ist sie mit Sicherheit die Normalste. Dorothy und die fünf Jahre ältere Neysa werden enge Freundinnen. Lässt sie auch manchmal aus Geldmangel den Lunch im Algonquin ausfallen, so doch niemals das Treffen bei Neysa, dem Zweitwohnsitz der Tafelritter. Dort ist es immer lustig und es kann durchaus vorkommen, dass Dorothy zeitgleich mit Charlie Chaplin, Jascha Heifetz, Irving Berlin und George Gershwin dort eintrifft. Woollcott schildert in einem Porträt von Neysa McMein einen typischen Nachmittag in ihrem Studio: »Am Klavier versuchen Jascha Heifetz und Arthur Samuels herauszufinden, was vier Hände mit der Verschiebung der Betonung in einer Komposition anstellen können, die nie zuvor so geschändet wurde. Unbequem auf einer Ottomane kauernd, spielen Franklin P. Adams, Marc Connelly und Dorothy Parker darum, wer heute Abend das Dinner bezahlen muss. Am Bücherregal machen sich Robert C. Benchley und Edna Ferber einen Spaß daraus, McMeins Mark-Twain-Sammlung für sie zu signieren. (…) Chaplin, Alice Duer Miller oder Wild Bill Donovan, Vater Duffy oder Mary Pickford – einige oder alle von ihnen könnten hier sein.«165
Alkohol fließt bei diesen Treffen reichlich. Dafür sorgt die Destillieranlage, die von Connelly und Benchley fachmännisch gewartet wird. Dorothy bietet Neuankömmlingen kostenlose Führungen durchs Badezimmer samt Destillieranlage an. Sie selbst trinkt mittlerweile auch. Irgendwo zwischen dem Round Table im Algonquin und Neysa McMeins Apartment geben sowohl der überzeugte Abstinenzler Robert Benchley, für den Alkohol reines Teufelszeug war, als auch Dorothy Parker ihre Abneigung auf und werden ebenso wie ihre Freunde hartgesottene Trinker. Schlüsselerlebnis für Benchley ist eine regnerische Nacht, in der er miterlebt, wie ein betrunkener Don Stewart sich bei einem Fremden unter den Schirm stellt mit den Worten: »Ins Plaza bitte.« Von da an ist Benchley überzeugt, dass am Alkoholgenuss etwas dran sein müsse. Seinen ersten Drink in einer Flüsterkneipe kommentiert er mit: »Dieser Ort sollte von der Polizei geschlossen werden«, und nimmt dann einen zweiten.166 Dorothy trinkt anfangs vor allem populäre Damencocktails wie Tom Collins oder Pink Lady. Später werden daraus Whiskey Sour, Manhattans und trockene Martinis.
Auch hier in Neysas Studio findet Dorothy Opfer für ihre Bosheiten. Dabei kommen ihre Bemerkungen meist so unvermittelt, dass sie ihr Gegenüber völlig kalt erwischen. Ehe man sich vom Schock erholt hat, ist Dorothy längst bei einem neuen Thema. Aus ihrem perfekt geschminkten kleinen Mund kommen ganz sanft die übelsten Flüche, die größten Provokationen und die ungeheuerlichsten Obszönitäten. Sie ist berüchtigt dafür, Leuten freundlich ins Gesicht zu lächeln und sich umzudrehen und zu lästern. Viele amüsiert das, andere sind geschockt und angewidert. Die Drehbuchautorin von »Blondinen bevorzugt«, Anita Loos, die Dorothy bei Neysa erlebt, hält Dorothy jedoch für mehr als das Enfant terrible der Gruppe: »Als ich Dorothy vorgestellt wurde, begrüßte sie mich mit nahezu überschwänglicher Begeisterung, die in krassem Gegenzug stand zu der zwanglosen Atmosphäre, die in Neysas Salon herrschte. Aber ich spürte, dass ihre Überfreundlichkeit nur ein süffisanter Kommentar zu der Tatsache war, dass sie nicht an Freundschaft glaubte und sich selbst für eine einsame Wölfin hielt. Ich bezweifle, dass sie unter den Mitgliedern des Round Table einen wahren Freund hatte, und denke, dass sie sich einfach den Vorteilen der Theorie ergeben hatte, wonach sie ebenso gut hier sein konnte wie anderswo.«167
Eines von Dorothys Lieblingsopfern ist und bleibt Gertrude Benchley. Diese ist meist bei ihren Kindern zu Hause und hält sich vom Round Table fern. Bei einem ihrer seltenen Besuche bei Neysa McMein erlaubt sich Dorothy einen Spaß mit ihr. Sie zeigt Gertrude im Bad die Destillieranlage und erneuert bei dieser Gelegenheit ihr Make-up. Mit einem Blick auf Gertrude rät sie ihr, sich ebenfalls die Nase zu pudern, und bietet ihr dazu ihr eigenes Make-up an. Obwohl Gertrude ablehnt, da sie sich nie schminke, besteht Dorothy darauf, und um des lieben Friedens willen nimmt Gertrude Dorothys Pinsel. Als sie später in den Spiegel blickt, sieht sie, dass Dorothy ihr statt Puder Rouge gegeben hat: »Sie war wirklich keine besonders nette Person. Das würde ich wirklich nicht sagen. Aber es hat Spaß gemacht mit ihr«, erinnert sich eine durchaus faire Gertrude Benchley an jenen Abend.168 Bei Neysa ist alles erlaubt. Einmal berät Dorothy einen Freund bei seinem ersten Ehebruch. Sie begleitet ihn gar zur Apotheke, um Kondome zu kaufen. Als er ihr daraufhin, von schlechtem Gewissen geplagt, erklärt, dies sei sein erster Seitensprung, erwidert sie ungerührt: »Reg dich ab, es wird nicht der letzte sein.«169
Neben dem Studio von Neysa McMein und Alexander Woollcotts Apartment ist das Haus von Harold Ross und Jane Grant in Hell’s Kitchen Anlaufstation für den Round Table. Als die beiden 1923 dorthin ziehen, mieten Dorothy und ihre Freunde ein Kinderkarussell, das sie vor der Wohnung aufstellen. Mit Handzetteln laden sie vorbeieilende Passanten zur Einweihungsparty ein. Hell’s Kitchen wird Ort legendärer Partynächte, und sowohl die Häufigkeit der Besuche als auch die Anzahl der Besucher lässt bei den Nachbarn den Verdacht aufkommen, dass hier eine neue Flüsterkneipe eröffnet hat.
Nach den gemütlichen Cocktailstunden bei Neysa oder in Hell’s Kitchen geht es meist ins Theater. Es ist die Glanzzeit des Broadway. Allein 1924 öffnen 256 neue Produktionen. Manchmal gibt es bis zu zwölf Premieren in einer Nacht. Da viele der Tafelritter Theaterkritiker sind, haben sie alle Hände voll zu tun, Beruf und Vergnügen unter einen Hut zu bringen.
Zum Ausklang des Abends trifft man sich bei Tony Soma’s oder bei Jack and Charlie’s, dem späteren Club 21, zwei der berühmtesten Flüsterkneipen New Yorks. Eintritt gibt es dort nur gegen das richtige Passwort. Als Jack and Charlie’s 1929 dem Bau des Rockefeller Centers weichen muss, rücken Robert Benchley & Co. höchstpersönlich an, um das Lokal mit Äxten und Hämmern abzureißen. Anschließend marschiert die ganze Truppe die Straße hinunter, wo die Kneipe neu eröffnet. Eine Beschreibung aus jener Zeit lautet: »Wird besucht von Schriftstellern der besseren Sorte, den Kosmopoliten, den Männern, die in die nahe gelegenen Kunstgalerien gehen, Matisse, Ravel und Ernst Bloch verstehen.«170 Die von Tony Soma’s: »Sehr beliebt bei jener Art von Broadway Sophisticates, für die Heywood Broun das Denken übernimmt und das Algonquin das Catering. (…) Zur Teestunde sind meist viele Frauen hier, mit ihnen zu flirten ist nicht schwer.«171 Tony Soma’s, dessen Besitzer der Großvater von Hollywoodstar Anjelica Huston war, ist die Lieblingskneipe von Dorothy und Robert Benchley. Einige ihrer völlig verrückten Aktionen finden hier statt. So lauschen sie einmal, als ein Herr am Nebentisch ganz begeistert von seiner neuen Uhr erzählt, die nie stehen bleiben würde. Daraufhin bitten die beiden den Mann, ihnen die Uhr zu geben. Sie legen sie auf den Boden und treten mit voller Wucht darauf, ehe sie sie dem völlig entgeisterten Mann zurückgeben. Auf sein entsetztes: »Sie geht nicht mehr«, entgegnen sie nur: »Vielleicht haben Sie sie zu stark aufgezogen?«172 Für alle, die jetzt immer noch nicht nach Hause wollen, steht noch ein Abstecher im Knickerbocker Hotel am Broadway an, das einen Privatzugang direkt von der U-Bahn am Times Square hat, oder ein Besuch im Edelbordell von Polly Adler, wo Gangster, Intellektuelle, das reiche New York und der gesamte Round Table, inklusive Frauen, verkehrt.
So beginnen für Dorothy Parker die 1920er Jahre. Mit vielen neuen Gesichtern, die ihre Zeit und ihr Land prägen werden wie nur wenige. »Sie waren die größten Talente der Zukunft«, wie Frank Case meint.173 Es sind Menschen, die keine Rebellen sind, sondern Elite, und von denen Edna Ferber sagt: »Sie [waren] wirklich gnadenlos, wenn sie etwas missbilligten. Ich bin niemals einer härteren Truppe begegnet. Aber wenn ihnen gefiel, was du geschrieben hast, dann sagten sie das auch, öffentlich und aus tiefstem Herzen. (…) Sie hatten starken Einfluss auf einander und auf die amerikanische Literatur insgesamt. Die Leute, die sie überhaupt nicht mochten, waren Langweiler, Heuchler, Sensibelchen und Angeber. Sie waren gnadenlos gegenüber Scharlatanen, Wichtigtuern und geistig und künstlerisch Unehrlichen. Sie waren locker und lässig, aber fürchterlich integer, was ihre Arbeit anbelangte. Und dabei waren sie alle grenzenlos ehrgeizig.«174
Als sie sich kennenlernen, sind die meisten jung und unbekannt. Als der Round Table sich zehn Jahre später auflöst, haben sie es alle geschafft. Dennoch kreiden ihnen Kritiker an, dass sie vor allem fürs Berühmtsein berühmt waren: »Auch wenn sie selbsternannte Intellektuelle waren, waren sie doch mit nichts anderem beschäftigt als mit sich selbst und ihren persönlichen Angelegenheiten, die in den Klatschspalten aufgegriffen wurden; ihre Unterhaltung war ein dauernder Aufguss der einfachsten Form von Exhibitionismus, in dem sie bereits kürzlich geschwelgt hatten. (…) Als Gruppe benahmen sie sich in der typisch lässigen Art, mit der nicht wirklich weltgewandte Menschen versuchen, locker zu wirken«, schrieb Anita Loos in ihrer Autobiografie.175 Und auch manches Mitglied des Round Table selbst kratzt später am Mythos, so zum Beispiel George S. Kaufman: »Die Wahrheit ist, dass der Round Table von einer bunt zusammengewürfelten, nichtssagenden Gruppe von Menschen gegründet wurde, die zusammen Mittagessen wollten, und das ist alles. (…) Die Mitglieder des Round Table aßen im Algonquin, weil Frank Case so freundlich war, ihnen einen Tisch zu reservieren, und weil es Spaß machte. Die Gags, soweit ich mich erinnere, waren ziemlich gut, aber vollkommen unbedeutend. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass auch nur eine ernsthafte literarische Bemerkung dort eingeflossen wäre, und jeder, der versucht hätte, so eine zu machen, hätte sofort ein Stück Zitronenkuchen in den Hals gestopft bekommen.«176 Die Algonks gelten als »Bronx Zoo für die Neurotiker der Gegenwart«177 oder Provinzler, die es in die große Stadt geschafft haben: »Sie kamen alle aus den Vororten und aus der ›Provinz‹, und der Ton, der dort herrschte, leitete sich ab von der provinziellen Erziehung dieser Leute, denen man eine bestimmte Art von Verhalten gelehrt hatte, die dieselben Spiele gespielt und dieselben Kinderbücher gelesen hatten – und über all das konnten sie sich nun von dem hohen Ross ihrer New Yorker Weltgewandtheit aus lustig machen.«178 Ob eine solche Einschätzung gerechtfertigt ist angesichts der Tatsache, dass diese zwei Dutzend Menschen zusammen sieben Oscarnominierungen, vier Oscars, zehn Pulitzerpreise und zwei Tony Award erhielten, sei dahingestellt.
Heute sind viele der Round-Table-Mitglieder tatsächlich vergessen. Doch 1919 steht ihnen die Welt offen. Es ist Sommer, der Krieg ist aus, sie alle haben ihn überlebt. Sie befinden sich in der aufregendsten Stadt der Welt, sind jung, talentiert und hungrig. Sie wollen leben, lieben, Karriere machen. Ihre Erwartungen sind hoch: Reich und berühmt wollen sie werden, und sie sind sich hundertprozentig sicher, das zu schaffen, vor allem, seit sie der »berühmtesten Tafelrunde seit den Tagen von König Artus« angehören.179