Epilog
Salvia
Divinorum
Als ich um die Ecke des Gebäudes bog, konnte ich ihn sehen. Er tigerte gerade wieder an das andere Ende des englischen Rasens, blieb kurz stehen, sah hoch zum Fenster des Professors, schüttelte den Kopf, drehte sich um und erstarrte.
„Deine Kündigung kannst du vergessen“, sagte ich.
Ryan zuckte zusammen und räusperte sich. „Aye. Gut! Ähm … Milly hatte übrigens etwas von Ailsas Kräutern genommen und sich Tee aus einem Zeug gemacht, das sich göttlicher Salbei nennt.“ Sein rechter Mundwinkel zuckte. „Ihr zweites Gesicht war nichts anderes als ein kleiner Drogentrip auf Pflanzenbasis.“
„Oh Gott!“, rief ich. „Geht es ihr gut?“
„Ja, ja!“, winkte er ab. „Es geht ihr gut. Das Zeug macht nicht süchtig und hat auch keine Nebenwirkungen, wenn man mal von Ailsas Standpauke absieht.“
Auf einmal begannen seine Augen zu leuchten. „Ich dachte, du wärst schon längst zurück in Deutschland.“
„Das geht nicht“, sagte ich. „Ich habe hier einen Job.“
„Ach!“
„Ja! Ich bin Geisterjägerin, weißt du? Und du? Du wolltest kündigen? Du Trottel! Und wo wolltest du dann hin, kannst du mir das sagen?“
„Zu dir“, erwiderte er. „Ich wollte dich zurückholen.“
„Was ist mit Marlin?“, fragte ich vorsichtig.
Ryan lächelte breit. „Wir sind um die Wette geschwommen. So wie früher, als Kinder.“
„Und?“, fragte ich.
„Na ja“, sagte er ausweichend, kam auf mich zu und nahm langsam meine Hand. „Ich glaube, er hat gemogelt.“
„Warum glaubst du das?“ Das Herz schlug mir bis zum Hals.
Ryan sah mich an, und seine Pupillen weiteten sich, als ob sie mich aufsaugen wollten. Bei seinem Lächeln wurden mir die Knie weich. Die Sonne ließ sein Haar golden schimmern.
„Weil ich gewonnen habe“, sagte er leise, zog mich an sich und küsste mich. „Was für ein Idiot!“, murmelte er.