6.
Mein innerer Jubel über das tadellose Funktionieren der BAPURA-Automatik war mittlerweile abgeklungen.
Wenn ich mich dazu hinreißen ließ, auf Kenonewes rechte Hand zu sehen, brach mir der Angstschweiß aus. Das Hebelchen, das Naru so betont lässig bewegte, war meiner Auffassung nach zum tückischsten Gegenstand des Universums geworden.
Wir hatten schon einige Landungen durchgeführt; aber damals hatte die Automatik von Topthar noch geruht.
Dr.-Ing. Snofer war es wieder einmal mit allerlei abergläubischen Beschwörungsformeln gelungen, das Antigravitationsfeld aufzubauen.
In den Kraftwerksälen eins und zwei dröhnten die marsianischen Thermalumformer. Wie die freiwerdende Reaktorenenergie in Arbeitsstrom umgewandelt wurde, war uns allerdings ziemlich unklar – aber wir kannten die Hebel, an denen man ziehen mußte. Es war ein Glück, daß wir uns so gut auf die Leuchtkontrollen eingestellt hatten.
Das Antigravfeld umhüllte den Riesenleib der BAPURA. An Bord der TORNTO schien auch alles einigermaßen in Ordnung zu sein.
Ohne ein Antigravfeld, von dem die ständig wirksamer werdende Schwerkraft des Mars auf Nullwert absorbiert wurde, wäre die Landung mit einem solchen Schiff unmöglich gewesen. Es wog sogar auf dem Mars einige Millionen Tonnen – wenn es auf dem Boden stand.
Wir mußten wenigstens einigermaßen sicher über dem Raumhafen von Topthar ankommen. Die Hypnos hätten sich sehr gewundert, wenn wir unseren eigenen Landeplatz nicht gefunden, oder wenn wir ihn um etliche Kilometer verfehlt hätten. Das war alles schon passiert!
Hinter der BAPURA dröhnten die beiden Hypno-Schiffe durch die dichter werdende Atmosphäre des Mars.
Die TORNTO bildete das Schlußschiff. Mein Vorstellungsvermögen schien sich während der letzten Minuten enorm gesteigert zu haben. Es gelang mir kaum, die immer wieder entstehenden Schreckensbilder zu unterdrücken.
Eine Massenkarambolage zwischen den Giganten war noch die harmloseste Sache, die mir von meinem aufgestörten Unterbewußtsein vorgegaukelt wurde. Schlimmer waren schon Absturzszenen, aus denen nur die raumerfahrenen Hypnos unbeschadet hervorgingen.
Die Hypnos meldeten sich nicht. Für sie war eine Planetenlandung eine problemlose Angelegenheit. Wenn die geahnt hätten, wie es bei uns zuging!
Die Peilanweisungen der von uns installierten Bodenstation war immer noch zufriedenstellend. Hoffentlich wurde die Sendung nicht abgehört.
»Fallen mit acht Meter pro Sekunde – fallen – fallen«, klang es aus den Lautsprechern.
Kenonewe schaltete. Es passierte überhaupt nichts, nur veränderte sich plötzlich der Arbeitston der Stromreaktoren.
»Aus!« preßte Naru hervor. »Was, zum Teufel, ist in das Ding gefahren? Jetzt funktioniert überhaupt nichts mehr.«
»Schneller fallen, Sie kommen zu hoch an. Korrigieren Sie Ihren Kurs. Grobwert fünf Uhr. Sie erreichen in elf Sekunden die Funkfeuer beim vierten Längengrad West. Korrigieren Sie doch! Sie fliegen ja auf den Nordpol zu. Korrigieren Sie …!«
»Mir wird jetzt schon kalt«, meinte Kenonewe. Seine Augäpfel stachen wie weiße Marmorkugeln aus dem Grauschwarz seines Gesichtes hervor.
Als ich einige Worte an die wie erstarrt wirkenden Männer richten wollte, begann eine Automatenstimme zu sprechen.
Leuchtskalen blendeten auf. Der ovale Knopf auf Kenonewes Notsteuerpult versank mit einem lauten Knacken in der Fassung.
Leutnant Ertrol meldete sich: »Ich habe soeben – äh – festgestellt, daß die Automatik den Landevorgang übernommen hat. Meine fortschreitenden Kenntnisse über die Marssprache verraten mir, daß der positronische Superpilot über unsere Versuche leicht verärgert ist. Die Funkverbindung mit Topthar habe ich übrigens unterbrochen. Peilansagen sind wohl nicht mehr nötig. Ich möchte nur wissen, wieviel die Hypnos abgehört haben und was sie sich aus den dilettantischen Kurzanweisungen zusammenreimen. Freunde, mir scheint, als hätten wir noch lange nicht gewonnen. Ich bitte um Entschuldigung, Sir.«
»Reden Sie nur, reden Sie nur Ihren üblichen Blödsinn«, sagte ich erleichtert. »Ertrol, Sie plaudern so herrlich nervenentlastend!«
Hannibal meldete sich erneut: »Ihr habt mehr Glück als Verstand. Die Zentrale hat Alarm gegeben. Ihr wäret um wenigstens zwanzig Kilometer zu hoch über den Platz hinweggesegelt, obwohl man annehmen sollte, eine Fläche von zehntausend Quadratkilometer wäre groß genug für eine Landung. Die Hypnos verhalten sich ruhig. Sie beobachten nur. Ab und zu versuchen sie euch suggestiv zu beeinflussen. Das habt ihr wohl noch gar nicht gemerkt, was?«
»Tatsächlich nicht, Kleiner. Wir waren beschäftigt.«
»Okay, hier scheint auch alles in Ordnung zu sein.
Das Empfangskomitee zieht auf. Wir werden die größte Schau der Weltgeschichte ablaufen lassen. Ich für meine Person … Hilfe! Hilfe! Teichburg! Vorsicht …!«
Die telepathische Verbindung riß ab. Ich sprang aus meinem Sessel auf und rannte zu unserem tragbaren Bildtongerät hinüber.
Major Hannibal Utan wurde von den automatischen Kameras erfaßt. Der Kleine eilte zusammen mit einigen hundert Wissenschaftlern, Schauspielern und Artisten durch die Gänge der Marsstadt, als gälte es, einen Rekord aufzustellen.
»Was ist das?« erkundigte ich mich. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
Eine Stimme wurde vernehmbar. Irgendein Fernsehtechniker hatte meine Frage gehört.
»Die Roboter – sie marschieren«, dröhnte es aus den Lautsprechern. »Vorsicht, BAPURA – Die Kampfmaschinen marschieren. Sie trampeln alles zusammen, was ihnen nicht aus dem Wege geht. Es sind vielleicht zehntausend Exemplare. Vorsicht bei der Landung. Ich sitze auf den Fünftausend-Volt-Stromschienen der Reservezuleitung. Einen anderen hochliegenden Platz habe ich in der Eile nicht gefunden. Könnten Sie vielleicht den Chef der Meilerstation V anrufen und ihn ersuchen, er sollte mit der vorgesehenen Zusatzschaltung noch etwas warten? Zur Zeit führen die Schienen nämlich keinen Saft.«
»Das habe ich mir beinahe gedacht«, meinte ein Hochfrequenzingenieur der BAPURA-Besatzung. »Dieser Mensch hat vielleicht Nerven. Hallo, Sie da, klettern Sie schleunigst herunter und verlassen Sie die Überschlagzone.«
»Erst einmal können, Sir. Unter mir marschieren vielleicht zweihundert Kampfroboter hindurch. Sie beschädigen aber nichts. Erstaunlich, wie die sich um die Ecken herumschlängeln.«
»Warum haben Sie denn vorher behauptet, sie würden alles zusammentrampeln?«
»Ich habe dabei mehr an unsere Leute gedacht, Sir.«
Ich richtete mich auf und kehrte an meinen Platz zurück. Kenonewe hatte die Hände in den Schoß gelegt. Schulterzuckend sah er mich an.
Als ich mich gerade einigermaßen beruhigt hatte, setzte das wildgewordene Zentralgehirn von Tophtar den Geschehnissen die Krone auf.
Wir konnten nun den Raumhafen von Tophtar in voller Ausdehnung überblicken. Die ausgezeichnete Vergrößerungsschaltung erlaubte außerdem das Heranholen von allen gewünschten Geländepunkten.
Was wir auf diesen Bildausschnitten sahen, raubte uns den Atem. Panzerforts über Panzerforts waren aus dem sandverschütteten Gelände rechts und links der gesäuberten Landebahnen hervorgebrochen.
Der Begriff »Forts« war untertrieben. Es handelte sich um halbkugelige Festungen aus meterdicken MA-Metallwänden und zusätzlichen Energieglocken, die wohl nur dann zerstört werden konnten, wenn gleichzeitig der Planet in eine Atomfackel verwandelt wurde.
Jede Kuppel besaß den Umfang einer terranischen Kleinstadt von siebentausend Einwohnern.
Das wäre aber – abgesehen von dem überwältigenden Eindruck – nicht furchteinflößend gewesen, wenn die Halbkugeltürme nicht Energiesäulen ausgeschickt hätten, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
Wir wurden natürlich nicht angegriffen; aber den Hypnos wurde gezeigt, daß andere Leute auch etwas von Technik verstehen.
Während die TORNTO und wir nahe den Haupteingängen so erschütterungsfrei auf den Boden gesetzt wurden, daß wir von der Landung kaum etwas bemerkten, erlebten die Hypnos Höllenqualen.
Aus etwa dreißig Abwehrfestungen schossen rosarote Strahlungsbahnen hervor. Sie umspielten die beiden Hypno-Schiffe, hielten sie fest und zwangen sie in eine so schnelle Rotation, daß ich schaudernd an die Besatzungen dachte.
Die Drehzahl war so hoch, daß unsere Augen keine Einzelheiten mehr unterscheiden konnten. Beide Schiffe glichen plötzlich irrlichternden Metallwolken mit hohem Lichtbrechungsvermögen.
Ich fühlte meine letzten Hoffnungen auf einen guten Ausgang unseres Vorhabens schwinden.
Die Wissenschaftler der BAPURA hatten sich ebenfalls mit dem Problem beschäftigt. Dr.-Ing. Snofer rief mich an.
»Ich sehe noch keine Gefahr für die Fremden, Sir. Sie verfügen fraglos über hervorragende Andruckabsorber, die auch die Drehbewegung neutralisieren können. Ich traue es der Marsautomatik zu, daß sie berechnen kann, wie hoch sie mit dem Rotationseffekt gehen kann. Schätzungsweise wird er etwas höher sein als die Absorbtionsfähigkeit der Antiandruck-Geräte. Wir werden die Hypnos bewußtlos einsammeln können.«
»Hoffentlich haben Sie recht«, erwiderte ich. »Achtung, an alle! Das Schiff wird planmäßig verlassen, egal, in welchem Zustand die Hypnos auf dem Boden ankommen. Nehmen Sie Ihre Positionen ein.«
»Ach du meine Güte!« rief Kenonewe aus.
Die bisher unsichtbaren Schlünde der Marsstadt hatten sich geöffnet. Überall bewegten sich Sanddünen unter dem Druck ausfahrender Turmschleusen.
Was daraus hervorquoll, war nichts anderes als die vielen tausend Kampfroboter, die ich mir noch wenige Tage zuvor als Bundesgenossen gewünscht hatte, die wir jedoch nicht hatten betriebsklar machen können.
Sie schlugen ein schnelles Marschtempo ein. Schließlich erhoben sie sich sogar in die Luft und flogen auf den Raumhafen hinaus.
Dort, wo sie landeten, verfärbte sich der MA-Metallbelag des Geländes. Rote Ringe entstanden. Sie besaßen einen Durchmesser von etwa einem Kilometer. Es sah danach aus, als sollte eine bestimmte Zone markiert werden.
Ehe ich diesen Gedanken in Worte kleiden konnte, schossen energetische Strahlungen aus dem Boden hervor. Sie wiesen ebenfalls einen rosaroten Farbton auf.
Als ich wieder auf die Fernbeobachtung blickte, bemerkte ich, daß die Rotation der Hypno-Schiffe langsamer wurde. Die Fahrzeuge wurden von den Strahlbahnen, die sie wabenförmig umhüllten, zum Zentrum des Hafens hinübergezogen. Gleich darauf begann ein Landemanöver, bei dem mir der Atem stockte.
Ich verstand plötzlich alles!
In den bereits entzifferten Berichten der Marsianer war von einer neuen Waffe, dem »Zug-Rotator«, die Rede gewesen. Es handelte sich um einen Saug- oder Gravitationsstrahler, mit dem man feste Körper heranholen konnte, gleichgültig aus welchem Material sie bestanden.
Die Färbung der Energiestrahlung verwandelte sich. Plötzlich leuchtete sie in einem blassen Blau. Über den Hypno-Schiffen entstand je eine Energieglocke.
Der Vorgang hatte etwa fünfzehn Minuten gedauert. Die Marspositronik hatte unsere Planung endgültig umgeworfen. Jetzt gelang uns aber auch gar nichts mehr!
»Wie sieht es in der Stadt aus? Alles in Ordnung?« fragte ich Hannibal.
»Wenn du unseren Gesundheitszustand meinst – ja! Wir sind den Robotern glücklicherweise entgangen. Scheuning schätzt die Anzahl der wachgewordenen Maschinen auf etwa zwanzigtausend. Sie scheinen den Befehl erhalten zu haben, die beiden Landungskreise abzusperren. Jetzt frage ich mich nur, mit welchen Tricks wir die Hypnos aus ihren Schiffen herausholen sollen.«
Darauf wußte ich keine Antwort. Natürlich hatte ich keine Ahnung, auf welche Schalter man in einer solchen Situation zu drücken hatte.
»Aha!« meldete sich Hannibal erneut. »Das haben wir uns auch schon überlegt. Das Gehirn handelt – von seiner Warte aus gesehen – vollkommen richtig. Es macht den Gegner erst einmal handlungsunfähig. Die Roboter haben unsere Leute nicht angegriffen. Dr. Beschter meint nun doch, wir wären als befehlsberechtigt anerkannt worden. Außerdem glaubt er, daß wir, also du und ich, den Untergang der terranischen Marsdivision verhindert haben. Da staunst du, was?«
Ich staunte tatsächlich.
»Das ist gar nicht so verwunderlich. Erinnere dich an unseren Mondeinsatz vor drei Jahren, Tarnbezeichnung ›Diagnose negativ‹. Unser Intelligenzquotient wurde durch ein gefährliches Experiment gesteigert. Ich habe seitdem 51,3 Neu-Orbton-Einheiten anstatt wie vorher nur 37,4. Du bist von 38,2 Einheiten auf 52,4 aufgestockt worden. Die Intelligenzsteigerung war erforderlich, um das Kommandogehirn auf Luna beherrschen zu können. Eine Geisteskapazität unter fünfzig Neu-Orbton-Einheiten wurde nicht anerkannt. Fällt dir etwas auf?«
»O ja!« gab ich bestürzt zurück. Wieso waren wir nicht früher darauf gekommen?
»Aus diesem Grunde ist Dr. Beschter der Meinung, wir wären hier ebenfalls anerkannt. Die Hypnos sind besinnungslos. Die Rotation muß sich katastrophal ausgewirkt haben. Im Prinzip haben wir den Zweck unseres Theaters jetzt schon erreicht. Die Herren wissen, wie mächtig wir sind.«
»Zu sein vorgeben«, korrigierte ich. »Ehe ich sie abfliegen lasse, müssen sie noch in den Genuß unserer Trickfilme kommen. Dieses Programm soll nicht umsonst aufgebaut worden sein. Außerdem müssen sie darüber belehrt werden, daß man uns in diesem Sonnensystem nur duldet. Es kommt gar nicht darauf an, die Hypnos von der Macht Seiner Verklärtheit, Tumadschin Khan, zu überzeugen, sondern von der noch viel größeren Macht der Erde und des von ihr beherrschten Planetenbundes.«
»Apropos – da ist vorhin eine Meldung gekommen. General Reling und der Abwehrchef der Oststaatenkoalition werden mit der ›1418‹ den Mars anfliegen. In Maske selbstverständlich. Der Alte und Marschall Gorsskij haben sich entschlossen, unseren schiefgelaufenen Plan etwas zu stabilisieren. Sie wollen zwei Gesandte spielen, die Tumadschin Khan ein Ultimatum der Erdregierung überbringen, und vorgeben, die Aufbringung der beiden Hypnoschiffe sei von terranischen Ferntastern registriert worden.«
»Ein guter Gedanke«, stimmte ich zu. »Gib an Kiny Edwards durch, der Chef sollte unbedingt mit seiner Ankunft warten, bis ich ihn benachrichtige. Hier muß erst die Lage geklärt werden. Gibt es sonst noch etwas?«
»Eigentlich eine ganze Menge, aber darum brauchst du dich jetzt nicht zu kümmern. Soll das Demolierungskommando immer noch warten?«
»Hütet euch, auch nur eine Schaltung unbrauchbar zu machen. Wir haben genug Probleme. Ende.«
Ich unterbrach die Verbindung und stellte mich auf den Geistesinhalt der Hypnos ein. Hannibal hatte nicht übertrieben. Sie waren besinnungslos. Ich konnte nur verwaschene Sinneseindrücke empfangen.
»Fertig, Sir, klar zum Ausschleusen«, meldete Naru Kenonewe. »Die Männer sind schon draußen.«
»Wie verhalten sich die Roboter?«
»Als wären wir nicht da. Unser Glück, Sir.«
Wir fuhren zur Polschleuse hinunter und sprangen in das Antigravfeld. Auf dem Raumhafen herrschte ein Betrieb, als wären die ausgestorbenen Marsianer wieder erwacht.
Die Kampfroboter glichen einer stählernen Armada. Jedes Fahrzeug wurde von etwa zehntausend Kriegsmaschinen umlagert.
Die Besatzungen der Marsschiffe hatten sich nach Plan aufgestellt. Es war eine prächtige Parade. Ich bestieg meinen Prunkwagen und stellte mich vor den zurückgeschobenen Beifahrersitz, als wir an der Front der Männer vorbeifuhren.
Dicht hinter uns folgte die Garde der Zyklopen. Sie standen auf gepanzerten Pritschenwagen.
»Wunderbar!« meldete sich Hannibal. »Das sieht großartig aus. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Hypnos.
Hui – der Chef der Expedition bekommt soeben Vorwürfe wegen seines leichtfertigen Einfluges ins Solsystem! Die von dem Gehirn eingesetzte Waffe kennt man nicht. Die Hypnos sind beeindruckt. Nein – mehr als das! Sie haben Todesangst. Die letzten Geheimunterlagen werden vernichtet. Sie warten auf deinen Anruf. Wozu hast du ein Bildsprechgerät?«
»Zum Senden und Empfangen, vorausgesetzt, es ist sinnvoll. Haben die Wissenschaftler schon entdeckt, welche Tricks man anwenden muß, um die Hypnos durch die Energieglocken zu bringen?«
»Wie?«
Ich unterbrach die telepathische Verbindung und gab den Befehl, so schnell wie möglich zur untermarsianischen Zentrale zu fahren. Etwas mußte geschehen. Wenn wir gar keinen Ausweg mehr fanden, mußten sämtliche Schaltungen zerstört werden, die in unserer Reichweite lagen.
Was hatte das aber zur Folge? Jetzt, wo die Anlagen von Stunde zu Stunde besser funktionierten, weil die Reparaturroboter unermüdlich tätig waren! Was bisher noch nicht in Ordnung gewesen war, wurde von den Wartungsmaschinen mit größtem Eifer repariert. Das bedeutete, daß die Nebenschaltstellen des Hauptgehirns immer mehr komplettiert wurden. Anlagen, von deren Funktion wir keine Ahnung hatten, nahmen den Betrieb wieder auf. Kommandostationen erwachten. Die uralten Raumschiffwerften begannen zu fabrizieren und zu reparieren.
Meine Knie begannen zu zittern.
Ein gewaltiges Tosen, dem ein Heulton folgte, ließ mich auf meinem Sitz herumfahren. Der Fahrer bremste.
»Nein, nicht das!« stöhnte ich.
Ein Abwehrfort hatte auf das kleinere der beiden Hypno-Schiffe das Feuer eröffnet. Der bläuliche Energieschirm war durchschlagen worden. Ein Teil der oberen Schiffshälfte leuchtete in Weißglut. Die Einschußöffnung war beachtlich. Ich konnte nicht erkennen, ob der thermische Energiestrahl die Zelle durchschlagen hatte und ob er auf der anderen Seite wieder ausgetreten war.
Auf alle Fälle hatte er aber einen hohen Prozentsatz seiner Energie im Schiffsinnern abgegeben. Was das bedeutete, brauchte mir niemand zu sagen.
Mein tragbares Bildsprechgerät läutete. Captain Jim Dogendal, Chef unserer Ortungs- und Funkstation, meldete sich.
»Der Gegner versucht zu funken, Sir. Beim ersten Impuls hat das Fort das Feuer eröffnet. Die Hypnos schweigen wieder. Das war eine bittere Lehre. Ich weiß aber jetzt, wie genau und schnell die robotgesteuerten Peilgeräte arbeiten. Kaum hatte ich das erste Rotzeichen gesehen, da knallte es schon. Die Differenz zwischen dem ersten Funkversuch und dem Feuerstoß betrug nicht einmal eine Millisekunde. Das nenne ich Schnelligkeit, Sir.«
Das Kommandogehirn von Tophtar wurde mir unheimlich. Wenn dieser Automat so schnell und folgerichtig reagierte, würde es uns sehr schwerfallen, ihn unschädlich zu machen – selbst wenn wir es gewollt hätten. Die Techniker wären noch keine zehn Meter weit gekommen. Beim ersten Schuß oder beim ersten Aufflammen eines Schneidbrenners in wichtigen Schaltsektoren wären wir fraglos von den überall eingebauten Abwehrgeschützen in Energie verwandelt worden.
Nachdem wir die Schleusen passiert hatten, fuhren wir die Serpentinenstraße hinunter. Ich war so müde, daß ich kaum noch die Augen offenhalten konnte. Das Denken fiel mir schwer. Was sollte nun geschehen?