Kapitel 22 – Die Spinnen
Clive Fitzgerald sitzt zusammengekauert in einem staubigen Keller mit Spinnen, um etwas Ruhe zu finden. In manchen Kulturen wird die Spinne als weiblich angesehen und als Schöpferin verehrt. Clive sieht Spinnen auch als weiblich an, verehrt sie aber nicht. Er mag ihr Schweigen nicht, die Art, wie sie plötzlich neben ihm erscheinen auf ihren spindeldürren Beinen. Er zieht seine Finger durch die Fäden der aufwendigen Netze, die in den Ecken des Kellers gespannt sind, den er sich mit diesen Kreaturen teilt und macht sie kaputt, damit die Spinnen sie zwischen seinen Besuchen neu spannen können.
Clive verfeinert gerade die Fähigkeiten, die er für sein neues Projekt brauchen wird, mit dem er ein zusätzliches Einkommen erzielen will. Er hat entschieden, Graphologe zu werden und macht Werbung in der Lokalzeitung, um an Kunden zu kommen. Es ist wichtig, dass er das außerhalb des Blickfelds seiner Schwester macht. Sogar im mittleren Alter beobachtet und beurteilt sie ihn noch. Ihr Interesse entmannt ihn, obwohl er derjenige war, den die Natur mit besonderer Intelligenz ausgestattet hatte. Ihm hatte die Familie zugeschaut, wie geschickt er in der Schule den Kampf eines Schuljungen gegen Logarithmen und Latein gewann, während seine Schwester hinterherzockelte. Seine Eltern dachten, es sei ausreichend, dass sie ein hübsches Gesicht hatte, hübsch genug, um einen Rechtsanwalt zu heiraten. Ihr ganzes Leben lang zockelte sie schon hinterher, bewegte sich langsam auf dem Pfad des Lebens und lernte jeden Tag ein bisschen mehr dazu. Heute betreibt sie nun ein Geschäft, das aus den Nachforschungen entstanden ist, die sie für die Klienten ihres Mannes angestellt hatte. Nachdem er gestorben war, bot Clive seiner Schwester an, Kontakt mit ihm aufzunehmen, aber sie weigerte sich und sagte, dass sie jetzt, wo er tot war, keine Fragen mehr an ihn habe, die sie nicht bereits gefragt hätte, als er noch am Leben war.
Clive wurde klug geboren, verlor diesen Vorteil aber unterwegs. Eigentlich besitzt er die Persönlichkeit dafür, von unterwürfigen Angestellten in einem teuren Büro gefeiert zu werden, da er jedoch keine Karriere hat, steht dies nicht zur Debatte. Stattdessen reduziert man ihn darauf, zusammengekauert in einem Keller voller Spinnen zu sitzen und die Schleifen und Serifen der Handschriften von irgendwelchen Leuten zu studieren.
»Meine liebe junge Dame«, schreibt er einer Frau, die auf seine Lokalanzeige reagiert hat, »Ich befürchte, Sie können der Person, deren Schriftbeispiel Sie mir zugesandt haben, nicht trauen. Sie ist eine sehr komplexe Person, die ein Geheimnis verbirgt.« Clive hält inne, er weiß nicht, was er als nächstes schreiben soll. Er möchte seine Kunden nicht täuschen. Man kann davon ausgehen, dass jeder von uns mindestens ein Geheimnis hat. Keine junge Frau sollte einem Mann trauen, den sie so wenig kennt, dass sie einen Fremden kontaktiert, um etwas über seinen Charakter zu erfahren.
Clive hört über ihm Türen schlagen. Wie er es hasst, in einem Umfeld voller Frauen zu arbeiten, sie schlagen immerzu mit den Türen. Wissen sie nicht, dass man, wenn man Türen schlägt, riskiert, Geister zwischen Tür und Rahmen einzufangen, so dass sie niemals wiederkommen? Clive legt seine Papiere und Bücher zur Seite und geht auf Recherche.