Kapitel 20 – Sheep Dip
Ich merke, dass ich total geschockt bin. Ich denke an all die schönen Dinge, die Jeff jemals zu mir gesagt hat, an jede arglose Unterhaltung und ich finde in allem eine verdrehte Bedeutung. Er ist ein undurchsichtiger Agent, der für die andere Seite arbeitet. Dann denke ich an seine Gedichte und seine Erfindungen und ich weiß, dass beides ein Haufen Unsinn ist, also rufe ich ihn an.
»Jeff«, sage ich, »Wie geht’s dir?«
»Ali. Hast du gehört, dass tausende von Englands einheimischen Süßwasserflusskrebsen in einem Fluss ganz in deiner Nähe getötet wurden? Das Wasser war voll mit Cypermethrin. Das wird in Desinfektionsbädern für Schafe benutzt. Die Hälfte der Flusskrebspopulation wurde ausgelöscht. Das ist eine Menge Desinfektionsbad.«
»Jeff, vergiss das jetzt doch mal. Hast du jemals von jemandem namens Major Flower gehört?«
»Ja.«
Ich lege auf. Ich fühle, wie etwas mein Herz zusammenpresst und mein Gesicht sich verzieht, als würde ich anfangen zu heulen. Ich werde es genießen, aber bevor ich mich diesem Gefühl ganz hingebe, sollte ich die Dinge mit Jeff besser abklären.
»Jeff«, sage ich, als ich ihn wieder anrufe. »Was hast du getan?«
»Mit der Werbung, meinst du?«
»Nein, nein. Was hast du mit Flower getan? Was hast du vor?«
»Er bezahlt mich für Informationen über dich.«
»Sag mal, bist du verrückt? Was erzählst du ihm denn und wofür?«
»Ich erzähle ihm ausdrücklich niemals die Wahrheit. Ich sage zum Beispiel bloß: ›Sie ist nach Nottingham gefahren‹ und er gibt mir zehn Pfund.«
»Aber ich bin noch nie in Nottingham gewesen.«
»Ganz genau. Ich erzählte ihm, du seist in Irland gewesen und er gab mir zwanzig Pfund. Vielleicht punkte ich höher, wenn ich irgendwas im Ausland erwähne.«
»Du verrückter, verdammter, verdammter Scheißkerl. Ich weiß nicht, wem ich trauen soll.«
»Mir kannst du trauen.«
Ich versuche es in einer anderen Richtung. »Was macht der Garten?«
»Alles in Ordnung.«
»Du verrückter, verdammter Scheißkerl.«
»Ali, komm bald nachhause.«
Ich erzähle Taron von der Verratsgeschichte und sie sagt, Jeff sei kein bisschen verrückt und wenn man ihr zwanzig Pfund bezahlte, würde sie auch alles über mich erzählen.
»Das ist nicht der Punkt. Er malt. Er schreibt mir Gedichte. Er liebt mich.«
»Ich liebe dich auch.«
»Verfickte Scheiße.«
Taron hat sich in einer dieser dünnen Ausgaben des Touristeninformationsbüros, die in Hotels rumliegen, die örtlichen Attraktionen angesehen. Sie will, dass wir einen Nachmittagstee trinken gehen, bevor wir nach London zurückfahren, was in Ordnung ist. Dann hat sie eine weitere schrullige Idee, bei der ich weniger geneigt bin, mich drauf einzulassen.
»Hier steht, dass Frauen, die bisher vergeblich versucht haben, ein Baby zu bekommen, in einem Dorf namens Cerne Abbas, ganz in der Nähe von hier, ein Heilmittel gefunden haben.«
»Taron.« Will sie mich verarschen?
»Sie klettern mitten in der Nacht auf diesen Hügel, weil dort etwas ist, was sie die ›Kreidezeichnung eines Mannes mit einem überproportional großen, knüppelartigen Penis‹ nennen, eingeritzt in die Seite des Hügels. Die Frau setzt sich auf seinen Schwanz und wenn sie wieder herunterkommt, dann wird sie schwanger. Manche Paare treiben es sogar dort, wenn sie da oben auf dem Hügel sind.«
»Iiiiih«, sagen wir wie aus einem Mund.
»Taron, das ist ein Fruchtbarkeitsding, das hat nichts damit zu tun, ein Baby zu finden.«
»Es könnte vielleicht helfen. Man kann direkt um die Ecke einen Tee bekommen, an einem Platz mit einem Wunschbrunnen. Das könnten wir auch probieren.«
»Nein.«