Acht
Die Einzigen, die wirklich das ganze Wochenende durchgearbeitet hatten, waren die Leute vom Erkennungsdienst gewesen.
Allein die Fülle der Schuhspuren stellte ein Problem dar. Es waren einfach unzählige Menschen in der Umgebung des Leichenfundorts herumgelaufen: Kunden der Gärtnerei, Jogger, Spaziergänger. In der wohl berechtigten Annahme, dass der Täter sich in unmittelbarer Nähe der Leiche aufgehalten haben musste, hatte man sich schließlich darauf geeinigt, einen abgesteckten Radius von fünf Metern um den Fundort herum genauestens zu untersuchen. Zusätzlich hatte man die Umgebung von Landmanns Auto näher unter die Lupe genommen. Aber nicht nur die Schuhspuren waren zahlreich. Im Prinzip konnte jedes andere in der Nähe des mutmaßlichen Tatorts gefundene Ding zu einer wichtigen Spur werden, die letztlich zum Täter führte. Jede weggeworfene Zigarettenschachtel, jede Kippe sogar, jeder Papierfetzen konnte wichtig sein. Natürlich gab es auch davon eine Unzahl, wie überall an Waldrändern und Parkplätzen. Es wäre eine unmögliche Aufgabe gewesen, all diese Fundstücke auszuwerten oder auch nur zu erfassen. Deshalb hatte man sich auch dabei notgedrungen auf einen begrenzten Bereich einigen müssen. Die Erfahrung brachte es mit sich, dass man diese notwendigen Begrenzungen nicht als Unzulänglichkeit empfand.
Auch Arend Bonhoeffer hatte am Wochenende gearbeitet. Nachdem der Staatsanwalt die Obduktion der Leiche angeordnet hatte, hatte Bonhoeffer am Freitag und Samstag seine Untersuchungen durchgeführt und einige Schnellschnitte, Gewebe- und Blutproben ins Labor geschickt. Die Ergebnisse würden noch einige Tage auf sich warten lassen. Trotz seines angeschlagenen Zustandes am Sonntag musste er seinen Bericht diktieren, denn seine Sekretärin sollte ihn am Montagmorgen als Erstes tippen.
Jeder in der Soko war Profi genug zu wissen, dass man jetzt am Ball bleiben musste. Jede Nachlässigkeit zum jetzigen Zeitpunkt würde sich bitter rächen, denn wenn eine Spur erst einmal verwischt oder erkaltet war, konnte man sie nicht mehr verwerten. Alle waren sich im Klaren darüber, dass in den nächsten Wochen ein Achtstundentag nicht zu erwarten war.
Berns und van Gemmern hatten beide an diesem Wochenende bis zur Erschöpfung, mit nur wenigen Stunden Schlaf, durchgearbeitet.
Toppe betrat am Montag um drei Minuten vor acht sein Büro und fand dort bereits Paul Berns, der am Fenster stand und mit den Fingern gegen die Scheibe trommelte. Man sah ihm die langen Arbeitsstunden an: Die Tränensäcke traten noch deutlicher hervor, seine Lippen waren spröde, und er hatte sich nicht rasiert. Toppe dachte an seinen eigenen Samstagabend und den müßigen Sonntag und fühlte sich fast ein wenig schuldig. Aber jedes Mitgefühl verstummte sofort, als Berns ihn begrüßte.
«Na», schnauzte er, «einen geruhsamen Sonntag verbracht?»
Toppe biss die Zähne zusammen und legte Landmanns Akten und den Kalender auf den Schreibtisch. «Danke, es geht.»
Breitenegger und van Appeldorn betraten gemeinsam das Büro, kurz nach ihnen kam Ackermann, der ungewohnt leise grüßte.
«Was ist los, Ackermann?» Van Appeldorn tätschelte ihm den Kopf. «Schlecht geschlafen?»
«Nee, aber ’n Kopp wie ’n D-Zug. Eins von den vierzig Bierkes muss schlecht gewesen sein.»
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, stützte die Stirn in die Hände und stöhnte laut.
Van Gemmern kam mit einem Stapel Fotos und Papieren. Er sah noch dünner aus als sonst, sein Gesicht war aschgrau. Er presste ein «Guten Morgen» hervor, warf van Appeldorn einen fragenden Blick zu und setzte sich, als dieser nickte, an dessen Schreibtisch und breitete seine Papiere aus.
Als Letzter kam der Staatsanwalt. Dr. Stein war ein drahtiger Mann in den Fünfzigern mit sehr kurzen grauen Haaren, einem ebenso kurzen grauen Bart und lustigen Augen. Mit ihm war gut arbeiten, denn er hatte Ahnung und fackelte nicht lange, wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen.
«Grüßt euch. Gut, dass ihr den Termin so früh angesetzt habt, ich habe um halb zehn schon die erste Verhandlung. Darf ich mich hierher setzen?» Er zeigte auf Toppes Schreibtischstuhl.
«Bitte», antwortete Toppe. Eigentlich stand er ganz gern, wenn er nachdachte. Er lehnte sich gegen die Fensterbank und suchte nach einem Anfang.
«Übrigens, Herr Toppe», meinte der Staatsanwalt, «mit Dr. Bonhoeffer habe ich schon telefoniert. Wir können also die medizinische Seite erst einmal vernachlässigen, wenn Sie mich fragen.»
«Gut, dann, denke ich, sollten Herr Berns und Herr van Gemmern mit ihren Ergebnissen beginnen.»
Van Gemmern hatte seine Brille abgenommen und rieb sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. «Jetzt leg schon los, Klaus!», drängte Berns ihn.
Van Gemmern setzte langsam die Brille wieder auf und begann: «Zunächst die Schuhspuren. Gefunden und identifiziert haben wir Abdrücke von Arbeitsschuhen, die mit einer Ausnahme von der Familie Welbers stammen. Das haben wir überprüft. Der andere Abdruck gehört zu den Arbeitsstiefeln von Frau Matenaar, auch das konnten wir abgleichen. Von Janssen haben wir keine Schuhspuren gefunden. Welbers hält das nicht für ungewöhnlich, denn Janssen hätte seit einer Woche nur auf dem neuen Feld gearbeitet. Suerick haben wir noch nicht überprüfen können. Dann haben wir drei verschiedene Abdrücke, die eindeutig von Damenschuhen stammen, und zwar in den Größen 36, 38 und 39. Und einen Abdruck von einem Schuh mit einer durchgehenden flachen Gummisohle, Größe 44, ziemlich wahrscheinlich ein Mann. Darüber hinaus haben wir die Gruppe der Sportschuhe. Da wäre einmal der Abdruck von einem Adimed-Schuh, Größe 42. Die dazugehörige Person ist nicht sehr schwer, es könnte eine Frau sein, muss aber nicht. Dann zwei Spuren von Puma-Schuhen, Größe 36 und 43, gehören vermutlich zu einer Frau und einem Mann. Ein Nike-Abdruck, Größe 45, sicher ein Mann, ein Kinderschuhabdruck, elefanten, Größe 26, und die Spur von einem Schuh der Firma Tretorn, Größe 40, vielleicht eine Frau. Keiner der Abdrücke deutet auf eine Ganganomalie oder Ähnliches hin. Und schließlich sind da noch Landmanns eigene Spuren, Adidas, Größe 44.»
«Lassen denn die Konstellationen der Schuhspuren zu Landmanns Abdrücken keine Schlüsse darüber zu, mit wem er dort war?», fragte Toppe.
Van Gemmern schüttelte den Kopf und reichte Toppe Fotos über den Schreibtisch. «Das hatten wir auch gehofft, aber sehen Sie es sich selbst an. Ich kann da beim besten Willen keine zuverlässigen Schlüsse ziehen. Alles reine Spekulation.»
Toppe betrachtete die Fotos und reichte sie dann an den Staatsanwalt weiter. Er wollte sie sich später noch einmal ansehen, aber auf den ersten Blick waren die Abdrücke auch für ihn nur ein heilloses Durcheinander.
«Es wäre etwas anderes», fuhr van Gemmern fort, «wenn wir im Schuppen selbst etwas gefunden hätten. Aber da gibt es leider nur zwei eindeutige Spuren, die eine stammt von Landmann und die andere von Frau Matenaar.»
«Un’ die hat ’n Alibi!», rief Ackermann und wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber van Appeldorn fuhr ihm dazwischen. «Meiner Ansicht nach kommt eine Frau als Täter kaum in Betracht. Nicht bei diesen massiven Verletzungen. Die erfordern schon eine gehörige Portion Kraft.»
Toppe rupfte sich ein Barthaar aus. «Machen Sie mal weiter, van Gemmern.»
«An dem Platz, an dem Landmanns Auto stand, haben wir seine eigenen Schuhspuren gefunden und ein Wirrwarr verschiedener Reifenspuren. Wir haben sie alle aufgenommen. Der letzte Wagen, der unmittelbar neben Landmanns Parkplatz gestanden hat – wann, ist natürlich ungewiss –, hatte brandneue 175er Dunlop-Reifen, und die Person, die möglicherweise zu dem entsprechenden Auto gehört, trug Gallus-Schuhe in Größe 43. Welbers sagt, dass der Parkplatz auch von den Kunden der Gärtnerei genutzt wird.» Er machte eine kurze Pause. «Tja, das wäre zunächst alles zu den Schuhspuren. Also weiter: Der Sack, in dem der Tote steckte, stammt eindeutig vom Stapel im Schuppen. Das gleiche Fabrikat und brandneu. Außerdem fehlt auch einer im Stapel. Welbers hat die Säcke erst am 16. gekauft, und es waren dreißig Stück. Jetzt sind es nur noch neunundzwanzig. Die Tatwaffe haben wir nicht gefunden, obwohl wir lange und gründlich gesucht haben. Wir vermuten, dass es sich um ein Brecheisen handelt, Welbers vermisst nämlich eins. Er besaß zwei, ein relativ neues und eines, das seinem Vater gehört hatte und schon angerostet war. Wir haben am Sack in der Tat Rostspuren gefunden. Für weitergehende Untersuchungen haben wir den Sack zum LKA geschickt, die Ergebnisse erwarten wir noch heute. Nach langem Überlegen glaubte Welbers sich zu erinnern, dass das Brecheisen neben der Schuppentür gestanden hat. Er sagte, er habe es am Donnerstag noch benutzt, um eine Kiste zu öffnen. Möglicherweise brauchte der Täter sich nur zu bedienen.»
«Das sieht dann ja nach einer Affekttat aus», bemerkte Breitenegger. «Das Brecheisen, der Sack, beides war zur Hand.»
«Oder es hat sich jemand gut ausgekannt», überlegte van Appeldorn. «Aber warum überhaupt der Sack?»
«Rache! Dat ham wer doch schon gesagt», brüllte Ackermann.
«Ach, ich weiß nicht», sagte Breitenegger. «Wie soll das gehen? Da sagt jemand zu Landmann: Komm mal eben mit in den Schuppen. Dort zieht er ihm den Sack über den Kopf und haut mit dem Brecheisen wie ein Wahnsinniger drauf. Und Landmann wehrt sich nicht? Unwahrscheinlich.»
«Eben», nickte Toppe. «Selbst wenn man von hinten mit einem Sack überrascht wird, man wehrt sich doch. Gab es tatsächlich keinen Hinweis auf Kampfspuren?»
«Nicht den geringsten», brummte Berns. «In dem Staub da auf dem Boden hätte man das wunderbar erkennen können, aber da ist nichts, was darauf hindeutet. Auch die Leiche sah ja nicht so aus. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Aber vielleicht hat der Doc ja was unter den Fingernägeln gefunden.»
«Möglicherweise», sagte Toppe. «Ich frage mich, wie einer allein Landmann im Sack festhalten, gleichzeitig nach dem Brecheisen greifen und mit derartiger Wucht zuschlagen kann.»
«Doch die Mopedgang?», unterbrach ihn van Appeldorn in seinen Gedanken.
Toppe wiegte zweifelnd den Kopf. «Wir müssen deren Alibis überprüfen, und zwar schnell.»
Van Gemmern blätterte in seinen Unterlagen. «Ich habe nicht mehr viel. Die Zettel haben wir ja am Freitag schon untersucht. Es waren übrigens keine verwertbaren Fingerabdrücke darauf. Auch nicht an der Schuppentür. Auch dort nur Welbers, sie und er, Frau Matenaar und Udo Welbers und, das ist vielleicht interessant, ein wunderbar deutlicher Abdruck von Landmann, alle vier Finger und der Daumen der rechten Hand. Er hat die Tür also möglicherweise selbst geöffnet.»
Toppe runzelte die Stirn. Das passte alles nicht zusammen.
Dann schaute er Berns an. «Ihr müsst die Tatwaffe finden.»
«Kann ich zaubern?», blaffte der, dann lachte er plötzlich. «Oder wollt ihr vielleicht mit einer Hundertschaft den ganzen Wald durchkämmen? Wie wäre es denn mit einem Tauchereinsatz im Wassergraben von Haus Rosendal? Das liegt da gleich um die Ecke.»
«Möglicherweise bleibt uns nichts anderes übrig», erwiderte Toppe ernst.
Van Appeldorn sah auf die Uhr. «Ich hab keine Zeit mehr. Wenn ich noch vor Verhandlungsbeginn bei Gericht jemanden erwischen will, muss ich jetzt los. Ackermann kann ja von unseren Gesprächen berichten.» Er nahm seine Lederjacke von der Stuhllehne und zog sie an. «Wo bist du nachher, Helmut?»
«Ich denke, ich fahre zum LKH und rede mit Suerick.»
«Okay, bis später.» Van Appeldorn winkte und ging.
«Moment, bevor ihr weitermacht», sagte Berns und stand auf. «Klaus und ich haben noch einiges zu tun. Den Rest könnt ihr ja den Berichten entnehmen.» Er deutete auf die Papiere. «Sieht für mich nicht so aus, als wäre da noch was von Wichtigkeit.»
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ polternd den Raum.
Van Gemmern stand auch auf. «Wenn Sie noch Fragen haben, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.»
Toppe wandte sich an Ackermann. «Was ist denn bei Ihren Gesprächen herausgekommen?»
«Ich sag dat am besten mit eigenen Worten», begann der wichtig.
«Nein, lass mal, Junge. Ihr habt das doch so schön formuliert», hielt Breitenegger ihn zurück und nahm einige Blätter aus dem Ordner, der vor ihm lag.
«Die beiden haben nämlich am Samstagabend noch ihre Berichte geschrieben, und ich habe sie schon gelesen», erklärte er Toppe und dem Staatsanwalt.
Toppe dachte voller Bewunderung an van Appeldorn. Der musste viele Stunden mit Ackermann verbracht haben.
Bei den Vernehmungen war nicht viel herausgekommen. Das Alibi von Herrn und Frau Welbers stimmte offenbar. Ackermann und van Appeldorn hatten mit der Tante und den Nachbarn gesprochen. Abends waren sie sogar noch ins Kirmeszelt gegangen und hatten bestätigt bekommen, dass Udo Welbers, nachdem er bei seiner Tante weggegangen war, tatsächlich den ganzen Abend im Zelt verbracht hatte. Allerdings war er gegen halb vier mit einem Mädchen verschwunden. Bei einer erneuten Befragung hatte Udo ihnen den Namen des Mädchens genannt, das er, wie er sagte, an dem Abend erst kennengelernt hatte, Nicole Rozijn. Auf die Fragen, wie und wo sie denn die zwei Stunden bis halb sechs verbracht hatten, hatte er zögernd geantwortet, sie hätten in ihrem Auto geschmust. Natürlich hatten sie dann auch mit dem Mädchen geredet, das etwas älter war als Udo. Sie war in ihren Schilderungen weniger vorsichtig. Sie hatten das Auto auf dem Parkplatz bei der Gärtnerei abgestellt und, wie sie es ausdrückte, «gebumst, und zwar heftig». Dann sei Udo ausgestiegen und ins Haus gegangen. Sie hatten beide nichts bemerkt, keinen Menschen gesehen, nur Landmanns Auto, neben dem sie geparkt hatten.
«Man müsste überprüfen, ob dieser Udo Gallus-Schuhe in Größe 43 hat», bemerkte Breitenegger.
«Ja», sagte Toppe, «und ob die Reifenabdrücke neben Landmanns Saab zum Auto des Mädchens gehören. Ackermann, schreiben Sie sich das auf.»
Frau Matenaar und Herr Janssen waren die ganze Nacht über zu Hause gewesen. Die jeweiligen Ehepartner hatten das bestätigt, bei Frau Matenaar auch ihre fünf Kinder. Es gab keinen Grund, an ihren Alibis zu zweifeln.
Dr. Stein wies darauf hin, dass er nur noch zehn Minuten Zeit hatte, und Toppe berichtete knapp von seinen Gesprächen mit Frau Landmann, Sabine und der Mopedgang. Dann schlug er Landmanns Kalender auf und zeigte dem Staatsanwalt die Eintragungen.
«Das kann ein Anhaltspunkt sein», meinte der. «Auch diese Mopedgang ist nicht uninteressant. Wann ist die nächste Besprechung?»
«Sagen wir morgen Nachmittag gegen fünf?»
«Ja, das kommt für mich gut aus», nickte Stein. «Ach ja, die Presse. Ich wollte für heute Nachmittag eine Pressekonferenz ansetzen. Wäre Ihnen fünfzehn Uhr recht?»
Toppe nickte ergeben. Pressekonferenzen waren nicht sein Fall.
Als der Staatsanwalt gegangen war, rutschte Ackermann unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
«Nun gut, Ackermann, Sie fahren zunächst einmal nach Emmerich und holen den Obduktionsbericht ab. Wenn der noch nicht fertig ist, warten Sie bitte. Er ist wichtig. Und danach können Sie Udos Schuhe und die Reifen von Nicole Rozijns Auto überprüfen. Aber bringen Sie mir erst Bonhoeffers Bericht, ja?»
«Klar, mach ich, Chef, klar!» Wie der Blitz war er verschwunden.
«Na, wenigstens einer, der mit Feuereifer bei der Sache ist», schmunzelte Breitenegger.
Er sammelte die Berichte ein. «Ich werde mir die alle noch einmal durchlesen, vielleicht fällt mir noch etwas ein … Haben Sie übrigens schon die heutigen Zeitungen gesehen?»
Toppe verneinte und beugte sich über die Pressemappe, die Breitenegger immer anlegte.
«Na, haben wir es nicht weit gebracht?» Breitenegger grinste. «Immerhin die Titelseite der Blutzeitung: Deutscher Drogenrichter tot am LKH! Racheakt der Drogenmafia? Polizei hilflos!
Die Lokalblätter brachten die Nachricht zwar auch auf der Titelseite, aber deutlich gemäßigter, obwohl Geheimnisvolle Sackleiche auch nicht gerade das Gelbe vom Ei war.
«Ich mache mich auf nach Bedburg und rede mit diesem Suerick. Vielleicht können Sie sich einmal den Kalender ansehen. Ich habe schon ein paar Notizen dazu gemacht. Der Zettel liegt drin.» Toppe nahm seine Jacke. «Und diese Gerichtsakten werden wir uns auch zu Gemüte führen müssen.»
«Vor oder nach dem Berichteschreiben?», ärgerte ihn Breitenegger
«Die verdammten Berichte», knurrte Toppe. «Ich fahr dann mal.»
«Okay, bis später. Übrigens, ich heiße Günther.»
Toppe lächelte. «Angenehm, Helmut.»
«Wird doch wirklich langsam Zeit», meinte Breitenegger zufrieden.
Toppe war schon an der Tür, als das Telefon klingelte.
Breitenegger meldete sich. «Du hast ihn gerade noch erwischt.»
Es war van Appeldorn. «Helmut, bist du auf dem Weg zu Suerick? Dann warte auf mich, ich fahre mit. Ich habe hier nämlich etwas Interessantes entdeckt.»