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Im Londoner Zoo war der Bär Kitchener längst eine Institution geworden – wie Nessie, das Ungeheuer vom Loch Ness, oder wie Robin Hood, der Rächer der Entrechteten. Und der ›Regimentsbär‹ hatte einen unschätzbaren Vorteil: Es gab ihn wirklich! Er konnte besucht und besichtigt werden. In den Sommermonaten marschierte er würdevoll im Freigelände umher zwischen seinen Damen.
Es waren drei oder vier Bärinnen, je nachdem, ob eine gerade mit ihrem Nachwuchs beschäftigt war oder nicht. Meistens trotteten nur drei Damen übers Gelände.
Erst mit fünf Jahren hatte Kitchener von seinem Recht als Eheherr Gebrauch gemacht. Vorher hatte es wohl Plänkeleien gegeben, aber sein Geschlechtstrieb war noch nicht voll erwacht.
Seine Favoritin hieß Rose. Kitchener hatte es sich bei der Brautschau insofern einfach gemacht, als er abwartete, welche Bärin in den langwierigen Kämpfen um die Spitzenrolle in der weiblichen Rangordnung siegte. Nun, Rose hatte gewonnen. Sie war ein temperamentvolles, äußerst kampflustiges und stolzes Bärenweib. Eine Aufgabe für einen gestandenen Bären wie Kitchener.
Doch Rose kannte ihre Grenzen. Dieser ausgewachsene Kerl, der so ruppig zärtlich zu ihr war, mußte ihr Herr sein.
Sie wußte es instinktiv, und die Zooherren hätten es ihr bestätigen können: Ein einziger Schlag mit seiner Pranke hätte sie zerschmettert. So ließ sie sich von ihm heftig kosen und erwiderte seine Leidenschaft mit Maßen, wie es ihr zukam als Siegerin der Damenriege. Denn ihren Rivalinnen gegenüber setzte sie durchaus die scharfen Krallen, die kräftigen Pranken und die starken Zähne ein. Sie alle wußten, wo sie rangierten. Erst kam Kitchener, dann Rose, die ihrem poetischen Namen eigentlich wenig Ehre machte, dann May, Mona und als Schlußlicht Cynthia, die, obwohl sie doch ein Mädchen war, für alle den Prügelknaben abgeben mußte.
Eigentlich liebten sie sich alle nicht sehr. In der freien Natur wären sie Einzelgänger gewesen. Hätten sich allenfalls zufällig versammelt, wenn irgendwo reiche Beute lockte.
Hier im Zoo gingen sie vorsichtig miteinander um. Jedes Tier hielt seinen Spielraum ein, selbst das jeweils stärkere beschränkte sich klug. Sie interessierten sich im Grunde nicht füreinander, die großen braunen Teddybären, die sich so drollig auf die Hinterbeine stellen konnten, wenn ihr Wärter ihnen nachmittags das Futter zuwarf oder an Stangen hinschob, darunter auch die Spenden ihrer Dauerbesucher, die sich extra um sie kümmerten und ihnen Leckerbissen mitbrachten. Die gaben sie beim Wärter ab, der sonderbarerweise Bear hieß, und man wußte nicht, ob das nun reiner Zufall war oder ob der Name ihn in seiner Berufswahl beeinflußt hatte.
Mr. Bear liebte seine Bären. Ob sie ihn liebten, konnte keiner mit Sicherheit sagen. Sie hatten kein Mienenspiel. In den Backen und Stirnen saßen keine Muskeln, mit deren Hilfe sie Lachen oder Wut oder Zuneigung hätten zeigen können. In der freien Natur brauchte ein Bär keine Mimik. Er lebte allein und wollte sich auch keineswegs mit Artgenossen anfreunden. Wozu also?
Nun, es gab schon eine Zeit, in der sie sich gern mitgeteilt hätten. Wenn der erwachsene Bär auf die Bärin traf und die Liebe ihn wie ein Gewitter überkam, dann fehlte ihm die Kunst, geschmeidig-liebevoll zu wirken.
So erging es auch Kitchener, als er plötzlich von einer nie geahnten Leidenschaft zu Rose ergriffen wurde. Und Rose, die Jungfräuliche, war ebenfalls ganz hingerissen von diesem Kerl, der auf sie zukam und sich vor ihr erhob. Da erhob sie sich gleichfalls, richtete sich hoch auf. Ein Naturereignis nahm seinen Lauf. Das Liebesspiel glich anfangs eher einem erbitterten Ringkampf. Rose war vom Umgang mit ihren Artgenossinnen her an Siege gewöhnt. Kitchener hatte noch nie eine Niederlage erlitten.
So rangelten sie und drückten und schoben. Sie umklammerten sich mit ihren Vorderpranken und setzten ihre Muskeln ein. Sie glichen aufs Haar zwei Kämpfern im Ring. Es fehlte eigentlich nur noch der Schiedsrichter, der das Spiel leitete. Doch daran wäre nicht zu denken gewesen. Nicht im Sturme dieser Leidenschaften.
Selbst Mr. Bear, der sich sehr oft über die strengen Dienstanweisungen hinwegsetzte und das Gelände betrat, um sauber zu machen, ohne die Bären vorher in ihre Innenräume umdirigiert zu haben, hielt sich so fasziniert wie vorsichtig in sicherer Entfernung auf.
Ja, Kitchener war plötzlich für Rose entflammt, wußte aber nicht, was mit ihm geschah. Doch als er da so mit ihr auf Fellfühlung war und ihre lieblichen Tatzen ihn umklammerten, da ergriff ihn überwältigende Leidenschaft, und unendliche Zärtlichkeit rauschte durch seine Adern.
Rose kämpfte noch erbittert, hatte den Sinneswandel noch nicht bemerkt. Er biß sie nicht, wie er's sonst getan hätte. Nein, er tätschelte sie mit den Pfoten. Er lehnte seine Backe an ihre und rieb sie schmusend, er streichelte sie, und Rose reagierte. Aus der wilden Penthesilea wurde das lockende Weib, das dem ewigen Instinkt folgte, zärtlich und aufreizend zu sein. Und sie machte es gut.
Kitchener segelte auf einem Meer von Wonne. Sein Schiff hatte Masten aus Gold und Segel aus Purpurseide und einen Rumpf aus silbernen Sternen. Er war nicht mehr Kitchener, der Regimentsbär, die Attraktion für Zoobesucher, sondern eine lodernde Fackel, ein Instrument der großen Schöpfung.
Es gab nur noch Rose und Kitchener, Kitchener und Rose. Ja, es war Frühling. Draußen im Land und drinnen im Herzen. Die Bärenromanze war ungeheuer und leider auch vergänglich wie die meisten großen Romanzen. Sie währte drei Wochen, und drei Wochen können bekanntlich sehr lang sein, manchmal länger als ein ganzes Leben.
Dann trollte Rose sich wieder, und Kitchener zog sich vornehm neben seinen Lieblingsfelsen zurück. Sage keiner, die Affäre sei letztlich zu nichts gut gewesen. Und wie gut sie war! Drei Bärenbabies warteten jetzt auf ihren Auftritt in der Welt.
Kitchener, wie gesagt, war eine Berühmtheit. Natürlich wurde die Nachricht von seiner Liebe groß aufgemacht in den Zeitungen. Die Reporter hatten sich mit ihrem Gespür für das Skurrile der ganzen Geschichte längst auf diesen alten Haudegen kapriziert. Denn er war ja nicht, wie andere Zootiere, ein Tier ohne Hintergrund. Nein, in Kanada marschierte ein ganzes Regiment sozusagen hinter ihm her. Er war immer noch das offizielle Maskottchen des 159. Infanterieregiments von Ontario.
Und wenn er auch nicht leibhaftig bei ihnen sein konnte, so hatte der scheidende Oberst Perkins doch noch etwas durchgesetzt, was ihn schon zu Lebzeiten unsterblich machte: Er war in das Regimentswappen aufgenommen worden! Zu Ahornblatt und Fanfare kam nun noch ein Bärenkopf im Wappen.
Die feierliche Wappenweihe mit Aufmarsch, Ansprachen und einem ›Football-Turnier um den Kitchener-Pokal‹ war ein großes Ereignis gewesen. Da sich gerade ein britischer Reporter in Ontario umgesehen hatte, waren die Fotos und Berichte auch groß in den englischen Zeitungen erschienen.
Die Briten schmunzelten. Sie hatten viel Sinn für solche kauzigen Aktionen.
Die Boulevard-Gazetten versäumten auch nie, die alljährlichen ›Gesundheitsbulletins‹ abzudrucken, die Mr. Bear und Chuck Brady, der Bärenexperte des Londoner Zoos, gemeinsam verfaßten. Da erhielt das 159. Infanterieregiment dann also genaue Kenntnis über den Zustand, kleine Unpäßlichkeiten, Wachstum und Befinden seines Maskottchens. Zur Ehre des Regiments muß gesagt werden, daß es seinen Zahlungsverpflichtungen ebenfalls prompt nachkam.
Als Kitchener sich in Rose verliebte und sie einundzwanzig wilde Tage und Nächte lang in Atem hielt, da wurde dieses Ereignis selbstverständlich außer der Reihe mitgeteilt.
Sofort verfügte Oberst Powell, der ›Luckie‹ Perkins abgelöst hatte, Extra-Stadtgang für alle. Außerdem wurde ein Telegramm verfaßt und nach einem kräftigen Griff in die Kasse abgeschickt.
Die Direktion des Londoner Zoos war nicht besonders erstaunt. Die Verrückten aus Kanada sorgten schließlich mit ihren komischen Einfällen auch für Publicity und damit für steigenden Verkauf von Eintrittskarten. Was hätten die Herren dagegen haben sollen?
Das Telegramm wurde also an Chuck Brady weitergereicht, der es seinerseits mit steinerner Miene Mr. Bear übergab mit den Worten: »Telegramm für Kitchener. Lesen Sie es ihm bitte laut vor! Ich schlage als feierlichen Termin morgen, zehn Uhr, vor.«
Mr. Bear atmete scharf ein, sagte aber nichts. Er war eben der einzige weit und breit, der etwas von Bären verstand. Er wußte, daß Kitchener ein Töpfchen Honig auf alle Fälle lieber war als ein dämliches Telegramm. Einen Käse machte der sich aus seinem alten Regiment. Doch wenn die unbedingt wollten und da sie schließlich auch berappten … warum nicht? Ordnung mußte sein.
So stellte sich am anderen Morgen Mr. Bear feierlich vor dem Bärengehege auf. Er hatte sich extra eine neue Schürze umgebunden, das war eine prima Idee gewesen, denn Chuck Brady hatte pfiffig die Presse verständigt. So warteten schon einige Lokalreporter, vorwiegend Volontäre, die sich hier ihre journalistischen Sporen verdienen konnten.
Mr. Bear holte Luft, hielt sich den langen Wisch vor die Augen und las mit der Stimme eines kommandierenden Feldwebels: »Glück und Segenswünsche zur Hochzeit stop Hoffen, daß die Wahl glücklich ist stop Feiern in Gedanken mit stop Unser Regimentstambour hat einen Kitchener-Marsch komponiert stop William Rockwell hat einen zweiten Sohn namens Percy stop Guten Rutsch ins Eheleben stop Sei nicht zu wild, aber auch nicht zu schüchtern stop Ein alter Soldat und Frontkämpfer kennt keine Niederlage stop In diesem Sinne gratulieren alle Offiziere und Männer des 159. Infanterieregiments von Ontario, vertreten durch Oberst Powell und deinen alten William Rockwell.«
Kitchener war herumgetrottet, und niemand glaubte im Ernst, er habe zugehört. Doch dann kletterte er plötzlich auf seinen Felsen und legte sich auf das Plateau. Er bettete die feuchte, spitze Schnauze auf seine Tatzen und gab ein sonderbares, helles Greinen von sich. Die Reporter waren gerührt. Verstand das Tier wirklich etwas? Litt es unter der Trennung von den alten Kameraden? Verschleierten sich jetzt nicht auch Kitcheners Augen? Und klang dieser helle Laut nicht wie ein Wimmern?
Am Abend stand in einem Boulevardblatt die Überschrift: ›Kitchener weinte, als er das Telegramm erhielt.‹ Und eine Regenbogengazette entwarf gar die Zeile: ›Kitchener schluchzte vor Heimweh!‹
Die Besucher strömten nur so. Die alte Dame, die ihn ohnehin täglich besuchte, um ihm Leckereien und zweimal wöchentlich einen Pudding zu bringen – sie wurde deshalb die ›Pudding-Lady‹ genannt –, gab Interviews. Sie sagte, Kitchener sei im Grunde sehr gern in London. Aber natürlich reagiere er mit Rührung auf diese Nachricht von seinen alten Kumpels. Jedem Menschen würde es doch auch so ergehen. Daß Kitchener glücklich sei, das könne jedes Kind erkennen. Die Direktion des Zoos war ihr richtig dankbar.
Allmählich verschwand Kitchener wieder aus den Nachrichten, wie es immer so geht. Sein Leben normalisierte sich wieder. In der schönen Jahreszeit war er draußen. Auch im Winter liebte er die frische Luft.
Mr. Bear hatte bereits sein Frühstück drinnen hingestellt, wenn der neue Tag begann. Jeder Petz hatte seine eigene Futterstelle, und da hielt man sich streng ans Reglement. Eigentlich hätte Mr. Bear nun den Schieber nach draußen schließen müssen, um in aller Ruhe auf dem Gelände sauber machen zu können. Doch das tat er nicht. Er ging vielmehr furchtlos zwischen seinen Bären umher. Sicher, es hatte in anderen Zoos schwere Unfälle gegeben, weil der Wärter seine Gefährdung unterschätzt hatte. Doch Mr. Bear war überzeugt: Er kannte sein Völkchen genau. Wenn allerdings Mr. Brady oder ein anderes leitendes Mitglied des Zoos erschien, dann wurde selbstverständlich alles ganz vorschriftsmäßig gehandhabt. Die Herren schmunzelten, und Mr. Bear gestattete sich auch ein winziges Grinsen. Bescheid wußten alle, aber die Form mußte gewahrt bleiben.
Immer hatte Mr. Bear auch frisches Wasser hingestellt. Sonderbarerweise tranken die Bären jedoch lieber aus dem Wassergraben, schlürften behaglich das etwas schmuddelige Naß, anstatt das hygienisch einwandfreie Wasser aus dem Napf zu saufen. Sie mochten Wasser lieber als Bach oder Fluß, das stak ihnen noch von ihren Ahnen her in den Knochen. Wenn Kitchener ein bißchen ausruhen wollte, zog er sich gern in seine Schlafhöhle zurück, wo er sich gemütlich zusammenrollte und selig pennte, träumte, ein wenig grunzte und dem Urbild eines schmusigen Kinderzimmerteddys recht ähnlich war.
Doch wehe, eine der Bärendamen hätte sich in seiner Höhle gemütlich einrichten wollen! Es wäre vielleicht das Ende ihrer Tage gewesen. Auf jeden Fall hätte der Tierarzt Arbeit bekommen. Denn sein Revier bewachte und verteidigte Kitchener leidenschaftlich.
Wenn er schon kein gewaltiges Jagdgebiet sein eigen nennen durfte, so wollte er wenigstens sein kleines, eigenes Reich haben. Zum Glück ging es den Bärinnen im allgemeinen genauso. Deshalb kamen sie sich selten in die Quere. Abgesehen natürlich von Roses und Kitcheners leidenschaftlicher Romanze, die im Mai begann und im Juni vergangen war mit dem milden Sommerwind.
Am Ende ihrer kurzen Winterruhe, im Januar, bekam Rose ihre drei Bärchen. Sie sahen allerdings eher wie nackte Ratten aus. Aber das machte nichts. Rose zeigte sie ohnehin nicht herum, sondern hielt sie streng abgeschieden unter Aufsicht. Noch waren sie hilflos.
Doch nach drei Monaten war es soweit: Rose machte mit ihrem und Kitcheners Nachwuchs den ersten Ausflug in die warme Frühlingssonne.
Drei drollige Kugeln wuselten hinter der Mama her und waren so rund und babyhaft, daß sie nur immer zum Knuddeln und Streicheln einluden.
Das jedoch hätte Rose nie gestattet. Im Gegenteil: Sie bewachte ihre Babies eifersüchtig. Selbst Mr. Bear kam nicht an sie heran.
Rose war vor der Niederkunft bereits abgesondert worden. Sie hatte nun ein Jahr lang ihr eigenes Areal, denn wenn sie auf einen anderen Bären gestoßen wäre, vielleicht gar auf Kitchener, den Vater ihrer Kinder, hätte sie sofort und blindlings angegriffen. Und Kitchener, der starke Kerl, hätte sie getötet. Und die Jungen auch.
Er war ein ziemlich gutmütiger Bursche, in Gefangenschaft aufgewachsen, erprobt in Kameradschaft mit Menschen. Doch seine Natur blieb ungebrochen. In Grenzsituationen regten sich die Urinstinkte. Dann wurde er zum Kämpfer. Mit Behagen fraß er im Zoo seine Pflanzenkost-Menüs, verdrückte Gemüse, Obst, ein bißchen Gras, Brot und Brötchen und die leckeren Desserts.
Ohne Schwierigkeiten hätte er jedoch auch jederzeit ein Tier reißen können, wenn's ihm nötig erschienen wäre. Er war angepaßt, aber nicht wirklich gezähmt.
So kam es, daß Kitchener seine Sprößlinge niemals zu Gesicht bekam. Der Tag, an dem er erstmals Vater wurde, war für ihn ein Tag wie jeder andere.
Nicht so für das 159. Infanterieregiment von Ontario. Dort gab es nach Erhalt der Nachricht in der Kantine Freibier. Auf den Gebäuden der Kaserne wurde die kanadische Flagge gehißt. Es gab verlängerten Ausgang bis zum Morgen. Alle Soldaten trugen ihre gebürstete Ausgehuniform mitsamt den gewienerten Schuhen. Der Tag ging als ›Bärenhochzeit‹ in die Annalen des Regiments ein.
Es darf nicht verschwiegen werden, daß Kitchener nicht treu war. Ein Jahr Trennung, das ist viel für einen erwachsenen Bären, der auf den Geschmack gekommen ist. Zumal ja nette Bärinnen herumliefen in Schnupper- und Sehweite und es wieder Mai wurde und dann wieder und wieder. Die Jahre gingen ins Land.
Die Zeit verging für alle. Auch für Kitcheners Freunde aus kriegerischen Tagen.
Der alte Oberst Perkins war verwitwet und hatte sich auf Prince Edward Island zurückgezogen, wo sein ältester Sohn auf der Farm der Familie die rotschaligen Kartoffeln zog und das Meer an den silberweißen Sandstrand schwappte, wo man angeln konnte und in die Ferne blicken oder auch einmal in Charlottetown alte Freunde besuchen, manchmal sogar ins Theater gehen.
Auch sein Adjutant Clark hatte den Dienst längst quittiert und war total von der militärischen Bühne abgetreten. Er ließ sich weder sehen noch von sich hören. Auch den Kitchener-Kult machte er nicht mit, aber schließlich hatte er sein Herz nie für den Regimentsbären erwärmen können.
Dick Powell, der tüchtige, schneidige Offizier mit hohen Frontauszeichnungen, war schnell avanciert und stand nun als relativ junger Oberst an der Spitze des Regiments.
William Rockwell hatte seine Pläne wahrgemacht. Ja, alles, wovon er in Frankreich geträumt hatte, was ihm als liebliche Fata Morgana nur vorschweben konnte, als er frierend und naß und vor Angst erstarrt dem Tod so nahe gewesen war, hatte sich für ihn erfüllt. Und er vergaß nie, dafür dankbar zu sein. Jedenfalls fast nie. Wenn er es nämlich doch einmal vergaß, brauchte er nur eine Sekunde innezuhalten, und die Verzweiflung von damals kam in ihm hoch.
Nie würde er den Augenblick vergessen, als der Zug in Sarnia einfuhr. Sein Herz, das so vielen Attacken getrotzt hatte, schien versagen zu wollen. Es tobte in seiner Brust, setzte aus und trommelte wie Artillerie. Auf dem Bahnsteig war die Feuerwehrkapelle angetreten. In ihren Uniformen sahen die alten oder sehr jungen Männer, die nicht im Krieg gewesen waren, hinreichend zackig aus. Kleine Mädchen schwenkten Fähnchen. Einige hatten Blumensträuße. William konnte zuerst gar nicht glauben, daß der ganze Aufwand ihm galt.
Aber ja! Als er aus seinem Abteil kletterte, schrien die Leute auf dem Bahnsteig »Hurra!«. Dann sah er Jenny, und die Welt schwankte einen Augenblick lang.
Jenny stand da und sah so zierlich und entzückend aus wie immer und auch genau wie in Williams Vorstellungen während der furchtbaren Zeit. Neben ihr hatte sich ein großer Bengel aufgebaut, größer als sie, irgendwie männlich. Das konnte doch wohl nicht sein kleiner Junge Jim sein?! Und was da an Jennys Hand trippelte, goldblond und rotbäckig, in einem rosa Kleid, das war natürlich Lucille!
Dies alles erfaßte und registrierte William unbewußt, denn er war schon durch die schmale Gasse, die die Leute ließen, zu seinen Lieben hingestürzt und hatte seine Frau umarmt, ans Herz gedrückt, als wolle er sie zermalmen, und sie piepste mit ganz kleiner, heller Stimme: »William, Liebster«, und dann hatte Lucille ihn schon am Rockschoß und zupfte und krähte: »Daddy!« Er lächelte Jenny unter Tränen an. Ein Schluchzen stieg auf in ihm, so beugte er sich schnell zu seiner kleinen Tochter hinunter, die ihre dicken Arme um seinen Hals schlang und ihm eine feuchtkalte Nase und etwas klebrige Bonbonlippen ins Gesicht drückte.
Als er sich wieder aufrichtete, wandte er sich Jim zu. Der stand steif, als hätte er einen Stock verschluckt. Er verzog keine Miene, sagte nur markig: »Tag, Dad, willkommen zu Hause.« Seine Augen glitzerten.
William umarmte ihn. »Jim, mein Junge!«
Jim seufzte zweimal, wie ein Kind, das sehr geweint hat.
Ein Schulchor sang jetzt »Glory, Glory, Hallelujah!« Der Bürgermeister begrüßte den Sohn der Stadt, der glücklich heimkehren konnte. Zwei Bürger Sarnias waren gefallen.
William preßte mit der Linken die Blumensträuße an sich. Den rechten Arm hatte er um Jennys Taille gelegt, und er fühlte den Ansatz der rundlichen Hüfte. »Du hast deine Haare wieder wachsen lassen. Das ist schön«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Bleibst du jetzt bei uns, Dad?« fragte Jim.
»Ja. Wir werden uns nie wieder trennen. Ich jedenfalls gehe nicht wieder fort«, versprach William seinen Lieben.
Er machte sein Versprechen wahr. Als er seinen Dienst quittierte, zahlte ihm die Militärkasse eine recht ansehnliche Summe aus. Ein Kredit wurde zusätzlich aufgenommen. Auf der Klitsche, die Williams Eltern ihm vererbt hatten, begann er mit seiner Biberzucht. Sie zogen nach Port Hope am Ontario-See.
Er erwarb zusätzliches Land und betrieb auch eine kleine Landwirtschaft. Im Laufe der Jahre erwarb er noch die Genehmigung, Lachse zu fangen, wenn sie im Sommer die Wasserläufe aufwärts wanderten, um zu laichen.
William Rockwell war glücklich. Er hatte genau das, was er sich wünschte. Abends saß er auf der Bank vor seinem eigenen Haus. Die kleine Holzterrasse ging in einen Garten über, den Jenny teils als Gemüsegarten nutzte, teils aber auch mit verschwenderischer Blumenpracht versehen hatte. Die Sommer waren sehr kurz. Die Winter dehnten sich streng und unerbittlich kalt. Die Sommer waren lieblich, die Winter lehrten die Wärme des Kamins und das Anheimelnde der Lampe schätzen.
Später schaffte William sich auch einen Schaukelstuhl an. Und wenn er da sommers auf der Veranda schaukelte und über seinen Garten hinweg sah, wie die Schilfgräser am See sich im Winde wiegten und Wasservögel in strengen Formationen aufschwirrten und wie auf ein geheimes Kommando hin wendeten, lange Schlaufen am Himmel zogen und wieder ins Schilf eintauchten, dann dachte er manchmal an Frankreich, an die einsamen Stunden auf Wache. An seine Kameraden. An die sonderbare Begebenheit mit dem Bären. Andere vergaßen, aber William erinnerte sich. Nichts war ausgelöscht. Kitchener, der Glücksbringer, lebte jetzt im Londoner Zoo. Wenn die jährlichen Gesundheitsberichte eintrafen, wurde William Rockwell selbstverständlich benachrichtigt. Er war immerhin zum ›Bärenführer ehrenhalber auf Lebenszeit‹ ernannt worden.
Alles war gut. Jenny und William liebten sich zärtlich.
Längst hatte er sich auch davon überzeugt, daß ihm in Mr. Dobbs gewiß kein Rivale geblüht hatte. Da hatte Jenny doch einen besseren Geschmack. Oho!
Lucille war ein lebhaftes, aufgewecktes Kind. Nur ein winziger Wermutstropfen schwamm in Williams Freudenbecher. Sein Verhältnis zu Jim war nicht ganz makellos. Nein, der Junge hatte sich zwar gefreut, als der Vater heimkam, doch danach war er sehr kühl und zurückhaltend geblieben. Einmal rührte das wahrscheinlich daher, daß Jim vorher der kleine Mann im Hause gewesen war. Bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit mit Jenny mischte der Bengel sich ein. Immer vertrat er die Partei der Mutter. Zum anderen merkte Jim, daß er dem Geschmack und den Anforderungen seines drahtigen Vaters im Grunde nicht entsprach.
Er war ein eher verträumter Junge. Er konnte zwar sehr übermütig und witzig sein, doch fand er keinen rechten Geschmack an all den herrlichen Dingen, die Männer taten: fischen, jagen, Baseball, sich anflachsen, Bier trinken, Rodeo und Lagerfeuer. Stattdessen malte Jim.
Als er zum erstenmal gestand, er wolle gern Kunstmaler werden, guckte sein Vater ihn an, als hätte er sich in Damenkleidern präsentiert.
»Maler?! Jim! Das überleg dir bitte sorgfältig. Du kannst ja malen, aber doch lieber in der Freizeit. Onkel Steve hat zum Beispiel Blockflöte gespielt. Als Hobby. Wie … wie stellst du dir das denn überhaupt vor? Ich meine, die Ausbildung?«
»In Montreal gibt's eine Kunstakademie, Dad. Ich bitte dich herzlich, mir später zu erlauben, dort zu studieren. Ich könnte nebenbei einen Job annehmen, damit es nicht zu teuer wird. Mir liegt sehr viel daran, Dad.«
»Du sollst das hier einmal übernehmen. Ich rackere mich nicht ab, damit mein Sohn Maler wird.«
»Du bist dagegen?«
»Ich sage nein. Ist das deutlich genug?«
Jim antwortete nicht. Er warf den Kopf in den Nacken und ging nach draußen.
Als William bei seiner Frau Zustimmung suchte, erntete er nur ein Schulterzucken. »Er ist sehr eigensinnig, William«, sagte sie. »Ich glaube nicht, daß du ihn davon abbringen wirst, wenn er es wirklich und wahrhaftig will.«
»Er ist ein Schlappschwanz!«
Hier wurde Jenny ausnahmsweise richtig wütend. »Das ist er nicht«, schrie sie aus dem Stand. »Er hat nur andere Interessen als du und deine Kumpels. Er ist ein richtiger kleiner Mann und wird ein ganz waschechter ausgewachsener Mann sein. Dann beißt du dir die Zähne an ihm aus, William Rockwell!«
War es wohl die Versöhnung danach gewesen, anläßlich derer dann Percy entstand? Jedenfalls kam er neun Monate danach zur Welt. Das Regiment erhielt eine Geburtsanzeige. Per Telegramm wurde dann auch Kitchener von dem glücklichen Ereignis im Hause seines Bärenführers in Kenntnis gesetzt.
Für William bedeutete es neue Hoffnung, diesen zweiten Sohn zu haben. Und für Jim war dessen Ankunft ein reiner Glücksfall. Denn plötzlich wurde sein Dad nachgiebig. Er ließ ihm die Leine lang. Er lauschte aufmerksam dem Zeichenlehrer von Jims Schule, der beteuerte, Jim sei der begabteste Schüler in seinem Fach, den er jemals gehabt habe.
»Vielleicht ist es ganz gut, auch mal einen Künstler in der Familie zu haben«, gab William seinem Ältesten nach. »Außerdem steht dir dein Elternhaus immer offen, das weißt du, mein Junge.«
»Ich bin sicher, daß du es nicht bereuen wirst, Dad!«
Von da an besserte sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn zusehends. Er begleitete seine Eltern sogar zum ›Dominion Day‹ nach Toronto.
Es war der 1. Juli 1923. Wie jedes Jahr fand ein festlicher Umzug statt, an dem sich alle Volksgruppen Kanadas mit geschmückten Wagen und kostümierten Leuten beteiligten.
Die Yonge Street war dicht gesäumt von Zuschauern, die der Pracht der Kostüme, dem Einfallsreichtum der Tänze und Blumenarrangements und den Künsten der Kapellen lauten Beifall zollten.
Der schreckliche Krieg in Europa war fast fünf Jahre vorüber. Tausende von Kanadiern waren gefallen. Aber Zeit heilt Wunden. Man wollte vergessen. Selbstverständlich gehörte auch eine Abordnung des 159. Infanterieregiments zum Zug. Auch die Militärkapelle marschierte mit. William Rockwell und seine Familie hatten Ehrenplätze auf der Tribüne erhalten. Und da defilierten sie alle vorbei: Chinesen und Japaner, Kubaner und Deutsche, die ihren Karneval als ›Mardi Gras of Germany‹ in Sepplhosen und Dirndlkleidern vertraten, französische und britische Vereine – und Miss Kanada. Nur Indianer waren nicht dabei. Man erinnerte sich nicht so gern an diesen dunklen Fleck auf der weißen Weste des nationalen Selbstverständnisses.
Oberst Powell hatte es sich nicht nehmen lassen, in Uniform seiner Truppe voranzuschreiten.
»Daddy, Daddy!« rief ein Mädchen unweit der Rockwells auf der Tribüne.
Um Jim Rockwell war es geschehen. Zum erstenmal in seinem Leben war er verliebt.
Mabel Powell, ein etwas pummeliges, fünfzehnjähriges Prachtmädchen mit blonden Locken und dem rotbäckigen Pausbackengesicht eines Lackbildengels, erschien ihm als reine Verkörperung weiblicher Schönheit.
Als Jim später Mabel vorgestellt wurde, wurden seine Handflächen feucht. Verstohlen wischte er sie an seinem Hemd ab. Dann reichte Mabel ihm gnädig die Hand. Er stotterte irgend etwas. Sie gab schnippisch Antwort. Was sie sagte, war sicher nicht erleuchtet, aber Jim fand es hinreißend. »Voriges Jahr war es viel schöner. Auch viel wärmer«, sagte sie und starrte den verdatterten Jim so böse an, als hätte er die Sache vermasselt.
Das war alles gewesen. Doch für einen Jungen, der aus Port Hope kam, genügte es zum Träumen.
Er trug Mabels Bild im Herzen. Es war sehr haltbar, ja, es nahm immer schönere, idealere Formen an.
Selbst Montreal und all die neuen Eindrücke an der Kunsthochschule konnten sein blondes Idol nicht völlig aus seinen Gedanken verdrängen. Er hatte Mabel zweimal von ferne gesehen. Sie hatte ihn überhaupt nicht beachtet. Einmal war sie mit Freundinnen zusammen gewesen, und obwohl sie genauso gekichert und gegackert hatte wie die anderen Mädchen, war sie Jim doch viel ernster und irgendwie bedeutend erschienen. Das zweite Mal saß sie wieder auf der Tribüne beim ›Dominion Day‹. Jim hatte vom Umzug überhaupt nichts mitbekommen. Sein Herz tobte bei der Vorstellung, er werde sie nachher begrüßen und mit ihr sprechen. Doch sie war wie ein Blitz verschwunden.
Um sich ein wenig zu trösten und zu zerstreuen, hatte Jim sich häufiger anderen jungen Damen zugewandt. Und siehe da: Sie waren nicht so unnahbar wie seine Göttin. Im Gegenteil. Der hübsche blonde Junge mit den hellen Augen, den breiten Schultern und dem leicht verträumten Wesen war ein ausgesprochener Erfolg bei Mädchen. Nur eben nicht bei der Einen!
Montreal – das war eine andere Welt, ganz nah und doch fast exotisch für Leute aus Sarnia, Port Hope und Toronto. Montreal mit seiner stark französischen Prägung war unbestimmter, lebhafter, schillernder, mehr der musischen Seite des Lebens zugewandt, jedenfalls, wenn man – wie Jim – im Vieux Montréal, der Altstadt, wohnte.
Jim widmete sich mit Feuereifer seinen Studien. Schwer genug hatte er sich dieses Privileg erkämpfen müssen. Die Zustimmung und das Lob der Professoren bestätigten ihm, daß er sich richtig entschieden hatte.
Seine Wirtin war freundlich, das Essen zufriedenstellend, die Mädchen waren nicht zimperlich. Sie hießen Sue und Jill und Sandra und Cherry, und Jim wurde allmählich ein Meister im Küssen und im Abschätzen weiterer Chancen.
Er sprach nun häufig Französisch, legte sich einen Strohhut zu und eine gepunktete Fliege. Im Sommer stellte er in den Grünanlagen der Place du Dominion eigene Bilder aus. Manchmal kaufte jemand, und Jim konnte seine schmale Kasse ein wenig aufbessern.
Als er an einem diesigen Tag neben dem Standbild der Queen Victoria mit einem prächtigen Sonnenuntergang und zwei Kühen auf der Weide auf Käufer lauerte, ritten einige Leute vorüber. Jims Herz setzte fast aus. Mabel war dabei. Schöner denn je.
Sie blickte aus ihrer majestätischen Höhe auf Jim und seinen Sonnenuntergang hinunter. Und diesmal zeigte sie Interesse. Sie zügelte ihr Pferd, machte ihren Begleiter aufmerksam, stieg von ihrem Apfelschimmel und ließ den unsympathischen Burschen das Tier halten.
Sie stellte sich vor Jim auf und stemmte die Hände in die Hüften. In ihrem Reitdress sah sie aus wie eine kräftige Amazone. »Sind Sie nicht der kleine Rockwell?« fragte sie.
»Nein. Ich bin der große Rockwell.« Jim fand sie hübsch, aber eigentlich nicht ganz so liebenswürdig, wie er sie sich vorgestellt hatte.
»Und wieso sitzen Sie hier mit Bildern, anstatt Biber zu züchten?«
Sieh an, sie wußte also über die Familie Rockwell Bescheid.
»Weil mein Vater die Biber züchtet. Ich male höchstens welche.«
»Hoffentlich können Sie Biber besser malen als beispielsweise Kühe oder Sonnenaufgänge.«
»Es ist ein Sonnenuntergang.« Allmählich wurde er leicht ungehalten. Eine schnippische Person. Er erhob sich zu seiner imponierenden Größe und sah auf sie hinunter. Nicht sehr, denn sie war selber groß, aber doch wenigstens ein bißchen.
»Ich habe Biber zu Hause, Sie sollten mich einmal besuchen«, schlug er frech vor. Bei manchen Mädchen hatte man mit solcher plumpen Masche Erfolg. Natürlich nicht bei Mabel Powell. Aber er hatte das Bedürfnis, sie zu ärgern.
Sie ließ den Blick an ihm hoch- und hinunterwandern. Dann hatte sie sich entschieden. »Sagen Sie mir schnell Ihre Adresse!«
Jim stotterte seine Anschrift, fast wäre sie ihm vor Staunen nicht eingefallen.
Sie nickte, ohne zu lächeln. »Morgen, vier Uhr. Stellen Sie Wein kalt.« Damit verließ sie ihn, schwang sich auf ihren Apfelschimmel und entschwand, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
Jim hätte nun glücklich sein müssen. Sein Weihnachtsengel hatte Notiz von ihm genommen. Es stand sogar ein leichter Erfolg ins Haus. Wenn sie kam!
Doch statt jubelnder Vorfreude stellte sich Beklemmung ein. Jim machte zum erstenmal in seinem Leben die Erfahrung, daß es Wünsche gibt, die besser nicht erfüllt werden. Daß man Träume braucht. Und daß aus einer Schwärmerei nur selten eine Liebe wird. Ernüchterung ist unvermeidbar.
Mabel erschien pünktlich. Sie wirkte gelassen wie bei einem Geschäftsbesuch. Sie studiere Physik an der französischsprachigen Universität, berichtete sie. Sie schlug die Beine übereinander beim Sitzen, so daß Jim ihre Strumpfbänder sehen konnte. Er faßte sich ein Herz und küßte sie. Sie schien es zu mögen.
In dieser Phase ihrer Beziehungen stellte Jim ernüchtert fest, daß seine angebetete Mabel auch nicht anders war als Jill und Sue und Sandra und Cherry. Ein nettes Girl, das ihn nicht erzittern ließ.
Sie trafen sich noch einige Male, dann fand sie ihn heimlich doch recht anstrengend, und er fand sie ein wenig langweilig. Sie trennten sich in aller Freundschaft. Jims Herz und Gemüt waren wieder leer und aufnahmefähig.
In diesem Zustand trat Jim Rockwell seine Europareise an. Und das kam so:
Eines Tages erreichte ihn in Montreal ein Brief seines Vaters. »Es geht uns allen gut«, schrieb er, »wenn Du Dein Semester herum hast, würde ich Dich aber gern sehen. Ob Du es wohl einrichten kannst? Stell Dir vor: Oberst Powell war neulich bei uns, und zwar unangemeldet!«
Hier machte Jims Herz doch einen kleinen, ängstlichen Satz. Sollte Mabel gequatscht haben? Wollte der Oberst Jim etwa an die eheliche Kette legen? Sie bekam doch hoffentlich kein Kind?! So eine erfahrene Frau wie Mabel?!
Aber dann stand in seines Vaters Brief schon die beruhigende Zeile: »Es geht nämlich um Kitchener. Genau gesagt, um das Bärenhaus im Londoner Zoo. Alles andere mündlich. Viel Liebe, Dad. Mom, Lucille und Percy lassen vielmals grüßen.«
Nanu, was soll ich denn mit dem Bären zu tun haben? fragte sich Jim.
Heimlich fand er den ganzen Kult um den Bären reichlich albern. Andererseits rührte es ihn jedoch, seinen sonst so knorrigen Vater so sentimental und anhänglich zu erleben.
Wir werden ja sehen, was für einen Bären der Oberst meinem Dad da aufgebunden hat. Hauptsache, Mabel hat ihrem Dad keinen Bären aufgebunden!
Drei Tage später rollte die keuchende Landeisenbahn mit Jim nach Port Hope am Ontario-See. Weit dehnten sich die Weizenfelder am Ufer des Sees. Abgetrennt durch tief in die Erde gerammte Pfähle, mit Stacheldrahtgeflechten gesichert und ausbruchssicher gemacht wie das Zuchthaus San Quentin, lag mitten in Schilf und Ried William Rockwells Biberzucht.
Und dort, am Rande eines künstlich gegrabenen Baches, träumte zwischen Büschen und Blumen Jims Elternhaus. Ein Stück entfernt lagen die Häuschen der Farmarbeiter, denn William Rockwells Besitz hatte sich vergrößert und erweitert. Rotamseln und Spatzen tschilpten in den hohen Bäumen.
Es war ein kleines Paradies, diese ›Farm Kitchener‹, wie sie seit einigen Jahren hieß.
William Rockwell war ein wohlhabender Mann geworden. Das Glück war mit ihm. Und tüchtig war er auch. William war stolz auf seine Leistung und erst recht auf seine Familie. Sogar mit den musischen Neigungen seines Ältesten hatte er sich ausgesöhnt, sah er doch, daß in ›besseren‹ Kreisen wie dem seines Obersten so ein Studium an der Kunsthochschule viel galt. Warum sollte er sich also nicht einen Künstler in der Familie leisten?
William aß gern, und Jenny kochte gut. Sein Körperumfang hatte sich sichtlich erweitert. Seine Stimme hatte an Kraft zugelegt. Wer ihn nicht genau kannte, mochte glauben, er habe es mit einem Polterer und Machtmenschen zu tun.
Aber Jenny, deren Taille immer noch schmal wie die eines jungen Mädchens war, kannte ihren William besser. Man brauchte doch nur in seine hellen Augen zu schauen, die nichts verbergen konnten, die sich bei Ärger trübten wie der See, wenn ein Gewitter aufzog, und bei Freude leuchteten wie Wasser im Sonnenschein. Dann wußte man, was für einer William Rockwell war: ein richtiger Mann. Mutig, eigensinnig und empfindsam. Letzteres sollte natürlich niemand merken.
William kam gerade von einer Inspektion seiner Biberzucht, als Jim eintraf. Er trug einen Overall und Gummistiefel. Neben ihm stapfte der kleine Percy in ähnlicher Aufmachung, nur daß seine Stiefel bis obenhin voller Dreck waren.
Jenny drückte ihren großen Sohn an sich. Sie reichte gerade bis an seine Brust, und er mußte sich zu ihr hinunterbeugen, um ihr einen Begrüßungskuß zu geben. »Mom, wie machst du das bloß mit deinem Aussehen? Hast du dir vielleicht von einer Fee ewige Jugend gewünscht?« scherzte er und war sehr gerührt.
Sein Vater und er umarmten einander verlegen.
»Wir sehen aus wie die Schweine. Richtige Landbevölkerung, nicht wahr?« fragte William. Und zu Percy sagte er: »Was soll dein großer Bruder von dir denken?«
»Wo ist Lucille?«
»In der Schule. In Toronto. Sie lebt dort über die Woche im Internat. Haben wir dir das nicht geschrieben?«
»Ich glaube nicht.« Wie fremd das Elternhaus geworden war. Und doch, wie vertraut war es andererseits. Wie heimelig. »Du wolltest etwas mit mir besprechen, Dad?«
Jenny protestierte. »Papperlapapp. Erst wird ordentlich gegessen! Ich habe Sparerips gemacht mit gebackenen Kartoffeln. Und hinterher gibt es Eis mit Ahornsirup. Na, Jim, ist das nach deinem Geschmack?«
»O Mom, meine Lieblingsgerichte!«
Später – William hatte sich eine Pfeife angezündet, und die beiden Männer saßen auf der Veranda, während Jenny sich um den Abwasch kümmerte und Percy vorgab, ihr beim Abtrocknen zu helfen – erklärte William die Lage. »Es geht um Kitchener. Er lebt, und es geht ihm gut. Eigentlich geht es wohl weniger um ihn als um mich. Irgendwie ist mein Leben mit seinem verknüpft. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, Jim? Aber ich habe doch sozusagen Vaterstelle an Kitchener vertreten. Und dann hab' ich mich nie wieder um ihn gekümmert. Nicht richtig. Lasse ihn da in London bei fremden, verständnislosen Menschen. Was wissen die denn, wieviel er uns allen bedeutet hat! Ein Symbol fürs Überleben war er. Ja, ich bin ein miserabler Freund für ihn gewesen. Ein herzloser Klotz. Mit ein paar Geldspenden ist es doch eigentlich nicht getan. Du wirst fragen, warum mir das alles nicht früher eingefallen ist? Tscha, Jim, ich hatte so viel mit dem Aufbau der Farm zu tun. Jugend kennt keine Tugend.« Er wurde plötzlich blaß und drückte die Hand auf die Brust, atmete ein paarmal schwer und hastig und schloß kurz die Augen.
»Dad, was ist? Reg dich doch bloß nicht so auf! Dem Kitchener geht es doch prima im Londoner Zoo. Oder?«
Williams Gesicht nahm wieder Farbe an. »Natürlich. Hast ja recht. Es ist so, daß ein neues Bärenhaus fällig wird. Auch auf dem Freigehege ist einiges zu erledigen. Der Oberst hatte da eine Idee. Am 11. November dieses Jahres, an unserem Kitchener-Tag also, ist der Frieden genau zehn Jahre alt. Wir wollen dieses Datum ganz groß und festlich begehen. Da wird auch eine Riesentombola veranstaltet, und wir reichen eine Spendenliste herum. Die Frauen backen Kuchen und machen Kaffeestände auf. Mit einem Wort: Wir wollen tüchtig Geld sammeln, damit die in London nicht knausern müssen beim Bau.«
»Sehr gut. Und was soll ich dabei?«
William druckste ein bißchen. »Nun ja, Junge, wir dachten, du könntest vielleicht – äh – ein, zwei selbstgemalte Bilder zur Tombola beisteuern. Vielleicht sogar mit einem Bären drauf!«
Jim mußte lachen. »Ihr seid ja ganz schön raffiniert.«
»Das ist aber längst nicht alles. Nein, die Londoner brauchen das Geld bald. Außerdem möchte ich gern, daß meine Familie direkten Kontakt mit Kitchener aufnimmt. Ich würde ja reisen, aber in letzter Zeit … Na ja, da ist mir manchmal nicht so ganz gut.«
»Aber Dad, du mußt zum Arzt gehen!«
»Das überlasse gefälligst mir! Ich habe ganz andere Sachen überstanden!«
»Und du meinst, ich soll …«
»Jawohl, du sollst! Der Oberst und ich schießen die Summe vor. Sie wird schon wieder hereinkommen. Du wolltest doch immer unbedingt das gute, alte Europa kennenlernen. Vielleicht sogar noch ein Semester in Paris anhängen. Den Louvre sehen. Da kann ein Abstecher nach London doch auch nicht schaden, oder?«
»Mein Gott, das wäre herrlich.«
»Du überreichst den Scheck, siehst dir Kitchener an und grüßt ihn von mir. Er wird schon auf seine Weise mitkriegen, daß du mein Sohn bist. Es geht nämlich nicht immer alles nach dem kühlen Verstand.« William wandte das Gesicht ab.
Jim war ernstlich beunruhigt. So kannte er seinen tüchtigen, praktischen Vater gar nicht. Er schluckte und sagte mit belegter Stimme: »Keine Sorge, Dad, ich werde ihm das schon richtig beibringen. Vergiß nicht, daß ich als Junge mit Berichten über Kitchener aufgewachsen bin. Den alten Burschen kenne ich schon.«
Nun lächelte William Rockwell. »Oberst Powell arbeitet übrigens an einer Chronik unseres Regiments. Die Station Sarnia gibt es inzwischen gar nicht mehr. Alles wurde auf Toronto konzentriert. Was jetzt nachrückt, ist Friedensgeneration. Die haben ganz andere Vorstellungen vom Soldatsein als wir. Aber der Oberst hält sie ganz schön auf Trab. So klein wie er ist, so energisch ist er auch. Übrigens heiratet seine Tochter demnächst einen jungen Oberleutnant. Sie sind schon ein Jahr lang verlobt.«
Na, viel Spaß, dachte Jim. Hoffentlich hat er eine feste Hand. Vielleicht war das der, der damals den Apfelschimmel gehalten hat. Sie ist sehr nett, nur ein bißchen wild. Wenn ich einmal heirate, muß es wohl doch eher eine Frau wie Mom sein. Zierlich und spitzbübisch und tüchtig und sehr anschmiegsam-weiblich. Ob ich so eine jemals treffe?
In den Kasernen des 159. Infanterieregiments von Ontario war in den Herbsttagen des Jahres 1928 der Teufel los. Es war die planmäßige Unordnung ausgebrochen, der die perfekte Reinlichkeit und Ordnung folgen sollte. Mit einem Wort: Großreinemachen!
Die Gebäude glichen wüsten Rumpelkammern, über Flure und Treppen, in Stuben und auf dem gepflasterten Hof ergossen sich Fluten von Seifenwasser und Sodalauge. Kräftige Männerfäuste regierten Reisigbesen und Schrubber und wrangen Putzlappen aus.
Unteroffiziere brüllten, und Feldwebel donnerten. Offiziere fluchten und flüchteten ins Kasino. Oder sie machten sich nützlich, indem sie das Putzen der Kutschpferde beaufsichtigten.
Der Kantinenwirt hatte lange Besprechungen mit den Dekorationskünstlern der Truppe. In der Turnhalle probte ein Gesangsverein. Das Regimentsorchester marschierte auf der Wiese in schwierigen Formationen und übte einen neuen Marsch ein. Eine Turnstaffel baute noch einmal ihre kunstvollen Pyramiden aus acht Männern. Und auf dem Festgelände wurden Vorkehrungen für die große Tombola getroffen. Sogar zwei Karussellbesitzer hatten sich mit ihren Vergnügungsapparaten eingefunden. Mit einem Wort: Es tat sich etwas in Toronto. Die Luft vibrierte förmlich von geballter Nervosität. Ein kleines falsches Wort konnte eine Explosion auslösen.
Dann war er da, der 11. November 1928. Vor zehn Jahren war im Wald von Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet worden, und die Welt hatte für ein paar Minuten dankbar den Atem angehalten. Nach vier Jahren der Bitterkeit flossen die Tränen der Erleichterung. Auch die Tränen tiefer Trauer um die Lieben, die nie wiederkehren würden. Es war der Tag gewesen, an dem zum großen Halt geblasen wurde, an dem die Menschen in den Kirchen in die Knie gebrochen waren, um dem Herrn für die Gnade zu danken, daß Frieden war.
Nun war diese Stunde schon zehn Jahre her. Das Leben war weitergegangen. Man erinnerte sich an den Krieg, gewiß. Aber man dachte daran wie an ein fernes Ereignis, an ein Abenteuer der Jugend. Nur die Verwundeten, die Krüppel und die Einsamen vergaßen nie. Sie feierten diesen Tag nicht. Sie litten still in ihren Stuben. Vergessen ist wohltuend, aber auch grausam. Die Welt hatte vergessen. Vierundzwanzig Stunden lang wurden die Flaggen gehißt, wurde gefeiert und darüber hinweggeplaudert, daß nicht alles so war, wie es hätte sein sollen. Es gab Folgen, die von der Weichenstellung im Wald von Compiègne herrührten, und es gab bedenkliche Entwicklungen. Die Stahltrusts schrieben Aktien zu 25½ Prozent aus, Kupfer fiel, und Salpeter und Blei stiegen. Die Wirtschaft blühte gefährlich. Die Börse war nun das Schlachtfeld, auf dem gewonnen oder verloren und auch gestorben wurde.
1918, zehn Jahre war das nun her. Mein Gott, man hatte Fahnen herausgesteckt und sich fein angeputzt, man feierte doch, man gedachte der Soldaten. War das nicht genug? Das Leben ging schließlich weiter.
Nein, so waren die Männer des 159. Infanterieregiments von Ontario nicht! Viele von ihnen waren dabei gewesen, hatten in vorderster Linie die Handgranaten entschärft und den Kopf eingezogen. Hatten Kameraden an ihrer Seite sterben sehen. Konnten nicht vergessen, was nachts über sie gekommen war. Tagsüber vielleicht. Aber nicht in schlaflosen Nachtstunden. Nein, für diese Männer und auch für die jungen, denen sie ihre Erinnerung weitergereicht hatten, war dies ein feierlicher Tag. Ein heiliger Tag.
Natürlich zeigte man es möglichst nicht. Nein, man mischte kräftig mit und trank und war, nachdem der Aufmarsch und die Flaggenparade vorüber waren, besonders laut und lustig. Da machte auch Oberst Powell keine Ausnahme. Er hatte eigens einige Aspirin genommen, damit ihn die Gicht wenigstens heute nicht so plagte, und stolzierte gereckt über das Festgelände.
Es war ein voll gelungenes Fest. Selbstverständlich! Wenn man alles planmäßig und maßstabgerecht vorbereitete, konnte es für erfahrene Soldaten wohl kaum eine Panne geben.
William Rockwell betreute die Spendenliste. Natürlich hatte Arthur Shenessy wieder eine beachtliche Summe gespendet. Er wurde bei dieser Gelegenheit immer zuerst angesprochen, denn sein Einsatz erhöhte auch die Scherflein der übrigen Spender. Und für ihn war es ein Bedürfnis, hatte nach seiner Meinung doch der Bär Kitchener grobe Ablehnung mit Lebensrettung vergolten. Was konnte ein armer Mensch weiter tun, um seine Dankbarkeit zu beweisen, als kräftig ins Portemonnaie zu greifen?
William und Shenessy schüttelten sich die Hände. Es war stets ein aufwühlendes Ereignis, wenn alte Kameraden sich begegneten. Er sieht aber alt aus, dachte William. Und Arthur fand, der Rockwell wirke mächtig elend. Doch nach einer Weile war die erste Fremdheit überwunden. Man wußte zwar wenig miteinander anzufangen. Die Interessen lagen zu weit voneinander entfernt. William war ein Landmensch, Arthur ein Stadtmensch. Trotzdem war da die Kette der gemeinsamen Erlebnisse, der zusammen überstandenen Todesängste, und sie war fester als Eisen und haltbar fürs Leben.
»Mein Sohn Jim ist in Europa. Er hat dem Londoner Zoo einen Scheck überbracht. Eigentlich hätte ich längst Post bekommen müssen«, sagte William, »aber man weiß ja, wie junge Leute heutzutage sind. Es fehlt ihnen die harte Schule, die wir durchmachen mußten.«
»Ich wünsche sie niemandem«, erwiderte Arthur Shenessy.
»So hatte ich's auch nicht gemeint«, bestätigte William Rockwell. »Aber Jims Mutter macht sich Sorgen. Sie denkt doch immer noch, er wäre ihr kleines Kind.«
Natürlich machte Jenny sich Sorgen. Davon war ihr jedoch nichts anzumerken, als sie lächelnd und scherzend an ihrem Stand Kaffee ausschenkte und Torte auf Teller legte, den kleinen Percy im Auge behielt, der überall herumwackelte und seine Nase in alles steckte, und Lucille freundlich bestimmt anleitete, ihr zur Hand zu gehen.
Ja, Jenny machte sich Sorgen, aber im Grunde war sie überzeugt, daß Jim es schon richtig machen würde. Ihr großer Sohn! Der Mann, der ihr als Knabe zur Seite gestanden hatte, als sie manchmal so schwach und verzweifelt gewesen war. Dieser Gedenktag an den Frieden rührte auch viel Schmerzliches auf. Vor allem aber stimmte er dankbar. Und Jim würde eines Tages zurückkommen. Sicher kommt bald ein Brief von ihm, dachte Jenny. Plötzlich wird er auf der Matte stehen und mich mit seinen hellen Rockwell-Augen ansehen und rufen: »Hallo, Mom, da bin ich wieder!« Wer weiß, vielleicht kommt er gar nicht allein? Es wäre doch nicht ausgeschlossen, daß er ein Mädchen nach seinem Geschmack kennenlernt und die große Liebe, die ihm bisher nicht begegnet ist. Eine Liebe wie zwischen mir und seinem Vater. Ich wünsche sie ihm. Und uns, William und mir, wünsche ich ein Enkelkind. O ja, das wünsche ich uns von Herzen.
»Sie strahlen ja so, Frau Rockwell?« fragte Oberst Powell in ihre Gedanken hinein mit seiner hellen Stimme. »Darf ich um ein Stück von dieser Apfeltorte bitten? Sieht ja prächtig aus. Schon Nachricht von Ihrem Sohn?«
Jenny schüttelte den Kopf.
Der Oberst seufzte. »Ja, es stimmt schon, Frau Rockwell: Kleine Kinder, kleine Sorgen. Aber große Kinder, große Sorgen. Wenn sie erst flügge sind, kann man sie nicht mehr richtig beaufsichtigen. Ist es nicht so?«
Da mußte Jenny herzlich lachen. »Das trifft den Nagel auf den Kopf!«