8. Kapitel

DWAINE F. BOSWORTH – DER LETZTE VERSUCH

Dass der Mensch vom Affen abstammt, ist belegt. Dass einige Männer bis heute noch Primaten sind, haben wir geahnt. Bestes lebendes Beispiel dafür ist der amerikanische Autor Dwaine F. Bosworth.

Der 34-jährige Texaner gefällt sich in der Rolle eines sogenannten Pick-up-Artists, eines Verführungskünstlers. Und über diese seine Kunst hat er nun ein Buch geschrieben, das demnächst im Weidner-Verlag erscheint. Es trägt den sinnigen Titel »Ich kann sie alle haben« und soll dem deutschen Mann endlich beibringen, wie er erfolgreich aufreißt und abschleppt.

»Die Frau ist ein Beutetier. Du musst sie reißen. Du bist der Boss. Der Wolf. Behandle sie wie eine Schlampe, und sie wird dir hinterherlaufen.« So unverschämt wirbt Bosworth für sein Machwerk. Starker Tobak oder nur heiße Luft? Wir wollten es genau wissen und haben den Herrn einen Abend lang begleitet.

Doch schon der Anblick des Bagger-Artisten verheißt nichts Gutes: Von gegelten Glitzerlocken über die stark behaarte Brust bis zum üppigen Goldschmuck auf derselben lässt Bosworth optisch kein Klischee aus. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wäre so einer eventuell als starker Kerl durchgegangen. Heute schämt sich jeder Provinzlude in so einem Outfit zu Tode.

Aber es kommt noch schlimmer, als der Texaner in einer Hamburger Szenebar versucht, uns seine Eroberungsstrategie am lebenden Objekt zu demonstrieren. Sein Repertoire? Schmierige Sprüche und sexuelle Belästigung. Die so umworbene Dame weiß sich nur durch Handgreiflichkeiten zu wehren. Bosworths Demonstration endet mit einem Hausverbot.

Wir geben ihm noch eine Chance und ziehen weiter ins nächste Etablissement. Dort offenbart der Autor uns unvermittelt, warum Frauen über 40 so »geil« seien: »Die ideale Beute zum Vorglühen. Wenn ich diese alten Hecken anspreche, werden sie mir automatisch dankbar sein. Die schaut doch sonst keiner mit dem Arsch an.« Als die Reinkarnation des Chauvinismus sich dann an drei angeheiterte Damen heranmacht, ist das Experiment für uns beendet. Wir verlassen die Szenerie.

Unser Fazit dieses – vom Verlag vollmundig versprochenen – »unvergesslichen Abends«? Vergessen werden wir dieses arme Würstchen, geplagt von Mutterkomplexen oder Erektionsproblemen, wahrlich nicht. Sondern in Erinnerung behalten als hoffentlich Letzten seiner Art. Seine Aufreißtipps mögen vielleicht auf einer texanischen Schafweide funktionieren, sind aber ansonsten nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Sorry, Dwaine, zum Abschied können wir nur leise sagen: Ami, go home!

So viel zum Thema »Auch schlechte Presse ist gute Presse«. Viel schlimmer geht’s wohl kaum. Aber egal: Nach Susannes Theorie wird der Verlag überglücklich sein, wenn ich ihm diesen Artikel schicke. Ich lasse die Zeitung sinken und starre einen Moment wie betäubt an die gegenüberliegende Bürowand. In diesem Moment klingelt das Telefon.

»Frau Seefeld, hier Salchow vom Weidner-Verlag«, donnert es mir entgegen. »Ich lese gerade den Spiegel der Frau. Und dabei falle ich von einer Ohnmacht in die andere!«

Offenbar teilt er Susannes Theorie nicht. Er ist richtig laut. Man könnte sagen, er brüllt.

»Wie konnten Sie auf die hirnverbrannte Idee kommen, unseren Autor mit der Redakteurin einer Frauenzeitschrift loszuschicken? Das musste doch in die Hose gehen. Haben Sie das Buch etwa nicht gelesen?«

»Natürlich habe ich das Buch gelesen«, verteidige ich mich mit ruhiger Stimme, obwohl ich innerlich zittere. »Und ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir eine Aktion planen, bei der …«

»Sie haben gesagt, es wird eine lustige, stimmungsvolle Reportage über Dwaine auf der Pirsch«, schneidet Salchow mir das Wort ab. »Stattdessen haben wir hier einen Verriss, aus dem hervorgeht, dass es sich bei unserem Autor um ein männliches Chauvinistenschwein handelt, das noch dazu in völliger Überschätzung der eigenen Wirkung verzweifelt wahl- und erfolglos Frauen anbaggert!«

Darauf muss ich nun natürlich mit einer Knalleraussage antworten, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Ja, also, äh …« Okay, das übe ich noch mal.

»Ich frage Sie, Frau Seefeld: Halten Sie das etwa für verkaufsfördernd?«

»Auch schlechte Presse ist gute Presse!«, zitiere ich Susanne. »Und immerhin enthält der Artikel auch einen deutlichen Hinweis auf das Buch.«

Salchow scheint das nicht zu überzeugen. »Ich erwarte von Ihnen bis morgen ein schlüssiges Konzept, wie es mit der Pressearbeit für dieses Buch weitergehen soll, denn sonst sehe ich unsere Zusammenarbeit als beendet an. Das bisherige Ergebnis ist schlicht eine Katastrophe, Frau Seefeld, haben wir uns verstanden? Guten Tag!« Er legt auf.

Mein Kopf sinkt auf die Tischplatte. Warum muss so etwas ausgerechnet mir passieren? Ich habe doch nichts verbrochen, ich lästere Gott nicht, ich ehre Vater und Mutter – okay, Papa ist tot, und Mama, nun ja …

Nach einer Weile rapple ich mich wieder auf und wanke aus meinem Zimmer. An meinem Ziel angekommen, straffe ich meine Haltung, um nicht so mickrig auszusehen, wie ich mich gerade fühle. Dann trete ich möglichst energisch und schwungvoll in Tom Weidners Zimmer. Der sitzt ganz entspannt hinter seinem Schreibtisch und scheint irgendein privates Telefonat zu führen. Jedenfalls verabschiedet er sich hastig, als er mich sieht, und legt einigermaßen schuldbewusst auf.

»Weidner, jetzt haben wir den Salat. Ich weiß nicht, ob Sie heute schon Zeitung gelesen haben. Herr Salchow hat es jedenfalls bereits getan. Und was er gelesen hat, hat ihm nicht gefallen. Man könnte auch sagen, er hatte den Kaffee schon am frühen Morgen wieder oben.« Ich seufze. »Er erwartet ein neues Pressekonzept. Bis morgen. Während ich nun über ein solches meditiere, machen Sie Folgendes: Sie schnappen sich ein Telefon und rufen sämtliche Redaktionen an, denen wir das Buch noch geschickt haben. Und die fragen Sie, ob sie eine Geschichte mit Dwaine machen wollen. Vielleicht haben wir dann morgen irgendetwas Greifbares in den Händen, wenn wir bei Salchow vorsingen müssen.«

»Und wenn niemand etwas machen will?«, fragt unser Volontär vorsichtig.

»Dann müssen wir darauf vertrauen, dass mir innerhalb der nächsten Stunden noch ein geniales neues Konzept einfällt. Und wenn das auch nicht der Fall ist, müssen wir darauf vertrauen, dass es schon nicht so schlimm kommen wird, da der Hauptschuldige an dem Desaster«, ich durchbohre ihn mit meinem Blick, »der Sohn des Verlegers ist.«

Tom Weidner zuckt merklich. Egal. Geschieht ihm recht!


Die nächsten Stunden verbringe ich damit, an meinem Bleistift zu kauen. Leider ohne greifbares Ergebnis – außer einem kaputten Stift. Auch das Trinken von gefühlten fünf Litern Kaffee führt nicht zu dem erhofften Kreativitätsschub. Zwischendurch steckt Tom seinen Kopf durch die Tür, um mir mitzuteilen, was ich sowieso geahnt habe: »Alle anderen Zeitungen und Zeitschriften sind an einer Reportage nicht mehr interessiert«, erklärt er zerknirscht, »die sagen alle, dass das Buch schließlich schon im Spiegel der Frau verrissen wurde.«

Großartig. Pressearbeit ohne Presse ist kein leichtes Unterfangen.

Während ich nachdenke, kritzele ich mit dem lädierten Bleistift Blumenranken auf mein bisher völlig leeres Blatt. Das mache ich immer, wenn mir nichts einfällt, und es hilft erstaunlich oft. Diesmal aber passiert gar nichts. In meinem Hirn herrscht absolute Windstille.

Hm. Wind.

Sturm …

Genau! Das ist es! Die Top-Forty-Band aus dem Baumarkt mit dem windigen Manager! Was sagte der so schön? Unterschätzen Sie die Provinz nicht. Wo in der Stadt nur drei Leute kommen, haben Sie hier die Hütte voll. Und die Aufmerksamkeit der Lokalpresse ist garantiert. Warum schicken wir Dwaine also nicht auf eine Art Tournee durch die Städte und Dörfer, die man nicht als entertainment hotspots bezeichnen würde? Mir geht sein blödes Geschwafel auf die Nerven, aber vielleicht gibt es in Haselünne oder Kellinghusen ja ein dankbareres Publikum. Vielleicht wollen die sogar vom großen Meister lernen. Genau – das ist die Lösung! Dwaine geht nicht einfach auf Lesereise, sondern er tritt an, um aus deutschen Männern Verführer zu machen. Ich greife zum Hörer.

»Tom? Suchen Sie mir bitte Städte zwischen zehn- und dreißigtausend Einwohnern in Niedersachsen und Schleswig-Holstein raus, die ein Veranstaltungszentrum für zwei- bis vierhundert Leute haben. So ungefähr zwanzig Stück, ich möchte ein bisschen Auswahl. Nicht näher als jeweils fünfzig Kilometer voneinander entfernt, höchstens aber dreihundert.«

»Okay, Chefin, geht klar. Aber warum?«

»Erkläre ich später. Machen Sie erst mal!«

Gut, den hätte ich beschäftigt. Dann mache ich mich daran, meinen Geistesblitz für Herrn Salchow in Worte zu fassen.

Konzept
»Ich kann sie alle haben!« – Die Tournee

Ausgangslage:

Dwaine F. Bosworth ist ein amerikanischer Verführungskünstler. Unter dem Titel »Ich kann sie alle haben!« veröffentlicht er beim Weidner-Verlag ein Buch, in dem er in die Geheimnisse seiner Kunst einweiht und so interessierten Lesern die Möglichkeit gibt, von seinem Wissen zu profitieren.

 

Aufgabe:

Die Agentur Maximal-PR unterstützt den Weidner-Verlag bei der Pressearbeit für das obengenannte Buch. Ziel ist es, das Werk in Deutschland möglichst bekannt zu machen. Über klassische Pressearbeit hinaus entwickelt Maximal-PR hierfür geeignete Tools.

 

Idee:

Maximal-PR plant und organisiert eine Veranstaltungsreihe, bei der Dwaine F. Bosworth sein Buch in Kleinstädten mit entsprechender Infrastruktur vorstellen wird. Dabei soll es sich nicht um Lesungen im herkömmlichen Sinne handeln, sondern um Workshops, bei denen Bosworth die Teilnehmer in die Kunst der Verführung einweist. Motto der Veranstaltung ist dabei »Guys only«, also »nur für Kerle«; so charakterisiert man die Workshops passend und erhält zudem eine spannungsreiche Exklusivität. Die Workshops selbst garantieren sowohl eine maximale Aufmerksamkeit bei den männlichen Zuschauern – schließlich entrichten diese eine Seminargebühr und sind daran interessiert, etwas zu lernen – als auch Berichterstattung durch die örtliche Presse. Denn anders als bei einem bloßen Buchtipp kann hier mit lokalem Bezug über einen spannenden Live-Event berichtet werden. Das Umfeld »Kleinstadt« garantiert dabei, dass es faktisch keine Konkurrenz durch ähnlich gelagerte Veranstaltungen gibt.

 

Umsetzung:

Dwaine F. Bosworth erarbeitet aus den Thesen seines Buches eine Präsentation, die er vor Publikum halten kann; auf Wunsch wird ihn Maximal-PR dabei gerne unterstützen. Die Veranstaltungsreihe startet zunächst mit zehn Workshops in Niedersachsen. Bei einem Erfolg der Tournee wird entsprechend weiter geplant. In folgenden Städten erscheint die Veranstaltung eines Workshops sinnvoll:

An diese Stelle kommen die von Weidner recherchierten Städte – und fertig ist mein PR-Konzept! Zufrieden lese ich mir die ausgedruckten Seiten durch und mache mich auf den Weg ins Volontärszimmer. Hoffentlich war er ein bisschen erfolgreicher als sonst.

»Na, wie schaut’s bei Ihnen aus?«, will ich von ihm wissen. »Schon genug Orte gefunden?«

Er nickt und schiebt mir einen Zettel über den Tisch. »Zwölf Orte habe ich schon. Ob die Säle frei sind, wollen die einem natürlich nur mit einer konkreten Terminanfrage sagen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass dort alles schon Monate im Voraus ausgebucht ist.«

»Sie haben also auch direkt mit dem jeweils zuständigen Ansprechpartner telefoniert?«, hake ich nach.

»Klar, ich musste mich schließlich auch nach den Preisen erkundigen und habe sie hier für Sie aufgeschrieben.«

»Sehr gut!« Nun muss ich Tom tatsächlich mal loben.

»Was genau wollen wir denn in diesen Orten machen?« Jetzt ist es an mir, Zettel über den Tisch zu schieben. Weidner liest sich mein Papier durch und pfeift anerkennend.

»Clever – so könnte es gehen! Haben Sie denn Dwaine schon gefragt, ob er damit einverstanden ist?«

»Nein. Wozu? Es ist in seinem ureigenen Interesse, dass möglichst viele Leute sein Buch kennen und kaufen. Außerdem habe ich bisher den Eindruck gewonnen, dass der Meister sehr gerne über sich selbst redet. Da kann er sich in den Workshops voll austoben.«

Tom lacht. »Da haben Sie recht. Wahrscheinlich muss man den eher bremsen, damit er die Leute nicht bewusstlos labert. Ich habe übrigens noch eine Idee, die dieses Konzept sogar ganz gut ergänzen würde.«

»Wirklich?« Ich schaue ihn verblüfft an. Hat der Typ heute Morgen Vitamintabletten oder irgendetwas anderes genommen? »Lassen Sie hören!«

»Twitter. Oder Facebook. Oder beides.«

Bin ich zu alt, wenn mir nicht gleich einleuchtet, was Tom damit meint? Natürlich weiß ich, was Facebook ist. Ich bin dort zwar selbst nicht Mitglied, aber warum soll man nicht virtuell seine Freundschaften pflegen und die Tante in Amerika mit Onlinefotos von der lieben Familie erfreuen. Nichts dagegen zu sagen. Aber schon bei Twitter muss ich gestehen, zu den Leuten zu gehören, die das für völligen Unsinn halten, geradezu für Internetmüll. Irgendwelche Menschen, die ich im Zweifel nicht mal persönlich kenne, teilen dort der vermeintlich interessierten Öffentlichkeit mit, dass sie gerade in der Nase bohren. Oder ihre Socken aufrollen. Oder jetzt einen Schwung DVDs in die Videothek zurückbringen. Was in aller Welt soll daran geeignet sein, PR für unser Buch zu machen? Offensichtlich sieht man mir meine Frage deutlich an.

»Ich dachte, wir könnten bei Facebook eine Fanseite für Dwaine erstellen, und dort könnte er regelmäßig bloggen. Wenn wir Workshops für ihn entwickeln, dann kann er die Menschheit doch auch im Internet an seiner Weisheit teilhaben lassen. Und genauso funktioniert’s bei Twitter – da zwitschert der Meister dann über Frauen im Allgemeinen und Besonderen.«

Hmmm. »Ich würde mir so etwas niemals im Internet ansehen«, gebe ich zu bedenken.

Tom Weidner grinst mich an. »Aber Sie gehören auch nicht zur Zielgruppe.«

Damit hat er natürlich recht. Vielleicht ist es einen Versuch wert? Und momentan bin ich für alles dankbar, was mein Konzept anreichert.

»Also gut. Ich maile Ihnen mein Konzept, dann können Sie die Städte ergänzen und noch den Punkt Onlinemarketing mit aufnehmen. Drucken Sie das Ganze sechsmal auf unserem Briefpapier aus, dann nehme ich es morgen mit in den Verlag.«

»Wird gemacht. Apropos mitnehmen: Nehmen Sie mich mit? Ich würde auch gerne mal einen Kundentermin erleben.«

Ich überlege kurz und nicke dann gnädig. Ist vielleicht gar nicht so schlecht, den Sohn vom Chef mitzunehmen. Quasi als Schutzschild. Salchow ist bestimmt morgen immer noch auf Zinne.


Als Tom und ich am nächsten Tag Punkt neun im Verlag auflaufen und von einer beflissenen Sekretärin in den Konferenzraum geführt werden, erwartet uns Salchow schon. Ich hatte recht: Der Herr ist alles, aber not amused.

»Na, Frau Seefeld, wie versprachen Sie bei unserem letzten Treffen so vollmundig?«, stichelt er los. »Bei Maximal-PR sind Sie in den besten Händen. Wir sind anders.« Jetzt grinst er auch noch hämisch. »Nach Ihrem fulminanten Fehlstart kann man das wohl laut sagen, dass Sie anders sind, als wir erwartet haben. Jetzt bin ich sehr gespannt, welche grandiose Idee Sie mir heute unterjubeln wollen …«

Ich beschließe, auf seine Kritik gar nicht erst einzugehen. Denn erstens machen Ausflüchte meinerseits die Sache wahrscheinlich noch schlimmer, und zweitens stimmt es ja auch irgendwie, was er sagt. Stattdessen strahle ich ihn an und säusele: »Herr Salchow, wie schön, dass Sie so schnell Zeit für uns hatten. Darf ich Ihnen Herrn Weidner junior vorstellen – falls Sie sich noch nicht kennen. Herr Weidner absolviert ein Volontariat in unserer Agentur und unterstützt mich bei der Pressearbeit für Ich kann sie alle haben.«

»Ich habe davon gehört. Willkommen an Bord, Herr Weidner«, sagt Salchow knapp, aber schon etwas freundlicher. Mein Plan scheint aufzugehen. Dann stelle ich in aller Ausführlichkeit unser neues Konzept vor und lobe Tom noch einmal coram publico für seine Idee des Onlinemarketings. Ich merke, dass Salchow in diesem Punkt noch etwas skeptisch ist, ansonsten unsere neue Idee aber gar nicht so schlecht findet. Sagen würde er das natürlich nie. Aber seine Gesichtszüge sind am Ende unseres Gesprächs deutlich entspannter.

Nach einer knappen Stunde schütteln wir uns die Hände. »Also, Frau Seefeld, dann legen Sie mal los. Und Ihnen sollte klar sein: Das ist Ihre letzte Chance«, verabschiedet Salchow sich. »Das lief doch ganz gut«, freut sich Tom Weidner, als wir wieder auf der Straße stehen. »Und nun?«

»Nun heißt’s: Auf in die Provinz!«


Die nächsten drei Wochen verbringen wir allerdings erst einmal damit, einen Tourneeplan für Bosworth zu entwerfen. Während sich der große Meister wieder nach Dallas oder wer weiß wohin verabschiedet hat, telefonieren Tom Weidner und ich sämtliche niedersächsischen Kleinstädte ab, leisten Überzeugungsarbeit bei Buchhändlern, verschicken Pressemitteilungen an Lokalblätter und lassen Plakate drucken. Tom richtet für Dwaine eine Seite auf Facebook ein; von nun an kann man ihm dort Nachrichten hinterlassen oder sich mit ihm virtuell »anfreunden«. Gut, dass ich mich darum nicht selbst kümmern muss: Mir liegt der echte Kontakt zu Menschen eindeutig mehr, und so habe ich mich bisher mit Onlinemarketing nicht so sehr beschäftigt. Eine schöne Aufgabe für unseren Volontär also.

Anfang März kommt Dwaine nach Deutschland zurück, und dann werden wir mit voller Kraft loslegen. Das ist leider auch bitter nötig, denn außer dem Verriss im Spiegel der Frau befindet sich noch kein weiterer Artikel in Dwaines Pressemappe, und wie Salchow uns zwischendurch mitgeteilt hat, ordert der Handel bisher mehr als zögerlich. Auch bei Facebook hat noch niemand unserem Star eine Nachricht hinterlassen. Alles in allem: Es sieht sehr mau aus. Keine Panik, beruhige ich mich selbst. Wenn Dwaine erst einmal die Massen in der Provinz in Raserei versetzt, werden die Buchhändler wie von selbst Bücher bestellen. Man wird ihn lieben in der Kleinstadt und in Scharen zu ihm strömen. Da bin ich mir ganz sicher.

Sahnehäubchen: Roman
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