Das 9. Jahrhundert zeigte einen tiefen sittlichen Verfall. Aus solchem Zersetzungsprozeß der Gesellschaft erhoben sich jene Frauen, Theodora und Marozia, ehrgeizige Frauen von großem Verstande und Mut, herrschbegierig und genußsüchtig. Ihre auffallenden Erscheinungen durchbrechen seltsam genug die klösterliche Monotonie der Geschichte des Papsttums.
Die unleugbare Tatsache, daß eine Weile Frauen die Papstkrone verliehen und Rom beherrschten, ist sehr entwürdigend für die damaligen Römer; allein statt diese Erscheinung unter das Vergrößerungsglas moralisierender Betrachtung zu stellen, ist es passender, sie als ein historisches Ereignis aufzufassen.
Ferdinand Gregorovius:
Geschichte
der Stadt Rom im Mittelalter