IV.II

Was sagst du? Wie gefällt dir dieser Mann?

Heut Abend siehst du ihn bei unserm Fest

 

Siena, im Jahre 1340

 

Maestro Ambrogio war die Nacht vor Maria Himmelfahrt so heilig wie der Weihnachtsabend. Im Lauf der abendlichen Wache füllte sich die ansonsten dunkle Kathedrale von Siena immer mit Hunderten riesiger Votivkerzen, von denen manche mehr als fünfzig Pfund wogen. Eine lange Prozession aus Vertretern sämtlicher Contraden bewegte sich dann durch den Mittelgang auf den goldenen Altar zu, um die Schutzherrin Sienas zu ehren, die Jungfrau Maria, und ihre Aufnahme in den Himmel zu feiern.

Morgen, am eigentlichen Feiertag, erleuchtete dann ein Meer aus flackernden Kerzen die majestätische Kathedrale, während Vasallen aus den Städten und Dörfern der Umgebung eintrafen, um ihren Tribut zu zollen. Das Gesetz verlangte, dass sie jedes Jahr an diesem Tag, dem 15. August, der göttlichen Königin von Siena eine genau bemessene Anzahl von Wachskerzen spendeten. Gestrenge Vertreter der Stadt sorgten in der Kathedrale dafür, dass die kleineren Städte und Dörfer, die Siena unterstellt waren, ihren Verpflichtungen nachkamen. Die Tatsache, dass die Kathedrale bereits von einer Fülle heiliger Lichter erhellt wurde, bestätigte nur, was die Auswärtigen ohnehin wussten: dass Siena ein glorreicher Ort war, gesegnet von einer allmächtigen Gottheit, und dass die Zugehörigkeit zu dieser Stadt den Preis wert war.

Maestro Ambrogio zog die nächtliche Wache der Prozession bei Tageslicht bei weitem vor. Wenn Menschen Licht in die Dunkelheit trugen, geschah mit ihnen etwas Magisches: Das Feuer breitete sich bis in ihre Seelen aus, und wenn man genau hinsah, ließ sich dieses Wunder in ihren Augen verfolgen.

An diesem Abend aber konnte er nicht wie sonst an der Prozession teilnehmen. Seit er mit den großen Fresken im Palazzo Pubblico begonnen hatte, behandelten ihn die Räte von Siena wie einen der ihren - womit sie zweifellos nur erreichen wollten, dass er sie auf seinen Gemälden möglichst vorteilhaft darstellte. Deshalb saß er nun hier auf dieser Bühne fest, zusammen mit den Neun, den Biccherna-Räten, dem Capitano des Krieges und dem Capitano des Volkes. Der einzige Trost war, dass er von seinem erhöhten Platz aus einen guten Blick auf das nächtliche Spektakel hatte: die Musikanten in ihren scharlachroten Uniformen, die Trommler und Fahnenträger mit ihren Insignien, die Priester in ihren fließenden Gewändern, die ganze von Kerzenlicht erhellte Prozession, die sich hinzog, bis jede Contrade Gelegenheit gehabt hatte, der himmlischen Königin, welche ihren schützenden Mantel über sie alle breitete, gebührend zu huldigen.

Dass die Familie Tolomei die Prozession der Contrade von San Cristoforo anführte, war nicht zu übersehen. In die Rot- und Goldtöne ihres Wappens gehüllt, schritten Messer Tolomei und seine Gattin in der majestätischen Haltung eines Königspaares, das sich gerade auf dem Weg zum Thron befand, durch den Mittelgang des Kirchenschiffes in Richtung Hauptaltar. Direkt hinter ihnen folgten weitere Mitglieder der Familie Tolomei. Maestro Ambrogio brauchte nicht lange, bis er Giulietta unter ihnen ausgemacht hatte. Obwohl ihr Haar mit blauer Seide bedeckt war - das Blau stand für die Unschuld und Erhabenheit der Jungfrau Maria - und ihr Gesicht nur von einer kleinen Wachskerze erhellt wurde, die sie in ihren fromm gefalteten Händen trug, ließ ihre Schönheit sofort alles um sie herum verblassen, selbst die prächtige Aussteuer ihrer Cousinen.

Giulietta aber war sich der bewundernden Blicke, die ihr bis zum Altar folgten, gar nicht bewusst. Offensichtlich galten ihre Gedanken einzig und allein der Jungfrau Maria. Während alle um sie herum mit der Selbstzufriedenheit des Schenkenden zum Hochaltar schritten, hielt das Mädchen den Blick die ganze Zeit auf den Boden gerichtet, bis sie endlich mit ihren Cousinen niederknien und ihre Kerze den Priestern überreichen durfte.

Mit zwei tiefen Knicksen erhob sie sich wieder und wandte ihr Gesicht der Welt zu. Offenbar wurde ihr erst jetzt bewusst, von welcher Pracht sie umgeben war. Die schwindelerregende Weite der Kirchenkuppel brachte sie für einen kurzen Moment zum Schwanken, während sie mit nervöser Neugier den Blick über die versammelten Menschen schweifen ließ. Maestro Ambrogio hätte nichts lieber getan, als an ihre Seite zu eilen und sich als ihr bescheidener Diener anzubieten, doch die Etikette erforderte, dass er blieb, wo er war, und ihre Schönheit nur aus der Ferne bewunderte.

Er war nicht der Einzige, dem sie auffiel. Die Räte, eben noch eifrig damit beschäftigt, Geschäfte abzuschließen und per Handschlag zu besiegeln, verstummten beim Anblick von Giuliettas Gesicht, und sogar der große Messer Salimbeni, der gleich unterhalb des Podiums in nächster Nähe der Räte stand, als gehörte er dorthin, wandte den Kopf, um zu sehen, wieso plötzlich alle so still wurden. Als er der jungen Frau ansichtig wurde, breitete sich auf seinem Antlitz ein Ausdruck freudiger Überraschung aus. In dem Moment erinnerte er den Maestro an ein Fresko, das vor langer Zeit - als er noch jung und närrisch war - in einem übel beleumundeten Haus seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Jenes Bild stellte den antiken Gott Dionysos dar, wie er auf die Insel Naxos hinabstieg und dort Prinzessin Ariadne vorfand, die von ihrem treulosen Liebhaber Theseus verlassen worden war. Wie dieses Zusammentreffen zwischen Frau und Gott endete, ging aus dem Mythos nicht klar hervor. Manche Leute glaubten, dass die beiden in liebevoller Harmonie gemeinsam davonflogen, andere dagegen wussten, dass Begegnungen zwischen Menschen und verliebten Göttern niemals ein glückliches Ende nehmen konnten.

In Anbetracht von Salimbenis Ruf mochte es auf den ersten Blick zu freundlich erscheinen, ihn mit einer Gottheit zu vergleichen. Andererseits waren jene antiken, heidnischen Gottheiten alles andere als gütig und erhaben gewesen. Auch Dionysos als der Gott des Weines und des Feierns war nur allzu schnell bereit, sich in den Gott des wütenden Wahnsinns zu verwandeln - eine schreckliche Naturgewalt, die Frauen dazu verführen konnte, wie Wilde im Wald herumzulaufen und mit bloßen Händen Tiere in Stücke zu reißen.

Auf einen ungeübten Beobachter mochte Salimbeni, während er so dastand und quer durch die Kathedrale zu Giulietta hinüberstarrte, wie ein Ausbund an Güte und Reichtum wirken. Dem Maestro aber entging nicht, dass unter dem samtigen Brokat des Mannes bereits die Verwandlung eingesetzt hatte.

»Ich muss schon sagen«, murmelte einer der Neun so laut, dass Maestro Ambrogio es hören konnte, »Tolomei steckt voller Überraschungen. Wo hatte er denn sie die ganze Zeit versteckt?«

»Scherzt nicht«, erwiderte der älteste der Räte, Niccolino Patrizi. »Wie ich gehört habe, kamen ihre Eltern durch eine von Salimbenis Räuberbanden ums Leben. Der Überfall fand statt, während sie gerade bei der Beichte war. Ich kann mich gut an ihren Vater erinnern, er war ein ganz besonderer Mann. Es ist mir nie gelungen, seine Integrität zu erschüttern.«

Der andere Mann schnaubte ungläubig. »Seid Ihr sicher, dass sie vor Ort war? Es sieht Salimbeni gar nicht ähnlich, sich solch eine Perle durch die Lappen gehen zu lassen.«

»Ich glaube, sie wurde von einem Priester gerettet. Nun stehen beide unter dem Schutz von Tolomei.« Seufzend griff  Niccolino Patrizi nach seinem Silberbecher, um einen Schluck Wein zu trinken. »Ich hoffe nur, dass die Fehde dadurch nicht wieder aufflammt - nun, da wir sie endlich unter Kontrolle haben.«

Messer Tolomei fürchtete sich schon seit Wochen vor diesem Moment. Ihm war die ganze Zeit klar gewesen, dass er seinem Gegner Salimbeni, jenem verhasstesten aller Männer, bei der abendlichen Wache anlässlich von Maria Himmelfahrt von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde, und dass er, um seine Würde zu wahren, nicht umhin konnte, Rache für den Tod von Giuliettas Familie zu fordern. Deshalb machte er sich, nachdem er sich vor dem Altar verbeugt hatte, auf den Weg, um inmitten der Edelleute, die unterhalb des Podests versammelt waren, Salimbeni ausfindig zu machen.

»Ich wünsche Euch einen guten Abend, lieber Freund!« Salimbeni breitete übertrieben herzlich die Arme aus, als er seinen alten Feind nahen sah. »Eure Familie erfreut sich hoffentlich bester Gesundheit?«

»Mehr oder weniger«, stieß Tolomei zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ein Teil davon wurde kürzlich Opfer von Gewalt, wie Ihr sicher gehört habt.«

»Mir ist da so ein Gerücht zu Ohren gekommen«, antwortete Salimbeni, dessen freundschaftliche Geste nun von einem wegwerfenden Schulterzucken abgelöst wurde, »doch Gerüchten traue ich grundsätzlich nicht.«

»Dann befinde ich mich wohl in einer vorteilhafteren Position«, entgegnete Tolomei, der dem anderen sowohl in puncto Körpergröße als auch in puncto Auftreten deutlich überlegen war, ihn aber trotzdem nicht einschüchtern konnte, »denn ich habe Augenzeugen, die bereit sind, es mit der Hand auf der Bibel zu beschwören.«

»Tatsächlich?« Salimbeni wandte den Blick ab, als würde ihn das Thema bereits langweilen. »Welches Gericht wäre närrisch genug, ihnen Gehör zu schenken?«

Auf diese Frage folgte eine unheilschwangere Stille. Genau wie jeder der zuhörenden Männer wusste Tolomei, dass er gerade eine Macht herausforderte, die ihn zermalmen und alles, was er besaß - Leben, Freiheit und Eigentum -, binnen Stunden zerstören konnte. Die Räte würden nichts unternehmen, um ihn zu schützen, denn in ihren privaten Kassen steckte zu viel Salimbeni-Gold, und da sie auf Nachschub hofften, wünschte sich keiner von ihnen den Sturz des Tyrannen.

»Mein lieber Freund«, fuhr Salimbeni fort und verlegte sich wieder auf sein wohlwollendes Grinsen, »ich hoffe, Ihr lasst Euch von diesen fernen Ereignissen nicht den Abend verderben. Ihr solltet Euch lieber dazu beglückwünschen, dass unsere Tage des Kampfes vorüber sind und wir nun in Frieden und gegenseitigem Verständnis in die Zukunft aufbrechen können.«

»Das also haltet Ihr für Frieden und gegenseitiges Verständnis?«

»Vielleicht sollten wir uns überlegen ...« - erneut wanderte Salimbenis Blick quer durch den Raum, und alle außer Tolomei wussten, wo er hinsah -, »ob wir unseren Frieden nicht mit einer Heirat besiegeln wollen?«

»Aber gewiss doch!« Tolomei selbst hatte diesen Schritt schon mehrfach vorgeschlagen, war aber immer abgewiesen worden. Er ging davon aus, dass die Salimbenis, wenn sich ihr Blut erst einmal mit dem der Tolomeis vermischt hatte, weniger dazu neigen würden, so viel davon zu vergießen.

Begierig darauf, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war, winkte er seine Frau, die noch auf der anderen Seite der Kirche stand, mit einer ungeduldigen Handbewegung zu sich. Er musste mehrere Male winken, ehe Monna Antonia tatsächlich zu glauben wagte, dass die Männer ihre Anwesenheit wünschten. Als sie schließlich herüberkam, wirkte sie ungewohnt unterwürfig und schlich auf Salimbeni zu wie eine nervöse Sklavin, die vor ihren unberechenbaren Herrn treten musste.

»Mein lieber Freund hier, Messer Salimbeni«, erklärte Tolomei an sie gewandt, »hat einen Ehebund zwischen unseren Familien vorgeschlagen. Was sagst du dazu, meine Liebe? Wäre das nicht eine wunderbare Sache?«

Monna Antonia, die sich höchst geschmeichelt fühlte, rang vor Aufregung die Hände. »Das wäre es in der Tat! Eine wunderbare Sache!« Fast hätte sie vor Salimbeni geknickst, ehe sie sich direkt an ihn wandte. »Da Ihr so freundlich seid, uns diesen Vorschlag zu unterbreiten, Messere, möchte ich Euch sagen, dass ich eine Tochter habe, die vor kurzem dreizehn geworden ist und nicht ganz ungeeignet für Euren sehr gutaussehenden Sohn Nino wäre. Sie ist ein stilles kleines Ding, aber gesund. Sie steht dort drüben ...« - Monna Antonia deutete auf die andere Seite hinüber - »neben meinem Erstgeborenen, Tebaldo, der morgen beim Palio mitreiten wird, wie Ihr vielleicht wisst. Und falls sie Euch stirbt, wäre da immer noch ihre jüngere Schwester, die jetzt elf ist.«

»Ich danke Euch für das großzügige Angebot, werte Dame«, antwortete Salimbeni mit einer angedeuteten Verbeugung von vollkommener Höflichkeit, »doch ich dachte dabei nicht an meinen Sohn, sondern an mich selbst.«

Tolomei und Monna Antonia waren vor Verblüffung beide sprachlos. Um sie herum wurden ungläubige Ausrufe laut, die sich bald zu einem nervösen Gemurmel abschwächten. Selbst auf dem Podium verfolgten alle mit sorgenvoller Spannung, was unterhalb von ihnen vor sich ging.

»Wer«, fuhr Salimbeni fort, ohne auf die allgemeine Aufregung zu achten, »ist das?« Er nickte in Giuliettas Richtung hinüber. »War sie schon einmal verheiratet?«

Eine Spur von Wut kehrte in Tolomeis Stimme zurück, als er antwortete: »Das ist meine Nichte. Sie hat als Einzige die tragischen Ereignisse überlebt, von denen ich eben sprach. Ich glaube, sie lebt nur noch dafür, sich an denen zu rächen, die für die Ermordung ihrer Familie verantwortlich sind.«

»Ich verstehe.« Salimbeni wirkte alles andere als entmutigt. Ganz im Gegenteil, er schien die Herausforderung zu genießen. »Dann hat sie also Temperament?«

Monna Antonia, die sich nicht länger beherrschen konnte, trat vor. »Viel zu viel, Messere. Ein äußerst unangenehmes Mädchen. Ich bin mir sicher, dass Ihr weitaus besser beraten wärt, eine von meinen Töchtern zu nehmen. Sie werden sich nicht widersetzen.«

Salimbeni lächelte in sich hinein. »Wie es der Zufall so will, schätze ich ein wenig Widerstand.«

 

Selbst aus der Ferne konnte Giulietta die vielen Blicke spüren. Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, wusste aber nicht, wohin sie sich wenden sollte, um dieser Begutachtung zu entgehen. Ihr Onkel und ihre Tante hatten den Rest der Familie zurückgelassen und sich unter die anderen Edelleute gemischt. Giulietta sah, dass sie gerade mit einem Mann sprachen, der die Selbstsicherheit und den Großmut eines Kaisers ausstrahlte, gleichzeitig aber die Augen eines mageren, hungrigen Raubtiers besaß. Besonders beunruhigend fand sie, dass diese Augen -von wenigen Unterbrechungen abgesehen - ständig auf sie gerichtet waren.

Nachdem sie sich hinter eine Säule geflüchtet hatte, holte sie ein paarmal tief Luft und sagte sich, dass schon alles gut werden würde. An diesem Morgen hatte Bruder Lorenzo ihr einen Brief von Romeo gebracht, in dem stand, dass sein Vater, Comandante Marescotti, sobald wie möglich an ihren Onkel herantreten und im Namen seines Sohnes um ihre Hand anhalten würde. Seit dem Eintreffen des Briefes hatte sie kaum noch etwas anderes getan, als zu beten und Gott anzuflehen, er möge doch dafür sorgen, dass der Antrag angenommen wurde und ihre Abhängigkeit von der Familie Tolomei bald der Vergangenheit angehörte.

Von ihrem Platz hinter der Säule konnte Giulietta nun ihren schönen Romeo in der Menge der Edelleute ausmachen - wenn sie sich nicht täuschte, reckte er ebenfalls gerade den Kopf und hielt nach ihr Ausschau, wobei er immer enttäuschter wirkte, weil sie nirgendwo zu sehen war. Neben ihm stand ein Mann, bei dem es sich nur um seinen Vater handeln konnte. Beim Anblick der beiden spürte sie, wie eine Welle der Freude in ihr hochstieg. Sie wusste, dass beide fest entschlossen waren, die Erlaubnis einzuholen, sie zu einem Mitglied ihrer Familie zu machen, und als sie Vater und Sohn schließlich auf ihren Onkel Tolomei zugehen sah, konnte sie sich kaum noch beherrschen. Vorsichtig schlich sie von Säule zu Säule. Sie hoffte, so nahe heranzukommen, dass sie hören konnte, was die Männer sprachen, ohne von ihnen entdeckt zu werden. Glücklicherweise waren aüe derart auf ihr hitziges Gespräch konzentriert, dass sie auf nichts anders achteten.

»Comandante!«, rief ihr Onkel Tolomei, als er die Marescottis näherkommen sah. »Sagt, steht der Feind schon vor dem Tor?«

»Der Feind«, antwortete Comandante Marescotti und nickte dabei kurz zu dem Mann hinüber, der neben ihrem Onkel stand, »ist bereits hier. Sein Name lautet Verderbnis, und er macht an den Toren nicht Halt.« Er legte eine kurze Pause für allgemeines Gelächter ein. »Messer Tolomei, es gibt da eine etwas heikle Sache, die ich gerne unter vier Augen mit Euch besprechen würde. Wann darf ich Euch denn einen Besuch abstatten?«

Sichtlich überrascht starrte Tolomei den Comandante an. Die Marescottis waren vielleicht nicht so reich wie die Tolomeis, doch die Fackel der Geschichte ließ ihren Namen hell erstrahlen. Ihr Stammbaum hatte mit Sicherheit schon fünf Jahrhunderte zuvor im Lager Karls des Großen Wurzeln geschlagen, wenn nicht schon im Garten Eden selbst. Nichts, so vermutete Giulietta, würde ihrem Onkel Tolomei größere Freude bereiten, als mit jemandem dieses Namens ins Geschäft zu kommen. Tatsächlich wandte er nun dem Mann mit den Raubtieraugen den Rücken zu und breitete die Arme aus. »Sagt mir doch, worum es geht.«

Comandante Marescotti, der über den öffentlichen Ort und die vielen neugierigen Ohren rundherum nicht allzu glücklich war, zögerte einen Moment. »Ich kann mir nicht vorstellen«, antwortete er dann diplomatisch, »dass Messer Salimbeni unser Geschäft sehr unterhaltsam finden wird.«

Als Giulietta den Namen Salimbeni hörte, spürte sie, wie sich ihr ganzer Körper vor Angst versteifte. Erst jetzt begriff sie, dass der Mann mit den Raubtieraugen - der es vor wenigen Augenblicken geschafft hatte, dass Monna Antonia eine unterwürfige Haltung einnahm - auch derjenige war, der die Verantwortung für die Ermordung ihrer Familie trug. Viele Stunden hatte sie sich vorzustellen versucht, wie dieses Ungeheuer wohl aussehen mochte, und nun, da er endlich leibhaftig vor ihr stand, stellte sie schockiert fest, dass er, abgesehen von seinen Augen, gar nicht wie ein Monstrum wirkte.

Sie hatte sich einen breitschultrigen, brutalen Kerl vorgestellt, dessen ganzer Körper nur für Krieg und Zerstörung geschaffen war. Stattdessen sah sie nun einen Mann, der bestimmt noch niemals selbst die Waffe geschwungen hatte, sondern aussah, als verstünde er sich eher auf die Künste der Rhetorik und des Speisezimmers. Es konnte zwischen zwei Männern keinen größeren Gegensatz geben als zwischen Comandante Marescotti und Messer Salimbeni. Der eine war ein Fachmann für Krieg, wünschte sich aber nichts als Frieden, der andere hatte sich in die Robe der Kultiviertheit gehüllt, gierte jedoch unter seinem feinen Stoff nach Konflikten.

»Ihr irrt Euch, Comandante«, meldete sich Salimbeni, der seine Macht über das Gespräch genoss, lächelnd zu Wort, »ich finde Gespräche, die nicht bis morgen warten können, immer höchst faszinierend. Wie Ihr wisst, sind Messer Tolomei und ich ja beste Freunde, so dass er meinen ...« - Salimbeni war immerhin so ehrlich, über seine eigene Wortwahl zu lachen -»bescheidenen Rat hinsichtlich seiner ungemein wichtigen Geschäfte gewiss zu schätzen wüsste.«

»Verzeiht«, sagte der Comandante, der wohl den weisen Entschluss gefasst hatte, mit einer Verbeugung das Weite zu suchen, »aber Ihr habt recht. Die Sache kann bis morgen warten.«

»Nein!« Romeo war unfähig, von dort wegzugehen, ohne dass sie ihr Anliegen vorgebracht hatten, deswegen trat er so schnell vor, dass sein Vater ihn nicht zurückhalten konnte. »Die Sache kann nicht warten! Messer Tolomei, ich wünsche Eure Nichte zu heiraten, Giulietta.«

Tolomei traf dieser direkte Antrag derart unvorbereitet, dass er außerstande war, sofort darauf zu antworten. Wobei er keineswegs der Einzige war, den Romeos impulsive Einmischung in das Gespräch der älteren Männer zum Verstummen gebracht hatte. Rundherum reckten die Leute die Hälse, um zu sehen, wer wohl den Mut besaß, als Nächster die Stimme zu erheben. Hinter der Säule presste Giulietta eine Hand vor den Mund. Sie war zutiefst gerührt von Romeos Ungeduld, zugleich aber entsetzt, weil er gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters so impulsiv vorgeprescht war.

»Wie Ihr eben hören konntet«, erklärte Comandante Marescotti dem immer noch sprachlosen Tolomei mit bemerkenswerter Ruhe, »wollte ich Euch eine Ehe zwischen meinem ältesten Sohn Romeo und Eurer Nichte Giulietta vorschlagen. Wie Ihr sicher wisst, sind wir eine Familie mit beträchtlichem Vermögen und einem hervorragenden Ruf, so dass ich Euch -mit all dem Euch gebührenden Respekt - versprechen kann, dass Eure Nichte dadurch keinen Verlust an Luxus oder Status erleiden würde. Wenn mein Sohn Romeo nach meinem Tod die Nachfolge als Familienoberhaupt antritt, wird seine Frau Herrin über einen umfangreichen Besitz, bestehend aus zahlreichen Haushalten und großen Ländereien. Die Einzelheiten habe ich in einem Dokument dargelegt. Wann wäre denn ein guter Zeitpunkt für einen Besuch, damit ich Euch besagtes Dokument persönlich überreichen kann?«

Tolomei gab ihm keine Antwort. Über sein Gesicht huschten seltsame Schatten, fast wie Haie, die ihr Opfer unter der Wasseroberfläche umkreisten. Ihm war anzusehen, dass er irgendwie in der Klemme saß und nach einem Ausweg suchte.

»Falls Ihr Euch wegen ihres Glückes sorgt«, fuhr Comandante Marescotti fort, obwohl ihm das Zögern seines Gegenübers gar nicht recht gefiel, »dann bin ich in der glücklichen Lage, Euch versichern zu können, dass mein Sohn gegen diese Ehe keinerlei Einwände hat.«

Als Tolomei schließlich antwortete, klang seine Stimme nicht allzu hoffnungsvoll. »Ein höchst großzügiges Angebot von Euch, Comandante«, erklärte er grimmig, »durch das ich mich sehr geehrt fühle. Ich werde Euer Dokument mit Interesse studieren und Euer Angebot gerne in Betracht ...«

»Ihr werdet nichts dergleichen tun!« Wütend darüber, dass ihn die beiden Männer überhaupt nicht mehr beachteten, trat Salimbeni zwischen sie.

Comandante Marescotti wich einen Schritt zurück. Als Armeekommandant rechnete er zwar stets mit Angriffen aus dem Hinterhalt, doch Salimbeni war gefährlicher als jeder Feind von außen. »Ihr müsst entschuldigen«, sagte er, »ich glaube, Messer Tolomei und ich führen gerade ein Gespräch.«

»Ihr könnt so viele Gespräche führen, wie Ihr wollt«, konterte Salimbeni, »aber das Mädchen gehört mir. Nur unter dieser einen Bedingung bin ich bereit, diesen lächerlichen Frieden aufrechtzuerhalten.«

Wegen des allgemeinen Aufruhrs, den Salimbenis unverschämte Forderung hervorrief, hörte niemand Giuliettas Entsetzensschrei. Hinter ihre Säule gekauert, schlug sie beide Hände vor den Mund und schickte ein rasches Stoßgebet gen Himmel - in der Hoffnung, dass sie den Wortwechsel der Männer irgendwie missverstanden hatte und es dabei nicht um sie, sondern um ein anderes Mädchen ging.

Als sie schließlich wieder einen vorsichtigen Blick riskierte, sah sie, wie ihr Onkel Tolomei, dessen Miene mittlerweile mehr als gequält wirkte, um Salimbeni herumging, um sein Gespräch mit Comandante Marescotti fortzusetzen. »Lieber Comandante«, begann er mit zittriger Stimme, »wie Ihr sehr richtig festgestellt habt, handelt es sich um eine etwas heikle Angelegenheit, aber ich bin sicher, wir werden eine Einigung erzielen ...«

»Natürlich!« Nun wagte auch seine Frau, Monna Antonia, wieder den Mund aufzumachen - dieses Mal, um in unterwürfigem Ton den stirnrunzelnden Comandante zu bedrängen: »Ich habe eine dreizehnjährige Tochter, die eine wunderbare Frau für Euren Sohn abgeben würde. Sie steht dort drüben ... seht Ihr sie?«

Der Comandante wandte nicht mal den Kopf. »Messer Tolomei«, erklärte er mit der ganzen Geduld, die er noch aufbrachte, »unser Antrag bezieht sich nur auf Eure Nichte Giulietta. Ihr tätet gut daran, ihr in dieser Angelegenheit ein Mitspracherecht zu gewähren. Wir leben nicht mehr in jenen barbarischen Zeiten, als man die Wünsche der Frauen einfach ignorierte ...«

»Das Mädchen gehört mir«, fauchte Tolomei, der sich über die Einmischung seiner Frau ärgerte und auch über die Belehrungen des Comandante nicht allzu glücklich war, »und ich kann mit ihr verfahren, wie ich will! Ich danke Euch für Euer Interesse, Comandante, aber ich habe mit ihr andere Pläne.«

»Ich rate Euch, das noch einmal gründlich zu überdenken«, antwortete Comandante Marescotti, während er einen warnenden Schritt nach vorne tat. »Das Mädchen fühlt sich meinem Sohn verbunden. Sie betrachtet ihn als ihren Retter und wird Euch mit Sicherheit Kummer bereiten, wenn Ihr von ihr verlangt, einen anderen zu heiraten. Noch dazu einen ...« - er bedachte Salimbeni mit einem angewiderten Blick, »den die Tragödie, die über ihre Familie hereingebrochen ist, nicht im Geringsten zu berühren scheint.«

Angesichts von solch unumstößlicher Logik wusste Tolomei nicht, was er erwidern sollte. Für einen kurzen Moment empfand Giulietta sogar Mitleid mit ihm. Zwischen diesen beiden Männern wirkte ihr Onkel wie ein Ertrinkender, der sich an die umhertreibenden Planken eines Bootes zu klammern versuchte. Dabei machte er keine besonders gute Figur.

»Soll das heißen, dass Ihr meinen Anspruch nicht anerkennt, Comandante?«, fragte Salimbeni, der sich erneut zwischen die beiden Männer drängte. »Ihr wollt doch wohl nicht Messer Tolomeis Rechte als Familienoberhaupt in Frage stellen? Und bestimmt ...« - der drohende Ausdruck in seinen Augen war nicht zu verkennen - »wünscht das Haus Marescotti auch keinen Streit mit Tolomei und Salimbeni?«

Hinter der Säule konnte Giulietta die Tränen nicht länger zurückhalten. Am liebsten wäre sie zu den Männern hinübergelaufen, um ihrem Gespräch ein Ende zu setzen, doch sie wusste, dass ihre Anwesenheit alles nur noch schlimmer machen würde. Als Romeo zum ersten Mal von seinen Heiratsplänen gesprochen hatte - das war an jenem Tag im Beichtstuhl gewesen -, hatte er erwähnt, dass zwischen ihren Familien stets Frieden geherrscht hatte. Wie es aussah, war dem nun nicht mehr so, und die Schuld daran lag bei ihr.

 

Niccolino Patrizi, einer der neun obersten Verwalter von Siena, hatte mit wachsender Sorge zugehört, wie der Konflikt unterhalb des Podiums allmählich eskalierte. Er war nicht der Einzige.

»Als sie noch Todfeinde waren«, bemerkte sein Nachbar mit einem Blick auf Tolomei und Salimbeni, »habe ich die beiden sehr gefürchtet. Nun, da sie Freunde sind, fürchte ich sie noch mehr.«

»Wir sind die Regierung! Wir müssen über solch menschliche Gefühlsregungen erhaben sein!«, rief Niccolino Patrizi, während er sich von seinem Platz erhob. »Messer Tolomei! Messer Salimbeni! Warum solch heimliche Händel am Vorabend von Maria Himmelfahrt? Ich hoffe, Ihr führt im Hause Gottes keine Geschäfte?«

Diese Worte vom Podium herunter bewirkten, dass sich eine unheilschwangere Stille auf die versammelten Edelleute herabsenkte und sogar der Bischof unter dem Hochaltar für einen Moment vergaß, mit seinem Segen fortzufahren.

»Höchst ehrenwerter Messer Patrizi !«, entgegnete Salimbeni mit sarkastischer Höflichkeit, »Eure Worte gereichen weder uns noch Euch zur Ehre. Ihr solltet uns lieber Glück wünschen, denn mein sehr guter Freund Messer Tolomei und ich haben beschlossen, unseren fortwährenden Frieden mit einer Hochzeit zu feiern.«

»Mein Beileid zum Tod Eurer Frau!«, stieß Niccolino Patrizi verächtlich hervor. »Ich habe die Nachricht von ihrem Ableben gar nicht mitbekommen!«

»Monna Agnese«, erklärte Salimbeni ungerührt, »wird diesen Monat nicht überleben. Sie liegt in Rocca di Tentennano auf ihrem Sterbebett und nimmt keine Nahrung mehr zu sich.«

»Es ist auch schwer«, murmelte einer von den Biccherna-Räten, »etwas zu essen, wenn einem nichts vorgesetzt wird!«

»Für eine Hochzeit zwischen ehemals verfeindeten Familien werdet Ihr die Zustimmung des Papstes einholen müssen«, gab Niccolino Patrizi zu bedenken, »und ich bezweifle, dass er sie Euch erteilen wird. Den Weg zwischen Euren beiden Häusern hat ein so reißender Strom aus Blut fortgespült, dass kein aufrechter Mann seine Tochter hinüberschicken kann. Ein böser Geist ...«

»Nur eine Ehe kann böse Geister verscheuchen!«

»Da ist der Papst aber anderer Meinung!«

»Schon möglich«, sagte Salimbeni, der sich ein höhnisches Lächeln nicht verkneifen konnte, »aber der Papst schuldet mir Geld. Genau wie Ihr. Ihr alle.«

Diese unverschämte Äußerung zeigte die gewünschte Wirkung: Niccolino Patrizi, der vor Wut und Scham rot angelaufen war, setzte sich wortlos, während Salimbeni kühn zum Rest der Regierung hinaufblickte, als wollte er sie dazu herausfordern, gegen sein Vorhaben Einspruch zu erheben. Doch niemand auf dem Podium meldete sich zu Wort.

»Messer Salimbeni!« Eine Stimme schnitt durch das zaghafte Gemurmel, mit dem die Leute rundherum ihre Entrüstung zum Ausdruck brachten. Alle reckten die Hälse nach dem Herausforderer.

»Wer spricht da?« Salimbeni war stets hocherfreut, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, einen weniger hochgestellten Mann in seine Schranken zu verweisen. »Seid nicht schüchtern!«

»Ich bin in demselben Maße schüchtern«, entgegnete Romeo, während er mutig vortrat, »wie Ihr tugendhaft seid, Messer Salimbeni.«

»Und was, bitte«, fragte Messer Salimbeni hoch erhobenen Hauptes, weil er hoffte, auf diese Weise größer zu wirken als sein Kontrahent, »könnt Ihr mir zu sagen haben?«

»Lediglich«, antwortete Romeo, »dass die Dame, die Ihr begehrt, bereits einem anderen gehört.«

»Tatsächlich?« Salimbeni warf einen Blick zu Tolomei hinüber. »Wie das?«

Romeo richtete sich auf. »Die Jungfrau Maria hat sie in meine Hände übergeben, damit ich sie auf ewig beschütze. Und was der Himmel verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen!«

Salimbeni starrte ihn erst ungläubig an, dann brach er in Lachen aus. »Gut gesprochen, mein Junge. Jetzt erkenne ich Euch. Euer Dolch hat kürzlich einen guten Freund von mir das Leben gekostet, aber ich werde großzügig sein und Euch nichts nachtragen, nachdem ich nun ja weiß, wie gut Ihr auf meine zukünftige Braut aufgepasst habt.«

Salimbeni wandte sich demonstrativ ab, um klarzustellen, dass er das Gespräch damit für beendet hielt. Alle Augen richteten sich nun auf Romeo, dessen Gesicht vor Abscheu rot anlief. Nicht wenige der Zuschauer empfanden Mitleid mit diesem jungen Mann, der so offensichtlich ein Opfer des raffinierten kleinen Bogenschützen geworden war.

»Komm, mein Sohn«, sagte Comandante Marescotti und setzte sich in Bewegung, »lass uns nicht dort verharren, wo der Wettstreit bereits verloren ist.«

»Verloren?«, rief Romeo. »Es hat doch nie ein Wettstreit stattgefunden!«

»Was auch immer diese beiden Männer ausgehandelt haben«, sagte sein Vater, »fest steht, dass sie es unter dem Altar der Jungfrau per Handschlag besiegelt haben. Lege dich mit ihnen an, und du legst dich mit Gott an.«

»Genau das werde ich tun«, rief Romeo, »denn der Himmel hat sich gegen sich selbst gewandt, indem er das alles zulässt!«

Als der junge Mann erneut vortrat, war keine Handbewegung nötig, um für Ruhe zu sorgen. Alle Blicke waren bereits in nervöser Erwartung auf ihn gerichtet.

»Heilige Mutter Gottes«, rief Romeo, der die ganze Versammlung damit überraschte, dass er sich mehr an die leere Luft der Kirchenkuppel als an Salimbeni wandte, »an diesem besonderen Abend wird hier in diesem Haus, direkt unter Eurem Mantel ein großes Verbrechen begangen! Ich flehe Euch an, dass Ihr die Schurken zur Ordnung ruft und Euch ihnen zeigt, damit niemand mehr Euren göttlichen Willen bezweifelt. Macht den Mann, der den Palio gewinnt, zu Eurem Auserwählten! Schenkt mir Euer heiliges Banner, damit ich es über mein Hochzeitsbett breiten und mit meiner rechtmäßigen Braut darauf ruhen kann ! Dann werde ich es befriedigt an Euch zurückgeben, o gnadenreiche Mutter, denn es wurde nach Eurem Willen gewonnen und mir allein durch Eure Hand zuteil, um der ganzen Menschheit zu zeigen, wem Ihr in dieser Angelegenheit Euren Beistand schenkt!«

Als Romeo schließlich verstummte, gab es rundherum keinen Mann, der ihm in die Augen sehen konnte. Ein Teil war wegen seiner Blasphemie wie versteinert, andere fanden es beschämend, dass ein Marescotti einen derart selbstsüchtigen und ungewöhnlichen Handel mit der Jungfrau Maria einging, die meisten aber empfanden einfach Mitleid mit seinem Vater, Comandante Marescotti, diesem allseits bewunderten Mann. Der Großteil der Leute war davon überzeugt, dass der junge Romeo Marescotti - sei es durch göttliches Eingreifen in Folge einer solch himmelschreienden Lästerung oder einfach aufgrund der Zwänge menschlicher Politik - den Palio nicht überleben würde.