22

Als Aimee von ihrer Joggingrunde mit Simone zurück war, hatte bereits eine Nachricht von Dr. Brenner auf sie gewartet. Er sei bereit, sie wieder zu Taylor zu lassen. Die CD, die Sean für Taylor mitgebracht hatte, wolle er sich jedoch erst selbst anhören, bevor er sie erlauben würde, deswegen bat er Aimee, sie ihm vorbeizubringen.

»Dr. Gannon für Dr. Brenner«, meldete sie sich bei der Frau am Empfang.

»Einen Moment, bitte.« Die Pflegerin ließ sie nach einem kurzen Blick auf die Liste der genehmigten Besucher durch.

»Ich kenne den Weg«, sagte Aimee und ging durch die Vorhalle zur Treppe, die zu Dr. Brenners Büro führte.

»Dr. Gannon.« Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.

Sie ergriff sie und setzte sich nach einer kurzen Begrüßung. »Verraten Sie mir, wie es Taylor geht.«

Er zuckte mit den Achseln. »Gesprochen hat sie immer noch nicht, aber immerhin wirkt sie ein wenig zugänglicher. Sie wiegt sich nicht mehr ständig vor und zurück und nimmt immer öfter Menschen um sich herum wahr. Ich denke, dass sie langsam Fortschritte macht. Deswegen werden zunächst nur Sie und Taylors Tante als Besucher zugelassen. Zumindest, bis uns Taylor ein wenig mehr darüber verraten kann, was sie derartig bedrückt.«

Das klang vernünftig. Eine lange Reihe von Besuchern war zu viel für ein Mädchen, das sich durch seine persönliche Hölle kämpfte. Sie holte die CD von Sean aus der Tasche. »Das ist die CD, von der ich Ihnen erzählt habe. Dieser junge Mann, der Sohn des Geschäftspartners von Taylors Vater, wollte, dass ich sie ihr gebe.« Sie reichte Brenner das Album.

Er betrachtete die Rückseite. »Aerosmith. Das weckt Erinnerungen, habe ich recht?«

Aimee lächelte und nickte. Sie bezweifelte, dass Brenner überhaupt schon die Grundschule verlassen hatte, als Pump veröffentlicht wurde; sie selbst war damals auf die Highschool gegangen. »Ich habe die CD jahrelang gehört. Lassen Sie es mich einfach wissen, falls Sie der Meinung sind, Taylor solle sie bekommen.«

»Ich werde sie mir auf dem Weg nach Hause im Auto anhören – falls ich heute Abend jemals hier rauskomme.« Er wies auf den Aktenstapel.

Sie verabschiedete sich und lief die Korridore entlang bis zu Taylors Station. Sie musste noch einmal klingeln, wurde durchgelassen und zum Aufenthaltsraum geschickt. Dort saß Taylor mit ihrer Tante.

»Hallo, Marian«, sagte Aimee.

Jetzt am Wochenende war mehr Betrieb als sonst, da viele Familien ihre Angehörigen besuchten. Ein fröhliches Beisammensein sah allerdings anders aus. Schweigend und mit langen Gesichtern saßen alle um die Tische herum, während ihre teilnahmslosen oder aber viel zu aufgedrehten Lieben ohne Punkt und Komma redeten oder ihre Besucher ganz ignorierten. Aimee konnte keinerlei »normale« familiäre Kommunikation erkennen. Selbstverständlich wäre wohl keiner der Patienten hier, wenn er fähig wäre, sich »normal« zu verhalten.

Marian Phillips saß mit Taylor am Ende eines langen Tisches. Am anderen Ende saß ein älterer Mann im grauen Jogginganzug. Eine blasse, angespannt wirkende Frau in verwaschenen Jeans war bei ihm. Als er die Hand nach ihrer ausstreckte, zog sie sie weg und begann lautlos zu weinen.

Aimee wünschte, sie könnte all diesen Leuten hier helfen. Sie wünschte, sie könnte die seelischen Verletzungen heilen, die diese Menschen innerlich zerrissen und die sie mit Alkohol oder Drogen bewältigen wollten. Doch das konnte sie nicht. Dem geballten Schmerz hier drin war ein einzelner Mensch nicht gewachsen.

Also konzentrierte sich Aimee auf Taylor und setzte sich zu ihr und Marian.

»Hallo, Taylor«, begrüßte sie das Mädchen.

Taylor antwortete nicht, sondern schaute sie nur kurz von der Seite an. Marian lächelte und zuckte leicht mit den Schultern. Aimee legte ihre Hand neben die von Taylor auf den Tisch. Sie hoffte, Taylor würde wieder danach greifen, so wie neulich, als Sean Walter sie besucht hatte. Das tat sie zwar nicht, zog die eigene Hand jedoch auch nicht weg.

»Wie geht es dir heute?«, fragte sie, bekam aber wieder keine Antwort. Aimee wandte sich Marian zu.

»Ich denke, es geht voran«, antwortete Marian für Taylor.

»Das ist großartig«, sagte Aimee. Sie hoffte, dass keine der Fragen, die sie Taylor heute stellen wollte, diese Fortschritte wieder zunichtemachen würde. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es an der Zeit war, sich weiter vorzuwagen. Taylor hatte versucht, etwas mitzuteilen. Gleichzeitig hatte ihr dieser Versuch Angst gemacht. Aus diesem Grund musste sie nun unbedingt ermutigt werden, damit sie sich weiter öffnete.

»Taylor«, begann Aimee und legte Taylor eine Hand auf den Rücken. »Ich würde mich gern mit dir über deine Zeichnungen unterhalten.«

Josh hämmerte gegen Kyle Porters Wohnungstür und brüllte: »Polizei! Aufmachen!«

Sie standen vor einem alten mehrgeschossigen Backsteinhaus mit sechs winzigen Wohnungen. Kyles befand sich im ersten Stock.

Josh hatte so laut gerufen, dass Elise sehen konnte, wie die Menschen zwei Wohnungen weiter bereits neugierig aus den Haustüren schauten. Das Kinn ihres Partners schien verkrampft und sein Geduldsfaden war dank Richter Leal offensichtlich zum Zerreißen gespannt.

Leal war ein kleiner Mann und Josh fast eins neunzig groß. Vielleicht hatte Leal ja einen Napoleon-Komplex, er versuchte jedenfalls ganz offensichtlich, seine kleine Körpergröße durch zwanghaftes Erfolgsstreben zu kompensieren. Wie auch immer, Elise hatte das jedenfalls bereits viel zu oft miterleben müssen. Es erforderte jede Menge innere Größe, um sich eben nicht von der eigenen geringen Körpergröße beeinträchtigt zu fühlen. Wenn ein kleiner Mann sich in einer Machtposition gegenüber einem großen befand, wurde es leider meist ziemlich hässlich. Und so war es dann auch beinahe gekommen.

Ihre Anwesenheit hatte auch nicht gerade geholfen. Elise wusste nicht, ob sie es ihrer Hautfarbe oder der Tatsache, dass sie eine Frau war, zuschreiben sollte, dass Leal sie jedes Mal wie eine Idiotin behandelte. Woran es auch liegen mochte, angenehm war es jedenfalls nicht. Elise hatte eigentlich ein dickes Fell. Als Frau im Polizeidienst war damit zu rechnen, dass einem Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. Leal war nicht der Erste, der das tat, und er würde auch nicht der Letzte sein. Sicherlich war es schon ärgerlich, doch sie und Josh waren bislang immer gut mit solchen beknackten Frauenhassern fertiggeworden.

Aber dieses Mal nicht. Jedenfalls nicht, was Josh anging.

Er hämmerte wieder gegen die Tür. »Sie haben eine Minute, um die verfluchte Tür zu öffnen, Porter! Dann komme ich rein!«

Auf seinen Blick hin nickte Elise. Dann schaute sie auf die Uhr. In fünfundvierzig Sekunden würde sie ihm das Okay geben. Josh war mindestens dreißig Kilo schwerer als sie, also durfte er die Tür eintreten. Dann würden sie reingehen – Elise geduckt, Josh nach oben sichernd – und wahrscheinlich würden sie Kyle Porter in der hintersten Ecke seines Kleiderschranks hockend antreffen, wo er sich gerade vor Angst in die Hose machte. So war es bereits hundert Mal gelaufen. Und auch dieser Fall würde keine Ausnahme sein.

Obwohl ihr der Gesichtsausdruck ihres Partners verriet, dass dieses Mal alles anders war. Es war persönlich geworden.

Elise hoffte, der Idiot würde doch noch die Tür aufmachen. Der Kerl war in der Wohnung; sie hatten Geräusche gehört, die nach Joshs erstem lauten Klopfen verstummt waren. Dachte der tatsächlich, die Polizei würde einfach wieder abhauen, wenn er sich versteckt hielt?

Es gab immer mal wieder einen Schlauberger, der versuchte, über die Feuertreppe oder durch eine Hintertür zu fliehen. Das klappte so gut wie nie. In diesem Moment standen bereits zwei Uniformierte unter Kyles Feuertreppe und eine Hintertür gab es nicht. Der durchschnittliche Polizeibeamte mochte zwar keinen Doktortitel haben, dumm war er deshalb noch lange nicht. Noch zehn Sekunden. Josh hielt den Blick fest auf Elise gerichtet. Er bräuchte die Uhr eigentlich nicht; sein Verstand war wie eine Stoppuhr. Sie zuckte mit den Achseln. Was machten fünf Sekunden mehr oder weniger schon aus? Sie nickte. Er hob den Fuß und der Tür blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben.

Es dauerte ungefähr zehn Sekunden, bis sie Kyle unter einem Haufen schmutziger Kleider im Schrank aufgespürt hatten. Und wenn Elises Nase sie nicht trog, hatte er sich tatsächlich in die Hose gemacht.

Sie schaute auf den schniefenden Kerl hinab und sagte: »Sie werden garantiert nicht in meinem Wagen sitzen.«

Taylor hatte wieder begonnen zu schaukeln. Marian Phillips fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Vielleicht sollten wir das nicht tun, Aimee. Es könnte zu früh sein.«

Aimee schüttelte den Kopf, ihre Hand lag noch immer auf Taylors Rücken. »Das denke ich nicht. Ich weiß, es wird schwierig für Taylor, aber erst, wenn wir das gemeinsam durchgestanden haben, kann Taylors Heilungsprozess richtig beginnen.«

Marian rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. »Wenn Sie meinen.«

»Das tue ich, Marian. Ich bin der Meinung, ihre Bilder drücken etwas aus, von dem Taylor uns erzählen möchte; es laut auszusprechen, fällt ihr aber zu schwer. Leider konnten wir nicht herausfinden, was das sein könnte. Sie wird uns also ein wenig auf die Sprünge helfen müssen.«

Aimee spürte, wie Taylor zu zittern begann. Sie tätschelte ihr beruhigend den Rücken, dann zog sie die Zeichnungen aus ihrer Tasche hervor und breitete sie vor sich auf dem Tisch aus.

Taylor schaukelte schneller.

»All diese Zeichnungen hast du seit deiner Ankunft im Whispering Pines angefertigt«, sagte Aimee ganz ruhig »Kannst du mir sagen, was sie bedeuten sollen, Taylor?«

Taylor wiegte den Oberkörper vor und zurück.

»Was ist mit dem Bild, das du damals in meinem Büro gemalt hast, Taylor? Das Bild, das ich neulich mitgebracht habe?«

Das Mädchen wimmerte leise. Der Mann am anderen Ende ihres Tisches und seine Tochter blickten auf.

»Ist schon gut, Taylor. Du bist hier sicher. Du kannst mir sagen, was die Bilder für dich bedeuten. Du kannst mir ruhig sagen, falls das, was deinen Eltern geschehen ist, damit zusammenhängt, was dir passiert ist.«

Taylor bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und fing an zu weinen. Marian stand sofort auf und schlang die Arme um sie.

Aimee hielt den Blick fest auf Taylor gerichtet. Die Unterhaltungen um sie herum erstarben. »Ich weiß, dass die Bilder etwas Wichtiges ausdrücken, Taylor. Du würdest sie sonst nicht immer wieder anfertigen. Du hättest sie vor allem nicht auf die Wand gemalt, wenn sie für dich bedeutungslos wären. Oder wenn du nicht gewollt hättest, dass wir sie bemerken. Ich denke, du willst, dass wir ihre Bedeutung erfahren. Ich habe versucht, das zu enträtseln, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich brauche deine Hilfe, Taylor. Bitte! Du musst mir helfen, damit ich dir helfen kann!«

Ein grauenvolles Geräusch drang aus Taylors Kehle, halb Wehklage, halb Schrei. Jeder im Raum schaute auf Taylor, Aimee und Marian, die sich um Taylors Zeichnungen drängten. In einer Ecke weiter hinten begann eine hohläugige Frau damit, ihren Kopf gegen die Wand zu schlagen.

»Taylor, hast du versucht, mir durch diese Zeichnungen mitzuteilen, was oder wer dir wehgetan hat?« Eine Schwester kam ins Zimmer und schnurstracks auf Taylor und Aimee zu; Aimee streckte die Hand aus, wie ein Straßenpolizist, um sie auf Abstand zu halten. »Hat dir jemand etwas getan, Taylor? Vor langer Zeit? Damals, als du nach Kalifornien gezogen bist? Hat derselbe Mensch deinen Eltern wehgetan, Taylor?«

Taylor stieß Marian von sich, sodass sie zu Boden stürzte. Dann langte sie nach den Zeichnungen auf dem Tisch und zerriss sie. Ihre Augen waren weit und entsetzt aufgerissen, Speichel rann aus ihrem Mund und sie fuhr fort, dieses Wimmern auszustoßen, das dem eines verwundeten Tieres glich.

Aimees erhobene Hand konnte die Schwester nicht länger in Schach halten. Sie schnappte sich Taylor. Zwei Pfleger folgten ihr. Gemeinsam führten sie das verwirrte Mädchen aus dem Zimmer und ließen Marian und Aimee hilflos zurück, zwischen ihnen ein Häufchen Papierschnipsel.

»Wie konnten Sie nur?«, hauchte Marian zutiefst entsetzt. »Wie konnten Sie ihr das bloß antun? Sie hatte sich gerade ein wenig erholt!«

Aimee streckte eine Hand nach Marian aus. »Es musste aus ihr herauskommen, Marian. Es ist wie ein eiternder Splitter im Körper. Ihn zu befreien tut weh, aber ehe er nicht draußen ist, kann Taylor nicht erfolgreich therapiert werden.«

»Sie war noch nicht so weit!« Marian schüttelte den Kopf. »Sie hätte noch ein wenig Zeit gebraucht.«

»Die haben wir aber nicht. Das hier hängt alles miteinander zusammen, Marian. Irgendjemand da draußen hat ihre Familie verletzt! Irgendjemand da draußen hat Taylor Schreckliches angetan, und ich vermute, dass derselbe Mensch möglicherweise ihre Schwester und ihren Schwager umgebracht hat! Taylor weiß, wer das getan hat, Marian. Sie weiß es. Wollen Sie nicht auch den Schuldigen finden, damit er bestraft wird?«

»Meinen Sie vielleicht, das bringt mir meine Schwester zurück?« Marians Stimme wurde immer lauter. »Meinen Sie, dadurch, dass Sie Taylor bedrängen, bis sie irgendwann nur noch sabbernd vor sich hinvegetiert, fühle ich mich besser?«

Aimee schloss kurz die Augen. »Nein. Ich weiß, dass Ihnen das nicht hilft. Aber ich weiß auch, dass es geschehen muss – je eher, desto besser.«

»Weshalb? Hat sie nicht schon genug durchgemacht?«

Marian ballte die Hände zu Fäusten. »Scheren Sie sich hinaus, Dr. Gannon! Und kommen Sie ja nicht zurück!«

»Nicht ich bin hier der Irre.« Kyle blickte auf seine Hände, die in Handschellen vor ihm auf dem Tisch des Verhörraums ruhten. »Ich bin nicht der mit dem Problem.«

Nur mit Mühe gelang es Josh, die eigenen Hände nicht um Kyle Porters Hals zu legen.

»Ach nein?«, sagte Elise. »Sie legen einer netten Dame einen toten Hund vor die Haustür, sind aber nicht der Meinung, dass Sie ein Problem haben?«

»Ich wollte das ja nicht tun, aber ich musste Aimee warnen. Ich musste ihr eine Botschaft zukommen lassen.« Kyle lächelte Elise an.

»Nun, das haben Sie ja getan. Und jetzt werden wir Ihnen wieder Ihre Strafe zukommen lassen.« Elise erwiderte sein Lächeln.

Kyle wurde blass. »Nein! Das ist nicht fair! Ich versuche doch nur, Aimee zu beschützen. Ich sage Ihnen doch, nicht ich bin der Perverse! Ich habe diesen kleinen Hund nicht umgebracht. Ich habe ihn nicht vergraben. Ich habe ihn ausgegraben. Ich habe ihn hervorgeholt, damit sie es versteht. Sie muss es wissen

»Also wer ist dann der Perverse, Kyle?« Josh nahm neben Elise am Tisch gegenüber von Kyle Platz. »Vor wem wollten Sie Aimee warnen? Wer hat das Hündchen getötet und vergraben?«

Kyle funkelte Josh wütend an. »Ihnen verrate ich gar nichts!«

Elise sprang ein. »Dann sagen Sie es mir. Vor wem wollten Sie Aimee warnen? Wenn Sie uns den Namen nennen, werden wir Dr. Gannon Ihre Nachricht überbringen.«

Kyles Mundwinkel verzogen sich nach unten. »Das hat mit Ihnen gar nichts zu tun. Das geht nur Aimee und mich etwas an.«

»Dr. Gannon ist nicht Ihre Freundin«, warf Josh ein. »Sie war Ihre Therapeutin, und selbst das ist sie längst nicht mehr. Sie sind sogar zu verkorkst für Ihre Psychologin, Kyle.«

Kyles Kiefermuskel zuckte. »Das ist nicht wahr!«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es doch so ist, Kyle.« Josh legte den Kopf schräg und lächelte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das auch jedem gezeigt hat, als sie bei dem Prozess gegen Sie ausgesagt hat.«

»Dazu haben die sie gezwungen«, schrie Kyle, sprang auf und lehnte sich über den Tisch.

Auch Josh beugte sich langsam weiter vor. »Hinsetzen, Kyle. Sie werden nirgendwohin gehen. Niemand hat Aimee gezwungen, gegen Sie auszusagen. Sie wollte es so. Sie konnte es nicht erwarten, jedem zu erzählen, was für ein kranker Typ Sie sind. Ich wette, hinterher hat sie darüber gelacht.«

Kyle setzte sich wieder, er zitterte jetzt am ganzen Körper. »Sie hat nicht gelacht.«

Josh zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat sie es getan. Vielleicht auch nicht. Ich für meinen Teil finde es irgendwie komisch.«

Kyles Kinn bebte. »Was soll daran komisch sein?«

Josh lehnte sich wieder zurück. »Dass ein durchgeknallter kleiner Irrer wie Sie sich eingebildet hat, jemand wie Dr. Gannon könnte in ihm irgendetwas anderes als einen langweiligen Fall sehen, den sie ertragen muss. Das ist komisch.«

»Es war mehr als das. Ich bin mehr als das!«, schrie er Josh schrill an, bis ihm Spucke aus dem Mund flog. »Sie liebt mich – ich weiß, dass es so ist! Wir sind füreinander bestimmt! Sie hat das nur noch nicht eingesehen. Ich kann ihr das aber beweisen. Das kann ich!«

»Indem Sie ihr tote Hunde dalassen?« Josh lachte. »Das war nicht einmal Ihr eigener Hund, hab ich recht?«

Kyle sah ihn durchtrieben an. »Das stimmt. Es war nicht mein Hund.«

»Wessen war es dann? Wessen Hund haben Sie umgebracht und weshalb sollte das eine Nachricht an Dr. Gannon sein?«

Kyle verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen. »Bringen Sie sie her und ich werde es ihr sagen. Sie beide können mich mal am Arsch lecken!«

»Nein, Kyle. Ich bin mir ziemlich sicher, wer hier überhaupt bald am Arsch geleckt wird, sind Sie. Ein Neuling im Knast? Was werden die sich freuen, Sie zu sehen. Meine Güte, ich wette, Sie werden zur Ballkönigin gewählt.« Josh stand vom Tisch auf.

»Sie wollen mich in den Knast schicken? Auf keinen Fall! Ich werde zurück nach Vacaville gehen, ins Krankenhaus!«

»Das bezweifle ich stark, Kyle. Sie haben gegen Ihre Bewährungsauflagen verstoßen, und ich denke, dass Sie jetzt wie ein großer Junge Ihre Zeit ganz regulär im Gefängnis absitzen werden. Ich denke, Sie werden erfahren, was es wirklich bedeutet, eingesperrt zu sein.« Josh zog sein Handy aus der Tasche, während er nach draußen ging.

Vor der Tür sagte er zu Elise: »Ich werde Clyde anrufen und mal schauen, ob er irgendwie herausfinden kann, wem der verdammte Hund gehört.«