EINLEITUNG

imageie enorm gewachsene Popularität des Golfsports während der vergangenen Jahrzehnte führte zu einer Revolution in der Produktion von Hightech-Golfausrüstungen und Trainingsvorrichtungen. Jeder Golfspieler ist darauf bedacht, mit dem revolutionären neuen Schläger oder Ball zu spielen, der seine Schlagweite und den Score verbessert. Das durchschnittliche Handicap des Golfspielers hat sich jedoch während der letzten 30 Jahre kaum verbessert, trotz all der Neuerungen im technischen Bereich. Ein Hauptgrund dafür ist, dass Golfer im Gegensatz zu anderen Sportlern nur minimalen Zeit- und Energieaufwand darauf verwenden, ihren Körper so fit zu machen, dass er sich beim Schwingen des Schlägers optimal bewegt. Nur mit dieser wichtigen Grundlage ist es jedoch möglich, die eigene Leistungsfähigkeit voll auszubauen und das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Anstatt ihr wirkungsvollstes Werkzeug zu optimieren, nämlich den eigenen Körper, investieren Golfer unendlich viel Geld in Schläger und Unterricht. Jeder will sein Spiel in puncto Schlaglänge, Genauigkeit und Konstanz verbessern, aber immer mittels neuer, teurer Schläger oder besserer Bälle. Schnellere und nachhaltige Erfolge erzielt man in diesen drei Bereichen jedoch über eine Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, die den eigenen Körper in die Lage versetzt, einen effektiven, kraftvollen Golfschwung auszuführen. Auf dieser Grundlage werden Unterrichtsstunden produktiver, schlagen neue Schläger länger denn je, und das ganze Spiel macht schlussendlich mehr Spaß.

Glücklicherweise erfährt die körperliche Fitness im Golf in jüngster Zeit mehr Aufmerksamkeit. Tiger Woods‘ sagenhafte Trainingspläne und seine gleichbleibend hervorragenden Leistungen auf dem Course verhelfen dem Fitnessaspekt des Spiels zu dem Respekt, der ihm zusteht. Trotz dieses neuen Bewusstseins wissen die meisten Spieler jedoch letztendlich immer noch nicht, welche Muskeln beim Golfen bewegt werden und wie diese jeden einzelnen Schwung beeinflussen. Diese mangelnde Wissensgrundlage verhindert leider jedes zielgerichtete und direkt auf das Golfen ausgerichtete Muskeltraining.

Golf Anatomie stellt diese Verbindungen leicht verständlich dar und zeichnet ein präzises Bild von den Körperabläufen während des Golfschwungs. Es erläutert Übungen für spezielle Körperpartien und erklärt deren direkten positiven Effekt auf das Spiel. Klar und verständlich werden hier die Welten des Fitnesstrainings und des Golfens miteinander vernetzt. Wer auf diese Weise jeden Schritt des Trainingsprozesses verstehen lernt, hat mehr Spaß bei seinen Unterrichtseinheiten und empfindet diese als zufriedenstellender, motivierender und effektiver.

Es gab verschiedene Gründe dafür, dieses Buch zu schreiben. Der wichtigste ist, dass jeder Golfspieler die Funktionsweise des richtigen Golfschwungs grundlegend verstehen sollte. Das erste Kapitel beschäftigt sich daher mit den wichtigsten Grundlagen eines guten Schwungs, wie sie größtenteils auch von Golflehrern zur Technikverbesserung vermittelt werden. Natürlich lässt sich die volle Komplexität des Golfschwungs nicht in einem Kapitel abhandeln, doch wer hier die wichtigsten Punkte erfasst, wird begreifen, aus welchen Quellen die Kraft des Golfschwungs kommt und warum es so wichtig ist, seinen Körper dafür fit zu machen. Illustrationen zeigen die richtige Schwungtechnik und stellen im Einzelnen die Muskelarbeit über den gesamten Schwung hinweg dar.

Ein weiterer Hauptgrund für dieses Buch ist es, dem Golfer einen detaillierten Überblick über die am Golfschwung und bei den verschiedenen Übungen involvierten Muskeln zu verschaffen. Je mehr man darüber weiß, desto besser kann man sich schlussendlich vorbereiten. Sowohl bei den Fitnessübungen wie auch bei den Abschnitten zum Golfschwung finden sich genaue anatomische Illustrationen, die veranschaulichen, wie sich jede Bewegung – egal ob auf der Bahn oder im Studio – auf den Körper auswirkt. Farbkodierungen zeigen die jeweils beteiligten primären und sekundären Muskeln sowie Bindegewebe und Sehnen.

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So ergibt sich schnell ein Überblick über die Muskeln, die bei einer Übung angesprochen werden, und darüber, wie dieselben Muskeln beim Golfschwung zum Einsatz kommen. Diese leicht verständliche Illustrierung ermöglicht es dem Leser, auf völlig unkomplizierte Weise die Zusammenhänge und gegenseitigen Einflüsse von Körper und Golfschwung zu begreifen.

Darüber hinaus gibt dieses Buch dem Golfspieler zahlreiche fundierte Übungen an die Hand, die dazu beitragen können, Beweglichkeit, Stabilität, Gleichgewicht, Funktionskraft und Schnellkraft genau der Muskeln zu verbessern, die die Genauigkeit, Schlaglänge und Konstanz des Golfschwungs beeinflussen. Schritt-für-Schritt-Anleitungen ermöglichen die einfache Ausführung dieser Übungen. In Kombination mit den Illustrationen wird der Boden für ein zielgerichtetes Training bereitet, das sich direkt in einem verbesserten Golfschwung niederschlägt. Der eigene Körper ist der funktionsstärkste und effektivste Ausrüstungsgegenstand des Golfspielers. Je besser man ihn versteht, desto wirkungsvoller kann man dieses Werkzeug einsetzen und optimieren.

Verletzungen vorzubeugen ist ein weiteres großes Anliegen dieses Buches. Der Golfschwung ist eine der dynamischsten, kraftvollsten und komplexesten Bewegungen aller Sportarten. Der Körper eines Golfers produziert mit die größten Kräfte des Leistungssports und muss ebenso große Kräfte aufnehmen. Zeugnis davon trägt die Tatsache, dass fast 80 Prozent aller Golfer während ihrer sportlichen Laufbahn mindestens eine Verletzung davontragen. Ein Grund hierfür ist, dass die vom Spieler beim Schwung erzeugten Kräfte die Wirbelsäule mit einem Druck vom bis zum Achtfachen des eigenen Körpergewichts komprimieren. Zum Vergleich dazu entspricht der beim Laufen erzeugte Druck nur dem drei- bis vierfachen Gewicht des Läufers, wobei Laufen bereits als Sportart gilt, die den Körper mit hoher Schlagkraft und Stress belastet. Die Wirbelsäule ist nur einer der vielen Körperteile, die kräftig und beweglich sein müssen, um die wiederholten, sehr schnellen Kräfte jedes Golfschwungs auszuhalten. All diesen Belastungen standhalten zu können ist Grund genug, den eigenen Körper fit und so stark wie möglich zu halten, andernfalls kompensiert er diese negativ, die Schwungtechnik wird mangelhaft, und Verletzungen nehmen zu. Körperliche Fitness wirkt verletzungsvorbeugend und fördert die optimale Leistung beim Spiel.

Es würde keinen Sinn machen, dem Golfer lediglich eine Reihe von Übungen an die Hand zu geben und ihn zum gelegentlichen Trainieren anzuregen, wenn auch die Steigerung der körperlichen Fitness und die Minimierung des Verletzungsrisikos wichtig sind. Golf Anatomie ist so aufgebaut, dass die anatomischen Vorgänge beim Golfschwung verstanden werden und dieses Wissen effektiv umgesetzt werden kann. Die Kapitel im Buch sind sinnvollerweise funktional aufeinander abgestimmt, da hier Fitness für einen Sport und nicht nur für den reinen Muskelaufbau trainiert wird. Diese Herangehensweise an das Training ist bewusst auf den Golfer abgestimmt.

Der Golfschwung ist eine dynamische Bewegung, weswegen bei seiner Ausführung viele Körperteile stabilisiert sein müssen, während andere sich mit großer Geschwindigkeit bewegen. Ohne Frage verlangt das Golfspiel Geschwindigkeit, Funktionskraft und Schnellkraft. Ohne ausreichende Beweglichkeit, Gleichgewicht und Stabilität kann in diesen Bereichen jedoch keine effektive Leistung erbracht werden – sie sind die Grundsteine, auf denen aufgebaut wird. Beweglichkeit, Gleichgewicht und Stabilität sind daher die Themen der ersten Kapitel, Funktionskraft und Schnellkraft werden danach behandelt. Es ist nicht nötig, jede Trainingseinheit komplett durchzuarbeiten. Es macht aber auch keinen Sinn, allein auf Kraft zu trainieren, wenn Mobilität und Stabilität noch zu wünschen übrig lassen. Dieser progressive Übungs- und Kapitelaufbau ist genauso leicht zu verstehen und zu befolgen, wie es ohne Mühe gelingen wird, damit die eigene Fitness und die Leistung beim Golfspielen zu verbessern.

Wer körperlich fit für den Golfsport ist, verringert sein Verletzungsrisiko; eine komplett verletzungsfreie Golfkarriere kann dies aber nicht garantieren. Durch die beim Golfschwung erforderliche Schnellkraft sind Unfälle unvermeidlich. Ein Kapitel dieses Buches ist daher den fünf Körperbereichen gewidmet, die beim Golfen am verletzungsanfälligsten sind. Die hier vorgestellten Übungen unterstützen den Heilungsprozess oder tragen dazu bei, Verletzungen von vornherein zu vermeiden. Genaue Informationen über die häufigsten Verletzungen helfen, diese und die damit verbundenen Schmerzen zu umgehen und sich selbst nicht ins Aus zu setzen.

Mit diesen umfassenden Informationen richtet sich Golf Anatomie an mehrere Leserkreise. Eine große Zielgruppe sind alle Golfer, die darauf aus sind, ihre Fitness zu erhöhen, Verletzungen zu vermeiden und den Ball weiter, genauer und konstanter zu schlagen. Sie lernen die hinter dem Schwung stehende Anatomie kennen und erfahren, wie sie diese trainieren können. Professionelle Golflehrer sind die zweite Gruppe, die von Golf Anatomie profitieren werden, indem sie die Körpermechanismen, die beim Golfschwung ablaufen, im Detail verstehen lernen. Leistungsschwächen oder körperliche Einschränkungen ihrer Golfschüler zu erkennen oder zu identifizieren fällt Lehrern oft schwer, was darin begründet ist, dass sie Experten für den Golfschwung und nicht für Physiotherapie sind. Dieses Zusatzwissen verbessert die Qualität und Effizienz der Unterrichtsstunden. Der Lehrer weiß, wie sich Verletzungen vermeiden lassen, und kann fundierte Ratschläge für die Bereiche geben, die beim Schüler körperlich verbesserungswürdig sind. Therapeuten aus dem Bereich Kraft- und Konditionstraining schließlich dient dieses Buch ebenfalls zur Wissenserweiterung. Diese Fitnessexperten können ihr Wissen über die körperlichen Abläufe beim Golfen erweitern und auf dieser Grundlage maßgeschneiderte, effektive Trainingspläne erstellen, die auf den optimalen, kraftvollen Golfschwung abgestimmt sind.