Vorwort

Für Arbeit und Leben der Bauern ist das Wetter bestimmend. Von Regen und Sonne, von Kälte und Wärme zur rechten Zeit hängt es ab, ob man reiche Ernte halten kann oder aber darben muss. Selbst wenn in unseren Regionen niemand mehr hungern muss, merken wir es am Geldbeutel und an der Haushaltskasse, ob ein Bauernjahr gut oder schlecht verlaufen ist: Gemüse und Obst sind in kargen Jahren nämlich teuer, in guten Jahren dagegen preiswert zu haben. Das gilt auch in unseren Zeiten des europa-, ja weltweiten Handels. Wir zahlen mehr für Kaffee, wenn die Ernte in Südamerika schlecht ausfällt, unser Gemüse wird teurer, wenn in Spanien Dürre oder zu viel Regen herrscht und deshalb die Erträge mäßig sind.

Spätestens seit Menschen Ackerbau und Viehzucht betreiben, beobachten sie den Ablauf von Sonne und Regen, von Tag und Nacht, von Winter und Sommer. Von Anfang an spielte das Wetter in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle. Es war und ist bestimmend für den Erfolg der Ernte – und damit fürs menschliche Überleben. So muss nicht verwundern, dass Niederschriften über das Wetter zu den ältesten Aufzeichnungen überhaupt gehören. Mauritius Knauer (1613-1664) gilt als der Mann, der das traditionelle und seit vielen Jahrtausenden bestehende bäuerliche Wissen zu einem praktischen und hilfreichen Kalender zusammenfasste. Ab dem Jahre 1652 arbeitete er an dem, was später als „hundertjähriger Kalender“ bekannt und berühmt wurde. Gerade heute, in einer Zeit, in der wir uns mehr und mehr „zurück auf die Natur“ besinnen und uns abwenden von allzu großem Glauben an technischen Fortschritt und unvermindertem Vertrauen auf Technologie und Technik, kommen die Aufzeichnungen des Abtes Knauer wieder mehr zum Tragen. Der Abt nannte sein Werk „Immerwährender praktischer Wirtschaftskalender“ und es wurde berühmt – weit über die Grenzen der Region Franken hinaus, für die Knauer seine Aufzeichnungen ursprünglich gemacht hatte. Kein Wunder, dass deshalb so manche Regel aus seinem „Hundertjährigen“ nicht zu stimmen scheint: Schließlich hatte man zu damaliger Zeit nicht die Mittel und Möglichkeiten, die heute selbst einer kleinen meteorologischen Wetterstation zur Verfügung stehen. Und: Man weiß heute außerdem, dass Wetter und Jahreszeiten nicht nach dem Kalender richten.

Dennoch geben selbst Meteorologen mittlerweile zu: Vieles vom altüberlieferten Wissen unserer Ahnen ist durchaus kein Humbug. Jeder Laie kann erkennen: Bestimmte Zyklen wiederholen sich immer wieder. Selbst wenn es im Jahr 2003 einen „Jahrhundertsommer“ mit vielen Wochen Sonnenschein und fast tropischen Temperaturen selbst in unseren eher kühlen Breiten gab, und sich kaum jemand an eine solche Hitzeperiode erinnern konnte: Wetteraufzeichnungen zeigen, dass solche Wärme- und natürlich auch Kälteperioden über viele Jahrzehnte hinweg in regelmäßigen Zyklen wiederkehren.

Alte Bauernregeln scheinen uns oft reiner Aberglaube zu sein. Man lacht über solche Sätze wie „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich’s Wetter – oder es bleibt, wie’s ist“. Sicher ist gerade dieser Spruch nicht viel wert. Doch es gibt zahllose andere überlieferte Weisheiten, die nicht nur einen wahren Kern in sich tragen, sondern die wissenschaftlich überprüft wurden und deren Wahrheitsgehalt sich bestätigt hat. Jeder Hobbygärtner kann das bestätigen, und es gibt mittlerweile auch viele Großbetriebe auf dem Land, die sich an den alten Bauernweisheiten orientieren. Selbst wenn es wissenschaftlich gesehen Unsinn und Humbug zu sein scheint: Die Erfolge sprechen für sich selbst.

In diesem Buch finden Sie viele Tipps für ein erfolgreiches Gartenjahr nach den bäuerlichen Überlieferungen. Im ersten Teil erfahren Sie allerhand über Abt Mauritius Knauer und sein gesammeltes Wissen. Darauf basiert dann der zweite Teil, in dem ich dann auf jeden Monat des Gartenjahres eingehe. Abt Knauer hielt sich an einen alle sieben Jahre wiederkehrenden Zyklus – so entstand sein „immerwährender“ Kalender, und dies ist auch das Prinzip dieses Buches.

Hier eine kurze Übersicht über die einzelnen Kapitel. Sie lesen

in Kapitel 1:

  • wie die ersten Kalender entstanden,
  • über das Mond- und Sonnenjahr,
  • über die Kalenderreform Gregor XIII

in Kapitel 2:

  • wie es zu den Aufzeichnungen von Abt Mauritius Knauer kam,
  • über das Leben des Abtes,
  • über die sieben Planetenjahre,
  • über ihre Wirkung auf das Leben von Mensch, Tier und Pflanze,
  • über die Benennung der einzelnen Wochentage,
  • die drei „modernen“ Planeten,
  • über die magische Zahl Sieben

in Kapitel 3:

  • über moderne Wetterbeobachtung und die alten Regeln,
  • über die phänologischen Jahreszeiten,
  • über Regeln nach der Beobachtung des Himmels und
  • welche Rolle Wind, Wolken, Nebel, Farben, Abend- und Morgenrot, Regenbogen, Gewitter, Föhn dabei spiele
  • welche Tiere Wetterpropheten sind

in Kapitel 4:

  • was „verworfene“ und Lostage sind,
  • was Losnächte bedeuten,
  • welche heidnischen Sitten wir heute noch kennen,
  • welchem Aberglauben und welch wunderlichem Brauchtum man früher anhing,
  • warum es für Holzschlag bestimmte Regeln gibt

in Kapitel 5:

  • über die besondere Wirkung des Mondes,
  • die vier Mondphasen, Voll- und Neumond,
  • über die Jahresherrscher,
  • welche besondere Wirkung Sonnen- und Mondfinsternisse haben,
  • über die Erscheinung von Kometen,
  • Stunden- und Wochenregenten,
  • über den Neumond im Zeichen der Planeten,
  • wie Sie nach den Quartalen des Mondes arbeiten,
  • die Wirkung von Blatt-, Wurzel-, Blüten- und Fruchttagen

In Kapitel 6 finden Sie für den Monat August Informationen darüber,

  • wo der Monatsname herkommt,
  • einiges über den Volksglauben,
  • ein ausführliches Kalendarium an, in dem Los- und Schwendtage sowie Los- und Raunächte aufgeführt sind,
  • die Wetterregeln der einzelnen Monate,
  • eine Tabelle „Was im Garten zu tun ist“ – welche Arbeiten also im Zier-, Obst- und Gemüsegarten und natürlich auf dem Balkon anfällt,
  • jeweils einen Extrateil für das Gartenjahr

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Schmökern in diesem Buch und – wenn Sie die Ratschläge befolgen – natürlich viel Erfolg beim Gärtnern!

Christina Zacker

Monchique/Portugal

im Frühjahr 2013