18
DAS WASSER LIEF sehr heiß aus der Dusche und half, den Prellungen, die ihren Körper verunzierten, einen Teil des stechenden Schmerzes zu nehmen. Flame lehnte sich an eine Wand der Duschkabine und ließ das Wasser über sich rinnen. Sie hatte sich noch nie in ihrem ganzen Leben so erschöpft gefühlt. Sie konzentrierte sich auf das, was sie bei Joys Begegnung mit ihren Eltern empfunden hatte. Es war ein erhebender und doch unglaublich trauriger Moment gewesen. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie ihre Aufmerksamkeit von Joy und ihren weinenden Eltern abgewandt und sie auf Wyatt gerichtet. Er machte einen gebrochenen Eindruck. Restlos am Boden zerstört. Es war so schlimm gewesen, dass sie am liebsten um ihn geweint hätte.
Diesen Ausdruck wollte sie nie im Leben, aber auch wirklich niemals, auf Raouls Gesicht sehen. Sie legte den Kopf zurück, schloss die Augen und ließ das Wasser über sich fließen. Selbst wenn sie bei ihm blieb, würde ihn ihr Tod zerstören. Was sollte sie bloß tun? Sie hatte tatsächlich versucht, mit seiner Großmutter darüber zu reden, aber bevor sie ihr die Wahrheit gestehen konnte, waren sie unterbrochen worden. Sie hatte niemanden, mit dem sie über diese Dinge reden konnte, und nichts anderes lag ihr mehr am Herzen, als dafür zu sorgen, dass Raoul nicht litt.
»He! Hast du vor, dich dauerhaft dort einzurichten?« Ein lautes Pochen an der Tür ließ ihren Herzschlag vor Schreck aussetzen. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und stellte das Wasser ab.
»Entschuldige. Ich hatte nicht vor, das gesamte warme Wasser aufzubrauchen.« Sie schnappte sich ein Handtuch und schlang es um sich.
»Das warme Wasser ist mir ganz egal, Cher.« Er steckte den Kopf zur Tür herein. »Ich wollte nur sicher sein, dass dir nichts fehlt.« Sein scharfer Blick glitt über ihre nackte Haut.
Ihr Herz sank, als er die Stirn runzelte. Sie wusste, dass sie schlimm aussah. Es war unmöglich, die Prellungen vor ihm zu verbergen. Sie waren überall, grässliche großflächige Verfärbungen in abscheulichen Farbtönen. Sie senkte den Kopf. »Es ist nicht ganz so schlimm, wie es aussieht. «
Gator trat ein und ließ seine Fingerspitzen zart über den Umriss der Verfärbung an ihrer Brust gleiten. Seine Berührung war kaum wahrnehmbar, und doch zog sich ihr Schoß zusammen, und ihre Bauchmuskulatur spannte sich an.
»Tut es sehr weh?«
Sein Blick glitt über ihr Gesicht, und in seinen Augen drückte sich intensive Teilnahme aus. Sie streichelte die scharfen Kanten seines Kiefers. »Mir fehlt nichts, Raoul. Du darfst mich nicht so ansehen.«
Er nahm ihre Hand und presste die Handfläche auf seinen Mund. »Ich weiß nicht, ob mein Herz es noch einmal verkraftet, dass du verletzt wirst, Flame.«
Niemand hatte sie jemals so angesehen, und sie wusste nicht, ob ihrHerz es verkraften würde. Sie hatte tatsächlich Schmerzen in der Brust. »Ich bin nicht verletzt«, versuchte sie ihm zu versichern. »Sogar mein Arm tut weniger weh.« Es gelang ihr, sich ein Lächeln abzuringen. »Ich bin ein zähes Luder.«
»Du bist ganz beachtlich.« Er zog sie aus dem Bad.
Im Haus roch es nach dem frisch gebackenen Brot, dem Brathähnchen und dem Pekannusskuchen seiner Großmutter. All das hatte sie ihnen mitgegeben. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, Licht anzuschalten, sondern überall Kerzen verteilt, sodass der Raum zu leuchten schien. Die schlichte kleine Hütte schien plötzlich mehr als eine Fallenstellerhütte zu sein. Sie wirkte vertraut und behaglich und ungemein heimelig.
Sie rieb sich die Schläfen und drückte mit den Fingerspitzen fest zu. Es brachte sie um, dass er ihr die Dinge anbot, die bereits aus ihrer Reichweite gerückt waren. Sie hätte gern um sie beide geweint, doch stattdessen ließ sie sich von ihm auf den Stuhl helfen, der seinem Stuhl gegenüberstand. Wenn er sie wirklich wollte, obwohl er wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, dann würde sie das Geschenk, das ihr gemacht wurde, annehmen und sich mit beiden Händen fest an ihn klammern.
»Du kannst so froh sein, dass du deine Großmutter hast, Raoul. Sie ist unglaublich.« Sie nahm ihre Gabel in die Hand, als er ihren Teller füllte. »Es war so lieb von ihr, uns ein Care-Paket mitzugeben.«
»Wenn sie nervös oder besorgt ist, kocht Grandmère. Als ich ein kleiner Junge war, habe ich das Essen immer schon lange, bevor ich unsere Hütte erreicht hatte, gerochen. Bei uns gab es stets reichhaltig zu essen.« Er deutete auf die Kerzen. »Ich habe ihr gesagt, ich wollte weiches Licht und eine entspannende, wohltuende Atmosphäre für dich erzeugen, und sie hat alle ihre selbst gemachten Kerzen mit der richtigen Duftnote zusammengesucht.«
»Für mich?« Flame sah sich um und war beeindruckt von der Mühe, die er sich gemacht hatte. »Du hast all das für mich getan?«
Er grinste sie an. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde normalerweise im ganzen Haus Kerzen anzünden, oder? Das tue ich nur für dich. Diese Hütte wird jetzt vorwiegend als Jagdhütte genutzt. Hier fischen wir und stellen Fallen und trinken viel Bier, aber so hat es hier noch nie ausgesehen.«
»Deine Großmutter hat dir nicht zufällig eine weitere Einkaufstüte mit eigenartigen Dingen mitgegeben, oder?«, fragte Flame argwöhnisch.
»Nein, Cher. Ich war in Versuchung, sie zu fragen, aber wenn sie nicht diejenige war, die uns diese Spielsachen gekauft hat, dann hätte ich ihr alles erklären müssen, und ich rede nicht mit Nonny über Vibro-Eier.«
Flame wäre fast an ihrem Essen erstickt. Das Handtuch glitt hinunter, und sie musste es wieder zuknoten, damit es nicht verrutschte. Ihre Hände zitterten. Allein schon der Gedanke, mit Raoul allein zu sein, genügte, um sie glücklich zu machen, und das war erschreckend. Er brachte sie mit seinen unerhörten Bemerkungen zum Lachen. Die alte Jagdhütte, die er zum Fischen und zum Fallenstellen benutzte, erschien ihr mit all den Kerzen und dem Essen und Raoul, der ihr gegenübersaß, wie ein Zuhause. »Du hast großes Glück gehabt, mit Nonny als deiner Großmutter aufzuwachsen. Wie alt warst du, als ihr zu ihr gezogen seid?«
Er zuckte die Achseln. »Etwa sieben, vermute ich, aber wir waren auch vorher öfter bei ihr als woanders. In unserer Familie haben sich alle sehr gut miteinander verstanden, und wenn wir nicht im einen Haus waren, dann waren wir im anderen, und manchmal haben wir auch alle zusammen unter einem Dach gelebt.«
»Du hast deine Kindheit genossen, stimmt’s?«
Er senkte den Kopf, weil ihm die Unterschiede in ihrer beider Leben plötzlich allzu deutlich bewusst wurden.
»Du Blödmann.« Ihre Stimme war zärtlich. » Ich höre gern Geschichten über deine Kindheit, sonst würde ich nicht fragen. Deine Großmutter ist einer der beeindruckendsten Menschen, die mir jemals begegnet sind. Sie sorgt sich nicht nur um dich und deine Brüder, sondern auch um ihre Nachbarn und Freunde, und sie ist für sie da. Hast du ihr Gesicht gesehen, als Joys Eltern Joy lebend wiedergesehen haben?« Sie lächelte, und ihre Augen leuchteten. »Es war wunderschön. An ihr ist alles echt, Raoul. Durch und durch echt.«
Er streckte einen Arm über den kleinen Tisch, um ihre Hand zu nehmen. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, mit deinem Hintergrund ein so wunderbarer Mensch zu werden, aber so ist es.«
Sie lachte. »Ich bezweifle, dass es auch nur einen einzigen anderen Menschen gibt, der dieser Meinung wäre. Ich bin nicht besonders nett, Raoul, und ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich habe gewissen Dingen gegenüber eine sehr niedrige Toleranzschwelle.«
»Du siehst wunderschön aus, wenn der Kerzenschein auf deine Haut fällt. Mir wird es auf diesem Stuhl ein wenig unbequem.«
Sie legte ihre Gabel hin und zog eine Augenbraue hoch. »Unbequem?«
»Verdammt unbequem.«
»Und wie genau äußert sich das?« Flame stützte ihr Kinn in die Hand und sah ihm in die Augen. Sie liebte es, wenn seine Augen dunkel wurden vor Verlangen. Sie liebte es, die blanke Gier auf seinem Gesicht zu sehen und die unbändige Männlichkeit zu fühlen, die er ausstrahlte. Mehr als alles andere liebte sie an ihm, dass er ihr rundheraus und in aller Ehrlichkeit sagte, wie sehr er sie begehrte.
»Ich bin so steif, Cher, dass ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt noch laufen kann.«
Wieder stieg Gelächter in ihr auf. Sie war glücklich. Sie fühlte, wie das Glück in ihr sprudelte, strahlend und kräftig, und wie es die Sorgen um die Zukunft vertrieb und sie das Hier und Jetzt auskosten ließ. Ihr Herz flatterte ganz seltsam, und ihre Muskeln zogen sich auf köstliche Weise zusammen. Aber vor allem liebte sie ihn. Sie liebte ihn wirklich. Und das war ein Geschenk von unschätzbarem Wert. »Ich trage noch nicht mal ein Messer«, neckte sie ihn. »Ich trage lediglich dieses Handtuch am Leib.«
Er stöhnte. »Das war nicht nett von dir, Flame. Du weißt, dass ich hier gesessen und mir alles Mögliche ausgemalt habe, und dann sagst du einfach so etwas.«
»Das ist doch wohl ziemlich offensichtlich.«
»Es ist etwas ganz anderes, ob man Dinge weiß oder ob sie laut ausgesprochen werden.«
»Ich will es sehen.«
»Sehen?«, wiederholte er, und seine Stimme wurde heiser. »Du willst sehen, dass ich steif und bereit für dich bin?«
Sie nickte. »Wenn ich diese großartige Mahlzeit zugunsten von etwas anderem zurückstelle, dann finde ich, ich sollte sehen dürfen, was ich dafür bekomme.«
»Ich höre eine gewisse Herausforderung aus deiner Stimme heraus, Femme. Du glaubst doch nicht im Ernst, ich sei dieser Aufgabe nicht gewachsen?«
Flame liebte ihn wegen seines scherzhaften Tonfalls und seines anzüglichen Blicks. Er stand auf und wand sich lässig aus seinem Hemd, und der Anblick seiner Brust verschlug ihr den Atem. Seine Hände sanken auf den Bund seiner Hose, und die letzte Spur von Luft wich aus ihrer Lunge. Sein Körper war fest, muskulös und kompakt, und sie wusste jeden Zentimeter zu würdigen. Langsam zog er die Jeans über seine schmalen Hüften, und seine dicke Erektion befreite sich.
»Ich bin der Aufgabe eindeutig gewachsen, Cher.« Seine Hand umfasste seinen breiten Schaft.
Sie feuchtete sich die Lippen an, die plötzlich trocken waren. Irgendwie war es sexy, seine Faust zu sehen, die um seine Erektion geballt war. »Ich muss mir das genauer ansehen. « Sie kam um den Tisch herum, nahezu hypnotisiert von ihm. Von seinen breiten Schultern und seinem wunderschönen männlichen Körper, dem Aufblitzen seiner weißen Zähne, wenn er lächelte, aber vor allem von seinen Augen und davon, wie er sie ansah.
In seinem Blick stand unbändige Lust. Das würde sie nicht bestreiten, und es trug noch mehr zu ihrer eigenen Erregung bei. Aber vor allem stand dort auch Liebe. Und das war das stärkste Aphrodisiakum von allen. Jemand liebte sie. Und nicht nur irgendjemand, sondern Raoul Fontenot. Ihre Fingerspitzen strichen über ihn und riefen einen sichtbaren Schauer der Lust hervor.
Er zog an dem Knoten, und ihr Handtuch fiel auf den Fußboden. Sein Kopf senkte sich sofort auf ihre schmerzende Brust. Seine Zunge glitt mit außerordentlicher Zartheit über die dunklen Stellen. »Tut es weh, Flame?«
»Nein.« Er sah sie weiterhin fest an. Sie zuckte die Achseln. »Nun ja. Vielleicht ein bisschen. Es tut nicht weh, wenn du das tust.« Er war so behutsam mit ihr umgegangen. Seine Zunge fühlte sich wie Samt an, seine Berührung zart und wohltuend.
»Gut. Ich will nicht, dass dir heute Nacht irgendetwas wehtut. Ich will nur, dass du dich gut fühlst.« Er griff nach ihr und zog ihren Körper an sich, denn er musste unbedingt ihre zarte Haut und die üppigen Rundungen fühlen, die eine solche Versuchung für ihn darstellten. »Ich werde dafür sorgen, dass du dich gut fühlst, Cher«, murmelte er und küsste ihr Ohr. Dann wanderte sein Mund an ihrem Hals hinab. »Ganz gleich, wie wütend du auf mich sein wirst, du wirst mir verzeihen wollen.«
Flame warf ihren Kopf zurück, damit er besser an ihre Kehle kam. »Wirklich? Du wirst so gut im Bett sein, dass ich dich jedes Mal, wenn wir uns streiten, gewinnen lassen will? Oder dass ich dir alles Machohafte und Chauvinistische, was du tust, verzeihe?«
Er bahnte sich mit Küssen einen Weg über ihr Kinn zu ihrem Mundwinkel. »Ich glaube, auf eine starrköpfige Frau mit einem ausgeprägten Unabhängigkeitsdrang könnte ich so wirken, als hätte ich eine Spur von einem Macho an mir, und gelegentlich könnte ich dadurch bei dir schlecht angeschrieben sein.«
» Gelegentlich?«
Er grinste sie an. »Sagen wir doch einfach, ich werde andere Möglichkeiten finden, dir Freude zu bereiten und dich dafür zu entschädigen.«
Sein Mund legte sich auf ihren, verschlug ihr den Atem und verstärkte ihre Leidenschaft mit der sündhaften Verruchtheit, die immer von seinen Küssen auszugehen schien. Sie hätte ihn für immer küssen können, einfach mit seinem Körper verschmelzen und sich von seinem glühenden Mund in weite Ferne führen lassen können. Er erweckte ihren Körper zum Leben und gab ihr das Gefühl, total lebendig zu sein.
»Ich weiß, dass du ein blöder Macho bist.« Sie flüsterte die Worte in seinen offenen Mund, und ihre Finger gruben sich in sein Haar. »Mich schubst so schnell keiner herum, und daher dürften wir in etwa gleiche Chancen haben. « Sie ging aktiv auf seinen Kuss ein, erforschte seinen Mund und küsste ihn immer wieder. »Aber es stört mich nicht im Geringsten, wenn du viele Möglichkeiten finden möchtest, mir Freude zu bereiten.«
Sie stellte fest, dass sie im Schlafzimmer angelangt waren, obwohl sie nicht sicher war, wie er es geschafft hatte, sie dazu zu bewegen, dass sie rückwärts lief, während er sie bei jedem Schritt küsste. Sie war sich nur seines Mundes und der Elektrizität bewusst gewesen, die ihren Körper durchzuckte, und sie hatte nichts anderes wahrgenommen. Er legte sie aufs Bett, blieb über ihr stehen und schaute auf sie hinunter.
»Du musst eine der schönsten Frauen auf Erden sein.« Sie hätte verlegen sein sollen, doch sie war glücklich – und scharf auf ihn. Sie wollte ihn mit jeder Faser ihres Körpers, und ihre Nervenenden prickelten. »Du gibst mir das Gefühl, schön zu sein, Raoul.« Genau das war es. Er gab ihr das Gefühl, begehrt zu werden, schön zu sein und sogar geliebt zu werden. Er sah ihre Unzulänglichkeiten nicht, und ihre blauen Flecken stießen ihn nicht ab, sondern er sah sie einfach nur so an, als hätte er es bitter nötig, sie mit Haut und Haar zu verschlingen.
Raoul stieß ihre Beine auseinander, und seine Hand glitt über ihren Hügel. Er tauchte einen Finger in sie und leckte ihn ab, um ihren Saft auf seiner Zunge zu kosten. Sie hob ihre Hüften in dem Bemühen, ihn zu verlocken, doch er schüttelte den Kopf. »Wir sind im Bayou, Cher. Hier im Bayou lassen wir uns gern Zeit und gehen die Dinge in aller Ruhe an.«
»Letzte Nacht hast du das nicht so gesehen.«
Seine Hände legten sich auf die Innenseiten ihrer Schenkel und streichelten sie mit langsamen, weit ausholenden Bewegungen. Er berührte ihre Brüste nicht, doch ihre Brustwarzen zogen sich zu zwei harten Knospen zusammen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und warme Flüssigkeit sammelte sich, um ihn willkommen zu heißen.
»Heute Nacht ist das etwas ganz anderes. Heute Nacht dreht sich alles nur darum, es langsam und locker anzugehen. « Raoul goss warmes Öl in seine Hände und nahm ihren Fuß. Seine Finger setzten zu einer Tiefenmassage an, die ebenso sinnlich wie entspannend war. »Mach die Augen zu, Cher. Ich möchte, dass du es einfach nur genießt.« Er arbeitete sich langsam über ihre Waden zu ihren Schenkeln vor.
Flame senkte die Lider und konzentrierte sich darauf, seine Hände auf ihrem Körper zu fühlen. Er achtete sorgsam darauf, jeden ihrer blauen Flecken betont zart zu berühren, doch auch das Öl, das er benutzte, schien den Schmerz der Prellungen abzuschwächen. Er massierte ihren Bauch, ihre Brüste und dann ihre Schultern und ihren gesunden Arm, bis sie wie hingegossen auf dem Bett lag.
»Fühlst du dich gut?«
»Das weißt du doch.« Ihr Körper prickelte überall.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Flame schloss die Augen und überließ sich ganz der Meisterschaft seines Mundes. Sie fand es sündhaft, einen solchen Mund zu haben und solche Küsse auszuteilen. Sie waren so glühend und so vollendet, dass sie gern darin ertrunken wäre. Seine Hände glitten über ihren Körper, und sie genoss es, wie besitzergreifend er sie berührte, und doch waren seine Berührungen gleichzeitig unglaublich sanft und sogar zärtlich, als er eine Fingerspitze über ihre blauen Flecken streichen ließ, sie küsste und sich knabbernd einen Weg zu ihren Brüsten bahnte.
Sie ließ ihre Hand über seinen Rücken gleiten und fuhr die Konturen bis zu den schmalen Hüften nach, gab sich seinem Kuss leidenschaftlich hin und stöhnte leise, als sich sein Mund um ihre Brustwarze schloss. Er hörte nicht auf, sondern setzte den Streifzug seiner Zunge unermüdlich fort, rutschte tiefer hinunter, um die Flammen auf ihrer Hüfte zu necken, ihre Narbe zu küssen, die Zunge in ihren Nabel schnellen zu lassen und sich mit seinen Küssen noch tiefer nach unten vorzuarbeiten.
Gator veränderte seine Haltung und legte sich ihre Beine über die Schultern. Flames Finger schlangen sich zu beiden Seiten in die Patchworkdecke, und sie nahm schockiert die plötzlichen Zuckungen ihrer angespannten Muskeln wahr. Er brauchte nur zu atmen, und schon zogen sich ihre Muskeln zusammen. »Ich bin nicht sicher, ob ich das überlebe«, flüsterte sie.
Er ließ seine Daumen über ihre zarten Falten gleiten, und sie drückte den Rücken durch und wölbte sich ihm entgegen, eine Reaktion, die sie nicht verhindern konnte. Ihre Finger krallten sich noch fester in den Stoff der Decke. An irgendetwas musste sie sich festhalten. Raoul leckte sie, lange und bedächtig. Als schleckte er genüsslich ein Eis. Sie wand sich auf dem Bett, und all ihre Nervenenden pulsierten lebhaft. Eine Zeitlang liebkoste er ihren Hügel, dessen nähere Umgebung und die zarten Innenseiten ihrer Oberschenkel, und dann begann er sie wieder zu lecken. Seine Zunge strich breit und flach über die Stelle zwischen ihren Beinen, langsam und weit ausholend, bis sie glaubte, sie könnte tatsächlich sterben vor Lust.
»Du musst aufhören.«
»Ich fange gerade erst an. Ich zeige dir, was es heißt, nach Cajun-Art zu lieben.«
Er stach mit seiner Zunge tief zu, und sie schrie auf und keuchte heftig. Seine Hände legten sich auf ihre Brüste, und seine Finger schlangen sich zart um das üppige Fleisch. Wieder nahm seine Zunge ihre langsamen Bewegungen auf, umkreiste ihre Klitoris und brachte sie um den Verstand. Ihr Atem ging abgehackt, und sie konnte nicht aufhören, ihm ihre Hüften entgegenzustrecken und ihre Brüste fester gegen seine Hände zu stoßen.
Raoul begann mit den Fingerkuppen langsame Kreise um die Spitzen ihrer Brüste zu ziehen und ihre Lust damit noch mehr zu erhöhen. Und dann saugte er an ihren Brustwarzen, und seine Zungenspitze vollführte einen verruchten Tanz und schnellte gegen ihre Klitoris, während er leise summte. Sein Summen ließ ihren Körper vibrieren. Es waren starke Vibrationen, die sich nach allen Seiten ausbreiteten. Er zog an ihren Brustwarzen und presste sie im Takt mit den Vibrationen seines Summens fest zusammen. Ihre Muskeln spielten verrückt und verkrampften sich in konvulsiven Zuckungen. Der Orgasmus schoss wie eine Rakete durch ihren Körper, von den Brüsten zum Bauch, und überflutete ihren glühenden Schoß, bis die gewaltige Erlösung sie schluchzen ließ.
Raouls Küsse wanderten an ihrem Bauch hinauf bis zu ihren Brüsten. Dort hielt er inne, um seine Zunge über ihre Brustwarzen schnellen zu lassen und sein Gesicht zwischen den weichen Hügeln zu reiben. Sie fühlte sich so weich an, so glühend heiß, als würde sie jeden Moment mit seinem Körper verschmelzen. Sie stöhnte leise, und er fühlte, wie ihr Stöhnen Vibrationen durch seinen Schwanz sandte. Er war unglaublich hart, aber diese Nacht war ganz und gar für sie da, nur für sie allein. Er hatte genau eine Nacht Zeit, um ihr zu zeigen, dass er sie mit jeder Faser seines Körpers liebte.
Er hob mit einer Hand ihre Hüften und presste die Spitze seiner Erektion an ihren Eingang, der ihn willkommen hieß. Sie war klatschnass vor Verlangen, und er stieß sich in sie, bahnte sich einen Weg durch ihre unglaublich engen Falten, und die Lust war so immens, dass ein Stöhnen aus seiner Kehle aufstieg. Er packte mit beiden Händen ihre Hüften, zog sich zurück und begrub sich dann so tief wie möglich in ihr.
Sie schrie auf, und ihr Körper hielt ihn wie eine glühend heiße Faust so fest umklammert, dass seine Eier schmerzten und nach Erlösung verlangten. Ihre Muskeln zuckten und bebten unablässig und trugen damit noch mehr zu der Lust bei, die ihn durchströmte. »Du bist so bereit, ma belle femme, und so verflucht sexy, dass ich nicht weiß, ob ich es noch länger aushalte.« Er stieß sich wieder in sie, mit einem tiefen, festen Stoß, der ihn an seine Grenzen brachte. »Komm für mich, Flame.«
»Ich bin doch schon gekommen.« Sie hätte nicht einmal mit Sicherheit sagen können, wie oft sie schon gekommen war.
»Noch mal. Ich will, dass du dich in meinen Armen auflöst. Ich will dich schreien hören, Cher.« Sie keuchte, und ihr Atem ging so schwer, dass ihre Brüste sich hoben und senkten. Ihre Hand legte sich wieder auf seine Hüfte, und ihre Finger gruben sich tief in sein Fleisch, während er langsam in sie eintauchte und sich wieder zurückzog.
»Dann gib mir mehr, Raoul. Gib dich mir ganz hin.«
Er versank in ihr und fühlte, wie die Glut ihn mit der Geschwindigkeit eines Kugelblitzes durchzuckte. Er zog ihre Hüften eng an sich, hob ihre Beine über seine Schultern und begann sie hart zu nehmen, mit langen, tiefen Stößen, schneller und immer schneller, wieder und immer wieder, und er begrub sich so tief in ihr, dass seine Eier gegen ihren Hintern klatschten. Schweiß brach auf seinem Körper aus. Der Winkel gestattete es ihm, besonders tief in sie einzudringen, während er gleichzeitig die Reibung an ihrer empfindlichsten Stelle verstärkte. Es kam ihm vor, als sei er von heißem Samt umgeben, von lebendem, atmendem Samt, der so eng um ihn geschlungen war, dass er ihn zerquetschte und ihn molk.
Die Wände um ihn herum wurden noch enger und zwängten ihn brutal ein. Flame stieß einen Schrei aus, bäumte sich rasend auf und riss ihn mit sich in die Ekstase. Er hatte ein Rauschen in den Ohren, kleine Hämmer klopften in seinem Kopf, und der Sturm begann in seinen Zehen und verschlang ihn vollständig. Sein Samen strömte in sie, und er fühlte sich irgendwo zwischen Himmel und Hölle gefangen. Es war der explosivste Orgasmus, den er je erlebt hatte, der beste Sex aller Zeiten, denn Lust und Liebe waren eng miteinander verwoben.
Er sank auf sie und rückte gerade weit genug zur Seite, um ihrem verletzten Arm nicht zu nahe zu kommen, doch er begrub sein Gesicht an ihrem Hals. Er schloss die Augen und genoss ihren Duft, ihren Geschmack und die Nähe ihres Körpers, der ihn so eng umschlungen hielt. Ihre glühend heiße Scheide hatte sich so fest um ihn zusammengezogen, dass sie ihn zum Höhepunkt gebracht hatte, bevor er aufhören und es länger hinauszögern konnte. Und, Dieu, er wollte, dass es länger dauerte – er wollte es für immer.
»Heirate mich.« Die Worte kamen aus heiterem Himmel. Er hatte nicht vorgehabt, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Er hatte sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Aber jetzt waren sie ihm herausgeschlüpft. Zwei Worte, die sie beide retten könnten.
Sie erstarrte, und ihr stockte hörbar der Atem. Ihre Brüste hoben sich und stießen gegen seine Brust, die Brustwarzen hart und stramm auf seiner Haut. Ihre Finger gruben sich in seine Schulter. »Raoul. Tu das nicht. So etwas darfst du nicht von mir verlangen.«
»Warum nicht? So, wie ich dich liebe, werde ich nie eine andere Frau lieben. Ich will das, was wir jetzt miteinander haben, für immer haben. Du nicht?« Er stützte sich auf einen Ellbogen, um ihr fest in die Augen zu sehen. Er hätte sie gern angefleht, sie beide zu erretten, aber er konnte nur sein Bestes tun, um sie zu überzeugen. »Willst du mich nicht, Cher?«
Sie legte ihre Hand auf seine Wange und rieb mit dem Daumen zärtlich seinen Kiefer. »Ich will dich so sehr, wie ich in meinem ganzen Leben noch nichts gewollt habe.« Jetzt rieb ihr Daumenballen seine Lippen. »Hochzeiten hinterlassen Spuren auf Papier. Das weißt du genauso gut wie ich. Ich bin fest davon überzeugt, dass Peter Whitney noch am Leben ist. Wenn ich dich heiraten würde, wäre er hinter uns beiden her.«
»Lily hat Rye geheiratet, und niemand hat ihnen Schwierigkeiten gemacht.«
»Wenn das nicht schockierend ist! Nein, im Ernst, damit festigst du nur meine Überzeugung, dass Lily genau weiß, was Whitney ausheckt.«
»Okay, vielleicht war das nicht das beste Beispiel. Was ist mit Nico und Dahlia? Du kannst unmöglich glauben, die beiden steckten mit Whitney unter einer Decke.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann vieles glauben, was du nicht glauben kannst, Raoul. Du kennst Nico, ich kenne ihn nicht. Ich kann nicht ausschließen, dass Whitney die beiden gerade deshalb in Ruhe lässt, weil Nico Dahlia geheiratet hat und sie jetzt genau da ist, wo Whitney sie haben will.«
Er küsste sie. Er konnte seine eigene Verzweiflung schmecken, seine zerrinnende Hoffnung. Er schmeckte Bitternis. »Lass es uns einfach tun, Flame. Wir können zu einem Freund von mir gehen, hier im Bayou. Grandmère und Wyatt können mit uns kommen. Ich werde es nicht einmal meinen Freunden sagen, wenn es dir so lieber ist. Wir tun es unter der Hand.«
»Das kommt gar nicht in Frage. Ich bleibe bei dir, bis du zurückkehren musst.«
Gator drehte sich auf den Rücken und presste sich die Fingerspitzen auf die Augen. »Und was dann? Ist es dann aus? Und du gehst einfach, als sei nichts geschehen?«
»Ich habe Krebs, Raoul.« Sie war dankbar für das Kerzenlicht. Das erleichterte es ihr enorm, die schlichte Wahrheit auszusprechen. Sie würde es nicht mehr allzu lange machen, nachdem der Krebs wieder ausgebrochen war.
»Whitney hat zweimal einen leichten Rückgang herbeigeführt. Wir werden zu einem Arzt gehen.«
»Und schon werde ich im Computersystem sein und von Whitney gefunden werden.« Sie seufzte und griff nach seiner Hand. »Whitney hat beim letzten Mal seine eigene Krebsvariante fabriziert. Das hat er mir selbst gesagt. Wenn irgendein x-beliebiger Onkologe einen Rückgang herbeiführen könnte, weshalb sollte ich dann jemals zu ihm zurückkehren? «
»Hast du es irgendwann überprüfen lassen, um zu sehen, ob er dir die Wahrheit gesagt hat?«
»Ich habe mich in seine Unterlagen eingehackt. Zu der Zeit hat er mir wahrscheinlich bewusst die Möglichkeit gegeben. Woher also soll ich wissen, wie akkurat seine Aufzeichnungen waren?«
»Dann lass es uns riskieren.«
Sie drehte sich auf die Seite. »Raoul, ich liebe dich. Ich weiß, dass es so ist, aber ich werde nicht dein Todesurteil unterzeichnen. Ich bin der Überzeugung, dass Peter Whitney noch am Leben und auf der Suche nach mir ist. Ich werde niemals lebend dorthin zurückkehren, unter gar keinen Umständen.«
»Dann gehen wir eben zu Lily.«
»In meinen Augen läuft das auf dasselbe hinaus. Aber es ist ja auch egal.«
»Es ist nicht egal, verdammt noch mal.« Raoul schloss kurz die Augen und zwang sich durchzuatmen. Es gab keinen Grund für einen Streit; sie hatte ihren Entschluss gefasst, und er wusste, dass er sie nicht davon abbringen konnte.
»Lass uns von einem Tag zum anderen weitersehen. Wer weiß, was passiert?«, schlug Flame vor.
»Ja. Du hast recht.« Seine Stimme war heiser vor Tränen. Sie ließ ihm keine Wahl.
»Ich würde dich heiraten, ohne zu zögern, wenn die Dinge anders lägen.«
Er zwang sich zu einem Lächeln und setzte sich auf. »Ich möchte, dass du heute Nacht gut schläfst, und daher werde ich dir jetzt eine heiße Schokolade zubereiten.« Er stand eilig auf, bevor sie ihn zurückhalten konnte. Und er achtete sorgsam darauf, seine starken Gefühle aus seiner Stimme herauszuhalten.
»Das brauchst du nicht zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben werde.«
»Grandmère hat ihre eigene Rezeptur für heiße Schokolade, und sie hat mir das Rezept gegeben. Ich habe sie schon für dich vorbereitet. Es wird schnell gehen.« Er eilte in die kleine Kochnische und goss die Schokolade hastig aus der Thermoskanne ein, die er mitgebracht hatte. Sie war noch heiß, und Dampf stieg aus dem Becher auf. Aus dem Küchenschrank nahm er ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit. Dann blieb er einen Moment stehen und starrte das Fläschchen an.
»Trinkst du auch einen Becher?«
»Ja.« Er schloss kurz die Augen und kippte dann rasch die Flüssigkeit in die Schokolade, rührte sie um und versah sie mit einer Sahnehaube, bevor er einen zweiten Becher mit Schokolade füllte.
»So, das hätten wir, Cher. Es gibt nichts Besseres vor dem Einschlafen.«
Flame setzte sich auf und nahm ihm den Becher aus der Hand. Das Laken rutschte herab und entblößte ihre Brüste, und er hielt seinen Blick auf die blauen Flecken geheftet, während sie ihre Schokolade trank.
»Das schmeckt gut. Ein altes Familienrezept?«
Er nickte, als er sich wieder neben sie setzte. »Sie hat sie zu besonderen Anlässen zubereitet.«
»Zu besonderen Anlässen welcher Art?« Sie hörte sich mit Begeisterung Geschichten aus seiner Kindheit an. Es fiel ihr so leicht, ihn sich als einen kleinen Jungen mit zerzausten Locken vorzustellen.
»Wenn es uns gelungen war, in der Schule eine anständige Note zu bekommen. Oder wenn wir uns eine ganze Woche lang mit keinem unserer Freunde – oder Feinde – geprügelt hatten.«
»Ist es dir schwergefallen, gute Noten nach Hause zu bringen?« Sie legte den Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. »Ich hätte mir vorgestellt, dass du sehr gut in der Schule warst.«
Er zuckte die Achseln. »Ich bin nicht immer hingegangen. Ich war der Älteste, und einer musste schließlich fischen gehen und Fallen stellen. Zwei- oder dreimal in der Woche habe ich auf Booten von Krabbenfängern gearbeitet. Ich habe Grandmère belogen, weil sie gesagt hat, eine gute Schulbildung sei wichtiger, aber sie wusste natürlich doch Bescheid, wenn sie in der Woche darauf das Geld in ihrer Schublade gefunden hat.«
Sie sah ihn über den Rand ihres Bechers an. »Manche der Dinge, die du sagst, sind herzerweichend.«
»Es war gar nicht schlimm, Flame. Ich habe liebend gern auf den Booten gearbeitet. Es entsprach ganz einfach unserer Lebensweise. Mir war es allemal lieber, draußen im Bayou zu sein, als in der Schule rumzusitzen.« Er beugte sich vor und leckte einen kleinen Klecks Schlagsahne aus ihrem Mundwinkel, weil er es einfach nicht lassen konnte.
Sie schnitt ihm eine Grimasse und hielt ihm die Lippen zum Kuss hin. Sie schmeckten nach Schlagsahne und Schokolade. Raoul nahm ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Nachttisch neben dem Bett. »Schlaf jetzt, Cher. Du bist sicher sehr müde, stimmt’s?«
Sie streckte sich aus und rollte sich dann auf der Seite mit dem gesunden Arm zusammen. »Ich bin müde. Es war ein langer Tag, aber Joys Wiedersehen mit ihren Eltern war es wert.«
»Du warst sehr nett zu ihr.«
»Wyatt war sehr nett zu ihr. Es tut mir so leid für ihn. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ist er ein bisschen verliebt in sie. Es wird lange dauern, bis sie wieder in der Lage ist, einem Mann genügend zu vertrauen, um eine Beziehung mit ihm einzugehen.«
Er spürte einen Kloß in seinem Hals und senkte den Kopf. Gator legte sich neben sie, zog sie in seine Arme und den Schutz seines Körpers. Er strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Sie schlang ihre Finger um seine. »Diese Nacht war die schönste Nacht meines Lebens, Raoul. Ich danke dir.«
Ihre Stimme war schläfrig und sinnlich und glitt wie Fingerspitzen über seinen Körper. Das Herz sank ihm in der Brust, und er fühlte, wie sich ein Schraubstock darum legte und zudrückte, bis es ihm vorkam, als würde seine Brust in Stücke zerspringen. Er presste sich die freie Hand aufs Herz, während er mit der anderen Hand ihre hielt und beobachtete, wie die Betäubung zu wirken begann.
Die Uhr an der Wand tickte laut und zeigte das Vergehen der Zeit an. Er saß da und sah zu, wie der Kerzenschein über ihr Gesicht flackerte und die tanzenden Schatten über ihren Körper glitten. Dann beugte er sich hinunter, um zarte Küsse auf ihre Augenlider zu hauchen. Sie rührte sich nicht.
Gator zog sich rasch an. Die Spritze lag in seiner Schublade, und diesmal zögerte er nicht. Er durfte nicht riskieren, dass sie wach wurde. Er stach die Nadel in ihren Schenkel und injizierte ihr die komplette Dosis.
Es ist so weit.
Wir kommen mit dem Hubschrauber. Wir haben ein Flugzeug bereitstehen, das uns von hier fortbringt, und Rye hat alles für unsere Ankunft vorbereitet.
Es war schwierig, ihr einen Bademantel anzuziehen, doch er schaffte es. Er wollte nicht, dass sie nackt war, wenn sie kamen, um sie zu holen. Er schnappte sich ihren Rucksack und stopfte ihre neuen Kleidungsstücke hinein. Sein eigener Seesack war bereits gepackt und griffbereit.
Er saß da und lauschte den Geräuschen des Hubschraubers, als dieser über ihm vorbeiflog und zu der Lichtung im Süden seiner Hütte abdrehte. Es dauerte nicht lange, bis er die Männer auf das Haus zukommen hörte. Sie hatten eine Trage mitgebracht. Jetzt blies er die Kerzen eine nach der anderen aus, bis es dunkel im Raum war.