Zitate aus 

Das Feuer von innen

   

Es gibt keine Vollkommenheit ohne Traurigkeit und Sehnsucht, denn ohne diese gibt es keine Besonnenheit, keine Freundlichkeit. Weisheit ohne Freundlichkeit und Wissen ohne Besonnenheit sind nutzlos.

 

Selbstgefälligkeit ist der größte Feind des Menschen. Was ihn schwächt, ist das Gefühl, durch die Taten und Untaten seiner Mitmenschen gekränkt zu sein. Die Selbstgefälligkeit verlangt, dass man sich den größten Teil des Lebens durch irgendetwas oder irgendjemanden gekränkt fühlt.

 

Um dem Pfad des Wissens zu folgen, muss man sehr einfallsreich sein. Auf dem Pfad des Wissens ist nichts so klar, wie wir es gerne hätten.

 

Wenn Seher nichtswürdigen Tyrannen standhalten können, dürfen sie gewiss auch dem Unbekannten straflos entgegentreten, und dann können sie sogar die Gegenwart des Unerkennbaren ertragen.

 

Es scheint nur natürlich zu glauben, dass ein Krieger, der dem Unbekannten standhalten kann, gewiss auch nichtswürdigen Tyrannen entgegentreten kann. Aber so ist es nicht unbedingt. Die großen Krieger alter Zeiten wurden vernichtet, weil sie sich auf diese Annahme verließen. Nichts ist geeigneter, den Geist eines Kriegers zu stählen, als die Herausforderung im Umgang mit unleidlichen Leuten in Machtpositionen. Nur in solchen Situationen können Krieger genügend Besonnenheit und Gelassenheit erlangen, die sie brauchen, um die Wucht des Unerkennbaren zu ertragen.

 

Das Unbekannte ist etwas, das dem Menschen verborgen bleibt, womöglich verhüllt durch einen beängstigenden Kontext, das aber für den Menschen gleichwohl erreichbar ist. Das Unbekannte wird zu gegebener Zeit zu etwas Bekanntem. Das Unerkennbare dagegen ist das Unbeschreibliche, das Undenkbare, das Unergründliche. Es wird uns niemals bekannt sein, und doch ist es da, strahlend schön und erschreckend zugleich in seiner Unermesslichkeit.

 

Wir nehmen wahr. Das ist eine feststehende Tatsache. Doch was wir wahmehmen, ist keine solche Tatsache, weil wir lernen, was wir wahmehmen sollen.

 

Krieger sagen, dass es die Welt der Objekte dort draußen nur aufgrund unseres Bewusstseins gibt. Aber was wirklich dort draußen ist, sind die Emanationen des Adlers, fließend, stets in Bewegung und doch unwandelbar, ewig.

 

Der größte Fehler unerfahrener Krieger ist, dass sie bereit sind, die Wunder dessen, was sie sehen, zu vergessen. Sie sind überwältigt von der Tatsache, dass sie sehen, und glauben, es sei ihr Genie, worauf es ankommt. Ein erfahrener Krieger muss ein Muster an Disziplin sein, um die nahezu unüberwindliche Schlaffheit unserer menschlichen Kondition zu besiegen. Wichtiger als das Sehen selbst ist, was die Krieger daraus machen, was sie sehen.

 

Eine der stärksten Kräfte im Leben von Kriegern ist die Furcht, denn sie spornt sie zum Lernen an.

 

Ein Seher weiß um die Wahrheit, dass alle Lebewesen bemüht sind zu sterben. Was den Tod zurückhält, ist das Bewusstsein.

 

Das Unbekannte ist immer gegenwärtig, aber es liegt außerhalb der Möglichkeiten unseres normalen Bewusstseins. Das Unbekannte ist der überflüssige Teil des gewöhnlichen Menschen. Und es ist überflüssig, weil der gewöhnliche Mensch nicht genügend freie Energie hat, um es zu erfassen.

 

Der größte Fehler der Menschen ist, dass sie am Inventar ihrer Vernunft kleben bleiben. Die Vernunft handelt nicht vom Menschen als Energie. Die Vernunft handelt von Werkzeugen, welche Energie erzeugen, aber es ist der Vernunft nie ernsthaft in den Sinn gekommen, dass wir etwas Besseres sind als Werkzeuge: wir sind Organismen, die Energie erzeugen. Wir sind Energie-Blasen.

 

Krieger, die in voller Absicht zu absoluter Bewusstheit gelangen, sind ein denkwürdiger Anblick. Dies ist der Moment, da sie im Inneren brennen. Das Feuer von innen verzehrt sie. Und in voller Bewusstheit verschmelzen sie mit den Emanationen des Adlers und gleiten in die Ewigkeit.

 

Sobald das innere Schweigen erreicht ist, wird alles möglich. Wir können unser Selbstgespräch beenden, indem wir genau dieselbe Methode anwenden, nach der man uns lehrte, mit uns selbst zu sprechen; man lehrte es uns mit Zwang und unerbittlich, und auf eben diese Art müssen wir es beenden: mit Zwang und unerbittlich.

 

Makellosigkeit beginnt mit einer einzigen Tat, die wohlerwogen, präzise und beharrlich sein muss. Wird diese Tat lange genug wiederholt, erwirbt man ein Gefühl unbeugsamen Wollens, das auf alles andere übertragen werden kann. Ist das erreicht, dann steht der Weg offen. Eines führt zum anderen, bis der Krieger all seine Möglichkeit verwirklicht.

 

Das Geheimnis des Bewusstseins ist Dunkelheit. Die Menschen sind erfüllt von diesem Geheimnis, von Dingen, die unerklärlich sind. Uns anders zu sehen wäre verrückt. Darum soll ein Krieger das Geheimnis des Menschen nicht erniedrigen, indem er es rational zu begründen sucht.

 

Es gibt zwei Arten von Erkenntnissen. Die eine ist nichts als aufmuntemdes Gerede mit großen Gefühlsausbrüchen. Die andere ist das Produkt einer Verschiebung des Montagepunktes, wo unsere Wahrnehmung zusammengesetzt wird. Sie geht nicht mit Gefuhlsausbrüchen einher, sondern mit Taten. Die emotionale Erkenntnis kommt erst Jahre später, nachdem der Krieger die neue Position seines Montagepunktes durch stetigen Gebrauch gefestigt hat.

 

Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass wir sterben müssen, und weil dies bereits unser unabänderliches Schicksal ist, sind wir frei. Wer alles verloren hat, braucht nichts mehr zu fürchten.

 

Krieger wagen sich nicht aus Habgier in das Unbekannte vor. Habgier funktioniert als Motiv nur in der Welt des Alltäglichen, Um sich in jene erschreckende Einsamkeit des Unbekannten vorzuwagen, braucht man etwas Größeres als Habgier: Liebe. Man braucht Liebe zum Leben, zum Staunen, zum Geheimnis. Man braucht unersättliche Neugier und jede Menge Mut.

 

Ein Krieger denkt nur an die Geheimnisse des Bewusstseins; nur auf das Geheimnis kommt es an. Wir sind Lebewesen; wir müssen sterben und unser Bewusstsein aufgeben; könnten wir dies aber nur ein klein wenig ändern, welche Geheimnisse müssten uns erwarten? Welche Geheimnisse!