who do you love?

Da sind wir also wieder, im Wohnzimmer. Mum sitzt in ihrem Sessel, schaut fern, raucht eine Zigarette und trinkt. Ich sitz auf dem Sofa, Jesus und Mary haben sich dicht an mich gedrängt. Und es scheint, als ob wir alle auf Sky 3 Welt der Geheimnisse: Der Fluch des Tutanchamun gucken. Die von den Zimmervorhängen eingeschlossene Dunkelheit wird durch das flackernde Licht des monströsen Fernsehers erhellt und ab und zu, wenn es auf dem Bildschirm plötzlich ganz hell wird, erfasst das TV-Licht die Wolke aus Zigarettenqualm, die unter der Decke hängt, und für einen kurzen Moment wird sie zu einer Gewitterwolke und ich sitz nicht mehr im Wohnzimmer, sondern draußen, wo gerade ein Unwetter losbricht, und scheine so eine Art …

Egal.

Ich bin nichts.

Ich hab Mum (ganz knapp) von Lee Harding erzählt und ihr gesagt, dass ich die Polizei rufen werde, wenn er kommt, und ihr auch erklärt, was sie der Polizei sagen soll, wenn die aufkreuzt … aber ich weiß nicht, wie viel davon bei ihr angekommen ist. Sie schien mir zuzuhören und nickte jedes Mal, wenn ich sie fragte, ob sie verstanden hätte, aber sie hat nichts weiter wissen wollen, sondern bloß gewartet, bis ich fertig war, mich angelächelt und den Fernseher angemacht.

»Wird schon alles werden, Mum«, sag ich jetzt zu ihr. »Solange wir bei unserer Geschichte bleiben …«

»Mhm …«, murmelt sie, während ihre Augen am Bildschirm kleben. »Bei der Geschichte bleiben …«

»Wird schon gut gehen.«

»Gut gehen …«

Ihre Augen sind glasig, ihre Stimme klingt schläfrig. Ich glaub nicht, dass sie noch so richtig da ist. Sie steht unter Schock, ist betäubt, traumatisiert, betrunken … sie ist dorthin gegangen, wo sie hingeht, um zurechtzukommen. Sie ist in ihrer Höhle.

Das ist okay.

Sie muss nicht funktionieren.

Ich kann das für sie tun.

Sie ist meine Mum.

Ich liebe sie.