Kapitel 12
Harfner, Harfner, sing ein Lied,
Das mir Kraft und Freude gibt.
Als Nuella ins Camp zurückkehrte, kam es ihr vor, als sei sie eine halbe Ewigkeit fort gewesen, dabei waren lediglich zwei Siebenspannen vergangen. Was hatte sie nicht alles erlebt! Sie hatte das Meer gerochen. Sie hatte exotische Früchte gegessen. Sie hatte den besten Wein aus Benden getrunken - mit Wasser verdünnt, natürlich, wie er dem jungen Lord und seiner Schwester serviert wurde. Zwar hatte ihr der Wein nicht sonderlich gut geschmeckt, aber das behielt sie für sich.
Man hatte sie mit Feuerechsen bekannt gemacht; sie fand diese Geschöpfe entzückend, aber für ihren Geschmack waren sie zu oberflächlich. Sie fühlte sich eher zu Wachwheren hingezogen. Und zu Drachen, selbstverständlich. Lolanth, der ihre Gedanken aufschnappte, ließ aus dem mächtigen Bauch ein zustimmendes und erfreutes Grummeln ertönen.
Aber sie hatte sich nie daran gewöhnt, mit »meine Lady« angesprochen zu werden. Und sie kam nicht aus dem Staunen heraus, als sie merkte, welche hoch gestellten Persönlichkeiten sie derart ehrenvoll betitelten. Es war schon peinlich genug, wenn M'tal, der Weyrführer von Benden, sie mit Respekt behandelte, doch der Weyrführer und die Weyrherrin von Ista benutzten dieselbe Anrede, wenn sie sich an sie wandten. C'rion hatte ihr gar eine goldene Halskette geschenkt, die eigens für sie angefertigt worden war!
Die einzelnen Glieder hatten die Form von Drachen, Feuerechsen, Wachwheren und Delfinen. Als Nuella die Delfine sah, befürchtete sie, der Weyrführer von Ista könnte von ihr verlangen, den Wachwheren beizubringen, sich mit Delfinen zu verständigen. Zum Glück war dies nicht der Fall, denn von diesen Meeressäugern verstand sie nicht das Geringste. C'rion hatte ihr die Kette nur geschenkt, um ihr den Dank des gesamten Weyrs auszudrücken.
Nachdem sie Renilan und seinen Resk zuerst unterrichtet hatte, gestaltete sich das weitere Training wesentlich einfacher. Nuella genoss jede Minute dieser Unterweisungen. Nie würde sie vergessen, mit welcher Freude und Dankbarkeit sowohl die Wher-Führer als auch ihre Wachwehre lernten, sich untereinander zu verständigen und alsdann mit den Drachen zu kommunizieren. Nuella vergegenwärtigte sich, dass niemand ihr dieses Erlebnis streitig machen konnte - sie war die einzige Person, die als Trainerin in Frage kam. Ihre Behinderung gereichte ihr zum Segen, denn nur weil sie blind war, vermochte sie die Umwelt auf dieselbe Art und Weise wahrzunehmen wie ein Wachwher.
Nuella war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass auch sie bei diesen Begegnungen viel gelernt hatte. Indem sie mit fremden Wachwheren arbeitete, fiel es ihr immer leichter, einen Rapport zu diesen Tieren herzustellen, ein Gespür für deren innerstes Wesen zu entwickeln und die Bilder, die sie in ihrem Kopf erzeugten, zu »sehen«.
Außerdem trug sie eine Menge an allgemeinen Informationen über Wachwhere zusammen. Sie konnte es kaum abwarten, Kindan zu erzählen, dass ein Wachwher sich seinen eigenen Namen aussuchte, indem er eine Silbe aus dem Namen seines menschlichen Partners aufgriff, ihn passend abwandelte und stets mit den Buchstaben »sk« enden ließ.
Wachwhere, die in großen Festungen lebten, bezeichneten sich nach ihrem Herkunftsort und verbanden sich nur mit jemandem, der aus der Blutslinie des Burgadels stammte. Überlebte ein Wachwher seinen menschlichen Kameraden, konnte er sich einen neuen Partner auswählen. Allerdings war sie sich nicht schlüssig, ob sie Kindan über diesen speziellen Punkt aufklären sollte. Vielleicht machte er sich dann Vorwürfe, dass er sich nicht rechtzeitig mit Dask verbunden hatte, um ihn damals, bei dem großen Grubenunglück, zu retten. Doch als sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass der alte Wachwher von Camp Natalon zu schwer verletzt gewesen war und auch mit Kindans Hilfe nicht überlebt hätte. Obendrein war er so fixiert darauf, Danils Befehle auszuführen, dass er niemand anderem gehorcht hätte.
Gespannt fragte sie sich, ob Zenor anwesend sein würde, um sie zu begrüßen. Sie erreichten das Camp zu vorgerückter Stunde, doch es war nicht so spät, dass Zenor bereits geschlafen hätte. Und ihre Rückkehr war allemal ein besonderes Erlebnis, fand sie. Sie freute sich darauf, Zenor wiederzusehen, und sie wollte ihm ihre schöne Halskette zeigen. Außerdem brannte sie darauf, mit diesem wertvollen Geschenk, das die Anerkennung eines gesamten Weyrs ausdrückte, vor ihrem Vater zu prahlen. Vor der Mutter natürlich auch.
Nuella lag viel daran, ihrer Mutter von ihren Erfolgen zu berichten. Ihre Mutter hatte immer an ihre besonderen Fähigkeiten geglaubt, hatte sich bemüht, sie nicht auszugrenzen und ihr immer wieder vorgehalten, dass sie sich nicht wegen ihrer Blindheit grämen sollte. Sie schärfte ihr ein, diesen Zustand nicht als ein Handikap aufzufassen, sondern ihn zu ihrem Vorteil zu nutzen. Beim Gedanken an ihre Eltern fiel Nuella die kleine Larissa ein. Vielleicht - Nuella zog die Nase kraus - konnte sie sich ein paar Tage davor drücken, dem Baby die Windeln zu wechseln.
Dann spürte sie, wie Lolanth sanft auf der Wiese vor dem Eingang zur Mine aufsetzte. Sie hatte J'lantir gebeten, dort zu landen, damit ihre Ankunft möglichst unspektakulär vonstatten ging. Sie hoffte, ihr Vater würde ihre Rücksichtnahme zu würdigen wissen.
J'Lantir sprang auf den Boden. »Absitzen, meine Lady«, rief er Nuella zu.
»Zum Glück ist es bereits Nacht, und an dieser Stelle wird nicht gearbeitet. Sonst hätten wir auf dem Ausguck landen müssen, um nicht womöglich noch mit einem Kohlenkarren zusammenzustoßen.«
Nuella schwang ihr Bein über Lolanths Hals und glitt nach unten, wo J'lantir sie mit ausgebreiteten Armen in Empfang nahm. Mittlerweile genoss sie das Gefühl, sich einfach fallen zu lassen, mit der Gewissheit, jemand würde sie auffangen. J'lantir wirbelte sie einmal herum, dann stellte er sie behutsam auf die Füße.
»Jetzt bist du wieder daheim - gesund und munter«, verkündete er vergnügt. In fragendem Ton fügte er hinzu: »Allerdings vermisse ich das Empfangskomitee.«
Nuella hob die Nase in die Wind und schnupperte, weil sie hoffte, irgendwelche Ankömmlinge zu wittern, ehe J'lantir sie sah. Sie spitzte die Ohren, sog die nächtlichen Geräusche in sich auf und durchforschte sie nach sich nähernden Schritten. Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, als sie die erhofften Laute vernahm - zwei Personen kamen auf sie zu. Wenig später traten sie in J'lntirs Gesichtskreis, denn er rief: »Na endlich, da kommt jemand, um dich zu begrüßen, Nuella. Ich hatte zwar mit mehr Leuten gerechnet, aber immerhin ist es ziemlich spät.«
»Das ist nicht der Grund«, widersprach Nuella, der ein kalter Schauer über den Rücken lief. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
»Nuella?«, rief Zenor in die Nacht hinein.
Nuella fiel ein Stein vom Herzen, und sie atmete tief durch. »Zenor, was ist los? Wo bleiben Kindan und Kisk?« In Gedanken versuchte sie, mit ihrem liebsten Wachwher Verbindung aufzunehmen, doch sie spürte nichts als eine schwarze Traurigkeit und Leere. »Was ist passiert?«
»Es hat ein Unglück gegeben«, erklärte Renna, die das letzte Stück des Weges rannte, um zu ihrem Bruder zu gelangen.
»Und alles war nur meine Schuld!«, jammerte Zenor mit tränenerstickter Stimme.
»Ein Stollen ist eingestürzt!«, klärte Renna sie auf.
»Kindan? Und Kisk? Sind sie betroffen?«, fragte Nuella angstvoll.
»Die beiden befinden sich in Kisks Stall«, beruhigte sie Renna. »Kindan wollte zu Hilfe eilen, aber Tarik hat es ihm verboten. Als Kindan sich widersetzte und trotzdem versuchte, in die Grube zu gelange, schlug Tarik ihn nieder.«
»Tarik hat ihm nicht erlaubt, den eingeschlossenen Kumpeln zu helfen?«, hauchte Nuella fassungslos.
»Tarik ist kein richtiger Bergmann«, schimpfte Zenor. »Ich sah mit eigenen Augen, wie nachlässig er einen Stollen abstützen ließ und meldete Natalon die Schlamperei. Dein Vater fuhr selbst ein, um sich ein Bild aus erster Hand zu verschaffen. Er war außer sich vor Wut, als er sah, was Tarik auf der zweiten Sohle angerichtet hat. Danach tauschte er mit Tarik die Schicht.« Er holte tief Luft und dann sprudelte die Hiobsbotschaft aus ihm heraus. »Ich glaube, die Kumpel waren dabei, die Ausbauten zu verstärken, als der Stollen einbrach.«
»Mein Vater wurde verschüttet?«, schrie Nuella.
»Ja. Dalor auch - die gesamte Mannschaft«, heulte Renna unter Tränen los.
»Tarik behauptet«, sagte Zenor, »der Einbruch sei zu gewaltig, um die eingeschlossenen Männer Ausgraben zu können.«
»Toldur versuchte es dennoch«, fügte Renna hinzu. »Aber sie kamen nur ein paar Meter weit. Toldur meint, dass die Firste auf mindestens zehn Metern eingestürzt ist. Es würde Wochen dauern, um die Verschütteten zu bergen.«
»Nachdem Kindan versuchte, gewaltsam in den Tunnel einzudringen, lässt Tarik den Eingang zu diesem Schacht von ein paar seiner Spießgesellen bewachen«, berichtete Zenor. »Zur Zeit bedient lediglich eine Mannschaft die Pumpen, um die Baue mit Frischluft zu versorgen.«
Nuella hatte genug gehört. Sie hetzte los, in Richtung des Camps.
»Nuella!«, rief J'lantir ihr hinterher. »Was hast du vor?«
»Ich muss zu Kindan!«, rief sie über die Schulter zurück. »Ich will meinen Vater retten!«
***
Mit einem Ruck erwachte Kindan, als jemand ihn unsanft rüttelte. Er hatte wach bleiben wollen, doch er war eingenickt. Die Ereignisse des Tages hatten ihn zu sehr mitgenommen. Er fühlte sich wie zerschlagen. Eine weiche Hand legte sich auf seine Stirn und zuckte zurück, als sie die riesige Beule und das halb angetrocknete Blut ertastete.
»Er hat sehr fest zugeschlagen nicht wahr«, meinte Nuella, als Kindan sich aufrichtete. »Kannst du laufen?«
»Nuella …« Benommen suchte der Junge nach Worten.
Nuella legte ihm die Hand auf die Lippen. »Du brauchst mir nichts zu erklären. Zenor hat mir bereits alles gesagt.«
»Ich habe alles versucht, Nuella«, beteuerte Kindan, während ihm Tränen über das Gesicht liefen. »Kisk und ich haben uns solche Mühe gegeben.«
»Ich weiß«, tröstete sie ihn, und ihre Kehle schnürte sich schmerzhaft zusammen. »Ich weiß.« Heiße Tränen rannen nun auch ihr die Wangen hinunter. Sie umarmte Kindan, drückte ihn an sich, und eine Zeit lang gaben sich beide ihrem Kummer hin. Nach einer Weile spürte Nuella, wie der Druck von ihrem Herzen wich, und sie rückte ein Stück von Kindan ab. »Ob du es noch einmal versuchen könntest?«, schlug sie vor.
Der Vorhang an der Tür raschelte, und jemand betrat den Schuppen.
»Ich habe eine Spitzhacke besorgt.« Es war Cristov.
»Cristov?«, fragte Nuella. Sie kniff die Lippen zusammen. »Du kannst uns nicht aufhalten.«
»Nuella …«, setzte Kindan an.
»Ich habe nicht die Absicht, euch aufzuhalten«, gab Cristov mit grimmigem Lächeln zurück. »Im Gegenteil, ich will euch helfen.«
Nuella schnappte verblüfft nach Luft.
»Ich gebe erst auf, wenn wir sie aus dem Stollen geborgen haben«, betonte Cristov leidenschaftlich. »Lebend oder tot.« Er sah Kindan an. »Das habe ich von deinem Vater gelernt. Ein Kumpel lässt seine Kameraden niemals im Stich.« Bekümmert fügte er hinzu: »Aber ich habe keine Ahnung, wie wir an den Wachposten vorbeikommen sollen.«
»Ich weiß, was mir unternehmen können, um ungesehen in die Grube zu gelangen!« Nuella sprang auf die Füße. Auch Kindan rappelte sich mit weichen Knien hoch. Kisk regt sich, ließ einen energischen Schrei ertönen und ruderte mit den Stummelflügeln.
***
Vor dem Schuppen trafen sie Zenor und Renna. Kindan weihte Zenor in die Situation ein und erklärte ihm hastig, dass Cristov ihnen helfen wollte. Dann schlugen sie den Weg zu Natalons Burg ein.
»Wohin gehen wir?«, fragte Cristov verwirrt. »Dieser Pfad führt doch zum Haus des Steigers.«
»Genau«, bestätigte Nuella. »Sag mal, bist du jemals durch die Festung gestreift, als du noch dort wohntest?«
»Ja, sicher«, gab Cristov zurück.
»Hast du mal in den Schrank geschaut, der sich am Treppenabsatz der zweiten Etage befindet?«, wollte Kindan wissen.
»Aha!« Cristov schien ein Licht aufzugehen. »Dachte ich es mir doch, dass es einen geheimen Eingang zur Mine geben müsste. Aber ich wäre nie darauf gekommen, dass er durch den Schrank verdeckt wird!«
Kindan weidete sich an Cristovs verdutzter Miene, als sie das Haus erreichten und die Treppen hinauf stürmten. Doch als sie in der zweiten Etage anlangten, klappte ihm selbst vor Verblüffung die Kinnlade herunter.
»Toldur!«
Der hünenhafte Bergmann deutete ein Lächeln an. »Ihr kommt aber spät«, erklärte er und schulterte seine Axt. »Ich dachte schon, ich müsste euch holen.«
Mit einem Kopfnicken wies er auf Kindan. »Du bist aus demselben Holz geschnitzt wie dein Vater. Ich wusste, dass du nicht aufgeben würdest.« Als er Nuella gewahrte, runzelte er verwirrt die Stirn; seine Verwunderung wuchs, als Renna auf dem Treppenabsatz ankam. »Dieses Mädchen hier ist Natalons Tochter, Nuella«, erklärte Zenor und trat selbstsicher einen Schritt nach vorn. »Sie möchte helfen, ihren Vater zu retten.«
»Ich mache ebenfalls mit«, fügte Renna in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete.
»Wenn wir durch diese Tür gehen, finden wir genug Grubenhelme für uns alle«, verkündete Nuella und zeigte mit dem Finger auf den Schrank.
Der groß gewachsene Bergmann grinste. »Dachtest du, das wüsste ich nicht? Schließlich bin ich derjenige, der ständig prüft, ob die Helme noch an ihrem Platz sind. Aus diesem Grund weiß ich auch, dass du häufig diesen Geheimgang benutzt. Aber wegen deiner blonden Haare hielt ich dich für Dalor.«
»Dalor ist mein Bruder«, klärte Nuella ihn auf.
»Können wir jetzt endlich aufbrechen?«, drängte Renna.
Toldur nickte. »Ich hole nur rasch ein paar Leuchtkörbe.«
»Keine Zeit«, winkte Nuella brüsk ab. »Ich führe euch zur Mine. Verlasst euch darauf, dass ich jeden Quadratzentimeter dieses Geheimgangs kenne, selbst wenn es dort so dunkel ist, dass man die Hand nicht vor den Augen sehen kann.«
»Du kannst deine eigene Hand doch so und so nicht sehen«, murmelte Zenor.
Nuellas Hand schoss vor, und sie verpasste Zenor eine schallende Ohrfeige.
»Ich mag sie zwar nicht sehen, aber ich weiß sie trotzdem zu gebrauchen«, sagte sie zuckersüß zu ihm. Dann betrat sie den Schrank und öffnete die Pforte, hinter der der geheime Zugang zur Mine lag.
»Sie hat dir ja ein Ding verpasst«, kommentierte Renna mitleidlos und schielte ihren Bruder von der Seite her an. »Deine Wange muss doch brennen.«
Zenor grinste und presste eine Hand gegen die schmerzende Stelle. »Halb so schlimm. Hauptsache, sie hat dadurch eine bessere Laune gekriegt.«
»Ich habe alles gehört!«, rief Nuella über die Schulter zurück.
***
Im Tunnel schnappte sich jeder einen Schutzhelm und setzte ihn auf. Nuella ging an der Spitze, dicht gefolgt von Kisk und Kindan. Toldur machte den Schluss und meuterte unentwegt, weil man ihm nicht erlaubt hatte, Leuchtkörbe zu beschaffen.
»Mach die Tür zu«, forderte Nuella den Kumpel auf. »Kisk sieht am besten, wenn es ganz dunkel ist.« Als sie hörte, wie die Pforte geschlossen wurde, fragte sie Kindan: »Erinnerst du dich, wie viele Schritte es bis zu dem neuen Schacht sind?«
»Hundertdreiundvierzig nach der ersten Biegung«, antwortete Kindan, ohne nachzudenken.
»Dann gehst du jetzt voran«, befahl Nuella und drückte sich gegen die Wand, um ihn und Kisk vorbei zu lassen.
»Wieso gibt es diesen Geheimgang?«, fragte Renna. »Wer hat ihn angelegt?«
Toldur erwiderte: »Wir bauten ihn - Natalon, dein Vater, Kindans Vater und ich. Sowie wir in dieses Tal kamen, einen halben Planetenumlauf bevor die übrigen Bergleute anrückten, begannen wir damit, einen geheimen Gang zu graben. Natalon wollte sicher gehen, dass der Fels solide genug war, um später vielleicht eine Festung zu gründen. Wir benutzten die Berge*, die wir aus hoben, um damit Natalons Haus zu bauen, das Harfnercottage und die Brücke über den Fluss.«
* Unter »Berge« versteht man das Gestein, das beim Kohleabbau und beim Streckenvortrieb anfällt. - Anm. d. Übers.
Er legte eine Pause ein, ehe er weitersprach. »Dafür brauchten wir ungefähr zwei Monate. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt, denn wir erfuhren eine Menge über die Beschaffenheit des örtlichen Gebirges. Diese Kenntnisse kamen uns zugute, als wir später den Hauptschacht abteuften.«
»Wie lange würde es dauern, wenn man versuchte, einen Durchbruch zwischen dem Geheimgang und dem neuen Schacht zu schlagen?«, fragte Nuella, als das Trüppchen sich wieder in Marsch setzte.
»Drei bis vier Stunden«, erwiderte Toldur prompt.
»Zu lange«, murmelte Zenor.
»Ob Kisk wohl helfen könnte?«, überlegte Kindan. »Könnte sie weitermachen, wenn wir das Gestein an den wesentlichen Stellen lockern?«
»Das hier ist gewachsener Fels, Kindan«, gab Toldur zu bedenken.
»Der Durchbruch brauchte vielleicht gar nicht so groß zu sein«, warf Renna ein. »Ich bin die Kleinste. Möglicherweise reichte es erst einmal aus, ein Loch zu brechen, durch das ich hindurchschlüpfen kann.«
»Aber Kisk muss auch durchpassen«, hielt Nuella ihr entgegen.
»An dieser Stelle biegt der Gang ab«, rief Kindan. Er fing an, seine Schritte zu zählen, ohne sich durch sein wie wild hämmerndes Herz aus dem Takt bringen zu lassen.
»Wir könnten lediglich einen Kriechgang anlegen«, schlug Cristov vor.
»In einer Stunde müsste das zu schaffen sein. Vielleicht sogar früher. Ich mache mich sofort an die Arbeit«, erklärte Toldur.
»Du darfst dich auf gar keinen Fall verzählen, Kindan«, flüsterte Nuella dem Jungen zu. »Toldur muss den Durchbruch an exakt der Stelle schlagen, die zum Schacht führt.«
Kindan seufzte und konzentrierte sich auf seine Schritte. Hundertzwanzig. Hunderteinundzwanzig.«
»Sind wir gleich da?«, fragte Renna, die mit Toldur den Schluss bildete.
»Beinahe«, rief Kindan zurück. Hundertdreißig. »Noch rund zehn Schritte.«
Er zählte die letzten Meter und blieb stehen. »Hier genau ist es«, verkündete er und markierte die Stelle mit seiner Hand. »Nuella, taste nach meiner Hand, und wenn du sie findest, legst du deine Hand an den Fels. Ich messe dann auf der anderen Seite nach.«
»Ich komme mit dir«, erbot sie sich. »Toldur, fühlst du meine Hand?«
Nicht lange, und der Kumpel hatte den Beginn für einen Kriechgang mit ein paar Schlägen seiner Spitzhacke gekennzeichnet.
»Und jetzt steckt euch alle die Finger in die Ohren«, warnte Toldur die Kinder. »Es wird mächtig laut werden.«
Nach fünfzig wuchtigen Schlägen mit der Spitzhacke inspizierte Toldur sein Werk. »Cristov, komm her zu mir«, rief er. Toldur sagte dem Jungen, was zu tun war, und Cristov führte die nächsten fünfzig Schläge aus. Danach kam Zenor an die Reihe und zum Schluss packte Kindan mit an.
»Jetzt bin ich dran«, erklärte Renna, als Kindan bis fünfzig gezählt hatte.
»Das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um den Umgang mit einem Bergeisen zu lernen«, spottete Zenor.
»Später gibt es für dich noch genug zu tun«, beschwichtigte Toldur das aufgebrachte Mädchen und nahm Kindan die Spitzhacke ab.
»Wenn du meinst«, gab Renna widerstrebend nach.
Bald darauf schaffte Toldur den Durchbruch. »Wie lange haben wir für die Arbeit gebraucht?«, fragte er.
»Exakt neunzehn Minuten«, erklärte Nuella. »Ich habe auf die Zeit geachtet.«
»Gut«, erklärte Toldur energisch. »Dann wollen wir zusehen, dass wir in den nächsten zwanzig Minuten einen Kriechgang anlegen.«
Es dauerte dann doch dreiundzwanzig Minuten, um eine Öffnung zu schlagen, durch die Kisk hindurchpasste.
Von Kindan ermutigt, steckte der Wachwher den Kopf durch das Loch. »Wo sind wir, Kisk?«, fragte Kindan. Die anderen warteten voller Spannung.
Nuella konzentrierte sich auf Kisks Antwort. »Wir befinden uns direkt hinter den Pumpen«, erklärte sie.
»Woher weißt du das?«, wunderte sich Kindan, der im Begriff stand, genau dasselbe zu sagen.
»Ich kann die Gedanken eines Wachwhers viel schneller empfangen als du«, klärte sie ihn auf.
»Dann mal los!«, drängelte Renna.
»Auf geht's, Kisk«, sagte Kindan und schob den Wachwher behutsam an.
»Seid alle mal ruhig! Ganz still!«, wisperte Toldur.
»Wir sollen still sein?«, fragte Zenor verblüfft. »Nachdem wir mit der Spitzhacke solchen Lärm veranstaltet haben?«
»Dieser Krach ging vielleicht in den Geräuschen unter, die immer dann entstehen, wenn ein Stollen eingestürzt ist und der Schutt nachrutscht«, erläuterte Toldur. »Man führt den Radau auf natürliche Ursachen zurück. Menschliche Stimmen sind jedoch etwas vollkommen anderes.«
So leise wie möglich krochen Toldur und die Kinder durch den Gang, sammelten sich bei den unbemannten Pumpen und schlichen dann zu den Förderkörben des neuen Schachtes.
»Wir müssen uns in zwei Gruppen einteilen«, flüsterte Kindan über die Schulter. Nuella gab die Nachricht weiter. Kindan, Kisk und Nuella kletterten als erste in den Korb. Für Kindan und Nuella war dies ein Kinderspiel, da ihnen nun ihre verbotenen Streifzüge unter Tage zugute kamen.
»Splitter und Scherben, ist das laut!«, zischelte Kindan, als die dicken Taue knarrten und die Haspel an der Hängebank erbärmlich quietschte.
»Nicht zu schnell«, wisperte Toldur ihnen zu.
»Nicht so langsam!«, fauchte Nuella ungeduldig.
Während sie drunten auf der Sohle auf die anderen warteten, trat das Mädchen nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Wir waren aber nicht so laut, als wir herunter gefahren sind«, ärgerte sie sich, derweil die Taue des herabgelassenen Förderkorbes knarzten und die hölzerne Hängebank gequält ächzte.
»Das kannst du gar nicht wissen«, meinte Kindan. »Vielleicht kam es uns nur so vor, als seien wir leiser gewesen.«
Endlich, als die Spannung anfing, unerträglich zu werden, brachen die Geräusche ab. Der Rest des Trupps gesellte sich zu ihnen.
»Auf der Sohle des alten Schachts hält sich doch gewiss keiner auf, was meint ihr?«, überlegte Zenor laut.
»Da ist bestimmt niemand«, beruhigte Toldur ihn. »Es wäre viel zu riskant.«
Nach einer Weile meinte Nuella. »Im Übrigen würde Kisk jeden Kumpel entdecken, bevor der uns sieht.«
»Lasst uns gehen!«, schlug Zenor vor.
Nuella und Kindan hatten sich bereits in Bewegung gesetzt und Kisk in ihre Mitte genommen.
»Dieses Mal brauche ich keine Augenbinde zu tragen«, murmelte Kindan.
»Schade, dass ich das Tuch nicht dabei habe«, entgegnete Nuella. »Ich könnte es gut als Staubmaske gebrauchen.«
»Stehenbleiben!«, zischte Toldur von hinten. Die Gruppe hielt inne. »Jawohl, das dachte ich mir!«, sagte er, und befingerte die Innenseite seines Schutzhelms. »In den Helmen befinden sich Tücher. Zieht sie heraus, aber nach Möglichkeit, ohne den Helm dabei abzunehmen. Wir müssen ständig damit rechnen, dass loses Gestein von der Decke bricht, weil das gesamte Gebirge durch den Einsturz instabil geworden ist.«
»Hier schwebt so viel Staub in der Luft, dass die Tücher auch nicht viel nützen werden«, brummte Nuella, als sie weitermarschierten.
»Wieso hast du dann davon angefangen?«, stichelte Zenor.
Nuella zog die Nase hoch und legte Tempo zu.
»Du zählst doch die Schritte, nicht wahr?«, fragte Kindan sie nach einer Weile.
»Selbstverständlich«, erwiderte sie. »Du etwa nicht?«
»Doch. Die Richtstrecke ist noch zwölf Meter entfernt«, erklärte er zuversichtlich.
»Nuella«, begann er wieder, nachdem sie die Richtstrecke passiert hatte, »was ist, wenn wir zu spät kommen?«
»Wir kommen aber nicht zu spät!«, widersprach sie leidenschaftlich und wünschte sich, sie möge Recht behalten. »Wann ist das Unglück passiert?«
»Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang«, antwortete Kindan. »Kisk schlief noch. Ich konnte erst mit ihr nach draußen gehen, als die Dämmerung einbrach. Danach rannten wir so schnell wir konnten zur Grube.«
Kisk gab einen kummervollen Laut von sich.
Nuella streckte den Arm aus und tätschelte ihre Flanke. »Es war nicht deine Schuld, Kisk. Du kannst nichts dafür, wenn man euch nicht unter Tage ließ.«
Kindan stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
»Das liegt jetzt fast zwölf Stunden zurück«, sagte Nuella. »Wie lange reicht wohl die Atemluft für die Bergleute, die vom Hauptgang abgeschnitten sind?«
»Das hängt ganz von der Größe des intakt gebliebenen Stollens ab, in den sie sich retten konnten«, warf Toldur ein. »Aber länger als einen Tag überlebt hier keiner. Wenn überhaupt.«
Nuella durfte gar nicht daran denken, dass alle ihre Mühen vielleicht umsonst gewesen sein sollten. Um sich abzulenken, fragte sie Kindan: »Wusstest du, dass ein Wachwher seinen Namen aussucht, indem er ihn an den Namen seines menschliche Partners angleicht?«
»Tatsächlich?«, warf Renna ein, die ahnte, dass Nuella das Thema wechseln wollte, um ihre eigenen Ängste zu verdrängen.
»Ja«, bestätigte Nuella. »Und je enger ein Wachwher mit seinem Partner verbunden ist, umso ähnlicher klingen dann ihre Namen.«
»Na so was«, erwiderte Kindan. »Hätte ich Kisk vielleicht besser Kinsk nennen sollen, um meine Verbundenheit mit ihr zu unterstreichen?«
»Dir steht es gar nicht zu, diese Entscheidung zu treffen«, korrigierte Nuella ihn. »Der Wachwher trifft die Wahl des Namens. Im Übrigen sind Renilan und Resk seit über dreißig Planetenläufen aufeinander geprägt.«
»Das ist lange!«, gab Kindan zu. Mit dem Stiefel stieß er gegen einen vorspringenden Stein und wäre um ein Haar gefallen. »Passt auf, wo ihr hintretet!«, rief er über die Schulter. »An dieser Stelle wird der Boden uneben.«
»Von jetzt an zählt jeder seine Schritte«, ordnete Toldur an. »Wir dürfen uns auf gar keinen Fall verirren.«
Nuella verkündete, dass sie an der nächsten Strecke anlangten, während Kindan wusste, dass der Hauptschacht in unmittelbarer Nähe lag.
»Jetzt sind es nur noch dreiundachtzig Meter«, rechnete Toldur nach.
»Spürt ihr das auch?«, fragte Cristov erregt. »Ich fühle einen Luftzug. Das muss der Wetterstrom von den Pumpen sein.«
»Ist es die einziehende Luft, oder sind es Abwetter?«, überlegte Zenor. »Mir kommt es vor, als sei die Luft hier unverbraucht.«
»Alle stehenbleiben!«, zischte Toldur.
»Was ist los?«, flüsterte Nuella.
»Tarik lässt frische Wetter in den Stollen pumpen«, wisperte Zenor.
»Wir müssen umkehren«, bestimmte Toldur.
»Warum?«, regte sich Nuella auf. »Wir sind doch gleich da! So kurz vor dem Ziel werden wir doch wohl nicht aufgeben!«
»Nuella«, sagte Zenor gedehnt. »Wenn hier frische Luft hereingepumpt wird, dann wirkt es sich in diesem speziellen Fall aus, als würde man Kohle auf ein Feuer kippen.«
»Genauer gesagt, ist es, als würde man Grubengas mit Luft anreichern«, verbesserte Renna. »Unter bestimmten Umständen kann das erst schlagende Wetter verursachen.«
»Aber das ist doch nicht seine Absicht, oder?«, fragte Kindan bang. Niemand gab ihm eine Antwort.
»Kommt, wir müssen umkehren«, wiederholte Toldur.
»Nein, wartet!«, rief Nuella verzweifelt. »Wenn wir die Pumpen so einstellen, dass sie die Stickluft aus dem Stollen heraussaugen, können wir dann weitergehen?«
»Das wird aber nicht klappen«, wandte Zenor ein. »Man müsste die Pumpen an beiden Wetterschächten bedienen, einmal am Einziehschacht, und dann am Ausziehschacht. Andernfalls hätte es nicht die gewünschte Wirkung.«
Darauf wusste niemand etwas zu sagen.
»Wir haben es versucht, Nuella«, brach Kindan das Schweigen.
»Ich gebe nicht auf«, verkündete Cristov. »Ich lasse die Kumpel nicht im Stich.«
»Wir können zurückkehren, wenn keine Schlagwetterexplosion mehr droht«, meinte Toldur.
»Um die Leichen zu bergen?«, empörte sich Zenor.
»Einen Moment!«, zischte Nuella. »Wenn es uns gelänge, beide Pumpenanlagen in Betrieb zu nehmen und die Stollen von der Stickluft zu befreien, könnten wir dann weitermachen?«
»Es wäre immer noch zu gefährlich«, erwiderte Toldur nach kurzem Überlegen. »Seit Stunden wird hier Luft hineingepumpt. Jeden Moment kann sie auf eine Ansammlung von Gas treffen und dann …«
Jeder erschauerte bei der Vorstellung der rasend schnellen Feuerwalze, die dann durch die Gänge fegen würde.
»Wir sollten unsere Spitzhacken hier zurücklassen«, gab Cristov zu bedenken. »Auf diese Weise vermeiden wir Funkenschlag.«
»Den losen Schutt müssen wir ohnehin mit den Händen wegräumen«, pflichtete Zenor ihm bei.
»Aber wir haben immer noch keine Möglichkeit, die Pumpen zu bedienen«, wandte Toldur ein.
»Doch, die haben wir«, trumpfte Nuella auf. »Kindan, kannst du mir Kisk für eine Weile überlassen?«
»Na klar«, erwiderte der Junge. »Wohin gehst du?«
»Nirgendwohin«, gab Nuella in ruppigem Ton zurück, der niemanden zu weiteren Fragen ermutigte. Sie berührte Kisk mit der Hand. »Kisk, ich möchte, dass du mit Lolanth in Verbindung trittst. Sag Lolanth, er möchte mit mir sprechen. Es ist ein Notfall.«
Kisk bewegte den Kopf hin und her. Dann zwitscherte sie glücklich, stubste Nuella ein paarmal mit der Nase an und bettelte um Zärtlichkeiten. Das Mädchen streichelte den Nacken des Wachwhers.
»Danke, Kisk«, sagte sie. »Lolanth, bitte sag J'lantir Bescheid, dass beide Pumpenstationen der Zeche Natalon bemannt werden müssen. Es geht darum, das Grubengas aus den Stollen zu saugen. J'lantir soll sich an den Bergwerksmeister wenden, der weiß, was zu tun ist. Richte ihm aus, dass ich versuche, meinen Vater zu retten. Es hat hier ein Unglück gegeben.«
J'lantir will wissen, ob du in Gefahr bist, übermittelte der Drache.
»Uns passiert nur etwas, wenn die Stickluft nicht rasch genug aus der Grube gepumpt wird«, antwortete Nuella laut.
J'lantir setzt sich mit dem Bergwerksmeister in Verbindung, fuhr Lolanth fort. Er ist sehr besorgt. Ich mache mir ebenfalls große Sorgen. Wir rufen Gaminth. M'tal kommt zu Hilfe. Ista hat auch Unterstützung angeboten. Man hat die Bergleute benachrichtigt.
»Wenn Tarik Schwierigkeiten macht …«, überlegte Kindan laut. Er spürte, dass Nuella sich auf telepathischem Wege mit den Drachen unterhielt.
Zenor merkte ein wenig später, was los war. »Sag mal, sprichst du etwa mit Drachen?«, platzte er heraus.
Von droben erklang plötzlich das laute Trompeten von Drachen. Der fanfarenähnliche Ton drang in die Schächte ein und pflanzte sich hallend wie in einem Schalltrichter fort.
Der Bergswerksmeister ist eingetroffen, informierte Lolanth Nuella. Er ließ die Pumpen in Betrieb nehmen, so, wie du es gesagt hast. Er ist sehr wütend auf eine ganz bestimmte Person.
Ich bin hier, Nuella, vernahm das Mädchen Gaminths sanfte Stimme. M'tal möchte wissen, wo du steckst.
»Wir sind unter Tage, in der Mine«, antwortete Nuella laut.
Bergwerksmeister Britell sagt, dass ihr in höchster Gefahr schwebt, mischte sich Gaminth ein. Er befiehlt euch, die Grube unverzüglich zu verlassen.
»Ich spüre jetzt, dass die Pumpen arbeiten«, berichtete Cristov aufgeregt. »Sie saugen die schlechte Luft aus den Stollen.«
»Der Bergwerksmeister höchstpersönlich ist hier«, erzählte Nuella. »Er weist uns an, sofort nach oben zu kommen.
»Wir bleiben hier!«, antworteten vier Stimmen im Chor.
»Nun ja, Ich kann euch nicht mit Gewalt nach draußen zerren, und allein lassen darf ich euch auch nicht«, warf Toldur ein. Er wandte sich an Nuella. »Wenn es möglich ist, gib dem Bergwerksmeister Bescheid, warum wir hier sind. Und frage ihn, ob er vielleicht Vorschläge hat, wie wir am sinnvollsten vorgehen.«
Nuella gab die Botschaft weiter. Der Bergwerksmeister meint, in dieser Situation könnt ihr nur noch auf euer Glück vertrauen, berichtete Gaminth.
»Er wünscht uns viel Glück«, übersetzte Nuella.
»Also gut, lasst uns weitergehen«, forderte Kindan die anderen auf. »Noch sechsundachtzig Meter, und wir sind an der Unglücksstelle.«
***
Schweigend arbeitete sich die Gruppe durch den Gang vor, während das heftige Dröhnen der Pumpen die Luft erfüllte. Je weiter sie kamen, umso mehr Gesteinsbrocken lagen auf dem Boden.
»Wir haben die Schienen vom gröbsten Schutt befreit«, erklärte Toldur. »Wenn ihr euch in der Mitte des Gangs haltet, kommt ihr am leichtesten voran.«
Die Luft war angereichert mit Staub. Hin und wieder kamen sie an einem Leuchtkorb vorbei, dessen Schein jedoch nur Wolken von wirbelndem Kohlenstaub erhellte.
Die Beleuchtung wurde immer schlechter. Der Staub ballte sich zu dichten Vorhängen, und einmal stieß Kindan mit der Hand gegen ein Geleucht, das die Dunkelheit nicht mehr zu durchdringen vermochte.
Schließlich wurde es so finster, dass er mit dem Schienenbein gegen einen großen, scharfkantigen Felsblock prallte. Nuella, die dicht neben ihm ging, schrie auf, und Kindan wusste, dass er nicht der Einzige war, der sich verletzt hatte.
Er drehte den Kopf zu ihr um und merkte, dass er Nuella in der Finsternis nicht mehr sehen konnte.
»Ich frage mich, wie ihr überhaupt den Weg finden wollt«, sagte Zenor. »Man sieht doch rein gar nichts mehr.«
»Haltet euch an den Händen fest, damit wir niemanden verlieren!«, riet Toldur den Kindern.
»Wer unsicher ist, soll sich an Kisk festhalten«, schlug Nuella vor. »Sie kann sich im Dunkeln orientieren.«
»Wir sind da!«, verkündete Kindan. »Hier irgendwo muss die Firste eingestürzt sein.«
»Der Einbruch befindet sich zwei Meter hinter der Biegung«, bestätigte Toldur.
»Das passt!«, murmelte Kindan und dachte an die mangelhafte und schlampige Abstützung dieses Streckenabschnitts.
»Wir gruben uns ungefähr einen Meter weit vor, ehe wir die Arbeit einstellten«, erzählte Toldur.
»Dann stürzte die Firste also einen Meter von der Kreuzung entfernt ein«, schloss Kindan. »Wie hoch ist es bis zur Decke?«
»Nicht hoch genug, um aufrecht zu gehen«, erwiderte Toldur. »Wir müssen den Kopf einziehen.
Kindan nahm eine gebückte Haltung ein und schickte sich an, in den Stollen einzubiegen.
»Nein, du bleibst hier«, befahl Nuella und hielt ihn an der Schulter zurück. »Ich gehe als Erste.«
»Warum schicken wir Kisk nicht vor?«, fragte Kindan.
»Wozu sollte das gut sein?«, erkundigte sich Toldur.
»Kisk kann Wärme sehen«, erläuterte Zenor. »Ein Funke würde ausschauen wie ein kleiner heißer Fleck, nicht wahr?«
»Ja, richtig«, antworteten Nuella und Kindan gleichzeitig.
»Du findest dich im Dunkeln viel besser zurecht als ich«, wandte sich Kindan an Nuella. »Ich schlage vor, dass du von nun an mit Kisk zusammenarbeitest.«
»Danke«, erwiderte das Mädchen. »Kisk, kannst du irgendwelche winzigen Lichter wahrnehmen? Such nach kleinen hellen Funken, Kisk.«
In Gedanken stellte sich Nuella die Bilder vor, nach denen sie Aussschau hielten. Nach einer Weile spürte sie, dass der grüne Wachwher verstand, was sie von ihm verlangte. Dann richtete Kisk ihre Aufmerksamkeit auf das Stück des Tunnels, das vor ihnen lag. Ewrrll, trällerte sie.
»Stickluft«, dolmetschte Kindan. »Irgendwelche Lichter zu sehen?«
»Nein«, erwidert Nuella. »Keine Lichter.«
»Und was ist mit größeren hellen Flecken?«, erkundigte sich Toldur. »Dort, wo Menschen sind?«
»Fehlanzeige«, bedauerte Nuella.
»Soll das heißen, dass keiner der Kumpel mehr am Leben ist?«, fragte Renna in die Stille hinein. »Sind etwa alle tot?«
»Kisk meldete Stickluft«, gab Cristov zu bedenken.
»Auch ein Wachwher kann Wärme höchstens noch durch eine zwei Meter dicke Kohlenschicht wahrnehmen«, erklärte Kindan. »Ist die Wand mächtiger, sieht er nichts mehr.«
»Woher weißt du das?«, staunte Toldur.
»Wir haben es getestet«, erklärte Nuella kurz und bündig. Sie hörte, wie sich Kindan, der neben ihr stand, bewegte. »Was machst du da?«, wollte sie wissen.
»Ich ziehe meinen Stiefel aus«, antwortete der Junge.
»Warum? Ist ein Stein darin?«
»Pass bloß auf, dass es keinen Funkenschlag gibt«, warnte Toldur, als Kindan mit dem Stiefelabsatz gegen die Schienen klopfte, die längs des Stollens verliefen und hinter dem Einsturz weitergingen.
»Wie weit kann man die Klopfzeichen wohl hören?«, überlegte Nuella.
»Psst!«, zischte Zenor. »Das Signal überträgt sich den gesamten Schienenstrang lang, und legt man sein Ohr dagegen, nimmt man es bis am hintersten Ende wahr.«
Kindan hatte eine Frage in Klopfzeichen umgesetzt und presste nun sein Ohr an die Schienen. Gespannt wartete er auf eine Antwort, aber nichts tat sich.
»Also wirklich«, empörte sich Nuella, als Kindan sich wieder hochrappeln wollte. »Du veranstaltest einen viel zu großen Lärm. Hast du vergessen, dass ich mindestens doppelt so gut höre wie du?«
»Hörst du vielleicht etwas?« fragte der Junge hoffnungsfroh.
»Nur dich und deinen Radau«, erwiderte sie. »Sei endlich still!«
Nuella horchte angestrengt.
»Acht!«, verkündete sie dann mit einer Stimme, in der eine Mischung aus Nervosität und Begeisterung mitschwang. »Ich höre acht Signale, dann kommt eine lange Pause, danach wird wieder acht Mal geklopft.«
»Sie leben!«, schrie Renna.
»Hoffentlich sind es nicht nur Steine, die zu Boden fallen«, meinte Toldur nüchtern.
»Einen Augenblick, ich schicke eine weitere Botschaft«, erklärte Kindan. »Nuella, heb den Kopf von den Schienen, sonst wirst du noch taub.«
Kindan kniete abermals nieder und klopfte den Code für das Wort »weit«.
»Du fragst nach, wie weit die Stelle entfernt ist, an der die Kumpel verschüttet wurden?« Renna war ganz zappelig vor Aufregung. Sie verstand die Klopfsignale, denn Kindan hatte ihr die Trommelsprache beigebracht.
»Pssst!«, zischte Nuella von neuem und presste ein Ohr gegen die Schienen. Sie wartete. Und wartete.
»Nichts«, verkündete sie nach einer Weile resigniert.
»Vielleicht hat gerade niemand gelauscht, als du die Nachricht getrommelt hast«, mutmaßte Cristov, als ihm das beklommene Schweigen, das eintrat, zu lange dauerte. »Versuch es noch mal.«
Und wieder klopfte Kindan mit dem Stiefelabsatz gegen die Schienen.
Als er fertig war, ging Nuella wieder auf Lauschposten und wartete. Nach ein paar Minuten steckte sie sich einen Finger in das andere Ohr, um Rennas hektisch geflüstertes »bitte, bitte, bitte« auszusperren.
»Nichts - nein, wartet! Zehn!«, rief Nuella. »Mir war, als hörte ich >zehn<.« Sie horchte voller Anspannung. »Doch, ja, das bedeutet eindeutig >zehn<.«
»Sie sind noch am Leben!«, frohlockte Zenor.
»Vermutlich sind hinter dieser Steinlawine acht Kumpel gefangen«, spekulierte Renna. »Falls man die erste Nachricht so deuten kann.«
»Und der Ort, an dem sie festsitzen, befindet sich zehn Meter tief im Stollen«, ergänzte Toldur. »Also sind sie acht Meter von uns entfernt.«
»Drei Tage«, murmelte Cristov traurig. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Selbst wenn Bergungsmannschaften sich abwechselten und rund um die Uhr schufteten, würde es drei Tage dauern, die acht Meter Gesteinsschutt zu entfernen. Aber der Vorrat an Atemluft reichte für die Bergleute keinen vollen Tag mehr. Wenn sie Pech hatten, wäre er bereits nach einem halben Tag verbraucht.
»Sag dem Bergwerksmeister Bescheid, was wir herausgefunden haben«, wies Toldur Nuella an.
»Es muss einen Weg geben, die Kumpel zu befreien«, erklärte Cristov hartnäckig, »So schnell gebe ich mich nicht geschlagen.«
»Das ganze Training hat uns nichts genützt«, meinte Kindan, der sich plötzlich elend fühlte. »Alles war umsonst. Wir sind so weit gekommen, und jetzt können wir den Verschütteten nicht helfen.« Er wandte sich an Nuella. »Es tut mir Leid, Nuella.« Krampfhaft schluckte er die aufsteigenden Tränen hinunter. »Es tut mir so schrecklich Leid.«
»Ich für mein Teil gebe nicht auf«, erwiderte das Mädchen. »Und du darfst auch nicht das Handtuch werfen. Du hast so fleißig mit Kisk trainiert, und wir sind bis auf acht Meter an die Kumpel herangerückt. Ich kann und will mich nicht damit abfinden, dass alles für die Katz gewesen sein soll.«
»Aber was können wir denn tun? Wir schaffen es nicht, uns rechtzeitig zu ihnen durchzugraben. Um etwas zu bewirken, müssten wir ins Dazwischen gehen oder …«
»Ob ein Drache zu ihnen gelangen könnte?«, spekulierte Renna.
»Ein Drache wäre viel zu groß«, entgegnete Zenor.
»Und sie müssen ein Bild von ihrem Zielort empfangen«, ergänzte Nuella.
»Kisk könnte es schaffen«, verkündete Kindan unvermittelt.
»Wachwehre gehen nicht ins Dazwischen!.«, widersprach Nuella.
»Doch, das tun sie. Ich habe Dask dabei beobachtet«, behauptete Kindan. Als er merkte, dass Nuella skeptisch blieb, stieß er einen Seufzer aus. »Wie du weißt, stammen Wachwhere und Drachen von den Feuerechsen ab.«
Nuella nickte.
»Also gut«, fuhr Kindan hastig fort, denn ihm war klar, dass es nun auf jede Minute ankam, wenn sie die Verschütteten lebend bergen wollten. »Feuerechsen gehen aus eigenem Antrieb ins Dazwischen, wenn sie an Orte gelangen wollen, die sie kennen. Ein Drache vermag durch das Dazwischen zu fliegen, um ein Ziel zu erreichen, welches er noch nie gesehen hat - vorausgesetzt, sein Reiter übermittelt ihm telepathisch das Bild dieser Örtlichkeit. Wenn das so ist, dann …«
»Vergiss nicht, dass ein Wachwher die Umwelt anders wahrnimmt als ein Drache«, hielt Nella ihm entgegen. »Er sieht eigentlich kein richtiges Bild, sondern die Wärme, die von einem Objekt oder einem Lebewesen abstrahlt.«
»Genau darauf wollte ich hinaus!«, rief Kindan. »Deshalb sollst du auf Kisk reiten, Nuella. Du kannst Kisk diese Wärmebilder übermitteln.«
»Man kann auf einem Wachwher reiten?«, staunte Cristov.
»Danil ritt öfter auf seinem Dask«, erzählte Zenor, »Ich kann mich noch gut daran erinnern.«
»Kisk ist dein Wachwher, Kindan«, protestierte Nuella. »Du solltest sie reiten - sie ist auf dich geprägt.«
»Aber es hätte keinen Zweck, wenn ich diese Aktion mit Kisk unternähme«, widersprach der Junge. »Ich vermag ihr ja nicht die Bilder in den Kopf zu pflanzen, die sie versteht. Das kannst ausschließlich du.«
»Bitte, versuch es, Nuella!«, drängte Renna verzweifelt. »Du musst die Kumpel retten. Dalor ist auch unter ihnen.«
»Aber dazu brauchte ich ein deutliches Bild«, jammerte Nuella.
»Atme ein paarmal tief durch«, flüsterte Kindan ihr ins Ohr, damit die anderen nicht mithören konnten. »Du schaffst es, Nuella.«
»Aber Kisk ist mit dir verbunden«, beharrte sie »Ich borge sie dir aus«, erwiderte Kindan obenhin. »Sie mag dich ohnehin gut leiden. Sagtest du nicht, dass ein Wachwher ohne weiteres seinen menschlichen Partner wechseln kann?«
»Doch, das stimmt«, räumte Nuella zögernd ein. »Aber woher soll ich wissen, welche Bilder ich auf Kisk übertrage?«
»Du kennst doch deinen Vater und weißt, wie er aussieht. Das gleiche gilt für Dalor. Mit den beiden fängst du an und stellst dir in deiner Phantasie vor, welche Wärmebilder sie erzeugen. Das geht doch, oder?«
»Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete Nuella nervös.
»Du hast es bereits getan, als du mit Dalor Verstecken spieltest«, erklärte Kindan. Nuella nickte. »Auf dieselbe Weise gehst du vor, wenn du dir im Kopf das Bild deines Vaters vorstellst. Wie er aussieht, wenn du das Bild wahrnimmst, das seine Körperwärme erzeugt.«
»Ich denke, das könnte klappen«, gab sie endlich nach.
»Schön. Fang an«, sagte Kindan. »Alles Weitere übernehme ich.«
»Weißt du, wie viele Menschen Kisk auf einmal tragen kann?«, fragte Nuella.
»Neun«, erwiderte Kindan prompt, wobei er sich einer Lüge bediente. »Ich bin mir sicher, dass es neun sind.« Er wandte sich an Toldur. »Könntest du die anderen zum Hauptschacht zurückführen? Wir müssen ein Muster herstellen, welches Kisk erkennt, wenn sie ins Dazwischen eintritt.«
»In Ordnung«, antwortete Toldur. »Kisk vermag im Dunkeln zu sehen, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht. Aber sie sieht Wärme«, berichtigte Kindan. »Ich möchte, dass ihr euch auf die andere Seite des Schachtes begebt und euch dort in einer Reihe aufstellt. Alles muss darauf vorbereitet sein, die verschütteten Kumpel zu bergen und an die Oberfläche zu transportieren. Renna, du stellst dich direkt neben Toldur. Danach kommt Cristov. Zenor, du solltest so Position beziehen, dass du die westliche Wand berührst. Ihr haltet euch bei den Händen, bis Nuella eintrifft.«
»Weißt du, worauf es ankommt, Nuella?«, fragte Kindan. »Kannst du dir vorstellen, was ich meine?«
»Ich werd's vers …« Sie brach ab und nahm einen neuerlichen Anlauf. »Ja, ich weiß Bescheid«, erwiderte sie mit Nachdruck. »Was passiert, wenn ich es nicht beim ersten Mal schaffe und zweimal mit Kisk ins Dazwischen muss?«
»Egal was geschieht, ich halte mich für alle Fälle bereit. Ich werde mich vor Renna und Cristov hinstellen. Ist das in Ordnung so?«
»Ja, ich kann mir das Bild in Gedanken vorstellen«, bekräftigte Nuella.
»Gut. Toldur, führ jetzt bitte die anderen an die vereinbarte Stelle«, sagte Kindan. »Ich werde die Kumpel mit Klopfzeichen anweisen, was sie zu tun haben.«
»Warte lieber, bis die anderen sich entfernt haben«, warnte Nuella ihn. »Sonst könnte die Nachricht verfälscht ankommen.«
»Und gib ja Acht, dass du keine Funken schlägst!«, ermahnte Toldur ihn.
»Ich passe schon auf«, versprach Kindan. »Schließlich möchte ich keine Katastrophe heraufbeschwören.«
***
Zehn Minuten später, die Nuella wie eine Ewigkeit vorkamen, hob Kindan den Kopf von den Schienen.
»Es wäre viel schneller gegangen, wenn du mich hättest lauschen lassen«, meinte Nuella säuerlich.
»Du musst ganz ruhig bleiben«, erinnerte Kindan das Mädchen. »Deine Verbindung zu Kisk darf nicht abreißen.«
»Ich habe sie in mein Herz geschlossen - irgendwie fühlte ich mich schon immer mit ihr verbunden«, erklärte Nuella.
»So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht«, gab Kindan zurück. »Glaubst du, das wäre mir nicht aufgefallen?« Er schöpfte tief Atem. »So, alles ist bereit. Du stellst dir jetzt deinen Vater und deinen Bruder vor, wie sie Seite an Seite stehen und sich bei den Händen halten. Wenn Kisk dort eintrifft, sollte sie mit ihrer Nase Dalors Gesicht berühren, dann wird alles klappen.«
»Wer steht an welcher Seite?«
»Dalor steht rechts von deinem Vater. Mit meinen Klopfzeichen habe ich ihnen genau mitgeteilt, was sie zu tun haben. Ich denke, du solltest dich auf Kisks Rücken setzen, aber duck dich, bis dein Gesicht auf ihrem Hals liegt. Warte, ich helfe dir.«
Nuella kletterte auf Kisks Rücken und schlang die Arme um den langen Hals.
»Fertig?«, vergewisserte sich Kindan.
»Ich bin bereit.«
»Denk daran, es dauert nur so lange, wie man braucht, um …«
Nuella erzeugte in ihrem Geist das Bild von zwei menschlichen Gestalten, die in warmen Regenbogenfarben schillerten. Die Stelle, an der sie sich bei den Händen hielten, glühte in einem weißen Licht. Dann übertrug sie diese Vision auf den Wachher.
Die eisige Kälte des Dazwischen hüllte sie ein, und in ihren Ohren dröhnte die Stille.