7

»WILLST DU ETWA VORSCHLAGEN«, fragte Williams schließlich, »die Slanderscree in ein Flugzeug zu verwandeln?«

September zuckte mit keiner Wimper. »Etwas in dieser Richtung.«

Da es September zumindest teilweise ernst zu sein schien, ging der Lehrer darauf ein. »Selbst wenn wir noch mehr Segel setzen könnten, wäre der Wind nicht stark genug.«

»Na so was.« September gab sich nachdenklich. »Obwohl ich mich mit einem Rifs hinter uns und mit genug Segel nicht wundern würde, wenn wir die alte Schabracke doch dazu bringen könnten, zu fliegen. Sie dabei auch unter Kontrolle zu halten, ist natürlich eine andere Sache.« Er sah an Williams vorbei, bis sein Blick Snyek fand. »Wir werden diese Bohrer brauchen, die du erwähnt hast. Müssen einiges Eis schmelzen und wieder gefrieren lassen.«

»Wozu, um Himmels willen?« wollte Hwang wissen.

September grinste sie an. »Eure Kernbohrer sind nicht groß oder kräftig genug, um auch nur den halben Weg durch diesen Wall zu bahnen, aber wir können sie benutzen, um die scharfen Kanten zu glätten, wenn du weißt, was ich meine. Einige dieser uralten Eisblöcke, die die Barriere bilden, sind ziemlich groß und ziemlich stabil. Wenn wir sie irgendwie aneinander schmelzen könnten und dann begradigen und glätten, indem wir die Feinarbeit mit Eishacken und Äxten machen, könnte etwas dabei herauskommen.«

»Was, zum Beispiel?«

Er blinzelte und richtete sein Grinsen wieder auf Williams. »Zum Beispiel eine Rampe.« Er ließ ihnen Zeit, diesen Gedanken aufzunehmen, und fuhr dann fort: »Seht ihr, wir bauen eine große Rampe aus Eis, indem wir die Kernbohrer und Werkzeuge einsetzen, und lassen sie direkt bis zur Krone der Klippen ansteigen. Dann ziehen wir die Slanderscree so weit in den Westen zurück« – er illustrierte die notwendigen Manöver mit weit ausholenden Gesten seiner langen Arme – »wie nötig, setzen alle Segel und steuern sie in einem den Wind optimal nutzenden Winkel auf den Wall zu.

Wir segeln die Rampe hinauf«, er ließ eine Handfläche scharf über die andere gleiten, »und über die Verwerfung hinweg. Das ist es, wir haben’s geschafft. Wir müssen uns nicht durch das verdammte Eis schneiden, wir müssen nur darüber hinweg…« Er hüstelte in die geschlossene Hand – »… und auf der anderen Seite eine ordentliche Landung machen, natürlich. Eine Bemerkung zum Eis noch: Es mag scharfkantig, kalt und ungemütlich sein, aber solange man über Werkzeug, schön kaltes Wetter und eine oder zwei Wärmequellen verfügt, kann man es genauso gut formen und bearbeiten wie ein Stück Seife.«

Die Reaktion seiner Begleiter war nicht gerade überwältigend. »Ich würde es vorziehen, die Druckverwerfung auf andere Weise zu überwinden«, sagte Williams schließlich.

»Ich ebenfalls.« Das kam von einem sorgenvollen Ta-hoding. »Ich finde deine Überlegungen höchst interessant, aber undurchführbar, Freund Skua. Wie du bereits sagtest, ist das kritische Problem die Geschwindigkeit.«

»Machst du Witze? Die Slanderscree hat bisher nur ein- oder zweimal alle Segel gesetzt. Du weißt, wie schnell sie sein könnte.«

»Auf ebenem Eis, ja«, räumte der Kapitän ein, »aber bergauf? So etwas wurde mit einem großen Schiff noch nie gemacht. Das ist ein auf den Sport beschränktes Manöver, das man nur auf Chiv oder in einem sehr kleinen, leichten Segler ausführen kann.«

September sah Hwang an. »Rechne das doch mal durch. Masse, Geschwindigkeit, Windstärke – laßt uns herausfinden, ob es wenigstens theoretisch möglich ist. Wir können die Rampe so anwinkeln und so lang machen, wie nötig.«

»Nicht zu lang.« Ta-hoding verfügte als alter Eissegler über eine exzellente Auffassungsgabe, was elementare Geometrie anging, ganz zu schweigen von den physischen Möglichkeiten seiner Besatzung. »Wir verfügen nur über eine begrenzte Zeit.«

»Wir werden es schaffen«, erklärte September ungeduldig. »Wir werden tun, was immer zu tun ist. Ich bin sicher, daß wir die nötige Geschwindigkeit aufnehmen und auf der Rampe bleiben können.«

»Das ist es nicht, was mir Sorgen macht.« Alle Blicke richteten sich auf Hunnar Rotbart. »Laßt mich sehen, ob ich diese neue Idee unserer Freunde verstehe.« Er ahmte annähernd Skuas aerodynamische Gesten nach. »Wir ziehen uns eine bestimmte Entfernung zurück, setzen alles Tuch und segeln mit vollem Rückenwind.«

»Das ist es, genau«, sagte September lebhaft.

»Wir segeln diese Rampe hinauf, die wir bauen sollen« – Hunnar streckte eine Pranke zum Himmel – »und katapultieren uns mit solcher Kraft über den Gebogenen Ozean, daß wir auf der anderen Seite auf beschiffbarem Eis landen.«

»Du hast es begriffen, Hunnar«, sagte September zufrieden.

»Ich bezweifle nicht, daß wir die nötige Geschwindigkeit aufnehmen können, und ich glaube, daß wir das Schiff bei dieser Geschwindigkeit ausreichend kontrollieren können, um diese Rampe hinaufzusegeln. Und doch bin ich besorgt.«

»Worüber?«

»Die Slanderscree ist ein großes, schweres Schiff. Sie wurde dazu konstruiert«, er machte eine schiebende Geste mit seiner rechten Tatze –, »über massives Eis zu chivanieren. Sie ist stabil, und viele Male haben wir die Stärke des wundersamen Metalls kennen gelernt, das wir aus eurem kleinen Schiff schnitten, um die Kufen und ihre Streben zu bauen. Doch wurde sie trotz allem, was sie vollbracht und was sie überlebt hat, nicht dazu geschaffen, aus einer beträchtlichen Höhe zu fallen.« Er sah September an.

»Wenn alles nach deinem Plan verläuft und wir den Gebogenen Ozean überfliegen, was geschieht mit uns, wenn wir auf der anderen Seite auf das harte Eis prallen? Der Ozean wird nicht zerbrechen. Das aber ist etwas, was man von der Slanderscree nicht sagen kann. Welchen Vorteil hätten wir, wenn wir die Barriere überqueren und dabei unser Schiff zerstören?«

»Das ist etwas, das ich in keiner Weise vorhersehen kann«, antwortete September ernst, »und auch Williams und seine Freunde können das trotz all ihrer Instrumente und ihrer Gelehrsamkeit nicht, glaube ich.«

»Das volle Gewicht des Schiffes wird zuerst auf den Bugkufen lasten, dann auf dem Heck und dem Ruder«, murmelte Ethan. »Wenn wir es versuchen, und ich habe keine bessere Idee, müssen wir alles aus den Vorratslagern holen, was sich irgendwie zum Polstern eignet. Unbenutzte Kleidung, zusätzliche Pika-Pina-Seile, alles was wir haben. Wenn wir das alles zwischen die Kufen und ihre Verstrebungen stopfen, wird es helfen, den Aufprall einigermaßen abzufedern.«

»Das ist der rechte Geist, Jungchen!«

»Die Streben können trotzdem nur Stöße einer bestimmten Stärke verkraften«, erinnerte Ta-hoding sie.

»Sie bestehen aus Duralum, aus der Haut und den Innereien eines Rettungsboots«, erwiderte September. »Das gilt auch für Bolzen, Riegel und Verankerungen der Takelage. Das Holzwerk stammt von den besten Schiffsbauern und Zimmerleuten Wannomes. Selbst wenn wir eine oder zwei Streben kaputtmachen, können wir immer noch etwas Behelfsmäßiges zusammenbasteln, das die Kufen hält, bis wir das Schiff zu einem Reparaturdock zurückgebracht haben.«

»Wenn es nur so einfach wäre.« Ta-hoding wies zum Bug. »Falls wir mehr als eine Kufe abbrechen, werden wir ankern müssen, um die Behelfsreparaturen vorzunehmen, von denen du so beiläufig sprichst. Vergiß nicht, daß der Rifs uns dort genauso leicht erwischen kann wie auf dieser Seite, wenn wir nicht rechtzeitig wegkommen. Mit zerstörten Kufen könnten wir nicht einmal vor dem Wind hersegeln. Das Schiff könnte völlig zerfetzt werden.«

Einen Augenblick lang sprach nur der Wind. Dann sagte Ethan leise: »Sieht nicht so aus, als ob wir eine große Wahl hätten. Wir sind viel zu weit von Poyolavomaar oder einer anderen bekannten Zuflucht entfernt, wo wir uns in Sicherheit bringen könnten, bevor der Sturm zuschlägt. Wenn wir hier nur herumsitzen und auf ihn warten, werden wir wirklich Probleme bekommen. Wenn wir versuchen, ihm zu entkommen, und er uns auch nur mit seinen Ausläufern erwischt, wird er uns so weit vom Kurs abbringen, daß wir genauso gut nach Poyo segeln und von vorn anfangen können.«

»Könnten wir keinen Schutz im Windschatten einer Insel finden?« fragte Elfa.

Ta-hoding schüttelte den Kopf. »Wir haben keine geeignete gesehen.«

»Dann haben Ethan und Skua recht. Wir müssen es versuchen.«

Hunnar blickte seine Gattin scharf an. »Ich habe dich immer als konservativ gekannt. Haben wir zuviel Zeit unter den Himmelsleuten verbracht?«

Sie legte ihm zwei Finger auf die Lippen und ließ ihn ihre Krallen spüren. »Das ist es nicht. In deiner Begleitung würde ich alles wagen, Lebensgefährte.«

Hunnar stieß ein unterwürfiges Zischen aus. »Was immer die Tochter des Landgrafen wagt – kann ich weniger wagen?«

Sie zog die Hand zurück und wandte sich zu Ta-hoding. »Das Herrscherhaus gebietet nicht über das Eis. Dies ist dein Machtbereich, dein Schiff. Die endgültige Entscheidung liegt bei dir. Du weißt besser als jeder andere, wozu die Slanderscree imstande ist. Wie stehen unsere Chancen, ein solches Wahnsinnsunternehmen zu überleben?«

Ta-hoding seufzte tief und vollführte mit den Fingern seiner Rechten eine komplizierte Geste. Fünfzig zu fünfzig. Ethan hatte auf ein etwas günstigeres Verhältnis gehofft.

»Einer ist bereit, alles zu riskieren, der andere sagt gar nichts.« Katzenaugen richteten sich auf Ethan. »Was meinst du, mein Freund?«

»Warum fragst du mich? Ich bin nur Passagier auf diesem Schiff. Ich verfüge hier über keinerlei Autorität. Warum fragst du nicht Milliken?«

»Weil du nach eigenem Eingeständnis kein Abenteurer bist. Weil du und nicht Freund Milliken ein Gegengewicht zu den Auffassungen des mächtigen Skua bildest. Du bist vorsichtig, wo er tollkühn ist. Du überlegst, wo er wagt.«

»Nun, in Ermangelung einer besseren Alternative muß ich sagen, daß man im Leben nichts, erreicht, wenn man nicht hin und wieder etwas riskiert. Ich gebe zu, daß wir das im vergangenen Jahr eigentlich ausgeschöpft haben, aber das ändert nichts an der Lage, vor die wir uns gestellt sehen. Ich habe natürlich leicht reden – das ist nicht mein Schiff.«

»Nein, aber es ist dein Leben«, betonte Elfa.

»Laßt uns folgendermaßen vorgehen.« Ta-hoding sprach, ohne sie anzusehen, er ging in Gedanken bereits die notwendigen Vorbereitungen durch. »Alle, die nicht direkt zur Segelbesatzung gehören, gehen von Bord, überqueren den Ozean zu Fuß und warten auf uns. So sind nicht alle gefährdet, falls es zur Katastrophe kommen sollte.«

»Dann hast du dich also entschlossen«, murmelte Hunnar.

»Kühnheit ist nicht meine Sache. Ich spiele nur mit den Würfeln, die ich bekommen habe. Hier müssen wir sie so gut werfen, wie wir können und hoffen, daß die Zwölf von selbst fällt. Wenn ich nicht einmal mehr meinem Schiff und meinen Leuten vertrauen kann, was bleibt mir dann noch?«

»Also werden wir es versuchen.« Hunnar konnte sich nicht dazu durchringen, falsche Zuversicht zu zeigen. »Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Dann müßten wir nicht mit diesem Wahnsinn fortfahren.« Er drehte sich zu Hwang um. »Meine Soldaten werden Seite an Seite mit euch arbeiten, um das Eis zu formen. Ihr werdet den Winkel der Rampe bestimmen und uns entsprechend einweisen.« Er stand auf. »Jetzt, da wir unser weiteres Vorgehen festgelegt haben, wollen wir rasch handeln. Je früher wir beginnen, desto früher sind wir fertig.«

»Und je schwerer wir arbeiten«, fügte Elfa hinzu, »desto weniger Zeit haben wir, darüber nachzudenken, was wir da eigentlich versuchen.«

 

Als sie die Rampe fertiggestellt hatten, war im Osten blauer Himmel wogender Schwärze gewichen. Wie Spähtrupps stießen die ersten Böen der herannahenden Sturmfront in den stetigen Westwind und ließen die Luft in alle Richtungen davonwirbeln. Eisteufel, Miniaturwirbelwinde, tanzten mit ihren Eispartikeln wie verrückt über die Ebene des gefrorenen Ozeans. Gelegentlich traf einer auf die Arbeitenden und zwang sie, ihr Werkzeug fallenzulassen und sich auf den Boden zu ducken. Einer erwischte Ethan bei geöffnetem Visier, daß ihm die Tränen in die Augen schossen. Es war, als würde man von kaltem Sand bombardiert.

Jacalan und Blanchard stellten die beiden überbeanspruchten Bohrer ab und schlossen sich den anderen Flüchtlingen dabei an, die Südflanke des Eiswalls hinunterzugleiten und zu schlittern. Ethan und September blieben zurück und suchten Schutz unter einem mächtigen aufragenden Eisblock. Irgend jemand mußte zusehen, rechtfertigte Ethan sich.

Aus dem Nordhang der Druckverwerfung war, dem Aufgang zur Burg eines Riesen gleich, eine lange, relativ glatte Rampe gehackt und geschmolzen worden. Die Wissenschaftler und Hunnars Leute hatten ihre Arbeit gut gemacht. Wie gut, das ließ sich erst sagen, wenn der Eisklipper es tatsächlich versuchte.

Alle wußten, daß die Slanderscree auf dem Eiswall festsitzen würde, falls die Rampe zusammenbrach, während das große Schiff versuchte, sie zu erklimmen. Dann würden sie wahrlich und wahrhaftig in dieser isolierten Gegend gefangen sein, fern von jeder Menschen- oder Tran-Zivilisation. Angesichts dessen, was an Zeit und Mitteln zur Verfügung stand, hatten sie so stabil wie möglich gebaut. Semkin hatte die Arbeit mit den Bohrern beaufsichtigt und dafür gesorgt, daß die Lücken zwischen den massiven Eisblöcken gefüllt und abgedichtet wurden.

Schließlich blieb nichts mehr zu tun.

Ein Blick nach rechts zeigte Ethan Gestalten, die wartend auf dem Eis standen: die Krieger des Schiffs und die Mitglieder des Forschungsteams. Nur Hunnar und Elfa hatten sich ihm und September auf dem Eiswall angeschlossen. Hunnar stand mit windzerzaustem Fell aufrecht da, wie eine der sie umgebenden Eisspitzen, und schirmte die Augen mit seiner Rechten ab.

»Ich kann das Schiff kaum sehen.« Ethan kniff die Augen zusammen und blickte nach Norden, sah aber kein Zeichen der Slanderscree. Das würde sich bald ändern, wußte er. »Sie setzen die Segel. Ta-hoding läßt die Spieren in den Wind drehen. Ah, jetzt sind sie ausgerichtet. Die Segel füllen sich. Sie kommt!«

Sie warteten. Einige Minuten später konnten die beiden Menschen die schlanke, schnittige Gestalt des Eisklippers ausmachen, der mit hoher Geschwindigkeit auf die Barriere zuschoß. Ethan wurde verblüfft bewußt, daß er das Schiff zum ersten Mal unter vollen Segeln aus der Entfernung sah. Für einen, aus dem Gedächtnis eines Lehrers zusammengeschusterten Zwitter war es wirklich schön. Da war nichts von der Plumpheit, die man vielleicht erwarten mochte, obwohl das Fehlen eines geschwungenen Rumpfes störend wirkte. Die Unterseite des Eisklippers war völlig flach – es gab kein Wasser, durch das er schneiden mußte.

»Ich wünschte, Ta-hoding hätte eine größere Chance als fünfzig zu fünfzig«, murmelte er.

September hatte sein Visier hochgeklappt, damit es seine Sicht nicht behinderte. »Hölle, Jungchen, das ist eine bessere Chance, als sie das Leben den meisten von uns gibt.«

Ethan richtete seine Aufmerksamkeit nach Osten. Blitze zuckten zwischen kohlenstaubschwarzen Wolken. »Wann ist der Rifs hier?«

Hunnar Rotbart sah zu ihm hinunter und wandte sich dann dem herannahenden Sturm zu. »Bald, aber nicht zu bald. Ein schlimmer Sturm, sehr schlimm, aber ich glaube, er wird sich wohl leicht nach Nordwesten wenden, anstatt direkt westlich zu ziehen. Uns sind ein paar kostbare Stunden geschenkt worden. Wenn der Sturm noch weiter dreht, könnte er uns völlig verpassen. Das wäre ein Havlak voller Ironie!«

»Er kann uns aber genauso gut erwischen«, wandte Elfa ein. »Außerdem: Wenn wir diese Sache nicht riskiert hätten, wären wir nicht besser dran, als wir es waren, bevor der Sturm gesichtet wurde. Wir müssen immer noch den Gebogenen Ozean überqueren. Jetzt ist nicht die Zeit zu zaudern.«

»Ich habe nicht gezaudert, meine Geliebte. Ethan fragte nach meinen Gedanken.«

»Da kommt sie!« brüllte September, beugte sich leicht vor und zeigte auf das Eis. »Ich schwöre, Ta-hoding hat seine Klamotten auf die Leine gehängt, um noch ein Promille mehr Geschwindigkeit aus dem Westwind zu kitzeln.«

Ethan stellte fest, daß auch er sein Visier hochklappen mußte, um besser sehen zu können. Kälte schnitt in seine entblößte Haut, Nadeln stachen in seine Wange. Der Eisklipper schien mit jedem zusätzlichen Meter schneller zu werden. Die Duralum-Kufen schnitten über das flache Eis und zogen fünf hochspritzende Fächer aus Eispartikeln hinter sich her. Segel blähten sich straff an Masten und Takelwerk. Das ganze Schiff schien sich vorzubeugen, sich anzuspannen, sich zu mühen, auch noch das letzte Quäntchen an Geschwindigkeit zu gewinnen. Es war nah genug, daß Ethan den Kapitän und seinen Rudergänger erkennen konnte. Sie beugten sich über das große hölzerne Rad, kämpften darum, die Slanderscree auf Kurs zu halten.

Ta-hoding mußte einen Befehl gebrüllt haben, denn die Spieren drehten sich plötzlich. Das Schiff legte sich auf die Seite und schwenkte wie ein um sein Gleichgewicht kämpfender Schlittschuhläufer auf den Backbordkufen scharf nach Süden. Das Manöver hatte sie vielleicht etwas Geschwindigkeit gekostet.

Uralten Instinkten folgend, duckte Ethan sich erwartungsvoll zusammen. Wenn der Eisklipper in falschem Winkel auf die Rampe traf, konnte er in alle möglichen Richtungen davongeschleudert werden, auch direkt auf sie zu. Hunnar und Elfa suchten gleichfalls Schutz. Nur September hielt die Stellung; in seinem silbrigen Überlebensanzug wirkte er wie eine seltsam deplazierte Statue.

An Bord der Slanderscree griffen die Matrosen, die nicht die Spieren richteten, nach festem Halt und bissen die Zähne zusammen. Ta-hoding und sein Rudergänger klammerten sich an das Steuerrad. Von der vollen Kraft des Westwinds getrieben, erreichte der Eisklipper die Basis der Eisrampe und schoß die schiefe Ebene hoch wie eine fremdartige, aber um so wirklichere Ausgabe des Fliegenden Holländers, der gegen den Wind in den Himmel segeln will.

Höher kommend, wurde er deutlich langsamer. Ethan bemerkte, wie er das Schiff innerlich weiterdrängte, es die verbleibenden dreißig, zwanzig, schließlich zehn Meter bis zur höchsten Stelle hochzuziehen versuchte. Seine Hilfe wurde nicht benötigt. Immer noch etwa hundert Stundenkilometer schnell schoß die Slanderscree von der Rampe über den Kamm der Druckverwerfung hinaus. Einen Augenblick lang schien sie in der Luft zu hängen, dann begann sie in einer langsamen, anmutigen Kurve nach unten zu sinken.

Hunnar und Elfa erhoben sich, während unten auf dem südlichen Eis Soldaten und menschliche Wissenschaftler atemlos zusahen, wie der Eisklipper auf sie zuflog. Einen kurzen Moment war er ein Schiff der Luft, nicht des Eises, ein Besucher aus einer lange vergessenen Legende. Die Schönheit dieser wenigen Sekunden prägte sich allen, die zusahen, unvergeßlich ein.

Die Schönheit wurde durch zerberstende Wirklichkeit ersetzt, als das mächtige Schiff auf das Eis krachte.

Ethan verkrampfte sich, als es aufschlug. Fast jeder tat es. Der Rumpf hielt, als der Eisklipper einmal zurücksprang, wieder aufkam und seitlich wegschmierte. Scharfe sirrende und reißende Geräusche erhoben sich über den Wind, als oberschenkeldicke Spieren brachen und, ihre Segel mit sich ziehend, nach vorn über den Bug flogen. Der Gewichtsverlust trug dazu bei, daß das Schiff langsamer wurde.

Hunnar und Elfa chivanierten bereits den Hang hinunter wie ein Paar meisterhafter Skiläufer. Die chivlosen Menschen folgten erheblich langsamer.

Die Soldaten, die auf dem Eis gewartet hatten, drängten sich um die Bordleitern der Slanderscree, um den benommenen oder durch die Wucht des Aufpralls sogar bewußtlos gewordenen Matrosen zu helfen. Als Ethan das Deck betrat, arbeiteten Hunnars Leute bereits daran, aus Chaos Ordnung zu schaffen.

Gerissenes Takelwerk und zerfetzte Segel lagen auf den Planken herum. Die gebrochenen Spieren, die verloren am Bugspriet baumelten, waren ein größeres Problem, aber der Eisklipper konnte auch ohne sie segeln. Dank der zusätzlichen Verankerungen und Vertäuungen, die Ta-hoding hatte anbringen lassen, waren die drei Hauptmaste unbeschädigt, wenn auch einer davon gefährlich in seiner Verankerung schwankte.

Der Kapitän begrüßte sie mit leuchtenden Augen. Er drückte sich ein dickes Stück Tuch gegen die Nasenöffnungen. Es war voller Blut, doch Ta-hoding schien das nicht zu bemerken. Auch sein Hinken schien er nicht wahrzunehmen.

»Ist es so, wenn ihr in einem von euren Himmelsschiffen fahrt, Freund Ethan? Eine großartige Erfahrung, wenn auch schmerzhaft. Das Schiff«, er sah sich mit stolzem Blick um, »hat es besser überstanden als seine Besatzung.«

September nickte beifällig. »Es scheint den Aufprall gut verkraftet zu haben.« Auf den Planken und an den Aufbauten war hier und da etwas Blut zu sehen. Ein paar Matrosen würden Ruhe und Pflege benötigen, doch die meisten hatten keine ernsteren Schäden als Schrammen und Prellungen davongetragen.

Dritter Maat Kilpit eilte zu ihnen. Sein linker Arm baumelte leblos an seiner Seite wie ein Stück Seil, doch mit dem rechten salutierte er stramm. »Die Steuerbordkufe ist mitsamt Streben fast in den Rumpf durchgebrochen. Backbord scheint alles in Ordnung zu sein, ebenso die Heckkufen und das Ruder. Wie Ihr gesagt habt, Kapitän, hat das vordere Drittel des Schiffes den größten Teil des Stoßes aufgefangen.«

»Wie stark sind die Streben beschädigt?«

»Um sie richtig zu reparieren, brauchen wir eine Werft, aber«, er zögerte, »bei Verwendung von genug Tau können wir sie behelfsmäßig sichern. Ich rate allerdings, keine scharfen Manöver nach Steuerbord zu unternehmen.«

»Werden wir nicht tun«, versicherte Ta-hoding ihm. »Stellt einen Reparaturtrupp zusammen und macht euch an die Arbeit!« Er sah nach Süden, zu den Packeisklippen und dem herannahenden Sturm. »Wir müssen uns so rasch wie möglich in Bewegung setzen. Die Verstrebung wird halten. Wir ziehen nicht in den Kampf. Es gibt hier nichts, wogegen wir kämpfen könnten, außer unseren Verletzungen und dem Wetter. Wenn wir weit im Süden in Sicherheit sind, werden wir reden und uns an diesen Augenblick erinnern, aber nicht jetzt.« Der Maat salutierte wieder, sprang hinunter auf das Hauptdeck und sammelte, zum Bug eilend, seine Arbeitsgruppe um sich.

»Ich hatte vorhin den Eindruck, daß der Rifs sich leicht nach Norden wendet«, sagte Hunnar.

»Ich habe das auch bemerkt. Er kann sich genauso rasch nach Süden wenden.« Ta-hodings Augen und Gedanken richteten sich auf den zerbrochenen Fockmast.

 

Alle stürzten sich auf die Reparaturarbeiten, Hwangs Gruppe schloß sich nicht aus. Sie hatten keine Erfahrungen mit Segelfahrzeugen, aber jede zusätzliche Hand wurde gern zum Holen und Bringen akzeptiert, selbst wenn sie kein Fell trug. Das Schiff war schneller wieder auf dem Weg, als irgend jemand zu hoffen gewagt hätte. Sie entkamen dem Rifs nicht völlig. Seine Südausläufer erreichten sie, lange nachdem die Druckverwerfung achtern außer Sicht war. Irgendwie hielt der beschädigte Steuerbordausleger, in soviel festes Pika-Pina-Seil gewickelt, daß es gereicht hätte, ein weiteres Schiff auszurüsten. Bandagiert und humpelnd nutzen sie den Kuß des Rifs, um ihre Geschwindigkeit zu erhöhen, während sie südwärts flohen.

Die Windstärke des Rifs wurde nur von dem Wind übertroffen, den die Matrosen, welche die Slanderscree auf ihrem Flug über den Gebogenen Ozean begleitet hatten, um die Geschichte machten. Die erreichte Geschwindigkeit und die Entfernung, die das Schiff in der Luft zurückgelegt hatte, wurden mit jedem neuen Bericht größer. Einige wenige wundersame Sekunden lang waren sie geflogen, genau wie die Himmelsleute – in etwas von ihnen selbst Gebautem. Ethan hörte sich die begeisterten Berichte an und lächelte. Falls ihre Union sich weiter ausdehnte und stabilisierte, würde es diesen Tran eines nicht fernen Tages erlaubt werden, eigene Skimmer oder Gleiter und dann Flugzeuge zu fliegen. Schließlich würden sie in großen KK-Schiffen von ihrer Welt zu anderen reisen. Er fragte sich, ob das ihrer Begeisterung ein Ende bereiten würde. Technischer Fortschritt bringt auch Ermattung mit sich, sinnierte er.

Schließlich ließen sie den Rifs hinter sich, allerdings nicht die Begeisterung der Matrosen, den großartigen Flug immer wieder aufs neue zu durchleben. Die Soldaten, die die Eisbarriere zu Fuß überwunden hatten, begannen zu murren, und es kam zu einigen Raufhändeln. Niemand nahm Notiz davon. Die Tran waren von Natur aus streitsüchtig. Auf den Ausgang verschiedener Kämpfe zu wetten, half die Zeit totzuschlagen.

Aus Tagen wurden Wochen. Die Veränderung des Klimas war zu Anfang fast unmerklich, doch es dauerte nicht lange, bis alle ihre Bemerkungen darüber machten. Je weiter sie vom Äquator nach Süden vordrangen, desto wärmer statt kälter wurde es. Die hundert Meter hohen Klippen der Kontinentalplatte waren noch lange nicht in Sicht, als die Tran damit begannen, sich ihrer Kleidung zu entledigen.

Zuerst kamen die äußeren Pelze, gefolgt von Harnischen aus Hessavarhaut, dann Westen aus grobem Pika-Pina-Tuch und Unterwäsche. Bald segelte die Slanderscree mit einer Besatzung aus nackten Tran, die nur noch ihr braunes oder graues Fell trugen. Als die Temperatur weiter stieg, fragte Ethan sich, wie lange es noch dauern mochte, bis er und seine Begleiter sich ihnen anschlossen. Aber wenn das Klima für die Tran auch unerhört heiß war, zeigte das Thermometer doch immer noch Minusgrade an. Noch war das Wetter nicht nach Shorts und nackter Brust. Aber während sie weiter nach Süden segelten, kletterten die Temperaturanzeigen unerbittlich auf die Nullmarke zu.

Mittlerweile fühlten die Tran sich nicht nur unbehaglich, sie litten sichtlich. Es wurde davon gesprochen, das Fell so kurz wie möglich zu schneiden, eine bis dahin beispiellose Abirrung. Eine rasche Abstimmung zeigte, daß es niemand schlecht genug ging, um sich der Schmach einer Rasur zu unterziehen.

Die Menschen brachten natürlich ihr Mitleid zum Ausdruck, aber im stillen waren sie erfreut. Es war jetzt möglich, sich im Schiff nur mit langer Unterwäsche bekleidet zu bewegen und ohne Kapuzen auf Deck zu stehen.

Einmal zuvor waren Ethan, Milliken und September auf vergleichbare Temperaturen gestoßen. Im Land der Goldenen Saia lebte eine isolierte Gruppe voreiszeitlicher Tran, deren Körper nie gezwungen worden waren, sich wieder an Frostwetter anzupassen. Sie waren an ein durch heiße Quellen erwärmtes Territorium gebunden. Vielleicht segelten sie auf eine ähnliche Gegend zu, überlegte Ethan, denn ausgedehnter Vulkanismus war immer noch die glaubwürdigste Erklärung für die klimatische Verschiebung, die Hwang und ihre Kollegen mit dieser Region in Verbindung brachten.

Fünf Tage später stießen sie auf etwas, das Tran-ky-ky seit vierzig Jahrtausenden schon nicht mehr gesehen hatte.

Die Tran im Ausguck, die das Phänomen entdeckte, raste die Takelage hinunter, gestikulierte stumm und mit aufgerissenen Augen zum Bug und verschwand unter Deck, bevor jemand sie fragen konnte, was sie gesehen hatte. Dritter Maat Kilpit versuchte ihr zu folgen, um sie für eine derart unangemessene Meldung zu maßregeln, konnte sie aber nicht aufstöbern. Dann war das Phänomen auch für die auf Deck Befindlichen sichtbar, von denen viele versucht waren, dem Ausguck zu folgen, Kilpit eingeschlossen. Doch als Schiffsmaat war es ihm nicht gestattet, persönlichen Ängsten nachzugehen. Bebend machte er dem Kapitän Meldung.

Nicht alle reagierten mit Panik auf die Entdeckung. Einige waren keck, andere einfach neugierig. Mit Milliken Williams als vertrauenswürdigem Gewährsmann im Rücken gelang es Ta-hoding, seine Leute mit einer Erklärung zu beruhigen. Angesichts des Wirklichkeit gewordenen Schreckensmärchens ihrer Kindheit nervös und verhalten murmelnd, gingen sie an ihre Plätze zurück.

Offenes Meer!

Nun, nicht ganz, obwohl es für die verstörten Tran genauso aussah. Eine Wasserschicht – flüssiges Wasser; die Form von Wasser, die auf Tran-ky-ky nur in Häusern und Kombüsen anzutreffen war, wo es Feuer gab – bedeckte das Eis. Obwohl kaum ein paar Zentimeter dick, reichte sie völlig aus, die Transeele zu erschüttern. Ethan sah auf eines seiner Anzuginstrumente. Die Temperatur lag hier knapp über dem Gefrierpunkt.

Die Bugkufen des Eisklippers warfen nun Fächer aus Wasser anstatt Eispartikeln hoch, als das Schiff durch die Flüssigkeit schnitt. Plötzlich erinnerte die Slanderscree an ein Tragflügelschiff.

Die Besatzung begann sich zu entspannen, als klar wurde, daß sie nicht ins Innere der Welt stürzen würden. Die Stärke der wäßrigen Schicht blieb konstant. Hwangs Leute und Williams gaben sich die größte Mühe, ihren Tran-Gefährten zu versichern, daß die hundert Meter dicke Eisschicht nicht unter ihnen verschwinden würde.

Das war allerdings nur zu hoffen, überlegte Ethan. Die Slanderscree war kein seetüchtiges Schiff. Ihre Fugen waren gegen den Wind kalfatert, aber sie waren nicht wasserdicht. Fiel der Eisklipper in tiefes Wasser, konnte die Kalfaterung nicht länger als ein paar Minuten halten. Dann würde das elegante Schiff, das auf dem Eis so stabil und wendig war, sinken wie ein Stein. Ethan war sich nicht sicher, ob es in der Sprache der Tran ein Wort für Schwimmen gab.

Alle achteten jetzt auf Anzeichen von Vulkanismus. Dichte Wolken hingen am südlichen Horizont, aber keine Rauchfahnen oder aufragende Kegel waren zu sehen. Blanchards Messungen zeigten, daß der Meeresboden im Durchschnitt fünfhundert Meter unter den Kufen des Eisklippers lag, so daß die Möglichkeit von unten kommender Hitze ausgeschlossen war. Ozeanische Vulkane würden das Eis mit Sicherheit von unten und nicht von oben schmelzen.

Und mit ihrem weiteren Vordringen in süd-südwestlicher Richtung stieg, wenngleich zögernder, immer noch die Temperatur. An einigen Stellen glitten die Kufen bereits durch zehn Zentimeter tiefes Wasser, was aber auch die maximale Tiefe war. »Der Effekt verstärkt sich selbst«, erläuterte Snyek. »Nur die von der inneren Hitze des Planeten und den äußeren Gravitationskräften bewirkten tiefen Strömungen verhindern, daß die Ozeane bis in die Tiefseegräben hinunter gefrieren, aber sollte die Eisschicht je ganz durchschmelzen, würde der Vorgang sich rasant beschleunigen, da die Lufttemperatur hier über den Gefrierpunkt gestiegen ist oder getrieben wurde. Warme Luft würde mit dem wärmeren Wasser unter dem Eis zusammenwirken und eine beständige Öffnung im Eis schaffen.«

»Eisleiche«, murmelte einer der Tran, der dieser übersetzten Information gelauscht hatte.

»Es ist nur ein örtlich begrenztes Phänomen«, erklärte Ethan. »Es gibt keinen Grund zur Panik.«

»Wer gerät hier in Panik?« Fernblick richtete ihren Blick auf die Matrosen, die alle größer waren als sie. »Geht ihr an eure Arbeit zurück, oder soll ich die für euch machen?«

Leise murrend und miteinander diskutierend entfernte sich die Trangruppe.

»Danke«, sagte Ethan zu der jungen Frau.

Sie sah ihn scharf an. »Dankt mir nicht. Findet meinen Gemahl.« Sie schritt den anderen folgend davon. Schritt oder stapfte oder marschierte, fragte sich Ethan, selbst in ihrem Gang lag Angespanntheit. Eine Bombe, die bereit war, jeden Moment hochzugehen. Hoffentlich war er nicht in der Nähe, wenn das passierte.

Hunnar flüsterte in Ethans Ohr: »Es wird immer schwieriger, selbst die Ergebensten unter Kontrolle zu halten.« Er wies mit dem Kopf über die Reling. »Das ist etwas, das nie jemand zuvor gesehen hat. Sie hören sich zwar die Erklärungen von Freund Williams und seinen Begleitern an, doch im stillen glauben sie, daß dieses Wasser das Werk von Teufeln und Dämonen ist.«

»Sie wissen, daß die Slanderscree und unsere Werkzeuge nicht das Werk von übernatürlichen Kräften sind. Sie haben erfahren, was Wissenschaft ist.«

»Das Schiff ist etwas Wirkliches für sie, ein greifbarer Teil der Welt. Diese Eisschmelze aber ist etwas, das die ganze Welt beeinflußt. Es ist nicht einfach für sie, verständig zu nicken. Was würdest du empfinden, wenn der feste Boden unter dir plötzlich nach deinen Füßen greift? Das tut nämlich das Wasser, wenn man versucht, hindurch zu chivanieren.«

»Auf diese Weise habe ich es noch nicht betrachtet.« Die Kufen der Slanderscree konnten leicht durch zehn Zentimeter Wasser schneiden, doch ein Tran, der versuchte, über so eine Oberfläche zu chivanieren, würde Probleme bekommen. Es wäre so, als würde ein Mensch versuchen, durch Schlamm zu rennen. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, auf einem Betonweg zu gehen, um plötzlich festzustellen, daß die Füße in den Boden sanken.

»Hier sind nur natürliche Kräfte am Werk. Es gibt keine Gefahr.«

»Sag das den Leuten!« Hunnar deutete mit dem Kopf auf das geschäftige Deck. »Das sind nur einfache Matrosen und Soldaten, Sammler von Pika-Pina und Holz- und Steinbearbeiter. Sie sind die Tapfersten, die Wannome und Poyolavomaar hervorbringen können. Denke an die Reaktion, die es beim normalen Volk geben würde, wenn diese Widernatürlichkeit sich bis in die Heimatländer ausbreitete. Es könnte zu keiner schlimmeren Panik kommen, ginge die Sonne nicht auf.«

»Sie werden schon damit fertig.« Ethan versuchte überzeugt zu klingen.

»Sie werden es müssen«, stimmte der Ritter zu.