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VERPROVIANTIERUNG UND VORBEREITUNG der Slanderscree machten dank des unbegrenzten Kredits der wissenschaftlichen Körperschaft rasche Fortschritte. Innerhalb weniger Tage war der Eisklipper bis zum Bersten voll mit Vorräten. Nur Hunnars Verlegenheit machte schließlich Ta-hodings unablässigen Forderungen nach noch mehr Nahrung, noch mehr Takelzeug und Segeltuch ein Ende. Wenn sie nicht bald abreisten, würde der schlaue und einnehmende Kapitän das Schiff so weit überversorgen, daß kein Platz mehr für die Besatzung übrig blieb. Als sie reisefertig waren, platzte die Slanderscree gleichsam aus den Nähten.
Die Tran, die freiwillig als Besatzung auf dem Schiff geblieben waren, sagten ihren Kameraden und Vettern Lebewohl, welche ein gemietetes Handelsschiff nach Sofold bringen würde. Ethan und Skua hatten unter der Besatzung viele Freunde gewonnen, und neben den traditionellen Abschiedsgesten der Tran war viel Händeschütteln und Rückenklopfen abzuleisten.
Cheela Hwang, Blanchard und die vier anderen für die Expedition ausgewählten Wissenschaftler waren eifrig dabei, ihre Gerätschaften zu überprüfen. Neben Hwang und dem Geophysiker gab es einen weiteren Meteorologen, einen Glaziologen, eine Geologin und einen Xenologen. Der letztere, Moware, konnte bei der Ermittlung der Ursache für die klimatische Anomalie keine Hilfe sein; er kam mit, weil die Chance einer langen Reise, die vom bereits übererforschten Asurdun wegführte, zu wertvoll war, um sie ungenutzt zu lassen. Er hatte bereits seine Absicht zum Ausdruck gebracht, jeden Tran, der ihnen während der Reise begegnete, zu fotografieren und persönlich zu untersuchen.
»Studieren Sie sie nur nicht zu nahe«, riet September ihm. »Bei den Tran weiß man nie. Sie können in einem Augenblick auf das Freundlichste mit einem plaudern und dir im nächsten ein Messer durch die Kehle ziehen. Da gibt’s welche, die würden ohne mit der Wimper zu zucken Ihren Bauch aufschlitzen, nur um an das Metall Ihres Gürtels zu kommen.«
Ethan hatte mitgehört, schlenderte hinüber und stellte sich neben seinen Freund. »Na hör mal, Skua, du weißt doch, daß das nicht wahr ist.«
»Ach ja? Sind wir schon Experten für Tran? Nur daß wir ein paar Monate unter ihnen verbracht haben, heißt noch nicht, daß wir sie wirklich kennen. Wir kennen ihre Sprache, die Gewohnheiten und die Kultur einiger weniger und das Verhalten von ein paar mehr, aber wir kennen sie nicht. Trotz all ihrer Hallos und Wie-geht-es-dirs sind sie immer noch ein fremdes Volk. Sie sind nicht menschlich. Sie sind nicht einmal anthropoid.« Er drehte sich um und entfernte sich mit großen Schritten.
Moware war das älteste Mitglied des Wissenschaftlerteams. Er hatte das Visier seines Überlebensanzugs hochgeklappt, wie es alle Menschen taten, und er sah interessiert zu, wie September sich zurückzog. »Ich kenne Ihren großen Freund nicht besonders gut, aber ich glaube, er trägt, wo immer er auch hingeht, eine erhebliche seelische Last mit sich herum. Er scherzt zwar mit Worten, aber nicht mit den Augen.« Er sah Ethan an. »Sie allerdings sind gute Freunde.«
»Sehr gute, glaube ich.« Ethan sah sich nach September um, doch der Hüne war bereits verschwunden. »Er hat aber recht. Wir kennen die Tran nicht wirklich.«
Und ich kenne dich nicht wirklich, Skua September, nicht wahr?
Er schlenderte zu Hunnar und Elfa hinüber, die sich endgültig von den zurückbleibenden Besatzungsmitgliedern verabschiedeten.
»Wir werden uns bald in Wannome wiedersehen und am großen Feuer in der Halle der Landgrafen feiern.« Hunnar schlug dem alten Krieger auf beide Schultern, und Balavere Langaxt erwiderte die Geste. Dann wurde er von Elfa umarmt.
»Mögen die guten Geister mit dir sein, Prinzessin, und dich sicher zu uns zurückgeleiten. Dein Vater wird enttäuscht sein, dich nicht unter uns zu finden.«
»Mein Vater wird murren und brummen und dann wieder an seine Arbeit gehen«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Du wirst ihm immer noch Geschichten erzählen, wenn wir endlich in Wannomes Hafen vor Anker gehen, denn wir werden zurück sein, bevor deine Stimme und Phantasie erschöpft sind.«
Dann war Ethan an der Reihe. Als die Zeremonien abgeschlossen waren, suchte Langaxt die geschäftige Menge hinter ihnen ab. »Wird der große September nicht kommen, um uns Lebwohl zu sagen?«
»Er schmollt«, informierte ihn Ethan. »Macht eine große Schau daraus, wie sehr es ihn aufregt, daß er mit uns kommt.«
Langaxt nickte verständnisvoll. »September ist einem kleinen Fleischfresser sehr ähnlich, der Toupek genannt wird. Er ist einzelgängerisch, jagt allein, kommt mit anderen seiner Art nur zusammen, um sich zu begatten und brüllt wie Donner – aber er ist nur so groß.« Er hielt seine Pranken dreißig Zentimeter auseinander.
»Ich weiß nicht. Skua spricht davon, daß wir euch nicht kennen würden. Manchmal glaube ich, daß ich dich, Hunnar und Elfa besser kenne als ihn.«
»Er ist schon seltsam, dein hochgewachsener Freund«, stimmte ihm Langaxt ernst zu, »selbst für einen Menschen. Ich glaube, er segelt am liebsten gegen den Wind.«
»Warum sollte ihm das was ausmachen?«
Ethan brauchte einen Moment, um zu erkennen, daß er gerade einen Scherz gemacht hatte, den nur ein Tran verstehen konnte. Übersetzt hätte er jemandem wie Cheela Hwang nichts bedeutet. Er war wirklich schon sehr lange hier.
Langaxts Gruppe verließ das Eisschiff und stellte sich auf dem Steindock auf. Ein Stoß eisiger Luft schlug Ethan ins Gesicht, und er schloß das Visier seines Überlebensanzugs. Durch das polarisierte Glas beobachtete er, wie Langaxt und seine Begleiter sich feierlich verbeugten.
Ta-hoding nahm hinter dem Steuerrad des Seglers Aufstellung und schnauzte Kommandos. Der Wind, der Ethan dazu gebracht hatte, sein Visier zu schließen, störte den Kapitän nicht im mindesten. Tran enterte die Takelage und die verstellbaren Spieren. Aus Pika-pina gewebte Segel wurden losgemacht.
Eine beachtliche Menge hatte sich zur Abreise des Eisklippers eingefunden. Ein paar Menschen aus der Forschungsstation ließen ihre Videorecorder laufen und murmelten Kommentare in ihre Mikrophone. Ein dreimastiges Eisschiff, geformt wie eine Pfeilspitze, auf fünf mächtigen Kufen, deren Metall dem zerstörten Rettungsboot entstammte, das Ethan, Skua und Millikan Williams ursprünglich auf diese Welt gebracht hatte – die Slanderscree war ein Objekt des Staunens für jeden, der sie zu Gesicht bekam, mochten es Menschen oder Tran sein. Es gab nichts auf dieser Welt, das mit ihr vergleichbar war. Ihre Vorfahren, die Klipper, hatten einstmals Tee, Porzellan und Passagiere über die Ozeane der Erde befördert. Milliken Williams hatte ihre Konstruktion an die Erfordernisse Tran-ky-kys und seiner gefrorenen Meere angepaßt.
Den Wind mit der Virtuosität eines Flötisten nutzend, ließ Ta-hoding das mächtige Schiff rückwärts vom Dock ablegen. Die Menschen waren zu sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt, um zu jubeln, während die Tran keinen Grund dazu hatten. Die feierlichen Abschiedsgrüße waren ausgetauscht; soweit es Balavere Langaxt und seine Begleiter betraf, waren ihre Freunde und Schiffskameraden bereits außer Sicht.
Unter Ta-hodings Leitung schwenkte der Eisklipper sauber auf seiner fünften Kufe herum, dem Heckruder, mit dem das Schiff gesteuert wurde. Wind füllte die Segel, als die Spieren gerichtet wurden. Geschwindigkeit aufnehmend, eilte die Slanderscree den schmalen Fjord hinaus, der Brass Monkeys Hafen bildete.
Wieder auf dem Weg, sinnierte Ethan, als er das gefrorene Gelände vorübergleiten sah. Wieder hinaus und wieder nicht nach Hause.
Er hatte erwartet, daß Hwang und ihre Leute in ihren Kabinen bleiben würden – denn das Deck der Slanderscree unter vollen Segeln war nicht gerade ein Ort, um sich zu erholen. Doch er irrte sich. Nachdem sie mit ihren Unternehmungen solange auf eine einzige Insel beschränkt gewesen waren, entzückte es die Forscher geradezu, daß sie sich endlich auf der großen Eisfläche selbst befanden. Sie begannen mit einer unablässigen Reihe von Aktivitäten und Experimenten, bis zu dem Punkt, da ihre nächtlichen Messungen mit der normalen Bordroutine in Konflikt gerieten.
»Ich war fest eingeschlafen, Kapitän«, wandte sich Zweiter Maat Mousokka an Ta-hoding, während Ethan und Hunnar zusahen, »nachdem ich mich noch um das Auslegen der Anker für die Nacht gekümmert hatte, als ich plötzlich oben auf Deck das Geräusch vieler Füße höre. Zu viele für die Nachtwache und an der falschen Stelle. Also erhebe ich mich aus meiner warmen Hängematte und stehle mich aufs Deck, um zu erspähen, was vor sich geht. Ich denke, daß wir vielleicht angegriffen und der Nachtwache schon die Kehlen durchgeschnitten wurden.
Aber alles, was ich sehe, sind diese pelzlosen Wesen – nichts für ungut, Sir Ethan –, die auf dem Deck herumklettern und sonderbare Metallröhren montieren.
Sie starren hindurch, und ich schaue in dieselbe Richtung, aber alles, was zu sehen ist, ist das Eis.«
»Sie haben die phosphoreszierenden Algen studiert, die auf dem Eis wachsen«, erläuterte Ethan, der sich mit diesem speziellen Experiment vertraut gemacht hatte, unbehaglich. Der zweite Maat und der Kapitän blickten verdutzt drein, während Hunnar lediglich amüsiert war. »Eorvin«, informierte er sie mit dem entsprechenden Tran-Begriff.
Mousakka blinzelte verblüfft. »Sie haben sich Eorvin angesehen? Mitten in der Nacht? Im Dunklen, in der Kälte?« Ethan nickte, eine Geste, die bei Tran dasselbe bedeutete wie bei Menschen.
Der zweite Maat dachte nach, bevor er antwortete. »Ich werde den anderen sagen, daß sie sorgfältig auf unsere Freunde aufpassen müssen, damit sie in ihrem versunkenen Starren nicht über Bord oder aus den Seilen fallen.«
»Keine schlechte Idee, aber sie sind nicht so verrückt, wie du denkst.«
»Es sind Gelehrte.« Hunnar bekräftigte seinen Kommentar mit einem Grunzen. »Das ist fast dasselbe.« Ethan wußte, daß es in der Sprache der Tran keine direkte Entsprechung für Wissenschaftler gab, so daß sie beschlossen hatten, den am nächsten kommenden Begriff zu benutzen.
»Dazu kann ich nichts sagen«, meinte Mousokka. »Ich bin nur ein einfacher Matrose.«
»Sorge einfach nur dafür, daß sie euch nicht in die Quere kommen«, wies Hunnar ihn an. »Wir wollen nicht, daß sie die übliche Bordroutine stören oder sich selbst verletzen.« Er sah Ethan an, um sicherzugehen, daß das seine Zustimmung fand.
»Zeigt es nicht zu offen, und es geht in Ordnung. Ich bezweifle, ob sie überhaupt bemerken, daß jemand sie im Auge behält. Sie sind viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Geistesabwesend. Ihr müßt verstehen, daß sie aufgrund von Commonwealth-Bestimmungen in Brass Monkey eingepfercht waren, seit die Station gegründet wurde. Jetzt, da es ihnen gestattet ist, mehr von eurer Welt zu sehen, wollen sie sich auch nicht das geringste entgehen lassen. Sie wollen alles erforschen.«
»Eorvin.« Mousokka ging vor sich hin murmelnd unter Deck.
Die Aktivitäten der menschlichen Gelehrten blieben für die Tran ein Geheimnis, doch immerhin waren die Matrosen und Soldaten soweit, daß sie nicht alles, was Hwang und ihre Leute taten, als Hexerei oder Magie ansahen. Es war viel einfacher zu erklären, daß die Gelehrten alle leicht verrückt waren.
So wie an jenem Morgen, als sich ein gieriger Schwarm fleischfressender Snigaraka vom Hunger getrieben auf das Schiff stürzte. Ein Ausguck erspähte sie und gab Alarm, als sie über dem Schiff kreisten und sich auf einen Angriff vorbereiteten. Als sie schließlich auf Deck herunterstießen, hatten die Unbewaffneten bereits unten Schutz gesucht, und die Soldaten warteten auf sie. Pfeile und Armbrustbolzen holten einen geflügelten Angreifer nach dem anderen aus dem Himmel.
Ein Snigaraka fiel dicht vor Ethans Füße. Er maß von Nase bis Schwanz zwei Meter, Stacheln säumten das offenstehende Maul, keine Zähne sondern die scharfen, gezackten Ränder der zwei Hornplatten, die die Kiefer bildeten. Wie jede erfolgreiche Lebensform Tran-ky-kys war das Tier von einem dichten, feinen Fell bedeckt. Anders als bei den Tran waren die Haare hohl, um bei einem Minimum an Gewicht ein Maximum an Wärmeisolation zu gewährleisten. Ihre Flügel waren kurz und breit, mehr wie die eines Falken als die eines Adlers. Die beiden Schwänze waren ihr charakteristisches Merkmal; sie standen senkrecht statt waagerecht ab.
Umgeben von schwirrenden Projektilen und zuschnappenden Klauen, saß Moware hoch oben in der Takelage, hielt die Schlacht mit seinem Recorder fest und ergänzte die Aufnahme, falls nötig, gelassen mit erläuternden Bemerkungen. Tran brüllten ihm zu, er solle herunterkommen. Er ignorierte sie, hörte sie vielleicht auch gar nicht. Zwei Snigaraka hätten ihn ohne weiteres von seinem Platz pflücken und wegtragen können, oder er hätte auf das Deck oder das Eis gestoßen werden können. Dieser möglichen Katastrophen schien er sich in seinem Entzücken nicht bewußt zu sein – ein freudiges Lächeln überzog sein Gesicht, als er den Angriff für die Nachwelt festhielt, von zukünftigen Studien ganz zu schweigen.
Später, als der Luftangriff zurückgeschlagen war, spielte der Xenologe seinen Mitwissenschaftlern die Aufnahme vor. Sie saßen dichtgedrängt um den Recorder, kommentierten, stellten Fragen und ignorierten völlig die offensichtliche Gefahr, in die Moware sich gebracht hatte. Das war für die gewonnenen Informationen nebensächlich. Als angreifende Snigaraka auf Moware herabstießen und die tödlichen Kiefer kurz den Aufnahmebereich füllten, bezogen sich die Kommentare einzig auf deren anatomische Struktur: Handelte es sich tatsächlich um Kiefer oder um eine Art Schnabel?
Das Murren und Nörgeln über die sonderbaren und störenden Aktivitäten der Gelehrten erreichte schließlich seinen Höhepunkt, als einer von ihnen den dritten Maat Kilpit bat, einen weiteren Schwarm der geflügelten Mörder aufzuspüren, damit sie ihre Dokumentation über die Angriffsmethode der Snigaraka vervollständigen konnten.
»Diese fremden Wesen zu einem unbekannten Land zu bringen, ist eine Sache«, sagte Kilpit zu Ta-hoding, »es ist aber etwas ganz anderes, uns absichtlich in Gefahr zu begeben, um ihre seltsamen und unverständlichen Wünsche zu erfüllen.«
»Ist dir während des Angriffs irgend jemand in den Weg gekommen?« fragte Elfa den Maat.
»Äh… nein, Prinzessin.« Kilpit zog unbehaglich den Kopf ein.
»Wurde irgend jemand durch das, was die Menschen getan haben, verletzt?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann gibt es nichts, worüber du dich zu beklagen hättest.«
Hunnar war verständnisvoller. »Einige von der Besatzung sind verwirrt. Das, was neu und anders ist, ist immer verwirrend. Ich werde mit den Gelehrten reden.«
Was er tat, war, Ethan über die Unruhe zu informieren, worauf der sich bereiterklärte, ein Schwätzchen mit Hwangs Gruppe zu halten.
»Sie müssen verstehen«, sagte sie, als er die Sorgen der Tran erläutert hatte, »daß es uns sehr schwerfällt, unsere Begeisterung zu zügeln. Nachdem wir Jahre an unsere Büros gefesselt waren, haben wir plötzlich eine ganze Welt vor uns, die wir erforschen können.« Sie gab sich reserviert, aber nicht hochmütig.
»Ich verstehe«, entgegnete Ethan, »und Hunnar versteht, und Elfa und vielleicht auch Ta-hoding, aber die gewöhnlichen Soldaten und Matrosen der Besatzung, die verstehen nicht. Und was sie nicht verstehen, verunsichert sie. Sie sehen zu, wie Sie Ihre Experimente durchführen und sich in unerklärlichen Aktivitäten ergehen, und sie beschwören allen möglichen abergläubischen Unsinn herauf.«
»Wir bleiben zu sehr unter uns. Sie, Milliken und September bewegen sich freier unter ihnen und zwar schon seit langer Zeit, so daß die Tran Sie und Ihre persönlichen Eigenarten akzeptieren.« Blanchard stützte sein Kinn auf die linke Hand. Er trug seinen schmalen Schnauzer wie einen nachträglichen Einfall, ging es Ethan durch den Kopf. »Wir mögen keine Athleten sein, aber nach mehr als zwei Jahren auf dieser Welt sind wir ziemlich gut in Form. Man muß es von vornherein sein, wenn man auf einer Welt wie Tran-ky-ky eingesetzt werden will.« Er blickte zu Ethan hoch.
»Aufgrund unserer Übereinkunft ist ein großer Teil der Besatzung nach Hause geschickt worden, so daß das Schiff gegenwärtig nur minimal bemannt ist.«
Ethan nickte. »Das ist richtig.«
Blanchard sah seine Kollegen an. »Wir haben schon alle schwere Arbeit in Überlebensanzügen gemacht. Vielleicht könnten wir aushelfen.«
»Nein, nein«, antwortete Ethan. »Ta-hoding scheint ein fröhlicher, lässiger Typ zu sein, aber wenn es um sein Schiff geht, ist er das beileibe nicht.«
»Wir würden nichts versuchen, womit wir nicht fertig werden.« Alemera Jacalan, die Geologin, beugte den rechten Arm. »Wir sind intelligent genug, um zu wissen, was wir können und was nicht.«
»Legen Sie es dem Kapitän vor«, entschied Hwang. »Es könnte Spaß machen.« Von ihren Kollegen kam zustimmendes Murmeln.
»Bestimmt.« Jacalan lachte erwartungsvoll. »Ich kann ein Pika-pina-Kabel genauso gut ziehen wie die besten von ihnen, und das Deck müssen wir auch nicht schrubben. Auf Tran-ky-ky kann man draußen nicht waschen, weil alles in Sekundenbruchteilen gefriert. Außerdem«, fügte sie hinzu, »sollte die Besatzung wissen, daß sie auf unsere Unterstützung rechnen kann, wenn es eng wird.«
»Ich werde es vorschlagen«, sagte Ethan zweifelnd.
Er war ehrlich überrascht, als Ta-hoding zustimmte. »Ein paar zusätzliche Hände, mögen sie nun Fell haben oder nicht, wären schon willkommen. Auf jeden Fall würden die Gelehrten einiges über die Slanderscree und das Leben auf ihr lernen. Man muß kein erfahrener Matrose sein, um dabei zu helfen, einen Anker zu lichten.«
Es war so, wie Blanchard gehofft hatte. Als die Menschen neben ihnen arbeiteten, lernten die Tran sie als Individuen kennen. Sie legten nach und nach ihre abergläubische Furcht ab und demonstrierten schon nach wenigen Tagen begeistert alle Arbeiten, vom Ausrichten der Spieren bis zum Abkratzen vereister Segel. Alle konnten sich entspannen, weil alle wußten, daß es sich nur um eine vorübergehende Vereinbarung handelte. Sie würden in Poyolavomaar zusätzliche, erfahrene Leute an Bord nehmen.
Alle waren erleichtert über den Abbau der Spannung und überrascht über das Gefühl der Kameradschaft, das sich rasch entwickelte. Während sie lernten, wie der Eisklipper zu handhaben war, gaben einige der Wissenschaftler den Tran Kurzlektionen in Geologie und Klimatologie. Die Lektionen lösten bei den Tran widerwillige Bewunderung aus, während die Wissenschaftler aufhörten, ihre pelzigen, großäugigen Kameraden als primitive Wilde zu sehen.
Währenddessen machte Ta-hoding geschickten Gebrauch vom unablässigen Wind und ließ die Slanderscree im Zickzackkurs gen Süden von Poyolavomaar kreuzen.
Vor nicht allzu langer Zeit waren sie über denselben Eisabschnitt gefahren. Er hätte Ethan vertraut erscheinen müssen, doch er war kein Tran. Eis war Eis. Ta-hoding andererseits oder jedes andere Besatzungsmitglied hätte auf besondere Risse in der Eisfläche hinweisen, bestimmte Auffaltungen und subtile Farbabweichungen identifizieren können. Streifen, Schrammen und Riefen sagten einem Tran soviel wie einem Menschen Linien auf einer Straßenkarte. Als Leuchtfeuer dienten ihnen die Sterne, die Richtung wies ihnen der Wind.
Er fragte sich, wie sehr die Mitgliedschaft im Homanx-Commonwealth seine Freunde ändern würde. Zivilisation stumpfte die Sinne ab.
Die Snigaraka hatten ihre Lektion gelernt und blieben dem Eisklipper fern. Ebenso die übrigen tödlichen Lebensformen Tran-ky-kys; allerdings begegneten sie einer Rarität namens Dyella.
Ethan erinnerte sich an eine riesige Schlange, aber er wußte, daß das unmöglich war: ein kaltblütiges Wesen konnte auf Tran-ky-ky nicht lange genug überleben, um sich zu reproduzieren.
Die Dyella war zwanzig Meter lang, beinlos und von einem feinen Pelz in Kastanienbraun und Helkosa bedeckt. Flanken und Vorderteil waren gerundet, und sie glitt auf ihrer flachen Unterseite dahin, wobei spezielle Drüsen einen heißen Schmierfilm absonderten, der es ihr ermöglichte, flink über das Eis zu schießen. Zwillingskragen oder -segel verliefen fast über die gesamte Länge ihres Rückens. Indem sie diese drehte und wendete, um den Wind aufzufangen, bewegte sie sich mit derselben Effizienz wie die Slanderscree.
Mehrere Matrosen riefen Ta-hoding zu, er solle scharf nach Backbord schwenken, damit die Metallkufen des Eisklippers das Raubtier zerteilten, doch das menschliche Kontingent erlaubte das nicht. Moware versuchte in verzweifelter Hast seinen Recorder nachzuladen, während Jacalan und die anderen nichtbiologischen Spezialisten sich abmühten, Aufnahmen zu machen. Nach Färbung und Größe war die Dyella die bei weitem beeindruckendste Lebensform, der sie bisher begegnet waren.
Das Wesen stieß einen Schrei aus, der unpassenderweise einem drohenden Miauen glich, bewegte sich leicht zur Seite und glitt in etwa dreißig, vierzig Metern Entfernung parallel zum Eisklipper weiter. Es griff weder an, noch zog es sich zurück.
»Ein kleiner Bissen und…«, sagte Ta-hoding, der an der Reling stand und die unwillkommene Eskorte beobachtete. Er strich leicht mit den Spitzen seiner Krallen über die Innenfläche seiner anderen Pranke. »Totes Fleisch. Giftig.«
Ethan sah nach vorn. Moware und seine Kollegen fielen in ihrem Eifer, Nahaufnahmen zu machen, fast über Bord. »Erzähl das nicht den Gelehrten! Sonst wollen sie eine Probe des Toxins haben.« Er richtete seinen Blick wieder auf die Dyella, fasziniert von ihrer geschmeidigen, scheinbar mühelosen Art der Fortbewegung. Es bereitete ihr keine Schwierigkeiten, mit der Slanderscree Schritt zu halten.
»Was fressen die hier draußen? Das ist ein großes Tier, und es braucht kein Gift, um Pika-Pina zu schlucken.«
Ta-hoding beugte sich vor, um zum Bug zu spähen und grunzte, als sein Bauch von der Reling eingedrückt wurde. Nach einigen Augenblicken deutete er abrupt nach Südosten. »Da, Achivaren!«
Die Herde, die der Kapitän meinte, kam bald in Sicht, und Ethan wurde klar, daß die Dyella nicht dem Eisklipper gefolgt war. Sie war hinter einer Herde von Pflanzenfressern her gewesen. Ein Achivar hatte etwa die Größe eines Hausschweins und war außer seinem Pelz von meterlangen Stacheln bedeckt. An der Spitze jedes Stachels befand sich eine kleine, flügelähnliche Membran. Indem sie ihre Stacheln hoben und senkten und ihre Stellung ausrichteten, konnten die Achivaren den Wind auffangen und genauso geschickt über das Eis segeln wie die Dyella, die Slanderscree und ein Dutzend anderer Eisbewohner.
Der Eisklipper pflügte in die Herde hinein, ohne daß ein einziges der Tiere unter die Metallkufen geriet. Selbst die Jungen drehten und wirbelten mit einer unglaublichen Agilität herum, ihre massierten Stacheln blitzten auf, als sie ins Sonnenlicht gerieten. Sie hatten große, hellrot glitzernde Augen, einen winzigen Kopf, der auf dem halslosen Körper saß, und breite Füße mit glatten, flachen Ballen. Die Dyella richtete ihre Kragenreihen hoch auf, um möglichst viel Wind aufzunehmen und versuchte, der Herde den Weg abzuschneiden und den Achivaren den Wind aus den Membransegeln zu nehmen, ganz so wie die Kriegsschiffe in alter Zeit versucht hatten, einem Feind den Wind zu stehlen, um seine Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit zu mindern. Ernährungstaktik statt Kriegstaktik, sagte sich Ethan.
Die Dyella hatte Schwierigkeiten. Die Achivaren waren genauso schnell und weitaus beweglicher. September gesellte sich zu Ethan und sah sich mit ihm das Spektakel an.
»Eislaufende Stachelschweine«, grunzte er, und blickte zu Ta-hoding, der seinem Rudergänger gerade lässig einen Befehl zurief. »Sind diese Stacheln so scharf, wie sie aussehen?«
»Schärfer«, erwiderte Ta-hoding. »Trotz ihrer kleinen Windfänger. Der Trick beim Fangen von Achivaren besteht darin, sie zu überraschen, wenn sie sich gerade ausruhen oder fressen und ihre Stacheln gesenkt sind.«
»Moware bat mich, zu dir zu gehen.« September deutete zum Bug. »Sie würden gern ein Exemplar fangen, um es mit nach Brass Monkey zu nehmen. Ich habe versucht, ihm und den anderen zu erklären, daß du keine große Lust dazu haben wirst.«
»Diese Achivaren schlafen weder, noch fressen sie, und falls wir anhalten, könnte die Dyella beschließen, daß stachellose Tran eine gefügigere Beute sind als flinke, stachelige Achivaren. Daher werde ich nicht anhalten. Du mußt den Gelehrten meine Entschuldigung übermitteln.«
»Nicht ich. Ich stimme völlig mit dir überein.«
Ethan trat von der Reling zurück. »Ich werde es ihnen sagen. Sie sind es, die es eilig haben, zum Südkontinent zu kommen. Ich werde sie daran erinnern, daß du nur das tust, was sie verlangt haben.« Ta-hoding nickte zustimmend.
Als der Eisklipper die Achivarherde und die Dyella hinter sich zurückgelassen hatte, kochte Moware innerlich, mußte sich aber mit den Bildern und Lauten bescheiden, die sein Recorder aufgezeichnet hatte. Später nahm der frustrierte Xenologe Ethan und Skua beiseite. »Wer bezahlt für diese Reise?«
September grinste nur und wandte sich ab, um weiter eine Linie von Granitzähnen zu beobachten, die in der Ferne durch das Eis stießen. »Das fragst du am besten Ta-hoding oder Hunnar oder einen anderen ihrer Edlen, und du wirst Gelegenheit haben, zu sehen, wie eng der Wendekreis dieses Schiffes ist.«
»Es würde ihre Planung für uns doch bestimmt nicht über den Haufen werfen, wenn wir gelegentlich anhielten, um Musterexemplare mitzunehmen.«
»Ihr seid diejenigen, die es so eilig hatten, schon vergessen? Die Tran haben eingewilligt, euch so schnell wie möglich zum Südkontinent zu bringen. Das tun sie. Man ändert seine Pläne nicht während der Reise. Das ist nicht ihre Art. Diese intelligenten empfindenden Wesen haben für einige weitere Monate darauf verzichtet, ihre Freunde und Lieben zu sehen, um euch zu helfen. Seid zufrieden, daß ihr überhaupt auf diesem Schiff seid. Setzt nicht das Wohlwollen der Tran aufs Spiel. Ihre Geduld ist knapp und ihr Gedächtnis lang. Verärgert sie jetzt, und es wird euch in Zukunft höllisch schwer fallen, sie dazu zu bringen, euch zu helfen.«
Moware dachte über Septembers Rat nach. »Wenn du es sagst – aber es gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Wer sagt, daß es dir gefallen muß?«
Der Xenologe war erbost, aber seine Position war schwach, und September wußte das. Seine Kollegen mochten mit ihm sympathisieren, doch sie würden nicht den guten Willen der Tran aufs Spiel setzen, um für ihn Partei zu ergreifen. Die Meteorologen mußten zum Südkontinent, und für die Geologen wie Jacalan und Blanchard gab es auf dem Eis überhaupt nichts zu studieren. Sie hatten nicht die Absicht, auf Abstechern, Umwegen und unplanmäßigen Kurzerkundungen zu bestehen.
Am nächsten Tag traten sie in das erste ausgedehnte Pika-Pina-Feld ein, und von Moware war nichts mehr zu hören, er vertiefte sich in eine detaillierte Untersuchung der gewaltigen Fundgrube an Flora. Er war viel zu sehr mit seinen Aufnahmen beschäftigt, um über einen Halt zu streiten. Um ein Wochenpensum an Musterexemplaren zu bekommen, mußte er nicht mehr tun, als neben dem Eisklipper zehn Minuten lang ein Sammelnetz schleifen zu lassen.
Ta-hoding führte das Schiff durch das endlose Feld aus Grün und mied dabei die Bestände der größeren, dickeren Pika-Pedan. Die Kufen des Eisklippers schnitten glatt durch das wasserhaltige Grün und ließ Pulpe, andere zermahlene organische Überreste und bereits frisch hervorsprießende Schößlinge hinter sich zurück.
»Hast du hier kürzlich etwas Abweichendes bemerkt, Jungchen?« September stellte sich neben Ethan und leistete ihm beim Starren über den Bugspriet Gesellschaft.
»Das ist eine offene Frage.« Ethan warf beiläufig einen Blick auf das in die Manschette seines Überlebensanzugs eingebaute Thermometer. Es herrschten frische zehn Grad unter Null an diesem Morgen. Nicht schlecht, wenn man bedachte, das die Temperatur kurz vor Sonnenaufgang noch bei minus sechzig gelegen hatte.
»Ich meine unseren guten Freund Williams.«
»Was ist mit ihm?« Ethan sah neugierig durch das Visier seines Anzugs zu September hoch.
Der Hüne wies mit dem Kopf zu den vier Wissenschaftlern, die mittschiffs beieinander standen. Ethan erkannte Williams sofort an seinem abgeschabten Überlebensanzug, der sich deutlich von den sauberen, glänzenden seiner Begleiter abhob.
»Das ist unsere Freundin Hwang, mit der er da herumhängt.«
»So? Sie machen zusammen Beobachtungen. Das überrascht mich nicht. Nachdem er über ein Jahr lang versucht hat, mit einem Paar von Simpeln wie uns zu reden, ist zu erwarten, daß er soviel Zeit wie möglich mit Leuten verbringt, die ihm geistig verwandt sind.«
»Haben die ganze Zeit nichts anderes getan, als zusammen Beobachtungen zu machen; seit wir aus Asurdun weg sind.«
»Du willst doch wohl nicht andeuten, daß sich da mehr entwickeln könnte, als eine rein berufliche Beziehung, oder?«
»Oh, nein. Ich doch nicht, ich doch nicht, Jungchen.«
»Warum glaube ich dir nicht?« Ethan sah Williams seine Sichtscheibe dicht an die Hwangs halten. Bei der begrenzten Reichweite der Sprechmembranen der Anzüge war das eigentlich ganz normal. »Ich bin nicht sicher, ob unsere Freundin Hwang zu mehr überhaupt imstande ist.«
»Laß dich nicht durch ihr Gebaren täuschen, Jungchen! Selbst Stahl kann schmelzen. Unter den richtigen Bedingungen.«
»Tut mir leid, aber ich kann mir unseren Milliken einfach nicht als eine richtige Bedingung vorstellen.«
»Ach ja, kannst du nicht? Korrigiere mal deinen Blickwinkel, Jungchen. In diesem Haufen macht Milliken eine bemerkenswerte Figur, und ich meine nicht seine Körpergröße. Er hat gesehen und erlebt, wovon diese Stubenhocker nur träumen können – und er lebt noch, um davon berichten zu können. Und für die Tran ist er ein echter, wahrer Held. Glaub doch nicht, daß unseren intellektuellen Freunden solche Dinge entgehen. Jemand wie er schneit nach Brass Monkey hinein, auf einem Schiff, das er selbst entworfen hat, bemannt von Tran, die zu Verbündeten zu machen er geholfen hat, und ein akademischer Grad ist keinen Schuß Pulver mehr wert. Kannst du nicht erkennen, wie beeindruckt Hwang von einer solchen Gestalt sein kann?« In Septembers Stimme lag eindeutig Belustigung.
»Mag sein. Aber die ganze Zeit, als wir auf dem Eis waren, hatte ich irgendwie das Gefühl, daß Milliken vielleicht… du weißt schon.«
»Ich dachte das auch, Jungchen, was die neuesten Entwicklungen nur um so verblüffender und interessanter macht. Doch denkt man darüber nach, paßt alles sehr gut zusammen. Unsere Freundin Cheela gehört mehr zur dominierenden Sorte, auch wenn sie ein winziges Persönchen ist und…«
»Hast du nichts Wichtigeres, worüber du spekulieren kannst?« fragte Ethan entrüstet.
»Bestimmt nicht«, antwortete September fröhlich. Er wies auf die Eisfläche, die unter ihnen vorbeizog, auf das ausgedehnte eintönige Pika-Pina-Feld. »Nicht hier draußen, nein. Ich frage mich nur, welchen Reim sich die Tran auf diese Vorgänge machen. Fremdrassig oder nicht, wir haben es hier mit einer Bande von Matrosen zu tun. Matrosen sind Matrosen, egal, welche Form ihre Pupillen oder Füße haben.«
»Behalte es einfach nur für dich, Skua. Was du amüsant findest, könnten sie für blasphemisch, unheilbringend oder sonst etwas halten. Wir wissen nicht, was sie von Romanzen an Bord eines Schiffes halten.«
»Tran würden da nicht so reagieren, aber in einem hast du recht, Jungchen. Ich sollte meine große Klappe halten.« Er wies mit dem Kopf zu dem Gelehrtenquartett. »Es wird aber nicht leicht sein, es geheimzuhalten, so wie die zwei sich aufführen. He, ist dir klar, daß sie gestern…«
Der Wind heulte über den Bug und übertönte die letzten Worte des davonschlendernden September.
Jetzt, da die Idee eingepflanzt war, mußte Ethan feststellen, daß Williams und Hwang seinen Blick wie magnetisch anzogen. Er verfluchte September, weil er ihn mit Belanglosigkeiten ablenkte. Es ging weder ihn noch sonst irgend jemand etwas an, was sich zwischen den beiden abspielte. Sollte es wahr sein, freute er sich jedenfalls für Milliken.
Er bemerkte, daß er still vor sich hin grinste.
Am nächsten Nachmittag begegneten sie keiner Achivar-Herde, sondern einer veritablen Armee davon, die aus dem Süden auf sie zuschoß. Braune und rosa Stacheln erstreckten sich von Horizont zu Horizont. Weibchen und Junge wichen den Kufen der Slanderscree elegant aus, während die größeren männlichen Tiere gelegentlich versuchten, mit ihren Vorderstacheln die Metallträger zu treffen. Der Eisklipper segelte durch ein Meer flaggenbewehrter Spieße.
»Das müssen Hunderttausende sein!« brüllte Moware begeistert, während er vergeblich versuchte, sich zu entscheiden, wohin er seinen Recorder richten sollte.
Hunnar und Ethan beobachteten das erstaunliche Schauspiel Seite an Seite. »Ich habe nie einen so großen Zug gesehen oder davon gehört. Es ist auch nicht die richtige Jahreszeit.«
»Vielleicht haben sie in diesem Teil des Planeten andere Gewohnheiten«, meinte Ethan.
Hunnar machte eine zustimmende Geste. »Vielleicht. Man sollte meinen, daß sie in einer so fruchtbaren Gegend Halt machen, um zu äsen, aber sie hasten weiter nach Norden. Es sieht fast so aus, als würden sie vor etwas davonlaufen.«