Kommt gefälligst

Als Paps wieder zu Hause war, wollte er bei uns sein, alle fünf zusammen, immer. Er trieb uns in die Küche und gab uns große Messer, um Zwiebeln und Korianderblätter zu hacken, während er die trockenen Bohnen sortierte und Reis kochte, und Ma unterhielt sich mit ihm und roch an den Töpfen und zwinkerte uns zu.

Nach dem Essen steckte er uns alle in die Badewanne, ohne Schaum, nur fünfzehn Zentimeter graues Wasser und unsere nackten Hintern, unsere Knie und Ellbogen und unsere drei kleinen Penisse. Paps schrubbte uns kräftig mit einem seifigen Waschlappen ab. Er grub seine Fingernägel in unsere Kopfhaut, als er uns die Haare wusch, und warnte uns, wenn wir Shampoo in die Augen bekämen, sei das unsere Schuld, weil wir so herumzappelten. Wir machten Motorbootgeräusche, manövrierten Styroporstücke um Zahnstocher und Milchflaschendeckelinseln aus Plastik, und wir bemühten uns, tapfer zu sein, wenn er uns packte; wir versuchten, nicht zusammenzuzucken.

Ma beugte sich über das Waschbecken, linste in den Spiegel, zupfte sich die Augenbrauen und bog sich die Wimpern mit glänzenden Metallwerkzeugen. »Nicht so grob«, sagte sie, ohne ihn anzusehen, ohne auch nur zu zwinkern.

Sie trugen beide kein Oberteil; Ma hatte einen fleischfarbenen BH und eine schwere Baumwollarbeitshose an, Paps hatte sich das Hemd ausgezogen, um uns zu waschen. Wir konnten alles sehen – unsere Haut war dunkler als Mas, aber heller als Paps’, Ma war zart und wendig, die Rippen zeichneten sich unter ihren Brüsten ab, Paps war muskulös, Muskeln und Sehnen an den Unterarmen, die Adern in seinen Händen, die lockigen Haare, die sich auf seiner Brust ausbreiteten. Er war wie ein Tier, unser Vater, kräftig und körperlich und instinktiv; seine Schultern breit und kurvig, wir alle, jeder Einzelne, auch Ma, hatten schon darauf gesessen und geritten. Mas Schultern waren klein und führten von ihrem winzigen Vogelhals weg. Sie war kaum größer als eins fünfzig und so leicht, dass selbst Manny sie heben konnte, und wenn Paps sie zerbrechlich nannte, dann meinte er manchmal, dass wir besonders auf sie achtgeben sollten, und manchmal, dass sie leicht zerbrach.

Paps stellte sich hin und pinkelte, und wir sahen seinen stämmigen, fleischigen Penis, sahen, wie dunkel seine Haut dort war, sahen den starken Urinstrahl, lang und laut und beißend. Ma drehte sich um; wir sahen, dass sie ihn beobachtete. Er zog den Reißverschluss zu, stellte sich hinter sie, schob seine Hände unter ihren BH, und Fleischhügel rollten und malmten zwischen seinen Fingern. Das machte uns ganz schwindlig, weil es Ma schwindlig machte, obwohl sie ihn davonschob. Sie spielten miteinander, und keiner wollte aus dem Bad gehen, keiner wollte kämpfen oder planschen oder den Augenblick zunichtemachen.

Paps lehnte an der Wand und sah zu, wie Ma sich wieder in ihr Geschirr zwängte; er grinste und knurrte. Wir beobachteten ihn, wie er zuschaute, wir sahen seinen Hunger, und er wusste, dass wir das sahen und verstanden. Er zwinkerte uns zu; er wollte uns wissen lassen, dass sie ihn glücklich machte.

»Das ist mein Mädchen«, sagte er und gab ihr einen Klaps auf den Po. »So eine gibt’s nicht noch mal.«

»Die holen sich noch eine Lungenentzündung«, sagte Ma, also fischte Paps uns einen nach dem anderen aus der Wanne und rieb uns trocken. Er schnappte sich unsere Knöchel und rieb die Fußsohlen, und wir mussten uns zum Abstützen an seiner Schulter festhalten oder uns in eine Hand voll Afrolocken krallen. Er wischte mit dem Handtuch zwischen unseren Zehen, in unserer Poritze, unter den Armen, kitzelte uns, tat aber so, als würde er gar nicht begreifen, was denn daran so kitzlig wäre. Er rieb uns so lange die Köpfe trocken, bis sie schmerzten und uns schwindlig war.

War Paps mit einem von uns fertig, legte er unsere Handfläche auf seine. Zu Joel und Manny sagte er nichts, aber meine Hand hielt er ein wenig länger hoch, besah sie sich genau und nickte.

»Du bist gewachsen«, sagte er, und ich grinste, streckte den Rücken und hielt triumphierend die Schultern breit.

Ma und Paps unterhielten sich über unsere Körper und wie schnell wir uns veränderten; sie rissen Witze, sie müssten noch ein paar Jungs machen, um uns zu ersetzen. Wir schauten zu; sie sahen einander in die Augen, neckten und lachten; ihre Worte waren warm und weich, und wir schmiegten uns an die Sanftheit ihrer Unterhaltung. Wir alle waren zusammen im Bad, in diesem Augenblick, und nichts war falsch. Meine Brüder und ich waren sauber und satt und hatten keine Angst vor dem Großwerden.

Noch immer in Handtücher gewickelt, stiegen wir wieder in die leere Wanne, und unsere Eltern taten so, als würden sie es nicht bemerken. Wir sahen, wie sie so taten, und fanden es toll. Wir schoben den Duschvorhang zu, drückten uns aneinander und schauten uns mit weit aufgerissenen, wachen Augen an.

»He, warte mal«, sagte Paps in gespielter Überraschung, »wo sind denn die Jungs hin?«

Wir drückten uns die Fäuste gegen die Wangen, um nicht loszuprusten.

»Ach herrje«, sagte Ma. »Die sind einfach verschwunden.«

Wir drückten uns noch enger zusammen. Unsere Knie zitterten vor Anspannung. Sie würden uns finden. Vielleicht würden sie uns erschrecken, den Vorhang zurückreißen und »Hab euch!« rufen. Vielleicht würden sie uns packen und durchkitzeln; vielleicht würden sie sich anschleichen, auf den Wannenrand steigen und über den Vorhang linsen, bis wir es bemerkten. Vielleicht würden sie wie Dinosaurier brüllen, vielleicht würden sie uns verschlingen. Vielleicht würde Paps Joel unter einen und Manny unter den anderen Arm nehmen, und vielleicht würde Ma mich packen und mich im Kreis schwingen lassen, aber was auch immer, wir würden entdeckt werden, meine Brüder und ich, wie wir da zusammen kauerten; sie würden uns an sich reißen und uns hochheben und in die Arme nehmen und festhalten.

Aber dann suchten sie gar nicht nach uns; stattdessen fanden sie sich gegenseitig. Wir hörten sie knutschen und leise stöhnen, und nach einer Weile gingen wir in die Knie, hoben den Vorhang an und linsten darunter hervor. Ma saß auf dem Waschbecken, den Rücken am Spiegel, die Beine um Paps’ Taille geschlungen. Sie fuhr mit ihren Fingern seinen Rücken hinauf und hinunter. Ihre Hände waren klein und leicht, und die lackierten Fingernägel zogen Furchen in Paps’ Haut.

Seine Hände wirkten auf ihrem Körper riesig. Er packte sie an den Hüften, zog sie zu sich hin, schob sie von sich weg, stetig, heimlich, drückte gerade fest genug, dass seine Finger in ihren Seiten zu versinken schienen wie in Treibsand, und als ich ihr ins Gesicht schaute, schien es, als hätte sie Schmerzen, aber sie wirkte nicht ängstlich, so als wäre der Schmerz gewollt.

Wir sahen alles – dass Paps’ Blue Jeans an der Stelle ausgeblichen war, wo er seine Brieftasche trug, die Muskeln seines Bauchs, dass Ma die Augen zu hatte, Paps aber seine offen, dass er sie biss, dass sie sich beide fest aneinanderklammerten, dass Mas Knöchel überkreuzt waren und sie die Zehen reckte. Ihre Beine umschlangen und ließen ihn los, und er lehnte sie so weit zurück, dass ihre Haut die Haut ihres Spiegelbilds berührte, wie das Foto, das ich mal von siamesischen Zwillingen gesehen hatte. Der Wasserhahn bohrte sich in ihren unteren Rücken, das muss ihr wehgetan haben, das alles muss wehgetan haben, weil Paps viel größer und stämmiger war, und er war grob zu ihr, so wie er es mit uns gewesen war. Wir sahen auch, dass es ihr wehtun musste, ihn zu lieben.

Paps lehnte Ma ganz weit zurück, ihr Haar kam durcheinander und spiegelte sich. Er biss ihr in den Hals wie in einen Apfel, und sie rollte den Kopf beiseite und entdeckte uns. Sie lächelte. Sie zog Paps’ Kopf von sich fort und drehte ihn um, damit er uns auch entdeckte.

»Ich dachte, ihr seid verschwunden«, sagte er.

»Du solltest nach uns suchen«, sagte Manny.

»Ich glaub, ich hab was Besseres gefunden«, erwiderte Paps, und Ma schlug ihm gegen die Brust und schimpfte ihn einen Mistkerl. Sie machte sich von ihm los, rückte sich die Kleidung zurecht und strich sich die Haare glatt. Wieder wollte Paps sie am Hals küssen, doch sie entzog sich ihm.

»Hol meine Stiefel aus dem Schrank«, bat sie. »Bitte, Papi, ich bin schon zu spät.«

Wir seufzten und ließen uns auf den Po sinken, doch kaum war Paps aus dem Bad verschwunden, machte Ma das Licht aus, schloss die Tür, stieg zu uns in die Wanne und zog den Vorhang zu. Es war vollkommen dunkel; wir konnten sie nicht mal sehen, aber ihre Arme um uns spüren, und ihre Haare kitzelten meine nackten Schultern.

»Wir zeigen es ihm«, sagte Ma, und wir liebten sie in diesem Augenblick mit aller Kraft.

Wir hörten, wie er die Treppe hochstapfte. Wir hielten uns bereit. Dann lag seine Hand auf dem Türknauf, er hielt inne, und eine Sekunde lang schien es, als hätte er uns durchschaut, doch dann kam er herein, machte das Licht an, und wir stürzten hinter dem Vorhang hervor, drängten ihn auf den Flur hinaus und drückten ihn zu Boden. Ma hockte sich auf seinen Brustkorb, und wir kitzelten ihn überall. Er lachte aus tiefster Kehle, strampelte mit den Beinen und sagte: »Nein! Nein! Nein!«, lachte und lachte, bis er nur noch keuchte und ihm die Tränen in den Augen standen – doch selbst dann kitzelten wir weiter, bohrten ihm die Finger in die Seiten und kitzelten ihn an den Füßen, und alle lachten und machten so viel Krach wie nur möglich, doch keiner war so laut wie Paps.

»Nein! Nein! Nein! Nein!«, sagte er weinend und noch immer lachend. »Ich krieg keine Luft mehr!«

»Also gut«, sagte Ma, »es reicht.«

Aber es reichte nicht. Uns waren die Handtücher abgefallen, Blut pumpte durch unsere nackten Leiber, unsere Hände zitterten vor Energie, wir waren lebendig, und es war nicht genug; wir wollten mehr. Wir kitzelten auch Ma, piksten sie, und sie ließ sich auf Paps’ Brust fallen und schützte ihren Kopf, und er schlang seine Arme um sie.

Dann gab Manny Ma einen festen Schlag auf den Rücken. Er klang so satt, dieser Schlag seiner flachen Hand auf ihrer Haut.

»Ihr solltet uns suchen«, sagte er.

Joel und ich erstarrten, warteten auf irgendwelche Anzeichen von Ärger, warteten darauf, dass Paps etwas tat, ihm drohte, ihn schlug, irgendetwas. Wir standen da, Schultern eingezogen, wach wie aufgeschreckte Katzen, aber nichts passierte. Wieder schlug ihr Manny auf den Rücken, noch immer nichts. Stille. Ma legte nur ihre Hände auf Paps’ Handgelenke. Ihre Haare bedeckten ihre Gesichter. Und wir begriffen, dass wir das durften, dass es erlaubt war, dass niemand etwas sagen würde.

Joel trat gegen Paps’ Oberschenkel, so fest er nur konnte.

»Ja«, sagte er, »du solltest uns suchen.«

Ich machte mit, wollte Paps treten, traf aber Ma; es fühlte sich weich und gemein und richtig an. Dann traten und schlugen wir alle drei gleichzeitig, und die beiden sagten kein Wort, rührten sich nicht mal; das einzige Geräusch war das von Haut und Aufprall und Atemzügen, und dann unser Zorn: Warum habt ihr uns nicht gesucht, warum tut ihr nicht das, was ihr sollt, uns suchen, warum nicht, weil ihr böse seid, böse, böse, böse, warum könnt ihr nicht was richtig machen, warum nicht, wir hassen euch, ihr sollt uns suchen, wir hassen euch, alle hassen euch, das nächste Mal kommt ihr gefälligst und sucht uns, das nächste Mal kommt ihr gefälligst.

Wir schlugen immer weiter; wir durften sein, was wir waren, verängstigt, rachsüchtig – kleine Tiere, die sich an das krallten, was sie brauchten.