11,1 O. sich erfüllt haben.

21,15 O. schon von Geburt an.

31,17 S. Maleachi 3,23-24.

41,28 Einige Handschriften fügen hinzu Gesegnet bist du unter den Frauen.

51,33 Griech. über das Haus Jakobs.

62,11 Übersetzung von Hebr. Messias, d. h. der Gesalbte.

72,14 O. Und Friede auf Erden für alle Menschen, die Gott gefallen. In manchen Handschriften heißt es: … Friede auf Erden und Freundlichkeit unter den Menschen.

82,23 2. Mose 13,2.

92,24 3. Mose 12,8.

102,49 O. »Habt ihr denn nicht gewusst, dass ich mich mit den Dingen meines Vaters beschäftigen muss?«.

113,1a Griech. Herodes war Vierfürst. Herodes Antipas war ein Sohn von König Herodes.

123,1b Griech. Vierfürst; so auch in 3,19.

133,3 Griech. predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

143,4–6 Jesaja 40,3–5.

153,16a O. in.

163,16b Griech. ihm die Sandalen aufzubinden.

173,16c O. im Heiligen Geist und in Feuer.

183,22 In manchen Handschriften heißt es und heute bin ich dein Vater geworden.

193,32 Griech. Sala; s. Rut 4,21.

203,33Arni ist mit Ram identisch; s. 1. Chronik 2,9–10.

214,4 5. Mose 8,3. Griech. heißt es der Mensch wird nicht von Brot allein leben.

224,8 5. Mose 6,13.

234,10–11 Psalm 91,11–12.

244,12 5. Mose 6,16.

254,13 Griech. Und nachdem er vollendet hatte jede Versuchung, entfernte sich der Teufel von ihm zu gelegener Zeit.

264,18–19 O. das angenehme Jahr des Herrn auszurufen; Jesaja 61,1-2.

274,44 In einigen Handschriften steht in Galiläa.

285,3 Simon wird ab 6,14 Petrus genannt.

295,30 Griech. mit Steuereintreibern und Sündern.

306,41 Griech. deines Bruders.

317,23 O. die sich nicht meinetwegen vom Glauben abwenden.

327,27 Maleachi 3,1.

337,29 O. priesen Gott.

347,35 O. Doch Weisheit wird durch alle ihre Kinder bestätigt.

357,37 Griech. ein Alabastergefäß.

367,41 Ein Denar entsprach einem vollen Tagelohn.

378,10 Jesaja 6,9.

388,18 Griech. Wer hat, dem wird gegeben werden.

398,26 In manchen Handschriften heißt es Gadarener oder Gergesener; s. Matthäus u. Markus 5,1.

408,43 In einigen Handschriften fehlt die Wendung Sie hatte ihr ganzes Vermögen für Ärzte ausgegeben.

418,48 Griech. gerettet.

429,7 Griech. der Tetrarch Herodes. Er war ein Sohn von König Herodes und herrschte über einen der vier Regierungsbezirke in Palästina.

439,25 Wörtlich … aber dabei sich selbst verliert oder schweren Schaden erleidet?

449,33 Griech. Tabernakel.

459,35 In manchen Handschriften heißt es Dies ist mein geliebter Sohn.

469,54 Einige Handschriften fügen hinzu wie Elia es tat.

479,55 Einige Handschriften fügen hinzu Und er sagte: »Ihr merkt gar nicht, was für Herzen ihr habt. 56Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um das Leben der Menschen zu vernichten, sondern um sie zu retten.«

489,60 Griech. Lass die Toten ihre eigenen Toten begraben.

4910,1 In einigen Handschriften steht siebzig; so auch in 10,17.

5010,15 Griech. in den Hades.

5110,27 5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18.

5210,32 Griech. ein Levit.

5310,35 Ein Denar entsprach etwa einem vollen Tagelohn.

5411,2-4 In manchen Handschriften finden sich weitere Teile des Vaterunsers; vgl. Matthäus 6,9-13.

5511,8 Griech. um der Schande zu entgehen oder wegen [eurer] Beharrlichkeit.

5611,15 Griech. Beelzebul; so auch in 11,18.19.

5711,23 Griech. und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

5811,24 Griech. Ich will wieder in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.

5911,31a Griech. die Königin des Südens; vgl. 1.€Könige 10,1-10.

6011,31b Im Griech. fehlt die Wendung doch ihr weigert euch, auf ihn zu hören; so auch in 11,32 doch ihr weigert euch zu bereuen.

6111,32 Vgl. Jona 3,5.

6211,42 Griech. den Zehnten von Minze, Raute und Gemüse.

6311,49 Griech. Deshalb sagte die Weisheit Gottes.

6412,38 Griech. in der zweiten oder dritten Nachtwache.

6513,16 Griech. diese Frau, eine Tochter Abrahams.

6613,21 Griech. drei Maß.

6713,30 Griech. Einige sind Letzte, die Erste sein werden, und einige sind Erste, die Letzte sein werden.

6813,35 Psalm 118,26.

6914,2 Normalerweise übersetzt mit der wassersüchtig war.

7014,5 In manchen Handschriften heißt es euer Esel.

7114,26 Griech. muss seinen eigenen Vater … hassen.

7215,8 Eine Drachme entsprach etwa einem vollen Tagelohn.

7315,21 Manche Handschriften fügen hinzu Bitte stell mich als einen deiner Tagelöhner ein.

7416,6 Griech. 100 bat … 50 [bat]; ein Bat umfasste etwa 36 Liter.

7516,7 Griech.: 100 kor … 80 kor; ein Kor umfasste zehn Bat, also etwa 360 Liter.

7616,9a Wörtlich den ungerechten Mammon.

7716,9b O. Wenn er euch dann am Ende dieses Lebens ausgeht, werden eure Freunde euch in den ewigen Wohnstätten willkommen heißen.

7816,17 Griech. Eher werden Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur der kleinste Strich des Gesetzes vergeht.

7916,22 Griech. in Abrahams Schoß.

8016,23 Griech. in den Hades.

8117,20 O. durch eure Spekulationen oder so, dass man es beobachten könnte.

8217,21 O. in euch.

8317,30 O. bis zu dem Tag, an dem sich der Menschensohn offenbart.

8417,31 Griech. auf dem Dach.

8517,35 In manchen Handschriften folgt Vers 36: Zwei Männer werden auf dem Feld arbeiten; der eine wird weggenommen, der andere dagegen zurückgelassen werden.

8617,37 Griech. Wo Aas liegt, da sammeln sich die Geier.

8718,5 Griech. sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mir ins Gesicht.

8818,14 Griech. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

8918,20 2. Mose 20,12-16; 5. Mose 5,16-20.

9019,13 Griech. zehn Minen; eine Mine entsprach etwa drei Monatslöhnen.

9119,26 Griech. Wer hat, dem wird gegeben werden, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat.

9219,38 Psalm 118,26; 148,1.

9319,46 Jesaja 56,7; Jeremia 7,11.

9420,2 O. In wessen Vollmacht tust du diese Dinge?

9520,17 Psalm 118,22.

9620,24 Griech. einen Denar.

9720,28 5. Mose 25,5–6.

9820,37 2. Mose 3,6.

9920,42-43 Psalm 110,1.

10021,2 Griech. zwei Lepta; ein Lepton war die kleinste griech. Münze.

10121,8 Griech. sagen: ›Ich bin es‹.

10221,27 S. Daniel 7,13.

10321,32 O. dieses Zeitalter oder diese Nation.

10422,19–20 In manchen Handschriften fehlt 22,19b–20: für euch gegeben … vergießen werde.

10522,37 Jesaja 53,12.

10622,43–44 Diese Verse sind in vielen frühen Handschriften nicht enthalten.

10722,66 Griech. dem Sanhedrin.

10822,67 Griech. der Gesalbte.

10922,69 S. Psalm 110,1.

11023,16 In manchen Handschriften folgt Vers 17: Denn er musste ihnen aus Anlass des Festes einen [Gefangenen] freilassen.

11123,26 Kyrene war eine Stadt in Nordafrika.

11223,31 O. Wenn diese Dinge dem lebendigen Baum widerfahren, wie wird es dann erst dem verdorrten Baum ergehen?

11323,33 Manchmal übersetzt mit Kalvarienberg, nach dem lateinischen Wort calvaria, d.h. »Schädel«.

11423,34a Dieser Satz ist in vielen frühen Handschriften nicht enthalten.

11523,34b Griech. warfen Lose; s. Psalm 22,19.

11623,46a Psalm 31,6.

11723,46b Griech. hauchte er den Geist aus.

11823,47 O. gerecht.

11923,48 Griech. schlugen sich an die Brust und gingen …

12023,54 Griech. am Tag der Vorbereitung.

12124,1 Griech. Doch am ersten Tag der Woche, ganz früh am Morgen.

12224,12 In manchen Handschriften fehlt dieser Vers.

12324,13 Griech. 60 Stadien; das sind 11,1 km.

12424,32 Griech. Brannte nicht unser Herz in uns.

12524,34 Griech. Simon.

12624,36 In manchen Handschriften fehlt der Satz Er sagte: »Friede sei mit euch.«

12724,40 In manchen Handschriften fehlt dieser Vers.

12824,51 In manchen Handschriften fehlt die Wendung und wurde in den Himmel hinaufgehoben.

12924,52 In manchen Handschriften fehlt die Wendung beteten ihn an und.

Das Evangelium von Johannes

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Inhaltsverzeichnis

Das Evangelium von Johannes

Christus, das ewige Wort

1Joh Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2Er1 war am Anfang bei Gott. 3Durch ihn wurde alles geschaffen, was ist. Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat. 4Das Leben selbst war in ihm, und dieses Leben schenkt allen Menschen Licht. 5Das Licht scheint in der Dunkelheit, und die Dunkelheit konnte es nicht auslöschen.

6Gott sandte Johannes den Täufer, 7um allen Menschen von dem Licht zu erzählen, damit durch ihn alle daran glauben. 8Johannes selbst war nicht das Licht; er war nur ein Zeuge für das Licht. 9Der, der das wahre Licht ist, das alle Menschen erleuchtet, sollte erst noch in die Welt kommen.

10Doch obwohl die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannte die Welt ihn nicht, als er kam. 11Er kam in die Welt, die ihm gehört, und sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf. 12All denen aber, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. 13Sie wurden dies weder durch ihre Abstammung noch durch menschliches Bemühen oder Absicht, sondern dieses neue Leben kommt von Gott.

14Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat.

15Auf ihn wies Johannes die Menschen hin. Er rief ihnen zu: »Das ist der, von dem ich gesagt habe: ›Es kommt einer nach mir, der ist größer als ich, denn er war da, lange bevor es mich gab.‹«

16Immer und immer wieder haben wir den Reichtum seines Segens2 empfangen. 17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; Gottes Gnade und Wahrheit kamen durch Jesus Christus. 18Niemand hat Gott je gesehen. Doch sein einziger Sohn, der selbst Gott ist3, ist dem Herzen des Vaters ganz nahe; er hat uns von ihm erzählt.

Das Zeugnis Johannes des Täufers

19Die führenden Männer des jüdischen Volkes schickten Priester und Leviten aus Jerusalem zu Johannes, um ihn zu fragen: »Wer bist du eigentlich?« 20Johannes schwieg nicht, sondern bekannte klar und deutlich: »Ich bin nicht der Christus4

21»Wer bist du dann?«, fragten sie. »Bist du Elia?«

»Nein«, erwiderte er.

»Bist du der Prophet?«5

»Nein.«

22»Wer bist du dann? Sag es uns, damit wir die Antwort denen überbringen können, die uns geschickt haben. Was sagst du selbst, wer du bist?«

23Johannes antwortete mit den Worten des Propheten Jesaja:

»Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: ›Ebnet den Weg für das Kommen des Herrn!‹«6

24Darauf fragten ihn die Abgesandten der Pharisäer: 25»Wenn du weder der Christus noch Elia oder der Prophet bist, mit welchem Recht taufst du dann?«

26Johannes antwortete ihnen: »Ich taufe nur mit7 Wasser, doch hier mitten unter euch steht einer, den ihr noch nicht kennt. 27Er wird aber schon bald nach mir kommen. Ich bin nicht einmal wert, sein Diener zu sein828Diese Begebenheit ereignete sich in Betanien, einem Dorf am Ostufer des Jordan, wo Johannes taufte.

Jesus, das Lamm Gottes

29Am nächsten Tag, als Johannes Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: »Seht her! Da ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! 30Er ist es, von dem ich sagte: ›Bald nach mir kommt ein Mann, der größer ist als ich, denn er war da, lange bevor es mich gab.‹ 31Ich kannte ihn nicht. Aber um Israel die Augen für ihn zu öffnen, bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft.«

32Und er fuhr fort: »Ich sah den Heiligen Geist wie eine Taube vom Himmel herabkommen und sich auf ihm niederlassen. 33Ich kannte ihn nicht, doch Gott, der mir den Auftrag gegeben hat, mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: ›Der, auf den du den Heiligen Geist herabkommen und sich niederlassen siehst, ist der, den du suchst. Er ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.‹ 34Das habe ich nun gesehen und deshalb bezeuge ich, dass dieser Mann der Sohn Gottes ist.9«

Die ersten Jünger

35Am nächsten Tag stand Johannes an der gleichen Stelle und zwei seiner Jünger waren bei ihm. 36Als Jesus vorüberging, blickte Johannes ihn an und rief aus: »Seht hin! Dieser ist das Lamm Gottes!« 37Da wandten sich seine beiden Jünger um und folgten Jesus.

38Jesus schaute sich um und sah, dass sie ihm folgten. »Was wollt ihr?«, fragte er sie.

Sie antworteten: »Rabbi« (das bedeutet: Meister), »wo wohnst du?«

39»Kommt mit, dann werdet ihr es sehen«, sagte er. Es war etwa vier Uhr nachmittags, als sie mit ihm dorthin gingen, und sie blieben für den Rest des Tages dort.

40Andreas, der Bruder von Simon Petrus, war einer der beiden Männer, die Jesus gefolgt waren, weil sie gehört hatten, was Johannes über ihn sagte. 41Sofort suchte er seinen Bruder Simon auf und erzählte ihm: »Wir haben den Messias gefunden« (das bedeutet: den Christus10).

42Dann nahm Andreas Simon mit zu Jesus. Jesus sah ihn aufmerksam an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes – doch du wirst Kephas genannt werden« (das bedeutet: Petrus11).

43Als Jesus am nächsten Tag beschloss, nach Galiläa zu gehen, begegnete er Philippus und sagte zu ihm: »Komm mit und folge mir nach.«44Philippus stammte aus Betsaida, der Heimatstadt von Andreas und Petrus.

45Philippus machte sich auf die Suche nach Nathanael und erzählte ihm: »Wir haben den gefunden, von dem Mose und die Propheten geschrieben haben! Es ist Jesus, der Sohn von Josef aus Nazareth.«

46»Aus Nazareth!«, rief Nathanael aus. »Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?«

Philippus antwortete: »Komm mit und überzeuge dich selbst.«

47Als Jesus Nathanael auf sich zukommen sah, sagte er: »Da kommt ein aufrechter Mann – ein wahrer Sohn Israels.«

48Nathanael fragte: »Woher kennst du mich?«

Jesus antwortete: »Ich sah dich unter dem Feigenbaum, noch bevor Philippus dich rief.«

49Da antwortete Nathanael: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes – du bist der König Israels!«

50Jesus entgegnete: »Glaubst du das jetzt nur, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst viel Größeres sehen.« 51Und er fuhr fort: »Ich versichere euch: Ihr werdet sehen, dass der Himmel offen steht und die Engel Gottes über dem Menschensohn hinauf- und herabsteigen.«12

Die Hochzeit in Kana

2Joh Am übernächsten Tag13 war die Mutter von Jesus bei einer Hochzeitsfeier in Kana, einem Dorf in Galiläa. 2Auch Jesus und seine Jünger waren zu der Feier eingeladen. 3Während des Festes ging der Wein aus, und die Mutter von Jesus machte ihn darauf aufmerksam. »Sie haben keinen Wein mehr«, sagte sie zu ihm.

4»Was hat das mit mir und dir zu tun?«, fragte Jesus. »Meine Zeit ist noch nicht gekommen.«

5Doch seine Mutter wies die Diener an: »Tut, was immer er euch befiehlt.«

6Im Haus gab es sechs steinerne Wasserbehälter, die für die vorgeschriebenen Reinigungshandlungen der Juden verwendet wurden und jeweils rund hundert Liter14 fassten. 7Jesus sprach zu den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser.« Als sie die Krüge bis zum Rand gefüllt hatten, 8sagte er: »Schöpft daraus und bringt es dem Zeremonienmeister.« Sie folgten seiner Anweisung.

9Der Zeremonienmeister kostete von dem Wasser, das nun Wein war. Da er nicht wusste, woher der Wein kam – denn nur die Diener, die ihn geschöpft hatten, wussten es –, ließ er den Bräutigam holen. 10»Eigentlich schenkt ein Gastgeber den besseren Wein zuerst aus«, sagte er. »Später, wenn alle betrunken sind und es ihnen nichts mehr ausmacht, holt er den weniger guten. Du dagegen hast den besten Wein bis jetzt zurückbehalten!«

11Durch dieses Wunder in Kana in Galiläa zeigte Jesus zum ersten Mal seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

12Nach der Hochzeit ging er nach Kapernaum, wo er einige Tage mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern verbrachte.

Jesus reinigt den Tempel

13Das alljährliche Passahfest stand bevor, und Jesus ging nach Jerusalem. 14Im Hof des Tempels sah er Händler, die Rinder, Schafe und Tauben als Opfertiere zum Verkauf anboten; und er sah Geldwechsler hinter ihren Tischen sitzen. 15Da machte Jesus aus Stricken eine Peitsche und jagte sie alle aus dem Tempel. Er trieb die Schafe und Rinder hinaus, warf die Münzen der Geldwechsler auf den Boden und stieß ihre Tische um. 16Dann ging er zu den Taubenverkäufern und befahl ihnen: »Schafft das alles fort. Macht aus dem Haus meines Vaters keinen Marktplatz!«

17Da erinnerten sich die Jünger an die Prophezeiung aus der Schrift: »Die Leidenschaft für dein Haus brennt in mir.«15

18»Woher nimmst du das Recht, so etwas zu tun?«, fragten die Juden. »Wenn du diese Vollmacht von Gott hast, dann beweise es uns durch ein Wunder.«

19»Nun gut«, erwiderte Jesus. »Zerstört diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.«

20»Was?«, riefen sie aus. »Es hat sechsundvierzig Jahre gedauert, diesen Tempel zu bauen, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?« 21Doch Jesus hatte mit »diesem Tempel« seinen eigenen Körper gemeint. 22Später, als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich die Jünger an das, was Jesus gesagt hatte. Und sie glaubten der Schrift und den Worten von Jesus.

23Durch die Wunder16, die er während des Passahfestes in Jerusalem tat, glaubten viele Menschen an seinen Namen. 24Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie und wusste, wie es in den Menschen wirklich aussieht. 25Ihm brauchte über die menschliche Natur niemand etwas zu sagen.

Jesus und Nikodemus

3Joh Eines Nachts kam ein Pharisäer mit Namen Nikodemus 2zu Jesus, der zu den führenden Juden zählte. »Meister«, sagte er, »wir alle wissen, dass Gott dich gesandt hat, um uns zu lehren. Die Wunder, die du tust, beweisen, dass Gott mit dir ist.«

3Jesus erwiderte: »Ich versichere dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.«

4»Was meinst du damit?«, rief Nikodemus aus. »Wie kann denn ein alter Mensch wieder in den Leib seiner Mutter zurückkehren und zum zweiten Mal geboren werden?«

5Jesus erwiderte: »Ich sage dir: Niemand kommt in das Reich Gottes, der nicht aus Wasser und Geist17 geboren wird. 6Menschen können nur menschliches Leben hervorbringen, der Heilige Geist jedoch schenkt neues Leben von Gott her. 7Darum wundere dich nicht, wenn ich sage, dass ihr von Neuem geboren werden müsst. 8Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn zwar, aber du kannst nicht sagen, woher er kommt oder wohin er geht. So kannst du auch nicht erklären, wie die Menschen aus dem Geist geboren werden.«

9»Aber wie geschieht so etwas?«, fragte Nikodemus.

10Jesus antwortete: »Du bist ein angesehener Lehrer Israels, und trotzdem weißt du das nicht? 11Ich versichere dir: Wir reden nur von dem, was wir wissen und gesehen haben, und erzählen es weiter. Doch ihr wollt unseren Worten nicht glauben. 12Aber wenn ihr mir nicht einmal glaubt, wenn ich euch von Dingen erzähle, die hier auf Erden geschehen, wie werdet ihr mir dann glauben können, wenn ich euch sage, was im Himmel geschieht? 13Es ist noch nie jemand in den Himmel hinaufgestiegen, bis auf den Menschensohn,18 der vom Himmel herab auf die Erde gekommen ist. 14Und wie Mose in der Wüste die Bronzeschlange auf einem Pfahl aufgerichtet hat, so muss auch der Menschensohn an einem Pfahl19 aufgerichtet werden, 15damit jeder, der glaubt, das ewige Leben hat.

16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. 17Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch seinen Sohn zu retten.

18Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, ist schon verurteilt, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 19Und so vollzieht sich das Gericht: Das Licht ist vom Himmel in die Welt gekommen, aber sie liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, weil ihre Taten böse waren. 20Sie hassen das Licht, weil sie im Dunkeln Böses tun. Sie bleiben dem Licht fern, weil sie Angst haben, dass ihre Taten aufgedeckt werden. 21Wer sich aber nach der Wahrheit ausrichtet, tritt ans Licht und jeder kann sehen, dass er in Verantwortung vor Gott handelt.«

Johannes der Täufer bezeugt Jesus

22Danach verließen Jesus und seine Jünger Jerusalem. Sie blieben aber noch eine Zeit lang in Judäa und tauften dort.

23Zu dieser Zeit taufte Johannes der Täufer in Änon, in der Nähe von Salim, weil es dort reichlich Wasser gab. Und viele Leute kamen zu ihm, um sich taufen zu lassen. 24Das war, bevor Johannes ins Gefängnis geworfen wurde. 25Eines Tages fingen die Jünger des Johannes ein Streitgespräch mit einem Juden über die Reinigungsvorschriften an. 26Daraufhin kamen sie zu Johannes und sagten: »Meister, der Mann, dem du auf der anderen Seite des Jordan begegnet bist und auf den du hingewiesen hast – der tauft auch Menschen. Und anstatt zu uns kommen nun alle zu ihm.«

27Johannes erwiderte: »Ein Mensch kann sich nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel her gegeben wird. 28Ihr wisst selbst, dass ich euch ganz offen gesagt habe: ›Ich bin nicht der Christus. Ich bin von Gott beauftragt, ihm den Weg zu bereiten – mehr nicht.‹ 29Wo die Braut hingeht, da ist der Bräutigam. Und der Freund des Bräutigams, der dasteht und ihm zuhört, freut sich an der Stimme des Bräutigams. Darüber freue auch ich mich – und meine Freude ist nun vollkommen. 30Er muss immer größer werden und ich immer geringer.

31Er ist von oben gekommen und ist größer als jeder andere. Ich bin von der Erde, und mein Verständnis beschränkt sich auf die irdischen Dinge. Davon kann ich sprechen. Er aber ist vom Himmel gekommen.2032Er sagt, was er gesehen und gehört hat, doch niemand glaubt, was er ihnen sagt! 33Wer ihm glaubt, bestätigt damit, dass Gott wahrhaftig ist. 34Denn er ist von Gott gesandt. Und er spricht Gottes Worte, denn Gott gibt ihm seinen Geist ohne jede Einschränkung. 35Der Vater liebt seinen Sohn und hat ihm Macht über alles gegeben. 36Und alle, die an den Sohn Gottes glauben, haben das ewige Leben. Doch die, die dem Sohn nicht gehorchen, werden das ewige Leben nie erfahren, sondern der Zorn Gottes liegt weiterhin auf ihnen.«

Jesus und die Samariterin

4Joh Jesus21 hörte, was den Pharisäern berichtet wurde: »Jesus macht mehr Menschen zu Jüngern und tauft mehr als Johannes.« 2Allerdings taufte Jesus nicht selbst, sondern seine Jünger. 3Da verließ er Judäa und ging wieder zurück nach Galiläa.

4Sein Weg führte ihn durch Samarien. 5Er kam zu der samaritischen Stadt Sychar, in der Nähe des Feldes, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. 6Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Erschöpft von der langen Wanderung setzte Jesus sich um die Mittagszeit an den Brunnen. 7Kurz darauf kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: »Bitte, gib mir zu trinken.«8Er war zu diesem Zeitpunkt allein, denn seine Jünger waren ins Dorf gegangen, um etwas zu essen zu kaufen.

9Die Frau war überrascht, denn sonst wollen die Juden nichts mit den Samaritern zu tun haben. Sie erwiderte: »Du bist ein Jude und ich bin eine Samariterin. Warum bittest du mich, dir zu trinken zu geben?«

10Jesus antwortete: »Wenn du wüsstest, welche Gabe Gott für dich bereithält und wer der ist, der zu dir sagt: ›Gib mir zu trinken‹, dann wärst du diejenige, die ihn bittet, und er würde dir lebendiges Wasser geben.«

11»Aber, Herr, du hast weder ein Seil noch einen Eimer«, entgegnete sie, »und dieser Brunnen ist sehr tief. Woher willst du denn dieses lebendige Wasser nehmen? 12Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen hinterließ? Wie kannst du besseres Wasser versprechen, als er und seine Söhne und sein Vieh hatten?«

13Jesus erwiderte: »Wenn die Menschen dieses Wasser getrunken haben, werden sie schon nach kurzer Zeit wieder durstig. 14Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr Durst haben. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die unaufhörlich bis ins ewige Leben fließt.«

15»Bitte, Herr«, sagte die Frau, »gib mir von diesem Wasser! Dann werde ich nie wieder durstig und brauche nicht mehr herzukommen, um Wasser zu schöpfen.«

16»Geh, rufe deinen Mann und komm mit ihm hierher«, sagte Jesus zu ihr.

17»Ich habe keinen Mann«, entgegnete die Frau.

Jesus sagte: »Das stimmt! Du hast keinen Mann.18Du hattest fünf Ehemänner, und mit dem Mann, mit dem du jetzt zusammenlebst, bist du nicht verheiratet. Das hast du richtig gesagt.«

19»Herr«, sagte die Frau, »ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20Sage mir doch, warum ihr Juden darauf besteht, dass Jerusalem der einzige Ort ist, um Gott anzubeten. Wir Samariter dagegen behaupten, dass es dieser Berg hier ist, wo unsere Vorfahren gebetet haben.«

21Jesus erwiderte: »Glaube mir, es kommt die Zeit, in der es keine Rolle mehr spielt, ob ihr den Vater hier oder in Jerusalem anbetet. 22Ihr Samariter wisst wenig über den, den ihr anbetet – wir Juden dagegen kennen ihn, denn die Erlösung kommt durch die Juden.23Aber die Zeit kommt, ja sie ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten. Der Vater sucht Menschen, die ihn so anbeten. 24Denn Gott ist Geist; deshalb müssen die, die ihn anbeten wollen, ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.«

25Die Frau sagte: »Ich weiß, dass der Messias kommen wird – der, den man den Christus nennt. Wenn er kommt, wird er uns alle diese Dinge erklären.«

26Da sagte Jesus zu ihr: »Ich bin es, der mit dir spricht!«

27In diesem Augenblick kehrten seine Jünger zurück. Sie waren erstaunt, ihn im Gespräch mit einer Frau zu sehen, aber keiner fragte ihn, warum er das tat oder worüber sie gesprochen hatten. 28Die Frau ließ ihren Krug neben dem Brunnen stehen, lief ins Dorf zurück und erzählte allen: 29»Kommt mit und lernt einen Mann kennen, der mir alles ins Gesicht gesagt hat, was ich jemals getan habe! Könnte das vielleicht der Christus sein?« 30Da strömten die Leute aus dem Dorf herbei, um ihn zu sehen.

31Inzwischen drängten die Jünger Jesus, etwas zu essen. 32»Nein«, sagte er, »ich lebe von einer Nahrung, von der ihr nichts wisst.«

33»Wer sie ihm wohl gebracht hat?«, fragten die Jünger einander.

34Da erklärte Jesus: »Meine Nahrung ist, dass ich den Willen Gottes tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende.35Meint ihr etwa, dass erst in vier Monaten zum Ende des Sommers die Zeit der Ernte beginnen wird? Schaut euch doch um! Überall reifen die Felder heran und sind schon jetzt bereit zur Ernte.36Der Erntearbeiter erhält guten Lohn, und die Früchte, die er einsammelt, sind Menschen, die zum ewigen Leben geführt werden. Welche Freude erwartet beide zugleich: den, der pflanzt, und den, der erntet!37Ihr kennt den Spruch: ›Der eine pflanzt und ein anderer erntet.‹ Das ist wahr.38Ich habe euch ausgesandt zu ernten, was ihr vorher nicht selbst erarbeitet habt; andere hatten diese Arbeit schon getan, und ihr werdet nun die Ernte einbringen.«

Viele Samariter glauben

39Viele Samariter aus dem Dorf glaubten nun an Jesus, weil die Frau ihnen erzählt hatte: »Er hat mir alles ins Gesicht gesagt, was ich jemals getan habe!« 40Als sie dann mit Jesus zusammentrafen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben. Deshalb blieb er noch zwei Tage 41und noch viel mehr Menschen hörten seine Botschaft und glaubten an ihn. 42Zu der Frau sagten sie: »Nun glauben wir, weil wir ihn selbst gehört haben, und nicht nur aufgrund deiner Worte. Jetzt wissen wir, dass er wirklich der Retter der Welt ist.«

Jesus heilt den Sohn eines Beamten

43Nach diesen zwei Tagen setzte Jesus seine Reise nach Galiläa fort. 44Jesus hatte selbst einmal gesagt: »Ein Prophet wird überall geehrt, nur nicht in seiner eigenen Heimat.«45Doch als er dort ankam, nahmen ihn die Galiläer herzlich auf. Denn sie waren beim Passahfest in Jerusalem gewesen und hatten gesehen, was er dort getan hatte.

46Seine Reise durch Galiläa führte ihn auch wieder in die Stadt Kana, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kapernaum lebte ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank war. 47Als er hörte, dass Jesus aus Judäa gekommen war und durch Galiläa reiste, brach er nach Kana auf. Er suchte Jesus und bat ihn, mit ihm nach Kapernaum herabzukommen und seinen Sohn zu heilen, der im Sterben lag.

48Jesus sagte: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht an mich.«

49Doch der Beamte sagte zu ihm: »Herr, bitte komm zu mir herab nach Kapernaum, ehe mein kleiner Junge stirbt.«

50Da sagte Jesus zu ihm: »Geh zurück nach Hause! Dein Sohn lebt.« Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und machte sich auf den Heimweg.

51Unterwegs kamen ihm einige seiner Knechte mit der Nachricht entgegen, dass sein Sohn lebte und gesund war. 52Er fragte sie, seit wann genau es dem Jungen wieder besser gehe, und sie erwiderten: »Gestern Mittag um ein Uhr verschwand das Fieber!« 53Da erkannte der Vater, dass es genau der Zeitpunkt gewesen war, an dem Jesus ihm gesagt hatte: »Dein Sohn lebt.« Und der Beamte und sein ganzes Haus glaubten an Jesus. 54Das war das zweite Wunder von Jesus in Galiläa, nachdem er aus Judäa gekommen war.

Jesus heilt einen Gelähmten

5Joh Danach ging Jesus zu einem der jüdischen Feste nach Jerusalem hinauf. 2Innerhalb der Stadtmauern, in der Nähe des Schaftores, befindet sich ein Teich mit fünf Säulenhallen, der auf Hebräisch Bethesda22 genannt wird. 3Scharen von kranken Menschen – Blinde, Gelähmte oder Verkrüppelte – lagen in den Hallen.235Einer der Männer, die dort lagen, war seit achtunddreißig Jahren krank. 6Als Jesus ihn sah und erfuhr, wie lange er schon krank war, fragte er ihn: »Willst du gesund werden?«

7»Herr, ich kann nicht«, sagte der Kranke, »denn ich habe niemanden, der mich in den Teich trägt, wenn sich das Wasser bewegt. Während ich noch versuche hinzugelangen, steigt immer schon ein anderer vor mir hinein.«

8Jesus sagt zu ihm: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!«

9Im selben Augenblick war der Mann geheilt! Er rollte die Matte zusammen und begann umherzugehen. Doch dies geschah an einem Sabbat, 10und das wollten die führenden Männer des jüdischen Volkes nicht dulden. Sie sagten zu dem Mann, der geheilt worden war: »Du darfst am Sabbat nicht arbeiten! Es ist gegen das Gesetz, diese Matte herumzutragen!«

11Er entgegnete: »Der Mann, der mich geheilt hat, sagte zu mir: ›Nimm deine Matte und geh!‹«

12»Wer ist dieser Mann, der das zu dir gesagt hat?«, fragten sie.

13Der geheilte Mann wusste es aber nicht, denn Jesus war in der Menge verschwunden. 14Später traf Jesus den Mann im Tempel wieder und sagte zu ihm: »Du bist jetzt gesund. Nun höre auf zu sündigen, damit dir nicht noch etwas Schlimmeres widerfährt.«15Danach suchte der Mann die führenden Juden wieder auf und berichtete ihnen, dass es Jesus war, der ihn geheilt hatte.

Jesus sagt, dass er Gottes Sohn ist

16Von da an verfolgten die führenden Juden Jesus, weil er dies an einem Sabbat getan hatte. 17Doch Jesus entgegnete ihnen: »Mein Vater hat bis heute nicht aufgehört zu wirken und deshalb wirke ich auch.«18Danach versuchten sie erst recht, ihn zu töten, hatte er doch nicht nur den Sabbat aufgehoben, sondern auch Gott als seinen Vater bezeichnet und sich damit Gott gleichgestellt.

19Daraufhin erwiderte Jesus: »Ich versichere euch: Der Sohn kann nichts aus sich heraus tun. Er tut nur, was er den Vater tun sieht. Was immer der Vater tut, das tut auch der Sohn. 20Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und der Sohn wird noch weit Größeres tun. Ihr werdet staunen über das, was er tun wird. 21Er wird von den Toten auferwecken und lebendig machen, wen er will, genau wie der Vater. 22Und der Vater richtet niemanden, sondern das Gericht hat er ganz in die Hände seines Sohnes gegeben, 23damit alle den Sohn ebenso ehren, wie sie den Vater ehren. Doch wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

24Ich versichere euch: Wer meine Botschaft hört und an Gott glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Er wird nicht für seine Sünden verurteilt werden, sondern ist bereits den Schritt vom Tod ins Leben gegangen.

25Und ich versichere euch: Die Zeit kommt, ja sie ist bereits da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Und wer sie hört, wird leben. 26Der Vater hat Leben aus sich selbst heraus, und er hat auch seinem Sohn die Vollmacht gegeben, aus sich selbst heraus Leben zu haben. 27Und er verlieh ihm die Vollmacht, die ganze Menschheit zu richten, weil er der Menschensohn ist. 28Wundert euch nicht! Die Zeit wird kommen, in der die Toten in ihren Gräbern die Stimme des Sohnes Gottes hören 29und auferstehen werden. Diejenigen, die Gutes getan haben, werden zum ewigen Leben auferstehen, und diejenigen, die Schlechtes getan haben, werden zum Gericht auferstehen. 30Doch ich tue nichts, ohne den Vater zu fragen, sondern richte, wie er mir rät. Und mein Urteil ist vollkommen gerecht, weil es nicht meinem, sondern dem Willen des Vaters entspricht, der mich gesandt hat; ich richte nicht aus mir selbst heraus.

Zeugen für Jesus

31Wenn ich als Zeuge für mich selbst auftreten würde, wäre mein Zeugnis nicht glaubwürdig. 32Doch es gibt noch einen anderen Zeugen für mich, und ich weiß, dass alles, was er über mich sagt, wahr ist. 33Ihr habt Boten zu Johannes dem Täufer geschickt, um ihn zu hören, und er hat die Wahrheit gesagt. 34Das beste Zeugnis für mich stammt jedoch nicht von einem Menschen; ich habe euch nur an das Zeugnis von Johannes erinnert, damit ihr gerettet werdet. 35Johannes leuchtete eine Weile als helles Licht und ihr habt euch eine Zeit lang an seinem Licht erfreut. 36Doch ich habe ein größeres Zeugnis als das von Johannes: meine Taten. Sie sind mir vom Vater gegeben, damit ich sie ausführe und vollende, und sie bezeugen, dass der Vater mich gesandt hat. 37Aber auch der Vater selbst hat für mich Zeugnis abgelegt. Ihr habt seine Stimme nie gehört, ihr habt ihn nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, 38und ihr tragt seine Botschaft nicht in euren Herzen, weil ihr mir – dem, den er gesandt hat – nicht glaubt.

39Ihr forscht in der Schrift, weil ihr glaubt, dass sie euch das ewige Leben geben kann. Und gerade sie verweist auf mich! 40Dennoch weigert ihr euch, zu mir zu kommen, damit ich euch das ewige Leben schenken kann.

41Eure Zustimmung oder Ablehnung kümmert mich nicht, 42weil ich weiß, dass ihr Gottes Liebe nicht in euch habt. 43Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, aber ihr wollt mich nicht akzeptieren, obwohl ihr andere, die nur in ihrem eigenen Namen auftreten, bereitwillig akzeptieren werdet. 44Kein Wunder, dass ihr nicht glauben könnt! Denn ihr seid stets bereit, euch gegenseitig zu ehren, die Ehre aber, die nur von Gott kommen kann, bedeutet euch nichts.

45Meint nicht, dass ich es bin, der euch beim Vater anklagen wird. Mose wird euch anklagen! Ja, Mose, auf den ihr eure Hoffnungen gesetzt habt. 46Wenn ihr Mose geglaubt hättet, dann hättet ihr mir geglaubt, denn er hat über mich geschrieben. 47Und wenn ihr schon nicht glaubt, was er aufgeschrieben hat, wie werdet ihr da glauben, was ich sage?«

Jesus speist fünftausend Menschen

6Joh Danach ging Jesus auf die andere Seite des galiläischen Meeres, das auch als See von Tiberias bekannt ist. 2Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie seine Wunder sahen, mit denen er die Kranken heilte. 3Jesus stieg in die Berge hinauf und lagerte dort mit seinen Jüngern. 4Es war kurz vor dem jährlichen Passahfest, das die Juden feiern. 5Als Jesus seinen Blick hob, sah er eine große Menschenmenge auf der Suche nach ihm die Berge heraufkommen. Er wandte sich an Philippus und fragte: »Philippus, wo können wir so viel Brot kaufen, dass all diese Menschen zu essen bekommen?«6Er stellte Philippus jedoch nur auf die Probe, denn er wusste schon, was er tun würde.

7Philippus antwortete: »Es würde ein kleines Vermögen24 kosten, sie mit Nahrung zu versorgen!«

8Ein anderer Jünger, Andreas, der Bruder von Simon Petrus, meldete sich zu Wort: 9»Hier ist ein kleiner Junge mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen. Doch was nützt uns das bei so vielen Menschen?«

10»Sagt den Leuten, sie sollen sich hinsetzen«, befahl Jesus. Da ließen sich alle – allein die Männer zählten schon fünftausend – auf den grasbewachsenen Hängen nieder. 11Dann nahm Jesus die Brote, dankte Gott und reichte sie den Menschen, wie viel sie auch wollten. Ebenso machte er es mit den Fischen. 12Und alle aßen, bis sie satt waren. »Sammelt die Reste wieder ein«, wies Jesus seine Jünger an, »damit nichts umkommt.«13Am Anfang waren es nur fünf Gerstenbrote gewesen, doch nach dem Essen wurden zwölf Körbe mit den Brotresten gefüllt, die übrig geblieben waren!

14Als die Leute dieses Wunder sahen, riefen sie aus: »Dieser ist wirklich der Prophet, den wir erwartet haben. Er ist es, der in die Welt kommen soll.« 15Jesus merkte, dass sie im Begriff waren, ihn mit Gewalt aufzuhalten und zum König zu machen. Da zog er sich wieder auf den Berg zurück und blieb dort für sich allein.

Jesus geht auf dem Wasser

16Am Abend gingen seine Jünger zum Ufer hinunter, um dort auf ihn zu warten. 17Doch als es dunkel wurde und Jesus noch immer nicht kam, stiegen sie ins Boot, um über den See nach Kapernaum zu fahren. 18Da überraschte sie auf dem See ein Sturm, der das Wasser aufpeitschte. 19Sie waren etwa fünf Kilometer25 weit gekommen, als sie plötzlich Jesus übers Wasser auf ihr Boot zukommen sahen. Sie erschraken fürchterlich, 20doch er rief ihnen zu: »Ich bin es! Habt keine Angst.«21Sie beeilten sich, ihn ins Boot zu holen, und schon war das Boot am Ufer angekommen!

Jesus, das Brot des Lebens

22Am nächsten Tag versammelten sich die Menschen wieder auf der anderen Seite des Sees und warteten auf Jesus. Sie wussten, dass er mit seinen Jüngern zusammen herübergekommen war, die Jünger dann jedoch allein im Boot fortgefahren waren und ihn zurückgelassen hatten. 23Mehrere Boote aus Tiberias legten in der Nähe der Stelle an, wo sie nach einem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. 24Als die Menge sah, dass weder Jesus noch die Jünger da waren, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum hinüber, um ihn zu suchen. 25Als sie dort ankamen und ihn fanden, fragten sie: »Rabbi, wie bist du hierher gekommen?«

26Jesus erwiderte: »Ich sage euch: Ihr wollt bei mir sein, weil ich euch satt gemacht habe, und nicht weil ihr das Wunder gesehen habt. 27Ihr solltet euch um vergängliche Dinge wie Nahrung nicht solche Sorgen machen. Sucht stattdessen, was euch in das ewige Leben führt, das der Menschensohn euch schenken kann. Denn dazu hat Gott, der Vater, ihn gesandt.«

28Sie erwiderten: »Was sollen wir denn nach dem Willen Gottes tun?«

29Jesus erklärte: »Dies ist der Wille Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.«

30Sie entgegneten: »Wenn du willst, dass wir an dich glauben, dann zeige uns ein Wunder. Was wirst du für uns tun? 31Immerhin haben unsere Vorfahren auf ihrer Wüstenwanderung Manna gegessen! In der Schrift heißt es: ›Mose gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.‹26«

32Jesus sagte: »Ich versichere euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33Das Brot, das Gott gibt, ist der, der vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt.«

34»Herr«, sagten sie, »gib uns dieses Brot an jedem Tag unseres Lebens.«

35Jesus erwiderte: »Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie wieder hungern. Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben. 36Doch ihr habt nicht an mich geglaubt, obwohl ihr mich gesehen habt. 37Alle aber, die der Vater mir gegeben hat, werden zu mir kommen, und ich werde sie nicht zurückweisen oder hinausstoßen. 38Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, um den Willen Gottes zu tun, der mich gesandt hat, und nicht, um zu tun, was ich selbst will. 39Und es ist der Wille Gottes, dass ich von allen, die er mir gegeben hat, auch nicht einen verliere, sondern sie am letzten Tag zum ewigen Leben auferwecke. 40Denn mein Vater will, dass alle, die seinen Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben – und dass ich sie am letzten Tag auferwecke.«

41Da fingen die Leute27 an aufzubegehren, weil er gesagt hatte: »Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.«42Sie sagten: »Das ist doch Jesus, der Sohn Josefs. Wir kennen seinen Vater und seine Mutter. Wie kann er jetzt sagen: ›Ich bin vom Himmel herabgekommen‹

43Aber Jesus erwiderte: »Empört euch nicht über das, was ich gesagt habe. 44Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zu mir zieht; und am letzten Tag werde ich ihn von den Toten auferwecken. 45In den Propheten steht geschrieben: ›Sie werden alle von Gott unterwiesen sein.‹28 Wer aber den Vater hört und von ihm lernt, der kommt zu mir. 46Nicht, dass irgendjemand den Vater je gesehen hat. Nur der eine, der von Gott kommt, hat den Vater gesehen.

47Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, hat schon das ewige Leben. 48Ja, ich bin das Brot des Lebens! 49Eure Vorfahren aßen Manna in der Wüste, doch sie sind alle gestorben. 50Dieses aber ist das Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer davon isst, wird nicht sterben. 51Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben; dieses Brot ist mein Fleisch, ich gebe es, damit die Welt leben kann.«

52Da fingen die Leute an zu streiten. »Wie kann dieser Mann uns sein Fleisch zu essen geben?«, fragten sie.

53Deshalb sagte Jesus noch einmal: »Ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, könnt ihr das ewige Leben nicht in euch haben. 54Wer aber mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn am letzten Tag auferwecken. 55Denn mein Fleisch ist die wahre Nahrung und mein Blut der wahre Trank. 56Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. 57Ich lebe durch die Macht des lebendigen Vaters, der mich gesandt hat, und ebenso werden alle, die an mir teilhaben, durch mich leben29. 58Dies ist das Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben und nicht sterben wie eure Vorfahren, die das Manna aßen.«

59Dies alles sagte er, als er in der Synagoge von Kapernaum lehrte.

Viele Jünger verlassen Jesus

60Daraufhin sagten selbst einige seiner Jünger: »Das ist ungeheuerlich. Wie kann man das glauben?«

61Jesus wusste, dass seine Jünger sich über seine Worte aufregten; deshalb sagte er zu ihnen: »Nehmt ihr daran Anstoß?62Was werdet ihr dann erst denken, wenn ihr den Menschensohn wieder in den Himmel zurückkehren seht?63Es ist der Geist, der lebendig macht. Das Fleisch hat keine Macht. Die Worte aber, die ich euch gesagt habe, sind Geist und Leben. 64Doch einige von euch glauben mir nicht.« Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und er wusste auch, wer ihn verraten würde. 65Er fuhr fort: »Deshalb habe ich gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater ihn nicht zu mir zieht.«

66Von da an wandten sich viele seiner Jünger von ihm ab und folgten ihm nicht mehr nach. 67Da fragte Jesus die Zwölf: »Werdet ihr auch weggehen?«

68Simon Petrus antwortete: »Herr, zu wem sollten wir gehen? Nur du hast Worte, die ewiges Leben schenken. 69Wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.«

70Da sagte Jesus: »Ich habe euch zwölf auserwählt, aber einer von euch ist ein Teufel.«71Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, einem der zwölf, der ihn später verriet.

Jesus und seine Brüder

7Joh Jesus blieb noch eine Weile in Galiläa und zog von Dorf zu Dorf. Er mied Judäa, denn dort schmiedeten die führenden Männer des jüdischen Volkes Mordpläne gegen ihn. 2Doch die Zeit des Laubhüttenfestes rückte näher, 3und seine Brüder drängten ihn, zum Fest nach Judäa mitzugehen. »Geh doch nach Judäa, damit deine Jünger deine Wunder sehen können, die du tust!«, spotteten sie. 4»Wenn du dich so versteckst, wirst du nie bekannt werden! Falls du wirklich so wunderbare Dinge tun kannst, dann beweise es vor aller Welt!« 5Denn selbst seine Brüder glaubten nicht an ihn.

6Jesus erwiderte: »Für mich ist der richtige Zeitpunkt noch nicht da; aber ihr könnt jederzeit gehen.7Euch kann die Welt nicht hassen. Mich dagegen hasst sie, weil ich sage, dass ihre Taten böse sind.8Geht ihr nur hinauf zum Fest. Ich bin noch30 nicht so weit, zu diesem Fest zu gehen, weil meine Zeit noch nicht gekommen ist.«9Und Jesus blieb in Galiläa.

Jesus lehrt öffentlich im Tempel

10Doch nachdem seine Brüder zum Fest aufgebrochen waren, folgte ihnen Jesus, allerdings heimlich und ohne öffentliches Aufsehen zu erregen. 11Die führenden Männer des jüdischen Volkes ließen ihn suchen und fragten überall nach ihm. 12Die Menschen sprachen untereinander heimlich über ihn. Ein paar sagten: »Er ist ein guter Mensch«, andere meinten: »Er ist nichts als ein Betrüger, der die Leute verführt.« 13Aber keiner hatte den Mut, in aller Öffentlichkeit für ihn einzutreten, weil sie den Konflikt mit den führenden Juden scheuten.

14Als das Fest zur Hälfte vorüber war, ging Jesus zum Tempel hinauf und begann zu lehren. 15Die Juden waren zutiefst erstaunt, als sie ihn hörten. »Woher weiß er das alles, er hat doch die Schrift nicht studiert wie wir?«, fragten sie.

16Da sagte Jesus zu ihnen: »Ich lehre nicht meine eigenen Gedanken, sondern die Gedanken Gottes, der mich gesandt hat. 17Wer den Willen Gottes tun will, wird erkennen, ob meine Lehre von Gott kommt oder ob ich aus mir selbst heraus rede. 18Wer nur seine eigenen Anschauungen vertritt, sucht Anerkennung für sich selbst. Wer aber den ehren will, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig und ohne falsche Absichten. 19Keiner von euch gehorcht dem Gesetz, das Mose euch gab, ja ihr versucht sogar, mich zu töten! Mit welchem Recht?«

20Die Menge erwiderte: »Du bist ja von einem Dämon besessen! Wer will dich töten?«

21Jesus erwiderte: »Eine einzige Tat habe ich am Sabbat getan, an der ihr Anstoß nehmt.3122Aber auch ihr arbeitet am Sabbat, wenn ihr einen Menschen an diesem Tag beschneidet, weil Mose euch das Gesetz der Beschneidung gab. Dabei ist der Brauch der Beschneidung älter als das mosaische Gesetz; er geht auf die Stammväter zurück. 23Denn wenn der vorgeschriebene Zeitpunkt für die Beschneidung eurer Söhne auf einen Sabbat fällt, dann vollzieht ihr die Beschneidung, um das mosaische Gesetz nicht zu brechen. Warum also empört ihr euch und verurteilt mich? Weil ich einen Menschen am Sabbat geheilt habe? 24Denkt darüber nach und richtet nicht nach dem äußeren Schein, sondern richtet gerecht!«

Ist Jesus der Messias?

25Einige Leute aus Jerusalem sagten zueinander: »Ist das nicht der Mann, den sie umbringen wollen? 26Da lehrt er hier in aller Öffentlichkeit, und sie schweigen dazu. Haben sie etwa erkannt, dass er wirklich der Christus ist? 27Aber wie könnte das sein? Wir wissen doch, woher dieser Mann stammt. Wenn der Christus kommt, wird er einfach da sein, ohne dass jemand weiß, woher er kommt.«

28Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: »Ja, ihr denkt, ihr kennt mich und wisst, woher ich komme. Doch ich komme nicht in meinem eigenen Auftrag, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat. Doch den kennt ihr nicht.29Ich aber kenne ihn, denn ich komme von ihm, und er hat mich gesandt.«30Da wollten sie ihn verhaften lassen, aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Zeit war noch nicht gekommen.

31Viele von den Menschen im Tempel glaubten an ihn. »Denn«, so sagten sie, »würde man von Christus mehr Wunder erwarten, als dieser Mann sie getan hat?«

32Als die Pharisäer diese und ähnliche Äußerungen der Leute hörten, schickten sie und die obersten Priester Männer der Tempelwache aus, um Jesus verhaften zu lassen. 33Doch Jesus sagte zu ihnen: »Ich werde nur noch kurze Zeit hier sein. Dann werde ich zu dem zurückkehren, der mich gesandt hat.34Ihr werdet nach mir suchen, doch ihr werdet mich nicht finden. Und ihr werdet nicht dorthin kommen können, wo ich dann bin.«

35Diese Aussage irritierte die Juden. »Wo will er hingehen, sodass wir ihn nicht finden können?«, fragten sie. »Will er etwa das Land verlassen und zu den Juden in anderen Ländern gehen, ja vielleicht sogar zu den Heiden? 36Was meint er mit den Worten: ›Ihr werdet nach mir suchen, doch ihr werdet mich nicht finden‹, oder ›Ihr werdet nicht dorthin kommen können, wo ich dann bin‹

Jesus verspricht lebendiges Wasser

37Am letzten Tag, dem Höhepunkt des Festes, stellte Jesus sich hin und rief der Menge zu: »Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken!38Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie es in der Schrift heißt.«3239Mit dem »lebendigen Wasser« meinte er den Geist, der jedem zuteilwerden sollte, der an ihn glaubte. Aber der Geist war noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.

Spaltung und Unglauben

40Als die Menge das hörte, meinten einige: »Bestimmt ist dieser Mann der Prophet.«3341Andere sagten: »Er ist der Christus.« Wieder andere wandten dagegen ein: »Das kann nicht sein! Oder kommt der Christus etwa aus Galiläa? 42In der Schrift steht, dass der Messias aus dem königlichen Geschlecht Davids geboren wird, und zwar in Bethlehem, dem Dorf, in dem David geboren wurde.«3443So war die Menge unterschiedlicher Meinung über ihn. 44Und einige wollten ihn verhaften lassen, aber niemand legte Hand an ihn.

45Die Männer der Tempelwache, die ausgeschickt worden waren, um ihn zu verhaften, kehrten unverrichteter Dinge zu den obersten Priestern und Pharisäern zurück. »Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?«, wollten diese wissen.

46»Noch nie haben wir einen Menschen so sprechen hören!«, antworteten die Männer.

47»Habt ihr euch etwa auch von ihm in die Irre führen lassen?«, spotteten die Pharisäer. 48»Glaubt auch nur ein Einziger der oberen Priester oder Pharisäer an ihn? 49Aber nur dieses Volk, diese Menschen, die das Gesetz nicht kennen, diese Menschen, die verflucht sind!«

50Da sagte Nikodemus, der selbst Pharisäer war und Jesus einmal aufgesucht hatte: 51»Entspricht es etwa unserem Gesetz, einen Mann zu verurteilen, ehe man ihn angehört und erkannt hat, ob er schuldig ist ?«

52Sie erwiderten: »Stammst du etwa auch aus Galiläa? Forsche doch in der Schrift nach, dann wirst du es selbst sehen: Aus Galiläa kommt kein Prophet!«

53Da35 trennten sie sich und jeder ging nach Hause.

Eine Frau wird beim Ehebruch ertappt

8Joh Jesus ging zum Ölberg zurück, 2doch schon früh am Morgen war er wieder im Tempel. Bald hatte sich eine Menschenmenge um ihn versammelt, und er setzte sich und unterwies sie. 3Während er sprach, brachten die Gesetzeslehrer und Pharisäer eine Frau herein, die sie beim Ehebruch ertappt hatten. Sie stellten sie in die Mitte.

4»Meister«, sagten sie zu Jesus, »diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. 5Nach dem Gesetz Moses muss sie gesteinigt werden. Was sagst du dazu?«

6Damit wollten sie ihn zu einer Aussage verleiten, die sie gegen ihn verwenden konnten. Doch Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger in den Staub. 7Aber sie ließen nicht locker und verlangten eine Antwort. Schließlich richtete er sich auf und sagte: »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen!«8Damit bückte er sich wieder und schrieb weiter in den Staub.

9Als die Ankläger das hörten, machten sie sich einer nach dem anderen davon, die Ältesten zuerst. Schließlich war Jesus allein mit der Frau, die noch immer an der gleichen Stelle in der Mitte stand. 10Da richtete Jesus sich wieder auf und sagte zu ihr: »Wo sind sie? Hat dich keiner von ihnen verurteilt?«

11»Niemand, Herr«, antwortete sie.

»Dann verurteile ich dich auch nicht«, erklärte Jesus. »Geh und sündige nicht mehr.«

Jesus, das Licht der Welt

12Jesus sagte zu den Leuten: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.«

13Die Pharisäer erwiderten: »Du bist dein eigener Zeuge. Deine Worte sind nicht glaubwürdig!«

14Jesus antwortete: »Was ich über mich gesagt habe, ist wahr, auch wenn ich damit für mich selbst spreche. Denn ich weiß, wo ich herkomme und wo ich hingehe, während ihr das nicht von mir wisst. 15Ihr verurteilt mich nach menschlichen Maßstäben, ich dagegen verurteile niemanden. 16Wenn ich euch aber verurteilen würde, wäre mein Urteil wahr, denn ich handle nicht allein – der Vater, der mich gesandt hat, ist mit mir. 17Euer eigenes Gesetz sagt: Wenn zwei Personen etwas übereinstimmend bezeugen, gilt ihre Aussage als Tatsache.3618Ich bin der eine Zeuge, und mein Vater, der mich gesandt hat, ist der andere.«

19»Wo ist denn dein Vater?«, fragten sie. Jesus antwortete: »Da ihr nicht wisst, wer ich bin, wisst ihr auch nicht, wer mein Vater ist. Würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen.«20Dies sagte er, als er in dem Bereich des Tempels lehrte, der als Schatzkammer bezeichnet wird. Aber er wurde nicht verhaftet, weil seine Zeit noch nicht gekommen war.

Warnung an die Ungläubigen

21Jesus sagte noch einmal: »Ich werde fortgehen. Ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Ihr könnt nicht dorthin kommen, wo ich hingehe.«

22Da fragten sich die Juden: »Will er etwa Selbstmord begehen? Was meint er mit den Worten: ›Ihr könnt nicht dorthin kommen, wo ich hingehe‹

23Er antwortete ihnen: »Ihr seid von unten; ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt; ich bin nicht von dieser Welt.24Deshalb habe ich gesagt, dass ihr in eurer Sünde sterben werdet: Weil ihr nicht an mich als den glaubt, der ich bin, werdet ihr in eurer Sünde sterben.«

25»Wer bist du denn? «, fragten sie.

Jesus erwiderte: »Ich bin der, als der ich mich immer bezeichnet habe.3726Ich hätte noch vieles über euch zu sagen und vieles zu verurteilen. Aber ich sage der Welt nur das, was ich von dem gehört habe, der mich gesandt hat, und er sagt die Wahrheit.«27Doch sie begriffen noch immer nicht, dass er mit ihnen über seinen Vater sprach.

28Also sagte Jesus: »Wenn ihr den Menschensohn am Kreuz erhöht habt, werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst aus tue, sondern das sage, was der Vater mich gelehrt hat. 29Der, der mich gesandt hat, ist mit mir – er hat mich nicht verlassen. Denn ich tue immer, was ihm gefällt.« 30Als er das alles gesagt hatte, glaubten viele an ihn.

Jesus und Abraham

31Jesus sagte zu den Menschen38, die nun an ihn glaubten: »Wenn ihr euch nach meinen Worten richtet, seid ihr wirklich meine Jünger.32Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.«

33»Aber wir sind doch Nachkommen Abrahams«, sagten sie. »Wir sind nie Sklaven von irgendjemand gewesen. Warum redest du dann von ›frei machen‹? Was meinst du damit?«

34Jesus erwiderte: »Ich versichere euch: Jeder, der sündigt, ist ein Sklave der Sünde. 35Ein Sklave ist kein Familienmitglied; ein Sohn dagegen gehört für immer zur Familie. 36Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei. 37Ich weiß, dass ihr Nachkommen Abrahams seid. Und trotzdem wollt ihr mich töten, weil meine Botschaft in euren Herzen keinen Platz hat. 38Ich erzähle euch von dem, was ich bei meinem Vater gesehen habe. So folgt auch ihr dem Rat eures Vaters und tut, was ihr gehört habt.«

39»Unser Vater ist Abraham«, erklärten sie.

»Nein«, erwiderte Jesus, »denn wenn ihr Kinder Abrahams wärt, würdet ihr nach seinem Vorbild handeln.3940Ich habe euch die Wahrheit gesagt, die ich von Gott gehört habe, aber ihr versucht, mich zu töten. So etwas hätte Abraham nie getan.41Nein, wenn ihr so handelt, gehorcht ihr eurem wirklichen Vater.« Sie entgegneten: »Wir jedenfalls sind nicht unehelich geboren! Unser einziger Vater ist Gott.«

42Jesus sagte zu ihnen: »Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, weil ich von Gott zu euch gekommen bin. Ich bin nicht hier, weil ich es selbst so wollte, sondern er hat mich gesandt. 43Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr gar nicht fähig seid, mein Wort zu hören. 44Ihr habt den Teufel zum Vater: Ihr tut mit Vorliebe die bösen Dinge, die er tut. Er war von Anbeginn an ein Mörder und hat die Wahrheit immer gehasst. In ihm ist keine Wahrheit. Wenn er lügt, entspricht das seinem Wesen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. 45Wenn ich euch also die Wahrheit sage, ist es nur natürlich, dass ihr mir nicht glaubt! 46Wer von euch kann mir zu Recht eine Sünde vorwerfen? Und wenn ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir dann nicht? 47Wer Gott zum Vater hat, der hört Gottes Worte. Dass ihr nicht darauf hört, zeigt, dass ihr nicht Gottes Kinder seid.«

48Die Leute entgegneten: »Du samaritischer Teufel! Haben wir nicht immer gesagt, dass du von einem Dämon besessen bist?«

49»Nein«, sagte Jesus, »ich habe keinen Dämon in mir. Ich gebe meinem Vater die Ehre – ihr aber beleidigt mich.50Ich will mir nicht selbst die Ehre geben, mein Vater will das tun. Er wird der Richter sein.51Ich versichere euch: Wenn jemand meinem Wort gehorcht, wird er niemals sterben!«

52Die Leute sagten: »Jetzt wissen wir, dass du von einem Dämon besessen bist. Sogar Abraham und die Propheten sind gestorben, und da behauptest du, wer deinem Wort gehorcht, werde niemals sterben! 53Bist du vielleicht größer als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist? Bist du etwa größer als die Propheten, die gestorben sind? Für wen hältst du dich?«

54Jesus antwortete: »Wenn ich mich nur selbst rühme, ist das ohne Bedeutung. Doch es ist mein Vater, der mich ehrt. Ihr behauptet: ›Er ist unser Gott‹, 55aber ihr kennt ihn ja nicht einmal. Ich dagegen kenne ihn. Wenn ich etwas anderes behaupten würde, dann wäre ich ein ebensolcher Lügner wie ihr! Aber es ist wahr – ich kenne ihn und gehorche ihm. 56Euer Vater Abraham freute sich auf mein Kommen. Er sah es voraus und war froh.«

57Die Leute erwiderten: »Du bist nicht einmal fünfzig Jahre alt. Wie kannst du behaupten, du hättest Abraham gesehen?«40

58Jesus antwortete: »Ich versichere euch: Ich war schon da, bevor Abraham auch nur geboren wurde!«4159Da hoben sie Steine auf, um ihn zu töten. Aber Jesus floh vor ihnen und verließ den Tempel.

Jesus heilt einen Blindgeborenen

9Joh Unterwegs sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war. 2»Meister«, fragten die Jünger ihn, »warum wurde dieser Mann blind geboren? Ist es wegen seiner eigenen Sünden oder wegen der Sünden seiner Eltern?«

3»Es lag nicht an seinen Sünden oder den Sünden seiner Eltern«, antwortete Jesus. »Er wurde blind geboren, damit die Kraft Gottes an ihm sichtbar werde. 4Wir alle müssen die Aufgaben dessen, der mich gesandt hat, rasch erfüllen. Denn nicht mehr lange und die Nacht bricht herein, in der niemand mehr etwas tun kann. 5Doch solange ich noch in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.«

6Dann spuckte er auf die Erde, vermischte den Lehm mit seinem Speichel zu einem Brei und strich ihn dem Blinden auf die Augen. 7Daraufhin sagte er zu ihm: »Geh und wasch dich im Teich Siloah.« Siloah bedeutet: Gesandter. Da ging der Mann und wusch sich und kam sehend zurück!

8Seine Nachbarn und andere, die ihn als blinden Bettler kannten, fragten einander: »Ist das derselbe Mann – der Bettler?« 9Einige meinten, er sei es; andere sagten: »Nein, aber er sieht aus wie jener!«

Der Bettler aber sagte immer nur: »Ich bin derselbe Mann!«

10Da fragten sie ihn: »Was ist geschehen? Wie wurden deine Augen geöffnet?«

11Und er erzählte: »Der Mann, den sie Jesus nennen, machte aus Lehm und Speichel einen Brei, den er mir auf die Augen strich, und dann sagte er: ›Geh zum Teich Siloah und wasche dich.‹ Ich ging und wusch mich, und nun kann ich sehen!«

12»Wo ist er jetzt?«, fragten sie.

»Das weiß ich nicht«, erwiderte er.

13Daraufhin brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. 14Nun hatte Jesus den Mann an einem Sabbat geheilt. 15Die Pharisäer ließen sich von dem Mann alles erzählen. Er berichtete: »Er strich mir einen Brei auf die Augen, und als ich ihn abgewaschen hatte, konnte ich sehen!«

16Einige der Pharisäer meinten: »Dieser Mensch, Jesus, kommt nicht von Gott, denn er bricht das Gesetz und arbeitet am Sabbat.« Andere dagegen sagten: »Aber wie könnte ein gewöhnlicher Sünder solche Wunder42 tun?« So gingen ihre Meinungen über ihn weit auseinander.

17Da befragten die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, noch einmal und wollten wissen: »Dieser Mann, der dir die Augen geöffnet hat – was meinst du, wer er ist?«

Der Mann erwiderte: »Er muss ein Prophet sein.«

18Die führenden Juden wollten nicht glauben, dass der Mann blind gewesen war. Deshalb ließen sie seine Eltern holen 19und fragten: »Ist das euer Sohn? Behauptet ihr, dass er von Geburt an blind gewesen ist? Wenn das stimmt, wie kommt es, dass er jetzt sehen kann?«

20Seine Eltern antworteten: »Wir wissen, dass dies unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde, 21aber wir wissen nicht, warum er jetzt sehen kann oder wer ihn geheilt hat. Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst.« 22Das sagten sie aus Angst vor den führenden Juden, weil diese angekündigt hatten, jeden aus der Synagoge auszuschließen, der Jesus als Christus bezeichnete. 23Deshalb sagten die Eltern: »Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst.«

24Da riefen sie den Mann, der blind geboren worden war, zum zweiten Mal herein und ermahnten ihn: »Gib Gott die Ehre und sage die Wahrheit,43 denn wir wissen, dass dieser Mann ein Sünder ist.«

25»Ich weiß nicht, ob er ein Sünder ist«, erwiderte der Mann. »Aber eins weiß ich: Ich war blind, und jetzt kann ich sehen!«

26»Aber was hat er mit dir gemacht?«, fragten sie. »Wie hat er dich von deiner Blindheit geheilt?«

27»Das habe ich euch doch bereits erzählt!«, rief der Mann aus. »Habt ihr denn nicht zugehört? Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?«

28Da beschimpften sie ihn und sagten: »Du bist sein Jünger, wir aber sind Jünger Moses. 29Wir wissen, dass Gott zu Mose gesprochen hat, doch von diesem Mann wissen wir nicht einmal, woher er ist.«

30»Seltsam!«, entgegnete der Mann. »Er hat meine Augen geheilt und ihr wisst nicht, woher er ist! 31Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört, aber er erhört die, die ihn anbeten und seinen Willen tun. 32Solange die Welt besteht, hat noch niemand die Augen eines Blindgeborenen öffnen können. 33Wenn dieser Mann nicht von Gott käme, könnte er so etwas nicht tun.«

34Da hielten sie ihm vor: »Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren?« Und sie warfen ihn aus der Synagoge.

Glaubensblindheit

35Als Jesus hörte, was geschehen war, suchte er den Mann auf und sagte: »Glaubst du an den Menschensohn44

36Der Mann erwiderte: »Sag mir, wer es ist, Herr, denn ich würde gern an ihn glauben.«

37»Du hast ihn gesehen«, sagte Jesus, »und jetzt spricht er mit dir!«

38»Ja, Herr!«, antwortete der Mann. »Ich glaube!« Und er fiel vor Jesus nieder und betete ihn an.

39Da sagte Jesus zu ihm: »Zum Gericht bin ich in die Welt gekommen. Ich bin gekommen, die Blinden sehend zu machen, und denen, die sich für sehend halten, zeige ich, dass sie blind sind.«

40Die Pharisäer, die in der Nähe standen, hörten ihn und fragten: »Willst du damit sagen, dass etwa auch wir blind sind?«

41»Wenn ihr blind wärt, wärt ihr unschuldig«, erwiderte Jesus. »So aber bleibt ihr schuldig, weil ihr behauptet, sehen zu können.

Der gute Hirte und seine Schafe

10Joh Ich versichere euch: Wer sich über die Mauer in den Schafpferch schleicht, statt durchs Tor hineinzugehen, ist ein Dieb und ein Räuber! 2Denn ein Hirte tritt durch das Tor ein. 3Der Torhüter öffnet ihm, und die Schafe hören seine Stimme und kommen zu ihm. Er ruft seine Schafe, die ihm gehören, beim Namen und führt sie hinaus. 4Wenn er seine Herde versammelt hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. 5Einem Fremden aber folgen sie nicht, sondern laufen vor ihm weg, weil sie seine Stimme nicht kennen.«

6Die Zuhörer wussten nicht, was Jesus mit diesem Bild meinte, 7deshalb erklärte er es ihnen. »Ich versichere euch: Ich bin das Tor zu den Schafen«, sagte er. 8»Alle, die vor mir kamen, waren Diebe und Räuber. Doch die Schafe hörten nicht auf sie. 9Ja, ich bin das Tor. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden. Wo er auch hinkommt, wird er grüne Weiden finden. 10Ein Dieb will rauben, morden und zerstören. Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken.

11Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte opfert sein Leben für die Schafe. 12Ein Schäfer, der nur für Lohn arbeitet, läuft davon, wenn er einen Wolf kommen sieht. Er wird die Schafe im Stich lassen, weil sie ihm nicht gehören und er nicht ihr Hirte ist. Und so greift der Wolf sie an und zerstreut die Herde. 13Der bezahlte Arbeiter läuft davon, weil er nur angeworben wurde und die Schafe ihm nicht wirklich am Herzen liegen.

14Ich bin der gute Hirte; ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, 15so wie mein Vater mich kennt und ich den Vater. Ich gebe mein Leben für die Schafe. 16Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht in diesem Pferch sind. Auch sie muss ich herführen, und sie werden auf meine Stimme hören; und alle werden eine Herde mit einem Hirten sein.

17Der Vater liebt mich, weil ich mein Leben hingebe, um es wiederzuerlangen. 18Niemand kann es mir nehmen. Ich gebe es freiwillig hin. Ich habe die Macht, es hinzugeben, und ich habe die Macht, es wieder zu nehmen. Denn mein Vater hat mir diesen Auftrag gegeben.«

19Wegen dieser Worte waren die Menschen45 wieder geteilter Meinung über ihn. 20Manche meinten: »Er hat einen Dämon und ist verrückt. Warum hört ihr auf einen solchen Mann?« 21Andere dagegen sagten: »Das klingt nicht nach einem Mann, der von einem Dämon besessen ist! Oder kann ein Dämon etwa den Blinden die Augen öffnen?«

Jesus erhebt den Anspruch, Gottes Sohn zu sein

22Inzwischen war es Winter. Jesus war zum Fest der Tempelweihe46 nach Jerusalem gereist. 23Nun hielt er sich im Tempel auf, in dem Bereich der Säulenhalle Salomos. 24Da umringten ihn die Juden und fragten: »Wie lange willst du uns noch hinhalten?47 Wenn du der Christus bist, dann sag es uns offen.«

25Jesus erwiderte: »Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr glaubt mir nicht. Alles, was ich im Namen meines Vaters tue, beweist, wer ich bin. 26Aber ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu meiner Herde gehört. 27Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. 28Ich schenke ihnen das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Niemand wird sie mir entreißen, 29denn mein Vater hat sie mir gegeben, und er ist mächtiger als alles andere. Und niemand kann sie aus der Hand des Vaters reißen. 30Der Vater und ich sind eins.«

31Da hoben die Juden wieder Steine auf, um ihn zu töten. 32Doch Jesus sagte: »Ich habe euch durch die Kraft meines Vaters viele gute Taten gezeigt. Für welche dieser Taten wollt ihr mich steinigen?«

33Sie erwiderten: »Nicht wegen einer guten Tat wollen wir dich steinigen, sondern wegen Gotteslästerung, weil du, obwohl nur Mensch, dich zu Gott gemacht hast.«

34Jesus erwiderte: »In eurem eigenen Gesetz steht geschrieben: ›Ich habe gesagt: Ihr seid Götter!‹4835Ihr wisst, dass die Schrift nicht geändert werden darf. Wenn also diese Menschen, die Gottes Botschaft empfingen, von ihm selber ›Götter‹ genannt wurden, 36warum nennt ihr es dann Gotteslästerung, wenn der, der vom Vater geheiligt und in die Welt gesandt wurde, von sich sagt: ›Ich bin Gottes Sohn‹? 37Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, braucht ihr mir nicht zu glauben! 38Wenn ich aber sein Werk tue, dann glaubt wenigstens an das, was ich getan habe, wenn ihr schon nicht an mich glaubt. Dann werdet ihr begreifen und erkennen, dass der Vater in mir ist und ich im Vater bin.«

39Wieder wollten sie ihn verhaften, doch er entkam ihnen. 40Er ging über den Jordan nahe der Stelle, an der Johannes getauft hatte, und blieb dort. 41Viele Menschen kamen zu ihm. »Johannes hat zwar keine Wunder getan«, sagten sie zueinander, »aber seine Voraussagen über diesen Mann haben sich als wahr erwiesen.« 42Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.

Der Tod des Lazarus

11Joh Ein Mann namens Lazarus war krank. Er wohnte mit seinen Schwestern Maria und Marta in Betanien. 2Das ist dieselbe Maria, die dem Herrn das kostbare Duftöl über die Füße goss und sie mit ihrem Haar trocknete.49 Weil ihr Bruder Lazarus krank geworden war, 3schickten die beiden Schwestern Jesus eine Nachricht und ließen ihm ausrichten: »Herr, der, den du lieb hast, ist sehr krank.«

4Als Jesus jedoch davon hörte, sagte er: »Lazarus' Krankheit wird nicht zum Tode führen; sie dient vielmehr der Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes wird durch sie verherrlicht werden.«5Jesus hatte Marta, Maria und Lazarus lieb. 6Als er von seiner Krankheit erfahren hatte, blieb er noch zwei Tage, wo er war. 7Erst dann sagte er zu seinen Jüngern: »Lasst uns wieder nach Judäa gehen.«

8Doch seine Jünger wandten ein: »Meister, erst vor wenigen Tagen haben die Juden dort versucht, dich zu steinigen. Und nun willst du dorthin zurückkehren?«

9Jesus erwiderte: »Es ist doch zwölf Stunden jeden Tag hell. Solange es hell ist, können die Menschen sicher einen Fuß vor den anderen setzen. Sie können sehen, weil sie das Licht dieser Welt haben. 10Nur in der Nacht laufen sie Gefahr zu stolpern, weil das Licht nicht bei ihnen ist.«11Und er fuhr fort: »Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen, doch nun gehe ich hin und wecke ihn auf.«

12Die Jünger meinten: »Herr, wenn er schläft, wird er bald wieder gesund!« 13Sie dachten, Jesus rede von einem heilsamen Schlaf; Jesus sprach aber davon, dass Lazarus gestorben war.

14Da sagte er ihnen offen: »Lazarus ist tot.15Euretwegen bin ich froh, dass ich nicht dort war, weil ihr so einen weiteren Grund haben werdet, an mich zu glauben. Kommt, wir wollen zu ihm gehen.«

16Thomas, auch »Zwilling«50 genannt, sagte zu den anderen Jüngern: »Wir wollen mitgehen – und mit ihm sterben.«

17In Betanien berichtete man Jesus, dass Lazarus schon vier Tage im Grab lag. 18Betanien war nur wenige Kilometer51 von Jerusalem entfernt, 19und viele Leute52 waren gekommen, um Marta und Maria ihr Beileid auszusprechen und sie über den Verlust ihres Bruders zu trösten. 20Als Marta erfuhr, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, eilte sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus. 21Marta sagte zu Jesus: »Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben. 22Aber auch so weiß ich, Gott wird dir alles geben, was auch immer du ihn bittest.«

23Jesus sagte zu ihr: »Dein Bruder wird auferstehen.«

24»Ja«, erwiderte Marta, »am Tag der Auferstehung, wenn alle Menschen auferstehen.«

25Jesus sagte zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. 26Er wird ewig leben, weil er an mich geglaubt hat, und niemals sterben. Glaubst du das, Marta?«

27»Ja, Herr«, antwortete sie. »Ich habe immer geglaubt, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« 28Damit verließ sie ihn und kehrte zu Maria zurück. Sie nahm Maria beiseite und sagte zu ihr: »Der Meister ist hier und will dich sehen.« 29Als Maria dies gehört hatte, ging sie sofort zu ihm.

30Jesus war außerhalb des Dorfes geblieben, dort, wo Marta ihn getroffen hatte. 31Die Leute, die zum Haus gekommen waren, um Maria zu trösten, sahen sie eilig weggehen. Da folgten sie ihr, weil sie vermuteten, dass sie zu Lazarus' Grab wollte, um zu weinen. 32Als Maria nun an die Stelle kam, wo Jesus war, und ihn sah, warf sie sich ihm zu Füßen und sagte: »Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.«

33Als Jesus die weinende Maria und die Leute sah, die mit ihr trauerten, erfüllten ihn Zorn und Schmerz. 34»Wo habt ihr ihn hingelegt?«, fragte er.

Sie antworteten: »Herr, komm mit und sieh.« 35Da weinte Jesus. 36Die Leute, die in seiner Nähe standen, sagten: »Seht, wie sehr er ihn geliebt hat.« 37Einige meinten jedoch: »Dieser Mann hat doch einen Blinden geheilt. Warum konnte er Lazarus nicht vor dem Tod bewahren?«

Jesus erweckt Lazarus von den Toten auf

38Und wieder war Jesus innerlich erschüttert, während er zum Grab ging. Es war eine Gruft, vor deren Eingang man einen Stein gerollt hatte. 39»Rollt den Stein fort«, befahl Jesus.

Doch Marta, die Schwester des Verstorbenen, wandte ein: »Herr, inzwischen wird der Gestank schrecklich sein, denn er ist schon seit vier Tagen tot.«

40Jesus erwiderte: »Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?«41Da rollten sie den Stein beiseite. Dann blickte Jesus zum Himmel auf und sagte: »Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.42Ich weiß, dass du mich immer erhörst, doch ich sage es wegen der vielen Menschen, die hier stehen, damit sie glauben können, dass du mich gesandt hast.«43Dann rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!«44Und Lazarus kam heraus. Er war in Grabtücher gewickelt und sein Kopf war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: »Löst die Binden und lasst ihn gehen!«

Das Mordkomplott gegen Jesus

45Viele von den Juden, die bei Maria gewesen und Zeugen dieses Geschehens geworden waren, glaubten nun an Jesus. 46Ein paar jedoch liefen zu den Pharisäern und trugen ihnen zu, was Jesus getan hatte. 47Da ließen die obersten Priester und Pharisäer den Hohen Rat53 einberufen, um die Lage zu erörtern. »Was sollen wir tun?«, fragten sie einander. »Dieser Mann tut viele Wunder. 48Wenn wir ihn gewähren lassen, wird das ganze Volk ihm folgen, und dann wird die römische Armee kommen und unseren Tempel und auch unser Volk vernichten.«

49Einer von ihnen, Kaiphas, der in jenem Jahr Hoher Priester war, sagte: »Begreift ihr denn nicht? 50Versteht ihr nicht, dass es besser ist, wenn nur ein Mann anstelle des Volkes stirbt und so nicht das ganze Volk umkommt?« 51Diese prophetische Aussage, dass Jesus für das ganze Volk sterben sollte, machte Kaiphas in seiner Eigenschaft als Hoher Priester. Er hatte das nicht von sich aus gesagt, sondern Gott hatte es ihm eingegeben. 52Es war eine Weissagung: Jesus sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern durch seinen Tod die Kinder Gottes auf der ganzen Welt zusammenführen.

53Von diesem Tag an setzten die führenden Männer des jüdischen Volkes alles daran, Jesus zu töten. 54Deshalb hörte Jesus auf, sich öffentlich im Volk zu zeigen, und verließ Jerusalem. Er ging an einen Ort in der Nähe der Wüste, in das Dorf Ephraim, und blieb dort mit seinen Jüngern.

55Es waren nur noch wenige Tage bis zum Passahfest. Schon waren viele Leute vom Land in Jerusalem eingetroffen, um noch vor dem Fest die vorgeschriebenen Reinigungshandlungen vollziehen zu können. 56Sie wollten Jesus sehen, und als sie im Tempel miteinander redeten, fragten sie sich gegenseitig: »Was meint ihr? Wird er zum Passahfest kommen?« 57Die obersten Priester und Pharisäer hatten mittlerweile öffentlich verkündet, dass jeder, der Jesus sah, ihnen sofort Meldung machen müsse, damit sie ihn verhaften könnten.

Jesus wird in Betanien gesalbt

12Joh Sechs Tage vor Beginn der Passah-Feierlichkeiten kam Jesus nach Betanien, in die Heimatstadt von Lazarus – jenes Mannes, den er von den Toten auferweckt hatte. 2Dort wurde zu seinen Ehren ein Festessen gegeben. Marta bediente die Gäste, und Lazarus saß mit ihm am Tisch. 3Da nahm Maria ein zwölf Unzen fassendes Fläschchen54 mit kostbarem Nardenöl, salbte Jesus mit dem Öl die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Der Duft des Öls erfüllte das ganze Haus.

4Da sagte Judas Iskariot, einer seiner Jünger – der, der ihn später verriet: 5»Dieses Parfüm war ein kleines Vermögen55 wert. Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben sollen.« 6Doch es ging ihm gar nicht um die Armen – er war ein Dieb und führte die Kasse der Jünger und entwendete hin und wieder etwas Geld für den eigenen Bedarf.

7Jesus erwiderte: »Lass sie. Sie hat es als Vorbereitung für mein Begräbnis getan. 8Die Armen habt ihr immer bei euch, aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein.«

9Als die Leute56 erfuhren, dass Jesus dort war, kamen sie scharenweise herbei, um nicht nur Jesus, sondern vor allem Lazarus zu sehen, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. 10Daraufhin beschlossen die obersten Priester, auch Lazarus umzubringen, 11denn seinetwegen waren viele Leute von ihnen abgefallen und glaubten nun an Jesus.

Der triumphale Einzug

12Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem sei, in der ganzen Stadt. Scharen von Menschen, die zum Passahfest gekommen waren, 13hielten Palmzweige in den Händen und zogen die Straße hinunter, ihm entgegen. Dabei riefen sie:

»Gelobt sei Gott!57 Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Heil dem König Israels!«58

14Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. Damit erfüllte er die Prophezeiung der Heiligen Schrift:

15»Fürchte dich nicht, Volk Israel59. Sieh, dein König kommt; er sitzt auf einem Eselsfohlen.«60

16Damals erkannten die Jünger noch nicht, dass sich damit eine Weissagung erfüllte. Doch nachdem Jesus verherrlicht worden war, erinnerten sie sich daran, wie diese Schriftstelle sich vor ihren eigenen Augen erfüllt hatte.

17Die Leute in der Menge, die gesehen hatten, wie Jesus Lazarus aus dem Grab ins Leben zurückgerufen hatte, erzählten den anderen davon. 18Das war der Hauptgrund, warum so viele ihm entgegenzogen – weil sie von diesem großen Wunder gehört hatten, dass er es getan hatte. 19Da sagten die Pharisäer zueinander: »So bewirken wir nichts. Seht doch, die ganze Welt läuft ihm nach!«

Jesus sagt seinen Tod voraus

20Einige Griechen, die zum Passahfest nach Jerusalem gekommen waren, um anzubeten, 21besuchten Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte. Sie sagten: »Herr, wir möchten gern Jesus kennenlernen.« 22Philippus sagte es Andreas, und beide gingen gemeinsam zu Jesus, um ihn zu fragen.

23Jesus erwiderte: »Für den Menschensohn ist die Zeit gekommen, dass er verherrlicht wird. 24Ich versichere euch: Ein Weizenkorn muss in die Erde ausgesät werden. Wenn es dort nicht stirbt, wird es allein bleiben – ein einzelnes Samenkorn. Sein Tod aber wird viele neue Samenkörner hervorbringen – eine reiche Ernte neuen Lebens. 25Wer sein Leben in dieser Welt liebt, wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es zum ewigen Leben bewahren. 26Wer mein Jünger sein will, muss sich aufmachen und mir nachfolgen, denn mein Diener wird da sein, wo ich bin. Wer mir nachfolgt, den wird der Vater ehren. 27Meine Seele ist in diesem Augenblick tief traurig. Soll ich beten: ›Vater, bewahre mich vor dem, was vor mir liegt‹? Doch eben deshalb bin ich ja gekommen! 28Vater, verherrliche deinen Namen.«

Da sprach eine Stimme aus dem Himmel: »Ich habe ihn schon verherrlicht und werde es wieder tun.« 29Als die Menge die Stimme hörte, hielten einige sie für Donner, während andere erklärten, ein Engel habe zu ihm gesprochen.

30Da sagte Jesus zu ihnen: »Die Stimme erklang euretwegen, nicht meinetwegen.31Für die Welt ist die Zeit des Gerichts gekommen, in der der Herrscher dieser Welt61 vertrieben wird. 32Und wenn ich am Kreuz aufgerichtet bin,62 werde ich alle zu mir ziehen.«33Mit diesen Worten deutete er an, wie er sterben würde.

34Da erwiderte die Menge: »Wir haben in der Schrift gelesen, dass der Christus ewig leben wird. Warum sagst du, der Menschensohn müsse am Kreuz aufgerichtet werden63? Wer ist dieser Menschensohn, von dem du sprichst?«

35Jesus erwiderte: »Das Licht wird nur noch kurze Zeit für euch leuchten. Lebt darin, solange ihr es noch könnt, damit ihr nicht stolpert, wenn die Dunkelheit kommt. Wenn ihr im Dunkel lebt, könnt ihr nicht sehen, wohin ihr geht.36Glaubt an das Licht, solange noch Zeit dazu ist; dann werdet ihr Kinder des Lichts werden.« Nachdem er diese Dinge gesagt hatte, ging Jesus fort, und sie sahen ihn nicht mehr.

Der Unglaube des Volks

37Doch trotz der vielen Wunder, die er getan hatte, glaubten die meisten Menschen nicht an ihn. 38Genau das hatte der Prophet Jesaja vorausgesagt:

»Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Wem wird der Herr seine rettende Macht offenbaren?«64

39Die Menschen waren nicht fähig zu glauben, denn Jesaja sagte auch:

40»Der Herr hat ihre Augen blind gemacht und ihre Herzen verhärtet – damit ihre Augen nicht sehen und ihre Herzen nicht verstehen können und damit sie nicht zu mir umkehren, um sich von mir heilen zu lassen.«65

41Diese Weissagung Jesajas bezog sich auf Jesus, denn Jesaja hatte dessen Herrlichkeit gesehen. 42Viele Menschen, darunter auch einige der führenden Männer, glaubten an Jesus, scheuten sich aber, es zuzugeben. Sie fürchteten, dass die Pharisäer sie deswegen aus der Synagoge ausschließen würden. 43Die Anerkennung der Menschen war ihnen wichtiger als die Anerkennung durch Gott.

44Jesus rief der Menge zu: »Wenn ihr mir glaubt, glaubt ihr nicht nur an mich, sondern an Gott, der mich gesandt hat. 45Denn wenn ihr mich seht, seht ihr den, der mich gesandt hat. 46Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben. 47Wenn jemand mich hört und mir nicht gehorcht, bin ich nicht sein Richter – denn ich bin gekommen, um die Welt zu retten, und nicht, um sie zu richten. 48Doch wer mich und meine Botschaft ablehnt, wird am Tag des Gerichts durch meine Worte, die ich gesprochen habe, gerichtet werden. 49Ich spreche nicht aufgrund eigener Vollmacht. Der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen soll. 50Und ich weiß, dass seine Weisungen zum ewigen Leben führen; deshalb sage ich, was der Vater mir zu sagen gebietet!«

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße

13Joh Vor dem Passahfest wusste Jesus, dass für ihn die Zeit gekommen war, diese Welt zu verlassen und zu seinem Vater zurückzukehren. Nun bewies er seinen Jüngern das ganze Ausmaß seiner Liebe.662Es war Zeit für das Abendessen, und der Teufel hatte Judas, den Sohn des Simon Iskariot, schon dazu verleitet, seinen Plan wahr zu machen und Jesus zu verraten. 3Jesus aber wusste, dass der Vater ihm uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehren würde. 4Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus, band sich ein Handtuch um die Hüften 5und goss Wasser in eine Schale. Dann begann er, seinen Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Handtuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte.

6Als er zu Simon Petrus kam, sagte Petrus zu ihm: »Herr, warum willst du mir die Füße waschen?«

7Jesus antwortete: »Du verstehst jetzt nicht, warum ich das tue; eines Tages wirst du es verstehen.«

8»Nein«, protestierte Petrus. »Du sollst mir niemals die Füße waschen!«

Jesus erwiderte: »Wenn ich dich nicht wasche, gehörst du nicht zu mir.«

9Da rief Simon Petrus: »Dann wasche mir auch die Hände und den Kopf, Herr, und nicht nur die Füße!«

10Jesus erwiderte: »Wer gebadet hat, braucht sich – ausgenommen die Füße67 – nicht zu waschen, um völlig rein zu sein. Ihr seid rein, allerdings nicht jeder hier.«11Denn Jesus wusste, wer ihn verraten würde. Das meinte er mit dem Satz: »Nicht jeder hier von euch ist rein.«

12Nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte, zog Jesus sein Obergewand wieder an, setzte sich und fragte: »Versteht ihr, was ich getan habe? 13Ihr nennt mich ›Meister‹ und ›Herr‹ und damit habt ihr recht, denn das bin ich. 14Und weil ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füße waschen. 15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Tut, was ich für euch getan habe. 16Es ist nur zu wahr: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr. Genauso sind die Boten nicht wichtiger als der, der sie gesandt hat. 17Ihr wisst das alles – nun handelt auch danach. Das ist der Weg des Segens!

Jesus sagt voraus, dass er verraten wird

18Ich sage diese Dinge nicht zu euch allen; denn ich kenne jeden Einzelnen von euch, die ich erwählt habe, ganz genau. In der Schrift steht: ›Der, der mein Brot mit mir geteilt hat, hat sich gegen mich gewandt‹68, und das wird sich bald erfüllen. 19Ich sage euch das jetzt, damit ihr, wenn es eintrifft, erkennt, dass ich der Christus bin. 20Ich versichere euch: Wer meinen Boten willkommen heißt, der heißt mich willkommen, und wer mich willkommen heißt, der heißt meinen Vater willkommen, der mich gesandt hat.«

21Nach diesen Worten sagte Jesus bis ins Tiefste erschüttert: »Ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!«

22Die Jünger sahen einander an und fragten sich, wen er wohl damit meinte. 23Einer seiner Jünger – der, den Jesus liebte –, saß neben ihm am Tisch.6924Simon Petrus bedeutete ihm, er solle fragen, wer so etwas Schreckliches tun würde. 25Jener Jünger lehnte sich zu Jesus hinüber und fragte: »Herr, wer ist es?«

26Jesus sagte: »Es ist der, dem ich das Stück Brot reiche, nachdem ich es eingetaucht habe.« Und als er das Brot eingetaucht hatte, gab er es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. 27Sobald Judas das Brot gegessen hatte, ergriff der Satan Besitz von ihm. Da sagte Jesus zu ihm: »Beeile dich. Was du tun willst, tue bald!«28Keiner der anderen am Tisch wusste, was Jesus damit meinte. 29Da Judas die Kasse verwaltete, dachten einige, Jesus habe ihn aufgefordert, für das Fest einkaufen zu gehen oder den Armen etwas Geld zu geben. 30Judas aber stand sofort auf und ging in die Nacht hinaus.

Jesus sagt voraus, dass Petrus ihn verleugnen wird

31Sobald Judas den Raum verlassen hatte, sagte Jesus: »Nun ist für den Menschensohn die Zeit gekommen, dass er verherrlicht wird. Gott wird durch alles, was geschieht, verherrlicht, 32und das wird sehr bald geschehen.7033Liebe Kinder, es ist nur noch kurze Zeit, bis ich fortgehen und euch verlassen muss! Ihr werdet nach mir suchen, doch wie ich schon den Juden gesagt habe: wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen. 34So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. 35Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid.«

36Simon Petrus sagte: »Herr, wohin gehst du?«

Und Jesus erwiderte: »Wo ich hingehe, dahin kannst du jetzt nicht mitkommen, aber später wirst du mir dorthin folgen.«

37»Warum kann ich jetzt nicht mitkommen, Herr?«, fragte er. »Ich bin bereit, für dich zu sterben.«

38Jesus antwortete: »Für mich sterben? Nein. Ehe morgen früh der Hahn kräht, wirst du drei Mal leugnen, mich auch nur zu kennen.

Jesus, der Weg zum Vater

14Joh Habt keine Angst. Ihr vertraut auf Gott, nun vertraut auch auf mich!2Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt?3Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin.4Ihr wisst ja, wohin ich gehe und wie ihr dorthin kommen könnt.«

5»Nein, Herr, das wissen wir nicht«, sagte Thomas. »Wir haben keine Ahnung, wo du hingehst; wie können wir da den Weg kennen?«

6Jesus sagte zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.7Wenn ihr erkannt habt, wer ich bin, dann habt ihr auch erkannt, wer mein Vater ist.71 Doch von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen!«

8Philippus sagte: »Herr, zeig uns den Vater, dann sind wir zufrieden.«

9Jesus erwiderte: »Philippus, weißt du denn nach all der Zeit, die ich bei euch war, noch immer nicht, wer ich bin? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen! Warum verlangst du noch, ihn zu sehen? 10Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich euch sage, stammen ja nicht von mir, sondern der Vater, der in mir lebt, wirkt durch mich. 11Glaubt doch, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Oder glaubt wenigstens aufgrund von dem, was ich getan habe.

12Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, wird dieselben Dinge tun, die ich getan habe, ja noch größere, denn ich gehe, um beim Vater zu sein. 13Ihr dürft in meinem Namen um alles bitten, und ich werde eure Bitten erfüllen, weil durch den Sohn der Vater verherrlicht wird. 14Bittet, um was ihr wollt, in meinem Namen, und ich werde es tun!

Jesus verspricht den Jüngern den Heiligen Geist

15Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Ratgeber72 geben, der euch nie verlassen wird. 17Es ist der Heilige Geist, der in alle Wahrheit führt. Die Welt kann ihn nicht empfangen, denn sie sucht ihn nicht und erkennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und später in euch sein wird. 18Nein, ich werde euch nicht verwaist zurücklassen – ich werde zu euch kommen. 19Die Welt wird mich schon bald nicht mehr sehen, doch ihr werdet es. Denn ich werde leben, und ihr werdet auch leben. 20Wenn ich wieder zum Leben auferstanden bin, werdet ihr wissen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir seid und ich in euch. 21Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich. Und weil er mich liebt, wird mein Vater ihn lieben und ich werde ihn lieben. Und ich werde mich ihm persönlich zu erkennen geben.«

22Judas (nicht Judas Iskariot, sondern der andere Jünger gleichen Namens) sagte zu ihm: »Herr, warum willst du dich nur uns zu erkennen geben und nicht der ganzen Welt?«

23Jesus erwiderte: »Wer mich liebt, wird tun, was ich sage. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. 24Wer mich nicht liebt, wird nicht tun, was ich sage. Vergesst nicht: Meine Worte kommen nicht aus mir selbst, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. 25Ich sage euch all diese Dinge jetzt, solange ich noch bei euch bin. 26Doch wenn der Vater den Ratgeber als meinen Stellvertreter schickt – und damit meine ich den Heiligen Geist –, wird er euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

27Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst. 28Denkt an das, was ich euch gesagt habe: Ich gehe fort, aber ich werde wieder zu euch kommen. Wenn ihr mich wirklich lieb habt, freut ihr euch für mich, weil ich jetzt zum Vater gehen darf, der größer ist als ich. 29Ich habe euch all diese Dinge gesagt, ehe sie geschehen, damit ihr, wenn sie eintreffen, glaubt.

30Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, mit euch zu sprechen, weil der Herrscher dieser Welt schon ganz nah ist. Er hat keine Macht über mich; 31doch ich werde tun, was der Vater von mir will, damit die Welt erkennt, dass ich den Vater liebe. Kommt, lasst uns von hier weggehen.

Jesus, der wahre Weinstock

15Joh Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. 2Er schneidet jede Rebe ab, die keine Frucht bringt, und beschneidet73 auch die Reben, die bereits Früchte tragen, damit sie noch mehr Frucht bringen. 3Ihr seid schon durch die Botschaft, die ich euch gegeben habe, beschnitten74. 4Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Denn eine Rebe kann keine Frucht tragen, wenn sie vom Weinstock abgetrennt wird, und auch ihr könnt nicht, wenn ihr von mir getrennt seid, Frucht hervorbringen.

5Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, wird viel Frucht bringen. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. 6Wer nicht in mir bleibt, wird fortgeworfen wie eine nutzlose Rebe und verdorrt. Solche Reben werden auf einen Haufen geworfen und verbrannt. 7Doch wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch gewährt werden! 8Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht hervorbringt und meine Jünger werdet.

9Ich habe euch genauso geliebt, wie der Vater mich geliebt hat. Bleibt in meiner Liebe. 10Wenn ihr mir gehorcht, bleibt ihr in meiner Liebe, genauso wie ich meinem Vater gehorche und in seiner Liebe bleibe. 11Ich sage euch das, damit meine Freude euch erfüllt. Ja, eure Freude soll vollkommen sein! 12Ich gebiete euch, einander genauso zu lieben, wie ich euch liebe. 13Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für die Freunde hingibt. 14Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. 15Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid jetzt meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe. 16Nicht ihr habt mich erwählt, ich habe euch erwählt. Ich habe euch dazu berufen, hinzugehen und Frucht zu tragen, die Bestand hat, damit der Vater euch gibt, um was immer ihr ihn in meinem Namen bittet. 17Ich gebe euch das Gebot, einander zu lieben.

Der Hass der Welt

18Wenn die Welt euch hasst, dann denkt daran, dass sie mich schon gehasst hat, ehe sie euch gehasst hat. 19Die Welt würde euch lieben, wenn ihr zu ihr gehören würdet, aber das tut ihr nicht. Ich habe euch erwählt, aus der Welt herauszutreten; deshalb hasst sie euch. 20Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: ›Ein Diener ist nicht größer als sein Herr.‹ Da sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Und wenn sie auf mein Wort gehört haben, werden sie auch auf euch hören! 21Die Menschen in der Welt werden gegen euch sein, weil ihr zu mir gehört, denn sie kennen Gott nicht, der mich gesandt hat. 22Sie hätten sich nicht schuldig gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte. Doch so haben sie keine Entschuldigung mehr für ihre Sünde. 23Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. 24Wenn ich nicht solche Wunder unter ihnen getan hätte, die niemand sonst hätte tun können, wären sie nicht schuldig. Doch sie haben alles gesehen, was ich tat, und trotzdem sowohl mich als auch meinen Vater gehasst. 25Dadurch hat sich erfüllt, was im Gesetz vorausgesagt ist: ›Sie haben mich ohne Grund gehasst.‹75

26Doch ich werde euch den Ratgeber76 schicken – den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater zu euch kommen und wird mein Zeuge sein. 27Und ihr werdet meine Zeugen sein, weil ihr von Anfang an bei mir gewesen seid.

16Joh Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr den Glauben nicht verliert. 2Denn ihr werdet aus den Synagogen ausgeschlossen werden, und es wird die Zeit kommen, in der die, die euch töten, glauben, Gott damit einen Dienst zu erweisen. 3Das tun sie, weil sie den Vater und mich nicht erkannt haben. 4Ja, ich sage euch diese Dinge jetzt, damit ihr euch daran erinnert, wenn sie eintreffen. Ich habe nicht früher davon gesprochen, weil ich noch bei euch war.

Das Wirken des Heiligen Geistes

5Nun aber gehe ich fort zu dem, der mich gesandt hat, doch keiner von euch hat mich gefragt, wohin ich gehe. 6Stattdessen seid ihr traurig. 7Ich sage euch aber die Wahrheit: Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Ratgeber nicht kommen. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden. 8Und wenn er kommt, wird er die Welt von ihrer Sünde und von Gottes Gerechtigkeit und vom bevorstehenden Gericht überzeugen. 9Die Sünde der Welt ist, dass sie nicht an mich glaubt. 10Die Gerechtigkeit erweist sich darin, dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet. 11Das Gericht wird kommen, weil der Herrscher dieser Welt schon gerichtet ist.

12Ich hätte euch noch so vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. 13Doch wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Er wird nicht seine eigenen Anschauungen vertreten, sondern wird euch sagen, was er gehört hat. Er wird euch von dem erzählen, was kommt. 14Er wird mich verherrlichen, indem er euch alles offenbart, was er von mir empfängt. 15Alles, was der Vater hat, gehört mir; das habe ich gemeint, als ich sagte, dass der Geist euch alles offenbaren wird, was er von mir empfängt.

Traurigkeit wird sich in Freude verwandeln

16Schon sehr bald werdet ihr mich nicht mehr sehen. Dann, nach einer weiteren kurzen Zeit, werdet ihr mich wieder sehen.«

17Da fragten die Jünger einander: »Was meint er damit: ›Ihr werdet mich nicht sehen und dann werdet ihr mich wieder sehen‹? Was soll das bedeuten: ›Ich gehe zum Vater‹? 18Und was heißt ›eine kurze Zeit‹? Das verstehen wir nicht.«

19Jesus merkte, dass sie ihn gern gefragt hätten. Deshalb sagte er: »Ihr fragt euch, was ich gemeint habe? Ich sagte, dass ich sehr bald fort sein werde und ihr mich nicht mehr sehen werdet. Dann, nach einer weiteren kurzen Zeit, werdet ihr mich wieder sehen. 20Ich versichere euch: Ihr werdet weinen und trauern über das, was mit mir geschehen wird, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet trauern, doch eure Trauer wird sich von einem Augenblick zum anderen in große Freude verwandeln, wenn ihr mich wieder seht. 21Es wird sein wie bei einer Frau in den Wehen. Wenn ihr Kind erst geboren ist, verblassen die Schmerzen angesichts der Freude, dass ein neuer Mensch zur Welt gekommen ist. 22Jetzt seid ihr traurig, aber ich werde euch wieder sehen, und dann werdet ihr euch freuen, und niemand kann euch diese Freude nehmen. 23Wenn es so weit ist, werdet ihr mich um nichts mehr bitten müssen. Ich versichere euch: Dann könnt ihr selbst zum Vater gehen und ihn bitten, und er wird eure Bitte erfüllen, weil ihr in meinem Namen bittet. 24Bis jetzt habt ihr das nicht getan. Bittet in meinem Namen, und ihr werdet empfangen, dann wird eure Freude vollkommen sein.

25Bis jetzt habe ich über diese Dinge in Gleichnissen77 geredet, aber es kommt die Zeit, in der das nicht mehr nötig sein wird; dann werde ich offen mit euch reden und euch alles über den Vater erzählen. 26Und dann werdet ihr in meinem Namen bitten. Ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde, 27denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. 28Ich kam vom Vater in die Welt, und ich werde die Welt verlassen und zum Vater zurückkehren.«

29Da sagten seine Jünger: »Endlich sprichst du offen und nicht mehr in Gleichnissen. 30Jetzt verstehen wir, dass du alles weißt und nicht darauf angewiesen bist, dass irgendjemand dir etwas sagt.78 Deshalb glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.«

31Jesus fragte: »Jetzt glaubt ihr? 32Doch es kommt die Zeit – ja, sie ist schon angebrochen –, da werdet ihr zerstreut werden, und jeder wird seine eigenen Wege gehen und mich verlassen. Doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. 33Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.«

Jesus betet für seine Jünger

17Joh Nachdem Jesus all das gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und sagte: »Vater, die Zeit ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit er dich verherrlichen kann. 2Denn du hast ihm Macht über alle Menschen auf der ganzen Welt gegeben. Er schenkt allen, die du ihm gegeben hast, das ewige Leben. 3Und das ist der Weg zum ewigen Leben: dich zu erkennen, den einzig wahren Gott, und Jesus Christus, den du in die Welt gesandt hast. 4Ich habe dich hier auf Erden verherrlicht, indem ich alles tat, was du mir aufgetragen hast. 5Und nun, Vater, verherrliche mich mit der Herrlichkeit, die wir schon teilten, ehe die Welt erschaffen wurde.

6Ich habe deinen Namen diesen Menschen offenbart. Sie waren in der Welt, doch dann hast du sie mir gegeben. Sie haben dir schon immer gehört, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7Jetzt wissen sie, dass alles, was ich habe, von dir ist, 8denn ich habe ihnen die Worte weitergegeben, die du mir mitgegeben hast. Sie haben diese Worte angenommen und wissen, dass ich von dir gekommen bin; und sie glauben, dass du mich gesandt hast.

9Mein Gebet gilt nicht der Welt, sondern denen, die du mir gegeben hast, weil sie dir gehören. 10Weil sie die Meinen sind, gehören sie auch dir; doch du hast sie mir gegeben, damit ich durch sie verherrlicht werde! 11Jetzt verlasse ich die Welt; ich lasse sie79 zurück in der Welt und komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie wir eins sind. 12Während meiner Zeit hier auf Erden habe ich sie bewahrt.80 Ich habe über sie gewacht, sodass nicht einer verloren ging außer dem, der den Weg des Verderbens beschritt81, so wie es die Schrift vorausgesagt hat.

13Jetzt aber komme ich zu dir. Ich habe ihnen vieles gesagt, während ich in der Welt war, damit sie von meiner Freude vollkommen erfüllt sind. 14Ich habe ihnen dein Wort gegeben. Die Welt hasst sie, weil sie genau wie ich nicht zur Welt gehören. 15Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt herausnimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. 16Sie gehören genauso wenig zu dieser Welt wie ich. 17Reinige sie und heilige sie, indem du sie deine Worte der Wahrheit lehrst.8218Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie in die Welt. 19Und ich gebe mich ganz für sie hin, damit auch sie durch die Wahrheit ganz dir gehören.

20Ich bete nicht nur für diese Jünger, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben werden. 21Ich bete für sie alle, dass sie eins sind, so wie du und ich eins sind, Vater – damit sie in uns eins sind, so wie du in mir bist und ich in dir bin, und die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.

22Ich habe ihnen die Herrlichkeit geschenkt, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind – 23ich in ihnen und du in mir, damit sie alle zur Einheit vollendet werden. Dann wird die Welt wissen, dass du mich gesandt hast, und wird begreifen, dass du sie liebst, wie du mich liebst. 24Vater, ich möchte, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir sind, damit sie meine Herrlichkeit sehen können. Du hast mir die Herrlichkeit geschenkt, weil du mich schon vor Erschaffung der Welt geliebt hast!

25Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, aber ich kenne dich, und diese Jünger wissen, dass du mich gesandt hast. 26Ich habe ihnen deinen Namen offenbart und werde ihn auch weiterhin offenbaren. Das tue ich, damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt und ich in ihnen.«