Judas erhängt sich
27Mt Früh am nächsten Morgen versammelten sich die obersten Priester und die Ältesten des jüdischen Volkes noch einmal. Sie berieten, wie sie die römische Regierung dazu bringen konnten, Jesus zum Tode zu verurteilen. 2Sie fesselten ihn und brachten ihn zu Pilatus, dem römischen Statthalter.
3Als seinem Verräter Judas klar wurde, dass Jesus zum Tode verurteilt war, überfiel ihn tiefe Reue. Er wollte den obersten Priestern und Ältesten die dreißig Silberstücke zurückgeben. 4»Ich habe gesündigt«, gestand er, »ich habe einen Unschuldigen verraten.« Sie fuhren ihn an: »Was geht uns das an? Das ist deine Sache.« 5Da warf Judas das Geld auf den Boden des Tempels, ging hinaus und erhängte sich. 6Die obersten Priester hoben das Geld auf. »Wir können es nicht zum Tempelschatz legen«, sagten sie, »denn es ist gegen das Gesetz, Geld anzunehmen, das für einen Mord gezahlt wurde.« 7Und nachdem sie eine Weile beraten hatten, beschlossen sie, den Acker des Töpfers davon zu kaufen und daraus einen Friedhof für Fremde zu machen. 8Deshalb heißt dieses Stück Land heute noch Blutacker. 9So erfüllte sich die Prophezeiung Jeremias: »Sie nahmen150 die dreißig Silberstücke – die Summe, die er dem Volk Israel wert war – 10und kauften damit den Acker des Töpfers, so wie es der Herr befahl.«151
Jesus vor Pilatus
11Nun stand Jesus vor Pilatus, dem römischen Statthalter. »Bist du der König der Juden?«, fragte dieser ihn. Jesus antwortete: »Ja, es ist, wie du sagst.«
12Doch als die obersten Priester und die Ältesten ihre Anklagen vorbrachten, schwieg Jesus. 13»Hörst du nicht die Anschuldigungen gegen dich?«, fragte Pilatus. 14Doch sehr zum Erstaunen des Statthalters sagte Jesus nichts.
15Es war Brauch, dass der Statthalter jedes Jahr anlässlich des Passahfestes einen Gefangenen freiließ, den das Volk bestimmen durfte. 16In diesem Jahr saß ein berüchtigter Verbrecher namens Barabbas152 im Gefängnis. 17Als die Menge sich an diesem Morgen vor dem Haus von Pilatus versammelt hatte, fragte er sie: »Welchen soll ich für euch freilassen – Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt?« 18Denn er wusste sehr wohl, dass sie Jesus nur aus Neid verhaftet hatten.
19Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, schickte ihm seine Frau eine Nachricht: »Lass diesen unschuldigen Mann in Ruhe; ich hatte letzte Nacht seinetwegen einen schrecklichen Traum.«
20In der Zwischenzeit hatten die obersten Priester und die Ältesten das Volk aufgehetzt: Es sollte die Freilassung von Barabbas und die Hinrichtung von Jesus fordern. 21Als der Statthalter noch einmal fragte: »Wen von diesen beiden soll ich freilassen?«, rief die Menge: »Barabbas!«
22»Aber wenn ich Barabbas freilasse«, fragte Pilatus, »was soll ich dann mit Jesus machen, der Christus genannt wird?« Und alle schrien: »Kreuzige ihn!« 23»Warum?«, wollte Pilatus wissen. »Was hat er denn verbrochen?« Aber die Menge schrie nur noch lauter: »Kreuzige ihn!«
24Pilatus sah, dass er so nicht weiterkam und dass sich ein Tumult anbahnte. Da ließ er sich eine Schüssel mit Wasser bringen und wusch sich vor den Augen der Menge die Hände mit den Worten: »Ich bin unschuldig am Blut dieses Mannes. Die Verantwortung liegt bei euch!«
25Und die Menge schrie zurück: »Wir übernehmen die Verantwortung für seinen Tod – wir und unsere Kinder!«153
26Also ließ Pilatus Barabbas frei. Jesus aber ließ er auspeitschen und lieferte ihn dann den römischen Soldaten aus, die ihn kreuzigen sollten.
Die Soldaten verspotten Jesus
27Einige der Soldaten des Statthalters brachten Jesus in das Prätorium154 und riefen alle anderen Soldaten zusammen. 28Sie zogen ihn aus und legten ihm ein purpurrotes Gewand an. 29Dann machten sie eine Krone aus langen, spitzen Dornen, setzten sie ihm auf den Kopf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand als Zepter. Daraufhin knieten sie vor ihm nieder, verhöhnten ihn und grölten: »Sei gegrüßt, König der Juden!« 30Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock weg und schlugen ihn damit auf den Kopf. 31Nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm das Gewand ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie ihn zur Kreuzigungsstätte.
Die Kreuzigung
32Auf dem Weg begegnete ihnen ein Mann namens Simon, der aus Kyrene155 stammte. Den zwangen sie, das Kreuz für Jesus zu tragen. 33Dann zogen sie hinaus zu einem Ort namens Golgatha, das heißt Schädelstätte. 34Die Soldaten gaben ihm Wein, der mit bitterer Galle vermischt war, doch als er ihn schmeckte, weigerte er sich, ihn zu trinken.
35Nachdem sie ihn ans Kreuz genagelt hatten, würfelten die Soldaten um seine Kleider.15636Dann setzten sie sich um das Kreuz und hielten Wache. 37Über seinem Kopf wurde eine Tafel angebracht, auf der stand, was ihm vorgeworfen wurde: »Dies ist Jesus, der König der Juden.«
38Zusammen mit ihm wurden zwei Verbrecher gekreuzigt, einer auf jeder Seite von ihm. 39Die Leute, die vorübergingen, beschimpften und verhöhnten ihn: 40»So! Du kannst also den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen? Nun, wenn du der Sohn Gottes bist, dann rette dich doch selbst und steig vom Kreuz herab!«
41Die obersten Priester, Schriftgelehrten und Ältesten verspotteten Jesus ebenfalls. 42»Anderen hat er geholfen«, höhnten sie, »aber sich selbst kann er nicht helfen! Wenn er wirklich der König Israels ist, dann soll er doch vom Kreuz herabsteigen. Dann werden wir an ihn glauben! 43Er hat Gott vertraut – nun soll Gott zeigen, dass er zu ihm steht, indem er ihn verschont! Er hat ja behauptet: ›Ich bin der Sohn Gottes.‹« 44Und auch die Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren, verhöhnten ihn.
Der Tod von Jesus
45Um die Mittagszeit wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel – bis drei Uhr. 46Gegen drei Uhr rief Jesus mit lauter Stimme: »Eli, Eli, lama asabtani?«, das bedeutet: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«157
47Einige der Vorübergehenden hatten ihn falsch verstanden und dachten, er riefe nach dem Propheten Elia. 48Einer lief und tauchte einen Schwamm in sauren Wein und hielt ihn auf einem Stab hoch, damit er trinken konnte.
49Aber die anderen sagten: »Lass ihn in Ruhe. Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihn rettet.«158
50Da schrie Jesus noch einmal und starb. 51In diesem Augenblick zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Teile. 52Die Erde bebte, Felsen zerbarsten, Gräber öffneten sich und die Leiber vieler gottesfürchtiger Männer und Frauen, die schon längst verstorben waren, wurden von den Toten auferweckt. 53Nachdem Jesus auferstanden war, verließen sie die Gräber, gingen in die heilige Stadt Jerusalem und erschienen dort vielen Menschen.
54Den römischen Offizier und die anderen Soldaten, die ihn gekreuzigt hatten, überkam Todesangst bei dem Erdbeben und den anderen Ereignissen. Sie sagten: »Es stimmt, das war wirklich der Sohn Gottes!«
55Viele Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, um für ihn zu sorgen, sahen aus einiger Entfernung zu. 56Unter ihnen waren auch Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef und die Frau des Zebedäus, die Mutter von Jakobus und Johannes.
Das Begräbnis
57Als es Abend wurde, ging Josef, ein reicher Mann aus Arimathäa, ebenfalls ein Anhänger von Jesus, 58zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam von Jesus. Pilatus erließ Befehl, Jesus vom Kreuz abzunehmen. 59Josef nahm den Leichnam und wickelte ihn in ein langes Leinentuch. 60Dann legte er ihn in sein eigenes neues Grab, das in den Felsen gehauen worden war. Schließlich rollte er einen großen Stein vor den Eingang und ging. 61Maria Magdalena und die andere Maria aber blieben in der Nähe sitzen und beobachteten alles.
Die Wache am Grab
62Am nächsten Tag – dem ersten Tag des Passahfestes159 – gingen die obersten Priester und Pharisäer zu Pilatus. 63Sie sagten zu ihm: »Herr, uns ist eingefallen, dass dieser Verführer, als er noch lebte, einmal gesagt hat: ›Nach drei Tagen werde ich von den Toten auferweckt.‹64Wir möchten dich deshalb bitten, das Grab bis zum dritten Tag versiegeln zu lassen. Das wird seine Jünger daran hindern, zurückzugehen und seinen Leichnam zu stehlen, um dann allen zu sagen, er sei wieder lebendig! Denn wenn das geschieht, wird der Betrug noch schlimmer sein als vorher.«
65Pilatus erwiderte: »Nehmt Wachen mit und sichert das Grab, so gut ihr könnt.« 66Also versiegelten sie das Grab und stellten Wachen auf, die es schützen sollten.
Die Auferstehung
28Mt Am Sonntagmorgen160 in aller Frühe gingen Maria Magdalena und die andere Maria hinaus zum Grab. 2Plötzlich gab es ein starkes Erdbeben, weil ein Engel des Herrn vom Himmel herabkam, den Stein beiseite rollte und sich darauf niederließ. 3Sein Gesicht leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. 4Die Wachen zitterten vor Angst, als sie ihn sahen, fielen zu Boden und blieben wie tot liegen.
5Der Engel sprach die Frauen an. »Habt keine Angst!«, sagte er. »Ich weiß, ihr sucht Jesus, der gekreuzigt wurde. 6Er ist nicht hier! Er ist von den Toten auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht, wo sein Leichnam gelegen hat. 7Und nun geht und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist und ihnen nach Galiläa vorausgeht. Dort werdet ihr ihn sehen. Merkt euch, was ich euch gesagt habe.«
8Die Frauen liefen schnell vom Grab fort. Sie waren zu Tode erschrocken und doch zugleich außer sich vor Freude. So schnell sie konnten, liefen sie zu den Jüngern, um ihnen auszurichten, was der Engel gesagt hatte. 9Unterwegs begegneten sie Jesus. »Seid gegrüßt!«, sagte er. Und sie liefen zu ihm hin, umklammerten seine Füße und beteten ihn an. 10Jesus sagte zu ihnen: »Habt keine Angst! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa kommen, dort werden sie mich sehen.«
Der Bericht der Wache
11Während die Frauen auf dem Weg in die Stadt waren, gingen einige der Männer, die das Grab bewacht hatten, zu den obersten Priestern und berichteten ihnen, was geschehen war. 12Sofort wurde eine Versammlung aller Ältesten einberufen. Sie beschlossen, die Soldaten zu bestechen, und 13gaben ihnen die folgende Anweisung: »Ihr müsst sagen: ›Die Jünger von Jesus kamen in der Nacht, während wir schliefen, und haben seinen Leichnam gestohlen.‹ 14Wenn der Statthalter davon erfährt, werden wir euch beistehen. Ihr braucht nichts Schlimmes zu befürchten.« 15Die Soldaten nahmen das Bestechungsgeld an und sagten, was ihnen aufgetragen worden war. Ihre Geschichte verbreitete sich unter den Juden, und sie erzählen sie noch bis zum heutigen Tag.
Der große Auftrag
16Dann gingen die elf Jünger nach Galiläa zu dem Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. 17Als sie ihn sahen, beteten sie ihn an – aber einige zweifelten immer noch.
18Jesus kam und sagte zu seinen Jüngern: »Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. 19Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und 20lehrt sie, alle Gebote zu halten, die ich euch gegeben habe. Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.«
11,3 Griech. Aram; s. auch 1,4. u. 1. Chronik 2,9-10.
21,7 S. 1. Chronik 3,10.
31,8a S. 1. Könige 22,51 sowie die Anm. zu 1. Chronik 3,11.
41,8b O. Ahnherr; so auch in 1,11.
51,10 S. 1. Chronik 3,14.
61,11 Griech. Jechonia; so auch in 1,12. S. 2. Könige 24,6 und die Anmerkung zu 1. Chronik 3,16.
71,16 Übersetzung von Hebr. Messias, d.h. der Gesalbte.
81,21 Jesus bedeutet: »Der Herr rettet.«
91,23 Jesaja 7,14.
102,1 O. königliche Astrologen; griech. magi; so auch in 2,7.13.16.
112,2 O. Wir haben seinen Stern im Osten gesehen.
122,6 Micha 5,1; 2. Samuel 5,2.
132,15 Hosea 11,1.
142,16 O. nach der Zeit, die er aus den Angaben der Gelehrten errechnet hatte.
152,18 Jeremia 31,15.
163,2 O. ist gekommen oder kommt bald.
173,3 Jesaja 40,3.
183,11a O. in.
193,11b Griech. seine Sandalen zu tragen.
203,11c O. im Heiligen Geist und in Feuer.
213,15 O. Wir müssen alle Gerechtigkeit erfüllen.
224,3 Griech. der Versucher.
234,4 5. Mose 8,3.
244,6 Psalm 91,11-12.
254,7 5. Mose 6,16.
264,10 5. Mose 6,13.
274,15 Griech. Heiden.
284,15–16 Jesaja 8,23-9,1
294,17 O. ist gekommen oder kommt bald.
304,25 Griech. Dekapolis.
315,3 Griech. die Armen im Geist.
325,21 2. Mose 20,13; 5. Mose 5,17.
335,22a Griech. auf seinen Bruder.
345,22b Manche Handschriften fügen hinzu ohne Grund.
355,22c Wörtlich Raca, ein aramäischer Ausdruck der Verachtung.
365,22d Griech. wer sagt: »Du Tor!«.
375,27 2. Mose 20,14; 5. Mose 5,18.
385,29 Griech. dein rechtes Auge.
395,30 Griech. deine rechte Hand.
405,31 5. Mose 24,1.
415,33 4. Mose 30,3.
425,37 O. Alles, was darüber ist, ist vom Bösen.
435,41 Griech. milion (1,478 km).
445,43 3. Mose 19,18.
455,44 Manche Handschriften fügen hinzu Segnet die, die euch verfluchen, tut denen Gutes, die euch hassen.
466,11 O. für morgen.
476,13 O. vom Bösen. Manche Handschriften fügen hinzu Denn dir gehört das Reich und die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. S. 1.€Chronik 29,10b-12.
487,2 O. Denn Gott wird euch behandeln, wie ihr andere behandelt; im Griech. heißt es Denn mit dem Urteil, das ihr fällt, werdet ihr selbst beurteilt werden.
497,6 Griech. Gebt das Heilige nicht den Hunden.
507,13 Griech. Der Weg, der in das Verderben führt.
518,17 Jesaja 53,4.
528,22 Griech. Die Toten sollen ihre Toten selbst begraben.
538,28 In manchen Handschriften heißt es Gerasener; in noch anderen Gergesaner; s. Markus 5,1; Lukas 8,26.
549,11 Griech. mit Steuereinnehmern und Sündern.
559,13 Hosea 6,6.
5610,4 Griech. der Kanaanäer.
5710,7 O. nahe gekommen ist oder bald kommt.
5810,10 O. der Arbeiter ist die Unterstützung, die er empfängt, wert.
5910,25 Griech. Beelzebul.
6010,41 Griech. Wenn ihr einen Propheten im Namen eines Propheten aufnehmt.
6111,6 O. die nicht meinetwegen abfallen.
6211,10 Maleachi 3,1.
6311,12 O. Seit … tauft, haben begierige Menschenmengen ins Himmelreich hineingedrängt.
6411,14 S. Maleachi 3,23.
6511,23 Griech. in den Hades.
6612,7 Hosea 6,6.
6712,18–21 Jesaja 42,1-4.
6812,24 Griech. von Beelzebul.
6912,29 O. Man kann Satans Reich nicht ausrauben, ohne ihn zuvor zu fesseln. Erst dann können seine Dämonen verjagt werden.
7012,40 Jona 2,1.
7112,41 Jona 3,5.
7212,42 Griech. die Königin des Südens; vgl. 1.€Könige 10,1-10.
7313,14–15 Jesaja 6,9-10.
7413,33 Griech. drei Maß.
7513,35 Psalm 78,2.
7614,1 Griech. der Tetrarch Herodes. Er war ein Sohn von König Herodes und Herrscher über eines der vier Teilgebiete in Palästina.
7714,25 Griech. in der vierten Nachtwache.
7815,4 2. Mose 20,12; 21,17; 3. Mose 20,9; 5. Mose 5,16.
7915,8–9 Jesaja 29,13.
8015,11 O. was aus dem Mund kommt, macht einen Menschen unrein.
8115,22 Griech. Kanaaniterin.
8216,2–3 In manchen Handschriften fehlen die Worte in 16,2-3 nach der Wendung Er erwiderte.
8316,17 Griech. Simon, Sohn des Jona; s. Johannes 1,42; 21,15-17.
8416,18a Petrus bedeutet Stein oder Fels.
8516,18b Griech. und die Tore des Hades.
8616,26 O. euer Leben.
8717,4 Griech. Tabernakel.
8817,10 Griech. dass Elia zuerst kommen muss.
8917,20 In manchen Handschriften folgt V. 21: Doch diese Art Dämonen gehen nicht, ehe ihr nicht gebetet und gefastet habt.
9017,25 Griech. Simon.
9118,8 Griech. in das Leben; so auch in 18,9.
9218,10 In manchen Handschriften folgt V. 11: Der Menschensohn ist gekommen, die Verlorenen zu retten.
9318,18 Griech. Was ihr auf der Erde bindet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf der Erde löst, wird auch im Himmel gelöst sein.
9418,20 Griech. in meinem Namen zusammenkommen.
9518,22 Oder siebenundsiebzig Mal.
9618,24 Griech. zehntausend Talente.
9718,28 Griech. hundert Denare. Ein Denar war ein voller Tagelohn.
9819,4 1. Mose 1,27; 5,2.
9919,5 1. Mose 2,24.
10019,7 5. Mose 24,1.
10119,9 In manchen Handschriften heißt es weiter: Und der Mann, der eine geschiedene Frau heiratet, begeht Ehebruch.
10219,16 In manchen Handschriften heißt es Guter Meister.
10319,18–19 2. Mose 20,12-16; 3. Mose 19,18; 5. Mose 5,16-20.
10419,28 Griech. bei der Wiedergeburt.
10519,30 Griech. Doch viele, die die Ersten sind, werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten.
10620,2 Griech. einen Denar, den vollen Tagelohn eines Arbeiters; so auch in 20,9.10.13.
10721,5a Griech. sagt der Tochter Zion; Jesaja 62,11.
10821,5b Sacharja 9,9.
10921,7 Griech. über sie, und er setzte sich auf sie.
11021,9a Griech. Hosianna, ein Ausruf des Lobes; wörtlich: »Hilf doch«; so auch in 21,9b.15.
11121,9b Psalm 118,26; 148,1.
11221,13 Jesaja 56,7; Jeremia 7,11.
11321,16 Psalm 8,3.
11421,23 O.: Mit welcher Vollmacht tust du all diese Dinge?
11521,42 Psalm 118,22-23.
11621,44 Dieser Vers fehlt in einigen frühen Handschriften.
11722,19 Griech. einen Denar.
11822,24 5. Mose 25,5-6.
11922,31 Griech. Habt ihr nie in der Schrift gelesen, dass Gott sagte.
12022,32 2. Mose 3,6.
12122,37 5. Mose 6,5.
12222,39 3. Mose 19,18.
12322,44 Psalm 110,1.
12423,5 Griech. Sie vergrößern ihre Phylakterien.
12523,7 Rabbi, aus dem Aramäischen, bedeutet »Meister« oder »Lehrer«.
12623,13 In manchen Handschriften folgt V. 14: Wie schrecklich wird es sein für euch Schriftgelehrte und euch Pharisäer! Ihr Heuchler! Schamlos bringt ihr die Witwen um ihr Eigentum und sprecht dann lange Gebete in der Öffentlichkeit, um zu verbergen, was für Menschen ihr wirklich seid. Deshalb wird eure Strafe jedoch umso schärfer ausfallen.
12723,23 Griech. auch noch von Minze, Dill und Kümmel den zehnten Teil abzugeben.
12823,35 S. 1. Mose 4,8; 2. Chronik 24,20-21.
12923,39 Psalm 118,26.
13024,3 O. des Zeitalters.
13124,15 Griech. der Gräuel der Verwüstung; s. Daniel 9,27.
13224,17 Griech. auf dem Dach.
13324,28 Griech. Wo der Leichnam ist, sammeln sich die Geier.
13424,29 S. Jesaja 13,10; 34,4; Joel 2,10.
13524,30 S. Daniel 7,13.
13624,34 O. dieses Zeitalter oder dieses Volk.
13724,36 In manchen Handschriften fehlt die Wendung und auch nicht der Sohn.
13825,1 O. Jungfrauen; so auch in 25,7.11.
13925,15 Griech. Talente; so in dem ganzen Gleichnis. Ein Talent entspricht etwa 34 kg.
14025,29 O. Wer aber nichts hat.
14126,7 Griech. mit einem Alabasterkrug.
14226,23 O. Der, der seine Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat.
14326,28 In manchen Handschriften heißt es den neuen Bund.
14426,31a Griech. Ich will.
14526,31b Sacharja 13,7.
14626,45 O. Schlaft weiter. Ruht euch aus.
14726,53 Griech. zwölf Legionen.
14826,59 Griech. der Sanhedrin.
14926,64 S. Psalm 110,1; Daniel 7,13.
15027,9 O. Ich nahm.
15127,10 Griech. wie der Herr mich angewiesen hat, Sacharja 11,12-13; Jeremia 32,9.
15227,16 In manchen Handschriften heißt es Jesus Barabbas; so auch in 27,17.20.21.22.26.
15327,25 Griech. Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.
15427,27 Palast des Statthalters.
15527,32 Kyrene war eine Stadt in Nordafrika.
15627,35 Griech. warfen die Soldaten Lose um seine Kleider. In manchen späteren Handschriften heißt es weiter: Damit erfüllte sich das Wort des Propheten: »Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen Lose um mein Gewand.«; s. Psalm 22,19.
15727,46 Psalm 22,2.
15827,49 In manchen Handschriften heißt es weiter: Und ein anderer nahm einen Speer und durchbohrte seine Seite, und es kam Wasser und Blut heraus.
15927,62 O. Am nächsten Tag, dem Tag nach der Vorbereitung.
16028,1 Griech. Nach dem Sabbat, am ersten Tag der Woche.
Das Evangelium von Markus
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
Das Evangelium von Markus
Johannes der Täufer kündigt Jesus an
1Mk So beginnt die gute Botschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.1
2Im Buch des Propheten Jesaja steht:
»Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her. Er wird dir den Weg bereiten.2
3Er ist eine Stimme, die in der Wüste ruft: ›Schafft Raum für das Kommen des Herrn! Ebnet ihm den Weg!‹3«
4Dieser Bote war Johannes der Täufer. Er lebte in der Wüste und forderte die Menschen auf, sich taufen zu lassen als Zeichen dafür, dass sie sich von ihren Sünden abgekehrt und Gott zugewandt hatten, um Vergebung ihrer Sünden zu erhalten4. 5Aus ganz Jerusalem und Judäa strömten die Menschen in die Wüste hinaus, um Johannes zu sehen und zu hören. Und wenn sie ihre Sünden bekannten, taufte er sie im Jordan. 6Seine Kleider waren aus Kamelhaar gewebt, und er trug einen Ledergürtel; seine Nahrung bestand aus Heuschrecken und wildem Honig. 7Er verkündete: »Bald wird einer kommen, der stärker ist als ich; ich bin nicht einmal wert, sein Diener zu sein5. 8Ich habe euch nur mit6 Wasser getauft, aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen!«
Jesus lässt sich taufen
9Eines Tages kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. 10Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. 11Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich große Freude.«
Jesus wird in Versuchung geführt
12Gleich darauf drängte der Heilige Geist Jesus, in die Wüste zu gehen. 13Vierzig Tage lang wurde er dort von Satan versucht. Er lebte mitten unter den wilden Tieren, und Engel sorgten für ihn.
Die ersten Jünger
14Nachdem Johannes durch Herodes Antipas verhaftet worden war, ging Jesus nach Galiläa, um dort die Botschaft Gottes zu predigen. 15»Jetzt ist die Zeit gekommen«, verkündete er. »Das Reich Gottes ist nahe7! Kehrt euch ab von euren Sünden und glaubt an diese gute Botschaft!«
16Eines Tages, als Jesus am Ufer des Sees Genezareth entlangging, sah er Simon8 und seinen Bruder Andreas. Sie warfen gerade ihr Netz aus, denn sie waren Fischer. 17Jesus rief ihnen zu: »Kommt mit und folgt mir nach. Ich will euch zeigen, wie man Menschen fischt!«18Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
19Nicht weit davon entfernt sah Jesus die Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes. Sie saßen in einem Boot und flickten ihre Netze. 20Auch sie forderte er auf, mit ihm zu kommen. Und ohne zu zögern ließen sie ihren Vater Zebedäus bei den Tagelöhnern im Boot zurück und gingen mit ihm.
Jesus treibt einen bösen Geist aus
21Sie kamen in die Stadt Kapernaum. Am Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte dort die Menschen. 22Sie waren von seiner Lehre überwältigt, denn er sprach – anders als die Schriftgelehrten – mit Vollmacht.
23In der Synagoge war ein Mann, der von einem bösen Geist besessen war. 24Er fing an zu rufen: »Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist – der Heilige Gottes, den er gesandt hat!«
25»Schweig!«, herrschte Jesus ihn an. »Verlass diesen Mann.«26Da schüttelte der böse Geist den Mann hin und her, schrie auf und verließ ihn.
27Staunen erfasste die Zuschauer, und sie redeten untereinander darüber. »Was ist das für eine neue Lehre, die so viel Vollmacht hat?«, fragten sie einander aufgeregt. »Sogar böse Geister gehorchen seinem Befehl!« 28Und die Nachricht von dem, was Jesus getan hatte, verbreitete sich rasch in ganz Galiläa.
Jesus heilt viele Menschen
29Nachdem Jesus und seine Jünger die Synagoge verlassen hatten, gingen sie zum Haus von Simon und Andreas; auch Jakobus und Johannes kamen mit. 30Simons Schwiegermutter war krank und lag mit hohem Fieber im Bett. Sofort erzählten sie Jesus von ihr. 31Er trat an ihr Bett, nahm ihre Hand und half ihr, sich aufzusetzen. Da verschwand das Fieber, und sie stand auf und machte ihnen etwas zu essen.
32Am Abend nach Sonnenuntergang brachte man alle Kranken und von Dämonen besessenen Menschen zu Jesus. 33Vor dem Haus versammelte sich eine große Menschenmenge, Leute aus ganz Kapernaum waren gekommen. 34Jesus heilte viele Menschen, die an den verschiedensten Krankheiten litten, und befahl vielen Dämonen, ihre Opfer zu verlassen. Den Dämonen verbot er zu sprechen, denn sie wussten, wer er war.
Jesus predigt in Galiläa
35Am nächsten Morgen ging Jesus allein an einen einsamen Ort, um zu beten. 36Später suchten ihn Simon und die anderen. 37Als sie ihn gefunden hatten, sagten sie zu ihm: »Alle fragen nach dir.«
38Doch er entgegnete: »Wir müssen auch in die anderen Städte gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.«39Und so zog er durch das ganze Gebiet von Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb bei vielen Menschen Dämonen aus.
Jesus heilt einen Leprakranken
40Ein Aussätziger kam zu Jesus, kniete vor ihm nieder und bat ihn, ihn zu heilen. »Wenn du willst, kannst du mich gesund machen9«, sagte er.
41Jesus hatte Mitleid mit ihm10 und berührte ihn. »Ich will es tun«, sagte er. »Sei gesund!«1142Im selben Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war geheilt. 43Daraufhin schickte Jesus ihn sofort weg und befahl ihm: 44»Geh zum Priester und lass dich von ihm untersuchen. Sprich unterwegs mit niemandem. Nimm das Opfer mit, das Mose für die Heilung von Aussatz vorgeschrieben hat. Das soll für alle ein Beweis deiner Heilung sein.«
45Doch als der Mann wegging, fing er sofort an, überall zu erzählen, was ihm widerfahren war, sodass Jesus sich bald in keiner Stadt mehr öffentlich zeigen konnte und sich nur noch an abgeschiedenen Orten aufhielt. Aber auch dort strömten die Menschen von überall her zu ihm.
Jesus heilt einen Gelähmten
2Mk Einige Tage später kehrte Jesus nach Kapernaum zurück. Die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt.122Es dauerte nicht lange, da war das Haus, in dem er wohnte, von Besuchern überfüllt, sodass kein Einziger mehr Platz hatte, nicht einmal draußen vor der Tür. Und er verkündete ihnen Gottes Wort. 3Da kamen vier Männer, die einen Gelähmten auf einer Matte trugen. 4Es gelang ihnen nicht, durch die Menge zu Jesus vorzudringen, deshalb deckten sie das Dach über ihm ab. Dann ließen sie durch die Öffnung den Kranken auf seiner Matte hinunter. 5Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.«
6Doch einige Schriftgelehrte, die dabeisaßen, dachten: 7»Wie kann er so etwas sagen? Das ist doch Gotteslästerung! Nur Gott allein kann Sünden vergeben!«
8Jesus wusste, was in ihnen vorging, und sagte: »Warum macht ihr euch in euren Herzen solche Gedanken? 9Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder: ›Steh auf, nimm deine Matte und geh‹? 10Ich werde euch beweisen, dass der Menschensohn auf der Erde die Vollmacht besitzt, Sünden zu vergeben.« Und er wandte sich dem Gelähmten zu und sagte zu ihm: 11»Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause, denn du bist geheilt!«
12Der Mann sprang auf, nahm die Matte und bahnte sich einen Weg durch die staunende Menge. Da lobten sie alle Gott. »So etwas haben wir noch nie gesehen!«, riefen sie.
Jesus beruft Levi (Matthäus)
13Danach kehrte Jesus zurück ans Ufer des Sees und lehrte die Menschen, die sich um ihn versammelten. 14Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zollhaus sitzen. »Komm, folge mir nach«, sagte Jesus zu ihm. Da stand Levi auf und folgte ihm nach.
15Danach lud Levi Jesus und seine Jünger zum Essen ein. Er bat auch viele Steuereintreiber und andere Menschen, die als Sünder galten, dazu. Viele von ihnen gehörten zu der Menge, die Jesus folgte. 16Als nun aber einige der Schriftgelehrten, die zu den Pharisäern13 gehörten, sahen, dass Jesus mit diesen Leuten aß, sagten sie zu seinen Jüngern: »Warum isst er mit diesem Abschaum14?«
17Als Jesus das hörte, sagte er zu ihnen: »Die Gesunden brauchen keinen Arzt – wohl aber die Kranken. Ich bin gekommen, um Sünder zu rufen, nicht Menschen, die sich schon für gut genug halten.«
Ein Gespräch über das Fasten
18Die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten regelmäßig. Eines Tages kamen einige Leute zu Jesus und fragten: »Warum fasten die Jünger von Johannes und die Pharisäer, deine Jünger aber nicht?«
19Jesus erwiderte: »Fasten denn die Hochzeitsgäste, während sie mit dem Bräutigam feiern? Natürlich nicht. Sie können nicht fasten, solange sie mit dem Bräutigam zusammen sind. 20Doch eines Tages wird er ihnen genommen werden, und dann werden sie fasten. 21Niemand flickt ein altes Kleidungsstück mit neuem Stoff. Der neue Flicken würde einreißen und schließlich wäre das Loch im alten Kleidungsstück größer als zuvor. 22Es füllt auch niemand neuen Wein in alte Weinschläuche. Sie würden platzen, der Wein würde auslaufen und die Schläuche wären verdorben. Neuer Wein gehört in neue Weinschläuche.«
Ein Gespräch über den Sabbat
23Als Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, fingen seine Jünger an, Weizenähren abzureißen. 24Da sagten die Pharisäer zu Jesus: »Das dürfen sie nicht! Es ist gegen das Gesetz, am Sabbat zu arbeiten und Getreide zu ernten.«
25Doch Jesus entgegnete: »Habt ihr nie in der Schrift gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter hungrig waren? 26Er ging in das Haus Gottes (zu der Zeit, als Abjatar Hoher Priester war), aß das besondere Brot, das nur den Priestern vorbehalten ist, und gab auch seinen Begleitern davon. Auch das war ein Verstoß gegen das Gesetz.«27Und er fuhr fort: »Der Sabbat wurde zum Wohl des Menschen gemacht und nicht der Mensch für den Sabbat. 28Und deshalb ist der Menschensohn auch Herr über den Sabbat!«
Jesus heilt am Sabbat
3Mk Wieder ging Jesus in die Synagoge. Dort bemerkte er einen Mann mit einer verkrüppelten Hand. 2Seine Gegner beobachteten ihn ganz genau. Wenn er am Sabbat die Hand des Mannes heilen würde, dann könnten sie ihn anklagen. 3Jesus sagte zu dem Mann: »Komm her und tritt in die Mitte.«4Dann wandte er sich an seine Gegner und fragte: »Ist es nach dem Gesetz erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun, oder ist es ein Tag, um Böses zu tun? Ist dies ein Tag, um Leben zu retten oder zu vernichten?« Doch sie schwiegen. 5Zornig und erschüttert über ihre Hartherzigkeit sah er sie an. Dann forderte er den Mann auf: »Streck deine Hand aus.« Der Mann streckte seine Hand aus und sie wurde wieder gesund! 6Daraufhin zogen sich die Pharisäer zurück und trafen sich heimlich mit den Anhängern des Herodes, um zu planen, wie sie Jesus töten könnten.
Eine große Menschenmenge folgt Jesus
7Jesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Eine riesige Menschenmenge aus ganz Galiläa, Judäa, 8Jerusalem, Idumäa, aus dem Gebiet östlich des Jordan und sogar aus den fernen Städten Tyrus und Sidon folgte ihm. Die Nachricht von seinen Wundern hatte sich überall verbreitet, und die Menschen kamen scharenweise zu ihm.
9Jesus beauftragte seine Jünger, ein Boot bereitzuhalten, falls die Menge der Menschen ihn zu erdrücken drohte. 10Weil Jesus so viele Menschen heilte, drängten sich viele Kranke um ihn und versuchten, ihn zu berühren. 11Und alle, die von bösen Geistern besessen waren, fielen vor ihm nieder und schrien: »Du bist der Sohn Gottes!« 12Aber Jesus verbot ihnen streng zu sagen, wer er war.
Jesus wählt die zwölf Apostel aus
13Später stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er bei sich haben wollte. Sie traten zu ihm. 14Er wählte zwölf von ihnen aus, die ihn ständig begleiten sollten, und nannte sie Apostel.15 Er wollte sie aussenden, damit sie predigen und 15mit Vollmacht Dämonen austreiben. 16Und das sind die Namen der zwölf, die er wählte:
Simon (dem er den Namen Petrus gab), 17Jakobus und Johannes (die Söhne des Zebedäus; ihnen gab er den Beinamen »Donnersöhne«16), 18Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus (der Sohn des Alphäus), Thaddäus, Simon (der Zelot17) 19und Judas Iskariot (der ihn später verriet).
Jesus und der Oberste der Dämonen
20Als Jesus in das Haus zurückkehrte, in dem er wohnte, kamen wieder so viele Menschen zu ihm, dass er und seine Jünger nicht einmal Zeit fanden zu essen. 21Als seine Familie davon hörte, wollten sie ihn zu sich nach Hause holen. »Er hat den Verstand verloren«, meinten sie.
22Doch die Schriftgelehrten, die aus Jerusalem gekommen waren, erklärten: »Er ist von Satan18, dem Obersten der Dämonen, besessen. Daher hat er die Macht, Dämonen auszutreiben.«
23Jesus aber rief sie zu sich und erzählte ihnen folgendes Gleichnis: »Wie kann denn der Satan den Satan austreiben?«, fragte er. 24»Ein Königreich, das mit sich selbst im Krieg liegt, wird fallen. 25Ein Haus, das in sich selbst zerstritten ist, wird untergehen.26Und wenn Satan gegen sich selbst kämpft, wie kann er dann bestehen? Er würde niemals überleben. 27Lasst es mich euch so erklären: Man kann nicht in das Haus eines starken Mannes eindringen und ihn berauben, ohne ihn zuerst zu fesseln. Erst dann kann man sein Haus ausrauben!19
28Ich versichere euch: Jede Sünde kann den Menschen vergeben werden und auch jede Gotteslästerung. 29Wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, dem wird niemals vergeben werden. Diese Sünde währt ewig.«30Das sagte er zu ihnen, weil sie behaupteten, er habe einen bösen Geist.
Die wahre Familie von Jesus
31Seine Mutter und seine Brüder kamen zu dem Haus, in dem Jesus lehrte. Sie blieben draußen stehen und schickten jemand zu ihm, um ihn zu rufen. 32Viele Menschen saßen dicht gedrängt um Jesus herum, als ihm ausgerichtet wurde: »Deine Mutter und deine Brüder und Schwestern20 stehen draußen und fragen nach dir.«
33Da erwiderte Jesus: »Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?«34Dann sah er die an, die rings um ihn herum saßen, und sagte: »Diese Leute hier sind meine Mutter und meine Brüder. 35Wer den Willen Gottes tut, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.«
Das Gleichnis vom Bauern, der die Saat ausstreute
4Mk Wieder einmal fing Jesus an, am Ufer des Sees zu lehren. Die Menschenmenge, die ihn umdrängte, war jedoch so groß, dass er in ein Boot stieg, sich setzte und von dort aus zu ihnen sprach. 2Er brachte den Menschen seine Lehre nahe, indem er ihnen viele Gleichnisse wie das folgende erzählte:
3»Hört zu! Ein Bauer ging hinaus, um zu säen. 4Manche der Samenkörner, die er auf dem Feld ausstreute, fielen auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. 5Andere fielen auf eine dünne Erdschicht mit felsigem Untergrund. Die Pflanzen keimten, 6doch unter der heißen Sonne verdorrten sie rasch und starben ab, weil die Wurzeln in der dünnen Erdkruste keine Nahrung fanden. 7Andere fielen unter die Dornen, die rasch in die Höhe schossen und die zarten Halme erstickten, sodass sie keine Ähren trugen. 8Wieder andere fielen auf fruchtbaren Boden und brachten eine Getreideernte mit dem dreißig-, sechzig- ja hundertfachen Ertrag ein.« 9Und er schloss mit den Worten: »Wer hören will, der soll zuhören und begreifen!«
10Als Jesus später mit den zwölf Jüngern und den anderen, die sich um ihn versammelt hatten, allein war, fragten sie ihn: »Was bedeuten deine Gleichnisse?«
11Er erwiderte: »Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen. Allen anderen aber werden sie in Gleichnissen verborgen erzählt, 12damit sich das Schriftwort erfüllt:
›Sie sehen, was ich tue, aber sie begreifen nicht, was es bedeutet. Sie hören meine Worte, aber sie verstehen sie nicht. Deshalb werden sie sich nicht von ihren Sünden abkehren und keine Vergebung empfangen.‹21
13Aber wenn auch ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann die anderen Gleichnisse verstehen, die ich noch erzählen werde? 14Der Bauer, von dem ich sprach, ist derjenige, der anderen Menschen Gottes Botschaft bringt. 15Der Same, der auf den harten Weg fällt, meint die Menschen, die die Botschaft hören; doch gleich kommt Satan und nimmt ihnen alles weg. 16Die dünne Erdschicht mit dem felsigen Untergrund ist ein Beispiel für die Menschen, die die Botschaft hören und mit Freude aufnehmen. 17Aber wie bei jungen Pflanzen in einem solchen Boden reichen ihre Wurzeln nicht sehr tief; wenn sie wegen ihres Glaubens auf Schwierigkeiten stoßen oder verfolgt werden, geben sie wieder auf. 18Der mit Dornen bewachsene Boden verweist auf die Menschen, die die gute Botschaft hören und annehmen, 19doch sie wird von Alltagssorgen, den Verlockungen des Reichtums und dem Verlangen nach schönen Dingen übertönt, sodass keine Frucht daraus entstehen kann. 20Der gute Boden aber meint schließlich die Menschen, die Gottes Botschaft hören und annehmen und reiche Frucht bringen – dreißig-, sechzig-, ja hundertmal so viel, wie gesät wurde.«
Das Gleichnis von der Lampe
21Dann fragte Jesus sie: »Würde etwa jemand eine Lampe anzünden und sie dann unter ein Gefäß oder ein Bett stellen, um das Licht zu verbergen? Natürlich nicht! Eine Lampe wird auf einen Ständer gestellt, wo ihr Licht leuchten kann.
22Alles, was jetzt noch verborgen ist, wird ans Licht kommen, und was jetzt noch geheim ist, wird aufgedeckt werden. 23Wer hören will, soll zuhören und begreifen! 24Und hört genau hin! Der Maßstab, mit dem ihr andere beurteilt, wird an euch angelegt werden – und es wird euch noch mehr gegeben werden. 25Dem, der für meine Lehre offen ist, wird immer tiefere Erkenntnis geschenkt werden. Dem aber, der nicht zuhören will, wird selbst das genommen werden, was er hat.22«
Das Gleichnis von der heranwachsenden Saat
26Jesus fuhr fort: »Ich erzähle euch noch ein Gleichnis für das Reich Gottes: Ein Bauer streute Saatgut auf einem Feld aus. 27Ob er nun schlief oder aufstand – die Tage vergingen, die Saat keimte und wuchs ohne das Zutun des Bauern heran, 28denn die Erde bringt das Getreide ganz von selbst hervor. Zuerst sprießt ein Halm, dann bilden sich die Ähren und zum Schluss reift das Korn heran. 29Und sobald das Korn reif ist, kommt der Bauer und erntet es mit der Sichel.«
Das Gleichnis vom Senfkorn
30Jesus fragte: »Wie kann ich das Reich Gottes noch beschreiben? Womit könnte ich es vergleichen? 31Es ist wie ein winziges Senfkorn. Obwohl das Senfkorn zu den kleinsten Samenkörnern gehört, 32wächst es doch zu einer der größten Pflanzen heran, mit langen Zweigen, in denen die Vögel Zuflucht finden.«
33Jesus verwendete viele solcher Gleichnisse, um die Menschen so zu lehren, dass sie es begreifen konnten. 34In der Öffentlichkeit lehrte er ausschließlich durch Gleichnisse. Wenn er aber später mit seinen Jüngern allein war, erklärte er ihnen ihre Bedeutung.
Jesus stillt den Sturm
35Als es Abend wurde, sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Wir wollen auf die andere Seite des Sees fahren.«36Jesus war schon im Boot. So entließen die Jünger die Menge, stiegen zu ihm ins Boot und fuhren los. Einige andere Boote fuhren mit ihnen. 37Doch bald darauf erhob sich ein heftiger Sturm, und hohe Wellen schlugen ins Boot, bis es fast ganz voll Wasser gelaufen war.
38Währenddessen schlief Jesus hinten im Boot mit dem Kopf auf einem Kissen. In ihrer Verzweiflung weckten sie ihn schließlich und riefen: »Lehrer, macht es dir denn gar nichts aus, dass wir umkommen?«
39Jesus erwachte, bedrohte den Wind und befahl dem Wasser: »Schweig! Sei still!« Sogleich legte sich der Wind, und es herrschte tiefe Stille. 40Und er fragte die Jünger: »Warum seid ihr so ängstlich? Habt ihr immer noch keinen Glauben?« 41Voll Furcht sagten sie zueinander: »Wer ist dieser Mann, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?«
Jesus heilt einen Besessenen
5Mk So gelangten sie an die andere Seite des Sees ins Gebiet der Gerasener23. 2Jesus war kaum aus dem Boot gestiegen, als ihm von den Grabhöhlen her ein Mann entgegenlief, der von einem bösen Geist besessen war. 3Dieser Mann lebte in den Höhlen und war selbst mit einer Kette von niemandem mehr zu halten. 4Jedes Mal, wenn man ihn in Fesseln legte – was oft geschah –, streifte er die Ketten von den Handgelenken und zerriss die Fußfesseln. Niemand war stark genug, ihn zu bändigen. 5Tag und Nacht war er in den Grabhöhlen und wanderte durch die umliegenden Hügel, schrie und schlug sich selbst mit Steinen.
6Der Mann entdeckte Jesus schon von Weitem. Er lief auf ihn zu, warf sich vor ihm nieder, 7stieß einen schrecklichen Schrei aus und rief: »Was willst du von mir, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht!« 8Denn Jesus hatte schon dem Geist befohlen: »Verlass diesen Mann, du böser Geist.«
9Dann fragte Jesus: »Wie heißt du?«
Der Geist erwiderte: »Legion, denn in diesem Mann sind viele von uns.« 10Wieder und wieder flehte er ihn an, sie nicht aus dieser Gegend fortzuschicken. 11In der Nähe weidete gerade eine große Schweineherde an einem Abhang. 12»Lass uns in diese Schweine fahren«, flehten die Geister. 13Jesus erlaubte es ihnen. Da fuhren die bösen Geister aus dem Mann in die Schweine, und die ganze Herde von zweitausend Tieren stürzte sich den steilen Abhang hinunter in den See und ertrank.
14Die Hirten flohen und erzählten in der Stadt und in der ganzen Gegend, was geschehen war. Da kamen die Menschen von überall herbeigelaufen, um es mit eigenen Augen zu sehen. 15Schon bald hatte sich eine große Menge um Jesus versammelt. Der Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, saß ordentlich gekleidet da und war bei klarem Verstand. Als das die Leute sahen, bekamen sie Angst. 16Diejenigen, die miterlebt hatten, was mit dem Mann und den Schweinen geschehen war, erzählten es den anderen. 17Da baten sie Jesus fortzugehen und sie in Ruhe zu lassen.
18Als Jesus wieder ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, mit ihm gehen zu dürfen. 19Doch Jesus sagte zu ihm: »Nein. Geh nach Hause zu deiner Familie und erzähle ihnen, was der Herr für dich getan hat und wie gnädig er gewesen ist.«20Da wanderte der Mann durch das Gebiet der Zehn Städte24 und erzählte allen Menschen von dem, was Jesus für ihn getan hatte; und alle staunten über das, was er ihnen berichtete.
Heilung durch Glauben
21Als Jesus auf die andere Seite des Sees zurückkehrte, versammelte sich eine große Menge am Ufer um ihn. 22Einer der Vorsteher der örtlichen Synagoge, ein Mann namens Jaïrus, kam zu ihm, fiel vor ihm nieder 23und bat ihn inständig, seine kleine Tochter zu heilen. »Sie liegt im Sterben«, sagte er verzweifelt. »Bitte, komm und lege ihr deine Hände auf; mach sie gesund, damit sie am Leben bleibt.«
24Jesus ging mit ihm, gefolgt von einer dichten Menschenmenge. 25In der Menge war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt. 26Sie hatte in dieser Zeit bei vielen Ärzten Schlimmes durchgemacht. Ihr ganzes Vermögen hatte sie eingebüßt, um sie zu bezahlen, ohne dass es ihr besser ging. Es war sogar schlimmer geworden. 27Diese Frau hatte von Jesus gehört. Sie kämpfte sich durch die Menge in seine Nähe und berührte den Saum seines Gewandes. 28Denn sie sagte sich: »Wenn ich nur seine Kleider berühre, werde ich gesund.« 29Und im selben Augenblick hörte die Blutung auf, und sie spürte, dass sie geheilt war!
30Jesus merkte sofort, dass eine heilende Kraft von ihm ausgegangen war. Er wandte sich um und fragte: »Wer hat meine Kleider berührt?«
31Seine Jünger sagten zu ihm: »Die Menschen umdrängen dich von allen Seiten, wie kannst du da fragen: ›Wer hat mich berührt?‹«
32Aber er schaute weiter umher, um festzustellen, wer es gewesen war. 33Zitternd vor Angst trat die Frau auf ihn zu, denn sie wußte, was mit ihr geschehen war. Sie warf sich ihm zu Füßen und sagte ihm, was sie getan hatte. 34Und er sagte zu ihr: »Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh in Frieden. Du bist geheilt.«
35Während Jesus noch mit ihr sprach, trafen Boten vom Haus des Jaïrus ein mit der Nachricht: »Deine Tochter ist tot. Du brauchst den Lehrer nicht mehr zu bemühen.«
36Doch Jesus ging über ihre Worte hinweg und sagte zu Jaïrus: »Hab keine Angst. Glaube nur.«37Er wies die Menge an zurückzubleiben und nahm nur Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus, mit. 38Als sie zum Haus des Synagogenvorstehers kamen, sah Jesus die aufgeregte Menge und die vielen weinenden und klagenden Menschen. 39Er ging hinein und sagte zu ihnen: »Warum sind alle so aufgeregt und weinen? Das Kind ist nicht tot; es schläft nur.«
40Da lachten sie ihn aus, aber er schickte sie alle hinaus. Zusammen mit dem Vater und der Mutter des Mädchens und seinen drei Jüngern ging er in das Zimmer, in dem das Kind lag. 41Er nahm seine Hand und sagte zu ihm: »Mädchen, ich befehle dir, steh auf!«2542Sofort stand das Mädchen auf und ging umher; es war zwölf Jahre alt! Und alle waren sehr darüber erstaunt. 43Jesus befahl ihnen, niemandem zu erzählen, was geschehen war, und sagte, sie sollten ihr etwas zu essen geben.
Jesus wird in Nazareth abgelehnt
6Mk Jesus verließ diesen Teil des Landes und kehrte mit seinen Jüngern in seine Heimatstadt Nazareth zurück. 2Am folgenden Sabbat begann er in der Synagoge zu lehren. Viele der Zuhörer waren sehr erstaunt. Sie fragten: »Wo hat er nur diese Weisheit her und die Macht, solche Wunder zu tun? 3Er ist doch nur ein Zimmermann, der Sohn Marias und der Bruder von Jakobus, Josef26, Judas und Simon. Auch seine Schwestern leben hier unter uns.« Und sie ärgerten sich über ihn.
4Da sagte Jesus zu ihnen: »Ein Prophet wird überall verehrt, nur nicht in seiner eigenen Heimatstadt, von seinen Verwandten und von seiner eigenen Familie.«5Weil sie nicht an ihn glaubten, konnte er keine Wunder bei ihnen tun und er legte nur einigen Kranken die Hände auf und heilte sie. 6Und er wunderte sich über ihren Unglauben.
Jesus sendet die zwölf Apostel aus
Danach zog Jesus von Dorf zu Dorf und lehrte die Menschen. 7Er rief seine zwölf Jünger zu sich, sandte sie jeweils zu zweit aus und gab ihnen die Vollmacht, böse Geister auszutreiben. 8Er befahl ihnen, nichts mitzunehmen außer einem Wanderstab – keine Nahrung, keine Tasche, kein Geld. 9Sie sollten Sandalen anziehen, aber keinen zweiten Mantel bei sich tragen. 10»Wenn ihr in ein Dorf kommt, seid immer nur in einem Haus zu Gast«, sagte er. 11»Und wenn ihr in einem Dorf nicht willkommen seid oder man nicht auf euch hören will, dann schüttelt den Staub von euren Füßen, wenn ihr geht. Das ist das Zeichen, dass ihr dieses Dorf sich selbst überlasst.«
12Dann zogen die Jünger los und forderten die Menschen auf, sich von ihren Sünden abzukehren. 13Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Der Tod von Johannes dem Täufer
14König Herodes Antipas erfuhr schon bald von Jesus, weil die Leute überall von ihm sprachen. Manche sagten27: »Er muss Johannes der Täufer sein, der wieder lebendig geworden ist. Deshalb kann er solche Wunder tun.« 15Andere hielten Jesus für den Propheten Elia. Wieder andere glaubten, er wäre ein Prophet wie die anderen großen Propheten der Vergangenheit. 16Als Herodes von Jesus hörte, sagte er: »Johannes, der Mann, den ich enthaupten ließ, ist von den Toten auferstanden.« 17Denn Herodes hatte Soldaten ausgesandt und Johannes verhaften und einsperren lassen, um Herodias einen Gefallen zu tun. Sie war die Frau seines Bruders Philippus gewesen, aber Herodes hatte sie geheiratet. 18Johannes hatte Herodes immer wieder gemahnt: »Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zu heiraten.« 19Herodias hasste Johannes und hätte ihn am liebsten umgebracht, doch ohne die Zustimmung des Herodes war sie machtlos. 20Herodes dagegen achtete Johannes, den er als guten und heiligen Mann kannte, und er sorgte für seinen Schutz. Auch wenn ihn dessen Worte jedes Mal beunruhigten, hörte er ihm trotzdem gern zu.
21Endlich bot sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. Herodes gab an seinem Geburtstag ein großes Fest für seine Beamten, Offiziere und die führenden Bürger Galiläas. 22Seine Tochter, die ebenfalls Herodias28 hieß, kam herein und führte einen Tanz auf, der allen sehr gefiel. »Bitte mich um was immer du willst«, sagte der König zu dem Mädchen, »ich werde es dir schenken.« 23Und er schwor: »Ich gebe dir alles, was du willst, und wenn es die Hälfte meines Königreichs wäre!«
24Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: »Was soll ich mir wünschen?«
Ihre Mutter sagte: »Bitte um den Kopf von Johannes dem Täufer!«
25Das Mädchen lief zum König zurück und sagte zu ihm: »Ich will den Kopf von Johannes dem Täufer, jetzt gleich, serviert auf einer Schale!«
26Da wurde der König sehr traurig, aber er wollte vor seinen Gästen seinen Schwur nicht brechen. 27Also schickte er einen Henker ins Gefängnis, der Johannes den Kopf abschlagen und ihm bringen sollte. Der Soldat enthauptete Johannes im Gefängnis, 28brachte seinen Kopf auf einer Schale herein und überreichte ihn dem Mädchen, und sie gab ihn ihrer Mutter. 29Als die Jünger des Johannes hörten, was geschehen war, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
Die Speisung der Fünftausend
30Die Apostel kehrten zu Jesus zurück und berichteten, was sie getan und gelehrt hatten. 31Darauf sagte Jesus: »Kommt, wir ziehen uns an einen einsamen Ort zurück, wo ihr euch ausruhen könnt.« Denn ständig waren so viele Menschen um sie, dass Jesus und seine Apostel nicht einmal Zeit fanden zu essen. 32So fuhren sie mit dem Boot an einen ruhigeren Ort. 33Aber die Leute bemerkten ihre Abfahrt. Da liefen sie aus den umliegenden Städten am Ufer entlang voraus und waren bereits da, als sie anlegten. 34Als Jesus aus dem Boot stieg, erwartete ihn eine riesige Menschenmenge. Er hatte Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Deshalb nahm er sich Zeit, sie vieles zu lehren.
35Spät am Nachmittag traten seine Jünger zu ihm und sagten: »Dies ist eine einsame Gegend und es wird langsam spät. 36Schick die Leute fort, damit sie auf die umliegenden Gehöfte und in die Dörfer gehen können und sich etwas zu essen kaufen.«
37Doch Jesus meinte: »Gebt ihr ihnen zu essen.«
Sie erwiderten: »Wie denn? Es würde ein kleines Vermögen29 kosten, für so viele Menschen Essen zu kaufen!«
38Er fragte: »Wie viele Brote habt ihr? Geht und stellt es fest.«
Sie kamen zurück und berichteten: »Wir haben fünf Brote und zwei Fische.« 39Da forderte Jesus die Menge auf, sich in Gruppen ins grüne Gras zu setzen. 40Sie setzten sich zu je fünfzig oder hundert zusammen.
41Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel auf und bat um Gottes Segen für das Essen. Dann brach er das Brot in Stücke und reichte den Jüngern Brot und Fisch, damit diese alles an die Leute verteilten. 42Alle aßen, so viel sie wollten. 43Danach sammelten sie ein, was von den Broten und Fischen übrig geblieben war: es waren noch zwölf Körbe voll. 44Fünftausend Männer waren von diesen fünf Broten satt geworden!
Jesus geht auf dem Wasser
45Gleich danach befahl Jesus seinen Jüngern, wieder ins Boot zu steigen und über den See nach Betsaida zu fahren, während er inzwischen die Menschen nach Hause entließ. 46Dann ging er allein auf einen Berg, um zu beten.
47In der Nacht befanden sich die Jünger in ihrem Boot mitten auf dem See, und Jesus war allein an Land. 48Er sah, dass sie in ernster Gefahr waren und mühsam gegen den Wind und die Wellen ankämpften. Gegen drei Uhr morgens30 ging er über das Wasser zu ihnen. Er wollte an ihnen vorübergehen. 49Doch als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, schrien sie vor Entsetzen, denn sie hielten ihn für ein Gespenst. 50Sie waren zu Tode erschrocken, als sie ihn sahen. Doch Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht«, sagte er. »Ich bin es. Habt keine Angst.«51Dann stieg er ins Boot, und der Wind legte sich. Sie staunten über das, was vor ihren Augen geschah. 52Sie hatten immer noch nicht begriffen, was das Wunder der Brotvermehrung bedeutete, denn ihre Herzen waren verhärtet, und sie glaubten nicht.
53Als sie auf der anderen Seite des Sees in Genezareth ankamen, machten sie das Boot fest 54und stiegen aus. Sofort erkannten die Menschen Jesus. 55Sie liefen und holten die Kranken aus der ganzen Gegend und trugen sie auf Matten zu ihm. 56Überall, wo er hinkam – in Dörfern, Städten und draußen auf den Gehöften –, brachten sie die Kranken auf die Marktplätze und baten ihn, sie nur den Saum seines Gewandes berühren zu lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.
Jesus sagt, was den Menschen wirklich unrein macht
7Mk Eines Tages kamen einige Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus. 2Sie sahen, dass einige seiner Jünger den jüdischen Brauch, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, nicht befolgten. 3Die Juden, besonders die Pharisäer, essen nicht, bevor sie sich nicht Wasser über die Hände31 gegossen haben, wie ihre überlieferten Satzungen es vorschreiben. 4Auch essen sie nichts von dem, was sie auf dem Markt gekauft haben, bevor sie nicht ihre Hände in Wasser getaucht haben. Das ist nur eine von zahlreichen Satzungen, an denen sie festhalten – wie zum Beispiel an dem Brauch, Becher, Krüge und Kupferkessel32 auszuspülen. 5Deshalb fragten nun die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus: »Warum befolgen deine Jünger unsere überlieferten Vorschriften nicht? Denn sie essen mit ungewaschenen Händen.«
6Jesus erwiderte: »Ihr Heuchler! Jesaja hat euch gemeint, als er sagte:
›Diese Menschen ehren mich mit ihren Worten, aber nicht mit ihrem Herzen. 7Ihre Anbetung ist nutzlos, denn sie ersetzen die Gebote Gottes durch ihre eigenen Lehren.‹33
8Ihr missachtet die Gebote Gottes und setzt an ihre Stelle eure eigenen Vorschriften.«
9Und er fuhr fort: »Geschickt setzt ihr Gottes Gebote außer Kraft, um an euren eigenen Vorschriften festzuhalten. 10Mose gab euch das Gebot von Gott: ›Ehre deinen Vater und deine Mutter‹, und: ›Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden.‹3411Ihr dagegen behauptet, es sei durchaus richtig, wenn jemand zu seinen Eltern sagt: ›Es tut mir leid, ich kann euch nicht helfen. Ich habe gelobt, Gott alles zu geben, was ich euch hätte geben können.‹3512Ihr lasst zu, dass er seine eigenen Eltern, die Not leiden, vernachlässigt. 13Auf diese Weise brecht ihr das Gebot Gottes, um eure eigenen Vorschriften zu halten. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.«
14Dann rief Jesus die Menge zu sich. »Hört alle genau zu«, sagte er, »und versucht es zu verstehen. 15Der Mensch wird nicht durch das unrein, was er isst; er wird unrein durch das, was er sagt und tut.36«
17Als Jesus sich von der Menge zurückzog und in ein Haus ging, fragten ihn seine Jünger, was er denn mit dieser Aussage gemeint habe. 18»Versteht ihr es denn auch nicht?«, fragte er. »Begreift ihr nicht, dass nichts, was der Mensch isst, ihn verunreinigen kann? 19Die Nahrung kommt nicht mit seinem Herzen in Berührung, sondern geht nur durch den Magen und wird dann wieder ausgeschieden.« Damit erklärte Jesus alle Speisen für erlaubt. 20Und er fuhr fort: »Es sind seine Gedanken, die den Menschen verunreinigen. 21Denn von innen, aus dem Herzen eines Menschen, kommen böse Gedanken wie Unzucht, Diebstahl, Mord, 22Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Vergnügungssucht, Neid, Verleumdung, Stolz und Unvernunft. 23Alle diese üblen Dinge kommen von innen heraus; sie sind es, die den Menschen unrein machen.«
Der Glaube einer griechischen Frau
24Danach verließ Jesus Galiläa und ging nach Norden in das Gebiet von Tyrus37. Er versuchte zu verbergen, dass er sich dort aufhielt, aber es gelang ihm nicht. Die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete sich schnell. 25Sofort kam eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem bösen Geist besessen war. Sie hatte von Jesus gehört, und nun kam sie, warf sich ihm zu Füßen 26und bat ihn inständig, ihr Kind von dem Dämon zu befreien.
Da sie eine Griechin war, die aus Syrophönizien stammte, 27sagte Jesus zu ihr: »Ich muss zuerst meiner eigenen Familie, den Juden, helfen.38 Es ist nicht recht, den Kindern das Essen wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.«
28Sie erwiderte: »Das ist wahr, Herr, aber selbst den Hunden unter dem Tisch gibt man die Krümel von den Tellern der Kinder.«
29»Damit hast du recht!«, sagte er. »Nun geh nach Hause. Der böse Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.«30Und als die Frau nach Hause kam, lag ihre kleine Tochter ruhig im Bett, und der Dämon war fort.
Jesus heilt einen taubstummen Mann
31Jesus verließ Tyrus und ging nach Sidon; dann kehrte er zurück an den See von Galiläa und in das Gebiet der Zehn Städte.3932Ein Mann, der taub war und kaum sprechen konnte, wurde zu ihm gebracht. Die Leute baten Jesus, dem Mann die Hände aufzulegen und ihn zu heilen. 33Jesus führte ihn an einen ruhigen Ort, fort von der Menge. Er legte seine Finger in die Ohren des Mannes. Dann benetzte er die Fingerspitzen mit seinem Speichel und berührte damit die Zunge des Mannes. 34Schließlich blickte er zum Himmel auf, seufzte und befahl: »Öffne dich40.«35Und im selben Augenblick konnte der Mann hören und normal sprechen!
36Jesus ermahnte die Menge, niemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto rascher verbreiteten sie die Nachricht, 37weil sie vor Staunen völlig außer sich waren. Wieder und wieder sagten sie: »Es ist alles wunderbar, was er tut. Er heilt sogar die Tauben und Stummen.«
Die Speisung der Viertausend
8Mk In diesen Tagen hatte sich erneut eine große Menschenmenge versammelt. Da die Menschen nichts zu essen hatten, rief Jesus seine Jünger zu sich und sagte zu ihnen: 2»Die Menschen tun mir leid. Sie waren drei Tage hier bei mir, und nun haben sie nichts mehr zu essen. 3Wenn ich sie ohne Essen heimschicke, könnten sie unterwegs zusammenbrechen, denn einige von ihnen sind von weit her gekommen.«
4»Wie sollen wir denn hier in dieser einsamen Gegend genug zu essen für sie finden?«, fragten seine Jünger.
5»Wie viele Brote habt ihr?«, fragte er sie.
»Sieben«, antworteten sie. 6Da forderte Jesus die Menschen auf, sich auf die Erde zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, dankte Gott dafür, brach sie in Stücke und gab sie seinen Jüngern, damit sie das Brot an die Menge austeilten. 7Sie hatten auch noch einige kleine Fische, und Jesus segnete sie und ließ sie durch seine Jünger verteilen.
8Alle aßen, bis sie satt waren, und als die Reste eingesammelt wurden, füllten sie sieben große Körbe voll! 9An diesem Tag waren viertausend Menschen beisammen. Nachdem sie gegessen hatten, entließ er sie nach Hause. 10Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern in ein Boot und fuhr hinüber ins Gebiet von Dalmanuta.
Die Pharisäer fordern ein Zeichen
11Als die Pharisäer hörten, dass Jesus in der Gegend war, kamen sie, um ihn zur Rede zu stellen. Sie wollten prüfen, ob er von Gott kam, und forderten: »Gib uns als Beweis ein Zeichen vom Himmel.«
12Als Jesus das hörte, seufzte er und sagte: »Warum verlangt ihr unentwegt Zeichen? Ich versichere euch: Niemals wird dieser Generation ein Zeichen gegeben werden.«13Und er stieg wieder ins Boot, verließ sie und fuhr über den See zum anderen Ufer.
Der Sauerteig der Pharisäer und der Sauerteig des Herodes
14Die Jünger hatten vergessen, etwas zu essen mitzunehmen. Ihr gesamter Proviant bestand nur aus einem einzigen Brot. 15Während sie über den See fuhren, warnte Jesus sie: »Nehmt euch in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes.«
16Sie glaubten, er sage das, weil sie kein Brot mitgenommen hatten. 17Jesus wusste, was sie dachten; deshalb sagte er: »Warum macht ihr euch Sorgen darüber, dass ihr nichts zu essen habt? Werdet ihr denn nie lernen oder begreifen? Sind eure Herzen zu verhärtet, um das zu verstehen? 18›Ihr habt doch Augen – könnt ihr nicht sehen? Ihr habt doch Ohren – könnt ihr nicht hören?‹41 Erinnert ihr euch denn nicht? 19Was ist mit den fünftausend Männern, die ich mit fünf Broten satt gemacht habe? Wie viele Körbe voller Reste habt ihr anschließend gesammelt?«
»Zwölf«, sagten sie.
20»Und als ich den Hunger der viertausend Menschen mit sieben Broten gestillt habe, wie viele Körbe mit Resten habt ihr da eingesammelt?«
Sie antworteten: »Sieben.«
21Da fragte er sie: »Begreift ihr denn immer noch nicht?«
Jesus heilt einen Blinden
22In Betsaida brachten einige Leute einen Blinden zu Jesus und baten ihn, den Mann zu berühren und zu heilen. 23Jesus nahm den Blinden an der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus. Dann spuckte er dem Mann auf die Augen, legte ihm die Hände auf und fragte: »Siehst du etwas?«
24Der Mann sah sich um. »Ja«, sagte er. »Ich sehe Menschen, aber nicht sehr deutlich. Sie sehen aus wie umhergehende Bäume.«
25Da legte Jesus seine Hände wieder auf die Augen des Mannes. Und als sich der Mann erneut umschaute, war er völlig geheilt und konnte alles deutlich erkennen. 26Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: »Geh auf dem Weg nach Hause nicht durch das Dorf.«
Das Bekenntnis des Petrus
27Jesus und seine Jünger verließen Galiläa und zogen hinauf in die Dörfer um Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er sie: »Für wen halten mich die Leute?«
28»Einige halten dich für Johannes den Täufer«, erwiderten sie, »andere für Elia, und wieder andere sagen, du bist einer der anderen Propheten.«
29Da fragte Jesus: »Und für wen haltet ihr mich?«
Petrus antwortete: »Du bist der Christus.«
30Doch Jesus befahl ihnen, niemand von ihm zu erzählen.
Jesus kündigt seinen Tod an
31Dann sprach Jesus mit ihnen zum ersten Mal darüber, dass der Menschensohn viel Schlimmes erleiden müsse und von den führenden Männern des Volkes, den obersten Priestern und den Schriftgelehrten verworfen werde; er werde getötet werden und drei Tage später wieder auferstehen. 32Als er jedoch so offen mit seinen Jüngern darüber sprach, nahm Petrus ihn beiseite und bedrängte ihn, doch nicht so zu sprechen42.
33Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus scharf zurecht: »Fort von mir, Satan! Du betrachtest alles nur aus menschlicher Sicht und nicht aus der Sicht Gottes.«
34Dann rief er seine Jünger und die Menge zu sich. »Wenn jemand mir nachfolgen will«, sagte er, »muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen. 35Denn wer versucht, sein Leben zu bewahren, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verliert, wird es retten.36Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele43 verliert? 37Gibt es etwas Wertvolleres als die Seele? 38Wenn sich ein Mensch in dieser treulosen44 und sündigen Zeit für mich oder meine Botschaft schämt, für den wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommt.«
Die Jünger sehen, wie Jesus verherrlicht wird
9Mk Und er fuhr fort: »Ich versichere euch: Einige von euch, die jetzt hier stehen, werden nicht sterben, ehe sie das Reich Gottes in seiner Macht kommen sehen!«
2Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Gipfel eines Berges. Außer ihnen war niemand dort. Plötzlich veränderte sich vor ihren Augen das Aussehen von Jesus. 3Seine Kleider wurden strahlend weiß, weißer, als es auf Erden möglich war. 4Dann erschienen Elia und Mose und fingen an, mit Jesus zu sprechen.
5»Rabbi45, wie wundervoll ist es hier!«, rief Petrus aus. »Wir wollen drei Hütten46 bauen – eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« 6Aber er wusste nicht, was er redete, denn er und die beiden anderen Jünger fürchteten sich sehr.
7Da fiel der Schatten einer Wolke auf sie, und aus der Wolke sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.« 8Als sie sich umschauten, waren Mose und Elia verschwunden, und nur Jesus war noch bei ihnen. 9Während sie den Berg hinabstiegen, wies er sie an, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. 10Sie behielten es für sich, sprachen aber untereinander noch oft darüber, was er wohl mit der Auferstehung von den Toten gemeint hatte.
11Schließlich fragten sie Jesus: »Warum behaupten die Schriftgelehrten, dass Elia wiederkommen muss, bevor der Messias kommt?«
12Jesus erwiderte: »Das stimmt, zuerst kommt Elia, um alles vorzubereiten. Aber warum heißt es in der Schrift, dass der Menschensohn viel Leid und Verachtung erdulden muss? 13Doch ich sage euch, Elia ist schon gekommen, und sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift prophezeit ist.«
Jesus heilt einen besessenen Jungen
14Am Fuße des Berges fanden sie eine große Menge vor, die sich um die übrigen Jünger versammelt hatte, während einige Schriftgelehrte ein Streitgespräch mit ihnen führten. 15Die Menschen waren in großer Aufregung, als Jesus auf sie zukam. Dann liefen sie ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. 16»Worüber streitet ihr euch?«, fragte er.
17Ein Mann aus der Menge ergriff das Wort und sagte: »Lehrer, ich habe meinen Sohn hergebracht, damit du ihn heilst. Er kann nicht sprechen, weil er von einem bösen Geist besessen ist, der ihn nicht reden lässt. 18Immer wenn dieser böse Geist ihn packt, wirft er ihn gewaltsam zu Boden; er hat Schaum vor dem Mund, knirscht mit den Zähnen und wird ganz starr47. Ich habe deine Jünger gebeten, den Dämon auszutreiben, aber sie konnten es nicht.«
19Jesus sagte zu ihnen: »Ihr Ungläubigen! Wie lange muss ich noch bei euch sein, bis ihr endlich glaubt? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt den Jungen zu mir.«20Sie brachten ihm das Kind. Als der böse Geist Jesus sah, schüttelte er den Jungen in heftigen Krämpfen. Er fiel zu Boden und krümmte und wälzte sich mit Schaum vor dem Mund. 21»Wie lange geht das schon so?«, fragte Jesus den Vater des Jungen.
Er antwortete: »Seit er ganz klein ist. 22Der böse Geist wirft ihn oft ins Feuer oder ins Wasser, um ihn umzubringen. Hab Erbarmen mit uns und hilf uns. Tu etwas, wenn du kannst.«
23»Was soll das heißen, ›Wenn ich kann‹?«, fragte Jesus. »Alles ist möglich für den, der glaubt.«
24Der Vater rief: »Ich glaube! Aber hilf mir, dass ich nicht zweifle!«
25Als Jesus sah, dass die Menge der Zuschauer ständig größer wurde, bedrohte er den bösen Geist: »Du tauber und stummer Geist, ich befehle dir, fahre aus diesem Kind aus und kehre nie wieder zurück!«26Da schrie der Geist auf, packte den Jungen noch einmal, warf ihn hin und her und verließ ihn. Der Junge lag reglos da, sodass die Menge dachte, er sei tot. 27Doch Jesus nahm die Hand des Jungen und half ihm aufzustehen, und er stand auf.
28Als Jesus später mit seinen Jüngern allein im Haus war, fragten sie ihn: »Warum konnten wir diesen bösen Geist nicht austreiben?«
29Jesus antwortete: »Diese Art kann nur durch Gebet48 ausgetrieben werden.«
Jesus kündigt erneut seinen Tod an
30Sie verließen diese Gegend und zogen durch Galiläa. Jesus wollte nicht, dass die Leute davon erfuhren, 31um mehr Zeit mit seinen Jüngern verbringen und sie unterweisen zu können. Er sagte zu ihnen: »Der Menschensohn wird verraten werden. Man wird ihn töten, aber drei Tage später wird er von den Toten auferstehen.«32Doch sie verstanden ihn nicht und wagten ihn nicht zu fragen, was er damit meinte.
Der Größte im Reich Gottes
33In Kapernaum angekommen, gingen Jesus und seine Jünger in das Haus, in dem sie wohnen wollten. Jesus fragte sie: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?«34Sie schwiegen, denn sie hatten darüber geredet, wer von ihnen wohl der Wichtigste sei. 35Da setzte er sich hin, rief die zwölf Jünger zu sich und sagte zu ihnen: »Wenn jemand der Erste sein will, muss er den letzten Platz einnehmen und allen dienen.«
36Dann stellte er ein kleines Kind in ihre Mitte, nahm es in die Arme und sagte zu ihnen: 37»Wer solch ein kleines Kind um meinetwillen aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt meinen Vater auf, der mich gesandt hat.«
Im Namen von Jesus Wunder tun
38Johannes sagte zu Jesus: »Lehrer, wir haben einen Mann gesehen, der in deinem Namen Dämonen austrieb. Wir haben versucht, ihn davon abzubringen, weil er nicht zu uns gehört.«
39»Hindert ihn nicht!«, sagte Jesus. »Wer in meinem Namen Wunder tut, wird nicht bald darauf schlecht von mir reden.40Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. 41Wenn jemand euch auch nur einen Becher Wasser gibt, weil ihr zu Christus gehört, wird er belohnt werden.
42Doch wer Schuld daran ist, dass diese Kleinen, die an mich glauben, diesen Glauben verlieren, der wäre besser daran, mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen zu werden. 43Wenn deine Hand dich zum Bösen verführt, dann hack sie ab. Es ist besser, mit nur einer Hand in den Himmel49 einzugehen, als mit zwei Händen ins ewige Feuer der Hölle zu kommen.5045Wenn dein Fuß dich zum Bösen verführt, dann hack ihn ab. Es ist besser, mit nur einem Fuß in den Himmel einzugehen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.5147Und wenn dein Auge dich zum Bösen verführt, reiß es aus. Es ist besser, halb blind in das Reich Gottes einzugehen, als zwei Augen zu haben und in die Hölle geworfen zu werden, 48›wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt‹.52
49Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden.5350Salz ist gut, um zu würzen. Aber wenn es seinen Geschmack verliert, wie soll man es wieder salzig machen? Ihr müsst die Eigenschaft des Salzes in euch tragen und in Frieden miteinander leben.«
Über Ehe und Ehescheidung
10Mk Dann verließ Jesus Kapernaum und ging nach Süden in das Gebiet von Judäa und in die Gegend östlich des Jordan. Wieder versammelten sich die Menschen um ihn, und wie immer lehrte er sie.
2Einige Pharisäer kamen und fragten, um ihn damit auf die Probe zu stellen: »Darf ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen?«
3»Was hat Mose über die Scheidung gesagt?«, fragte sie Jesus.
4»Er hat sie erlaubt«, erwiderten sie. »Er hat gesagt, ein Mann brauche seiner Frau nur einen offiziellen Scheidungsbrief auszustellen und dürfe sie dann fortschicken.«54
5Da entgegnete Jesus: »Nur weil euer Herz so hart ist, gab euch Mose diese Anweisung.6Doch der Wille Gottes wird schon mit Beginn der Schöpfung deutlich, als er sie als Mann und Frau schuf.557›Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden568und die beiden werden zu einer Einheit57.‹ Dann sind sie nicht mehr zwei, sondern eins, 9und niemand darf sie trennen, denn Gott hat sie zusammengebracht.«
10Als er später mit seinen Jüngern allein im Haus war, fragten sie ihn erneut danach. 11Er sagte ihnen: »Wer sich von seiner Frau scheiden lässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch. 12Und wenn eine Frau sich von ihrem Mann scheiden lässt und wieder heiratet, begeht sie ebenfalls Ehebruch.«
Jesus segnet die Kinder
13Eines Tages brachten einige Eltern ihre Kinder zu Jesus, damit er sie berühren und segnen sollte. Doch die Jünger wiesen sie ab. 14Als Jesus das sah, war er sehr verärgert über seine Jünger und sagte zu ihnen: »Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran! Denn das Reich Gottes gehört Menschen wie ihnen. 15Ich versichere euch: Wer nicht solchen Glauben hat wie sie, kommt nicht ins Reich Gottes.«16Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf den Kopf und segnete sie.
Der reiche Mann
17Als er weiterziehen wollte, lief ein Mann auf Jesus zu, kniete vor ihm nieder und fragte: »Guter Lehrer, was soll ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?«
18»Warum nennst du mich gut?«, fragte Jesus. »Nur Gott allein ist gut. 19Aber du kennst doch die Gebote. ›Du sollst nicht töten. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst keine Falschaussage machen. Du sollst nicht betrügen. Ehre deinen Vater und deine Mutter.‹58«
20»Lehrer«, erwiderte der Mann, »alle diese Gebote habe ich seit meiner Kindheit gehalten.«
21Da sah Jesus den Mann voller Liebe an. »Eins fehlt dir noch«, sagte er zu ihm. »Geh und verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Danach komm und folge mir nach.«22Als er das hörte, verdüsterte sich das Gesicht des Mannes, und er ging traurig fort, denn er war sehr reich.
23Jesus sah alle, die dabeistanden, an und sagte dann zu seinen Jüngern: »Wie schwer ist es doch für Menschen, die reich sind, ins Reich Gottes zu kommen!«24Darüber waren sie erstaunt. Aber Jesus wiederholte: »Meine lieben Kinder, es ist sehr schwer,59 ins Reich Gottes zu kommen. 25Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!«
26Die Jünger waren bestürzt. »Wer kann dann überhaupt gerettet werden?«, fragten sie.
27Jesus sah sie aufmerksam an und sagte: »Menschlich gesehen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Bei Gott ist alles möglich.«
28Da erwiderte Petrus: »Wir haben alles aufgegeben, um dir nachzufolgen.«
29Jesus erwiderte: »Ich versichere euch: Jeder, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Besitz um meinetwillen und um der guten Botschaft willen aufgegeben hat, 30wird jetzt, in dieser Zeit, alles hundertfach zurückerhalten: Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Besitz – wenn auch mitten unter Verfolgungen. Und in der künftigen Welt wird er das ewige Leben haben. 31Doch viele, die jetzt wichtig zu sein scheinen, werden dann die Geringsten sein, und die, die hier ganz unbedeutend sind, werden dort die Wichtigsten sein.60«
Jesus kündigt zum dritten Mal seinen Tod an
32Sie waren auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Jesus ging ihnen voraus. Angst erfasste die Jünger, und auch die anderen Menschen, die ihm folgten, fürchteten sich. Wieder nahm Jesus die zwölf beiseite und begann ihnen noch einmal zu schildern, was ihn in Jerusalem erwartete. 33»Wenn wir nach Jerusalem kommen«, sagte er, »wird der Menschensohn an die obersten Priester und die Schriftgelehrten verraten werden. Sie werden ihn zum Tod verurteilen und an die Römer ausliefern. 34Die werden ihn verspotten, anspucken, auspeitschen und ihn schließlich töten, doch nach drei Tagen wird er auferstehen.«
Jesus lehrt, anderen zu dienen
35Da kamen Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, auf ihn zu und sprachen ihn an. »Lehrer«, sagten sie, »wir möchten dich um einen Gefallen bitten.«
36»Was soll ich für euch tun?«, fragte er.
37»Wir möchten in deinem herrlichen Reich neben dir auf den Ehrenplätzen sitzen«, sagten sie, »einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken.«
38Doch Jesus antwortete ihnen: »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet! Könnt ihr den bitteren Kelch des Leidens trinken, den ich trinken werde? Könnt ihr mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werden muss?«
39»Ja«, sagten sie, »das können wir!«
Und Jesus sagte: »Ihr werdet tatsächlich aus meinem Kelch trinken und mit meiner Taufe getauft werden. 40Doch ich kann nicht bestimmen, wer auf den Plätzen rechts und links neben mir sitzen wird. Gott hat diese Plätze denen vorbehalten, die er erwählt hat.«
41Als die anderen zehn Jünger merkten, worum Jakobus und Johannes gebeten hatten, waren sie empört. 42Da rief Jesus sie zusammen und sagte: »Ihr habt erfahren, dass in dieser Welt die Könige Tyrannen sind und die Herrschenden die Menschen oft ungerecht behandeln.43Bei euch sollte es anders sein. Wer euch anführen will, der soll euch dienen,44wer unter euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. 45Selbst der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele Menschen hinzugeben.«
Jesus heilt den blinden Bartimäus
46So erreichten sie Jericho. Als Jesus und seine Jünger die Stadt wieder verließen, folgte ihnen eine große Menschenmenge. Ein blinder Bettler namens Bartimäus (der Sohn des Timäus) saß am Straßenrand, als Jesus vorüberging. 47Als Bartimäus hörte, dass Jesus von Nazareth in der Nähe war, begann er zu schreien: »Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!«
48»Sei still!«, fuhren die Leute ihn an.
Aber er schrie nur noch lauter: »Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!«
49Als Jesus ihn hörte, blieb er stehen und sagte: »Sagt ihm, er soll herkommen.«
Da riefen sie den blinden Mann. »Nur Mut«, sagten sie. »Komm, er ruft dich!«
50Bartimäus warf seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus.
51»Was soll ich für dich tun?«, fragte Jesus.
»Rabbuni61«, sagte der blinde Mann, »ich möchte sehen!«
52Da sagte Jesus zu ihm: »Geh nur. Dein Glaube hat dich geheilt.« Und im selben Augenblick konnte der Blinde sehen! Dann folgte er Jesus auf seinem Weg.62
Der triumphale Einzug
11Mk Kurz vor Jerusalem kamen Jesus und die Jünger zu den Ortschaften Betfage und Betanien am Ölberg. Jesus schickte zwei der Jünger voraus. 2»Geht in das Dorf vor euch«, wies er sie an. »Wenn ihr hinkommt, werdet ihr ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch niemand geritten ist. Bindet es los und bringt es her. 3Wenn jemand fragt, was ihr da tut, dann sagt einfach: ›Der Herr braucht es und wird es bald wieder zurückgeben.‹«
4Die zwei Jünger machten sich auf den Weg und fanden das Fohlen an der Straße. Es stand angebunden vor einem Haus. 5Als sie es losbanden, fragten einige, die dort standen: »Was macht ihr da? Warum bindet ihr das Fohlen los?« 6Sie sagten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und man ließ sie gehen. 7Dann brachten sie das Fohlen zu Jesus, warfen ihre Mäntel darüber, und er setzte sich darauf.
8Viele Menschen aus der Menge breiteten ihre Mäntel vor Jesus auf dem Weg aus, andere schnitten auf den Feldern grüne Zweige ab und legten sie auf den Weg. 9Vor und hinter Jesus drängten sich die Menschen und riefen:
»Gelobt sei Gott!63
Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt!
10Segen für das künftige Reich unseres Vaters David! Lobt Gott im höchsten Himmel!«64
11So kam Jesus nach Jerusalem und ging in den Tempel. Als er sich alles genau angesehen hatte, kehrte er, da es schon spät geworden war, mit den zwölf Jüngern nach Betanien zurück.
Der Feigenbaum
12Als sie am nächsten Morgen Betanien verließen, hatte Jesus Hunger. 13Von Weitem bemerkte er einen Feigenbaum mit vielen Blättern. Er ging hin, um zu sehen, ob auch Feigen daran waren. Aber der Baum trug nur Blätter, denn es war nicht die Jahreszeit, in der es Feigen gab. 14Da sagte Jesus zu dem Baum: »Nie wieder soll jemand von deinen Früchten essen!« Und die Jünger hörten seine Worte.
Jesus jagt die Händler aus dem Tempel
15Als sie wieder nach Jerusalem kamen, ging Jesus in den Tempel und fing an, die Händler und die Leute, die bei ihnen kauften, hinauszutreiben. Er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer um 16und ließ nicht zu, dass weitere Waren durch den Tempelhof getragen wurden. 17Er fuhr sie an: »In der Schrift heißt es: ›Mein Haus soll ein Ort des Gebets für alle Völker sein‹, aber ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.«65
18Als die obersten Priester und die Schriftgelehrten hörten, was Jesus getan hatte, überlegten sie, wie sie Jesus umbringen könnten. Sie hatten jedoch Angst vor ihm, weil die Menschen von seiner Lehre so beeindruckt waren. 19Am Abend verließen Jesus und die Jünger66 die Stadt.
20Als sie am nächsten Morgen an dem Feigenbaum vorüberkamen, den Jesus verflucht hatte, sahen die Jünger, dass er bis zu den Wurzeln verdorrt war. 21Petrus erinnerte sich an das, was Jesus am Vortag zu dem Feigenbaum gesagt hatte, und rief aus: »Sieh doch, Rabbi! Der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist vertrocknet!«
22Da sagte Jesus zu den Jüngern: »Habt den Glauben Gottes. 23Ich versichere euch: Wenn ihr zu diesem Berg sagt: ›Hebe dich in die Höhe und wirf dich ins Meer‹, wird es geschehen. Entscheidend ist, dass ihr glaubt und in euren Herzen nicht daran zweifelt. 24Hört auf meine Worte! Ihr könnt beten, worum ihr wollt – wenn ihr glaubt, werdet ihr es erhalten.25Doch wenn ihr betet, dann vergebt zuerst allen, gegen die ihr einen Groll hegt, damit euer Vater im Himmel euch eure Sünden auch vergeben kann.67«
Die Frage nach der Autorität von Jesus
27Inzwischen waren sie wieder in Jerusalem angelangt. Als Jesus im Tempel umherging, traten die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die anderen führenden Männer des Volkes auf ihn zu und fragten ihn: 28»Wer gibt dir das Recht, die Händler aus dem Tempel zu vertreiben? Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben?«68
29»Ich sage euch, wer mir die Vollmacht dazu gegeben hat, wenn ihr mir eine einzige Frage beantwortet«, erwiderte Jesus. 30»Geschah die Taufe des Johannes im Auftrag Gottes oder war es nur die Tat eines Menschen? Antwortet mir!«
31Sie besprachen sich miteinander. »Wenn wir sagen, sie geschah im Auftrag Gottes, wird er fragen, warum wir ihm nicht geglaubt haben. 32Aber können wir es wagen zu sagen: ›Es war nur die Tat eines Menschen‹?« Denn sie hatten Angst vor dem Volk, weil es Johannes für einen Propheten hielt. 33So antworteten sie schließlich: »Wir wissen es nicht.«
Da entgegnete Jesus: »Dann sage ich euch auch nicht, woher ich die Vollmacht habe, so zu handeln.«
Die Geschichte von den betrügerischen Weinbauern
12Mk Dann fing Jesus an, ihnen Gleichnisse zu erzählen: »Ein Mann legte einen Weinberg an, baute eine Mauer darum, hob eine Grube aus, um den Wein darin zu keltern, und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an Bauern und zog in ein anderes Land. 2Zur Zeit der Weinlese schickte er einen seiner Knechte, um seinen Anteil an der Ernte einzufordern. 3Doch die Bauern packten den Knecht, schlugen ihn halb tot und schickten ihn mit leeren Händen zurück.
4Da sandte der Besitzer einen anderen Knecht, doch dem schlugen sie mit Fäusten ins Gesicht und beschimpften ihn. 5Den nächsten Knecht, den er schickte, brachten sie sogar um. Andere Boten, die kamen, wurden entweder halb tot geschlagen oder ermordet, 6bis nur noch einer übrig blieb – sein Sohn, den er über alles liebte. Den schickte der Besitzer schließlich als Letzten, weil er dachte: ›Meinen Sohn werden sie sicher nicht antasten.‹
7Doch die Weinbauern sagten sich: ›Da kommt der Erbe des Gutes. Kommt, wir bringen ihn um und behalten das Land für uns!‹ 8Und sie fielen über ihn her, ermordeten ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus.
9Was, glaubt ihr, wird der Besitzer des Weinbergs tun?«, fragte Jesus. »Ich sage es euch – er wird kommen, sie alle töten und den Weinberg an andere verpachten. 10Habt ihr das nicht schon einmal in der Schrift gelesen?
›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
11Das ist das Werk das Herrn, und es ist wunderbar anzusehen.‹69«
12Daraufhin wollten ihn die führenden Männer des jüdischen Volkes verhaften, denn sie merkten, dass sie mit den bösen Weinbauern in diesem Gleichnis gemeint waren. Doch aus Angst vor dem Volk wagten sie es nicht, Hand an ihn zu legen. So ließen sie ihn in Ruhe und gingen weg.
Steuern für den Kaiser
13Danach schickten sie einige Pharisäer und Anhänger des Herodes zu Jesus. Sie hofften, Jesus mit seinen eigenen Worten in eine Falle locken zu können, damit sie ihn verhaften konnten. 14»Lehrer«, sagten sie, »wir wissen, wie ehrlich und wahrhaftig du bist. Du lässt dich nicht beeinflussen und bevorzugst niemanden. Du lehrst die Wege Gottes und was du sagst, ist wahr. Nun sage uns: Ist es richtig, an den Kaiser Steuern zu zahlen? 15Sollen wir sie bezahlen oder nicht?«
Jesus durchschaute ihre Scheinheiligkeit und sagte: »Wen wollt ihr mit euren Fangfragen überlisten? Zeigt mir eine römische Münze70, und ich werde es euch sagen.«16Als sie ihm eine reichten, fragte er: »Wessen Bild und Titel ist hier eingeprägt?«
»Bild und Titel des Kaisers«, antworteten sie.
17»Nun«, sagte Jesus, »dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört.« Diese Antwort verwunderte sie sehr.
Diskussion über die Auferstehung
18Dann kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese jüdische Gruppierung vertritt die Auffassung, dass es keine Auferstehung nach dem Tod gibt. Sie stellten ihm folgende Frage: 19»Lehrer, Mose hat uns ein Gesetz gegeben, das besagt: Wenn ein Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, dann soll sein Bruder die Witwe heiraten und ihm auf diese Weise zu einem Erben verhelfen.7120Nun waren da sieben Brüder. Der älteste von ihnen heiratete und starb kinderlos. 21Daraufhin heiratete der zweite Bruder die Witwe, doch auch er starb bald und hinterließ keine Kinder. Dann heiratete sie der nächste Bruder und starb kinderlos. 22So ging es weiter, bis alle Brüder sie geheiratet hatten und gestorben waren, und es waren immer noch keine Kinder da. Schließlich starb auch die Frau. 23Nun sage uns: wessen Frau wird sie nach der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren ja mit ihr verheiratet.«
24Jesus erwiderte: »Ihr irrt euch, weil ihr weder die Schrift noch die Macht Gottes kennt.25Denn wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht verheiratet sein. Sie werden sein wie die Engel im Himmel.26Doch nun zu der Frage, ob die Toten auferweckt werden – habt ihr nie bei Mose die Geschichte vom brennenden Dornbusch gelesen? Lange nachdem Abraham, Isaak und Jakob gestorben waren, sagte Gott zu Mose:72 ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.‹7327Er ist doch der Gott der Lebenden und nicht der Toten. Ihr seid völlig im Irrtum.«
Das wichtigste Gebot
28Einer der Schriftgelehrten stand dabei und hörte dem Gespräch zu. Er merkte, wie gut Jesus geantwortet hatte; deshalb fragte er ihn: »Welches von allen Geboten ist das wichtigste?«
29Jesus antwortete: »Das wichtigste Gebot ist dies: ›Höre, o Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. 30Und du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft lieben.‹7431Das zweite ist ebenso wichtig: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‹75 Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.«
32Der Schriftgelehrte erwiderte: »Das hast du sehr gut gesagt, Lehrer. Du hast die Wahrheit gesprochen, als du sagtest, dass es nur einen einzigen Gott gibt und keinen außer ihm. 33Und ich weiß auch, dass es wichtig ist, ihn von ganzem Herzen, mit all meinen Gedanken und all meiner Kraft zu lieben und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Das ist weit wichtiger, als all die Brandopfer und Opfergaben darzubringen, die vom Gesetz vorgeschrieben werden.«
34Als Jesus sah, welche Einsicht dieser Mann besaß, sagte er zu ihm: »Du bist nicht weit vom Reich Gottes entfernt.« Danach wagte niemand mehr, ihm weitere Fragen zu stellen.
Wessen Sohn ist der Christus?
35Als Jesus später die Menschen im Tempel lehrte, fragte er: »Warum behaupten die Schriftgelehrten, dass der Christus der Sohn Davids sei? 36David selbst hat doch, geleitet vom Heiligen Geist, gesagt:
›Der Herr sagte zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde demütige und sie zum Schemel unter deinen Füßen mache.‹76
37Wenn selbst David ihn also Herr nannte, wie kann er da gleichzeitig sein Sohn sein?« Und die Menge hörte ihm gebannt zu.
38Und er lehrte sie noch Weiteres: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie lieben es, sich in wehenden Gewändern zu präsentieren und zu sehen, wie sich alle tief vor ihnen verneigen, wenn sie über die Marktplätze flanieren. 39Und sie beanspruchen, in den Synagogen und bei Festen auf den Ehrenplätzen zu sitzen! 40Doch gleichzeitig betrügen sie Witwen schamlos um ihren Besitz. Und um zu verbergen, wie sie wirklich sind, sprechen sie in der Öffentlichkeit lange Gebete. Deshalb wird ihre Strafe umso härter sein.«
Die Spende der Witwe
41Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete, wie die Menschen Geld hineinwarfen. Viele reiche Leute legten große Beträge hinein. 42Dann kam eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen77 hinein. 43Da rief er seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. 44Denn sie alle haben nur einen winzigen Bruchteil von ihrem Überfluss abgegeben, während diese Frau, so arm sie ist, alles gegeben hat, was sie besaß.«
Jesus spricht über die Zukunft der Welt
13Mk Als Jesus an jenem Tag den Tempel verließ, sagte einer seiner Jünger zu ihm: »Lehrer, sieh nur diese herrlichen Bauten! Welch gewaltige Steine sind in diesen Mauern!«
2Jesus antwortete: »Diese prachtvollen Bauten werden so vollständig zerstört werden, dass nicht ein Stein auf dem anderen bleibt.«
3Später ließ Jesus sich an den Hängen des Ölbergs nieder, die gegenüber dem Tempel lagen. Da kamen Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas zu ihm und fragten: 4»Wann wird das alles geschehen? Wird es vorher ein Zeichen dafür geben, wann sich das alles erfüllen wird?«
5Jesus erwiderte: »Lasst euch von niemandem irremachen. 6Viele Leute werden in meinem Namen auftreten und behaupten, der Christus zu sein.78 Sie werden viele Menschen in die Irre führen. 7Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören, aber habt keine Angst. Dies alles muss geschehen, aber das Ende ist noch nicht da. 8Völker und Königreiche werden einander den Krieg erklären, und in vielen Teilen der Welt wird es Erdbeben und Hungersnöte geben. Doch das alles wird nur der Anfang der künftigen Schrecken sein. 9Seid jedoch wachsam, wenn dies alles geschieht! Man wird euch vor Gericht zerren und in den Synagogen auspeitschen. Um meinetwillen werdet ihr euch vor Machthabern und Königen verantworten müssen. Das wird euch Gelegenheit geben, ihnen von mir zu erzählen.7910Die gute Botschaft muss zuerst allen Völkern verkündet werden. 11Doch wenn ihr verhaftet werdet und vor Gericht steht, macht euch keine Sorgen, was ihr zu eurer Verteidigung vorbringen sollt. Sagt einfach, was Gott euch in den Mund legt. Nicht ihr seid es, die dann reden, sondern der Heilige Geist.
12Ein Bruder wird den anderen verraten und dem Tod ausliefern, Väter werden ihre Kinder verraten und Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und Schuld an ihrem Tod sein. 13Und alle werden euch um meines Namens willen hassen. Doch diejenigen, die bis zum Ende durchhalten, werden gerettet werden.
14Es wird die Zeit kommen, da werdet ihr das abscheuliche Götzenbild, das den heiligen Ort entweiht80, an dem Platz stehen sehen, an dem es nicht stehen darf. – Wer dies liest, der horche auf! – Dann müssen alle, die in Judäa leben, in die Berge fliehen. 15Wer draußen vor dem Haus81 ist, darf nicht ins Haus zurückgehen, um etwas mitzunehmen. 16Wer auf dem Feld ist, darf nicht mehr heimgehen, und sei es nur, um einen Mantel zu holen. 17Am schlimmsten wird es für die schwangeren Frauen und stillenden Mütter sein. 18Und betet, dass eure Flucht nicht im Winter geschieht. 19Denn das werden schrecklichere Tage sein, als es je gab, seit Gott die Welt erschuf, und wie es sie danach auch nicht mehr geben wird. 20Hätte der Herr diese grauenvolle Zeit nicht verkürzt, dann würde die gesamte Menschheit zugrunde gehen. Doch um seiner Auserwählten willen hat er sie verkürzt.
21Und wenn jemand zu euch sagt: ›Schaut her, da ist der Christus‹ oder: ›Dort ist er‹, dann achtet nicht auf ihn. 22Denn mancher falsche Christus und falsche Prophet wird auftreten und Zeichen und Wunder vollbringen, um, wenn möglich, sogar die Auserwählten Gottes in die Irre zu führen. 23Seht euch vor! Ich habe euch gewarnt!
24Wenn diese schrecklichen Tage endlich vorüber sind, wird sich die Sonne verfinstern, der Mond wird nicht mehr leuchten, 25die Sterne werden vom Himmel stürzen und die Kräfte des Himmels werden aus dem Gleichgewicht geraten.82
26Dann werden alle den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit in den Wolken kommen sehen.8327Und er wird seine Engel aussenden, um seine Auserwählten aus der ganzen Welt zu sammeln – von den äußersten Enden der Erde und des Himmels.
28Lernt nun etwas vom Feigenbaum: Wenn seine Knospen weich werden und seine Blätter zu sprießen beginnen, wisst ihr, dass der Sommer vor der Tür steht, auch ohne dass man es euch sagt. 29Genauso ist es, wenn ihr seht, dass diese Ereignisse geschehen. Dann könnt ihr sicher sein, dass seine Wiederkunft vor der Tür steht. 30Ich versichere euch: Diese Generation84 wird nicht untergehen, bevor all das eingetreten ist. 31Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden ewig bleiben.
32Niemand kennt jedoch den Tag oder die Stunde, zu der all diese Dinge geschehen werden, nicht einmal die Engel im Himmel oder der Sohn selbst. Nur der Vater weiß es. 33Und weil ihr nicht wisst, wann dies alles geschieht, bleibt wachsam und seht euch vor.85
34Das Kommen des Menschensohnes lässt sich mit der Rückkehr eines Mannes vergleichen, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen. Er gab allen seinen Bediensteten Anweisungen, was sie arbeiten sollten, und wies den Türhüter an, in der Zwischenzeit nach ihm Ausschau zu halten. 35Genauso sollt auch ihr wachsam sein! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses wiederkommt – ob am Abend, mitten in der Nacht, in der frühen Morgendämmerung oder bei Tagesanbruch. 36Sorgt dafür, dass er euch nicht schlafend findet, wenn er ohne Vorwarnung kommt. 37Was ich euch hier sage, das sage ich allen: Seid bis zu seiner Rückkehr wachsam!«
Jesus wird in Betanien gesalbt
14Mk Es waren nun noch zwei Tage bis zum Passahfest und dem Fest der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und Schriftgelehrten suchten noch immer nach einer Gelegenheit, Jesus heimlich zu ergreifen und zu töten. 2»Auf keinen Fall während des Passahfestes«, hatten sie beschlossen, »sonst gibt es einen Aufruhr.«
3Jesus hielt sich inzwischen in Betanien im Haus Simons auf, eines Mannes, der an Aussatz erkrankt war. Als sie beim Essen saßen, kam eine Frau mit einem wunderschönen Gefäß voll kostbaren Öls86. Sie zerbrach das Gefäß und goss Jesus das Öl über den Kopf. 4Einige am Tisch waren darüber entrüstet: »Warum wurde dieses kostbare Öl so verschwendet?«, fragten sie. 5»Sie hätte es für ein kleines Vermögen87 verkaufen und das Geld den Armen geben können!« Und sie wiesen sie scharf zurecht.
6Doch Jesus hielt ihnen entgegen: »Lasst sie in Ruhe. Warum bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat mir doch etwas Gutes getan. 7Die Armen werdet ihr immer bei euch haben. Ihr könnt ihnen helfen, wann immer ihr wollt. Aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein.8Sie hat getan, was in ihrer Macht stand, und meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt.9Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo die gute Botschaft gepredigt wird, wird man sich auch an die Tat dieser Frau erinnern.«
Judas erklärt sich bereit, Jesus zu verraten
10Danach ging Judas Iskariot, einer der zwölf Jünger, zu den obersten Priestern, um Jesus an sie zu verraten. 11Die Priester waren hocherfreut, als sie hörten, warum er gekommen war, und versprachen ihm eine Belohnung. Von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, um Jesus zu verraten.
Das letzte Abendmahl
12Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, dem Tag, an dem die Passahlämmer geopfert wurden, fragten die Jünger Jesus: »Wo sollen wir hingehen und das Passahmahl vorbereiten?«
13Jesus schickte zwei von ihnen nach Jerusalem, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. »Wenn ihr in die Stadt kommt«, sagte er zu ihnen, »wird euch ein Mann begegnen, der einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm.14Geht in das Haus, das er betritt, und sagt zu dem Besitzer des Hauses: ›Unser Lehrer lässt fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?‹15Er wird euch nach oben in einen großen Raum führen, der für das Festmahl schon hergerichtet ist. Das ist der Ort. Dahin geht und bereitet unser Mahl vor.«16Die beiden Jünger machten sich auf den Weg in die Stadt und fanden alles genauso, wie Jesus es gesagt hatte; und sie bereiteten dort das Passahmahl vor.
17Am Abend kam Jesus mit den zwölf Jüngern. 18Als sie um den Tisch saßen und aßen, sagte Jesus: »Ich sage euch aber: Einer von euch wird mich verraten, einer, der hier mit mir isst.«19Erschrocken fragte ihn einer nach dem anderen: »Das bin doch nicht ich, oder?«
20Er erwiderte: »Es ist einer von euch zwölf, einer, der jetzt mit mir isst.8821Denn der Menschensohn muss sterben, wie es in der Schrift schon seit langer Zeit vorausgesagt ist. Für seinen Verräter aber wird es furchtbar sein. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren worden wäre!«
22Während sie aßen, nahm Jesus einen Laib Brot und bat Gott um seinen Segen. Dann brach er es in Stücke und gab es den Jüngern mit den Worten: »Nehmt, denn das ist mein Leib.«
23Dann nahm er einen Becher mit Wein und dankte Gott. Er reichte ihn den Jüngern, und sie tranken alle daraus. 24Und er sagte zu ihnen: »Das ist mein Blut, das für viele vergossen wird und den Bund89 zwischen Gott und den Menschen besiegelt.25Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken bis zu dem Tag, an dem ich ihn wieder neu im Reich Gottes trinken werde.«26Nachdem sie ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.
Jesus sagt die Verleugnung durch Petrus voraus
27»Ihr werdet mich alle verlassen«, sagte Jesus zu ihnen. »Denn in der Schrift heißt es:
›Gott90 wird den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.‹91
28Doch wenn ich von den Toten auferstanden bin, werde ich euch nach Galiläa vorausgehen und dort auf euch warten.«
29Da sagte Petrus zu ihm: »Auch wenn alle anderen sich von dir abwenden, ich werde es nicht tun.«
30»Petrus«, entgegnete Jesus, »ich sage dir: Noch heute Nacht, bevor der Hahn zwei Mal kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen.«
31»Nein!«, beharrte Petrus. »Und wenn ich mit dir sterben müsste! Niemals werde ich dich verleugnen!« Und auch die anderen Jünger beteuerten dies.
Jesus betet in Gethsemane
32Sie kamen zu einem Olivenhain, der Gethsemane heißt, und Jesus sagte: »Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.«33Petrus, Jakobus und Johannes aber nahm er mit. Schreckliche Furcht und Angst ergriff ihn und 34er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir.«
35Er ging ein Stück weiter und warf sich zu Boden. Dann betete er darum, dass das Schreckliche, das ihn erwartete, wenn es möglich wäre, an ihm vorübergehe. 36»Abba92, Vater«, sagte er, »dir ist alles möglich. Lass diesen Leidenskelch an mir vorübergehen. Doch dein Wille geschehe, nicht meiner.«
37Als er zurückging, fand er die Jünger schlafend. »Simon!«, sagte er zu Petrus. »Schläfst du etwa? Konntest du nicht eine einzige Stunde mit mir wachen? 38Seid wachsam und betet, sonst wird euch die Versuchung überwältigen. Denn der Geist ist zwar willig, aber der Körper ist schwach.«
39Danach ging er wieder weg und betete noch einmal und wiederholte seine Bitte. 40Als er wieder zu ihnen zurückkehrte, waren die Jünger wieder eingeschlafen, denn sie konnten ihre Augen nicht mehr offen halten. Und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.
41Als er das dritte Mal zu ihnen zurückkam, sagte er: »Schlaft ihr noch immer? Ruht ihr euch immer noch aus?93 Genug damit! Es ist so weit. Der Menschensohn wird in die Hände der Sünder ausgeliefert.42Kommt, lasst uns gehen. Der Verräter ist da!«
Jesus wird verraten und verhaftet
43Kaum hatte er das gesagt, da kam Judas, einer von den zwölf Jüngern, mit vielen Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Sie waren von den obersten Priestern, den Schriftgelehrten und führenden Männern des Volkes geschickt worden. 44Judas hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart: »Ihr werdet wissen, wer es ist, wenn ich auf ihn zugehe und ihn mit einem Kuss begrüße. Den könnt ihr festnehmen und abführen.«
45Sobald sie angekommen waren, ging Judas auf Jesus zu. »Rabbi!«, rief er und küsste ihn. 46Da packten die anderen Jesus und verhafteten ihn. 47Aber einer von den Männern, die bei Jesus waren, zog ein Schwert und schlug dem Knecht des Hohen Priesters ein Ohr ab.
48Jesus fragte sie: »Bin ich ein Schwerverbrecher, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet kommt, um mich zu verhaften?49Warum habt ihr mich nicht im Tempel festgenommen? Ich war doch jeden Tag dort und habe gelehrt. Aber dies alles geschieht, damit erfüllt wird, was die Schrift über mich sagt.«
50Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und flohen. 51Ein junger Mann, nur mit einem Leinenhemd bekleidet, schlich hinterher. Als die Männer auch ihn zu fassen versuchten, 52rissen sie ihm das Hemd vom Leib, doch er entkam ihnen und lief nackt davon.
Jesus vor dem Hohen Rat
53Jesus wurde zum Haus des Hohen Priesters gebracht, wo die obersten Priester, die anderen führenden Männer des Volkes und die Schriftgelehrten sich versammelt hatten. 54Petrus folgte ihnen in weitem Abstand und schlich sich durch das Tor in den Hof des hohenpriesterlichen Palastes. Eine Weile saß er bei den Wachen und wärmte sich am Feuer.
55Währenddessen versuchten die obersten Priester und der gesamte Hohe Rat94 Zeugen zu finden, die gegen Jesus aussagten, damit sie ihn zum Tod verurteilen konnten. Doch alle ihre Bemühungen waren vergebens. 56Zwar sagten viele falsche Zeugen gegen ihn aus, aber sie widersprachen einander. 57Schließlich standen ein paar Männer auf und behaupteten: 58»Wir haben gehört, wie er sagte: ›Ich werde diesen Tempel, der von Menschen errichtet wurde, zerstören und in drei Tagen einen neuen bauen, der nicht von Menschen erbaut ist.‹« 59Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.
60Da stellte sich der Hohe Priester vor die anderen hin und fragte Jesus: »Willst du denn überhaupt nicht reden? Was hast du zu diesen Anklagen zu sagen?« 61Jesus gab keine Antwort. Der Hohe Priester fragte ihn: »Bist du der Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?«
62Jesus antwortete: »Ich bin es. Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten Gottes, des Allmächtigen, sitzen und auf den Wolken des Himmels wiederkommen sehen.«95
63Da zerriss der Hohe Priester sein Gewand und sagte: »Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? 64Ihr habt alle seine Gotteslästerung gehört. Wie lautet euer Urteil?« Und sie verurteilten ihn zum Tod.
65Einige begannen, Jesus anzuspucken; sie verbanden ihm die Augen und schlugen ihm mit den Fäusten ins Gesicht. »Du Prophet, sag uns, wer hat dich gerade geschlagen?«, höhnten sie. Und selbst die Wachen prügelten auf ihn ein, als sie ihn abführten.
Petrus verleugnet Jesus
66In der Zwischenzeit hielt sich Petrus unten im Hof auf. Eine von den Dienerinnen des Hohen Priesters 67bemerkte ihn, als er sich am Feuer wärmte. Sie sah ihn näher an und sagte dann: »Du warst doch auch einer von denen, die mit Jesus von Nazareth zusammen waren.«
68Petrus stritt es ab. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte er und ging hinaus in den Vorhof. In diesem Augenblick krähte ein Hahn.96
69Die Dienerin sah ihn dort stehen und sagte zu den anderen: »Dieser Mann da ist auch einer von ihnen!« 70Und wieder bestritt es Petrus.
Kurz darauf sagten auch die Umstehenden zu Petrus: »Du musst auch einer von ihnen sein, du kommst doch auch aus Galiläa.«
71Und Petrus erwiderte: »Ich schwöre bei Gott, ich kenne den Mann nicht, von dem ihr redet.« 72In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da erinnerte sich Petrus daran, was Jesus zu ihm gesagt hatte: »Bevor der Hahn zwei Mal kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen.« Und er brach zusammen und weinte.
Jesus wird vor Pilatus verhört
15Mk Früh am nächsten Morgen traten die obersten Priester, führende Männer des Volkes und Schriftgelehrte – der gesamte Hohe Rat97 – zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Sie fesselten Jesus und brachten ihn zu Pilatus, dem römischen Statthalter.
2Pilatus fragte Jesus: »Bist du der König der Juden?«
Jesus erwiderte: »Ja, es ist, wie du sagst.«
3Daraufhin legten die obersten Priester Jesus zahlreiche Verbrechen zur Last. 4Pilatus fragte ihn: »Hast du nichts dazu zu sagen? Siehst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?« 5Doch zum großen Erstaunen von Pilatus schwieg Jesus.
6Nun war es Brauch, dass der Statthalter jedes Jahr zum Passahfest einen Gefangenen freiließ, den das Volk selbst bestimmen durfte. 7Einer der Gefangenen zu dieser Zeit war Barabbas, der bei einem Aufstand zusammen mit anderen des Mordes überführt worden war. 8Eine große Menschenmenge bedrängte nun Pilatus und bat ihn, wie üblich einen Gefangenen freizulassen. 9»Soll ich euch den König der Juden geben?«, fragte Pilatus. 10Denn Pilatus erkannte, dass die obersten Priester Jesus nur aus Neid verhaftet hatten. 11Doch nun hetzten die obersten Priester das Volk dazu auf, die Freilassung von Barabbas statt von Jesus zu fordern. 12»Wenn ich Barabbas freilasse«, fragte Pilatus sie, »was soll ich dann mit diesem Mann tun, den ihr den König der Juden nennt?«
13Sie schrien: »Kreuzige ihn!«
14»Warum?«, fragte Pilatus. »Was hat er denn verbrochen?«
Aber die Menge schrie nur noch lauter: »Kreuzige ihn!«
15Da ließ Pilatus, weil er dem Volk gefallen wollte, Barabbas frei. Er ließ Jesus auspeitschen und übergab ihn dann den römischen Soldaten zur Kreuzigung.
Die Soldaten verspotten Jesus
16Die Soldaten brachten Jesus in das Prätorium, den Palast98 des römischen Statthalters, und riefen alle anderen Soldaten zusammen. 17Sie zogen ihm ein purpurfarbenes Gewand an und setzten ihm eine geflochtene Dornenkrone auf den Kopf. 18Dann salutierten sie und riefen: »Sei gegrüßt, König der Juden!« 19Und sie schlugen ihn mit einem Stock auf den Kopf, spuckten ihn an und knieten nieder und huldigten ihm. 20Als sie genug davon hatten, ihn zu verspotten, zogen sie ihm das Purpurgewand wieder aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an. Dann führten sie ihn ab, um ihn zu kreuzigen.
Die Kreuzigung
21Ein Mann – er hieß Simon und stammte aus Kyrene99 –, kam gerade von den Feldern zurück. Ihn zwangen sie, für Jesus das Kreuz zu tragen. (Simon ist der Vater von Alexander und Rufus.) 22Sie brachten Jesus an einen Ort, der Golgatha heißt, das bedeutet »Schädelstätte«. 23Dort wollten sie ihm Wein geben, der mit Myrrhe vermischt war100, aber er nahm ihn nicht. 24Dann nagelten sie ihn ans Kreuz. Sie verlosten seine Kleider, indem sie darum würfelten101, was jeder bekommen sollte.
25Es war neun Uhr morgens, als sie ihn kreuzigten. 26Über seinem Kopf wurde ein Schild am Kreuz befestigt, auf dem stand, wofür er angeklagt worden war. Die Aufschrift lautete: »König der Juden«. 27Zusammen mit ihm wurden zwei Verbrecher gekreuzigt; ihre Kreuze standen rechts und links von ihm.10229Die Leute, die vorbeigingen, schüttelten den Kopf und verspotteten ihn: »Ha! Du kannst doch den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen, oder? 30Nun, dann rette dich doch selbst und steig vom Kreuz herab!«
31Auch die obersten Priester und Schriftgelehrten machten sich über Jesus lustig. »Andere hat er gerettet«, lästerten sie, »aber sich selbst kann er nicht helfen! 32Dieser Christus, dieser König Israels, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen, sodass wir es sehen und ihm glauben können!« Selbst die beiden Verbrecher, die mit Jesus zusammen gekreuzigt wurden, verhöhnten ihn.
Jesus stirbt
33Gegen Mittag legte sich eine Finsternis über das ganze Land, die drei Stunden anhielt. 34Dann, um drei Uhr, rief Jesus mit lauter Stimme: »Eli, Eli, lama asabtani?«, das bedeutet: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«103
35Einige von den Leuten, die dabeistanden, verstanden ihn falsch und dachten, er rufe den Propheten Elia. 36Einer von ihnen aber lief, tränkte einen Schwamm mit Weinessig, steckte ihn auf einen Stab und hielt ihn Jesus hin, damit er davon trinken konnte. »Wartet. Wir wollen sehen, ob Elia wirklich kommt und ihn herunterholt!«, sagte er.
37Da schrie Jesus laut auf und starb104. 38In diesem Augenblick riss der Vorhang im Tempel von oben nach unten entzwei. 39Der römische Hauptmann, der dem Kreuz gegenüberstand und mit angesehen hatte, wie Jesus gestorben war, rief aus: »Ja, dieser Mann war wirklich Gottes Sohn!«
40Es waren auch einige Frauen da, die aus einiger Entfernung zusahen, unter ihnen waren Maria von Magdala, Maria (die Mutter von Jakobus dem Jüngeren und von Josef105) und Salome. 41Sie waren schon in Galiläa bei Jesus gewesen und hatten für ihn gesorgt. Danach waren sie und viele andere Frauen zusammen mit ihm nach Jerusalem gegangen.
Jesus wird begraben
42Dies ereignete sich alles an einem Freitag, dem Rüsttag106, das ist der Tag vor dem Sabbat. Als es Abend wurde, 43fasste Josef von Arimathäa, ein angesehenes Mitglied des Hohen Rates, Mut und ging zu Pilatus, um ihn um den Leichnam von Jesus zu bitten. Josef war einer von denen, die auf das Kommen des Reiches Gottes warteten. 44Pilatus konnte nicht glauben, dass Jesus schon tot war, deshalb ließ er den verantwortlichen römischen Hauptmann rufen und fragte ihn. 45Der Hauptmann bestätigte den Tod, und Pilatus überließ Josef den Leichnam. 46Josef kaufte ein langes Leinentuch, nahm den Leichnam vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das aus dem Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang. 47Maria von Magdala und Maria, die Mutter von Josef, beobachteten, wohin der Leichnam von Jesus gelegt wurde.
Die Auferstehung
16Mk Am nächsten Abend, als der Sabbat vorüber war, kauften Maria von Magdala, Salome und Maria, die Mutter von Jakobus, wohlriechende Öle, um den Leichnam einzubalsamieren. 2Früh am Sonntagmorgen107, gerade als die Sonne aufging, machten sie sich auf den Weg zum Grab. 3Unterwegs überlegten sie, wer ihnen den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen könnte. 4Als sie jedoch hinkamen, sahen sie, dass der Stein – ein massiver Felsblock – bereits zur Seite gewälzt war. 5Sie betraten die Grabhöhle und bemerkten dort auf der rechten Seite einen jungen Mann in einem strahlend weißen Gewand. Die Frauen erschraken sehr, 6aber der Engel sagte: »Habt keine Angst. Ihr sucht Jesus von Nazareth, der gekreuzigt wurde. Er ist nicht hier! Er ist von den Toten auferstanden! Seht, das ist die Stelle, an der sie ihn hingelegt haben. 7Geht jetzt zu seinen Jüngern und sagt ihnen, auch Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat, bevor er starb!« 8Zitternd vor Angst und Bestürzung flohen die Frauen aus dem Grab. Sie redeten mit niemandem darüber, so sehr fürchteten sie sich.
9Jesus war am frühen Sonntagmorgen von den Toten auferstanden und erschien zuerst Maria von Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte. 10Sie ging zu den Jüngern, die um ihn trauerten und weinten, 11und berichtete ihnen, dass Jesus lebe und dass sie ihn gesehen habe. Doch sie glaubten ihr nicht.
12Danach erschien er in veränderter Gestalt zwei Jüngern, die von Jerusalem unterwegs aufs Land gingen. 13Sie liefen zurück, um es den anderen zu erzählen, aber keiner glaubte ihnen.
14Später erschien er den elf Jüngern, während sie gemeinsam aßen. Er rügte ihren Unglauben, ihre hartnäckige Weigerung, denen zu glauben, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.
15Und er sagte zu ihnen: »Geht in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die gute Botschaft.16Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.17Und diese Zeichen werden die begleiten, die glauben: Sie werden in meinem Namen Dämonen austreiben und sie werden neue Sprachen108 sprechen. 18Sie werden Schlangen anfassen oder etwas Tödliches trinken können, und es wird ihnen nicht schaden. Sie werden Kranken die Hände auflegen und sie heilen.«
19Nachdem Jesus, der Herr, zu ihnen gesprochen hatte, wurde er in den Himmel hinaufgehoben und setzte sich auf den Ehrenplatz an die rechte Seite Gottes. 20Die Jünger aber gingen überall hin und predigten die gute Botschaft. Der Herr wirkte durch sie und bestätigte alles, was sie sagten, durch viele wunderbare Zeichen.109
11,1 In manchen Handschriften fehlt die Wendung Sohn Gottes.
21,2 Maleachi 3,1.
31,3 Jesaja 40,3.
41,4 Griech. predigte eine Taufe der Buße für die Vergebung der Sünden.
51,7 Griech. niederzuknien und ihm die Sandalen umzubinden.
61,8 O. in.
71,15 Griech. Das Reich Gottes ist [zu euch] gekommen.
81,16 Simon wird ab 3,16 Petrus genannt.
91,40 Griech. reinigen
101,41a In einigen Handschriften heißt es Jesus war von Zorn bewegt.
111,41b Griech. Werde rein!
122,1 Griech. Es wurde über ihn gehört, dass er im Haus ist.
132,16a Griech. die Schriftgelehrten der Pharisäer.
142,16b Griech. mit Steuereinnehmern und Sündern.
153,14 In einigen Handschriften fehlt die Wendung und nannte sie Apostel.
163,17 Griech. die er Boanerges nannte, das bedeutet Söhne des Donners.
173,18 Griech. der Kananäer.
183,22 Griech. Beelzebul.
193,27 O. Man kann Satans Königreich nicht berauben, ohne ihn zuerst zu fesseln. Erst dann können seine Dämonen ausgetrieben werden.
203,32 In einigen Handschriften fehlt die Wendung und Schwestern.
214,12 Jesaja 6, 9-10.
224,25 Griech. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, dem wird auch das noch genommen werden.
235,1 In manchen Handschriften heißt es Gadarener, in anderen Gergesener; s. Matthäus 8,28 und Lukas 8,26.
245,20 Griech. Dekapolis.
255,41 Im griech. Text steht auf Aramäisch: »Talita kum«, und dahinter die Übersetzung: »Mädchen, steh auf.«
266,3 Griech. Joses; s. Matthäus 13,55.
276,14 In einigen Handschriften heißt es Er sagte.
286,22 In manchen Handschriften heißt es Tochter der Herodias selbst.
296,37 Griech. 200 Denare. Ein Denar entsprach einem vollen Tagelohn.
306,48 Griech. etwa um die vierte Nachtwache.
317,3 Griech. bevor sie sich nicht mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben.
327,4 In manchen griech. Handschriften heißt es zusätzlich und Essbänke.
337,6-7 Jesaja 29,13.
347,10 2. Mose 20,12; 21,17; 3. Mose 20,9; 5. Mose 5,16.
357,11 Griech. Was ich euch hätte geben können, ist Korban (Korban ist ein Opfergeschenk für den Tempel).
367,15 In manchen Handschriften folgt Vers 16 Wer hören will, soll zuhören und begreifen.
377,24 In manchen griech. Handschriften heißt es zusätzlich und Sidon.
387,27 Griech. Lass die Kinder zuerst essen.
397,31 Griech. Dekapolis.
407,34 Im griech. Text heißt es hier auf Aramäisch »Hefata« gefolgt von der Übersetzung »Öffne dich«.
418,18 Jeremia 5,21.
428,32 O. begann, ihn zu tadeln.
438,36 O. euer Leben; so auch in 8,37.
448,38 Griech. ehebrecherischen.
459,5a Dies hebr. Wort bedeutet Lehrer.
469,5b Das griech. Wort steht im Neuen Testament auch für die Stiftshütte.
479,18 O. schwach.
489,29 In manchen Handschriften heißt es zusätzlich und Fasten.
499,43a Griech. in das Leben.
509,43b In manchen Handschriften folgt Vers 44 (identisch mit 9,48).
519,45 In manchen Handschriften folgt Vers 46 (identisch mit 9,48).
529,48 Jesaja 66,24.
539,49 Manche Handschriften fügen hinzu und jedes Opfer wird mit Salz gesalzen.
5410,4 5. Mose 24,1.
5510,6 1. Mose 1,27; 5,2.
5610,7 In manchen Handschriften fehlt die Wendung sich an seine Frau binden.
5710,7–8 1. Mose 2,24.
5810,19 2. Mose 20,12–17; 5. Mose 5,16–20.
5910,24 In manchen Handschriften heißt es weiter für Menschen, die auf Reichtümer vertrauen.
6010,31 Griech. Doch viele, die die Ersten sind, werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten.
6110,51 Eine ehrfurchtsvolle Anrede für Lehrer.
6210,52 O. den Weg entlang.
6311,9 Griech. Hosianna; ein Lobruf, der wörtlich bedeutet: »Hilf doch«; ebenso in 11,10.
6411,9-10 Psalm 118,25–26; 148,1.
6511,17 Jesaja 56,7; Jeremia 7,11.
6611,19 Griech. sie; in einigen Handschriften steht er.
6711,25 In manchen Handschriften folgt Vers 26: Aber wenn ihr nicht vergebt, wird euer Vater, der im Himmel ist, eure Sünden auch nicht vergeben.
6811,28 O. In wessen Vollmacht tust du diese Dinge?
6912,10-11 Psalm 118,22-23.
7012,15 Griech. einen Denar.
7112,19 5. Mose 25,5-6.
7212,26a Griech. in der Geschichte vom Busch sagte Gott zu ihm.
7312,26b 2. Mose 3,6.
7412,29-30 5. Mose 6,4-5.
7512,31 3. Mose 19,18.
7612,36 Psalm 110,1.
7712,42 Griech. zwei Lepta, das ist ein Quadrans.
7813,6 Griech. in meinem Namen kommen und sagen: »Ich bin es«.
7913,9 O. Das wird euer Zeugnis gegen sie sein.
8013,14 Griech. den Gräuel der Verwüstung. S. Daniel 9,27; 11,31; 12,11.
8113,15 Griech. auf dem Dach.
8213,24-25 S. Jesaja 13,10; 34,4; Joel 2,10.
8313,26 S. Daniel 7,13.
8413,30 O. dieses Zeitalter oder diese Nation.
8513,33 In manchen Handschriften heißt es zusätzlich und betet.
8614,3 Griech. einem Alabastergefäß mit teurer Salbe, reiner Narde.
8714,5 Griech. für 300 Denare. Ein Denar entsprach einem vollen Tagelohn.
8814,20 O. einer, der jetzt mit mir das Brot in die Schüssel taucht.
8914,24 In manchen Handschriften heißt es den neuen Bund.
9014,27a Griech. ich.
9114,27b Sacharja 13,7.
9214,36Abba ist ein aramäisches Wort für »Vater«.
9314,41 O. Schlaft weiter, ruht euch aus.
9414,55 Griech. der Sanhedrin.
9514,62 S. Psalm 110,1; Daniel 7,13-14.
9614,68 In manchen Handschriften fehlt die Wendung In diesem Augenblick krähte ein Hahn.
9715,1 Griech. der Sanhedrin; ebenso in 15,43.
9815,16 Griech. in den Hof, das ist das Prätorium.
9915,21 Kyrene war eine Stadt in Nordafrika.
10015,23 Wein mit Myrrhe war ein leichtes Betäubungsmittel.
10115,24 Griech. Lose warfen.
10215,27 In manchen Handschriften folgt Vers 28: So wurde das Wort der Schrift erfüllt: »Er wurde den Aufrührern gleichgerechnet«; s. Jesaja 53,12.
10315,34 Psalm 22,2.
10415,37 Griech. hauchte er seinen Geist aus.
10515,40 Griech. Joses; ebenso in 15,47; s. Matthäus 27,56.
10615,42 Griech. am Tag der Vorbereitung.
10716,2 Griech. am ersten Tag der Woche; so auch in 16,9.
10816,17 O. neue Zungen; in einigen Handschriften fehlt neue.
10916,20 Die Verse 9–20 sind im 2. Jahrhundert an Vers 8 angefügt worden. In einigen Handschriften findet sich jedoch auch ein kürzerer Schluss des Markusevangeliums. Er lautet wie folgt: »Schließlich berichteten sie Petrus und den anderen Jüngern von den Anweisungen, die sie erhalten hatten. Später beauftragte Jesus seine Jünger, überall in der Welt die gute Botschaft von der Erlösung weiterzusagen. Amen.«
Das Evangelium von Lukas
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Das Evangelium von Lukas
Einleitung
1Lk Verehrter Theophilus, viele haben schon über die Ereignisse geschrieben, die bei uns geschehen sind1. 2Dabei haben sie die Berichte der ersten Jünger zugrunde gelegt, die mit eigenen Augen gesehen haben, wie Gott seine Verheißungen erfüllt hat. 3Ich habe alle diese Berichte von Anfang an sorgfältig studiert und beschlossen, dir eine genaue Zusammenfassung davon zu geben. 4Auf diese Weise kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterrichtet wurdest.
Die Geburt von Johannes dem Täufer wird vorausgesagt
5Zu der Zeit, als Herodes König von Judäa war, lebte ein jüdischer Priester namens Zacharias. Er war Priester von der Ordnung des Abija, und auch seine Frau Elisabeth stammte aus dem Priestergeschlecht Aarons. 6Zacharias und seine Frau führten ein gottesfürchtiges Leben und befolgten alle Gebote und Vorschriften des Herrn. 7Sie hatten keine Kinder, weil Elisabeth unfruchtbar war, und jetzt waren sie beide schon sehr alt.
8Eines Tages, als Zacharias seinen Dienst im Tempel verrichtete, weil in dieser Woche seine Ordnung an der Reihe war, 9wurde er nach priesterlichem Brauch durch das Los dazu ausgewählt, das Heiligtum zu betreten, um das Rauchopfer darzubringen. 10Währenddessen stand draußen eine große Menschenmenge und betete.
11Als Zacharias im Heiligtum war, erschien ihm ein Engel des Herrn. Dieser stand rechts neben dem Altar für das Rauchopfer. 12Zacharias erschrak bis ins Herz, 13doch der Engel sagte: »Hab keine Angst, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn schenken, und du sollst ihn Johannes nennen. 14Du wirst überglücklich sein bei seiner Geburt, und viele Menschen werden sich mit dir freuen, 15denn er wird in den Augen des Herrn groß sein. Er wird keinen Wein oder andere berauschenden Getränke anrühren und schon vor seiner Geburt2 mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. 16Und er wird viele Israeliten dazu bringen, sich wieder dem Herrn, ihrem Gott, zuzuwenden. 17Er wird ein Mann mit dem Geist und der inneren Kraft des Propheten Elia sein, der dem Herrn vorausgeht und das Volk auf seine Ankunft vorbereitet. Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern zuwenden und die Ungehorsamen dazu bewegen, sich der göttlichen Weisheit zu öffnen.3«
18Zacharias fragte den Engel: »Wie kann ich sicher sein, dass das wirklich geschehen wird? Ich bin jetzt ein alter Mann, und auch meine Frau ist schon in fortgeschrittenem Alter.«
19Da sagte der Engel: »Ich bin Gabriel. Ich habe meinen Platz in der Gegenwart Gottes. Er hat mich mit dieser frohen Botschaft zu dir gesandt! 20Weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, wirst du nicht mehr sprechen können, bis das Kind geboren ist. Denn meine Worte werden sich erfüllen, wenn die Zeit gekommen ist.«
21Mittlerweile warteten die Menschen draußen auf Zacharias und wunderten sich, wo er so lang blieb. 22Als er endlich heraustrat, konnte er nicht zu ihnen sprechen. An seinen Gesten erkannten sie jedoch, dass er im Heiligtum des Tempels eine Vision gehabt hatte.
23Er blieb im Tempel, bis die Zeit seines Dienstes vorüber war, und ging dann nach Hause. 24Kurze Zeit später wurde seine Frau Elisabeth schwanger. Sie zog sich fünf Monate lang zurück. 25»Wie gütig doch der Herr ist!«, rief sie. »Er hat mich von der Schande der Kinderlosigkeit befreit!«
Die Geburt von Jesus wird vorausgesagt
26Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel nach Nazareth, in eine Stadt in Galiläa, 27zu einem Mädchen, das noch Jungfrau war. Sie hieß Maria und war mit einem Mann namens Josef verlobt, einem Nachfahren von David. 28Gabriel erschien ihr und sagte: »Sei gegrüßt! Du bist beschenkt mit großer Gnade! Der Herr ist mit dir!4«
29Erschrocken überlegte Maria, was der Engel damit wohl meinte. 30Da erklärte er ihr: »Hab keine Angst, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. 31Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. 32Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Vaters David setzen. 33Er wird für immer über Israel5 herrschen, und sein Reich wird niemals untergehen!«
34Maria fragte den Engel: »Aber wie kann ich ein Kind bekommen? Ich bin noch Jungfrau.«
35Der Engel antwortete: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Macht des Allerhöchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du gebären wirst, heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36Sieh doch: Deine Verwandte Elisabeth ist in ihrem hohen Alter noch schwanger geworden! Die Leute haben immer gesagt, sie sei unfruchtbar, und nun ist sie bereits im sechsten Monat. 37Denn bei Gott ist nichts unmöglich.«
38Maria antwortete: »Ich bin die Dienerin des Herrn und beuge mich seinem Willen. Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden und mir geschehen.« Darauf verließ der Engel sie.
Maria besucht Elisabeth
39Einige Tage später beeilte sich Maria, ins Bergland von Judäa zu kommen, in die Stadt, 40in der Zacharias lebte. Als sie das Haus betrat und Elisabeth begrüßte, 41hüpfte Elisabeths Kind im Bauch seiner Mutter, und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt.
42Sie rief Maria laut entgegen: »Du bist von Gott gesegnet vor allen anderen Frauen, und gesegnet ist auch dein Kind. 43Welche Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht! 44Als du das Haus betreten und mich begrüßt hast, hüpfte mein Kind beim Klang deiner Stimme vor Freude! 45Gesegnet bist du, weil du geglaubt hast, dass der Herr tun wird, was er gesagt hat.«
Marias Loblied
46Maria erwiderte: »Gelobt sei der Herr!
47Wie freue ich mich an Gott, meinem Retter!
48Er hat seiner unbedeutenden Magd Beachtung geschenkt, darum werden mich die Menschen in alle Ewigkeit glücklich preisen.
49Denn er, der Mächtige, ist heilig, und er hat Großes für mich getan.
50Seine Barmherzigkeit gilt von Generation zu Generation allen, die ihn ehren.
51Sein mächtiger Arm vollbringt Wunder! Wie er die Stolzen und Hochmütigen zerstreut!
52Er hat Fürsten vom Thron gestürzt und niedrig Stehende erhöht.
53Die Hungrigen hat er mit Gutem gesättigt und die Reichen mit leeren Händen fortgeschickt.
54Und nun hat er seinem Diener Israel geholfen! Er hat seine Verheißung nicht vergessen, barmherzig zu sein,
55wie er es unseren Vorfahren – Abraham und seinen Kindern – immer verheißen hat.«
56Etwa drei Monate blieb Maria bei Elisabeth und kehrte dann nach Hause zurück.
Johannes der Täufer wird geboren
57Als für Elisabeth die Zeit der Geburt kam, brachte sie einen Jungen zur Welt. 58Schon bald hörten die Nachbarn und Freunde von der großen Barmherzigkeit, die der Herr ihr erwiesen hatte, und alle freuten sich von Herzen mit ihr.
59Als das Kind acht Tage alt war, kamen die Verwandten und Freunde zur Beschneidungszeremonie. Sie wollten den Jungen nach seinem Vater Zacharias nennen. 60Aber Elisabeth sagte: »Nein! Sein Name lautet Johannes!«
61»Was?«, riefen sie aus. »In deiner ganzen Familie gibt es niemand, der diesen Namen trägt.« 62Und sie wandten sich an den Vater des Kindes und befragten ihn mit Gesten. 63Er ließ sich eine Schreibtafel bringen und schrieb zur Überraschung aller: »Sein Name ist Johannes!« 64Im gleichen Augenblick konnte Zacharias wieder sprechen, und er fing an, Gott zu loben.
65Ehrfürchtiges Staunen erfasste die Menschen in der ganzen Gegend. Die Nachricht von diesen Ereignissen verbreitete sich überall im Bergland von Judäa. 66Alle, die davon erfuhren, dachten darüber nach und fragten sich: »Was wohl aus diesem Kind werden wird? Denn es war offensichtlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.«
Die Prophezeiung des Zacharias
67Sein Vater Zacharias wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt und weissagte:
68»Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er ist zu seinem Volk gekommen und hat es erlöst.
69Einen mächtigen Retter aus dem königlichen Geschlecht seines Knechtes David hat er uns gesandt,
70wie er es vor langer Zeit durch seine heiligen Propheten versprochen hat.
71Nun werden wir vor unseren Feinden und vor allen, die uns hassen, gerettet werden.
72Er hat unseren Vorfahren Barmherzigkeit erwiesen, indem er seinen heiligen Bund mit ihnen nicht vergisst,
73den Bund, den er mit unserem Stammvater Abraham schloss.
74Wir wurden vor unseren Feinden gerettet, 75damit wir Gott an jedem einzelnen Tag unseres Lebens ohne Furcht dienen können in Heiligkeit und Gerechtigkeit.
76Und du, mein Kind, wirst Prophet des Allerhöchsten genannt werden, weil du dem Herrn den Weg ebnen wirst.
77Du wirst seinem Volk verkünden, wie es Rettung finden kann durch die Vergebung seiner Sünden.
78Durch die Güte und Barmherzigkeit Gottes wird nun das Licht des Himmels uns besuchen,
79um die zu erleuchten, die in der Dunkelheit und im Schatten des Todes sitzen, und um uns auf den Weg des Friedens zu leiten.«
80Johannes wuchs heran und wurde stark im Geist. Später lebte er draußen in der Wildnis, bis die Zeit seines öffentlichen Wirkens in Israel begann.
Jesus wird geboren
2Lk Zu jener Zeit ordnete der römische Kaiser Augustus an, dass alle Bewohner des Römischen Reiches behördlich erfasst werden sollten. 2Diese Erhebung geschah zum ersten Mal, und zwar, als Quirinius Statthalter von Syrien war. 3Alle Menschen kehrten in ihre betreffende Stadt zurück, um sich für die Zählung eintragen zu lassen. 4Weil Josef ein Nachkomme Davids war, musste er nach Bethlehem in Judäa, in die Stadt Davids, reisen. Von Nazareth in Galiläa aus machte er sich auf den Weg 5und nahm seine Verlobte Maria mit, die schwanger war.
6Als sie in Bethlehem waren, kam die Zeit der Geburt heran. 7Maria gebar ihr erstes Kind, einen Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe, weil es im Zimmer keinen Platz für sie gab.
Die Hirten und Engel
8In jener Nacht hatten ein paar Hirten auf den Feldern vor dem Dorf ihr Lager aufgeschlagen, um ihre Schafe zu hüten. 9Plötzlich erschien ein Engel des Herrn in ihrer Mitte. Der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Die Hirten erschraken, 10aber der Engel beruhigte sie. »Habt keine Angst!«, sagte er. »Ich bringe eine gute Botschaft für alle Menschen! 11Der Retter – ja, Christus6, der Herr – ist heute Nacht in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren worden! 12Und daran könnt ihr ihn erkennen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe liegt!«
13Auf einmal war der Engel von den himmlischen Heerscharen umgeben, und sie alle priesen Gott mit den Worten:
14»Ehre sei Gott im höchsten Himmel und Frieden auf Erden für alle Menschen, an denen Gott Gefallen hat7.«
15Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: »Kommt, gehen wir nach Bethlehem! Wir wollen das Wunder, von dem der Herr uns erzählen ließ, mit eigenen Augen sehen.«
16Sie liefen, so schnell sie konnten, ins Dorf und fanden Maria und Josef und das Kind in der Futterkrippe. 17Da erzählten die Hirten allen, was geschehen war und was der Engel ihnen über dieses Kind gesagt hatte. 18Alle Leute, die den Bericht der Hirten hörten, waren voller Staunen. 19Maria aber bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen und dachte oft darüber nach. 20Die Hirten kehrten zu ihren Herden auf den Feldern zurück; sie priesen und lobten Gott für das, was der Engel ihnen gesagt hatte und was sie gesehen hatten. Alles war so, wie es ihnen angekündigt worden war.
Jesus wird im Tempel geweiht
21Als das Kind acht Tage später beschnitten wurde, gab man ihm den Namen Jesus – so wie der Engel ihn schon genannt hatte, bevor Maria schwanger wurde.
22Dann kam die Zeit des Reinigungsopfers, das im Gesetz Moses nach der Geburt eines Kindes vorgeschrieben ist. Maria und Josef gingen mit ihm nach Jerusalem, um ihn dem Herrn zu weihen. 23Denn im Gesetz des Herrn steht: »Alle erstgeborenen Söhne müssen dem Herrn geweiht werden.«824Sie brachten das Reinigungsopfer dar, wie es das Gesetz vorschrieb: »Ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.«9
Die Prophezeiung Simeons
25In Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und gottesfürchtig. Simeon war vom Heiligen Geist erfüllt und wartete sehnsüchtig auf die Ankunft des Christus, der Israel Trost und Rettung bringen sollte. 26Der Heilige Geist hatte ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den vom Herrn gesandten Christus gesehen hätte. 27An diesem Tag führte der Heilige Geist ihn in den Tempel. Als Maria und Josef kamen, um das Kind dem Herrn zu weihen, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, 28war Simeon dort. Er nahm das Kind auf seine Arme und lobte Gott und sagte:
29»Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, 30habe ich den Retter gesehen, 31den du allen Menschen geschenkt hast.
32Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel!«
33Josef und Maria staunten, als sie hörten, was Simeon über Jesus sagte. 34Simeon aber segnete sie und sagte zu Maria: »Dieses Kind wird von vielen in Israel abgelehnt werden, und das wird ihren Untergang bedeuten. Für viele andere Menschen aber wird er die höchste Freude sein. 35Auf diese Weise wird an den Tag kommen, was viele im Innersten bewegt. Doch auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen.«
Die Prophezeiung Hannas
36Im Tempel befand sich auch Hanna, eine Prophetin. Sie war eine Tochter Phanuëls aus dem Stamm Asser und schon sehr alt. Hanna war Witwe. Ihr Mann war nach nur sieben Jahren Ehe gestorben. 37Jetzt war sie vierundachtzig Jahre alt und verließ den Tempel nie mehr, sondern diente Gott dort Tag und Nacht mit Fasten und Beten. 38Als Simeon mit Maria und Josef sprach, ging sie vorbei und begann, Gott zu loben. Allen, die auf die verheißene Erlösung Israels warteten, erzählte sie von Jesus.
39Als Maria und Josef alles erfüllt hatten, was nach dem Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist, kehrten sie nach Nazareth in Galiläa zurück. 40Dort wuchs Jesus heran und wurde groß und kräftig. Er war mit Weisheit erfüllt, und Gottes besondere Gnade ruhte auf ihm.
Jesus spricht mit den Gelehrten
41Jedes Jahr zum Passahfest zogen seine Eltern nach Jerusalem hinauf. 42Als Jesus zwölf Jahre alt war, nahmen sie auch wieder am Fest teil. 43Nach den Feierlichkeiten machten sie sich auf den Heimweg nach Nazareth, doch Jesus blieb in Jerusalem zurück. Zuerst vermissten seine Eltern ihn nicht, 44weil sie annahmen, dass er sich bei Freunden unter den anderen Reisenden befand. Doch als er am Abend immer noch nicht erschien, begannen sie, bei ihren Verwandten und Freunden nach ihm zu fragen. 45Da sie ihn nirgends finden konnten, kehrten sie nach Jerusalem zurück, um dort nach ihm zu suchen. 46Nach drei Tagen endlich entdeckten sie ihn. Er saß im Tempel inmitten der Lehrer, hörte ihnen zu und stellte Fragen. 47Alle, die ihn hörten, staunten über sein Verständnis und seine klugen Antworten.
48Seine Eltern wussten nicht, was sie davon halten sollten. »Kind!«, sagte seine Mutter zu ihm. »Wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich waren in schrecklicher Sorge. Wir haben dich überall gesucht.«
49»Warum habt ihr mich gesucht?«, fragte er. »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin.«1050Doch sie verstanden nicht, was er damit meinte.
51Daraufhin kehrte er mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen ein gehorsamer Sohn. Seine Mutter bewahrte all diese Dinge in ihrem Herzen. 52So wuchs Jesus heran und gewann an Weisheit. Gott liebte ihn, und alle, die ihn kannten, schätzten ihn sehr.
Johannes der Täufer
3Lk Es war im fünfzehnten Regierungsjahr des römischen Kaisers Tiberius. Pilatus war Statthalter in Judäa; Herodes Antipas herrschte11 über Galiläa, sein Bruder Philippus regierte12 in Ituräa und Trachonitis, und Lysanias war Herrscher in Abilene. 2Hannas und Kaiphas waren Hohe Priester. In dieser Zeit erhielt Johannes, der Sohn des Zacharias, draußen in der Wildnis eine Botschaft von Gott. 3Daraufhin zog Johannes in der Gegend des Jordan von Ort zu Ort und predigte den Menschen: Sie sollten sich taufen lassen als Zeichen dafür, dass sie sich von ihren Sünden abgekehrt und Gott zugewandt hatten, um Vergebung zu erhalten.134So erfüllte sich, was im Propheten Jesaja steht: »Er ist eine Stimme, die in der Wüste ruft:
›Schafft Raum für das Kommen des Herrn! Ebnet ihm den Weg! 5Die Täler sollen aufgeschüttet, die Berge und Hügel eingeebnet werden! Das Krumme soll gerade und das Raue glatt werden! 6Dann werden alle Menschen Gottes Heil sehen.‹«14
7Und so sprach Johannes zu den Menschen, die zahlreich zu ihm kamen, um sich taufen zu lassen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem bevorstehenden Gericht Gottes entgehen? 8Beweist durch euren Lebenswandel, dass ihr euch wirklich von euren Sünden abgekehrt und Gott zugewandt habt. Es genügt nicht zu sagen: ›Wir sind die Nachkommen Abrahams. Uns kann nichts geschehen.‹ Das beweist gar nichts. Wenn Gott wollte, könnte er aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. 9Die Axt wird schon durch die Luft geschwungen, bereit, eure Wurzeln abzuhacken; denn jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.«
10Die Menge fragte: »Und was sollen wir tun?«
11Johannes erwiderte: »Wenn ihr zwei Mäntel habt, gebt einen den Armen. Wenn ihr zu essen habt, teilt es mit denen, die hungrig sind.«
12Auch Steuereinnehmer kamen zu ihm, um sich taufen zu lassen. Und auch sie fragten: »Meister, was sollen wir tun?«
13»Beweist, dass ihr ehrlich seid«, erwiderte er, »treibt nicht mehr Steuern ein, als die römische Regierung euch vorschreibt.«
14»Und was sollen wir tun?«, fragten einige Soldaten.
Johannes antwortete: »Seid keine Räuber und Erpresser. Gebt euch mit eurem Sold zufrieden.«
15Alle warteten sehr auf das Kommen des Christus und wollten unbedingt wissen, ob Johannes der Christus sei. 16Auf diese Frage antwortete Johannes: »Ich taufe mit15 Wasser, aber bald kommt einer, der stärker ist als ich – so viel gewaltiger, dass ich nicht einmal wert bin, sein Diener zu sein16. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer17 taufen. 17Er wird mit seiner Schaufel die Spreu vom Weizen trennen, den Dreschplatz aufräumen und den Weizen in die Scheune bringen; die Spreu aber wird er im ewigen Feuer verbrennen.« 18Und noch viele solche Warnungen sprach Johannes aus, als er dem Volk die Botschaft Gottes verkündete.
19Selbst den Fürsten Herodes Antipas wies Johannes offen zurecht, weil er Herodias, die Frau seines Bruders, geheiratet und noch viel anderes Unrecht begangen hatte. 20Und die Schuld des Herodes wurde noch größer, als er Johannes ins Gefängnis werfen ließ.
Jesus lässt sich taufen
21Als Johannes wieder einmal viele Menschen taufte, ließ sich auch Jesus taufen. Als er betete, öffnete sich der Himmel, 22und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf ihn herab. Und eine Stimme vom Himmel sprach: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich große Freude.18«
Die Ahnentafel von Jesus
23Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er öffentlich zu wirken begann.
Jesus war bekannt als der Sohn Josefs.
Josef war der Sohn von Eli.
24Eli war der Sohn von Mattat.
Mattat war der Sohn von Levi.
Levi war der Sohn von Melchi.
Melchi war der Sohn von Jannai.
Jannai war der Sohn von Josef.
25Josef war der Sohn von Mattitja.
Mattitja war der Sohn von Amos.
Amos war der Sohn von Nahum.
Nahum war der Sohn von Hesli.
Hesli war der Sohn von Naggai.
26Naggai war der Sohn von Mahat.
Mahat war der Sohn von Mattitja.
Mattitja war der Sohn von Schimi.
Schimi war der Sohn von Josech.
Josech war der Sohn von Joda.
27Joda war der Sohn von Johanan.
Johanan war der Sohn von Resa.
Resa war der Sohn von Serubbabel.
Serubbabel war der Sohn von
Schealtiël.
Schealtiël war der Sohn von Neri.
28Neri war der Sohn von Melchi.
Melchi war der Sohn von Addi.
Addi war ein Sohn von Kosam.
Kosam war der Sohn von Elmadam.
Elmadam war der Sohn von Er.
29Er war der Sohn von Joschua.
Joschua war der Sohn von Eliëser.
Eliëser war der Sohn von Jorim.
Jorim war der Sohn von Mattat.
Mattat war der Sohn von Levi.
30Levi war der Sohn von Simeon.
Simeon war der Sohn von Juda.
Juda war der Sohn von Josef.
Josef war der Sohn von Jonam.
Jonam war der Sohn von Eljakim.
31Eljakim war der Sohn von Melea.
Melea war der Sohn von Menna.
Menna war der Sohn von Mattata.
Mattata war der Sohn von Nathan.
Nathan war der Sohn von David.
32David war der Sohn von Isai.
Isai war der Sohn von Obed.
Obed war der Sohn von Boas.
Boas war der Sohn von Salmon19.
Salmon war der Sohn von Nachschon.
33Nachschon war der Sohn von Amminadab.
Amminadab war der Sohn von Admin.
Admin war der Sohn von Arni20.
Arni war der Sohn von Hezron.
Hezron war der Sohn von Perez.
Perez war der Sohn von Juda.
34Juda war der Sohn von Jakob.
Jakob war der Sohn von Isaak.
Isaak war der Sohn von Abraham.
Abraham war der Sohn von Terach.
Terach war der Sohn von Nahor.
35Nahor war der Sohn von Serug.
Serug war der Sohn von Regu.
Regu war der Sohn von Peleg.
Peleg war der Sohn von Eber.
Eber war der Sohn von Schelach.
36Schelach war der Sohn von Kenan.
Kenan war der Sohn von Arpachschad.
Arpachschad war der Sohn von Sem.
Sem war der Sohn von Noah.
Noah war der Sohn von Lamech.
37Lamech war der Sohn von Metuschelach.
Metuschelach war der Sohn von Henoch.
Henoch war der Sohn von Jered.
Jered war der Sohn von Mahalalel.
Mahalalel war der Sohn von Kenan.
38Kenan war der Sohn von Enosch.
Enosch war der Sohn von Set.
Set war der Sohn von Adam.
Adam war der Sohn Gottes.