Identifikation und Emotion

Statt eines Nachworts, hier ein Zitat aus dem Klassiker Literarisches Schreiben von Lajos Egri zum Thema Figurenbildung:

»Im Gespräch mit Autoren wird hin und wieder beiläufig das Phänomen der Identifikation erwähnt, aber keiner kann so richtig erklären, was er genau damit meint und wie es zustande kommt. Das ist wirklich schade, denn wer nicht weiß, wie man die Voraussetzungen für Leseridentifikation schafft, schreibt in einem Vakuum – und fragt sich, warum er niemanden erreicht. Das Handwerk des Schreibens allein genügt nicht, der Autor muss vor allem die Figurenbildung für seine Geschichten beherrschen.

Identifikation lautet das Stichwort. Darum muss der Schriftsteller zunächst dafür sorgen, dass der Leser oder Zuschauer in der Figur jemanden aus seinem eigenen Umfeld wiedererkennt. Bringt der Autor den Leser obendrein dazu, sich vorzustellen, alles was da passiert, könne auch ihm passieren, lädt sich die Handlung plötzlich mit Emotion auf, und der Leser wird vom bloßen Betrachter zum Beteiligten an einem aufregenden Drama.«