Als Autofahrer unterwegs

Techniken zur Schnellentspannung und Stärkung der Konzentration sind für den Autofahrer bei den heutigen Verkehrsverhältnissen unabdingbar, denn

  • fast jeder von uns ist täglich mit dem Auto unterwegs, davon viele als Berufskraftfahrer;
  • Autofahren ist geistige und seelische Schwerstarbeit, wie Arbeitsmediziner herausgefunden haben;
  • Autofahrer befinden sich in einer Ausnahmesituation, weil sie in Stressmomenten überlegt handeln müssen;
  • Fehler beim Autofahren werden oft bitter bestraft.

Jeder Autofahrer möchte gelassen, ohne Ärger und Stress hinter seinem Lenkrad sitzen. Leider geht der Wunsch nicht immer in Erfüllung. Die Belastung, die durch das Autofahren entsteht, ist enorm hoch. Sie wird von den Deutschen gleich an zweiter Stelle nach den Beschwernissen der Arbeitswelt genannt.

Man möchte das kaum glauben. Autofahren ist doch – zumindest in der Theorie – ganz einfach. Es besteht lediglich darin, Informationen aufzunehmen, diese zu verarbeiten und dann in Handlungen umzusetzen. Das setzt allerdings voraus, dass auch alle wichtigen Informationen wahrgenommen werden. Schon das kann schwierig sein, wenn man Folgendes bedenkt: Im Stadtverkehr muss ein Autofahrer auf einer Strecke von einem Kilometer, wegen der Fülle der auf ihn einprasselnden Informationen, rund 200 Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen: Gas geben, bremsen, in den Rückspiegel schauen, schalten, den Blinker betätigen usw. Über 50 Prozent der Unfälle werden dadurch verursacht, dass wichtige Informationen zu spät oder gar nicht erkannt werden.

Entspanntes und sicheres Autofahren zeichnet sich dadurch aus, dass wir erstens konzentriert und hellwach unterwegs sind. Dann nehmen wir alles Wichtige um uns herum rechtzeitig wahr und können schnell und verlässlich reagieren. Wenn es uns zweitens gelingt, innerlich ruhig und gelassen zu fahren, ist die Belastung geringer und wir behalten eher die Übersicht. Drittens vermeiden souveräne Autofahrer aggressives Verhalten. Ärger lassen sie möglichst gar nicht erst entstehen. Wenn er sich doch einmal meldet, wird er auf eine vernünftige Art und Weise abgebaut.

Vorbereitung auf die Fahrt

So, wie Sie sich auf die Fahrt vorbereiten, so wird sie verlaufen. Das gilt besonders für längere Autoreisen. Die Vorbereitung betrifft sowohl Aspekte der zeitlichen Planung wie der mentalen Einstimmung, der Ernährung und andere Fragen.

So wird’s gemacht

  1. Zeitplanung
    Planen Sie ausreichend Zeit ein – auch für Fahrpausen. Die Witterungsverhältnisse können schlechter werden. Es kann zu Staus kommen. Baustellen können Sie aufhalten. Wenn möglich, legen Sie Ihre Fahrzeiten so, dass Sie Berufsverkehr und andere verkehrsstarke Zeiten vermeiden – zum Beispiel Urlauberverkehr zu Beginn oder am Ende der Ferien. Zeitdruck und gehetztes Fahren kostet Energie, Frische, Wohlbefinden und gefährdet Ihre Sicherheit. Was dann, wenn es doch einmal eng und die Zeit knapp wird? Fahren Sie keinesfalls schneller, als Sie verantworten können und es die Verkehrsregeln erlauben. Sicher sind Termine wichtig. Noch wichtiger ist aber, dass Sie Ihr Ziel unfallfrei und gesund erreichen.
  2. Fahrtroute
    Fahren Sie nicht nach dem Motto los: „Irgendwie werde ich schon ankommen", sondern überzeugen Sie sich vom bestmöglichen Streckenverlauf. Wollen Sie während der Fahrt die Landschaft genießen oder suchen Sie die schnellste Verbindung? Heute gibt es preiswerte Computerprogramme, die Ihnen exakt den Weg darstellen, den Sie sich wünschen. Ausgedruckt und auf dem Beifahrersitz finden Sie mit einem solchen Plan leicht und ohne Stress Ihr Ziel.
  3. Medikamente, Essen und Alkohol
    Achten Sie darauf, ob Sie zur Zeit Medikamente einnehmen, die Ihre Fahrtüchtigkeit einschränken. Essen Sie kurz vor der Fahrt nicht zu viel und nicht zu fett. Verzichten Sie in den Stunden vor und natürlich auch während des Fahrens völlig auf Alkohol.
  4. Kleidung
    Tragen Sie während der Fahrt bequeme und nicht einengende Kleidung. Die Schuhe sollten einen guten Kontakt zu den Pedalen erlauben. Halten Sie Brille und Sonnenbrille griffbereit.

Gönnen Sie sich vor dem Start zu einer längeren Fahrt einige Minuten, in denen Sie die Übung zur Zielprogrammierung durchführen. Sie werden dadurch Ihren Weg konzentrierter, gelassener und mit einer positiv-souveränen Grundhaltung zurücklegen.

AUS DEM LEBEN

Ziel-Programmierung

Die Bedeutung der mentalen Vorbereitung vermittelte mir ein Trucker, den ich auf einem Parkplatz an einem amerikanischen Highway zunächst verständnislos beobachtete. Er ging zu einem Baum am Rande des Parkplatzes, stellte sich vor den Baumstamm und schaute ihn minutenlang still an. Dann wandte er sich seinem Lastzug zu, um die Fahrt anzutreten. Neugierig geworden, sprach ich ihn an. Auf meine Frage erklärte er mir, dass er sich immer vor einem langen Fahrtabschnitt in die Rinde eines Baumstammes versenke und auf die bevorstehende Strecke einstimme. Dies würde ihn ruhig werden lassen, den Kopf von störenden Gedanken frei machen und seine Konzentrationskraft stärken.

So wird’s gemacht

  1. Sie nehmen in Ihrem Auto Platz und machen es sich in Ihrem Sitz bequem. Schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich.
  2. Sie stellen sich lebhaft und begleitet von angenehmen Gefühlen vor, wie Sie die Fahrt vollkommen gelassen zurücklegen und Ihr Ziel sicher erreichen.
  3. Sie beenden die Programmierung, indem Sie sich kräftig recken und strecken, ein paar Mal tief durchatmen und die Augen öffnen.
  4. Jetzt können Sie den Motor starten und Ihre Fahrt antreten.

Selbstcheck bei Fahrtantritt

Sobald Sie Ihr Fahrzeug gestartet haben, brauchen Sie Ihr ganzes Können als Autofahrer und Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Lassen Sie deshalb all das hinter sich, womit Sie bis zum Losfahren gedanklich oder tatsächlich beschäftigt waren. Alle Diskussionen, allen Ärger, alle ungelösten Probleme. Machen Sie sich in den ersten Minuten der Fahrt mit Ihrer Situation im Auto vertraut. Der Selbstcheck hilft Ihnen dabei.

So wird’s gemacht

  1. Sitzen Sie in einer bequemen, entspannten und gleichzeitig stabilen Haltung?
  2. Haben Sie in alle Richtungen freie Sicht?
  3. Sind Sie gedanklich ganz und ungeteilt in der Gegenwart?
  4. Achten Sie darauf, dass Ihre Hände das Lenkrad zwar fest, aber nicht verkrampft umfassen. Sie halten das Lenkrad wie die Zeiger einer Uhr, die zehn vor zwei anzeigt.
  5. Spüren Sie, wie Ihre Füße entspannt und gleichwohl wachsam nahe bei den Pedalen auf dem Boden stehen.
  6. Finden Sie sicheren Halt an der Rückenlehne Ihres Sitzes, die Sie gut abstützt.
  7. Spüren Sie, wie Sie Ihre Schultern nicht nach oben ziehen, sondern locker und gelöst nach unten hängen lassen?
  8. Sicher können Sie erfühlen, wie Ihre Beine und Füße entspannt und wach ihren Dienst verrichten.
  9. Entspannen Sie zwischendurch Ihr Gesicht, indem Sie ein paar kräftige Grimassen schneiden, dabei die Nase rümpfen und die Stirn runzeln.

Anti-Ärger-Technik

Ärgern Sie sich manchmal über andere Verkehrsteilnehmer? Vielleicht ist das nicht immer vermeidbar. Nur, wer sich aufregt, verliert das innere Gleichgewicht (manchmal auch das äußere) und gibt die Kontrolle über sich an andere ab. Es sind diese anderen, die einen dann wie Marionetten an der Schnur tanzen lassen können.

Schauen wir uns doch einmal genauer an, wie Ärger entsteht. Worüber regen wir uns eigentlich auf? Meist über andere, weil die etwas tun oder unterlassen, mit dem wir nicht einverstanden sind. Und warum machen die das? Die Antwort auf diese Fragen ist bereits die Lösung.

So wird’s gemacht

  1. Es gibt zwei Möglichkeiten, warum die anderen Verkehrsteilnehmer unsere Erwartungen nicht erfüllen. Entweder haben sie versehentlich einen Fehler begangen oder sie wollen uns absichtlich in Rage bringen.
  2. Trifft das Erste zu, dann denke ich daran, wie viel mir selbst schon daneben gegangen ist. Also, Schwamm drüber, ich verzeihe großzügig und bin eigentlich ganz froh, dass nicht mir dieses Missgeschick passiert ist.
  3. Will man mich aber mit voller Absicht in Aufregung versetzen, dann bleibe ich erst recht souverän und gelassen. Ich entscheide schließlich selbst, worüber, wann und ob ich mich ärgere.

Im Stau die Ruhe bewahren

Endlich ist die Arbeitswoche vorbei. Jetzt aber schnell ins Auto und ab geht’s zu einem Wochenendtrip in die Berge. Schon in zwei Stunden werden wir am Ziel sein. Herrlich, diese Ruhe dort und die gute Luft und überhaupt. Doch plötzlich ist’s vorbei mit der Vorfreude. Ein Stau. Nichts geht mehr. Der Zorn lässt die Adern schwellen. Hilflosigkeit macht sich breit. Stress von bester Güte hat uns gepackt.

Doch Staus entstehen nicht, weil jemand Sie ärgern möchte und sich freut, wenn Sie Ihr Ziel verspätet erreichen. Staus haben Ursachen. Und Staus sind eine Chance.

So wird’s gemacht

  1. Machen Sie sich die möglichen Ursachen des Staus bewusst, und der Stress wird sich abbauen:
    • Das Verkehrsaufkommen kann ungewöhnlich hoch sein und einen Stau auslösen. Vielleicht hätten Sie das wissen können und die Fahrt anders planen müssen.
    • Eine Baustelle kann einen Stau verursachen. Baustellen müssen sein, und sie haben Positives. Denn hier entsteht eine bessere Straße – auch für Sie.
    • Leider kann auch ein Unfall zum Stau geführt haben. Seien Sie dankbar, dass Sie davon nicht unmittelbar betroffen sind.
  2. In jedem Fall gilt: Sie können am Stau nichts ändern. Also machen Sie das Beste daraus. Entspannen Sie sich ein wenig, legen Sie eine kleine Denkpause ein, oder stärken Sie sich für die Weiterfahrt. Genießen Sie die unerwartete Atempause, die Ihnen durch den Stau geschenkt wird.

Isometrische Übungen in Fahrpausen

Für den Fall also, dass Sie im Stau stehen, möchte ich Ihnen jetzt gleich einen konkreten Vorschlag machen. Auch in Fahrpausen, die Sie im Übrigen spätestens alle zwei Stunden einlegen sollten, sind isometrische Übungen sowohl eine schnelle als auch sehr wirkungsvolle Hilfe. Sie lockern Ihre Muskulatur und Ihre seelische Befindlichkeit. Sie brauchen dazu Ihr Auto nicht einmal zu verlassen. Schon nach wenigen Minuten werden Sie sich entspannter und wacher fühlen. Sie können Ihre Fahrt frisch gestärkt fortsetzen, vorausgesetzt, der Stau hat sich zwischenzeitlich aufgelöst.

So wird’s gemacht

  1. Kopf-Dreher
    Drehen Sie den Kopf langsam so weit wie möglich nach rechts. Lassen Sie dabei die Schultern locker hängen. Drehen Sie den Kopf ebenso dann nach links. Wieder nach rechts und nach links. Noch einmal nach rechts. Schließlich noch einmal nach links. Zurück in die Ausgangshaltung.
  2. Kopf-Zieher
    Fassen Sie mit der linken Hand über den Kopf zum rechten Ohr. Ziehen Sie die rechte Schulter in Richtung Boden, bis Sie seitlich im Nacken eine Dehnung spüren. Jetzt das Gleiche mit der rechten Hand am linken Ohr und der linken Schulter. Zurück in die Ausgangsposition.
  3. Schulter-Heber
    Ziehen Sie langsam beide Schultern nach oben, ohne den Kopf nach unten zu drücken. Dann noch ein Stückchen weiter nach oben mit den Schultern, bis Sie das Gefühl haben, sie befinden sich auf der Höhe der Ohren. Halten Sie die Spannung für einen Moment. Dann lassen Sie die Schultern behutsam nach unten sinken.
  4. Autodach-Drücker
    Strecken Sie die Arme nach oben und drücken Sie mit beiden Händen fest gegen das Autodach. Ein paar Sekunden lang fest drücken, dann loslassen.
  5. Lenkrad-Quetscher
    Umfassen Sie das Lenkrad mit beiden Händen und drücken Sie es fest zusammen. Halten Sie die Spannung ein paar Sekunden lang. Lösen Sie dann die Spannung.
  6. Augen-Entspanner
    Das Fahren strengt auch die Augen an. Reiben Sie deshalb rund 30 Sekunden lang kräftig die Hände aneinander und legen Sie dann die Handflächen leicht gewölbt für etwa eine Minute über die Augen. Wärme fließt von den Händen in den Bereich der Augen und löst Verspannungen.
  7. Nackenstützen-Zieher
    Mit beiden Händen fassen Sie nach hinten und ziehen Ihre Nackenstütze zu sich nach vorn, während Sie gleichzeitig Ihren Kopf nach hinten gegen die Stütze drücken. Lassen Sie nach wenigen Sekunden wieder los.
  8. Sitz-Zieher
    Umfassen Sie mit beiden Händen den Rahmen Ihres Autositzes. Ziehen Sie ihn kräftig nach oben, während Sie Ihr Gesäß fest in die Sitzfläche pressen. Halten Sie die Spannung einige Sekunden und lassen Sie dann los.
  9. Knie-Drücker
    Drücken Sie mit beiden Händen die Knie nach innen und gleichzeitig mit den Knien nach außen gegen die Hände. Erhöhen Sie Druck und Gegendruck. Halten Sie die Spannung einige Sekunden, und lassen Sie los.