Erster Eindruck
In den ersten 45 Sekunden eines Kontaktes
entscheidet sich,
ob ein Gespräch fortgesetzt wird oder nicht.
Es bleiben einem nur knapp fünf Sekunden, um
seinen Typ
und damit seine Persönlichkeitdem Gegenüber bestmöglich zu
verkaufen.
«Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance», heißt es in unserer sich immer schneller verändernden Welt: Blitzschnell müssen wir entscheiden, ob uns eine Person sympathisch ist und wie wir sie künftig einstufen. Ob Sie wollen oder nicht: Die Schublade, in die andere Sie einordnen, ist schon für Sie geöffnet.
Erster Eindruck prägt Beziehung
Bei der Wahrnehmung von Personen machen wir uns auf Anhieb ein Bild. Wir schließen von äußeren Merkmalen (Gesicht, Mimik, Körperhaltung, Frisur, Kleidung, Sprache) auf den Charakter unseres Gegenübers. In der Psychologie wird diese Macht des ersten Eindrucks Primacy-Effekt genannt.
Obwohl der erste Eindruck häufig trügt und zu falschen Beurteilungen führt, bildet er dennoch die Grundlage für die zukünftige Beziehung zu einer Person. Der erste Eindruck ist ein Automatismus: Er dient seit jeher allen Lebewesen in der Natur zur Sicherheit und Orientierung. Dahinter steckt die simple, für unsere Vorfahren damals und einen Feldhamster heute noch überlebenswichtige Frage: Freund oder Feind?
Schwierig zu widerlegen: der Halo-Effekt
Mit dem Primacy-Effekt geht bei der menschlichen Wahrnehmung eine andere Wirkung einher, der Halo-Effekt («Halo» bedeutet «Heiligenschein»; der Begriff geht aus dem griechischen, später lateinischen halos = Sonnenscheibe hervor). Er steht für eine auffällige Eigenschaft unseres Gegenübers, die wir als stellvertretend für die gesamte Person sehen, obwohl es sich – da wir diesen Menschen ja noch nicht kennen – auch nur um ein einzelnes Phänomen handeln kann. Beispiel: Jemand hat die Angewohnheit, statt ins Gesicht des Gesprächspartners zu blicken, lieber das Kachelmuster auf dem Fußboden auswendig zu lernen. Von diesem Verhalten auf Unaufmerksamkeit zu schließen, wäre möglicherweise falsch. Vielleicht steckt ja nur Schüchternheit dahinter.
Der Nachteil am Halo-Effekt ist jedoch, dass das einmal gefällte Urteil nicht mehr revidiert wird. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Die vielleicht schüchterne Person ist ein für allemal als «unaufmerksam» abgestempelt: In Zukunft werden nur noch Verhaltensweisen, die das Vorurteil bestätigen, wahrgenommen. Was der einmal gefassten Meinung nicht entspricht, übersehen wir.
Fair oder unfair – darum geht es weder beim Primacy- noch beim Halo-Effekt. Es sind Tatsachen, denen wir uns stellen müssen. Der erste Eindruck ist weder ein Produkt des Zufalls noch ein Ergebnis von Willkür. Immerhin können Sie ihn steuern: Das Wissen um die Wirkung auf bestimmte Menschen und in gewissen Situationen ermöglicht es Ihnen, selbstsicher auf- und gewinnend in Erscheinung zu treten.
Nutzen Sie die Magie der Namen!
Vom Rhetorik-Bestsellerautor Dale Carnegie stammt der Ausspruch: «Für jeden Menschen ist sein Name das schönste und wichtigste Wort in seinem Sprachschatz.» Jemanden korrekt anzusprechen bedeutet auch, ihn oder sie als Person ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Was Sie tun können, ist …
- sich den Namen Ihres Gegenübers merken und auch verwenden;
- sich nicht zu schade sein und nachfragen, falls Sie einen Namen nicht richtig verstanden haben; bei wiederholter Falschnennung wird die anfängliche Sympathie Ihres Gegenübers für Sie ins Gegenteil umschlagen;
- keine Angst vor wiederholten Namensnennungen haben: Das Lieblingswort Ihres Gesprächspartners können Sie nicht oft genug benutzen!
Auch Ihre Körpersprache sollte stimmen
Nachdem Sie die korrekte Anrede gewählt haben, wird Ihr Gegenüber verstärkt auf Ihre Körpersprache achten: Ihre Mimik, Ihre Gesten, Ihre Haltung. Noch kann er Sie nicht richtig einordnen und muss sich auf die Signale verlassen, die Sie setzen. Zuerst schaut er Ihnen ins Gesicht:
- Halten Sie Blickkontakt – ohne zu starren! Ein unbewegter oder gar maskenhafter Gesichtsausdruck irritiert Ihren Gesprächspartner und wirkt zudem unfreundlich.
- Kommentieren Sie in Mimik und Gestik die Aussagen Ihres Gegenübers. Lächeln Sie, wenn Sie sich für ihn freuen, und runzeln Sie die Stirn, wenn er Ihnen etwas Trauriges oder für ihn Unerfreuliches erzählt.
- Wenn Ihre Augen nicht mitlachen, weiß Ihr Gegenüber, dass Ihr Lächeln nicht echt ist. Zeigen Sie nur authentische Gefühle.
Beherrschen Sie den Small Talk!
Was Ihnen jetzt noch fehlt, ist ein erfolgreicher Einstieg ins Gespräch. «Sprich mit den Leuten über das, was sie verstehen: mit dem Jäger über die Jagd, mit dem Fischer über den Fischfang, mit dem Winzer über den Wein. Das gibt immer ein gutes Gespräch.» Dieses Credo des Schriftstellers Friedrich Georg Jünger sollten Sie sich zu eigen machen. Der Small Talk ist ein idealer Türöffner, knüpft Kontakte zu Fremden und baut Barrieren ab. Dazu ein Hinweis: Auf der Website www.small-talk-themen.de finden Sie jede Menge praktische Tipps und Gesprächsmaterial.
Fragen Sie sich auch: Was erwartet mein Gegenüber von mir? Welchen Vorurteilen muss ich entgegentreten? Stellen Sie sich auf die Wellenlänge Ihres Gesprächspartners ein. Reden Sie in einer für ihn verständlichen Sprache: kurze Sätze, kein Fachchinesisch, wenig Fremdwörter. Versuchen Sie, lebhaft und abwechslungsreich zu formulieren. Und vor allem: Hören Sie zu!
Vergessen Sie nicht, den guten ersten Eindruck zu verfestigen. Arbeiten an sich selbst schadet nicht, sich verstellen wohl. Nehmen Sie sich den Ausspruch des Philosophen Ernst Bloch zu Herzen: «Die Fälschung unterscheidet sich vom Original dadurch, dass sie echter aussieht.»