9.

Jupiter

Das Prinzip von Wachstum und Sinnfindung

 

Toleranz ist gut,
aber nicht gegenüber Intoleranten.

Wilhelm Busch

Die senkrechte Themenkette

Jupiter entspricht im griechischen Pantheon Zeus, dem höchsten Gott, der seinen Vater und Vorgänger Chronos-Saturn entmachtet. Doch im Gegensatz zu Chronos-Saturn, der gegenüber seinem Vater Uranus einst gewalttätig wurde, lässt Jupiter Gnade walten und schickt Saturn lediglich ins Exil. Jupiter zeichnet sich generell durch Toleranz und Großzügigkeit aus.

Mit ihm erfährt das Feuerelement, das als offensives, aggressives Strohfeuer mit dem Marsprinzip beginnt und unter dem Sonnenprinzip ein ruhiges, umfassendes Strahlen entwickelt, seine Vollendung im inneren Feuer. Es glüht aus sich heraus und hält die Flamme des Lebens und das Feuer des Glaubens am Leben.

Jupiter ist das Prinzip von Wachstum und Expansion, und so ist bei ihm alles Größte und Gewaltigste anzutreffen. Dieses Prinzip will Räume füllen – bis hin zum Welt(en)raum. Jupiter ist der Archetyp der Fülle und Erfüllung, des Überflusses, der großzügig verteilt werden will, der Philosophie, die sich über die Welt ausdehnt, der Religio, der Rückverbindung zum Urgrund, und zugleich der Verbindung zum Himmel. Bei diesem Lebensprinzip geht es um den Sinn in allem und um das Erkennen der großen Ordnung hinter allem. Vom Wissen (Merkur) gelangt man mit Jupiter zur Weisheit. Höchste, allumfassende Erkenntnis ist das Ziel; der letzte Anspruch besteht darin, den Kosmos in seiner Sinnhaftigkeit zu erfassen. Jupiter vermittelt Glaube und Vertrauen und wird zum Brückenbauer für viele; er ist folglich auch der Pontifex und Papst in der katholischen Kirche, der mit dem Amethyst den jovischen Edelstein trägt.

Wo der Anwalt unter der Fahne von Mars für das Recht seines Mandanten kämpft und streitet, Waage-Venus als Richter unparteiisch entscheidet, der Verfassungsrichter unter Saturn das Recht für ganze Länder festlegt, geht es bei Jupiter um das salomonische Urteil, das höchste Gerechtigkeit erwirkt im Sinne göttlichen Rechts. Letztlich will das Jupiterprinzip, das im Entwicklungskreis die neunte Stelle einnimmt, alles, was unter seinen Vorgängern auseinandergefallen ist, im großen Stil wieder in einer Synthese zusammenfügen.

So wie unter dem Marsprinzip der spitze Keimling anzutreffen war, findet sich beim Jupiterprinzip die volle, zum Platzen reife Frucht, die sich schenkt. Seine Form und Gestalt oder Signatur ist das ausladend Weite, großzügig Offene, das prachtvoll Üppige und Sinnvolle.

Die Jupiter zugeordneten Farben sind Violett, als Verbindung zwischen heißem Rot und kühlem Blau, und das sogenannte Kardinalspurpur, in das sich ranghohe Geistliche hüllen, die in sich den Glauben zur höchsten Stufe kultiviert haben sollten.

Zinn ist das Metall des Jupiterprinzips. Auch Bronze wird ihm zugeordnet, die Legierung, bei der das verbindende venusische Kupfer mit dem jovischen Zinn vereint ist. Aus Bronze werden die Kirchenglocken gegossen, die die Menschen an den Glauben erinnern und zum Gottesdienst rufen. Zinn wird bis heute zusammen mit Kunststoff für Beschichtungen von Konservendosen verwendet, weil es den Geschmack der Speisen erhält, sich selbst also tolerant heraushält und den Speisen ihr Recht lässt. Diese Eigenschaft liegt auch dem Brauch zugrunde, Zinnbecher und -löffel zu verschenken, verbunden mit dem Wunsch für großes Glück und als Zeichen von Vertrauen.

In der Homöopathie ist Zinn (Stannum) das Mittel für Zustände, bei denen Vertrauen und Glaube fehlen und das innere Feuer der Begeisterung und die Überzeugungskraft erloschen sind. Menschen, die es brauchen, schlafen oft mit einem ausgestreckten und einem angezogenen Bein, als wollten sie sich abstoßen und hoch hinaus. Das ist auch die vordere Beinhaltung des Zentauren, des zuständigen Wappentieres und Symbol des Tierkreiszeichens Schütze.

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Bei den Materialien gehört Holz als das Ergebnis von Wachstum zum Jupiterprinzip. Außerdem brennt es wie Fett, das ebenfalls hier zugeordnet wird. Beide verzehren Materie zugunsten von Licht und lassen sie damit zum Himmel steigen.

Zu Jupiter gehört außerdem der innere Ruf nach hohen Zielen, der einen aus der eigenen Mitte oder von oben erreicht, jedenfalls aus einer anderen Dimension als Verstand und beratende Umgebung. Typische Berufe sind somit der Priester als Brückenbauer zwischen unten und oben, zwischen den Menschen und Gott, ebenso der Priesterarzt oder Hierophant, der die Menschen auf inneren Reisen zu Gott führen will. Auch jeder wirklich berufene Heiler ist ein Vertreter des Jupiterprinzips. Insofern gehört der Regenbogen als Brücke zwischen Gott und den Menschen, der ihnen als Zeichen von oben das Ende der Sintflut anzeigte, ebenfalls hierher.

Da die großen Reisen und folglich insbesondere Weltreisen, aber vor allem die Reisen nach innen, zum Himmelreich Gottes in uns, jovischen Charakter haben, sind Reiseleiter und Reisebürobetreiber und Psychotherapeuten im Sinne des Psychopompus für die inneren Reisen Berufe des Jupiterprinzips. Hoteliers von großen Häusern, die großzügige Gastgeber sind und ihren Gästen den Himmel auf Erden bereiten wollen, unterstehen ebenfalls Jupiter wie umgekehrt der Missionar, der seine Anhänger mittels des Glaubens in den Himmel bringen will.

Hier findet sich auch der Großgrundbesitzer, der andere für sich arbeiten lässt, dabei aber tolerant und großzügig ist. Der gute Patriarch und der Kapitalist, der es »seinen Leuten« an nichts fehlen lässt, gehören zu Jupiter wie auch der Hochstapler, der immer noch einen draufsetzen muss. Es wäre aber auch der großzügige Zuhälter hier zu erwähnen, der es den »Pferdchen«, die für ihn laufen, gut gehen lässt.

Auf der Beziehungsebene und auch sonst liebt ein von Jupiter geprägter Mensch die große joviale Geste. Er wird schnell eingeladen und als Partner auch zur Repräsentation ge- und manchmal missbraucht. Da man unter Jupiter der höheren Ordnung verpflichtet ist, nicht etwa der Gleichberechtigung, schlägt sich dies partnerschaftlich nicht selten in dem Motto nieder: »Quod licet jovi, non licet bovi« (»Was Jupiter erlaubt ist, darf das Rindvieh noch lange nicht«). Der jovische Partner begegnet dem anderen folglich oft von oben herab; andererseits fordert und fördert er ihn auch. Er liebt es, sich mit dem Partner über Weltanschauungsfragen auszutauschen und geht gern Beziehungen mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen ein.

Ein jovischer Mensch kommt nicht einfach zur Tür herein, er erscheint. Mit seinem Hang zum Overdressed und Oversized dürfte sein Auftritt vom Duft der großen, weiten Welt umweht sein. Solch ein Mensch von Welt trägt dick auf, und seine Muster sind großkariert und auffällig. Er bevorzugt breite Nadelstreifen und Flanell; sie hüllt sich in wallende Gewänder, allerdings mit einer Tendenz zu ausladenden Volants. Beide kennen keine Scheu vor barockem Stil; Hauptsache, man macht etwas her, und sei es im dicken Pelzmantel.

Das Motto »Es darf ruhig auch etwas mehr sein« kann zu üppigen Figuren führen. So wie der jovische Mensch seine Portionen gern supersized, erscheint er dann nicht selten selbst in breiter Form, zumal er das ihm zugeordnete Fett liebt. Die schon aufgeworfene Frage: »Kann denn Butter Sünde sein?«, stellt sich ihm gar nicht.

Seine Adjektive sind groß, großartig, großzügig bis großspurig, wuchtig, gewaltig und gigantisch bis kolossal sowie überdimensional wie die »neuen Amerikaner«, die im Flugzeug gleich zwei Plätze brauchen und für Krankenhaus-Besuche mit dem Kran aus dem Haus zu hieven sind. Diese Figuren zeigen den gewaltigen jovischen Anspruch körperlich und inhaltlich. Hier klingt als Problem bereits die neue Fettsuchtseuche an.

Aber ein jovischer Mensch ist auch optimistisch und idealistisch, religiös bis gläubig, tolerant und versöhnlich. Er kann sich arrogant bis anmaßend zeigen, obwohl das rechte Maß seine Aufgabe ist. Aber allen Feuerprinzipien fällt das Maßhalten schwer: Beeinflusst vom Marsprinzip ist man zu schnell und voreilig, beim Sonnenprinzip zu egozentrisch, und unter Jupitereinfluss liebt man die Übertreibung in allen möglichen (Be-)Reichen, angefangen beim Essen über das Reden bis zum Denken und Handeln.

Man kann so jemand als aufgeschlossen, unternehmungslustig und reiselustig beschreiben. Er ist dynamisch-schwungvoll und begeisterungsfähig oft mit Siebenmeilenstiefeln im Leben unterwegs. Da er sich einfalls- und geistreich, humor- und fantasievoll, offenherzig und manchmal stolz zeigt, ist er als ein unterhaltsamer Zeitgenosse beliebt, der einsichtig, umsichtig und vorausschauend guten Überblick im Leben hat und schätzt. Leider kann in der un(ter) entwickelten Variante all das auch noch der Verwirklichung harren und im Defizit auffallen. Es gibt also unter den jovisch Geprägten sehr intolerante Menschen, die aber nur darauf warten, ihre Toleranz entwickeln zu dürfen, wenn das Schicksal sie endlich zwingt.

Auf den Tageslauf bezogen ist es der Moment, wenn abends das Tagwerk getan ist und Ruhe einkehrt. Auf das Leben bezogen, handelt es sich ebenfalls um die späte Zeit der Innenwendung und Einkehr, wenn im Außen alles getan ist und innen das Wesentliche auf uns wartet.

Von jovischer Zeitqualität ist der Donnerstag, nach dem germanischen Gott Donar, der wie Jupiter-Zeus ebenfalls Herr der Blitze und des Donners ist und diesem auch als Glücksbringer und Geber entspricht. Im Tibetischen drückt der Dorje, der Donnerkeil als heiliges Werkzeug, diesen Aspekt von göttlicher Himmelsmacht aus. Das italienische giovedì macht den jovischen Bezug sprachlich noch deutlicher, und das französische jeudi lässt jovisches Spiel und entsprechende Freude anklingen.

Bezogen auf den Jahreslauf ist der Spätherbst, mit den kürzesten Tagen und längsten Nächten des Jahres, Jupiter zugeordnet. Das Sterben in der Natur ist abgeschlossen, und alles wendet sich nach innen in die Stille und Ruhe und ist in Erwartung des Neuen. Im Wesentlichen hat die Adventszeit jovischen Charakter. Es ist die Zeit der Erwartung des inneren Lichts im Sinne von Angelus Silesius: »Wär Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du bliebst noch ewiglich verloren.« In der Jupiterzeit ist alles in Erwartung der geweihten Nacht, in der das Licht der Welt geboren wird. Auf dem Gegenpol stehen Konsumsucht und Kaufrausch, die in ihrer Maßlosigkeit ebenso jovisch sind und die Vorweihnachtszeit beherrschen.

Jovische Zeiten sind somit dadurch bestimmt, dass eine Entwicklung zum Abschluss gekommen ist und der Brückenschlag zum Neuen notwendig wird und auch gelingt. Der Tod ist in der davorliegenden Plutozeit überstanden und die Wiedergeburt kündigt sich an. Aus dem Überwinden des Todes folgt die Sehnsucht nach tieferem Sinn dahinter und hinter allem. Das ist das Anliegen des Jupiterprinzips, das wohl überhaupt erst zur Ausbildung von Religionen geführt hat.

Mit den Qualitäten des Jupiterprinzips hat die heutige Zeit offenbar ihre Probleme, sonst würde sein Thema der Erfüllung nicht so in den Schatten und in Krankheitsbilder abstürzen und etwa in der Überfülle wachsender Heere von Fettsüchtigen die moderne Welt erobern. Sonst müssten wir nicht die Hüftgelenke, die die großen Schritte und den Fortschritt symbolisieren, beinahe routinemäßig ersetzen und würden uns nicht immer neue Formen von Leberentzündung beziehungsweise Hepatitisarten heimsuchen. Die Leber ist als unser größtes Kompaktorgan natürlich jovisch, und ihre Entzündung spiegelt die zahllosen Konflikte mit dem für Jupiter typischen Thema Weltanschauung, die in den Körper sinken und weltweit die Schulmedizin überfordern. Das rechte Maß als Jupiters Anspruch würde nicht in der heutigen Zeit so stark karikiert werden. Stünden wir besser mit einem erlösten Jupiterprinzip, müsste vor allem das Wachstum nicht zu solch wuchernden Krebsgeschwüren auf allen möglichen Ebenen vom Körper bis zur Wirtschaft ausarten.

Jovisches Denken ist philosophisch weitblickend und im erlösten Fall von hohen Idealen getragen, also idealistisch und ethisch, dabei begeisterungsfähig, voll Optimismus und von tiefem religiösem (nicht konfessionellem) Glauben getragen. Im unerlösten Fall ist es moralisierend statt ethisch, großspurig prahlend und elitär bis arrogant.

Das Fühlen ist unter Jupitereinfluss groß- und warmherzig und reicht bis ins Pathetische. Es ist voller Humor und Toleranz.

Das Handeln ist im Idealfall gütig und sinnvoll, weise und gerecht, fordernd und fördernd. Unerlöst aber ist es angeberisch und überheblich.

Jupiters Wappentier ist der schon erwähnte Zentaur, damit ein Fabelwesen und schon nicht mehr von dieser realen Welt. Der menschliche Oberkörper auf dem massigen Pferdeleib führt einen gespannten Bogen, dessen Pfeil hinauf in den Himmel zielt. So repräsentiert der Zentaur die Beherrschung der Triebhaftigkeit in Gestalt des sehr irdischen Pferdeleibes. Der menschliche Oberkörper und Kopf halten diese große Kraft im Zaum, beseelen sie, und der Blick kann in Ruhe nach oben, zur Gottheit, gerichtet werden. So ist auch der größte Heiler Chiron ein Zentaur, der die Welt der Materie mit dem Himmel verbindet, wie es das Ziel aller Heilung bis heute ist.

Die sieben Entwicklungsstufen

1. Auf der untersten Stufe führt die Doppelmoral des »Quot licet jovi …« über Angeberei zu Prahlsucht und Hochstapelei. Unbescheidenheit endet womöglich in einer Maßlosigkeit, die über jedes Ziel hinausschießt, oder bringt Verschwendungssucht hervor und kann direkt in Größenwahn münden.

 

2. Auf der zweiten Sprosse der Entwicklungsleiter treffen wir auf Anerkennungssucht und Selbstgerechtigkeit, moralische Überheblichkeit und Anmaßung, die sich schließlich in Scheinheiligkeit bis zu Heuchelei zeigen können. Kritiklosigkeit gegenüber sich selbst und Blenderei gegenüber der Umwelt ergeben hier eine ungute Mischung. Arroganz und Überheblichkeit stellen sich ein. Das Gefühl, nie genug zu kriegen, reicht bis zu Unersättlichkeit, Völlerei und Fettsucht.

 

3. Die nächste Ebene konfrontiert mit egoistischer Expansion, noch immer maßlosem Übertreiben bis zu einem angemaßten und arroganten Unfehlbarkeitsanspruch. Die Angst, Schwäche und Kleinheit zu zeigen und bloßgestellt zu werden, führt zu Pauschalisierung und Angeberei bis hin zum Protzen. Schwülstigkeit, überzogenes Pathos und Genusssucht können peinliche Kombinationen ergeben. Allerdings wird hier auch die Sehnsucht nach Sinn wach, und Elitedenken bekommt eine fördernde Seite.

 

4. Die vierte Ebene zeigt beim Missionar eine Gläubigkeit, die noch nicht tief genug reicht und zur Projektion neigt, aber schon auf den Glauben zielt. Wichtigtuerei und Überblähung des Ego gehen in geistiges und spirituelles Wachstum über. Aus hedonistischer Genusssucht entwickeln sich bereits Großzügigkeit und die Lust, einzuladen und zu geben und zum Mäzen zu reifen, wie auch Ansätze zu Sinnfindung. Äußere und innere Reisen können den Horizont erweitern und Themen wie Sendungsbewusstsein aufbringen. Humor weckt die Freude am Leben und erleichtert echten Genuss.

 

5. Auf der fünften Ebene hat der Wunsch nach innerem Wachstum den nach äußerem abgelöst. Religiöse Entwicklung und geistige Expansion treten in den Mittelpunkt und richten sich auf höhere Ziele. Wachsender Gerechtigkeitssinn strebt dem Rechten und Wahren zu und zielt auf den tieferen Sinn des Ganzen. Die eigene Philosophie wird mit Überzeugungskraft und Begeisterung vertreten. Lebensbejahender Optimismus führt zu erfüllenden Erfahrungen und wirkt auf andere ansteckend. Das rechte Maß wird immer sicherer erkannt und eingehalten.

 

6. Auf der sechsten Stufe wächst die Fähigkeit zu Synthese und Überblick weiter und verbindet sich mit der Zielorientierung auf Lebensglück und Religio. Wachsende Toleranz prädestiniert dazu, geistiger Brückenbauer zu sein, der mit Enthusiasmus und Großzügigkeit und von hoher Ethik bestimmt seine Ein-Sicht verbreitet. Bildung mündet in Weisheit, die Gabe zu Glauben und in tiefe Religiosität.

 

7. Die letzte Ebene bringt tiefes Vertrauen in das Leben und den vollkommenen Über- und Weitblick. Oben und Unten finden zusammen, der umfassende Sinn offenbart sich in tiefer Weisheit.

Tierreich

Wir finden unter dem Jupiterprinzip gutmütige, leicht zu zähmende Tiere, die klug sind und eine fast menschliche Würde oder Stolz ausstrahlen, dazu Tiere mit wuchtigen bis gewaltigen Körpern.

Dem Pferd als entscheidendem Fortbewegungsmittel über viele Jahrhunderte, dessen Stärke noch heute in Form von PS-Angaben damit der Potenz moderner Autos gewürdigt wird, verdanken wir enormen Fortschritt, ein typisches Jupiterthema. Der an sich wilde, aber durch den Reiter gezügelte Hengst als Symbol von Triebhaftigkeit, der hier dem menschlichen Geist unterworfen ist, ergibt das Symbol des Zentauren. (Arche-)typischerweise verlieben sich viele Mädchen auf ihrem Entwicklungsweg zuerst in ein Pferd, bevor sie sich dem anderen Geschlecht zuwenden.

In der alten Medizin wurde Pferdeschmalz als Mittel gegen Rheuma verwendet, ein Krankheitsbild, das stark mit dem Jovischen beziehungsweise seiner Behinderung verbunden ist, so wie das Pferd und das Fett im Schmalz.

Der Elefant gehört schon als größtes Landlebewesen zu Jupiter, das auch Erinnerungen an seine ausgestorbenen Vorfahren, die Mammuts, weckt und sogar an die Riesensaurier gemahnt. Er ist zudem der Prototyp der Fülle und überlegenen Kraft und dabei noch ausgesprochen klug. Elefanten trauern offensichtlich um Angehörige, ziehen sich zum Sterben an besondere »rituelle« Plätze zurück und bestatten gleichsam auf diesen Elefantenfriedhöfen Artgenossen, wobei sie sogar Tränen vergießen sollen.

Als Elefantengott Ganesha gilt der Elefant den Hindus als Weisheitssymbol und als Glücksbringer, der alle Hindernisse aus dem Weg räumt. Im Indischen heißt es sprichwörtlich, dass am Anfang der Elefant war und alles sich aus ihm entwickelte. Er gilt als Symbol der Erkenntnis, Macht und Stärke. Obwohl er so stark ist, tut er mit seiner ungeheuren Kraft niemandem etwas zuleide und verhält sich völlig harmlos. Sein Feuer ist gezähmt; als Arbeitselefant stellt er die riesige Kraft bereitwillig zur Verfügung und ist ein gelehriger und geduldiger Mitarbeiter. Obendrein lässt er sich sogar als Kriegselefant missbrauchen, da er sogar Schlachtengetümmel toleriert. Als Staatskarosse der Maharadschas machen ihm auch größte Aufbauten auf seinem breiten Rücken nichts aus. Sogar eine gewisse Maßlosigkeit ist nicht zu übersehen, sind doch Elefanten, die vergorene Früchte bis zum Rausch genießen, nicht selten. Eine indische Elefantenbande war berüchtigt für gemeinsame Barbesuche, jedenfalls überfiel sie wiederholt die Alkoholvorräte eines Forts.

Der Strauß ist als größter Vogel ebenfalls ein jovisches Tier, das die größten Eier legt und weite Strecken laufend zurücklegt. Er ist nur in Landschaften unendlicher Weite wie der Namib-Wüste zu finden. Boas aus Straußenfedern zierten die Schultern von Frauen mit jovischem Anspruch wie die der Hollywood-Diva Jean Harlow. Seine Oberschenkel, eine typische Jupiterregion, haben unglaubliche Kraft, so dass in Südafrika Straußenrennen mit menschlichen Jockeys über ziemliche Distanzen ausgetragen werden.

Der Schwan ist in der Alchemie das Symbol höchster Entwicklung; vom Raben über den Pfau führt der Weg zum erlösten Schwan. Die Verwandlung vom hässlichen Entlein zum makellos weißen Schwan ist ebenso symbolträchtig. Die Tatsache, dass Schwäne Graugänse als Gouvernanten anstellen, um ihre Jungen, die hässlichen Entlein, zu beaufsichtigen, entspricht jovischem Selbstverständnis im Umgang mit Personal.

Die Eule gilt als Vogel der Weisheit und der Göttin Athene, die einst dem Haupt von Zeus-Jupiter entsprang. In ihrer Stadt Athen steht der größte Zeustempel der Welt, und »Eulen nach Athen tragen« bezeichnet eine überflüssige Aktion, denn Athen hat genug Eulen und genug Weisheit.

Das Schwein als Symbol des Glücks (»Schwein gehabt!«) und der Fülle ist ebenfalls durch und durch jovisch. Sein Fett ist den Menschen vieler Kulturkreise von jeher besonders wertvoll. Es dient beim Kochen als Geschmacksverstärker; mit Fett kocht sich leicht, und es schmeckt vielen gut. So hat Schweinefleisch bis heute den mit Abstand höchsten Anteil am Fleischkonsum. Schweinezucht bringt, inzwischen in riesenhaften Mastfabriken betrieben, die ungeheure, unbeherrschbare Berge an Mist und Gülle produzieren, auch finanziell eine Menge ein. Schweine sind wie Menschen Allesfresser und Symbole für Gier und Maßlosigkeit. Heute wird ihnen ihre große Fruchtbarkeit zum Verhängnis. Wegen des großen Appetits auf ihr Fleisch werden die Tiere in den Zucht-Häusern ungeheuerlich gequält, bevor sie nach kurzer Mast als Schweinebraten enden. Mit Knödeln ist dieser ein bayerisch jovisches Nationalgericht. Dabei ist das Schwein ein sehr intelligentes, sensibles Wesen mit einer feinen Nase, die es zum Trüffelschwein prädestiniert.

Als größtes Tier der Welt gehört auch der Wal und insbesondere der Blauwal zum Jupiterprinzip. Eine große Schar von Pilotfischen folgt ihm gleichsam als abhängige Helfer, die mit Hygiene- und Aufräumungsarten betraut sind. Wegen seines riesigen Leibes und der Masse an Fett, die er als Lebertran hergibt, war er eine kostbare Jagdbeute. Für die Völker des hohen Nordens bedeutete der Fang eines Wales einst ein großes Glück und war oft überlebenswichtig. Heute ist sein Fang nur noch Tierquälerei und beschränkt sich auf zwei besonders entwicklungsfeindliche Nationen.

Auch die Flusspferde sind unter Jupiter zu finden, als Pferde vom Namen her und als Schweine von ihrer Art. Wenn sie ihr gewaltiges Maul aufreißen, wirken sie nicht nur großmäulig, sondern es kommen auch sogleich Vögel herbei, die gleichsam als professionelle Zahnputzer den enormen Schweinen das überdimensionierte Gebiss gratis, aber nicht uneigennützig versorgen.

Die Dogge als eine der größten Hunderassen und oft im jovischen Stil großzügig gemustert, ist hier ebenso zu erwähnen. Diese Riesenhunde sind andererseits lammfromm und sogar zu Kindern gutmütig. Ähnlich verhält es sich mit dem Bernhardiner, der als besonders treu bekannt ist und sich als Lebensretter am großen Sankt-Bernhard-Pass einen Namen machte.

Pflanzenreich

Unter Jupiter wachsen große, üppige Bäume und großblütige Pflanzen, zum Beispiel die Redwoods oder Mammutbäume in den USA, deren Stämme so gewaltig sind, dass Lastwagen durch die hineingeschlagenen Tunnels fahren können. Auch die stattlichen heiligen Bäume Indiens gehören zu Jupiters Lebensprinzip. Deren Name Ficus religiosa ist genauso jovisch wie ihr Ausmaß. Unter einem Exemplar dieses sehr rasch und sehr hoch wachsenden Ficus religiosa, auch Bodhi-Baum genannt, erlangte der Buddha Befreiung und Selbst-Erkenntnis. Einen Riesendurchmesser von bis zu dreißig Metern erreicht der Banyan-Baum und vermag damit eine riesige Fläche zu bedecken.

Die Rosskastanie wächst in unseren Breiten als ausladender und – vor allem mit ihren stattlichen Blütenkerzen im Frühjahr – zugleich einladender jovischer Baum in der Umgebung von Gaststätten und Biergärten. Mit ihren großflächigen Blättern halfen Kastanien einst, die Wein- und Bierkeller kühl zu halten, und laden heute noch schattenspendend zum Verweilen. Die zahllosen Früchte nähren das Wild, und die Maroni der Edelkastanien schmecken auch Menschen. Bei Rheuma riet die alte Volksmedizin, eine Kastanie als Handschmeichler in der Hosentasche zu tragen, wohl um ständigen Kontakt zum jovischen, bei Rheuma so gefährdeten Prinzip zu halten.

Der Holunder ist ein weiteres Gewächs unter dem Jupiterprinzip. Er gilt als Glücksbringer und hatte immer einen Bezug zu den Weisheitslehren. Der Esoteriker Herbert Fritsche nannte sein zentrales Buch Der große Holunderbaum. Der Holunder produziert reiche Blütendolden und Früchte im Überfluss. Auch botanisch ist der üppig wachsende Baum oder Busch ein besonderes Gewächs, denn in den Boden gesteckte Äste können anwachsen, egal wie herum man sie ins Erdreich pflanzt. So wird das Obere zum Unteren oder das Untere zum Oberen, ein zentrales Anliegen des Jupiterprinzips. Zudem sind in Eierkuchen- beziehungsweise Palatschinkenteig getunkte und frittierte Holunderblüten eine jovische Köstlichkeit.

Im Übrigen finden sich bei diesem Lebensprinzip Pflanzen mit üppigen Blütenständen wie Gladiole, Rhododendron oder Königskerze und so üppige Früchte wie Melone, Kürbis oder Ananas.

Landschaften und Orte

Alle gewaltigen Landschaften spiegeln Jupiter wider wie der Grand Canyon als weitester Canyon der Welt, das Monument Valley mit den größten Steinmonumenten der Erde, der Himalaya als höchstes Gebirge oder die Sahara als ausgedehnteste Wüste.

Bei den Städten steht an erster Stelle New York mit seiner Gigantomanie der Shows und der Häuser, mit gigantischem Wachstum in die Höhe, wo die berühmteste Show-Straße der Welt einfach Breitweg oder Broadway heißt. Es ist Eingang zur neuen Welt und damit in das Land, wo alles möglich ist, eine Stadt, die an sehr vielem zu viel hat: zu viele Menschen, zu viele Autos, wenn auch heute meist in Gestalt von Taxis, zu viel Werbung, zu viele Hochhäuser, zu viel Schmutz, zu viel Verbrechen – jedenfalls über lange Zeit. Eine Stadt, in der das Rennen um den höchsten Wolkenkratzer das Bauwesen entscheidend bestimmte, wo das Empire-State-Building schon als klein gilt und die Wall Street die Finanzwelt der Welt fast beliebig dominiert. Eine Stadt auch, die das Geld regiert wie keine andere; eine Stadt wie das ganze Land USA, das ebenfalls zu Jupiter gehört und deshalb auch gleich zur Sprache kommt.

»God’s own country« ist natürlich auch zugleich »das Land der unbegrenzten Möglichkeiten«. In aller Unbescheidenheit glauben das seine Bewohner und beweisen es sich auch ständig. In keiner Demokratie der Welt kommen so oft religiöse Führer nach Erweckungserfahrungen frei gewählt an die Macht wie Jimmy Carter und zuletzt George W. Bush. Hier gibt es einen riesigen »Bibelgürtel«, der die Religio noch mit den Pilgrim Fathers verbindet und wo fundamentalistisch christliche Menschen und Politiker in einem erzkonservativen Traum der Gründerzeit verharren.

Das riesige Land hat Platz und Raum für die unterschiedlichsten Menschen aller Hautfarben, Glaubensrichtungen und Philosophien. Spieler haben ihre Städte wie Reno oder Las Vegas und religiöse Sektierer ihre wie Salt Lake City. Die mächtigsten Militaristen machen vom Pentagon aus die Welt zu ihrem Sandkasten; die berühmtesten Universitäten der Welt sowie Intellektuellenhochburgen mit den weltbekanntesten Forschungsinstituten holen als elitäre Kaderschmieden des Wissens die Nobelpreise zuhauf ins Land; die größte Pornoindustrie der Welt und das im größten Stil organisierte Verbrechen machen gute Geschäfte; die berühmteste und berüchtigste Polizei, das FBI, bekämpft unter anderem die größte Drogenszene der Welt. Gewaltige jovische Landschaften ziehen sich von einem Ozean zum anderen: Da gibt es wüstenähnliche Getreidestaaten im Mittleren Westen, heiße Ölstaaten wie Texas und eiskalte Nordländer wie Alaska, Sonnen- und Urlaubsstaaten wie Florida und viele andere mehr.

Die Massenproduktion für Massen hat in den USA ihren Ursprung und ihr Zuhause. Henry Ford hat deren Kernstück, das Fließband, einem Chicagoer Schlachthof nachempfunden und ließ Autos so zusammenbauen, wie andere Rinder zerlegten. Jeder sollte ein eigenes Auto, sein T-Modell, haben, und die Welt ist noch heute dabei, diesen amerikanischen Traum zum Albtraum für den Planeten zu machen. Jeder sollte auch ständig sein Fleisch haben, und das Ergebnis war Fast Food und eine unglaubliche Verfettung der Bevölkerung. Und die Welt ahmt auch diesen gigantischen Wahnsinn bereitwillig nach. Der American Way of Life hat wie nichts anderes unser aller Leben und die Welt missioniert und ist dabei, uns alle und die Welt zugrunde zu richten. Wir folgen diesem amerikanischen XXL-Weg, und das »All you can eat« ruiniert selbst ehemals vorbildliche Gesundheitssysteme wie das deutsche in Rekordtempo. Wir lassen uns die Gefäße und die Taille zufetten und haben ein gewaltiges Ungesundheitswesen dagegen in Stellung gebracht, das fast gar nichts ausrichtet.

Neben all der beschriebenen Maßlosigkeit gibt es in den USA aber auch ein Disneyland, wo Kinderträume Flügel bekommen. Es ist das Land, dessen Präsidenten immer wieder aufgrund von großen Visionen junge Männer und Frauen rund um den Globus in Glaubenskriege sandten und sie für hohe Ideale und gegen niedrigste Tyrannei kämpfen ließen: gegen den Faschismus und für die Freiheit zu unserer aller Glück, gegen den Kommunismus zu ihrem eigenen Unglück und jetzt wieder gegen den islamischen Fundamentalismus.

Ein Land auch, das beispiellose Karrieren möglich machte und (fast) alle aufnahm, die eine neue Heimat suchten und Amerikaner werden wollten. Ein Land, das immer so viel zu bieten hatte, dass die Einwanderer das auch wollten und nicht nur wegen des Wohlstands kamen.

Neben New York als Inbegriff der Weltmetropole finden wir beim Jupiterprinzip auch heilige Städte mit heiligen Stätten. Wichtigstes Beispiel ist der Vatikan, der kleine Stadtstaat mitten in Rom, der aber für die größte Religion auf Erden das Allergrößte ist mit dem gewaltigen Petersdom auf dem riesigen Petersplatz, dem wichtigsten Versammlungsort der Christen. Auch der immense Reichtum an Kunstschätzen, der in den Vatikanischen Museen gehütet wird, entspricht Jupiter. Die Sixtinische Kapelle beherbergt weltberühmte Gemälde, von denen die von Michelangelo erschaffene Deckenbemalung herausragend ist mit der Darstellung Gottes, der dem ersten Menschen, Adam, seinen Zeige- und damit Jupiterfinger in der vielleicht berühmtesten Geste der Menschheit entgegenstreckt. Bemerkenswert am Vatikan sind auch die riesige Bibliothek, das Finanzimperium und eine Kirchenführung, die Demokratie ablehnt, offen auf Hierarchie setzt und auf der absolutistischen Machtkonzentration an ihrer Spitze beharrt.

Lhasa, die Hauptstadt des Mönchs- und Gottesstaates Tibet, wo sich vor der chinesischen Okkupation alles um die Religion, den Vajrayana-Buddhismus, drehte, ist ein weiteres gutes Beispiel für das Jupiterprinzip. So tief ist hier die Religio und religiöse Verwurzelung der Menschen, dass selbst nach Jahrzehnten brutalster Unterdrückung durch die kommunistischen Besatzer die Bevölkerung wie ein Mann und eine Frau zur Religion des Lamaismus steht. Das religiöse Oberhaupt, der 16. Dalai Lama, ist ebenfalls jovisch geprägt, dazu später mehr.

Zu Jupiter gehört eindeutig auch Peking mit seiner Verbotenen Stadt im Zentrum, der heiligen Stadt in der Stadt, wo der Kaiser Gottkönig war. Der riesige Platz des Himmlischen Friedens erfuhr unter den Kommunisten durch das Niedermetzeln der Demokratiebewegung eine schreckliche Umdeutung vom Gegenpol. Letztlich gehört auch Avignon dazu, das im Mittelalter zeitweilig Hauptstadt des Christentums war, als dort der Papst im Exil weilte. Der geschichtsträchtige Ort liegt inmitten der Provence, einer typischen Jupiterlandschaft.

Unter den Ländern ist nach den USA an Australien zu denken, das eine riesige Insel ist und sich als ehemalige Sträflingskolonie zu einem eigenen, dem fünften Kontinent entwickelte und damit einen jovischen Aufstieg schaffte. Typisch ist die unglaubliche Weite des Landes, Heimat der Aborigines, der Menschen vom Ursprung, die ständig in der Rückverbindung zu diesem blieben. Wir sehen ein Land, in dem auch Naturkatastrophen gewaltige Ausmaße annehmen, wie Anfang 2011 die Überschwemmungen, die eine Fläche größer als Deutschland und Frankreich zusammen heimsuchten.

Arabien mit den Weiten seiner Wüsten, seinem sagenhaften Reichtum durch die Ölquellen, der Üppigkeit seiner Frauen, der Vielweiberei in Harems, wo wie in Saudi-Arabien die Religion die Staatsform bestimmt und der Koran als heiliges Buch die Rechtsgrundlage bildet, wo Alkohol als Rauschdroge von Staats wegen verboten ist und man(n) ihn stattdessen schon morgens aus Kaffeetassen bekommen kann, ist natürlich jovisch geprägt. Es ist das Land aus Tausendundeiner Nacht mit dem Überfluss an allem, was das Herz begehrt. Sehr typisch ist hier Abu Dhabi, wo unter einem weisen Scheich ein sagenhaftes Wachstum an den Tag gelegt wird und Geld keine Rolle spielt, weil es wie Öl sprudelt, wo die schönsten, teuersten, aufwendigsten und höchsten Gebäude wie Pilze aus dem Boden schießen. In Dubai, einem anderen arabischen Emirat, wurden vor der Küste neue Inseln in Fantasieform künstlich aufgeschüttet, bevor der Fall kam, der bekanntlich hinter jedem Größenwahn lauert.

Auch das durch und durch katholische Spanien ist beim Thema Jupiter zu erwähnen. Es ist das Land jener katholischen Majestäten, Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon, die die Welt kolonialisieren ließen in ihrer Gier nach Gold und auf der Suche nach dem Eldorado, dem glücklichen Goldland, das nie gefunden wurde und bis heute sprichwörtlich für sagenhaften Reichtum steht. Es waren Majestäten, die skrupellos, anmaßend und aus Habgier ganze Kulturen auslöschen ließen wie die der Inkas und Mayas. Dabei brachten sie fast ganz Südamerika unter ihren politischen und sprachlichen Einfluss und legten das weite Land in sogenannten Latifundien in die Hände von Großgrundbesitzern. Die ehemalige Großmacht Spanien war auch ein geistiges Zentrum Europas, dessen Universität in Salamanca der Heilkunde den Weg wies. Als sprichwörtliche Heimat des Stolzes (»stolz wie ein Spanier«) halten viele Spanier ihr Land bis heute für den Nabel der Welt und können es nur schwer ertragen, in modernen Zeiten am Tropf der EU zu hängen.

Jovische Mythen

Die große (Lebens-) Reise

Der klassische Jupitermythos wird im Zentaur deutlich: Die Lebensreise bis zum höchsten spirituellen Ziel muss verwirklicht werden. Dies geschieht aber nur in Verbindung von Körper, Seele und Geist. Jeder dieser Bereiche muss gleichwertig entwickelt werden. Menschen, die hoch zielen wie der Zentaur, sind auf diesem Weg und haben »nur noch« die Aufgabe, die richtige Ebene der Verwirklichung zu finden. Sie müssen zuerst den Geist und die Religion entdecken, um sie dann wieder hinter sich zu lassen und auf ihrem eigenen Weg das höchste Ziel zu verwirklichen.

Zu den jovischen Mythen gehören alle großen Reisen – wie Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt –, die die Lebensreise abbilden. Wichtig sind hier vor allem die Reisen der Seele, wie die jahrelange Irrfahrt des Odysseus, die uns als Odyssee sprichwörtlich geworden ist. Die Ilias schildert den Hinweg und damit die erste Strecke des Lebens, die Odyssee den ungleich wichtigeren Heimweg der Seele. Es ist eine Reise, bei der der Held erst alle Gefährten verlieren, das heißt alle noch hinderlichen Charaktereigenschaften aufgeben muss, bevor er ganz allein die Nachtmahrfahrt der Seele in die Unterwelt des Totenreiches antreten kann und den Weg zu Penelope, seiner weiblichen Seele oder Anima, findet.

Die erzwungene Odyssee des im Zeichen Schütze geborenen Gurus Bhagwan (Osho) am Ende seines Lebens war eine Karikatur dieser Irrfahrt und großen Reise. Das Jupiterland USA, das er sich erwählt hatte, wies ihn aus, und kein anderes auf der ganzen Welt wollte den kranken, noch gar nicht so alten Guru aufnehmen, der in dieser Phase allerdings auch wild auf alle und alles projizierte. So irrte er im Düsenjet um den Planeten Erde auf Heimatsuche, aber die Welt erkannte und wollte ihn nicht. Schließlich musste ihn Indien als sein Geburtsland wieder aufnehmen. Heute wird er posthum dort und auch in anderen Ländern wieder anerkannt und verehrt.

Der Mythos des Dr. Faustus, den Goethe uns so eindringlich nahebringt, gehört insofern zum Jupiterprinzip, als Faust vor allem wissen will, was des Pudels Kern ist und die Welt im Innersten zusammenhält. Die Frage nach dem Warum ist ein sehr jovisches Thema. Auf seiner weiten Reise muss Faust über die Materie-Ebene hinaus beziehungsweise hinab bis in das archetypisch weibliche Reich der Mütter gelangen. »Wer strebend sich bemüht, den können wir erlösen«, verkündet der Chor schon im Prolog, und Faust geht einen weiten Weg, bis er die (Er-) Lösung annehmen kann. Dieser Weg hat jedoch auch sehr plutonische Aspekte.

Der gute Kompromiss

Bei Jupiter ist außerdem der Archetyp des weisen Richters beheimatet, der, höchster Gerechtigkeit verpflichtet, salomonische Urteile fällt. Eine berühmte Geschichte macht diese jovische Logik und Rechtsfindung deutlich: Zwei Frauen streiten sich darum, welche von ihnen die wahre Mutter eines Kindes ist. Salomon entscheidet, das Kind zu teilen und jeder eine Hälfte zu geben. Die richtige Mutter erschrickt zu Tode, verzichtet auf ihre Hälfte und bekommt so das Kind zugesprochen.

Das Urteil des Göttervaters Zeus ist ebenfalls in diesem Zusammenhang zu nennen. Er fand den idealen Kompromiss zwischen der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und Pluto-Hades, dem Herrn des Totenreiches. Hades hatte deren Tochter Kore-Persephone in seine Unterwelt entführt. Demeter verlangte die Tochter Kore, was Samenkorn bedeutet, zurück und erpresste Zeus, indem sie alles Wachstum hemmte. Zeus entschied, falls Kore noch nicht von der Totenspeise, den Granatäpfeln, gekostet und damit Hades’ gewaltsame Einladung teilweise akzeptiert habe, dürfe sie zurückkehren. Aber da sie schon die plutonischen Früchte gekostet hatte, kam es zu dem berühmten jovischen Kompromiss, der sie verpflichtete, ein Drittel des Jahres bei Pluto-Hades in der Unterwelt zu verweilen, und ihr gestattete, zwei Drittel bei ihrer Mutter Demeter in der lichten Welt der Fruchtbarkeit zu leben. Damit war nicht nur für Kore, das Samenkorn, die Lebensgrundlage gelegt, sondern für alle, die wir von Getreide leben.

Politik(er)

Typisch für das Jupiterprinzip ist Winston Churchill und sein großes Leben, das so oft mit dem Schicksal in Verbindung trat. Erzählt wird die Legende, dass ein Bauernbursche den kleinen Winston vor dem Ertrinken rettete. Die Eltern Churchills zeigten ihre Dankbarkeit, indem sie diesem eine gute Ausbildung bis hin zum Medizinstudium ermöglichten. Der Bauernsohn war Alexander Fleming, der spätere Entdecker des Penicillins, das eine neue Ära in der Medizin einläutete.

Als Churchill (von church on the hill – Kirche auf dem Hügel) im bereits hohen Alter und in der für England schwierigsten und schlimmsten Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück an die Macht kam und Premierminister wurde, gab es einen berühmten Funkspruch an die kämpfende und den Deutschen damals unterliegende Flotte: »The old man is back.« Daraufhin soll ein Ruck durchs britische Militär gegangen sein, der das Kriegsglück wendete. Durch seine Welt-und Weitsicht – er holte mit Roosevelt die USA in den Krieg – gebührt ihm großer Anteil am Sieg der Alliierten und insofern an einer Schicksalswende. Auf Churchills Ideen gehen die Nato und der Europarat zurück.

Für die Deutschen ist Willy Brandt, Friedenspolitiker und Architekt der Ostpolitik, hier zu nennen, der nicht nur im Zeichen Schütze geboren war, sondern zusätzlich drei Planeten in diesem Zeichen hatte. Seine weitsichtige Politik führte letztlich zum Mauerfall, der Öffnung des Eisernen Vorhangs und bescherte ihm den Friedensnobelpreis. Er war der erste deutsche Politiker, der mit den Kommunisten wirklich redete und die Ostverträge aushandeln ließ. Seiner Toleranz war es zu verdanken, dass Ost und West wieder aufeinander zugingen, was letztlich die deutsche Wiedervereinigung ermöglichte. Seine berühmte Hoffnung, es möge zusammenwachsen, was immer zusammengehöre, ist ein typisch jovischer Wunsch. Als Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission bemühte er sich – allerdings deutlich weniger erfolgreich – um das Zusammenwachsen beziehungsweise eine Synthese oder einen weisen Kompromiss zwischen den oberen reichen Ländern des Nordens und den unteren armen des Südens. Diese Kluft in der Vertikalen – der weltpolitische Nord-Süd-Konflikt – ist bis heute tief; die in der Waagerechten – der Ost-West-Konflikt – konnte vor allem auch durch das Wirken von Brandt geschlossen werden.

Das politische Leben von Willy Brandt war von großen Reisen, internationalen Begegnungen und Auseinandersetzungen geprägt: erst als Flüchtling vor dem Faschismus in das Exil nach Norwegen, dann als Bürgermeister der eingeschlossenen Welt- und Frontstadt Berlin, für deren Schicksal er die Welt zu interessieren suchte. Nicht zufällig stand er neben Kennedy, als der seinen berühmten Satz sagte: »Ich bin ein Berliner.« Schließlich reiste Brandt für Deutschland als Außenminister um die Welt und später als Regierungschef. Seine persönlichen Alkoholprobleme brachten eine unerlöste, aber immer noch jovische Komponente in sein Leben. Möglicherweise trank er sich die harte Welt, die er erlebte, weicher und schöner. Jedenfalls hinterließ er sie schöner und offener, als er sie betreten hatte.

Der Polit-Philosoph Friedrich Engels war ebenfalls Schütze und hatte sogar fünf Planeten in diesem Zeichen. Ihm ging es um gesellschaftliche Gerechtigkeit im höheren Sinn. Als Unternehmersohn engagierte er sich zusammen mit Karl Marx lieber für die Schwachen, als mit den Reichen seiner Herkunft zu paktieren. Sein eigenes Unternehmen und damit seinen Reichtum opferte er der Idee der Befreiung der Arbeiterklasse. Zusammen mit Marx verbrauchte er sein Erbe für beider Lebensunterhalt und stellte seine Lebensenergie ganz in den Dienst der Idee.

Den Schatten dieses Lebensprinzips erkennen wir in Gestalt von Nero, dem brutalen, skrupellosen römischen Imperator. Astrologisch hatte er in seinem Horoskop eine starke Jupiterbetonung. Dem Größenwahn verfallen, hielt er sich für den begnadetsten Dichter. Als rücksichtslosem, menschenverachtendem Despoten waren ihm Machtmissbrauch und die Verhöhnung der Religion eine ständige Freude. Für das Fanal einer einzigen Nacht ließ er Rom, seine eigene Hauptstadt, anzünden und in Flammen aufgehen.

Feuilleton

Unter dem großzügigen Jupiterprinzip geht es Kunst und Kultur traditionell gut. Große Musiker wie Beethoven schufen religiöse Werke oder jedenfalls solche, die beinahe religiöse Macht über die Zuhörer gewannen und alle kommenden Zeiten überdauerten wie die 9. Symphonie. Beethoven bereicherte die Welt mit gewaltigen, unvergänglichen Klangmustern, zum Beispiel dem berühmten »Freude schöner Götterfunken«, das in jeder Note, aber auch in jedem Wort Jovisches atmet. Obwohl im Alter ertaubt, hörte er nicht auf, der Welt jene große Musik zu schenken, die er innerlich weiter hörte. So wird selbst in seiner tragischen Ertaubung noch ein jovischer Weg von außen nach innen deutlich. Auch die Art, wie sie die Menschen erhebt, macht seine Musik jovisch und göttlich.

Nicht unähnlich ist Hector Berlioz, dessen Stücke so gewaltig und manchmal pompös sind, dass sie bis heute schwer aufführbar bleiben. Orchester dieser von Berlioz und seinen Werken geforderten gewaltigen Dimension sind in der Praxis annähernd unbezahlbar. Auch der großen Oper, mit prächtiger Ausstattung, ist das Jupiterprinzip zugetan.

So ist auch die Musik Richard Wagners hier einzuordnen. Bis heute ist Bayreuth, sein musikalisches Stammhaus, ein Muss für alle Wagnerianer, auf deren Zahl der Meister der Vertonung germanischer Mythen posthum und im Gegensatz zu weniger schützehaften Komponisten vom Himmel hoch besonders stolz sein kann. Das Festspielhaus von Bayreuth lebt allerdings in seiner Altbackenheit nur noch von der Tradition. Moderne Hinterteile lässt es völlig ungepolstert über in der Länge exzessiv ausufernder Opern darben. Das übersteht man am besten mit dem zur Pause gereichten Champagner. Bayreuth ist ein Erlebnis, das viele Kunstfreunde nicht missen möchten und dem manche geradezu religiöse Qualität zugestehen. Wenn man für einen Abend dazugehört, gehört man einfach anders dazu. Und um in Deutschland wirklich dazuzugehören, sollte man sich dort sogar öfter sehen lassen. Im Übrigen ruinierte Wagner mit seinen jovisch ausufernden Opernvorstellungen und -wünschen den bayerischen Märchenkönig Ludwig in so gewaltigem Ausmaß, dass er dessen politisches Ende deutlich beförderte.

Ein moderner Meister bombastisch jovischer Klangerlebnisse ist der schon erwähnte Vangelis, der die modernen Möglichkeiten elektronischer Musik großzügig und ohne jede falsche Bescheidenheit nutzt, um gewaltige Musikwerke zu erschaffen, die wohl selbst die jovischen Altmeister erstaunt hätten.

Der Gedanke der Symphonie, des Zusammenklangs aller Instrumente und Musiker in einem großen Ganzen, das mehr ist als die Summe seiner Teile, ist schon an sich jovisch, weshalb alle großen und großartigen Symphonien und Klangwerke hierher gehören.

In der bildenden Kunst ist an Gustave Moreaus Gemälde »Jupiter und Semele« zu denken.

In der Baukunst sind beim Jupiterprinzip sämtliche religiösen Bauten und damit alle Kirchen und Synagogen, Tempel und Moscheen, Dome und Kathedralen anzuführen und natürlich die größten und gewaltigsten, aber vor allem auch die wichtigsten: vom Petersdom zur Kaaba, von der Klagemauer bis zur Hagia Sophia, von den großen Moscheen arabischer Hauptstädte bis zum Felsendom in Jerusalem. Auch der bayerische Barock gehört mit seiner oft als überladen empfundenen Üppigkeit zu Jupiter. Die vielgerühmte Wieskirche in Steingaden ist ein Beispiel dieser kirchlichen Baukunst. Dazu passt gut der ausgiebig dem Bier zusprechende, wohlgenährte Mönch mit dem typischen Bierbauch, um den die Kordel kaum herumreicht. Wenn er – wie in der Werbung einer Münchner Brauerei – rund und gesund mit überschäumendem Bierkrug in der Hand auf einem überdimensioniert langen viersitzigen Tandem bequem Platz gefunden hat, sozusagen auf dem Lenker- und Chefposten, ohne Pedale selbstverständlich, und vor ihm strampeln sich drei kleine, dünne Schwestern ab, stimmt die jovische Welt, die auch eine sehr katholische ist. Sein ist dann eine große Gnade.

In der profanen Baukunst sind entsprechend die höchsten und gewaltigsten Bauten Jupiter zuzurechnen, dazu als berühmteste Brücke die Golden Gate, die als goldenes Tor und rotleuchtendes Bauwerk zwei Städte und Welten verbindet.

Unter den Prominenten treffen wir beim jovischen Lebensprinzip Walt Disney, der seinen Traum einer Kinderwelt in die große Welt pflanzte und dort gewaltig wachsen ließ. Seine Idee gedeiht sogar posthum weiter und erfreut die kleinen Kinder überall und das innere Kind in jedem. Dabei hatte Disney anfangs bei seinem schwierigen Start wirklich nur den Glauben (an sich) – typisch für eine jovische und amerikanische Erfolgsgeschichte. Als Zeichner von Daumenkinos wurde ihm von einem cleveren Geschäftsmann die mit einem Kaninchen verbundene Idee gestohlen. Statt zu klagen, fand Disney jene Maus, die als Micky immer Glück hat und sich und ihm ein Weltreich schuf.

Disneys Entwurf war so einfach und genial wie Mickymaus: eine heile Kinderwelt, in der Glück und Freude herrschen, und das Ganze projiziert auf seine spießige heimatliche Kleinstadt, die er in jedem Disneyland und in jeder Disneyworld bis nach Paris nachbauen ließ. Diese Idee erfuhr weltweite Verbreitung und ließ ein Imperium der Unterhaltungsindustrie entstehen, das Disney enormen Reichtum bescherte. Dieser unglaubliche Erfolg gründete auf seinem Organisationsgenie und seinem Traum, an dem er immer festhielt. Die äußere Welt folgte seinem Traum und seinem im wahrsten Sinne des Wortes welt(en)bewegenden Satz: »If you can dream it, you can do it.«

»Non, je ne regrette rien«, das ist nicht nur der Titel des berühmtesten Chansons von Edith Piaf, es war auch ihr jovisches Lebensmotto: »Nein, ich bedauere nichts.« Der große Bogen ihres nicht langen, aber erfüllten Lebens spannte sich von tiefster Armut und Krankheit bis hin zu einem luxuriösen Leben voll Ruhm und Erfolg. Unersättlich war ihr Hunger nach Leben, Liebe und Genüssen jeder Art. Sie forderte, förderte und wurde gefördert von den Großen der Bühne. Nach jedem Rückschlag stand sie voll Hoffnung und Optimismus wieder auf. »Das Leben ist wundervoll. Es gibt Augenblicke, da möchte man sterben. Aber dann geschieht etwas Neues, und man glaubt, man sei im Himmel«, so ihre Worte.

In der spirituellen Szene, in der Jupiter immer dabei ist, begegnete uns Bhagwan-Osho bereits als unfreiwilliger Weltreisender. Als Guru und spiritueller Lehrer war er ein Meister der Synthese. Die Erleuchtung fand ihn früh, und für einen im Zeichen Schütze Geborenen nicht untypisch, als er in einem Baum saß. Ob Yoga oder Rebirthing, zur Not versah er es mit der Vorsilbe »Neo« und gliederte es in sein System und seinen Ashram in Poona ein. Dort lebte er luxuriös auf einem schönen Parkgrundstück und in einem von mächtigen Rolls-Royce-Aggregaten extrem heruntergekühlten Marmorpalast mit bildschönen Begleiterinnen und einigen bevorzugten, ergebenen Schülern. Was es an Meisterwissen, Religionslehren und spiritueller Philosophie auf der Welt gab, das integrierte er auf beeindruckende Weise in seine Lectures, die allein aufgrund seiner Rhetorik ein Hochgenuss waren. Mit gewinnendem Humor aufgelockert, sprach er völlig (fehler)frei und druckreif, was zu einer Fülle an Büchern führte, von denen keines aus seiner Feder, aber alle aus seinem Mund stammten.

Der Schatten Jupiters trat bei Osho als Projektionsleidenschaft deutlich hervor. Seine vielfältigen Krankheitsbilder wie Allergien, Diabetes und Rückenprobleme machte er zum Problem seiner Anhänger. Diese hatten alles zu meiden, was bei ihm allergische Reaktionen auslösen könnte, und mussten sich erst von zwei Damen abschnüffeln lassen, bevor sie den Raum (Buddha-Hall) betreten durften, wo er lehrte. Die in den Allergien verkörperten Aggressionsprobleme zeigten sich auch hin und wieder in seinen abfälligen Stellungnahmen, vor allem zum Islam, den er ebenso wenig schätzte wie Mutter Teresa. Die im Diabetes deutlich werdende Liebesproblematik hatten seine Anhänger in entsprechenden Tantragruppen zu bearbeiten. Soweit ich es miterlebte, hat es niemandem geschadet, aber vielen genutzt.

In einer seiner neunundneunzig Rolls-Royce-Limousinen – in Wahrheit soll er es »nur« auf etwas über achtzig geschafft haben – ließ er sich das kleine Stück von seiner Marmorvilla zur Buddha-Hall chauffieren und zelebrierte seinen Einzug in jovischer Weise. Phasenweise soll er mehr als eine Rolex-Uhr getragen haben und dürfte auch damit sowohl sein Schütze-Muster gelebt als auch seine Anhängerschar bewusst provoziert haben.

In Poona gab es aufgrund seiner Überzeugungskraft und einer gewissen Überheblichkeit leider auch so gravierende Dinge wie Sterilisation ganz junger Mädchen, um dem Gebot der freien Liebe besser nachkommen zu können und keine hinderlichen Kinder zu zeugen. Dazu kontrastierte sein scharfer und trotzdem integrierender Intellekt, der eine unglaubliche Synopsis des gesamten spirituellen Gedankengutes in seinen vielen Zuhörern heraufbeschwor und Weisheit durchscheinen ließ. Er starb früh und war vorher leider noch lachgasabhängig geworden, wie der Film Der Guru seiner ehemaligen Vertrauten Sheela und seines Leibwächters enthüllte.

Am selben Tag wie Osho, dem 11. Dezember, wurde mit Thorwald Dethlefsen ein weiterer Schütze geboren, der die spirituelle Szene des deutschen Sprachraumes prägte wie Osho die internationale und den ich mit seinen jovischen Qualitäten noch sehr viel direkter und näher erlebte. Thorwald Dethlefsen, dessen Vorname ihn schon jovisch bestimmte, verfügte über eine ähnlich überragende Rhetorik wie Osho und analysierte auf ebenso hohem Abstraktionsniveau die schwierigsten Themen der Lebensphilosophie. In seinem Umfeld schuf er ein Klima des Wachstums und des Enthusiasmus, sich mit den letzten und höchsten Themen des Entwicklungsweges zu beschäftigen und sich auf diesen einzulassen. Mit der Entwicklung der Reinkarnationstherapie auf der Basis der hermetischen Philosophie gelang damals ein großer und wesentlicher Schritt zur spirituellen Psychotherapie. Mit Krankheit als Weg legten wir zusammen – er aus der Theorie der hermetischen Philosophie und ich von der ärztlichen Seite und aus der praktischen Erfahrung mit Patienten – die Basis der Krankheitsbilder-Deutung, die dabei ist, die Welt zu erobern und heute bereits in fünfundzwanzig Sprachen vorliegt.

Geistig war Dethlefsen immer der Erfüllung im spirituellen Sinn zugetan, körperlich aber der Fülle mit viel Freude am Genuss. Er war stolz darauf, in seinem ganzen Leben keinen Meter gerannt zu sein und den Turnunterricht immer großzügig boykottiert zu haben, was sich in einer jovischen Figur niederschlug. Seine Lehrer tolerierten dies, da er ihnen ebenfalls entgegenkam und als Schulsprecher sein Gymnasium aus der Studentenbewegung der 68er-Jahre fast im Alleingang heraushielt. Als Anhänger elitärer Bildung und großer Freund von Hierarchien liebte er sowohl amerikanische Straßenkreuzer als auch die Auseinandersetzung mit den höchsten Dingen.

Ein Schütze-Aszendent charakterisiert auch den 16. Dalai Lama. Aus dem Unsteten des Flüchtlingsdaseins hat er eine Tugend gemacht und verbreitet auf seinen vielen Reisen, die ihn auch im fortgeschrittenen Alter noch immer unterwegs sein lassen, weltweit seine buddhistische Lehre der Weisheit und Barmherzigkeit sowie das Anliegen seines Volkes. Mit seiner Toleranz und Weitsicht, seiner Güte und Großzügigkeit, seiner Weisheit ist er ein wunderbares Beispiel für jovische Tugenden, angefangen vom Vertrauen in die Schöpfung bis zur gelebten Freude. All das machte ihn – laut Umfrage in Deutschland – zum beliebtesten Religionsoberhaupt der Welt.

(Arche-)typische Problemketten

Maßlosigkeit und Unbescheidenheit

Das Anliegen des Jupiterprinzips, das rechte Maß zu finden, gelingt heute immer weniger Menschen, wie wir schon den Figuren ansehen. Von der Mode mit dem dürren Ideal der Magersüchtigen gequält, geraten die meisten – und zunehmend nicht nur Frauen – in die Überfülle. Die Fettsuchtseuche, von der WHO bereits als die entscheidende Bedrohung der Zukunft ausgemacht, ist jovisch, und zwar vom Material Fett bis zur dahinterliegenden Maßlosigkeit und dem gewaltigen Ausmaß des Themas. Daneben hat das Thema Essen und Einverleiben auch mit dem Stier-Venusprinzip zu tun, und die »schwangeren« Figuren erinnern an mondhafte Themen.

Maßlosigkeit zeichnet inzwischen viele Bereiche aus wie etwa den Finanzsektor, wo skrupellose Investmentbanker jedes Augenmaß verloren haben und sich in einem Ausmaß selbst bedienen, wie man es sich bislang nicht vorstellen konnte. Sie investierten vor allem in sich und ihr Ego und schaufelten sich verantwortungslos die eigenen Taschen voll. Ihre Maßlosigkeit und Gier hätten fast das Ende unseres Wohlstandes gebracht.

Die Maßlosigkeit im Massentourismus hat schon viele der schönsten Landschaften in für Einheimische kaum noch bewohnbare Touristenwüsten verwandelt. Wahre Völkerwanderungen setzen sich zu jedem Ferienbeginn in Bewegung, und kaum kommt einmal etwas dazwischen – wie die isländische Vulkanaschenwolke –, stranden Millionen. Das Chaos bricht aus, und in den Massenblättern wird eine Projektionslawine auf der Suche nach Schuldigen losgetreten. Die einfache jovische Lösung liegt in mehr inneren Reisen in das fast unbekannte Seelenland und einer Reduzierung der äußeren touristischen.

Mit dem Massenkonsum von immer mehr unbekömmlicher, sprich tierischer, zu eiweißhaltiger und zu fetter Nahrung ruinieren wir mutwillig unsere Gesundheit. Obendrein versündigen wir uns an den Tieren und unserer Seele, indem wir mit dem Fleisch – über die Neurotransmitter und Hormone – die unvorstellbare Qual bei Aufzucht und Mast und die unerträgliche Angst vor der Schlachtung unbewusst mitessen. Und wir versündigen uns an all denen, die aufgrund dieser unserer Unbescheidenheit in Ernährungsdingen hungern. Aber ganz abgesehen von der damit verbundenen ungeheuren Materialverschwendung hat sich der Großteil unserer Politiker und der Bevölkerung an dieses Zuhälter-Verhältnis zu den Ländern der sogenannten Dritten Welt längst gewöhnt. Auch an unserer Erde, die nicht nur in unvorstellbaren Bergen von Mist und Abfall erstickt, sondern durch diese Misswirtschaft auf der Ernährungsebene immer tiefer in die Klimakatastrophe rutscht und sich weiter aufheizt, vergehen wir uns ohne Augenmaß.33

Heilige Kriege

Der Heilige Krieg, von der esoterischen Strömung einer jeden Religion als Auseinandersetzung mit dem eigenen Ego gedacht, entgleitet immer häufiger auf äußere Ebenen. Religionskriege vor wirtschaftlichem Hintergrund wie den Nordirlandkonflikt oder die Balkankriege sind wir fast gewohnt. Aber zunehmend kommen wirkliche Religionskriege auf, bei denen allein die Weltanschauung im Mittelpunkt steht.

Doch die Kriege der Taliban und erst recht der islamistischen Terroristen in aller Welt, ob im Irak oder auf den Flugplätzen der Welt, gehorchen anderen, pervertierten religiösen Regeln. So müssen die üblichen Abwehrmaßnahmen scheitern, wenn das Sterben zum Ziel und Verdienst wird, weil den jungen unbedarften Terroristen ein Direktflugticket ins Paradies voller verfügbarer Jungfrauen oder in den siebten Himmel garantiert wird.

Diese pervertierten Heiligen Kriege gewinnen immer mehr Einfluss über unsere Welt in dem Maß, wie die innere Religiosität überall zurückgeht oder auf primitiven Ebenen von Demagogen und religiösen Hetzern missbraucht wird.

Wachstum auf gefährlicher Ebene: Krebsgeschwüre

Betrachten wir das Wachstumsproblem unserer Welt, finden wir darin einen Schlüssel zum Krebsgeschehen und können erkennen, wie überall Wachstumsprozesse außer Kontrolle geraten. Wirtschaftliches Wachstum wird weltweit in der Politik als Allheilmittel begriffen, dabei bringt es uns ständig tiefer in Probleme. Offenbar erträgt unser Planet dieses ungebremste Wachstum nicht länger, das wir bisher vorgelebt haben und das in China nicht nur kopiert, sondern längst dramatisch überboten wird wie auch in Indien und einer Reihe weiterer sogenannter Schwellenländer wie Brasilien. Wir werden so als Menschheit zum Krebsgeschwür der Erde, die dieses ausufernde Wachstum so wenig erträgt wie ein einzelner Organismus ein sich massiv ausbreitendes Krebsgeschwür im Körperland.

Die erste Phase ist von aggressivem, also marsischem Wachstum getragen, die zweite von expansivem, also vom Jupiterprinzip bestimmtem Wachstum, das erst in der letzten autoaggressiven Phase des Krebsgeschehens zum Erliegen kommt. Somit ist Krebs im Wesentlichen ein Wachstums- und Jupiterproblem.

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in unserer Wohlstandsgesellschaft. Er befällt fast alle Regionen unseres Körperlandes, nur die Mitte des Herzens bleibt fast immer frei. Ähnlich treten wir der Welt mit jovischen Wachstumsansprüchen in fast allen Bereichen und fast nur auf körperlicher Ebene entgegen. Die Lösung ergibt sich hier in einem gesünderen Wachstum, das nicht nur die materielle Ebene betrifft, sondern wesentlich die seelische einschließt und sich – im jovischen Sinn – bis in spirituelle Bereiche vorwagt. Bei Krebswachstum geht es um alles, und es muss folglich auch auf der seelischen Ebene um alles gehen.

Die Zellen sinken auf das Niveau eines gnadenlosen Egotrips. Sie überblähen ihren Kern als Symbol des Ichs und setzen auf ungebremste Teilung und ebensolches Wachstum. Die erlöstere Ebene davon ist der offensive Weg der Selbstverwirklichung sowie Wachstum auf geistig-seelischer Ebene und mit Perspektive in spirituelle Dimensionen.

Überzogener Optimismus

Der naive Optimismus, wie wir ihn von Politikern kennen, die unrealistische Hoffnungen wecken, um wiedergewählt zu werden, ist ebenfalls ein jovisches Problem. Deutlich wird es, wenn sie etwa Kernkraft als Brückentechnologie verkaufen, was in Wirklichkeit in eine extrem gefährliche Sackgasse (Saturn) führt, oder wenn sie die Klimakatastrophe optimistisch relativieren, die Gefahren durch Fehlernährung und Massentierhaltung herunterspielen und uns eine zu optimistische Einschätzung der Weltsicht bieten, um sich besser zu verkaufen. Letztlich sind wir damit verkauft und verraten.

Ähnliches geschieht in der spirituellen Szene mit dem Verkauf von Schnellschussverfahren und Abkürzungen auf dem Weg zur Erlösung im Sinne von positivem Denken und Affirmationsakrobatik. Aber wie in der Politik will sich offenbar eine große Mehrheit auf solche Umwege (ver)führen lassen. Schon zu Voltaires Zeit muss das ein Thema gewesen sein, jedenfalls widmet er ihm seinen Roman Candide oder Der Optimismus.

Der Direktflug ins Licht ist in keiner Religion beschrieben und scheitert auch in der Esoterikszene immer wieder und in jedem Fall. Zur Höhe gehört einfach auch Tiefe, zur Erleuchtung die Integration des Schattens. Das Jupiterprinzip ist dazu prädestiniert, diese Synthese zu schaffen.

Medizin

Jovische Orte im Körperland und ihre Krankheitsbilder

Auf Körperebene gehören die Hüften und Oberschenkel zu Jupiter und damit das Hüftgelenk als unser größtes Gelenk und der Gluteus maximus als größter und stärkster Muskel. Die damit verbundenen Themen sind die Schritte und damit der Fortschritt, die Entwicklung, die uns vorwärtsbringt.

Mythologisch stammt Dionysos, der Gott des Rausches und der Ekstase, aus dem Oberschenkel von Zeus-Jupiter, das heißt aus dem jovischsten Bereich des Jovischen. Rausch und Ekstase, vor religiöser Begeisterung außer sich geraten und sich neue innere Räume öffnen, all dies darf als wichtiges Anliegen des Göttervaters gelten, der auch die notwendige Toleranz hat, jeden nach eigenem Geschmack glücklich werden zu lassen.

Wenn sich Hüftgelenke zunehmend verbrauchen, spricht dies für körperliche Überforderung bei zu geringen seelischen Fortschritten. Der Körper zeigt mit dem zerstörten, gleichsam verbrauchten Gelenk die übertriebene Anforderung an. Die Aufgabe ist, das Thema Fortschritt auf seelische und geistig-spirituelle Ebenen zu verlegen. Mit der rein funktionalen Therapie der Schulmedizin und dem routinemäßigen Auswechseln der beiden größten Gelenke werden Betroffene zunehmend zu einem Ersatzteillager auf jovischer Ebene. Solche Art von Ersatz nimmt den Druck von der eigentlich anstehenden Entwicklungsaufgabe. Dabei ist die Botschaft klar: Jede Bewegung, jeder Schritt tut den Patienten so weh, dass sie sich in der Schlussphase der Hüftgelenksarthrose kaum noch bewegen; sie hängen fest, haben sich tatsächlich festgefahren. Das Gelenk hat eine Art Kolbenfresser. Die Gelenkschmiere, das Öl im Getriebe, ist verbraucht, und die beiden Knochen haben sich ineinandergefressen. Dadurch erzwingt der Organismus gleichsam jene äußere Ruhe, die notwendig ist, um innerlich wieder Schritte zu machen und in Gang zu kommen, statt äußerlich in übertriebener Aktivität und Betriebsamkeit von der eigentlich geforderten Ebene und Aufgabe abzulenken.

Die Hüften als jovische Region, früher als Hinweis auf ein breites und damit gebärfähiges Becken durchaus geschätzt, sind heute völlig aus der Mode gekommen und werden von beiden Geschlechtern möglichst wenig gezeigt und dezent verhüllt. Das weist darauf hin, dass wir mit dieser Region, die keineswegs mehr aus- und damit einladend sein sollte, heute Akzeptanzschwierigkeiten haben, die mit unserer neuen Aversion gegen große Familien zusammenhängen. Wenn sich um die Hüfte, wie häufig beim weiblichen Geschlecht, auch noch Fettgewebe sammelt, ist das Unglück perfekt – jedenfalls aus Sicht der modernen Wohlstandsgesellschaft. Bei den Hereros, einem afrikanischen Volksstamm, gelten breite Hüften und ein Fettsteiß dagegen als das Nonplusultra und ein besonderes jovisches Glück. Dort setzt eine Mutter dann gern das Jüngste ihrer möglichst großen Kinderschar ab.

Bei uns aber hat das Fett als jovisches Material einen so gewaltigen Prestigeverlust zu beklagen wie die Hüften. Fett ist völlig out und gilt als schlimmster Feind der schlanken Model-Ranke, die sich ehrgeizig und unbelastet von jedem Ballast nach oben streckt. Das aber bezieht sich meist wieder nur auf Karriere und Gesellschaftsebenen und nicht auf die so viel zielführendere spirituelle Dimension.

Früher war Fett der geschätzteste Nahrungsteil; es hat mit Abstand den höchsten Brennwert. Fett formt unser Gesicht und natürlich unsere Figur, macht alles rund und weich und fließend – was einst überaus gefragt war, heute aber dem Zeitgeistideal zum Opfer gefallen ist. Fettpolster sind unser Speicher für schlechte Zeiten. Somit mästen wir uns offenbar heute weltweit und ziemlich übertrieben für sehr schlechte kommende Zeiten. Unsere frühen Vorfahren ließen noch Muskelfleisch für Fett liegen, heute sind Lowfat -Diäten angesagt. Wir werden aber trotzdem oder gerade deswegen immer fetter. Wer Erfüllung auf körperlicher Ebene sucht, wird leicht die Fülle des Fettes ernten und besonders in jovischen Bereichen wie Po, Schenkeln, aber auch dem Bauch, der nur überdimensioniert und bei Größenordnungen wie auf Gemälden von Rubens jovische Qualität erreicht.

Die verdrängte innere Fülle kommt heute über den Figurschatten genauso zurück in die Mitte des Interesses wie das Fett, das wir inzwischen auf allen Ebenen im Überfluss haben. Fast jeder bekommt so sein Fett auf der einen oder anderen Ebene ab. Früher hat man es Gefangenen vorenthalten, und es galt als schlimme Strafe, nur bei Wasser und Brot eingesperrt zu sein. Das Brot konnte so kaum rutschen, heute rutscht und flutscht es dagegen überall gewaltig. Selbst Gefangene und Soldaten sind bei der derzeitigen Fehlernährung mit zu viel Fett geschlagen.

Die Leber – Organ der Religio

In der römischen Antike nutzte man die Leber von geschlachteten Stieren zur sogenannten Leberschau, um Glück oder Unglück vorauszusagen. So warnte der Haruspex, der für die Leberschau zuständige Priester, Titus Julius Cäsar nachweislich vor Gefahr an den Iden des März (15. März), weil bei der Leber seines Stieres der Processus pyramidalis fehlte. Cäsar schlug die Warnung in den Wind und starb an besagtem Tag unter den Dolchen von Brutus und Co.

Mit der Leber hat es also etwas Besonderes auf sich. Sie ist unser Labor, und die Bandbreite ihrer Funktionen lässt sich gut mit der Ordensregel »Ora et labora« (»Bete und arbeite«) beschreiben. Sie ist unser größtes kompaktes Organ und das der Religio, weil sie uns über die Eiweißsynthese mit unserem Ursprung verbindet. Eiweiß, wie es uns Pflanzen und Tiere liefern und das unsere Formen und damit körperliche Individualität ausmacht, wird in der Leber in seine einzelnen Grundbausteine, die Aminosäuren, zerlegt und daraus unser völlig individuelles Eiweiß neu aufgebaut. Darüber hinaus verfügt die Leber über Energiespeicher in Gestalt der schnellen Einsatzreserve des Glykogen. Sie produziert wichtige Mittel zur Blutgerinnung, um also unsere Lebensenergie bei der Stange zu halten, ist unser größter Blutspeicher und noch vieles mehr.

Eigentlich färbt das Blut sie dunkelrot, aber wenn Jupiter in die Maßlosigkeit im Hinblick auf Essen, Alkohol oder andere Drogen geht, wird sie gelb vor Fett, das heißt, sie verfettet. Tatsächlich haben alle Übergewichtigen auch zumindest eine beginnende Fettleber. Der Prozess der Leberverfettung kommt in der Expansionsphase, der Zeit der anfänglichen Überforderung, zustande. Als jovisches Organ versucht die Leber, solch bedrohlicher Überlastung mit Wachstum zu begegnen. Das Ganze endet aber irgendwann in der Zirrhose, der irreparablen Schrumpfleber, obwohl die Leber sicher unser mit großem Abstand tolerantestes Organ ist. Diese unglaubliche Toleranz geht so weit, dass sie innerhalb eines Jahres komplett nachwachsen kann, wenn etwa bei einer Krebsoperation ihre eine Hälfte entfernt wurde. Außerdem reicht ihr bei Alkoholikern eine Wochenendpause der Abstinenz, um die in der Woche entstandenen Schäden immer wieder und über lange Zeit zu kompensieren.

Das Muster, über die Expansion in die nicht umkehrbare Schrumpfung zu geraten, ist gefährlich und auch in der Wirtschaft bekannt. Wie die Leber können sich Unternehmen übernehmen, zu schnell expandieren und sich genau daran ruinieren.

Heute geht es den modernen Lebern nicht besonders gut. Mit den empfindlichen Methoden der Elektroakupunktur findet man in so giftigen Zeiten, die so am Zuviel kranken, kaum noch eine Leber mit normalen Werten. Sind die schulmedizinischen Werte erst einmal erhöht, ist der Fall schon weiter fortgeschritten, und Zellen zerfallen bereits. Die Entzündung der Leber, Hepatitis genannt, hat heute Formen angenommen, die zwar der Öffentlichkeit weniger bekannt sind, aber bereits die Bedrohung durch Aids in den Schatten stellen. Und die Schulmedizin hat im Gegensatz zur Behandlung von Aids kaum wirksame Therapien für Hepatitis zu bieten. Es bedeutet, dass unsere aufflammenden Konflikte um Weltanschauungsfragen auch auf körperlicher Ebene außer Kontrolle geraten, nicht nur in den Ländern und Gesellschaften, wo sie in Form von Heiligen Kriegen eskalieren. Sie bedürfen geistiger Auseinandersetzung und eines großen, dem Jupiterprinzip angemessenen Einsatzes. Es fehlt also an marsischem Mut, der auf die religiöse, philosophische und weltanschauliche Ebene zu lenken ist, um hier Lösungen zu finden.

Jupiterenergie im Namen

Wer jovische Energie im Namen hat, sollte ihr auch gerecht werden, wie es sich etwa an Thorwald Detlefsen zeigte. Da hatte eine Mutter ihrem Sohn mit dem Namen gleich den Weg mitgegeben, und er passte wunderbar.

Wer den Namen Michael trägt, hat den entsprechenden Erzengel als Namenspatron und damit ebenfalls eine sehr jovische Aufgabe mitbekommen. Maximilian(e) führt im Namen das Programm, das Maximale aus sich und dem Leben zu machen, nahe dem jovischen Anspruch, immer das Beste zu wollen.

Es liegt auf der Hand, dass ein Name wie Kleopatra viel Anspruchsvolles, Schwieriges in sich trägt; dies ist aber Eltern durchaus nicht so klar, wenn sie nach einem Filmabend gleich das ganze Leben ihrer Tochter diesem Programm widmen. Dass Patrizia etwas Besseres ist und wohl auch versuchen wird, zeit ihres Lebens zu den besseren Leuten zu gehören, liegt bei diesem Namen, der früher für die ganze bessere Schicht der Patrizier stand, besonders nahe. Auch Yvonne, die Bogenschützin, ist ein Name des Jupiterprinzips.

Bearbeitung und Einlösung von Jupiterthemen

Alles, was zur Entwicklung und schließlich Reife beiträgt, ist günstig, um dem jovischen Lebenspinzip gerecht zu werden: Bildung zum Beispiel, die reifen lässt, Erfahrungen, die das bewerkstelligen; Reisen, die lehrreich sind wie Bildungsreisen, noch besser aber Pilgerreisen und idealerweise eine Verbindung von beidem. Alles, was die persönliche Sinnfindung und das eigene Wachstum fördert, ist hilfreich, um das Jupiterprinzip zu erlösen. Auf die sieben Entwicklungsstufen bezogen heißt dies Folgendes:

 

1. Es gilt als Erstes vor allem die Doppelmoral als Sackgasse zu erkennen und in der Angeberei die Notwendigkeit des Gebens zu sehen. Prahlsucht will unbedingt etwas anbieten und zum Leuchten bringen; es sollten jovische Themen gefunden werden, bei denen das lohnt. Hochstapelei zeigt, wie hoch jemand mit sich und seinem Leben hinauswill; er möchte einen hohen Turm bauen und übt schon einmal, indem er hochstapelt. Hier ist die Gefahr zu erkennen, die mythologisch im Turmbau von Babel bearbeitet wird und die der Volksmund mit »Hochmut kommt vor dem Fall« kommentiert. Quacksalberei verrät das Bedürfnis, zu heilen und Außergewöhnliches für die Gesundheit anzubieten. Scharlatanerie lässt diesen Wunsch für alle möglichen anderen Bereiche erkennen. Es sind die entsprechenden Fähigkeiten zu erwerben, die beides zu realistischen Möglichkeiten werden lassen. Im ersten Fall ließe sich ganz konkret der Heilpraktiker machen und das Studium der Zusammenhänge von Körper, Geist und Seele nutzen, um Neues zu entdecken und neue Lösungen zu finden. Letzteres sollte auch derjenige ins Auge fassen, der in sich Tendenzen zum Scharlatan entdeckt.

Unbescheidenheit bis zu Maßlosigkeit will zu den hohen Ansprüchen führen, die es auf dem Weg zu großen Leistungen anzuerkennen und anzunehmen gilt. Das Hinausschießen über jedes Ziel kann Mut machen, hoch hinaus zu zielen, entsprechend dem Motto: »Wenn du auf den Mond zielst und ihn verfehlst, landest du zumindest zwischen den Sternen.« Hohe Ziele zu wählen ist für einen jovischen Menschen immer sinnvoll. Wer auf den letzten Sinn zielt wie Faust, findet wenigstens den Sinn im eigenen Leben.

Verschwendungssucht zeigt das Bedürfnis nach Freigebigkeit und Großzügigkeit mit sich und anderen. Größenwahn kann durch die Wahl großer, herausfordernder Lebensziele und hoher Ansprüche an sich und sein Leben Befriedigung und Erlösung finden. Auswüchse und Krebsgeschwüre auf vielen Ebenen offenbaren die Sehnsucht nach gesundem Wachstum und Entwicklung. Ob in Onkologie oder im Finanzbereich – krankes Wachstum will gesunden, kurzsichtige Spekulation in Weitsicht übergehen.

 

2. Auf der nächsten Entwicklungsebene verrät die Sucht nach Anerkennung die Sehnsucht nach Großartigkeit, und es gilt, frühzeitig das Thema und den Lebensbereich zu finden, bei dem man sich beides durch entsprechend außergewöhnliche Arbeit und beeindruckende Leistungen verdienen kann. Immer höher, immer weiter, immer besser – das ist das Credo des Leistungssports, und es kann den Ehrgeiz junger Menschen beflügeln. Aber der Zentaur ist immer im Hinterkopf zu behalten. Letztlich geht es darum, den Geist über den Körper zu stellen und ihm seelisch Flügel zu verleihen. Das Bewusstsein soll das materielle Sein bestimmen.

In der Selbstgerechtigkeit wird das große Bedürfnis nach umfassender Gerechtigkeit deutlich, die man sich und anderen widerfahren lassen will. Moralische Überheblichkeit zeigt enorme Ansprüche an die eigene Moral und den tiefen, noch unbewussten Wunsch, große Aufgaben zu meistern und Schweres zu heben. Anmaßung atmet bereits unbewusst den Wunsch nach dem rechten Maß, ein so wichtiges und so schwieriges Thema für im Zeichen Schütze geborene und vom jovischen Prinzip geprägte Menschen.

Scheinheiligkeit verrät natürlich das hohe Ziel des Heils und den Wunsch, für sich selbst und andere zum Heiland zu werden. Sein Leben leuchten zu lassen und sich selbst und andere ins rechte und später in strahlendes Licht zu setzen, ist der tiefe Wunsch. Dieser lässt sich auch bei den einschlägigen Entgleisungen in der Esoterikszene noch erkennen. Blenderei findet ihre Erlösung in blendender Ausstrahlung und in blendenden Leistungen. Blendung entsteht, wenn Licht zu hell wird, das von einem selbst und dem eigenen Leben ausgeht.

In Heuchelei lässt sich die Chance erkennen, schon heute so zu leben, wie wir morgen sein wollen. Das Gefühl, nie genug zu bekommen, und die damit verbundene Unbescheidenheit können genutzt werden, sich eben nicht zu bescheiden und rasch zufriedenzugeben. Das heißt, die eigenen Ansprüche sollten aufrechterhalten, die Kinder- und Jugendträume weiterverfolgt und ein Fundament darunter gebaut und die Ideale bewahrt werden, um den eigenen Lebenshunger zu kultivieren. Unersättlichkeit verrät, wie schwer man zu befriedigen ist und welch hoher Anspruch gestellt wird. Es gilt, ihn mutig zu bewahren und an seiner Umsetzung mit Schwung und Elan zu arbeiten – bei dem Versuch, dem Hunger auf Bildung, Leben und anderem gerecht zu werden.

Völlerei heißt auf der ungeschickt niedrigen Ebene des Körpers, mehr aufzunehmen, als einem und der eigenen Figur und Gesundheit guttut. Sich zu nehmen, was man braucht, bleibt aber richtig. Es gilt nur in der Symbolkette des Jupiterprinzips herauszufinden, was es wirklich ist und auf welcher Ebene. Anschließend sollte der Mut aufgebracht werden, davon auch genug und vielleicht sogar im Überfluss zu nehmen. Aus Überfluss lässt sich dann leichter weitergeben und zum Gönner, Geber und Mäzen werden.

Fettsucht ist übersetzt die Suche nach dem Jovischen. Es ist allerdings eine entwickeltere Ebene zu finden und vom Körper zum Geist fortzuschreiten. Wenn der Geist vor Ideen und Bildern überfließt und sich immer mehr ausweitet, besteht die Chance, dass diese Bildung in Weisheit übergeht.

Arroganz ist die Anmaßung, etwas Besseres zu sein. Im buddhistischen Sinn ist das mit der Inkarnation als Mensch bereits gegeben. Daraus könnten Dank und Verpflichtung erwachsen. Es ist die Verpflichtung zu erkennen, möglichst das Beste aus sich zu machen und sich ständig in diese Richtung zu entwickeln. Kritiklosigkeit bedeutet im erlösten Sinn völliges Annehmen dessen, was ist. Byron Katies Programm Lieben was ist bringt hier eine wundervolle Lösung.34

 

3. Die dritte Entwicklungsebene deutet mit intellektueller Arroganz die Chance an, sich vom bloßen Wissen Richtung Weisheit zu entwickeln und über Wissenserwerb Bildung zu erlangen. Dies geschieht, indem sich Wissen mit Lebenserfahrung zu inneren Bildern, Symbolen und Mustern zusammenfügt und schließlich aus Detailwissen Zusammenhänge deutlich werden. Das Abstraktionsniveau wächst, und aus vielen Bäumen entsteht der Wald. Sich vom Detail zum Zusammenhang zu entwickeln ist der Weg vom Zwillinge-Merkurprinzip zum Schütze-Jupiterprinzip. Die jovische Schütze-Aufgabe ist es, aus den vom Gegenzeichen Zwillinge angelieferten Details eine Synthese zu schaffen, denn unter dem Jupiterprinzip ist man auf der Suche nach dem Sinn hinter allem.

Der Versuch, das Paradies auf Erden zu verwirklichen, bleibt schwer, aber es ist wundervoll, ihm im jovischen Sinn äußerlich immer näher zu kommen, um es innerlich zu verwirklichen. Hier ist die Gefahr des Jupiterprinzips, dass man sich in hohen Ansprüchen an das Außen erschöpft und schließlich verliert, so dass das Innere und Eigentliche auf der Strecke bleibt. Egoistische Expansion findet ihre Lösung in der Ausweitung des Selbst und der Erkenntnis, in allem zu sein und alles auch in sich zu tragen. Die mystische Erfahrung Meister Eckharts macht das deutlich, wenn er sinngemäß sagt, wenn der Mensch in den Spiegel schaue, betrachte Gott sich selbst. Von ihrem Niveau aus erkannte die Inquisition daran Anmaßung und Gotteslästerung, von des Meisters Entwicklungsstufe her gesehen, war es die Ausweitung seines Selbst auf alles.

Maßloses Übertreiben zeigt den Wunsch, das rechte Maß zu finden, und die Gewissheit, noch nicht so weit zu sein. In der Übertreibung lässt sich die Aufforderung sehen, die Entwicklung weiterzutreiben, auch über das Ziel hinaus, in der Hoffnung, es so wenigstens irgendwann zu erreichen. Angemaßte Unfehlbarkeit ist der scheiternde Versuch, einen Zustand der Makellosigkeit zu spielen. Hier wäre es wundervoll, daraus ein Ritual zu machen und die Vervollkommnung als erlöste Stufe bewusst zu wählen, um immer vollkommener zu werden. Wenn der Papst ex cathedra, also mit dem Anspruch der Unfehlbarkeit spricht, sollte er sich dieser Verantwortung erstens bewusst sein und zweitens versuchen, ihr gerecht zu werden. Sonst kommt es zu der leidigen Situation, die ein alter Freund und Theologe mit den Worten kommentierte: »Schade, da hat der Heilige Vater wieder mal keinen Gebrauch von seiner Unfehlbarkeit gemacht.« Unfehlbarkeit und Perfektionismus sind als Schritte auf dem Weg der Vervollkommnung bis zur Vollkommenheit zu erkennen, und man sollte sich kleine Fehler bewusst erlauben, da das Vollkommene Gott allein zusteht. Etwa wie die orientalische Teppichknüpferin einen kleinen Fehler einarbeitet, weil sie sich dieser Gefahr der Anmaßung göttlicher Unfehlbarkeit bewusst ist.

Elitedenken wird zur Chance, wenn die Ebene hoch genug gewählt wird. Das Ziel, zur geistigen Elite zu gehören, kann zum wunderbaren Sprungbrett für Entwicklung und Vervollkommnung werden. Sie nimmt den anderen nichts weg, sondern liefert im Gegenteil Vorbilder. Die Angst, Schwäche und Kleinheit zu zeigen und bloßgestellt zu werden, lässt sich durchschauen, und die Chance kann ergriffen werden, in die eigene Enge einzudringen, um darin Weite zu finden, in der Schwäche durch ihre Annahme zu erstarken und an der Kleinheit zu wachsen. Pauschalierung kann als Übertreibung eigentlich sinnvoller Abstraktion, die nur zu weit geht und vor lauter Wald gar keinen Baum mehr erkennt, durchschaut werden. Ihr Ziel ist, Eindruck zu machen wie auch bei der Angeberei, die eigentlich geben will, nur die richtigen geistigen Geschenke noch nicht gefunden hat. Beim Protzen wird das noch deutlicher.

Schwülstigkeit entsteht durch den Versuch, sprachlich Eindruck zu schinden. Wird das durchschaut und umgewandelt in die Wahl wirklich wesentlicher Themen und treffender Worte, wird der Eindruck noch tiefer. Überzogenes Pathos will das Wichtige betonen und herausstellen, findet nur noch nicht das richtige Wichtige und die richtigen Worte, die wirklich richten, treffen und vor allem berühren.

In der Genusssucht verbirgt sich urprinzipiell die Suche nach Lebensgenuss und der Wunsch, Erfüllung zu finden. Die moderne Fun- und Freizeitgesellschaft, die immer neue, immer extremere Thrills hervorbringt, liefert dazu zahllose Beispiele. Doch auf dieser Ebene, die keine Chance auf Verwirklichung bietet, zeigt sich keine Lösung. Es ist eine Ebene zu finden, die echte Chancen bietet, dieses hohe Ziel umzusetzen. Sie muss folglich die Form mit dem Inhalt verbinden und Sinn und damit ansatzweise auch die spirituelle Dimension mit anklingen lassen.

 

4. Die vierte Stufe bietet Gelegenheit, vom Missionieren und der damit verbundenen Begeisterung zu tieferer Gläubigkeit zu gelangen, die an erster Stelle in einem selbst zu finden ist. Projektion ist als Chance zu durchschauen. Es gilt zu erkennen, dass man überall immer nur sich selbst sehen kann – in allem, was draußen scheitert und glückt. Hier ist das Polaritätsgesetz im Hinblick auf das eigene Leben übend zu erkennen. Wichtigtuerei wandelt sich jetzt dahin, sich und die eigene Entwicklung wichtig zu nehmen und mit der anderer zu verbinden. Aus der Überblähung des Ich wird Wachstum Richtung Selbst. Hedonistische Genusssucht geht über in Großzügigkeit und die wachsende Lust, zu schenken, einzuladen und zu geben – sich und was man zu bieten hat. Die Sinnsuche wird ergiebig, und der gefundene Sinn berührt im Herzen und will weitergegeben werden. Während man anderen eigene Erfahrung und Einsichten übermittelt und vorträgt, erzählt man dies auch sich selbst, entsprechend Richard Bachs Erkenntnis: »Du lehrst am besten, was du gerade lernst.« Auf dieser Ebene muss gelernt werden, anderen nichts zuzumuten, was man selbst nicht möchte, im Sinne Kants oder der Volksweisheit: »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.« Äußere Reisen verbinden sich zunehmend mit inneren Erfahrungen; sie erweitern den Horizont des Wissens, aber auch den seelischen der Erfahrung und den geistigen bezüglich des Lebenssinns. Die Welt wird zum Muster, dessen Zeichen als Symbole erkannt werden, die Sinn ergeben. Vom Sendungsbewusstsein, das sich mit Philosophie verbindet, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Finden der eigenen Lebensaufgabe, die, freudig angenommen, mit Symbolkenntnis und Verständnis für Muster viel erfolgreicher umgesetzt werden kann.

Humor wird zu jenem Saft, der Freude ins Leben fließen lässt und zu begeisterter Lebensbejahung führt, die es einem selbst und anderen ungemein erleichtert, im Strom des Schicksals mitzufließen und seiner eigenen Bestimmung immer näher zu kommen. Der Witz des Lebens wird deutlich und verbindet sich mit seinem Genuss. Optimismus geht nun weit über banales Positivdenken hinaus und integriert den Schatten im Wissen um seinen Wert für jede Entwicklung.

 

5. Auf der nächsten Ebene hat der Wunsch nach innerem Wachstum den nach äußerem abgelöst. Entwicklung und geistige Expansion rücken in den Mittelpunkt und richten sich nach den höchsten und einem selbst zugleich im tiefsten Sinn entsprechenden Zielen. Wachsender Gerechtigkeitssinn sucht das Rechte und Wahre für alle – etwas, das allen gerecht wird – und so den tieferen Sinn des Ganzen. Überzeugungskraft und Begeisterung lassen die Geistfunken der eigenen Lebensphilosophie auf andere überspringen, ohne zu missionieren. Lebensbejahender Optimismus führt zu erfüllenden Erfahrungen und wirkt ansteckend. Das rechte Maß wird immer sicherer erkannt und umgesetzt. Reife und integrierte Erfahrung führt zu Glück und dem Gefühl, auf dem richtigen, dem eigenen Entwicklungsweg zu sein.

 

6. Auf den beiden letzten Stufen wachsen die Fähigkeiten zu Synthese und Überblick weiter und verbinden sich mit der Zielorientierung im Hinblick auf Lebensglück und Religio. Toleranz wird immer selbstverständlicher und prädestiniert zum geistigen Brückenbauer zwischen den Welten. Schulmedizin und Naturheilkunde, Körper- und Seelenmedizin wollen vereinigt werden. Es geht darum, Ein-Sicht zu vermitteln und weiterzugeben. Bildung will in Weisheit münden, Gläubigkeit in tiefe Religiosität.

 

7. Schließlich verbindet sich tiefes Vertrauen in die Tiefen und Höhen des Lebens mit vollkommenem Über- und Weitblick. Oben und Unten finden zusammen, umfassender Sinn offenbart sich in tiefer Weisheit.

Meditationen, Therapien

Beim jovischen Lebensprinzip kommen all jene Meditationen in Frage, die den Weg zu höherer Erkenntnis vermitteln wie besonders Jnana-Yoga. Auch alle Lichtimaginationen, bei denen sich Übende ein Licht im dritten Auge, im Herzen oder über dem tausendblättrigen Lotos, dem Kronen-Chakra, aufgehen lassen, sind passend.

Tai Chi mit seinen meditativen weiten Bewegungen kann jovischen Bewegungsvorlieben entsprechen. Übungen wie das Bogenschießen sind als Ritual sinnvoll. Den großen Bogen herauszuhaben ist ebenso ein Jupiterthema wie der Traum vom großen Wurf, den zu landen alle Probleme auf einmal lösen würde.

Bei Therapieformen ist an energetische, sportliche zu denken wie Bio-Energetik oder Laufen als Ausgleichstherapie. Letztlich sind vor allem Therapien passend, die den Bogen von körperlichen über seelische bis in spirituelle Welten spannen wie vor allem die Reinkarnationstherapie, die den Bogen weiter spannt als alle anderen und über viele Inkarnationen natürlich den weitesten Überblick ermöglicht. Wer viele Lebensbögen überblickt, gewinnt den besseren Weit- und zugleich viel tieferen Einblick. Dabei geht es letztlich um Befreiung und Erleuchtung, und so ist das Ziel auch am höchsten und wird jovischen Ansprüchen am besten gerecht.

Rituale

Das Jupiterprinzip vermittelt den tiefsten Zugang zum Ritual, damit ist ihm in unserer christlichen Kultur der Katholizismus viel näher als das Evangelische. Das Ziel besteht hier überhaupt darin, das Leben zu einem bewussten Ritual zu machen und die äußere Form jeweils mit innerem Sinn zu verbinden. In diesem Sinne gehören alle Rituale zum Jupiterprinzip. Besonders ist aber an solche zu denken, die Brücken schlagen, etwa ökumenische Gottesdienste, oder die Verbindungen zwischen verschiedenen Seinsebenen stiften.

Eine gute Möglichkeit für Sport- und Bewegungsbegeisterte – und die meisten im Zeichen Schütze Geborenen oder jovisch betonten Menschen gehören dazu – besteht darin, Bewegung mit innerem Sinn zu verbinden. Das heißt zum Beispiel, beim Waldlauf die Ruhe des Waldes oder die Vitalität und Kraft der Bäume mit einzuatmen oder sich vom stetigen, stillen Wachsen des Waldes inspirieren zu lassen. Das meint auch, beim Schwimmen innerlich zu einem Wasserwesen zu werden und sich wirklich wie ein Fisch im Wasser zu fühlen, dabei bewusst in die Seelenwelt einzutauchen, die Wasser immer auch repräsentiert.

Jedes Gebet kann zu einem Ritual werden und so innere Aufladung und Vertiefung ermöglichen. Die vielen Rituale etwa im Vajrayana-Buddhismus sind dem Jupiterprinzip so nahe wie die katholischen.

Bewegung und Sport

Wie beim Sonnenprinzip kommen prestigeträchtige Individualsportarten in Frage wie Golf, wobei hier der große Schwung, den man heraushaben sollte, noch zusätzlich für Jupiter spricht. Sonst gehören die klassischen olympischen Sportarten und die Olympischen Spiele als Ganzes zu diesem Lebensprinzip. Würde beim Diskus- oder Speerwerfen noch an den großen Wurf gedacht, den es zu landen gilt, wäre das ein zusätzlicher Anreiz. Entsprechendes gilt für eine Disziplin wie Weitsprung.

Reiten ist schon durch die Beziehung zum jovischen Pferd geeignet. Man ist hoch erhoben über den Dingen und schaut auf die Welt herab, was jupiterbetonten Menschen nicht unangenehm ist und sie nicht nur wegen des besseren Überblicks mögen. Fast jede Art Pferdesport – vor allem Springreiten, bei dem man riesige Sätze machen kann – ist mit dem Jupiterprinzip verbunden. Ausnahme ist die Dressur, die zu viel Saturnines hat.

Das bereits erwähnte Bogenschießen ist natürlich auch ein idealer Sport im Zeichen des Jupiterprinzips und könnte über die sportliche Ebene noch weit hinauszielen, wenn es mit jenen Inhalten verbunden wird, die Eugen Herrigel in seinem Buch Zen in der Kunst des Bogenschießens vermittelt.

Musik

Wie bei den vom Sonnenprinzip geprägten Menschen kommt auch bei jovischen Naturen Triumphales gut an, wie es Vangelis komponiert. Vor allem aber ist dem Jupiterprinzip feierliche geistliche Musik und Kirchenmusik zuzuordnen.

Weiterhin gehört alle erhebende Musik aus dem Meditationsbereich und Ritualmusik wie etwa Einweihungsmusik zu Jupiter. Beispiel dafür ist jubelnde Meditationsmusik wie »Buddhist Chants« oder die »1000 Namen der Göttin«.

Auch der Klang großer Gospelchöre, zum Beispiel »Oh Happy Day«, bringt Jupiter nahe.

Genauso typisch ist das von Udo Jürgens komponierte »Aber bitte mit Sahne«: ein Lied wie ein Programm für Jupiter. Mit Schwung und Humor werden die Sahne- und Fettorgien unserer Ernährung besungen – vom Anfang bis zum erlösenden Ebenenwechsel ins Grab, in das sie vorzeitig führen.

Hobbys

Die Lieblingshobbys jovischer Menschen ergeben sich aus der Vorliebe für weite Reisen, große Entwürfe und die Sehnsucht nach Sinn. Reisen – besser noch Weltreisen und am besten an Bord luxuriöser, exklusiver Kreuzfahrtschiffe –, die Horizont und Weltsicht erweitern und mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenbringen, lassen jovische Herzen höher schlagen.

Die Suche nach Sinn legt das Philosophieren nahe, aber auch eine Vorliebe zu Vorträgen und Predigten, und das kann beides vom Hobby bis zu(r) Beruf(ung) und zum Nervensägen führen.

Sport ist hier ein großes Hobby – vom Laufen bis zu allem, was bei »Olympia«, der Heimat von Jupiter-Zeus, angeboten wird. Diesbezüglich ist die Auswahl gigantisch groß, was dem Jupiterprinzip ebenfalls entspricht.

Ein weiteres Hobby können Monumentalfilme wie Die zehn Gebote sein. Auch ein Leben als Wagnerianer und Anbeter der entsprechenden Opern oder als Fan von Musicals ist denkbar. Religiöse Kunst könnte gesammelt oder zum Beispiel in Form von Ikonenmalerei zum Hobby werden. Im Übrigen gefällt bei einer Jupiterbetonung eher plakative, großflächige Malerei, die sich nicht mit Details aufhält.

Sinnlichkeit, Erotik und Sex

Unter dem Einfluss des Jupiterprinzips ist der Mensch besonders vom Geschmackssinn im konkreten Sinn fasziniert und würde deshalb ein opulentes Essen als Vorspiel gelten lassen. Obwohl er sonst Geschmack hat, wovon er selbst völlig überzeugt ist, ist seine Vorliebe für alles Barocke bei anderen durchaus umstritten. Jedenfalls liebt ein jovischer Mensch das große Schauspiel, die aufwendige Inszenierung, und er kann einem rosenübersäten Himmelbett in einem besonders teuren Hotel durchaus etwas abgewinnen.

Er genießt Sex sehr, schließlich war Jupiter-Zeus, der zugehörige Gott, kein Kostverächter, sondern eher ständig auf Reisen in Sachen flächendeckender Verführungs- und Befruchtungstätigkeit. Aber wie Zeus selbst bewertet ein jovischer Mensch Sex nicht besonders hoch. Die schon erwähnte »Zuhältermentalität« kann sich in diesem Bereich besonders auswirken.

Eine Spezialität von Jupiter ist die Verbindung von körperlichem Spiel und der entsprechenden Freude an Sinnlichkeit und ausgelassener großer Lust mit spirituellen Übungen. Das würde den hier besonders wichtigen Brückenschlag ins Spiel bringen, einen tieferen Sinn, und so bieten Rituale oft eine Bereicherung. Das legt tantrische Übungen sowie Reiki- oder Deeksha-Gaben während der Vereinigung nahe. Auch ein Höhepunkt lässt sich natürlich besonders rituell laden und inszenieren.

Filme

Großartig ausgestattete und sehr teure Monumentalfilme sind dem Jupiterprinzip zuzuordnen wie die berühmten Hollywoodschinken Ben-Hur, Vom Winde verweht oder Troja. Breit angelegte Epen verbinden die Vorliebe für Mythos, Pathos, prächtige Ausstattung und legendäres Film schaffen. Der Bezug zur Religion zeigt sich in den opulenten Verfilmungen der Lebensgeschichte von Moses, Jesus oder Mohammed oder in Die Päpstin. Filme wie Kundun oder Das alte Ladakh, in denen sich die Filmemacher mit fremden Kulturen und Religionen beschäftigen, gehören ebenfalls in diesen Bereich.

Der hochprämierte Welterfolg Avatar hat ebenfalls ein jovisches Thema zum Inhalt, indem er unser modernes hochtechnisches Zeitalter mit der ursprünglichen Weisheit einer alten Kultur rückverbindet.

Die opulent ins Bild gesetzte Romanverfilmung Seide erzählt von weiten Reisen und ferner Kultur. Um seinem Heimatort wieder zu Wohlstand zu verhelfen, begibt sich der junge Filmheld auf die Reise in das weit entfernte Japan. Von dort will er Seidenraupen holen. In seinem Herzen leben fortan nicht nur die beiden Kulturen, sondern auch die Liebe zu Frauen dieser beiden so verschiedenen Welten.

Witz und Weisheit

Der Bischof geht vor dem Altar auf und ab und sagt, sich dabei unablässig auf die Brust schlagend: »Ich bin ein Nichts, ich bin ein Nichts …«

Der Priester sieht es und macht es ihm nach.

Kommt der Küster herein und reiht sich ebenfalls ein.

Sagt der Bischof zum Priester: »Da schau her, wer da auch schon ein Nichts sein will.«

 

Der Mensch ist in der Schwebe zwischen Gott und Tier. (Plotin)

 

Reise in die Ferne, aber suche Freiheit und Gelassenheit in dir selbst. (Chinesisches Sprichwort)

 

Wer an das Gute im Menschen glaubt, bewirkt das Gute im Menschen. (Jean Paul)

 

Dem anderen sein Anderssein zu verzeihen, das ist der Anfang der Weisheit. (Chinesisches Sprichwort)

 

Der Weg ist das Ziel. (Konfuzius)

 

Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall. (Dalai Lama)

 

Zuerst warst du Mineral, dann Pflanze, dann Tier, dann Mensch. Du wirst ein Engel werden, und auch das wirst du hinter dir lassen. Es warten tausend weitere Existenzformen auf dich. Was du dir nicht vorstellen kannst, das wirst du sein. (Rumi)

 

Das eindrucksvollste Zeichen von Weisheit ist beständige Heiterkeit. (Montaigne)

 

Der Reisende ins Innere findet alles, was er sucht, in sich selbst. Das ist die höchste Form des Reisens. (Laotse)

 

Neun Zehntel der Weisheit bestehen darin, zum richtigen Zeitpunkt weise zu sein. (Franklin D. Roosevelt)

 

Drei Dinge muss der Mensch wissen, um gut zu leben: Was für ihn zu viel, was für ihn zu wenig und was genau richtig ist. (Weisheit der Suaheli)

 

Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein. (Voltaire)

 

Derjenige, der ein Warum zum Leben hat, kann fast jedes Wie ertragen. (Friedrich Nietzsche)

 

Die höchste Form der Intelligenz ist das Nicht-Bewerten. (Krishnamurti)

 

Das Glück ist keine leichte Sache: es ist schwer, es in uns selbst und unmöglich, es anderswo zu finden. (Nikolas Chamfort)

 

Philosophie ist ein liebevoller Umgang mit der Wahrheit. (Dante Alighieri)

 

Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. (Johann Wolfgang von Goethe)

 

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben reisen ist. (Jean Paul)

 

Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und, was noch entscheidender ist, überall unterwegs. (Erasmus von Rotterdam)

 

Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt. (Martin Buber)

 

Keiner kommt von einer Reise so zurück, wie er weggefahren ist. (Graham Greene)

 

Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen Vorurteilen auf. (Oscar Wilde)

 

Es gibt nur eine (wahre) Religion. Aber es kann vielerlei Arten des Glaubens geben. (Immanuel Kant)