Und dann war die Abwesenheit da, in dem Augenblick, als ich am wenigstens damit rechnete, als ich meiner Amnesie fast traute. Die Attacke der Abwesenheit ist fürchterlich. Sie erfolgt ohne Vorwarnung. Der Angriff ist beim ersten Mal heimtückisch, man spürt nur einen lebhaften Schmerz, der unmittelbar danach fast verschwindet, er ist kurz, flüchtig, wirft einen nieder, aber man richtet sich gleich wieder auf, man denkt, der Angriff sei vorüber, ist nicht einmal in der Lage, diesem Einbruch einen Namen zu geben, und warum sollte man ihn auch benennen, man hat kaum Zeit gehabt, sich zu beunruhigen, alles ist so schnell vorübergegangen, man fühlt sich schon viel besser, fühlt sich sogar sehr gut, und dennoch bleibt eine unangenehme Erinnerung an diesen Bruchteil einer Sekunde zurück, man versucht, die Erinnerung zu vertreiben, und es gelingt einem, das Leben geht weiter, die Welt ruft uns, dringende Angelegenheiten warten. Und dann wiederholt es sich am nächsten Tag, die Attacke ist länger oder heftiger, man bekommt weiche Knie, man verzerrt das Gesicht, man sagt sich: Im Innern arbeitet irgendetwas, man denkt an jene Hirnschläge, die einen Tumor ankündigen und das sichtbare Signal für bisher unerkannte Metastasen sind, man empfindet eine widerwärtige Angst, eine böse Vorahnung. Und dann wird der Schmerz quälend, er macht sich breit wie ein Eindringling, den man nicht mehr verjagen kann, er ist weniger stechend und geht tiefer, man begreift, dass man ihn nicht mehr loswerden wird, dass man erledigt ist. Ja, eines Tages war die Abwesenheit da. Seine Abwesenheit.
Anfangs habe ich getan, als bemerkte ich sie nicht, indem ich ihr Gleichgültigkeit und Verachtung entgegenbrachte, ich glaubte, ich sei stärker als sie, ich sei in der Lage, sie zu überwinden, sie zu beseitigen, es sei nur ein Frage des Willens und der Zeit, ich war nicht so gebaut, dass ich mich von einer so winzigen, lächerlichen Sache umwerfen ließ. Und dann musste ich mich von den Tatsachen überzeugen lassen: Ich war nicht auf dem Weg, dieses Spiel zu gewinnen, ich würde es vielleicht sogar verlieren, und ich vermochte nicht, dieser Niederlage zu entkommen, und je mehr ich kämpfte, umso mehr Boden verlor ich; je mehr ich die Wirklichkeit leugnete, umso mehr sprang sie mir ins Gesicht. Bis ich endlich einsah: Seine Abwesenheit verzehrte mich.
Ich machte verzweifelte Gesten. Ich sage: verzweifelte, weil sie sinnlos waren. Und ich ahnte es, selbst wenn ich mich weigerte, es mir wirklich einzugestehen. Ich habe Laura zum Beispiel bis zum Erbrechen Liebesworte gesagt, ich, der ich das sonst so selten tat, und je häufiger ich sie sagte, umso falscher waren sie, aber sie unterschied sie nicht von den wahren. Ich habe mir eine Zukunft vorgestellt, wenn das Kind erst da wäre. Ich sagte: Ein größeres Haus wäre gut, wir werden umziehen, und wir werden vielleicht auch noch mehr Kinder haben, wir müssen daran denken. Und die Worte klangen hohl, ich sah nicht, dass ich diese Kinder machen würde. Ich sah mich nicht einmal das Kind empfangen, das bald da sein würde. Und Laura war glücklich. Und alles war schrecklich, ihr Glück, meine Lügen, die Verkettung.
Es zermürbte mich. Jack wurde zur Obsession, und ich vollbrachte jeden Tag größere Anstrengungen, um mich nicht zu verraten. Als McGill vorschlug, ein erneutes Verhör durchzuführen, antwortete ich ausweichend. Seine Intuition war wirklich erstaunlich: Er war überzeugt, dass Jack uns nicht alles gesagt hatte, ich hörte ihm kaum zu. Und dennoch hatte ich nur einen Wunsch: Von Jack zu sprechen, zu Jack zu sprechen, es verbrannte mich, ich hatte das Bedürfnis, seinen Namen zu nennen, eine Begegnung herbeizuführen, schließlich gab ich vor, rauchen zu wollen, um das Schweigen und die Distanz nicht aufzugeben, und ging in die verpestete Luft hinaus.
Es gibt ein Verb dafür: sich selbst verstümmeln. Ich denke an jene für das bloße Auge unsichtbaren Wunden, die ich mir zufügte und die in meinem Innern bluteten. Diese mentalen Skarifikationen. Sie sprechen auch von mir. Sie sagen, wer ich bin.