An manchen Tagen frage ich mich, ob ich das, was geschehen ist, hätte verhindern können. Ich kehre auf die Strandpromenade von Venice Beach zurück. Die hohen, schäumenden Wellen enden ersterbend zu meinen Füßen. Ich beobachte die Kinder, die sich Frisbeescheiben zuwerfen, sich in den Sand schmeißen, um sie rechtzeitig zu fangen, und der Sand spritzt hoch, und ohne Atem zu holen, werfen sie sie sich zurück. Ich beobachte die Surfer, die aus dem Meer zurückkehren, mit ihren bis zu den Hüften geöffneten Anzügen, die aussehen, als trügen sie an jeder Seite einen Elefantenrüssel; sie triefen und sind erschöpft, ihre Haare sind von der Sonne und vom Salzwasser gebleicht. Ich betrachte die Motels, die Restaurants, die Boutiquen, die weißen Sonnenschirme, die mit Sand bedeckten Stege, die, je nachdem, versengten oder verschimmelten Liegestühle. Und die dunstige Silhouette von Sunset Terrace. Und ich denke daran, was alles geschehen ist. Und ich frage mich immer und immer wieder, ob ich es hätte verhindern können, und die Antwort ist Nein.
Es gibt Dinge, die man nicht beschließt. Ereignisse, die man nicht kommen sieht. Und wenn sie eintreten oder wenn sie kurz bevorstehen, ist es schon zu spät. Es gibt Wege, die man einschlägt, ohne die Gefahr zu ahnen, alles ringsherum wirkt ruhig, warum sollte man auf der Hut sein? Es gibt Menschen, auf die man zugeht, ohne Angst vor ihnen zu haben, ohne etwas von ihnen zu erwarten, in der Überzeugung, ihnen nie wieder zu begegnen, und dann, eines Tages, sind sie erneut da, stehen vor einem, und man ist überrascht, aber nicht beunruhigt, man reicht ihnen die Hand, trinkt ein Glas miteinander oder bietet sich gegenseitig Zigaretten an oder spricht vom Wetter und davon, wie man sich das Leben vorstellt, und schon ist man tot, ohne es zu bemerken. Es gibt winzige Augenblicke, ganz gewöhnliche Minuten, man hat viele davon erlebt, aber eines schönen Morgens schlägt im Bruchteil einer Sekunde alles um. Harmlos wirkende Momente des Schweigens, es verlangt einen nicht danach, sie zu füllen, man fühlt sich wohl, man blickt etwas zu interessiert, man lässt die Augen einen Moment länger als nötig auf dem anderen ruhen, und mit einem Schlag füllt sich die Stille mit einem Schicksal. Nein, ich hätte nichts verhindern können.
Wenn Sie denken, ich versuche, mich mit meinem schlechten Gewissen zu arrangieren und mir billige Entschuldigungen auszudenken, dann irren Sie. Ich beabsichtige weder zu klagen noch Bedauern auszudrücken. Ich stelle nur meine Ohnmacht fest. Ich hatte im Grunde keine Wahl, ich bin in diese Spirale hineingezogen worden. Ich bin hineingeraten, ohne es zu bemerken.
Gewiss, ich habe mehrmals die Gelegenheit gehabt, aus der Sache herauszukommen, und ich habe sie nie ergriffen. Ich hätte gehen können, klar, und ich habe es nicht gemacht. Letzten Endes bin ich allein schuld an der Katastrophe. Nur, man lässt die Hand des Typs, der im Treibsand versinkt, nicht so einfach los. Man versucht, ihm herauszuhelfen, auch wenn man dabei riskiert, selbst unterzugehen.
Und außerdem übt der Treibsand manchmal auch eine Faszination aus, der man nicht widerstehen kann.
Einer der Jungen wirft seine Frisbeescheibe in die falsche Richtung, sie landet vor meinen Füßen, ich hebe sie auf und reiche sie dem Kind, das mich misstrauisch mustert und abzieht, als wäre ich ein Penner oder ein Perverser. Und ich entdecke die vollkommene Unschuld des Kindes, seine Reinheit. Ich entdecke alles, was ich verloren habe.