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Liebes, reichst du mir mal den Essig?« Pfarrer Harry Fane beugte sich zu Emily herüber und streckte ihr erwartungsvoll seine große, braungebrannte Hand entgegen. Emily griff nach dem kleinen Fläschchen und legte es hinein. Pfarrer Harry zwinkerte ihr zu. »Danke, Schätzchen«, schmetterte er fröhlich, bevor er mit gleichem Elan die saure Flüssigkeit über seine Pommes frites schüttete. Er spießte fünf, sechs Stück davon auf und schob sie sich auf einmal in den breiten Mund. Während er kaute, deutete er mit der Gabel in Emilys Richtung. Diese verzog keine Miene.
»Du willst also Medizin studieren«, stellte er nuschelnd fest, dann erst schluckte er die Kartoffelstücke hinunter. »Beeindruckend. Ich kann mich nicht erinnern, dass Esther jemals ein wissenschaftliches Interesse an den Tag gelegt hätte. Sie war eher der chaotische Typ. Oder Rose?« Er ließ seinen Blick auf ihrer Großmutter ruhen, die sehr steif neben ihm saß, die Hände auf der Tischplatte gefaltet. Sie hatte ihren Teller ein Stück von sich weggeschoben und lächelte gequält. Pfarrer Harry ließ sein Besteck sinken. »Ich hab dir gesagt, nimm nicht das Ale-Pie, das ist wirklich nicht Adams Spezialität. Willst du tauschen? Der Burger schmeckt ganz anständig.«
Emily warf einen Blick auf das Essen von Rose, das diese in der Tat kaum angerührt hatte. Grüner Brei neben gelbem Brei neben einem dunklen Fleischbrei. Ähm, Ragout. Darauf ein Deckel aus Blätterteig.
»Dass der Burger schmeckt, ist nicht zu überhören«, rügte Rose streng, nahm ihre Gabel in die Hand und einen winzigen Bissen von dem, was wohl Kartoffelpüree sein sollte. Pfarrer Harry versetzte ihr mit dem Ellbogen einen leichten Stups in die Rippen und grinste. Rose schüttelte lächelnd den Kopf.
Dann seufzte sie und wurde wieder ernst. »Es tut mir leid, Liebes«, sagte sie mit warmer Stimme zu Emily, die ihr gegenüber saß. »Ich bin nur immer noch so schockiert, dass du plötzlich hier bist. Schockiert im positiven Sinn«, fügte sie schnell hinzu, als sie Emilys Blick bemerkte.
»Sie will sagen, sie freut sich unermesslich, dass du zu uns gekommen bist«, nuschelte Pfarrer Harry umständlich, nachdem er in den Burger gebissen hatte.
Rose seufzte wieder. »Sie will sagen, dass es ihr leid tut, dass der Pfarrer hier im Ort keine Tischmanieren hat«, erklärte sie spitz.
Emily lachte. »Schon in Ordnung«, sagte sie grinsend. Sie nahm ihren Burger in beide Hände und biss herzhaft hinein.
Emily hatte Pfarrer Harry in Verdacht, sich absichtlich ein bisschen danebenzubenehmen, um die angespannte Stimmung zwischen Rose und ihrer neu gewonnenen Enkelin ein wenig aufzulockern. Das rechnete sie dem älteren Herren mit dem grau-blonden Lockenschopf und dem verschmitzten Blick hinter den runden Brillengläsern hoch an. Sie selbst wollte noch Hunderte Fragen stellen, musste noch so vieles wissen – doch sie wollte ihrer Großmutter auch die Gelegenheit geben, sich an sie zu gewöhnen.
Während Emily kaute, ließ sie ihren Blick durch das Pub schweifen. Es war innen genauso uralt und genauso klein, wie es von außen gewirkt hatte. Der ganze Raum bestand praktisch aus einem einzigen wuchtigen Tisch und zwei Kaminen an beiden Enden, die so groß waren, dass ein Zwölfjähriger bequem darin stehen könnte. Die Decke war nicht viel höher. An der einen Längsseite, links neben der schweren Eingangstür aus Holz, war eine schmale Bar eingerichtet, auf der einige Öllampen verteilt standen. In der Mitte des Tisches thronte ein wuchtiger Kerzenleuchter mit mindestens zwanzig flackernden Dochten. Emily konnte das Wachs riechen, trotz des viel dominanteren Dufts nach verbranntem Holz und Frittierfett. Als sie ihren Blick davon löste, bemerkte sie, dass Josh, der neben ihr saß, sie beobachtete.
»Adam findet es schöner so«, sagte er leise. Er nickte mit dem Kopf über seine Schulter in Richtung Tresen. »Adam – der Wirt«, fügte er hinzu. »Und Koch. Wenn man es so nennen mag.« Er hatte das gleiche Gericht wie Rose auf seinem Teller und hob nun mit dem Messer den Teigdeckel an, um das Fleisch darunter zu inspizieren. Seufzend fügte er hinzu: »Jedenfalls: Adam mag kein elektrisches Licht, deshalb die vielen Kerzen.«
Emily lächelte. »Dann scheint er ähnlich altmodisch zu sein wie Joe«, stellte sie fest.
Josh sah sie an. »Ja, vielleicht«, sagte er.
Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann fragte Emily: »Wer ist die Frau hinter der Bar?«
Josh antwortete, ohne sich umzusehen. »Eve«, erklärte er, »sie ist Adams Frau.«
»Adam – und Eve?« Emilys Augen weiteten sich.
»Stimmt genau«, sagte Josh und zwinkerte ihr zu. »Mach lieber keinen Scherz darüber, die Chancen stehen gut, dass die zwei ihn schon kennen.«
Emily sah zu der Frau hinter dem Tresen, die gerade einen der chromblitzenden Zapfhähne zu sich heranzog und ein goldfarbenes Getränk in ein Glas sprudeln ließ. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und lächelte eine zierliche, ältere Dame an, die auf einem der Barhocker vor ihr saß. Sie stellte das gefüllte Glas vor ihr ab und stemmte dann eine Hand in ihre Hüfte, während sie mit der anderen ihre Haare im Nacken zusammenfasste und in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung nach vorn über ihre Schultern gleiten ließ. Ihre feuerroten Locken reichten ihr bis zur Taille. Und sie besaß die eindrucksvollsten Wangenknochen, die Emily je gesehen hatte.
Nachdem sie Eve einige Sekunden lang angestarrt hatte, fühlte sich Emily wie ertappt, als diese plötzlich den Kopf in ihre Richtung drehte und sie ebenfalls musterte. Sie spürte, wie sie rot wurde, aber Eve schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu warten, während sie in einer Tür hinter der Bar verschwand. Fragend sah Emily sich zu Josh um, doch der unterhielt sich über den Tisch hinweg mit Pfarrer Harry. Als sie sich wieder dem Tresen zuwandte, sah sie Eve auf sich zusteuern, und hinter ihr einen imposanten, stämmigen Mann mit Vollbart und Küchenschürze. Selbst neben der großen, kurvigen Eve wirkte der Mann, der vermutlich Adam war, wie ein Grizzly. Er musste den Kopf schief legen, um nicht an die Decke zu stoßen. Emily schätzte das Paar auf Anfang dreißig. Als die beiden fast schon vor ihr standen, erhob sie sich automatisch und wurde dann gleich von Eve in die Arme gezogen.
»Unglaublich«, erklärte Eve strahlend, während sie Emily auf Armlänge von sich weghielt. »Es ist einfach nicht zu fassen, dass Esther eine Tochter bekommen hat. Und eine so schöne! Und schon so groß! Und nun bist du hier!« Sie zog Emily noch einmal zu sich heran, und diese Umklammerung fühlte sich endgültig an.
Emily wartete ein paar Sekunden. »Hallo«, nuschelte sie dann in die duftende Haarflut. »Ich …«
»Eve, lass das Mädchen leben«, hörte sie jemanden brummen. Adam zog seine Frau sanft von Emily weg. »Du machst sie ja ganz verlegen.«
Er legte eine Hand auf Eves Schulter und streckte Emily die andere entgegen. »Adam«, sagte er kurz und nickte Emily zu. »Entschuldige, dass wir uns nicht schon früher vorgestellt haben, wir mussten uns erst um die Küche kümmern.«
Emily ergriff die Hand, drückte sie und nannte ihren Namen. Ihr war ganz heiß geworden bei der stürmischen Begrüßung, und zu allem Überfluss spürte sie, dass inzwischen auch alle anderen am Tisch ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatten. Die Augen von Pfarrer Harry, Rose und Joe bohrten Löcher in ihren Rücken. Josh und Silly sahen von beiden Seiten zu ihr auf. Vor ihr hatte Eve ihren Kopf an Adams breite Schulter gelegt und lächelte sie zärtlich an.
Emily schlug in Gedanken drei Kreuze, dass zumindest Matt nicht hier war, um sie weiter zu verunsichern, als sich die Tür zum Pub öffnete. Matt zog angesichts der Mini-Versammlung erstaunt eine Augenbraue hoch, sein Blick blieb kurz auf Emily haften, dann schob er sich an Adam vorbei und verschwand in Richtung Tresen.
»Ich bedien mich selbst, okay?«, murmelte er im Vorbeigehen. »Ihr seid ja offenbar beschäftigt.«
Die Tür hinter der Bar schloss sich mit einem dumpfen Klick, dann war Matt verschwunden.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Emily, wie Josh seinem Bruder stirnrunzelnd nachsah. Sie selbst ignorierte das Ziehen in ihrem Magen so gut es ging.
Stattdessen holte sie tief Luft.
»Ja, also …«, begann sie, platzierte ein Lächeln in ihrem Gesicht und wandte sich wieder an Adam und Eve. »Ihr kanntet meine Mutter? Wart ihr nicht noch schrecklich jung, als sie das Dorf verließ?«
Emily beobachtete, wie das Strahlen aus Eves hellbraunen Augen verschwand und fragte sich, wann sie eigentlich damit begonnen hatte, so unsensibel mit der Tür ins Haus zu fallen. Erst Rose, jetzt Eve – es musste für diejenigen, die ihre Mutter gekannt hatten, doch ungeheuer schwer sein, Emily hier vor sich zu sehen. Und zu erfahren, dass das lange vermisste Mitglied ihrer kleinen Gemeinde … nicht mehr war. Sie selbst lebte schon seit dreizehn Jahren mit diesem Wissen, für die Bewohner in Hollyhill war Esther praktisch gerade erst gestorben.
»Tut mir leid«, platzte Emily in der gleichen Sekunde heraus, in der Eve ansetzte: »Rose hat so oft von ihr gesprochen.«
Emily schwieg.
Eve warf einen Blick auf Adam, der ihr kaum merklich zunickte. »Es ist schon so lange her. Aber wir haben alle mitgefühlt. Wir … das Dorf ist nicht sehr groß. Es lebten nie sehr viele Menschen hier. Und wir kommen alle sehr gut miteinander aus.«
Emily sah Eve fest in die Augen. Was für eine merkwürdige Ansprache. Diese Frau war zu jung, um ihre Mutter zu kennen, oder nicht? Aber sie wusste etwas, das spürte Emily. Warum nur schien jeder hier im Ort etwas vor ihr verbergen zu wollen?
»Warum ist sie fortgegangen und nie mehr zurückgekehrt?« Sie sah den Schock in Eves Augen aufflackern, aber sie sprach einfach darüber hinweg. Es war leichter, ihr diese Fragen zu stellen als Grandma Rose. »Sie hat nie jemandem von Hollyhill erzählt«, fuhr Emily fort, »nicht einmal meinem Vater.« Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt, doch sie drehte sich dennoch ein Stück, um auch den Rest des Tisches in das Gespräch mit einzubeziehen. »Warum?«
Pfarrer Harry fand als Erster seine Sprache wieder. Er stand auf, um mit Emily auf gleicher Höhe zu sein.
»Wir wussten damals nicht, warum sie fortging, aber es war sicher nicht leicht für sie«, erklärte er. »Ich würde annehmen, dass sie es sich selbst nicht noch schwerer machen wollte, indem sie sich dauernd an ihre Heimat erinnerte.«
»Aber in ihrem Brief steht, dass sie das Dorf meinem Vater gegenüber nicht einmal erwähnt hat.« Emily schüttelte den Kopf. »So als wäre … als wäre es ein riesiges Geheimnis, wo sie herkam.« Sie hörte selbst, wie albern das klang, und trotzdem. Trotzdem. »Meine Güte, sie war ja schließlich nicht bei Scotland Yard«, murmelte sie schließlich.
Ihre Großmutter hüstelte. Sie erhob sich, schob sich an Joe vorbei und ging um den Tisch herum auf ihre Enkelin zu. »Nein, Kindchen, das war sie nicht«, sagte sie seufzend. Sie lächelte gequält. »Esther war meine Tochter, und alle, die sie kannten, haben sie sehr geliebt. Als sie fortging« – Rose stockte, und Emily konnte beinahe selbst spüren, wie sich das Herz ihrer Großmutter vor Schmerz zusammenzog. »Wir waren alle sehr betroffen«, fuhr sie leise fort. »Und auch wenn wir nicht nachvollziehen können, was sie zu diesem Schritt bewogen hat, hegt doch niemand einen Groll gegen sie. Wir alle haben ihr verziehen. Und wir alle heißen dich hier herzlich willkommen.«
Die Tür zur Küche knarzte, aber Emily widerstand dem Wunsch, sich umzudrehen. Rose legte ihr eine Hand auf den Arm und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, lag ein Lächeln darin.
»Was stand in dem Brief, den sie dir hinterlassen hat?«, fragte sie sanft.
»Sie solle ihre Wurzeln kennenlernen, das stand darin.«
Bei dem eisigen Klang von Matts Stimme zuckte Emily zusammen. Sie drehte ihren Kopf, und da lehnte er an der Bar, nichts als Ablehnung im Blick.
So willkommen also, dachte Emily voller Ironie.
Sie hob herausfordernd das Kinn. »Stimmt genau«, gab sie zurück, bevor sie sich wieder ihrer Großmutter zuwandte und einen wärmeren Tonfall einschlug.
»Ich kann den Brief holen, wenn du möchtest«, schlug sie vor. »Er ist drüben in meinem Zimmer.«
Rose schüttelte den Kopf. »Das hat Zeit.« Sie zögerte einen Moment. »Emily – hat sie dir sonst noch etwas hinterlassen?«
Emily blinzelte. Dann nickte sie und hielt Rose ihre rechte Hand entgegen. An deren Gelenk baumelte das Armband, das auf dem Brief gelegen hatte.
Neun Augenpaare starrten Emily an. Es war jetzt so still in dem kleinen Pub, dass nur noch das Knistern der Holzscheite zu hören war. Dann krächzte eine heisere, helle Stimme: »Nun denn, wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, sollte ich mich wohl auch einmal vorstellen.« Die alte Dame kletterte umständlich von ihrem Barhocker, schlug währenddessen Matts Hand zur Seite, der ihr offenbar behilflich sein wollte, und huschte auf Emily zu. Sie war wirklich sehr klein, sehr schmal, wirkte aber dennoch resolut und irgendwie – zäh. Sie konnte sechzig sein oder siebzig, das ließ sich unmöglich schätzen, zumal sie ihre schlohweißen Haare im Nacken zu einem jugendlichen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie nahm Emilys Hand in beide Hände. »Hallo, Kindchen«, sagte sie, »ich bin Martha-May. Mir gehört der Laden nebenan.« Mit einem Nicken deutete Martha-May auf die Eingangstür, dann sah sie wieder zu Emily auf. »Du bist ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten«, stellte sie höchst sachlich fest, dann wandte sie sich an Adam.
»Wie wäre es mit einem Gläschen von deinem guten Whisky, mein Junge? Ich denke, wir können jetzt alle ein Schlückchen vertragen.«
Während Adam sich um die Getränke kümmerte, befreiten Eve und Josh die Tafel von den größtenteils kaum angerührten Speisen, und Martha-May sorgte dafür, dass Emily, Pfarrer Harry und Rose sich wieder setzten. Silly half dabei, den Tisch abzuräumen und wischte mit den übrig gebliebenen Servietten über das alte Holz. Es schien so, als wolle sich jeder irgendwie beschäftigen, und Emily machte sich in Gedanken eine Notiz, das Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufzugreifen. Was war mit diesem Armband? Wollten sie sie ablenken?
Als der Tisch leer und sauber und mit gut gefüllten Whiskygläsern übersät war, kam auch Josh zurück, mit Matt im Schlepptau. Der würdigte Emily keines Blickes und setzte sich schweigend ans andere Ende der Tafel. So weit von ihr entfernt wie möglich.
»Also«, setzte Pfarrer Harry an und hob sein Glas. »Cheers!«
Alle anderen lachten erleichtert.
»Cheers«, murmelte Emily und nippte vorsichtig an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Uh. Sie schmeckte nach Erde und Rauch und zu vielen Prozenten.
Sie linste zu Matt hinüber. Er hatte das Glas zwar in die Hand genommen, setzte es aber wieder ab, ohne probiert zu haben.
Was war er, Alkoholiker? Oder wollte er nur mit ihr nicht anstoßen? Dieser Typ, er war …
»Emily!«
Sie zuckte zusammen. Silly zupfte an ihrem Ärmel.
»Josh hat dich etwas gefragt«, bemerkte sie vorwurfsvoll.
»Oh, tut mir leid.« Emily ließ das Glas los, das sie gedankenverloren auf dem Tisch hin und her geschoben hatte und faltete stattdessen die Hände in ihrem Schoß. »Ich war wohl abgelenkt. Schieß los!«
Josh machte den Mund auf, aber Silly kam ihm zuvor.
»Er möchte wissen, ob du tatsächlich vorhast, Medizin zu studieren«, plapperte sie.
Emily nickte. »Ja, das habe ich vor«, sagte sie. »Ich … mein Vater war Chirurg. Ich habe schon früh angefangen, die Bücher zu lesen, die er mir hinterlassen hat.« Sie zuckte mit den Schultern. »Irgendwie bin ich wohl hängengeblieben.«
Matt räusperte sich. Emily drehte ihm den Kopf zu und hob fragend ihre Augenbrauen.
Er hob abwehrend eine Hand. »Gar nichts«, sagte er.
Emily wollte schon wieder wegsehen, da fügte Matt hinzu: »Ich dachte nur gerade, wie gut, dass dein Vater nicht Geograf war.«
»Matt«, sagte Josh warnend.
Der warf seinem Bruder einen herausfordernden Blick zu, bevor er sich wieder an Emily wandte. »Ich meine ja nur«, erklärte er dann betont gelassen. »Dann hättest du am Ende Geografie studieren müssen. Und wo sollte das hinführen, bei deinem Orientierungssinn?«
Pfarrer Harry kicherte und kassierte dafür von Rose einen Rempler mit dem Ellbogen. Eves Augen blitzten, und auch Adam konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Sieh an, dachte Emily. Er hat Humor!
Laut sagte sie: »Nach Hollyhill zum Beispiel.« Sie machte eine kleine Kunstpause und sah dem zufriedenen Lächeln auf Matts Gesicht dabei zu, wie es verschwand. »In das Dorf, das sich auf keiner Karte finden lässt.«
Ein ganzes Pub hielt die Luft an.
»Offensichtlich reichte mein Orientierungssinn hierfür durchaus.«
Niemand rührte sich.
Da, dachte Emily in die Stille hinein. Ich weiß, dass ihr mir etwas verschweigt. Was auch immer es ist – irgendwann werdet ihr es mir sagen müssen.