12. September 17..
Alles ist vorbei! Ich bin auf der Heimkehr nach England. Ich habe meine Hoffnungen auf Ruhm und Ehren begraben und habe meinen Freund verloren. Aber ich will Dir noch schildern, wie das letztere kam; und da mich die Winde wieder der Heimat zutragen und ich Dich bald in meine Arme schließen werde, will ich nicht verzweifeln.
Am 9. September begann sich das Eis zu bewegen. Es hörte sich an wie fernes Donnern, als die mächtigen Schollen allenthalben barsten. Die Gefahr war groß. Da wir uns doch nur passiv verhalten konnten, widmete ich mich ganz meinem kranken Gaste, der sichtlich dahinschwand und nicht mehr imstande war das Bett zu verlassen. Das Eis krachte auf allen Seiten und wurde mit unwiderstehlicher Gewalt nordwärts getrieben. Eine Westbrise machte sich auf und am 11. war die Passage nach Süden frei. Als die Matrosen dies bemerkten und wußten, daß nun der Heimkehr nichts mehr im Wege stünde, machte sich ihre Freude in einem lauten, langgezogenen Geschrei Luft. Frankenstein, der geschlummert hatte, erwachte und frug mich nach der Ursache dieses Lärmes. »Sie jubeln,« antwortete ich, »weil sie nun bald wieder in England sein werden.«
»Kehren Sie also wirklich zurück?«
»Leider muß ich es. Ich konnte ihren Bitten nicht mehr widerstehen. Ich darf sie nicht gegen ihren Willen weiteren Gefahren und Mühsalen aussetzen.«
»Nun also, wenn Sie nicht anders wollen! Aber ich will nicht! Sie können Ihre Pläne aufgeben, aber die meinigen sind mir vom Himmel vorgezeichnet. Ich bin ganz schwach und elend, aber die Geister der Rache werden mir wieder Kraft verleihen.« Kaum hatte er das gesagt, bemühte er sich, das Bett zu verlassen. Jedoch sein Körper versagte und er brach ohnmächtig zusammen.
Es dauerte sehr lange, bis ich ihn wieder zum Leben zurückrufen konnte; manchmal meinte ich, es sei ohnehin schon zu Ende. Schließlich öffnete er seine Augen, atmete schwer und versuchte zu sprechen. Der Arzt gab ihm ein anregendes Medikament und ordnete an, daß der Kranke nicht gestört werden dürfe. Mir sagte er leise, daß dieses schwache Lebenslichtlein nur noch wenige Stunden zu flackern haben werde.
Als ich das wußte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich in Trauer zu fügen. Ich setzte mich ans Bett und wachte über dem erlöschenden Leben. Die Augen des Kranken waren geschlossen und ich meinte, er schliefe; aber plötzlich bat er mich mit ganz schwacher Stimme, mich näher zu ihm niederzubeugen und begann: »Leider ist die Kraft, auf die ich mich verließ, nicht über mich gekommen. Ich fühle, daß ich bald sterben muß, und er, mein Peiniger, mein Feind, weilt noch auf Erden. Glauben Sie nicht, Walton, daß ich jetzt, in den letzten Stunden meines Daseins, noch diesen glühenden Haß, diese brennende Rachsucht empfinde, die mich bis vor kurzem beseelten. Aber ich weiß, daß ich erst gerächt bin, wenn mein Feind auch tot ist. Diese paar Tage habe ich mein ganzes Verhalten noch einmal geprüft und finde nichts Tadelnswertes daran. In einem Rausch wissenschaftlichen Wahnsinns schuf ich ein wirkliches Wesen, und meine Pflicht wäre es gewesen, ihm so viel Glück zukommen zu lassen, als in meinen Kräften stand. Das war eine Pflicht; aber eine andere stand diametral gegenüber. Die Pflicht meinen Mitmenschen gegenüber. Von diesem Standpunkt aus habe ich mich geweigert, zu meinem ersten Geschöpf noch ein zweites zu schaffen, und ich tat wohl daran. Denn mein Feind war von ausgesuchter Tücke und Bosheit; er vernichtete alle meine Lieben; er hatte es sich vorgenommen, alle die Wesen zu töten, die mir nahestanden. Und es ist gar nicht abzusehen, wann seine Rache endlich gestillt sein wird. Er selbst war elend, und damit er andere nicht auch elend machen konnte, sollte er sterben. Ihn zu vernichten, war meine Aufgabe, aber ich bin ihr nicht gerecht geworden. Wenn ich allein von Egoismus und Rachsucht geleitet würde, müßte ich Sie anflehen, mein begonnenes Werk zu Ende zu führen; und nun, da mich nur die Vernunft und das Pflichtbewußtsein regieren, muß ich die gleiche Bitte an Sie stellen.«
»Ich kann ja nicht fordern, daß Sie, um meinen Wunsch zu erfüllen, Heimat und Freunde im Stiche lassen, und da Sie nach England zurückkehren, besteht wenig Aussicht, daß Sie zufällig mit ihm zusammentreffen. Die Erwägungen darüber und die Beurteilung dessen, was Sie für Ihre Pflicht ansehen, muß ich Ihnen selbst überlassen. Mein Urteil und meine Ansichten sind schon von der Nähe des Todes beeinflußt. Ich darf Ihnen nicht sagen, was ich für das Richtige halte, denn meine Sinne sind vielleicht schon verwirrt.«
»Der Gedanke quält mich, daß er am Leben bleiben soll und allerlei Übeltaten begehen kann. Im übrigen ist dieser Augenblick, da ich meine Auflösung kommen fühle, der schönste, den ich seit Jahren erlebe. Die Gestalten meiner Lieben stehen vor mir und ich beeile mich, in ihre Arme zu fliegen. Leben Sie wohl, Walton! Suchen Sie Ihr Glück in der Ruhe und lassen Sie sich nicht vom Ehrgeiz hinreißen; sei es auch nur der harmlose Ehrgeiz, mehr zu wissen und mehr entdeckt zu haben als andere. Aber wie komme ich dazu Sie zu warnen? Ich selbst bin an diesen Hoffnungen zu Grunde gegangen, mögen andere folgen.«
Seine Stimme war immer leiser und schwächer geworden; schließlich versank er erschöpft in Schweigen. Eine halbe Stunde später versuchte er noch einmal zu sprechen, aber es war unmöglich. Er drückte mir noch zärtlich die Hand und dann schlossen sich seine Augen für immer, während ein sanftes Lächeln über sein Gesicht huschte.
Margarete, wie soll ich Dir schildern, was ich fühlte, als dieses Leben erlosch? Wie kann ich Dir die Tiefe meines Grames begreiflich machen? Die Sprache ist zu arm dazu. Meine Tränen fließen und mein Gemüt ist bedrückt von Trauer. Aber der Gedanke tröstet mich, daß mein Kiel heimwärts zeigt.
Ich werde unterbrochen. Was bedeutet der Lärm? Es ist Mitternacht; eine leise Brise kräuselt die Wellen und reglos steht der Posten auf Deck. Dann eine menschliche Stimme, aber viel rauher als eine solche. Sie dringt aus der Kajüte, in der Frankensteins Irdisches ruht. Ich muß hinauf und sehen, was los ist.
Großer Gott! Welcher Anblick bot sich mir. Es schaudert mich, wenn ich daran denke. Ich werde es Dir vielleicht gar nicht schildern können, aber die Geschichte wäre unvollständig, wollte ich Dir die seltsame Schlußkatastrophe vorenthalten.
Ich eilte in die Kajüte, wo mein armer Freund von seinem Erdenleid ausruhte. Über ihn gebeugt eine Gestalt! – Worte, sie zu beschreiben, finde ich nicht. Sie war gigantisch, aber mißgestaltet. Über sein Gesicht hing langes, verwirrtes Haar; eine Hand hielt er gegen mich ausgestreckt, und diese war braun und runzelig wie die einer Mumie. Und dann sprang er schreiend zum Kajütenfenster. Niemals noch habe ich etwas auch nur Ähnliches an grauenhafter, widerlicher Scheußlichkeit gesehen, wie dieses Antlitz. Ich schloß unwillkürlich die Augen und besann mich, wie ich dem Ungeheuer am raschesten den Garaus machen könnte. Ich befahl ihm, stehen zu bleiben.
Er sah mich erstaunt an, dann wendete er sich, scheinbar ohne weiter von mir Notiz zu nehmen, dem Leichnam zu, und seine Züge und Gesten trugen den Ausdruck wildester Leidenschaft.
»Auch du bist mir zum Opfer gefallen!« schrie er. »Und mit deinem Tode ist die Reihe meiner Greueltaten zu Ende; ich habe meine grausige Aufgabe erfüllt. O Frankenstein, du edles, hingebendes Geschöpf! Was hilft es, daß ich dich jetzt um Verzeihung bitte? Ich, der dich unerbittlich zu Grunde richtete, indem ich dir alles nahm, was dir ans Herz gewachsen war. Leider bist du nun tot und kannst mir nicht mehr antworten.«
Seine Stimme erstickte in Schluchzen, und meine anfängliche Absicht, den Wunsch meines sterbenden Freundes zu erfüllen, wich einem seltsamen Gefühl von Neugierde und Mitleid. Ich näherte mich dem Unglücklichen, aber ich wagte es nicht ihn anzusehen, so sehr hatte mich sein erster Anblick bestürzt und entsetzt. Ich versuchte zu sprechen, aber die Worte wollten mir nicht über die Lippen. Unterdessen erging sich der Dämon in schrecklichen, wilden Selbstvorwürfen. Schließlich aber zwang ich mich doch, ihn anzureden: »Eure Reue kommt zu spät! Hättet Ihr früher auf die Stimme des Gewissens gehört, statt in sinnloser, blutiger Rache zu schwelgen, dann wäre Frankenstein heute noch unter den Lebenden.«
»Bilden Sie sich ein, glauben Sie wirklich,« erwiderte das Ungeheuer, »daß ich nicht besseren Regungen zugänglich war? Er,« dabei deutete es auf den Toten, »er litt nicht so viel wie ich, nicht den zehntausendsten Teil davon. Aber es drängte mich unaufhaltsam vorwärts auf der eingeschlagenen Bahn, trotzdem mich die Gewissensbisse unsäglich peinigten. Glauben Sie, daß mir das Geröchel Clervals Musik war? Mein Herz war geschaffen für Liebe und Mitleid und es litt schwer darunter, daß ich von einem grausamen Schicksal dazu verdammt ward, meinen Weg durch Blut und Tränen zu gehen.«
»Nach dem Tode Clervals kehrte ich in die Schweiz zurück, gebrochen und elend. Ich bemitleidete Frankenstein, und dieses Mitleid wurde zum Entsetzen, zum Entsetzen über mich selbst. Aber als ich bemerkte, daß er, der Urheber meines Lebens und damit meiner unbeschreiblichen Leiden, es wagte, an Erdenglück zu denken; daß er, der Schmerz und Verzweiflung über mich gebracht hatte, nun daran ging, Liebe und Seligkeiten zu genießen, die mir auf ewig versagt waren, da ergriff mich von neuem grimmiger Haß und brennender Rachedurst. Ich erinnerte mich meiner Drohung und beschloß, sie auch wahr zu machen. Ich wußte, daß ich mir selbst wieder neue Qualen schuf; aber ich war der Sklave meiner Leidenschaft, die ich selbst verabscheute, der ich aber gehorchen mußte. Wie, wenn sie stürbe, dann wäre mein Durst gestillt! Ich hatte alles Mitleid vergessen, ich unterdrückte meine Angst, um ganz in der Grausamkeit meiner Verzweiflung schwelgen zu können. Und von da an machte mir das Grausame Freude. Nachdem ich einmal so weit war, gab ich mich willenlos der Leidenschaft hin. Die Erfüllung meiner teuflischen Bestimmung ward mir eine Genugtuung. Und nun ist es zu Ende; hier liegt mein letztes Opfer.«
Zuerst rührten mich diese Ausbrüche seiner Reue, diese Schilderungen seines Elends; aber dann erinnerte ich mich dessen, was Frankenstein von der Beredsamkeit und dem bestechenden Wesen des Dämons mir gesagt hatte. Und als meine Blicke auf die irdischen Reste meines Freundes fielen, ergriff mich Groll und Haß. »Verfluchter,« sagte ich, »nun kommt Ihr und klagt über das Unheil, das Ihr angerichtet. Ihr habt eine brennende Fackel in das Haus geworfen, und nun sitzt Ihr auf den Trümmern und weint über die Zerstörung. Heuchlerischer Teufel! Wenn dieser hier wieder aufstünde, so würde er von neuem das Ziel eurer grausamen Rachsucht sein. Es ist nicht Mitleid, was Ihr fühlt; Ihr jammert nur darüber, daß euch euer Opfer aus den Krallen geglitten ist.«
»Nein, nein – so ist es nicht, wenn auch der Augenschein gegen mich spricht. Ich erhoffe mir jetzt keine Genossin mehr in meinem Elend, und Liebe wird mir nimmermehr zuteil werden. Ja, als ich noch gut war, sehnte ich mich danach, dadurch glücklich zu werden, daß ich selber glücklich machte. Aber mit der Güte ist es vorbei und die Hoffnung auf Glück hat sich in bittere Verzweiflung gewandelt, in der ich keines Mitgefühls mehr bedarf. Ich bin zufrieden, wenn ich mein Leid allein tragen kann; lange wird es ja ohnehin nicht mehr dauern. Einst schwoll mein Herz in stolzen Hoffnungen von Ruhm, Ehre und Freude. Ich war so töricht zu glauben, daß ich Wesen finden könnte, die, über meine äußerliche Häßlichkeit hinwegsehend, das Gute lieben würden, das ohne Zweifel in mir wohnte. Aus den lichten Höhen ward ich herabgestützt und das Verbrechen hat mich zum Tier gemacht. Keine Schuld, keine Missetat, keine Bosheit, keine Schlechtigkeit, die ich mir nicht zu eigen gemacht hätte. Wenn ich das gräßliche Register meiner Verbrechen im Geiste aufrolle, kann ich mich selbst nicht mehr erkennen. Aber es ist eben so: gefallene Engel werden zu Teufeln. Nur hat der Erzfeind Gottes und der Menschen Genossen seiner Schmach – und ich bin allein.«
»Sie, der Sie Frankenstein Ihren Freund nannten, scheinen über sein Unglück und meine Übeltaten unterrichtet zu sein. Aber mochte er Ihnen alles noch so eingehend erzählen, über die qualerfüllten Stunden, Tage und Monate, die ich durchlebenmußte, gab er Ihnen wahrscheinlich ebensowenig Rechenschaft, wie sich selbst. Denn während ich sein Glück, seine Hoffnungen eine nach der anderen vernichtete, blieben meine eigenen Wünsche unbefriedigt. Sie brannten noch lichterloh in mir; immer noch sehnte ich mich nach einer Genossin, nach Liebe und Freundschaft. Lag darin nicht eine grausame Ungerechtigkeit? Warum bin ich der einzige Schuldige, da doch alle sich an mir versündigten? Warum hassen Sie denn nicht Felix, der den Armen mit Schlägen von seiner Schwelle vertrieb? Warum suchen Sie nicht den Bauern, der den Retter seines Kindes mit der Mordwaffe schwer verwundete? Nein, das sind reine, edle, makellose Wesen, und ich, der Unglückliche, Verlassene, bin eine Mißgeburt, die man stoßen und schlagen und treten darf. Noch heute kocht mein Blut, wenn ich dieser Ungerechtigkeit, dieser Schmach gedenke.«
»Ich weiß, ich bin ein Verbrecher. Ich habe liebliches, unschuldiges Leben hingemordet; ich habe die harmlosen Menschen gewürgt, während sie schliefen, und ihnen die Kehle zugedrückt, daß sie starben; und sie hatten doch weder mir noch anderen ein Leid getan. Ich habe mir geschworen gehabt, meinen Schöpfer, eine Zier seines Geschlechtes, einen lieben, anbetungswürdigen Menschen, dem Verderben zu weihen; ich habe ihn verfolgt bis an die Pforten des Todes. Hier liegt er nun, bleich und kalt und starr. Sie hassen mich, aber Ihr Haß, Ihr Abscheu kann lange nicht mit dem verglichen werden, den ich selbst gegen mich empfinde. Ich sehe die Hände an, die das Verruchte getan; ich höre das Herz klopfen, in dessen Tiefen die grausamen Pläne reiften, und ich sehne mich nach der Zeit, da diese Augen nicht mehr die blutigen Hände sehen und die düstren Gedanken schlafen gegangen sein werden.«
»Seien Sie unbesorgt; ich werde nicht länger mehr ein Werkzeug des Bösen sein. Meine Aufgabe ist nahezu vollendet. Weder Ihr Leben noch das eines anderen Menschen brauche ich mehr, um den Ring meiner Verbrechen zu schließen. Mein eigens Leben ist es, das zum Opfer fallen muß. Glauben Sie auch nicht, daß ich noch lange damit warten werde. Ich werde Ihr Schiff verlassen und mich auf meinem Schlitten dahin begeben, wo der Pol ins eisige Weltall hinausragt. Dort will ich mir aus den Trümmern meines Schlittens und aus angespülten Schiffsplanken einen Scheiterhaufen bauen und diesen elenden Leib verbrennen zu Asche, so daß kein sterbliches Auge mich mehr sieht; daß kein Verwegener aus meinen Überresten erraten kann, wie man solche Wesen schafft, wie ich eines bin. Ich werde sterben und frei werden von den namenlosen Qualen, die mir auf Erden beschieden waren. Auch er ist tot, der mich ins Leben rief, und dann wird die Erinnerung an uns bald erloschen sein. Nicht länger mehr darf ich in die Sonne und in die funkelnden Sterne schauen, nicht länger mehr den Hauch des Windes um die Wangen säuseln lassen. Licht, Gefühl und Denken werden dahinschwinden, und dieser Zustand des Nichtmehrseins ist meine Hoffnung. Vor einigen Jahren noch, als sich mir die Augen öffneten für die Schönheiten dieser Welt, als ich den wärmenden Strahl der Sommersonne empfand, das Rauschen der Blätter und das Singen der Vöglein vernahm, da wäre ich nur mit Schmerzen geschieden. Heute ist der Tod mein einziger Trost. Befleckt mit verabscheuungswürdigen Verbrechen, gepeitscht von wahnsinnigen Gewissensbissen, finde ich nirgends anders Ruhe.«
»Leben Sie wohl! Ich gehe von Ihnen, und Sie sind das letzte Menschenwesen, auf dem meine Augen ruhten. Schlafe sanft, Frankenstein. Wärest du noch am Leben und möchtest mich in deiner Rachsucht am bittersten quälen, dann gingest du an mir vorüber, ohne mich zu töten. Aber du wußtest nicht, daß du mir damit eine Wohltat erwiesen hättest. Du warst verflucht, aber die größeren Leiden hatte ich zu tragen; denn die Reue nagt an meinem Herzen und wird nicht eher ruhen, als bis dieses zu schlagen aufgehört hat.«
»Aber bald,« rief er mit feierlichem, ernsten Tone, »werde ich tot sein und das, was ich empfand, nicht mehr länger empfinden müssen. Und dann ist es vorbei mit diesen entsetzlichen Qualen. Jubelnd werde ich meinen Scheiterhaufen besteigen und mich freuen an den lodernden Flammen, die mich umzüngeln. Und die Flamme wird in sich zusammenbrechen und der brausende, frische Wind wird meine Asche weithin über das endlose Meer tragen. Ich werde Frieden finden; und wenn mein Geist noch weiter lebt und denkt, dann werden es andere Gedanken sein als die, die mir das Erdenleben verbittert haben. Lebt wohl!«
Rasch sprang er aus dem Fenster der Kajüte in den Kahn, der längsseits am Schiffe befestigt war. Die Wogen trugen ihn davon, immer weiter und weiter, bis er in der Dämmerung verschwand.