Alexander,
letzte Nacht habe ich meine Visionen und Träume verstanden.
Es ist alles wirklich passiert und du hast es gewusst.
Ich verstehe nur nicht wie das alles sein kann? Wie das alles nur möglich ist?
Aber was ich nun verstehe ist,  warum ich diese starken Gefühle für dich habe. Warum ich dich jede Minute vermisse die du nicht bei mir bist. Warum ich
von Anfang an das Gefühl hatte, dich schon immer zu kennen.
Wir sind Seelenverwandte und waren dies schon seit wir uns das
erste Mal vor Jahren kennengelernt haben.
Umso schwerer fällt es mir jetzt von dir für immer Abschied zu nehmen.
Ich will dich nicht noch einmal verlieren, will nicht sehen müssen wie
du getötet wirst, wegen mir.
Sei mir bitte nicht böse, ich muss es einfach tun. Such nicht nach mir.
Werde mit Jenny glücklich. Sag ihr dass es mir Leid tut das ich dich
geküsst habe und sie dabei zusehen musste.
Es tut mir leid.
In ewiger Liebe
Chrisi

Tränen bahnten sich unaufhaltsam einen Weg an die Oberfläche. Ich hatte das Gefühl innerlich kaputt zu gehen.
Schnell ging ich ins Gästezimmer und packte meine Sachen zusammen. Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Jemand war in die Wohnung gekommen. Ich hielt die Luft an und horchte angestrengt nach draußen. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Türe und öffnete sie einen Spalt. Nichts war zu hören, erleichtert atmete ich aus.
Sorgsam legte ich den Abschiedsbrief auf das Bett. Nahm meine Tasche und schlich zur Garage, vorsichtig öffnete ich die Türe. Es war niemand hier außer mir.
Ob sie es hören würden wenn ich das Rolltor aufmachte? Egal, darauf konnte ich keine Rücksicht mehr nehmen, ich musste nur schneller als sie sein.
Auf der Suche nach dem Schalter für das Rolltor, fiel mein Blick auf den Schlüsselkasten. Der alle Schlüssel für die Autos beinhaltete, und er war zum Glück nicht abgeschlossen. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, dass niemand einen Vampir beklaute. Ich hoffte nur dass keiner der beiden Mr. Proper deswegen Ärger bekam.
Vor Freude, das alles perfekt lief, fing ich zu hüpfen an.
Alexanders BMW stand direkt am Rolltor, der würde mich gut und sicher von hier wegbringen, bis ich auf ein Taxi umsteigen konnte. Schließlich wollte ich ihm seinen Wagen nicht klauen, sondern nur ausleihen.
Ich schnappte mir den Schlüssel, öffnete das Tor und saß dann auch schon im BMW. Alles in diesem Auto roch nach Alexander. Rasch drückte ich den Knopf um den Sitz weiter nach vorne fahren zu lassen.
Der Motor heulte beim starten auf, meine Hände zitterten. Rückwärtsgang, mein Herz schlug mir bis zum Hals.
„Bitte Gott, lass mich nur nirgends anfahren mit diesem Sauteueren Auto.“
Geschafft. Schalter auf Drive, wieder heulte der Motor auf, ich gab zu viel Gas. Verdammt er war mir abgestorben. Fieberhaft saugte sich mein Blick in den Innenspiegel fest.
Hatte mich schon jemand bemerkt? Niemand lief auf den Wagen zu. Der Motor summte, dieses Mal ging ich die Sache mit mehr Gefühl an. Die Kraft des BMWs drückte mich, je mehr Gas ich gab, weiter in den Sitz.
Ich musste Campbell River auf dem schnellsten Wege verlassen. Ich musste von Vancouver Island runter. Mein Ziel war erst einmal der Flughafen von Vancouver, dann würde ich schon sehen wohin der nächste Flug ging.
Nur wo zum Teufel musste ich langfahren? Die Insel war groß und ich hatte keinen Orientierungssinn, was eine schlechte Kombi war wenn man vorhatte abzuhauen. Mit Helen würde ich Kontakt aufnehmen wenn ich außer Landes war. Dieser Punkt stimmte mich noch trauriger, denn jetzt konnte ich nicht mehr die Brautjungfer meiner Schwester sein.

Der Highway nahm kein Ende. Wo sollte ich nur den BMW abstellen, ohne dass Alexander ihn in seine Einzelteile zerlegt wiederfindet? Nein, hier könnte ich ihn überall abstellen, schließlich sind wir nicht in New York.
Eine Abfahrt. Der BMW rollte gerade die Abfahrt hinaus als plötzlich das Autotelefon zu klingeln begann. Vor Schreck verriss ich das Lenkrad, mit den Reifen kam ich auf das Bankett. Ich bremste, automatisch riss ich das Lenkrad wieder zur Straße hin. Alles in diesem Auto fing zu piepsen an, dann war der Motor aus. Ich trat nun die Bremse voll durch. Schwitzend und schnell atmend stand ich nun halb in der Wiese und halb auf dem Seitenstreifen. Das Telefon klingelte noch zweimal dann verstummte es.
Blödes Telefon. Nach und nach beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Noch immer starrte ich das Telefon an, sanft strich ich mit den Fingern darüber.
„Alexander.“ Dieser Gedanke setzte ein warmes Gefühl in mir frei, gleichzeitig schmerzte er auch. Alexanders Stimme wenigstens noch einmal hören zu können, das wäre schön gewesen.
Nein. Heftig schüttelte ich meinen Kopf hin und her um diesen Gedanken wieder zu verdrängen.

Alexander spürte immer noch Chrisis Körper an sich, als sie ihn so unvorbereitet umarmt hatte. Seine Gedanken kreisten nur noch um diesen Moment. Wie gerne hätte er sie ebenfalls fest an sich gedrückt und sie verführt. Schon lange sehnte Alexander sich nach diesen Moment, Chrisi zu spüren, sie endlich lieben zu dürfen. Der Trubel um ihn herum riss ihn wieder aus seinen Gedanken.
Im Club ging es hoch her, die VIP’s trödelten langsam ein und versprühten ihren „Ach ich bin so wichtig“ Charme.
Der Club füllte sich mit hochangesehenen Menschen. So etwas konnte sich ein Clubbesitzer nur wünschen und doch war da etwas was Alexander störte. Noch konnte er noch nicht sagen was es war. Es war ein Gefühl, eine Vorahnung könnte man sagen, von dem er aber immer wieder durch Erledigungen abgelenkt wurde.
Alexander hatte für den Abend ein sehr gutes Security Team eingestellt und musste sich wenigstens in Fragen Sicherheit um nichts kümmern.
Jenny kam auf ihn zu, „na ist alles zu deiner Zufriedenheit?“
Alexander lächelte sie an, „ja ich denke es läuft alles wie geschmiert. Ich hoffe nur das von den VIP’s keiner rumzickt und mir meinen Club auf den Kopf stellt.“
„Wenn das einer versucht, dann denke ich wissen wir uns schon zu wehren“, lachte Jenny auf und strich Alexander am Arm entlang.
Alexander wusste wie Jenny für ihn empfand, doch er konnte die Gefühle nicht erwidern. Auch wenn es das Beste für ihn und für Chrisi wäre, denn welche Zukunft hatten die beiden als Paar? Er war ein Vampir und Chrisi ein Mensch, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann einmal ein Kind wünscht, was Alexander ihr nicht geben konnte. Sie konnte altern und irgendwann sterben, er würde für immer so bleiben wie er eben war. Und der Gedanke Chrisi zu verwandeln, ließ ihm immer einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Warum war das Schicksal damals nur so grausam zu ihm gewesen?
Alexander machte sich auf den Weg in das Lager um noch eine Kiste Champagner zu holen. Als er die Kiste gerade hochheben wollte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das seltsame Gefühl in seiner Magengegend konnte nur eines bedeuten. Alexander richtete sich auf, jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Sein Blick richtete sich auf die Verbindungstüre zur Wohnung.
„Chrisi was hast du getan?“ Sagte Alexander zu sich selbst und machte sich mit Vampirgeschwindigkeit auf den Weg in die Wohnung.
„Chrisi? Bist du da?“ Rief Alexander laut. Er wollte es nicht glauben.
Sie war nirgends zu finden, nicht im Wohnzimmer, nicht in der Küche. Was war mit dem Gästezimmer?
Ohne Anzuklopfen stürmte er in das Gästezimmer und sofort nahm er Chrisis Duft wahr. Doch sie war dort nicht aufzufinden.
Alexanders Blick blieb auf dem Zettel, der auf dem Bett lag, haften.
„Nein, nein! Bitte Gott lass es nicht das sein für das ich es halte!“
Alexanders Hände zitterten als er den Brief nahm und ihn las.
„Nein, nein, nein, nein, das kann doch nicht wahr sein. Warum spricht sie nie vorher mit mir, bevor sie solchen Unsinn macht?“
Vor Wut, schlug Alexander mit dem Fuß gegen das Bett. Das dadurch einen halben Meter in die Höhe gehoben und das schwere Holz beschädigt wurde.
Die Hoffnung keimte in Alexander auf, das Chrisi noch nicht weit weg sein konnte. Eilig machte er sich auf den Weg zur Garage, in der diese jäh zerschlagen wurde.
„Sie hat meinen BMW geklaut! Sie hat ihn sich einfach genommen!“
Ihm war bewusst dass es ihm nicht um den Wagen ging, sondern darum das sie somit die Möglichkeit hatte, heute Nacht noch die Insel zu verlassen. Und das konnte er auf keinen Fall zulassen. Nicht so, und nicht mit der Gefahr die hinter ihr her war.
Im Geiste konzentrierte sich Alexander nun voll und ganz auf Chrisi und fand sie auch. Es ging ihr gut, das beruhigte ihn etwas.
Das Autotelefon, vielleicht ging sie ja ran? Alexander zog sein Mobilphon aus seiner Hosentasche und wählte in einer für Menschen nicht sichtbaren Geschwindigkeit, die Nummer des Telefons in seinem BMW.
Doch im gleichen Augenblick als es am anderen Ende zu klingeln begann, zuckte Alexander vor Schreck zusammen. Er spürte ihre Panik.  

„ Verdammt er hatte meinen Brief zu früh gefunden.“ Flüsterte ich vor mich hin. Ja so fängt es an, mit Selbstgesprächen.
Ich musste weiter, doch beim Versuch das Auto zu starten, hörte ich nicht das Summen sondern nur ein komisches Geräusch des Motors, was nichts Gutes verheißen ließ. Warum wollte diese blöde Karre nicht mehr anspringen? Mit den Händen schlug ich vor Wut auf das Lenkrad. Als mein Blick auf die Tankanzeige traf, sie zeigte nichts mehr an. Ich bin so bescheuert, wenn man schon einen Fluchtwagen klaut, sollte man vorher sicher gehen dass der Tank voll ist.
Was sollte ich nun tun? Ich konnte weit und breit keine Lichter einer Stadt oder eines Hauses entdecken. Wenn ich alleine durch die Wildnis gehe, würde ich mit Sicherheit von dem nächstbesten Bären gefressen.
Ein Taxi rufen. Wäre eine tolle Idee wenn ich nur wüsste wo ich bin. Ich konnte dem Taxifahrer schlecht sagen das ich in der Abfahrt nach Nirgendwo stand.
Mein Kopf fühlte sich schwer an, ich legte ihn auf das Lenkrad. Das waren vermutlich die Nachwirkungen von gestern.
Jemand klopfte an die Scheibe der Fahrertür, vor Schreck blieb mir fast das Herz stehen. Kreidebleich sah ich durch die Scheibe hinaus. Von einer Taschenlampe wurde ich geblendet. Schützend hielt ich meine Hand vor meine Augen.
„Hallo? Alles in Ordnung bei ihnen?“ Fragte eine männliche Stimme.
Ich hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Nur ein kleines Stück lies ich die Scheibe runterfahren.
„Würden sie bitte ihre Taschenlampe in eine andere Richtung halten? Sie blenden mich.“
„Oh ja, natürlich. Entschuldigung.“
Der Mann war nicht Alexander. Ich hatte sie aber schon gehört.
Das Licht schwenkte weg. Meine Augen brauchten eine paar Sekunden bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Zuerst sah ich ein freundliches Lächeln, dann den Sheriffhut und darunter blitzten ein paar gefährliche Augen hervor. Über die auch das Lächeln nicht hinwegtäuschen konnten.
„Ms Mc Kenzie was machen sie hier draußen? Ist ihr Wagen stehengeblieben?“
Eiskalt lief es mir den Rücken runter. Was sollte ich machen? Er war der Feind. Am besten ich tat so als ob ich nichts von der Werwolf Sache wüsste.
„Ja, dummerweise habe ich vergessen zu tanken. Alexander hatte mir noch gesagt dass der Tank fast leer ist. Sie haben nicht Zufällig einen Kanister mit Benzin dabei?“
„Nein tut mir Leid, damit kann ich ihnen nicht dienen. Sind sie alleine unterwegs Ms Mc Kenzie?“
In seiner Stimme lag etwas lauerndes, Thomson sah sich suchend um.
„Nein, nein ich bin nicht alleine unterwegs Sheriff Thomson, mein zukünftiger Schwager ist mit mir unterwegs. Er hat sich auf den Weg zur nächsten Tankstelle gemacht, er müsste bald wieder da sein“, bluffte ich.
„Wie lange ist er denn schon weg?“
Thomson war in eine duckende Stellung gegangen, sein Blick durchbohrte die Dunkelheit.
„Ach ungefähr eine Stunde.“
Thomson fixierte nun mich, „sie sind alleine hier, nicht wahr Ms Mc Kenzie?“
„Wie kommen sie darauf Sheriff?“
„Ich weiß das ihr zukünftiger Schwager immer noch in Campbell River ist und sie von Anfang an alleine in dem Wagen von Roven sind.“
Thomsons Lächeln war jetzt alles andere als freundlich. Meine Hand wanderte zur Türverriegelung. Doch bevor ich sie erreichen konnte, riss Thomson die Türe auf, packte mich am Kragen meiner Jacke, löste den Sicherheitsgurt zog mich aus dem BMW und warf mich auf den Boden.
Hart schlug ich auf, sofort dröhnte es in meinem Kopf wieder. Ich hatte das Gefühl als müsste er gleich explodieren. Das letzte was ich wahrnahm waren zwei glühende Augen und das Klingeln des Autotelefons.
Ich saß im Wagen von Thomson als ich wieder zu mir kam. In einem Höllentempo fuhr er einen Feldweg entlang. In meinem Kopf pochte es wie verrückt, was durch die Schlaglöcher nicht leichter wurde. Wenn das so weiter ging, dann war ich zu meinem dreißigsten Geburtstag geisteskrank durch ständige Schläge auf den Kopf. Noch nie in meinem Leben war ich in kurzer Zeit dermaßen oft Bewusstlos gewesen. Wenn das keine Folgen für mein Gehirn nach sich zieht würde es mich wundern. Ich versuchte mir an die pochende Stelle an meinem Hinterkopf zu fassen, was aber durch Handschellen an meinen Handgelenken erschwert wurde.
„Thomson was soll das? Wo bringen sie mich hin?“ schrie ich ihn an.
„Aahh Ms Mc Kenzie, ich hoffe sie haben gut geschlafen?“ Sagte er in einem spöttischen Ton.
„Warum haben sie mir Handschellen verpasst? Was werfen sie mir vor? Fahren mit zu wenig Benzin im Tank?“
Thomson lachte lauthals auf, „Sie sind doch nicht verhaftet, dafür gibt es doch keinen Grund. Es ist nur eine reine Vorsichtsmaßnahme, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Ehrlich gesagt, ich hätte nie gedacht dass es so einfach werden würde. Christian wird begeistert sein.“
Mir war klar was er mit einfach meinte, trotzdem stellte ich mich dumm, vielleicht erfuhr ich ein paar Informationen die interessant waren?
„Wer ist Christian? Was soll ich mit diesem Christian zu tun haben?“ Das wusste ich nun wirklich nicht.
„Verdammt noch mal Thomson, nehmen sie mir sofort die Handschellen ab.“
„Das sind die Nachteile wenn man Wiedergeboren ist“, spöttelte Thomson. „Man weiß nichts mehr von dem vorherigen Leben. Na dann will ich nicht so sein und ihnen bei einem Spaziergang ein wenig auf die Sprünge helfen, bevor wir Christian treffen. Nicht das er noch enttäuscht ist das sie sich nicht mehr an ihn erinnern.“
Thomson parkte den Polizeiwagen im Wald der wie aus dem Nichts vor uns auftauchte. Niemand würde ihn entdecken wenn er nicht wusste wo er stand.
„Wo gehen wir hin Thomson?“
Ich wurde nervös. Ein Werwolf und ich in einem dunklen Wald, konnte das gut für mich ausgehen? Ich denke nicht.
„Komm schon Rose, fang jetzt bloß nicht zu zicken an. Je schwerer du es mir machst umso unschöner wird es für dich werden. Auch wenn Christian dich lebend haben will, ein zwei kleine Wunden an dir, das wird er mit Sicherheit verstehen wenn ich ihm sage das du Schwierigkeiten gemacht hast.“
Das Grinsen was Thomson dabei im Gesicht hatte, bedeutete nur  dass er hoffte dass ich es ihm schwer mache. Doch den Gefallen würde ich ihm nicht tun.
„Wer zum Teufel ist Rose?“ Lenkte ich ihn ab.

„Verdammt! Wir müssen uns beeilen, einer dieser verdammten Werwölfe ist bei Chrisi! Sie hat Angst und das mit Recht!“
Auch in Alexander begann sich Panik auszubreiten. Sollte Christian dieses mal auch wieder seinen Willen bekommen? Nein das durfte einfach nicht passieren! Das würde Alexander nicht überleben.

Thomson zog mich an den Handschellen haltend unsanft hinter sich durch den Wald her. Oft stolperte ich und fiel hin. Thomson nahm darauf nur wenig Rücksicht, was mich an meinem Traum erinnerte.
„Du hast ganz schön viele Fragen, hat dir dein Blutsauger nichts erzählt?“
„Nein, er ist mir immer ausgewichen.“ antwortete ich atemlos.
„Rose das bist du oder besser gesagt warst du, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben.
„In meinem anderen Leben?“ Unterbrach ich ihn.
„Ja. Christian wollte dich unbedingt als seine Frau, aber dafür musste er erst Alexander, der bereits dein Verlobter war, vor deinem Vater in Ungnade fallen lassen.“
„Alexander und ich waren verlobt?“
„Ja ihr beide ward ein Herz und eine Seele. Mir wurde immer regelrecht schlecht davon wenn ich euch beide beobachten musste.“
„ Wie hat Christian das gemacht, Alexander vor meinen Vater in Ungnade fallen zu lassen?“
Keuchend versuchte ich mit Thomson Schritt zu halten.
„Christian kannte einen Vampir der ihm noch einen Gefallen schuldig war. Der sollte Alexander bewusstlos schlagen und ihn dann mit ein paar Frauen in sein Bett legen. Danach informierte der Vampir deinen Vater über diese Schandtat. Alles klappte perfekt, bis auf den Fehler, dass dieser Idiot von Vampir weibliche Vampire in Alexanders Bett hatte hüpfen lassen. Die natürlich nichts Besseres zu tun hatten als Alexander zu einem von ihnen zu machen. Das erfuhr Christian aber erst, kurz nachdem er Alexander die Klippe hinuntergestoßen hatte und du ihm auch noch nachgesprungen warst.“
Wieder fiel ich hin. Meine Knie, Ellenbogen und Hände waren ganz blutig. Kraftlos blieb ich am Boden sitzen. Die Kraft schien mit dem Blut aus mir herauszulaufen.
„Bitte, können wir eine kleine Pause machen? Ich kann nicht mehr.“
Ein Mitleidiger Blick traf mich, „gut, fünf Minuten.“
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen einen Baum.
„O.k. , das erklärt warum Alexander noch lebt, aber warum leben sie noch? Warum dieser Christian?“ Fragte ich weiter.
Collins hatte ich bewusst nicht erwähnt.
„Wir sind Werwölfe, darum leben wir wie Vampire ewig.“
Bei dieser Antwort beobachtete mich Thomson ganz genau. Ich tat ihm den Gefallen und setzte einen geschockten Ausdruck auf mein Gesicht auf.
Was Thomson wohlwollend wahr nahm.
„Christian ist unser Boss, er ist das Alphatier. Ich und Collins sind von ihm erschaffen worden.“
„Collins?“ tat ich überrascht.
Thomson zog mich mit Leichtigkeit auf die Füße. „Weiter geht’s. Als ich dich zum ersten Mal sah, war ich sehr überrascht. Du siehst genauso aus wie damals. Collins und ich beseitigten den alten Direktor Link, damit Collins an seine Stelle treten und dich besser beobachten konnte. Eines kann ich dir sagen Link war schon ganz schön zäh, er schmeckte als wäre er bereits hundert Jahre alt gewesen.“
Angewidert hielt ich kurz die Luft an. Übelkeit stieg in mir hoch. Sie hatten Direktor Link gefressen. Der arme Mann. Ob mir das gleiche Schicksal bevorstand?
„Dann tauchte ständig dieser blöde Blutsauger auf und beschützte dich. Somit hat er ganz schön unseren Plan durchkreuzt. Irgendwie wusste er immer wann du in Gefahr warst, es war als ob ihn ein Band mir dir verbinden würde. Aber durch dich ist alles doch noch mal gut gegangen.“ Lachte Thomson.
Plötzlich spürte ich wie es in meiner Herzgegend warm wurde, Alexander musste in der Nähe sein. Wie hatte er mich nur so schnell aufgespürt? Panik stieg in mir auf.
Nein, das durfte nicht sein, warum ist er nicht zu Hause geblieben und ist mit Jenny glücklich geworden? Er durfte nicht wegen mir verletzt werden.
Was sollte ich nur tun?
Da wurde es mir klar! Wie schaffte man es wohl einen Werwolf richtig wütend zu machen, dass er die Beherrschung verliert? Wenn er mich tötete dann gab es für Alexander keinen Grund mehr sich in Gefahr zu bringen!
Schwer atmend ließ ich mich auf den Boden fallen. Sofort kroch mir die Kälte  aus dem Boden durch die Hose in Richtung Oberkörper, was mir eine Gänsehaut bescherte.
„Wie weit ist es noch? Mir tut alles weh, ich kann nicht mehr weiter gehen.“ Jammerte ich in einem nervenaufreibend hohen Ton.
„Was soll das werden? Willst du einen Sitzstreik veranstalten?“ Fragte Thomson genervt. „Es ist nicht mehr weit, komm schon. Ich frage mich wirklich was Christian und Alexander an dir finden?“
Mein Versuch mich extra schwer zu machen fiel ziemlich kläglich aus, er zog mich ohne den geringsten Anschein von Anstrengung wieder hoch. Thomson war zu stark. Werwölfe verspürten doch wohl auch schmerzen?
Ich stolperte gekünstelt und lag der Länge nach auf dem Boden, was ihn zunehmend mehr nervte.
„Aua, mein Fuß, ich glaube ich habe mir den Fuß verstaucht“, schrie ich auf.
Schnell setzte ich mich auf meinen Hosenboden und drehte mich mit meinen Beinen in Richtung Thomson.
Thomson kam näher, er ging in die Hocke und bevor er meinen Fuß in die Hand nehmen konnte, ließ ich mich nach hinten fallen um mehr Schwung zu holen und rammte Thomson meine Füße in sein blödes Gesicht. Ich dachte sogar etwas knacken gehört zu haben, was bei mir einen inneren Jubel auslöste.
Thomson flog schreiend vor Schmerzen nach hinten, seine Hände vor das Gesicht haltend.
Wie ein Blitz sprang ich auf die Beine und rannte los. Die Wärme in mir nahm zu, Alexander musste schon näher sein als mir lieb war. Ich musste die Laufrichtung ändern, Alexander durfte mich nicht finden.
Meine Beine fühlten sich schwer an, ich mobilisierte meine letzten Kraftreserven um schnell genug von Alexander wegzukommen und mit mir Thomson.
Hinter mir hörte ich Thomson laut fluchen, doch noch war er da wo ich ihn zu Boden geschickt hatte. Ein Gefühl der Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht schaffte ich es doch noch Thomson zu entkommen und aus Alexanders Leben zu verschwinden, ohne dass jemand dabei verletzt wurde?
Die Hoffnung starb so schnell wie sie gekommen war. Hinter mir hörte ich etwas großes schweres, vor Wut knurrend, schnell auf mich zukommen.
Das war es also, ich sollte von einem Werwolf zerfleischt werden. In meinen schlimmsten Albträumen hatte ich mir meinen Tod nicht so vorgestellt. Wenigstens habe ich bis zum Schluss gekämpft und würde in Würde sterben.
Ich blieb stehen und drehte mich zu der Abscheulichkeit um, die sich Werwolf schimpfte. Doch als ich die riesige Bestie mit den gelben Augen auf mich zukommen sah, machte ich unweigerlich ein paar Schritte zurück, bis  ich von einem Baum der sich mir in den Weg stellte, gestoppt wurde.
Tief und hart gruben sich die Pranken in den Boden. Vor Wut blitzten mich die gelben Augen an. Gleich würde es wehtun. Weit riss ich meine Augen auf. Thomson setzte zum Sprung an. Ich konnte seinen schlechten Atem bereits riechen.
Als plötzlich Thomson ohne einen für mich ersichtlichen Grund, von mir weg gegen einen Baum geschleudert wurde, der bedrohlich zu schwanken begann.
Thomson heulte laut auf als er hart auf den Boden aufschlug.
Ich begriff nicht was da gerade passiert war, ich wusste nur eines, ich lebte noch und so sollte es doch verdammt noch mal nicht sein.
Winselnd versuchte Thomson sich in die Höhe zu stemmen. Erst jetzt entdeckte ich die drei Gestalten die in gebeugter Haltung auf Thomson zu schlichen.
Mein Blut gefror als ich erkannte wer die Gestalten waren, Paul, Patrick und …… Alexander.
„Nein“ , hauchte ich, „so war das nicht geplant.“
Ich musste es verhindern dass auch nur einer von den dreien verletzt wird. Doch als ich loslaufen wollte um mich zwischen den Wolf und die drei zu stellen, wurde ich sanft aber bestimmt von etwas zurückgehalten. Verwirrt blieb ich zur Salzsäule erstarrt stehen. Jenny stand neben mir, ich hatte sie gar nicht bemerkt. Wie konnte Alexander sie nur mitnehmen und riskieren das sie verletzt wurde?
„Bleib hier Chrisi, es ist alles in Ordnung. Die drei schaffen es auch ohne dich mit dem Werwolf fertig zu werden. Du würdest Alexander nur in Gefahr bringen wenn du eingreifst. Er würde alles dafür tun was nötig ist, damit dir nichts passiert!
„Das soll er doch gar nicht machen. Alexander soll nur glücklich werden und nicht wegen mir verletzt oder sogar getötet werden. Ich sollte diejenige sein die stirbt! Dann könnte er in Ruhe sein Leben weiter leben, warum seid ihr nur hier her gekommen?“ Sagte ich Traurig.
Jenny lockerte ihren Griff ein wenig, aber sie löste ihn nicht ganz. Sie traute dem Frieden offensichtlich noch nicht.
„Alexander ist nur dann glücklich wenn es dir gut geht und er bei dir sein kann. Nicht wenn du vor seinen Augen getötet wirst.“
„Das zeigt er aber dann auf eine komische Art und Weise.“ Rutschte es aus mir heraus. Worauf Jenny mich irritiert ansah aber nicht darauf einging.
Thomson hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerappelt. Abwechselnd fixierte er die drei Vampire die ihn umzingelt hatten.
Thomson fletschte knurrend die Zähne, sein Körper zitterte vor Anspannung. Es war ein unheimlicher Anblick.
Urplötzlich sprang Thomson auf Alexander zu, ich unterdrückte einen Aufschrei. Ich musste mich von dem Geschehen abwenden und drückte mein Gesicht an Jennys Schulter.
Mir war als wäre hinter mir die Hölle ausgebrochen, laute Kampfgeräusche drangen an mein Ohr. Ein Knacken, reißen und winseln hallte in den Wald. Das letzte was Thomson von sich gab war ein röchelndes Winseln, dann herrschte Totenstille.
Ich war nicht dazu fähig mich zu bewegen, meine Hände umschlossen krampfhaft Jennys rechten Oberarm, was mir erst bewusst wurde als zwei Hände sie sanft von Jenny lösten.
„Es ist vorbei Chrisi“, hörte ich Alexanders besorgte Stimme. „Thomson kann dir nichts mehr antun.“
Vorsichtig drehte Alexander mich zu sich um, hob mich hoch und trug mich aus dem Wald. Fest drückte ich mein Gesicht an seine Schulter, er sollte nicht sehen dass ich schon wieder heulte. Die Anspannung die von mir abgefallen war, war einfach zu mächtig gewesen.
„Warum hast du mich gesucht und dich dadurch in Gefahr gebracht? Ich habe dir doch geschrieben du sollst mit Jenny glücklich werden!“
Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Jenny einen kurzen Blick zu uns rüber warf, aber sofort verschämt wieder weg sah und schnell vorauseilte.
„Chrisi, Jenny ist wie eine Tochter für mich. Und du,……… und du bist eben sehr viel mehr für mich und ich könnte ohne dich nicht mehr weiter existieren. Ich habe es schon einmal durchgemacht dich zu verlieren, ich will es kein zweites Mal durchmachen müssen.“
„Aber du bist ein Vampir und ich ein Mensch, wie willst du das verhindern?“
„Das wird die Zeit zeigen.“
Beim Polizeiwagen öffnete Jenny die Handschellen, die ebenfalls schmerzhafte Spuren an meinen Handgelenken hinterlassen hatten.
Alexander versteifte sich beim Anblick meiner zerschundenen und wunden Arme und Beine.
Natürlich lag ich wie ein kaltes Buffet auf seinen Armen mit meinen offenen Hautstellen, die teilweise immer noch bluteten. Da musste es ihm schwer fallen nicht davon zu kosten.
Mit meinen Ärmeln wischte ich die Tränen weg.
„Alexander du kannst mich runter lassen, bis zum Auto schaffe ich es alleine“, sagte ich selbstbewusst.
Der Porsche stand keine fünfzig Meter vom Waldrand entfernt und zu meiner Überraschung stand der BMW gleich dahinter.
„Das schaffe ich!“ Redete ich mir leise ein. Meine Beine fühlten sich an als ob sie mit Luft gefüllt worden wären. Etwas wackelig und mit einem steif wirkenden Gang marschierte ich los. Ich kam mir vor wie eine Ente die gerade das Gehen gelernt hatte.
Alexander blieb dicht an meiner Seite, seinen Arm um meine Hüfte gelegt. Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
„Sicher ist sicher“, flüsterte er mir mit einem verführerischen Lächeln zu, was meine Knie noch weicher werden ließ.
„Das ist nicht sehr hilfreich“, sagte ich trotzig.
„Was? Ich umarme dich nur, ich bin eben gerne in deiner Nähe.“
„Ich meine nicht die Umarmung!“
Alexander stutzte kurz, „was dann?“
„Das bleibt mein Geheimnis!“
Heimlich warf ich Jenny einen Blick zu. Sie starrte zu Boden, leider konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, der Tag nahm erst an Helligkeit zu. War wirklich schon so viel Zeit vergangen?
Paul und Patrick die noch ganz euphorisch von dem Kampf waren, blieben bei dem Polizeiwagen um Spuren und Fingerabdrücke zu entfernen.
Jenny fuhr mit dem Porsche davon. Alexander verfrachtete mich auf die sanfte Art und Weise in den BMW. Mit hochrotem Kopf saß ich auf der Beifahrerseite.
Alexander beugte sich mit dem Gurt in der Hand über mich, „soll ich dir beim anschnallen helfen Chrisi?“ Mit einem zuckersüßen Lächeln im Gesicht und den Schalk in seinen Augen sah er mich an.
„Aber weist du was? Du kennst dich ja bestens mit meinem Auto aus, ich bin mir sicher du schaffst das auch  alleine.“ Sagte er neckend und drückte mir den Gurt in die Hand. Schloss die Beifahrertüre und stieg auf der Fahrerseite, ohne mich eines Blickes zu würdigen ein. Nur ein dickes fettes Grinsen war in seinem Gesicht wie eingemeißelt.

Die Fahrt zurück zu Alexanders Wohnung hatten wir stillschweigend hinter uns gebracht. Ich lag frisch geduscht und hundemüde im Gästezimmer auf dem Bett.
Meine Wunden waren von Jenny gereinigt und verbunden worden. Auf meinen Ellenbogen und Knien hatten riesige Flecken Pflaster ihren Platz gefunden. Mein ganzer Körper schmerzte. Ich schaffte es nicht mehr als nur meinen Slip anzuziehen, alles was einer höheren Armbewegung bedurfte war tabu. Selbst die Bettdecke war zu schwer gewesen, darum lag ich auf ihr statt darunter. Mich fröstelte. Meine Lider wurden immer schwerer.
Ein sich wiederholendes klopfen holte mich aus dem Schlaf zurück. Wie spät war es wohl schon? Schlaftrunken suchte ich nach dem Grund des Klopfens, was sich nun fordernder anhörte. Das Geräusch kam eindeutig von der Türe.
„Wer ist da?“ Fragte ich genervt.
„Chrisi ich bin es Alexander, kann ich rein kommen?“
„Wie Spät ist es?“
„Drei Uhr nachmittags.“
„Oh.“ Hatte ich wirklich schon so lange geschlafen? „Komm rein“, sagte ich ohne weiter darüber nachzudenken in was für eine Lage mich diese Aufforderung bringen würde.
Alexander kam herein und blieb wie angewurzelt stehen. Angenehm Überrascht starrte er mich für einen kurzen Moment an, und drehte sich dann aber anständigerweise um.
Da erst wurde mir bewusst dass ich außer einem Slip nichts anhatte. Vor Schreck hielt ich einen Arm vor meine Brust und mit der anderen versuchte ich mir die Bettdecke überzuziehen. Was nicht klappte, da ich ja auf ihr drauf lag. Ich lehnte mich weit zur Bettkante hin um die Bettdecke unter mir hervorzuziehen. Was zur Folge hatte das ich mein Gleichgewicht verlor und schreiend aus dem Bett fiel. Unsanft schlug ich auf dem Boden auf, was mein sowieso schmerzender Körper mir übel nahm. Zum Glück war hier ein dicker Teppich verlegt worden, ich wollte mir gar nicht vorstellen was das für Schmerzen gewesen wären, wäre hier ein Parkettboden gewesen.
„Aua, aua“, sagte ich gequält.
Aus den Augenwinkel erspähte ich das Alexander auf mich zukam, „Chrisi hast du dich verletzt?“ Fragte er besorgt.
„Stopp, bleib wo du bist Alexander Roven und dreh dich gefälligst wieder um.“
Nur wiederwillig drehte Alexander sich weg. Hastig nahm ich mir das nächstbeste Oberteil und zog es unter Schmerzen in den Schultern über. Mit einem raschen Blick kontrollierte ich dass bei mir nirgendwo mehr was rausschaute, was vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte. Rasch verzog ich mich unter die Bettdecke, nur noch mein hochroter Kopf war zu sehen.
„Du kannst dich umdrehen.“
Verlegen zeichnete Alexander ein imaginäres Muster mit seinem Fuß in den Teppich.
„Es tut mir leid, ich wollte nur sicher gehen das es dir gut geht, oder ob du wieder mit meinem Wagen durchgebrannt bist?“ Krampfhaft versuchte Alexander einen Lachanfall zu unterdrücken.
„Nein ich bin nicht durchgebrannt, ich habe nur noch geschlafen“, antwortete ich trotzig.
„Gibt es sonst noch etwas, was du auf dem Herzen hast? Oder war das ganze eben nur ein Kontrollbesuch von dir?“
Für einen Moment sah Alexander verletzt aus, doch gleich hatte er wieder seine Gesichtsentgleisung unter Kontrolle.
„Ich wollte nur nach dir sehen, und fragen ob du was brauchst. Vielleicht willst du auch über etwas Bestimmtes mit mir reden?“
Alexander kam zum Bett und setzte sich auf dessen Fußende. Seine linke Hand fand dabei wie Zufällig ihren Platz auf meinem Bein. Was in mir ein supertolles Gefühlscaos auslöste. Verdammt ich hatte nur ein Höschen an das gleich ausgezogen war wenn es dazu kommen sollte, gab es etwas Schöneres?
Nein Chrisi konzentriere dich, endlich will er mit dir reden. Rügte ich mich selbst in Gedanken.
„Über was willst du mit mir reden Alexander? Das du nicht auf mich gehört hast und dich meinetwegen in Gefahr gebracht hast? Auch wenn du ein Vampir bist, was mir übrigens egal ist, denke ich dass du nicht unverwundbar bist. Oder willst du darüber reden das auch Thomson ein Werwolf war und mich entführt hat?“
Ruckartig zog Alexander seine Hand zurück und stand auf.
„Willst du wirklich dass ich dir fern bleibe Chrisi? Ich könnte das verstehen.“
Mein kurzes Zögern auf seine Frage, beantwortete Alexander für sich mit ja. Plötzlich wich die Traurigkeit einer Wut.
„Wenn es das ist was du willst, dann sollst du deine Ruhe vor mir haben. Stimmt es eigentlich das du mich liebst, wie du in deinem Brief geschrieben hast? Weißt du, auch wenn ich ein Vampir bin, kann ich lieben und dich liebe ich seit ich dich das erste Mal als Rose kennengelernt habe.“
Mir tat es in der Brust weh Alexander so zu sehen. Ich wollte ihn trösten, ihn küssen, ihn fest in meinen Armen halten. Ich musste ihm meine Reaktion erklären.
„Alexander, lass es mich dir doch erst erklären, bevor du aus der Haut fährst!“
Böse funkelte er mich an, „was soll es da noch zu erklären geben?“
Alexander drehte sich um und ging zur Türe. Doch bevor er sie öffnen konnte, war ich schon aus dem Bett gesprungen und hielt ihn an seinem Arm fest.
„Alexander bitte, lass uns vernünftig miteinander reden!“ Flehend sah ich ihn an.
Mit der freien Hand fuhr er sich durch sein Haar, schwer atmete er aus. Ich hatte mein Ziel erreicht. Meine Hand wanderte von seinem Arm in seine Hand, ich zog ihn zurück auf das Fußende des Bettes.
Tief sah ich ihm in die Augen, „Alles was ich in meinen Abschiedsbrief geschrieben habe, war mein voller ernst. Egal ob du ein Vampir, ein Gnom oder sonst irgendein Fabelwesen bist.“
„Aber?“ Fragte er misstrauisch nach.
Mein Blick fiel auf seine Hand die immer noch in meiner lag. Liebevoll fing ich an mit seinen Fingern zu spielen.“
„Aber ich könnte nicht damit leben wenn dir wegen mir etwas zustoßen würde. Wenn sich alles wiederholen würde und Christian dich dieses Mal wirklich töten würde. Das schlimmste für mich ist das Christian in der Nähe ist und jederzeit über mich an dich ran kann!“
In Alexanders Gesicht fand plötzlich ein Wechselbad der Gefühle, von Überraschung zu Besorgnis und Wut statt.
Letztendlich siegte die Wut. Rasend vor Wut sprang Alexander knurrend auf.
„Christian? Christian ist in der Stadt? Hat dir das Thomson erzählt?“
Erschrocken wich ich zurück, an dieses knurren musste ich mich wohl erst noch gewöhnen.
„Thomson wollte mich gerade zu ihm bringen, als ich merkte das du in der Nähe warst und ich daraufhin einen Fluchtversuch startete.“
„Moment mal, was meinst du damit, als du gemerkt hast das ich in deiner Nähe war?“
Die Wut war wie weggeblasen.
Mist, warum konnte ich nie meine Klappe halten? Ich und meine große Klappe gehörten sicher irgendwo eingesperrt, wo sie keinen Schaden anrichten konnten.
 Jetzt war es die Bettdecke mit der ich verlegen rumspielte. Tunlichst vermied ich es Alexander anzusehen.
„Können wir nicht später weiterreden? Ich habe einen Bärenhunger.“ Versuchte ich das Thema zu wechseln.
Demonstrativ stand ich auf zog meine Jeanshose an und ging zur Zimmertüre.
Dieses Mal war es Alexander der mich daran hinderte die Türe zu öffnen. Seine Hand legte sich auf meine, und zog sie von der Türklinke weg und drehte mich zu sich um. Mit seiner Hüfte presste er mich sanft gegen die Türe.
Lauernd fixierte er mich. Mein Atem ging plötzlich schneller. Zwischen meinen Schenkeln pulsierte die Erregung. Sein Duft, seine Nähe. Sein Mund näherte sich meinem Nacken, ich drängte mich ihm mit meinem Unterleib entgegen. Laut seufzte ich auf.  Seine kühlen Küsse auf meinem Nacken liesen meinen Puls auf das dreifache ansteigen.
„Chrisi“, hauchte Alexander mir ins Ohr, „ich bin ein Vampir, ich höre nicht nur wann du erregt bist an deinem Herzschlag,  sondern auch wann du mir ausweichst oder mich belügst. Und wenn du mir nicht sofort meine Frage beantwortest, dann muss ich dich leider beißen und dein Blut aussaugen.“ Als optische Unterstützung zog er seine Oberlippe etwas zurück, so dass seine perfekt weißen Zähne zum Vorschein kamen, dabei knurrte leise.
Statt Angst rieselte mir ein Schauer der Lust an mir herab.
„Lass dich nicht davon abhalten, ich gehöre voll und ganz dir. Die Antwort auf deine Frage bekommst du erst später.“, hauchte ich.
Das sexuelle Verlangen nach ihm, stieg von Sekunde zu Sekunde ins unermessliche.
Alexander drängte sich fordernd mit seinem steifen Glied mir entgegen. In Zeitlupe schob er mein Shirt hoch, kniete sich hin und überschüttete meinen Körper mit Küssen.
„Bitte, bitte erzähl es mir“, hauchte Alexander mit seiner verführerischen Stimme, dabei küsste er mich auf meinen Venushügel, was einen Lustschauer nach dem anderen in mir aufwallen ließ.
Ich stöhnte lustvoll auf. Mein Körper bebte, so sehr wollte ich Alexander haben, ihn spüren. Die Schmerzen meines Körpers waren wie weggeblasen.
„Nicht jetzt Alexander, später.“
„O.k. du wolltest es nicht anders, dann muss ich eben tun was ich tun muss.“
Bestimmt löste sich Alexander von mir und stand auf.
„Alexander was soll das, du kannst doch nicht…. .“ Verwirrt starrte ich ihn an.
„Nun ja, du willst es mir nicht sagen, dann gibt es eben auch keinen Sex. Und glaub mir, der Sex mit einem Vampir ist der reine Wahnsinn. Ich für meinen Teil gehe kalt duschen, was du übrigens auch machen solltest.“
Wie eine Puppe schob er mich auf die Seite, und war auch schon verschwunden.
Ich konnte nicht fassen was da soeben passiert war. Laut fing ich zu schreien an, „Alexander du verdammter Mistkerl, ich brauche keine kalte Dusche!“
Dann soll er eben bleiben wo der Pfeffer wächst. Diese gemeine Aktion würde er mir noch büßen.

Die ganze Woche über behandelte ich Alexander wie Luft. Ich sprach nur mit Helen die mich täglich anrief um sich nach dem Haus zu erkundigen und die ich nur mit viel Überredungskunst dazu brachte von unserem Haus fern zu bleiben. Natürlich erzählte ich ihr nichts von meinem Abenteuer mit dem Werwolf.
Nur über Jenny kommunizierte ich mit Alexander. Auch hatte ich viel Spaß mit Paul und Patrick, was Alexander offensichtlich nicht recht war, trotz seiner Bemühungen dies zu verbergen.
Von Seiten Christians war nichts mehr unternommen worden. Was in mir die Hoffnung auflodern lies dass der Tod von Thomson ihn verjagt haben könnte.
Alexander hatte mir ein Ausgangsverbot aufgebrummt, an das ich mich nur schwer halten konnte und langsam aber sicher fiel mir die Decke auf den Kopf, ich musste hier unbedingt raus.
Heute war Samstag und an diesen Tagen war im Tanzclub die Hölle los, das immer so, und ich würde mit dabei sein, komme was wolle.
Eine Diskussion die Alexander mit mir über meinen Plan auszugehen führte, war gleich beiseite geschafft, da ich ihm alle Antworten über Jenny übermittelte, die aber bald genervt von uns beiden das Weite suchte.
Kochend vor Wut schrie Alexander, „mach was du willst.“ Dann verschwand er in den Tanzclub. Natürlich war mir bewusst dass wir uns wie kleine Kindergartenkinder benahmen. Aber Frau musste sich ja nicht alles gefallen lassen, auch nicht von einem Vampir.
Punkt zehn Uhr abends traf ich mich mit Helen vor dem Tanzclub. Ich wollte den Tanzclub als offiziell zahlender Gast betreten.
Paul und Patrick kriegten sich vor Lachen nicht mehr ein. Alexander dagegen stand an der Garderobe und funkelte mich böse an. Ich tat als ob ich ihn gar nicht bemerken würde und ging an ihm vorbei zur Garderobe des Clubs. Helen gab ihre Jacke ab, was mir die Gelegenheit gab noch einen passenden Spruch los zu werden, den Alexander nicht überhören konnte und auch nicht würde.
„Helen ich bin heute richtig gut drauf. Hoffentlich sind auch viele gutaussehende Männer zum Flirten da, ich bin ganz heiß darauf. Ich bin ja nun schon lange genug Single gewesen, das wollen wir heute auf alle Fälle ändern.“
Helen grinste und spielte mein Spiel sofort mit, „Ich werde mein Bestes geben, damit ich dich heute Abend unter die Haube bekomme. Schließlich sollst du auf meiner Hochzeit nicht ohne Begleitung auftauchen müssen.“
Also wenn ein Vampir vor Wut rot anlaufen könnte, dann wäre es bei Alexander genau dieser Zeitpunkt gewesen.
Innerlich jubelte ich über diesen Sieg auf, mit hocherhobenem Kopf stolzierte ich an ihm vorbei. Das war eindeutig ein Punkt für mich gewesen.
Der Tanzclub füllte sich stetig mit Gästen. Helen und ich hatten uns den besten Platz, mit dem besten Überblick geschnappt.
Helen stupste mich in die Seite, „willst du wirklich so weit gehen und in seinem Club mit anderen Männern flirten?“
„Alexander hat es nicht anders verdient, niemand geht mit mir um wie mit einer Prostituierten.“ Antwortete ich trotzig.
Helen seufzte, „o.k. ich hoffe nur du weist was du tust. Ich für meinen Teil bin der Ansicht dass du ihn schon genug bestraft hast. Er liebt dich Chrisi, das merkt man schon an seiner Reaktion. Mach es nicht kaputt, du liebst ihn doch auch!“
Ob Helen ihn immer noch verteidigen würde wenn sie wüsste dass Alexander ein Vampir ist? Doch ich verkniff es mir, ihr das zu sagen.
Nachdenklich betrachtete ich die Tanzenden Menschenmenge auf der Tanzfläche die beträchtlich zugenommen hatte.
„Ja ich liebe ihn, sogar mehr als mir lieb ist. Aber Strafe muss sein, er soll wissen dass er nicht mit mir spielen kann, wie er gerade Lust dazu hat. Ich geh eine Runde Tanzen kommst du mit?“
Helen schüttelte resignierend den Kopf, was sich auf meine Trotzreaktion bezog. Sie ging an mir vorbei, nahm meine Hand und zog mich mit sich auf die Tanzfläche.
Während ich tanzte schaute ich mich suchend um. Einerseits um jemanden zum flirten zu finden, andererseits um vielleicht Alexander zu entdecken. Den ich auch prompt auf der Anhöhe  beim DJ stehen sah. Alexander fixierte mich, er sah immer noch sehr wütend aus. Ein Hauch von schlechtem Gewissen machte sich in mir bemerkbar. Aber wie gesagt, es war nur ein Hauch.
Als ich mich in eine andere Richtung drehte, bemerkte ich noch dass sich Alexanders Gesicht noch mehr verfinsterte, falls das überhaupt noch möglich war. Und den Grund erfuhr ich prompt, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich rechnete mit Helen,  die mir was zeigen oder sagen wollte, doch zu meiner Überraschung stand Tom in voller Lebensgröße vor mir.
„Hallo Chrisi,“ versuchte er die Musik zu übertönen.
Ich machte einen Schritt auf Tom zu und stellte mich auf die Zehenspitzen um nicht genauso laut brüllen zu müssen. Dabei stützte ich mich mit meinen Händen an Tom ab.
„Hallo Tom, wie geht’s dir?“
Ein trauriger Ausdruck huschte über sein Gesicht, aber nur einen Augenblick lang.
„Es ist alles soweit o.k. bei mir. Wo ist Alexander? Seid ihr noch zusammen?“
Ein Hauch von Hoffnung schwang in dieser Frage mit.
Die Tanzfläche war kein guter Ort um Gespräche zu führen. Ich deutete Tom das er mir folgen soll. Es war schön ihn wiederzusehen, das musste ich mir eingestehen. Helen blieb auf der Tanzfläche zurück, mit einem sehr besorgten Gesichtsausdruck, der „mach das nicht“ aussagte.
Tom besorgte für uns beide noch etwas zu trinken.
„Ich hoffe du trinkst immer noch gerne einen Malibu Kirsch?“
„Ja natürlich“, antwortete ich.
„Und? Seid ihr noch ein Paar?“
Tom war eindeutig ein Mensch der gerade heraus war und das schätzte ich an ihm.
Ich schüttelte den Kopf. „Roven und ich, wir waren noch nie ein Paar. Wir streiten zu viel.“
Toms Augen fingen vor Glück zu leuchten an. Unbewusst kam er ganz nah an mich ran, so das wir uns immer wieder wie zufällig berührten.
In mir stieg die Befürchtung dass ich Tom mit dieser Antwort ein falsches Signal gesendet hatte auf, aber nun war es zu spät, die Frucht war gesät.
Helen kam von der Tanzfläche zurück. Warnend sah sie mich an, ging an mir vorbei und sagte mir in mein Ohr, „Alexander kommt und er sieht nicht glücklich aus.“ Dann drückte sie sich zwischen mich und Tom, was Tom offensichtlich nicht gefiel. Helen lächelte Tom mit ihrem unschuldigsten Lächeln an, dem er nichts entgegenbringen konnte.
Dann stand Alexander auch schon an unserem Tisch. Alexander lächelte, aber seine Augen die wieder dieses helle blau in sich hatten, sprühten funken vor Zorn. Ich konnte ihm ansehen, dass es ihm sehr schwer fiel sich zu beherrschen.
„Hallo Tom.“ In seiner Stimme lag ein warnender Unterton.
Tom nickte verunsichert zu Alexander.
„Alexander kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ Fragte ich übertrieben höflich.
Alexanders Hände waren zu Fäusten geballt. Kurz schloss er seine Augen, atmete tief durch und versuchte sich unter Kontrolle zu halten.
Sein Blick bohrte sich förmlich in den meinen, ich sah darin eine Mischung aus Verzweiflung und unaussprechlicher Wut.
„Chrisi bitte, lass uns miteinander reden, ich werde sonst noch wahnsinnig.“ Alexander versuchte nach meiner Hand zu fassen, die ich ihm so unauffällig wie möglich wieder entzog.
„Chrisi, bitte!“
„Nein zum Teufel, was gibt dir das Recht dass von mir zu verlangen? Zuerst behandelst du mich wie ein dummes Flittchen und dann soll ich eines auf Friede, Freude, Eierkuchen machen? Vergiss es!“
„Ich weiß dass ich einen Fehler gemacht habe, darum bitte ich dich noch einmal, lass uns über alles reden! Und tu mir den Gefallen, schick Tom weg, ich will ihn nicht verletzen oder etwas Schlimmeres antun.“
„Das ist ja die Höhe, jetzt drohst du schon meinen Freunden? Tom bleibt hier, er gibt mir wenigstens das Gefühl das er mich liebt, mich begehrt und respektiert. Geh weg Alexander, lass mich alleine du verdirbst mir gerade den Abend!“
Alexanders Körper bebte unmerklich, nur ich bemerkte es, da ich nahe genug bei ihm stand. Plötzlich standen Paul und Patrick hinter Alexander, Paul legte seine Hand auf die Schulter von Alexander.
War ich zu weit gegangen?
Alexander schüttelte den Kopf und sagte etwas was nicht mal ich bei der lauten Musik verstanden hatte, doch Paul nahm seine Hand wieder weg.
„Wenn Tom dich anfasst, ist er ein toter Mann“, presste er zwischen den Lippen vor. „Ich liebe dich und ich habe lange darauf warten müssen um dich wieder zu finden. Ich werde es nicht zulassen dass du mir wieder weggenommen wirst. Egal von wem. Jeder der das versuchen sollte, stirbt!“
Alexander wandte sich Tom zu, „ und du, lass deine Finger von ihr! Verstanden?“
Tom wusste nicht wie ihm geschah, hob hilflos beide Hände hoch und wusste nicht was er sagen sollte.
Alexander drehte sich um und verschwand in der Menge.
Was hatte er da gerade gesagt? Er würde jeden töten der versucht mich ihm wegzunehmen? O.k. er war ein Vampir, und für einen Vampir war töten wahrscheinlich das normalste der Welt. Dieser Gedanke war irgendwie unheimlich, trotzdem wollte ich nur ihn und keinen anderen. Alexander liebt mich, was wollte ich mehr und er hatte es mir endlich gesagt. Ich schwebte auf Wolke sieben.
Ich hoffte für Alexander dass er es ernst meinte und nicht mit mir spielte, sonst würde ich ihn mit einem Pflock ins Herz töten.
„Chrisi was hat Roven gesagt? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Tom stand ganz dicht hinter mir, was Unbehagen in mir auslöste, ich wollte nicht an dem Tod von Tom schuld sein.
„Hat Roven dich beleidigt, dann wäre es mir ein Vergnügen ihm die Visage zu polieren!“
Erschrocken hob ich die Hände und winkte ab, „nein, nein das ist nicht nötig. Er hat nur gesagt das er mich liebt.“
Toms Kinn konnte man sprichwörtlich auf dem Boden aufschlagen hören.
„Was?“ Toms gute Laune war wie weggewischt. „Ich dachte…“.
„Ja Tom, ich und Roven gehören zusammen, es tut mir Leid wenn ich dir Hoffnung gemacht haben sollte, das war wirklich nicht meine Absicht. Aber auch ich liebe Alexander!“
Tom atmete schwer aus, „dann solltest du zu ihm gehen und mit ihm reden Chrisi. Roven, auch wenn ich ihn für einen Arsch halte, hat sehr verletzt ausgesehen. Ich weiß wie schmerzhaft eine Zurückweisung ist.“
„Tom du bist der beste Freund den man sich vorstellen kann, eines Tages läuft auch dir deine wahre Traumfrau über den Weg. Da bin ich mir ganz sicher.“
Am liebsten wäre ich Tom um den Hals gefallen, lies es dann aber doch sein denn ich wollte nicht sein Todesurteil damit fällen.
„Danke Tom.“
Tom grinste verlegen, „nun geh schon, ich kümmere mich um Helen.“
Helen nickte nur und hängte sich demonstrativ an Toms Arm.
Eilig machte ich mich auf die Suche nach Alexander. Doch der war nirgendwo zu finden.
Ich beschloss Paul zu fragen, der aber gerade mit Jenny und Patrick damit beschäftigt war, eine Gruppe Betrunkener unter Kontrolle zu halten.
Vielleicht war Alexander etwas frische Luft schnappen gegangen? Also raus aus diesem Club. Angestrengt versuchte ich in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Als mir bewusst wurde das die wohlige Wärme in mir, an die ich mich inzwischen so gewöhnt hatte, fehlte. Alexander war nicht mehr hier, er war nicht in meiner Nähe.
Ich wollte in der Wohnung auf ihn warten und ging an der Halle entlang um über die Garage hinein zu gelangen. Leider hatten die Stadtmenschen hier mit Straßenlampen sehr gespart und ich musste im Dunkeln meinen Weg finden, was mir ein leicht unbehagliches Gefühl in der Magengegend bescherte.
Da, eine Bewegung am Garagentor. War Alexander doch hier und ich konnte ihn nur nicht fühlen?
„Alexander? Bist du das?“
Der Schatten erstarrte für einen kurzen Moment in der Bewegung. Dann richtete sich der Schatten auf und kam auf mich zu.
„Chrisi?“
Ich war irritiert, war das eben wirklich Alexanders Stimme gewesen?
„Ja ich bin es“, antwortete ich verunsichert. Langsam ging ich auf den Schatten zu.
„Alexander es tut …….. .“
Doch als ich direkt vor dem Mann stand, den ich für Alexander gehalten hatte, erkannte ich dass es Collins war, der sich am Garagentor zu schaffen gemacht hatte.
Für eine Sekunde war ich vor Schreck bewegungslos. Ich hätte es schon an der Statur erkennen müssen das es nicht Alexander gewesen war.
„Hallo Chrisi, ich habe dich schon gesucht!“
Auf dem Absatz drehte ich mich um und wollte loslaufen. Collins war schneller, er schlang seinen Arm um meinen Hals und hielt mich fest. Er drückte mir die Luft ab. Verzweifelt schlug ich um mich, trat gegen Collins Schienbein um mich zu befreien, versuchte zu schreien und schnappte panisch nach Luft.
Meine Gegenwehr interessierte Collins nicht die Bohne.
„Du bist ja eine kleine Wildkatze!“ Sagte er erheitert. „Das ist aber nett von dir dass du mir den Einbruch in die Wohnung der Blutsauger ersparst.“
Collins schmiss mich auf die Rückbank eines Wagens, der plötzlich vor uns stand. Elegant folgte er mir ins Wageninnere und hielt mich schmerzhaft an meinen Schultern fest, so dass ich keine Chance hatte auf der anderen Seite wieder auszusteigen, geschweige denn mich zu wehren.
„Hier geblieben Schätzchen. Hör gut zu was ich dir jetzt sage! Wenn du dich nicht ganz still hältst, werde ich dir wehtun und das wird nicht schön für dich werden, haben wir beide uns verstanden? Du hast es selbst in der Hand!“
Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, das sich von Sekunde zu Sekunde verstärkte und mit Halsschmerzen nickte ich nur mit dem Kopf.
Collins war eindeutig der Gefährlichere von den beiden Werwölfen gewesen. Mit einem Klebeband das er wie aus dem nichts plötzlich in der Hand hielt, fesselte er meine Beine und Hände.
Plötzlich erklang eine Stimme aus dem Fond des Wagens, die mir kalte Schauer den Rücken hinunter jagten. Ich kannte diese Stimme gut, denn sie hatte mir schon oft in meinen Träumen Angst eingejagt. Christian, der gesichtslose Mann!
„Hallo Rose, schön dich wiederzusehen! Ich hoffe es stört dich nicht wenn ich Rose zu dir sage, aber du warst immer Rose für mich und du wirst immer Rose für mich bleiben. Weißt du denn noch wer ich bin?“
Nur mit Mühe unterdrückte ich die aufsteigende Panik in mir. Christian beobachtete mich im Innenspiegel. Sofort wich ich seinem Blick aus.
Ein erfreut klingendes Lachen drang wie durch Nebelschleier an mein Ohr. „Du weist also noch wer ich bin, das freut mich aber sehr. Dann habe ich damals doch einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen. Ich kann nur sagen, dass du noch genauso schön bist wie damals. Du bist eine Augenweide, die man sich als Mann nur wünschen kann.“
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und drängte die schützenden Nebelschleier die mein Gehirn umschlossen hielten, zur Seite.
„Warum? Warum machst du das? Lass mich und Alexander doch endlich in Ruhe! Geht dir dabei einer ab, das du dich ständig zwischen uns drängst?“
Meine Stimme klang piepsiger als mir lieb war, aber ich hatte mir die Angst ein wenig von der Seele reden können.
Collins drehte sich zu mir, ich erschrak. Seine Augen waren gelb mit einem schwarzen Punkt darin. Er knurrte mich böse an und erhob seine Hand zum Schlag aus.
Ich erwartete den vernichtenden Schlag mit zugekniffenen Augen, als Christian ihn zurechtwies. Collins drehte sich nur wiederwillig weg von mir und gab keinen Ton mehr von sich.
Erleichtert atmete ich aus.
„Du musst Collins entschuldigen, er ist ein sehr treuer Untertan und will mich nur beschützen. Du willst also wissen warum ich das mache? Weißt du eigentlich das Alexander und ich Halbbrüder sind?“
Christian beobachtet mich bei dieser Aussage ganz genau. Ich konnte es nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Alexander konnte einem nur leidtun das er mit einem solchen Scheusal verwandt war.
Wieder lachte Christian auf, „dachte ich es mir doch, das hat er dir nicht erzählt. Ich war schon immer das schwarze Schaf in der Familie, das vor Fremden verheimlicht wurde. Meine Mutter war damals, vor langer Zeit an der Grippe gestorben, da nahm mein Vater Alexanders Mutter zur Frau. Das war damals einfach so, die eine starb und die nächste wurde geheiratet, da wurde nicht lange gefackelt. Mein Vater war ein sehr wohlhabender Mann gewesen, musst du wissen.“
Christian legte eine Pause ein, so als wäre er nicht gerade hinter dem Steuer eines Autos sondern ganz weit weg in einer anderen Zeit. Was mir Angst machte, die beiden würden bei einem Autounfall mit Sicherheit keinen einzigen Kratzer abbekommen, ich dagegen würde bei dieser Geschwindigkeit ins Gras beißen.
„Mein Vater war mit dieser Frau noch keinen Monat vermählt, da war sie auch schon schwanger. Je mehr ihr Bauchumfang wuchs umso weniger kümmerte er sich um mich. Nichts was ich tat war gut genug für ihn. Ich hasste Alexander von Tag seiner Geburt an. Ach was sage ich, ich hasste ihn schon, da war er noch im Mutterleib seiner Mutter. Natürlich war mir bewusst dass er im Grunde nichts für das alles konnte, aber der Hass war da, ich konnte und wollte nichts dagegen machen. Ich war gerade elf geworden als Alexander zur Welt kam.“
Christian sah meinen überraschten Gesichtsausdruck  im Innenspiegel.
„Deine Überraschung darüber, nehme ich als Kompliment an“, grinste er.
„Alexander war um die zwanzig als ich durch mein Verhalten, was von meiner Alkoholsucht unterstützt worden war und was ich der Familie gegenüber an den Tag legte, von meinem eigenen Vater verstoßen und seines Landes verwiesen wurde. Dabei habe ich damals nur aus meiner Eifersucht und dem Alkohol heraus versucht Alexander zu töten.“
Ein Hauch von Schmerz lag in Christians Stimme, das Tempo des Wagens hatte sich noch gesteigert. Die Panik stieg in mir weiter an.
„So kam es das ich irgendwann auf meinem Weg durch das Land, auf Ricardo den Zigeuner traf. Er war mir sehr ähnlich. Ein Rebell wie ich.
Wir verstanden uns gut. Mir war damals nur nicht bewusst das er ein Werwolf war. Das wurde mir eines Nachts zum Verhängnis. Als Dank für sein Vermächtnis, tötete ich Ricardo.“
Bei diesem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut und mir wurde übel. Es drängte sich mir die Frage auf, ob ich heute Nacht auch noch sterben musste? Nein, so durfte es nicht enden, nicht nachdem dummen Streit mit Alexander. Das sollten nicht die letzten Worte gewesen sein, die er von mir gehört hat. Ich versuchte mich wieder auf Christian zu konzentrieren um irgendetwas zu erfahren was mich aus dieser misslichen Situation herausbringen konnte.
„Du tötest gerne andere Menschen, nicht wahr? Bin ich heute Nacht auch dazu verurteilt? Werde ich heute noch sterben?“
Christian seufzte, „nein normalerweise habe ich das so nicht geplant, aber solltest du mich noch einmal in meiner Geschichte unterbrechen, wird es mir eine Freude sein dir den Garaus zu machen.“
Das war eine klare Ansage gewesen. Ich biss mir auf die Lippen um meine Angst unter Kontrolle zu halten. Wie sollte ich nur hier wieder heil rauskommen?
Christian fuhr mit seiner Geschichte fort.
„Nun gut, ich zog viele weitere Jahre alleine durch das Land, bis ich eines Tages wieder vor dem Anwesen meines Vaters stand. Inzwischen war er ein alter Mann geworden. Ich tötete Alexanders Mutter vor den Augen meines Vaters, so sehr hasste ich ihn dafür was er mir angetan hatte. Bei meinem Vater selbst hatte ich mir sehr viel Zeit gelassen. Ich genoss jede Sekunde in der er meiner Folterung hilflos ausgesetzt war. Dummerweise wohnte Alexander nicht mehr bei meinem Vater zu Hause. Ich fand aber sehr schnell heraus dass er in den nächsten Ort gezogen war und kurz davor war dich zu heiraten. Alexander bekam all das was mir verwehrt wurde, nachdem ich mich immer so sehr gesehnt hatte. Frau, Kinder, eben eine Familie. Ich stattete ihm einen heimlichen Besuch ab, und als ich dich dann zum ersten Mal sah, was soll ich sagen, da war es um mich geschehen. Ich hätte niemals Kampflos zugelassen dass Alexander dich als Frau bekommt. Da kamen mir Thomson und Collins gerade recht. Zwei Vagabunden die niemand vermissen würde. Ich machte sie zu meinesgleichen. Ich heckte einen ausgeklügelten Plan aus wie ich Alexander in die Falle tappen lassen konnte, so das er dich nicht mehr zur Frau bekam.“ Christian lachte fast irre auf.
„Er sollte nicht sterben. Alexander sollte leiden so wie ich und sehen das du mit einem anderen Mann verheiratet bist. Weißt du Rose, der Plan wäre perfekt gewesen wenn nicht dieser blöde Blutsauger, den ich für meinen Plan angeheuert hatte, weibliche Vampire zu Alexander ins Bett gelegt hätte, die ihn natürlich verwandelten.“
Christian seufzte, „so nun kennst du die Geschichte und nun weist du warum ich das gemacht habe. War das nicht eine ergreifende Geschichte?“ Versuchte Christian das ganze ins Lächerliche zu ziehen, aber ich hatte ihn durchschaut. Er hatte Alexander schon immer um alles beneidet was dieser besaß. Eine Mutter und einen Vater die ihn geliebt haben. Eine Heimat und am Ende noch eine Frau die alles für ihn tun würde. Alles Dinge die Christian nie bekommen würde, weil er ein Scheusal war.
„Ja Christian das war sie. Ist dir damals eigentlich nie der Gedanke gekommen, das dein ach so toller Plan nur aufgegangen wäre, wenn ich mich auch in dich verliebt hätte?“
Christian ging auf meine Frage nicht ein, dafür kassierte ich von Collins einen schmerzhaften Hieb in meine Rippen. Ich drückte meinen Körper vor Schmerzen nach vorne auf meine Beine. Tränen schossen mir in die Augen. Fest biss ich die Zähne zusammen und drückte meinen Oberarm an die schmerzende Stelle. Diesen Triumph wollte ich Collins nicht gönnen, mich heulen zu sehen.
Der Wagen wurde langsamer. Christian bog in eine Seitenstraße in den Wald ein.
Ich schluckte die Frage, wo wir hinfahren hinunter, denn ich wollte mir einen weiteren Hieb ersparen.
Collins lächelte, „gleich sind wir da Rose. Hier wird dich dein Blutsauger nicht finden. Nicht in hundert Jahren!“
In mir keimte der Wunsch auf Collins ins Gesicht zu treten. Was sich mit gefesselten Händen und Beinen nur schwer bewerkstelligen ließ.
Der Wagen stoppte. Der dichte Wald, der uns umgab, machte es schwierig für mich auch nur das Geringste zu erkennen.
Collins stieg aus, auch Christian war nicht mehr im Wagen.
Schnell versuchte ich das Klebeband an meinem Handgelenk zu lösen. Dummerweise erreichte ich dadurch nur dass es sich in meine frisch verheilten Wunden  einschnitt, sich aber kein Stück lockerte.
Die Wagentüre wurde geöffnet. Collins zog mich unsanft aus dem Auto und warf mich wie eine leblose Puppe über seine Schulter.
Er ging ein kurzes Stück, bückte sich als wir durch so etwas wie eine Türe hindurch mussten. Es war dunkel. Noch einmal duckte er sich, als wir noch einmal eine Türe passierten. Nun waren wir in einem Raum angekommen, der von zwei Campinglampen erhellt wurde und aussah wie ein stillgelegter Stollen.
„Wo sind wir hier?“ Würgte ich hervor. Collins Schulter bohrte sich in meinen Bauch, was mir die Luft abdrückte.
„Wir sind irgendwo im Wald in einer alten Trapper Unterkunft, die wenn man sie nicht weiß auch nicht leicht findet.“
Mit Schwung holte Collins mich von seiner Schulter, stellte mich auf meine Beine und gab mir gleichzeitig einen kleinen Schups nach hinten. Unsanft landete ich auf einer Pritsche, die bei meinem Aufprall einen sehr unangenehmen Duft von sich gab. Ich würgte und fragte mich ob auf der Pritsche schon mal jemand gestorben war? Sofort verdrängte ich diesen Gedanken wieder, denn dieser Gedanke bewirkte bei mir nur grausame Ekelgefühle was bewirkte das ich weiter würgen musste.
„Collins sei netter zu meiner zukünftigen Gemahlin!“ Christian betrat nun ebenfalls den Raum.
„Entschuldige Christian“, säuselte Collins unterwürfig. Mit gesenktem Kopf zog sich Collins zurück.
„Nimm Collins sein Verhalten nicht übel Rose, er hat nie gelernt was Manieren sind, er ist eben ein Tier.“
Wut machte sich in mir breit, die ich aber sorgsam unterdrückte. Wenn ich Superwoman wäre, dann würde ich dir deine Arroganz raus prügeln, dachte ich für mich. Sicher war sicher.
Christian kniete sich vor mich hin und löste die Fesseln an meinen Füssen und Händen.
Es war verlockend meinen eben gedachten Gedanken in die Tat umzusetzen, er hatte nur einen Hacken, ich war nicht Superwoman.
Zum ersten Mal konnte ich Christians Gesicht richtig sehen. Man sah ihm seine vielen Kämpfe die er im Laufe der Zeit geführt haben musste nicht an. Nur ein Blick in seine Augen ließ sein wahres Alter erahnen.
Christian hatte die gleiche kantige Mund.- und Kinnpartie wie Alexander. Sein Gesicht wurde von dunkelblonden kurz geschnittenen Haaren umrahmt. Wenn man ihn so betrachtete, kam man nicht auf den Gedanken was er eigentlich für ein gefährliches Arschloch war.
Warum hatte ich in meinen Träumen nie sein Gesicht gesehen? Und warum kam es mir jetzt nicht bekannt vor, wo doch Christian direkt vor mir stand? Alles andere wusste ich doch auch wieder. Warum blieb mir genau diese Frage unbeantwortet? Ich wollte Christian in ein Gespräch verwickeln, vielleicht konnte ich ihm das eine oder andere ja noch entlocken.
„Was hast du wirklich mit mir vor Christian? Tötest du mich? Denn heiraten werde ich dich mit Sicherheit nicht aus freien Stücken, ich hoffe das ist dir bewusst?“
Christian schmunzelte.
„Hmmm, du hast keinen guten Eindruck von mir, nicht wahr? Rose ich bin nicht mehr von Rache zerfressen wie ich es damals war. Aber diesen Kampf muss ich für meinen inneren Frieden noch zu Ende kämpfen. Ich liebe dich noch immer und werde dich auf keinen Fall aufgeben.“
Vor nicht einmal einer Stunde hatte ich diesen Satz schon einmal gehört, und das von dem Mann den ich liebte. Was sollte ich nur tun um ihn vor seinem wahnsinnigen Halbbruder zu schützen?
Ich tat Christian gegenüber verwundert, „weist du überhaupt was Liebe bedeutet? Du kannst mich nicht lieben Christian, du kennst mich nicht einmal ansatzweise gut genug dafür. Alexander kennt mich und er liebt mich wirklich, und ich liebe ihn!“
Christian nahm meine Hand in seine. Im Gegensatz zu Alexander war sie genauso warm wie meine. Traurig blickte er mich an.
„Du weist es nicht mehr, oder?“ Seufzte Christian.
„Was soll ich nicht mehr wissen? Das du Alexander damals die Klippen runter gestoßen hast? Oder das auch wir beide gefallen sind? Das weiß ich Christian, aber wir waren nie ein Paar!“
Christian setzte sich zu mir auf die Pritsche. Seine Hand rutschte auf mein Knie. Wieder stieg Ekel in mir hoch, am liebsten hätte ich seine Hand weggeschubst, doch das traute ich mich nicht. Ich musste mindestens so lange am Leben bleiben, bis Alexander mich gefunden hat.
Der Sturz Rose, das war nicht das Ende. Nicht mein Ende und auch nicht deines.“
Ich horchte auf.
„Was willst du damit sagen?“
„Nun ja, du warst noch am Leben Rose. Ich habe dich an mich gedrückt als wir gefallen sind und somit habe ich einen Teil des Sturzes abfangen können. Natürlich warst du trotzdem noch schwer verletzt und du wärst auch an deinen Verletzungen gestorben, wenn ich dich nicht zu einer von uns gemacht hätte. Ich habe dich gebissen Rose.“
Fassungslos starrte ich Christian an. Ich sollte ein Werwolf gewesen sein? Nein, Christian wollte mich damit nur an der Nase herum führen. Das konnte nicht sein, das passte nicht, dann hätte doch auch ich ewig leben müssen? Doch ich war gestorben und wiedergeboren worden. Wollte Christian mich manipulieren?
Christian sah mir meine Verwirrtheit an und erzählte weiter.
„Es ist die Wahrheit  Rose. Du bist meine Frau geworden. Leider dauerte unser Glück nicht lange an, Alexander der als Vampir unser natürlicher Feind ist, gönnte uns unser Glück nicht. Wir waren gerade mal einen Monat lang verheiratet, da lockte Alexander dich in einen Hinterhalt. Du hattest keine Chance. Er hat dich eiskalt ermordet.“
Mir wurde es heiß und kalt zur gleichen Zeit. Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Mir war übel und schwindlig.
„Nein, das hätte Alexander mir nicht angetan“, presste ich hervor.
Christian sah mich mitleidig an.
„Rose sei nicht naiv. Er ist ein Vampir und du warst ein Werwolf. Ihr ward kein Liebespaar mehr, sondern erbitterte Feinde.“
In meinem Kopf drehte sich alles.
„Christian geh, lass mich alleine! Ich will deine Intrigen nicht mehr hören!“
Tränen der Wut und Verzweiflung liefen an meinen Wangen hinab. Christian verließ den Raum ohne dabei ein Geräusch zu verursachen.
Alexander soll mich getötet haben? Konnte ich Christian alles glauben was er mir erzählt? Wenn es aber wahr war das ich ein Werwolf gewesen war, dann lag es im Bereich des Möglichen, das er mich getötet hat. In diesem Punkt musste ich Christian recht geben, Alexander und ich waren Todfeinde gewesen.
Ich musste hier weg, so schnell wie möglich. Die Geschichte durfte sich auf keinen Fall wiederholen und wenn ich dafür sterben musste. Christian würde es dieses Mal nicht schaffen mich in einen Werwolf zu verwandeln. Dieses Mal nicht! Und Alexander hatte mit Sicherheit einen guten Grund dafür dass er mich damals erlöst hat.
Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, stand von der Pritsche auf und durchquerte den Raum, um zu sehen ob es eine Fluchtmöglichkeit gab.
Ich befand mich in einer Höhle. Rundherum war massives Gestein, nur die Türe war aus festem Holz und versperrte mir den Weg nach draußen. Ich saß hier praktisch in einer Falle, die mit einer Pritsche, Campinglampe und einem Eimer ausgestattet war. Christian erwartete doch nicht wirklich dass ich meine Notdurft in den Eimer mache? War der bescheuert?
Ganz leise schlich ich mich zur Türe, an die ich mein Ohr hielt. Nichts war zu hören. Christian würde nicht den Fehler machen mich ohne Wache hier zu lassen. Ich wollte sicher gehen ob Collins in Hörweite war und klopfte laut an die Türe.
„Hallo? Hört mich jemand?“
Prompt wurde die Türe aufgerissen. Erschrocken hüpfte ich ein Stück zurück.
„Was willst du Weib?“ Wollte Collins genervt von mir wissen.
„Ähm Weib? Egal, ich müsste mal auf die Toilette.“ Log ich.
„Du hast doch da einen schönen Eimer stehen, benutze den dafür.“ Collins konnte sich bei der Vorstellung wie ich den Eimer benutzte, das Grinsen nicht verkneifen.
Ungläubig sah ich ihn an. „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein?“
„Nein Schätzchen, das ist mein voller Ernst.“
Ich will sofort mit Christian sprechen, das lasse ich mir von einem räudigen Köter wie dir nicht bieten.“
Collins lachte auf, „Das wirst du wohl oder übel müssen, Christian ist noch Mal weg und er kommt erst morgen früh wieder. Bis dahin musst du mit mir Vorlieb nehmen. Also entweder benützt du den Eimer oder du wartest so lange bis dir die Blase platzt. Ist mir eigentlich Egal, Hauptsache du lässt mir meine wohlverdiente Ruhe.“
Collins knallte die Türe wieder zu.
„Arschloch“, brüllte ich so laut das er es auf alle Fälle hören musste.
Wütend schlug ich mit dem Fuß gegen die Türe. Und ging zurück zu der Pritsche. Wie sollte ich auf diesem unbequemen Ding nur schlafen können? Ich legte mich mit krauser Nase auf die Pritsche und wälzte mich von einer Seite auf die andere.
Ich war kurz vor dem Verzweifeln als mich  der Schlaf doch noch übermannte.
Ein Albtraum jagte den anderen. Ich sah wie Alexander getötet wurde. Dann wurde ich von Alexander getötet, weil ich ein Werwolf war.
Schweißgebadet wachte ich auf, weil ich auf irgendetwas hart aufgeschlagen war. Ich war von der Pritsche gefallen. Das würde blaue Flecken geben. Der Felsboden war nicht sehr eben. Müde stemmte ich mich hoch und setzte mich wieder auf die Pritsche.
Die Campinglampen brannten noch, ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir dass ich gerade mal zwei Stunden geschlafen hatte.
Ob ein Werwolf wohl auch schläft? Wir hatten keinen Vollmond und er war in seiner Menschlichen Gestalt. Vielleicht konnte ich Collins alleine fertig machen? Das schlimmste was mir dabei passieren konnte, war das er mich tötete. Dann wäre Alexander wenigstens in Sicherheit.
Auf Zehenspitzen schlich ich zur Türe, nur dieses Mal gab ich keinen Mucks von mir. Ich drückte gegen die Holztür, und zu meiner Überraschung ließ sie sich öffnen.
Collins musste vergessen haben sie wieder abzuschließen. Einen Spalt weit öffnete ich sie damit ich mich durchquetschen konnte. Collins hatte es sich in einem Stuhl vor der Türe gemütlich gemacht und schnarchte vor sich hin.
Mein Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Hals. Hoffentlich wurde er nicht wach.
Nun stand ich in dem ersten Raum. Der räudige Köter hatte sich zum Glück auch eine Campinglampe angemacht.
Dieser Raum bestand bis auf die Rückwand nur aus Holz, ein Fenster war eingebaut und die Türe die hoffentlich nach draußen in die Freiheit führte.
Collins hatte es sich gut gehen lassen. Eine leere Flasche Wein stand neben seinen Stuhl. Und mir hatte dieser Egoist nichts abgegeben.
Die Idee war geboren, Collins mit der Weinflasche k.o. zu schlagen. In den Filmen funktionierte das immer. Ich musste ihn nur an der Schläfe erwischen, dann würde es schon klappen. Aber würde die Flasche bei einem Werwolf ausreichen? Ich sah mich in dem Raum genauer um, und wie es der Zufall will, fand ich eine alte eklig aussehende, gusseiserne Bratpfanne. Genau das richtige für einen räudigen Köter.
Ich musste die Pfanne mit beiden Händen halten, so schwer war das Ding. Dann positionierte ich mich vor Collins, holte gerade Schwung als Collins seine Augen öffnete und mich überrascht ansah.
Collins kam nicht mehr dazu sich zu wehren. Die Pfanne fand zielsicher seine Schläfe. An der Stelle wo ihn die Pfanne getroffen hatte, sah mir nun eine böse  Platzwunde entgegen. Collins sackte im Stuhl zusammen und fiel seitlich auf den Boden.
Innerlich jubelte ich auf. So ein Idiot, dachte er würde mit mir fertig werden.
Ich packte die Campinglampe und verließ die Hütte und verschwand im Schutz des Waldes.

„Ich werde noch wahnsinnig, kann man diese Frau wirklich nicht eine Sekunde alleine lassen?“ Brüllte Alexander laut vor sich hin.
„Wie konnte sie den Tanzclub verlassen, ohne dass es euch dreien aufgefallen ist? Verdammte Scheiße nochmal.“
Jenny, Paul und Patrick standen ganz kleinlaut vor Alexander und wussten nicht so recht was sie ihm darauf antworten sollten.
„Sie muss den Club verlassen haben als wir gerade mit den Betrunkenen zu tun hatten Alexander. Es tut uns wirklich unendlich leid. Und wir werden alles tun, was  in unserer Macht steht um Chrisi wieder zu finden.“ Flüsterte Jenny leise. Was für Alexander so war als ob sie es in einer normalen Lautstärke zu ihm gesagt hätte.
„Ach Jenny, ich bin doch selbst schuld an der Misere, hätte ich nicht den Club verlassen, dann wäre Chrisi gar nicht erst auf die Idee gekommen mich draußen zu suchen.“
So wütend, so verzweifelt hatte Jenny Alexander noch nie gesehen. Niedergeschlagen lies Alexander sich auf den Küchenstuhl sinken legte seinen Kopf in seine Hände und fuhr sich durch seine Haare. Schwer seufzte Alexander auf, als ob er die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen müsste.
„Das schlimmste daran ist, ich kann sie nicht spüren, nicht orten. Es ist als ob sie vom Erdboden verschwunden ist. Es ist,…… als ob sie nicht mehr am Leben ist. Und sollte es so sein, dann habe ich wieder auf ganzer Linie versagt, die Frau die ich über alles Liebe zu beschützen.“
Langsam ging Jenny auf Alexander zu und legte ihm ihre Hand auf die Schulter, „so etwas darfst du nicht sagen, geschweige denn denken. Chrisi lebt, da bin ich mir absolut sicher. Was für einen Vorteil hätte Christian davon wenn er Chrisi töten würde. Vielleicht hat er nur eine Möglichkeit gefunden, sie vor dir abzuschirmen, damit du sie nicht finden kannst. Aber eines Verspreche ich dir Alexander Roven, so schnell geben wir nicht auf. Wir finden Chrisi und wenn es das letzte ist was wir tun. Hast du mich verstanden?“
Jenny ging vor Alexander in die Hocke und sah ihm fest in die Augen.
„Glaub mir, sie lebt. Nur du musst dich jetzt zusammennehmen und auch daran glauben. Du musst dich so intensiv wie du nur kannst auf sie konzentrieren, dann findest du Chrisi auch. Doch wenn du jetzt aufgibst, hat Christian wirklich gewonnen. Willst du das etwa?“
Was würde Alexander nur ohne Jenny machen? Sie war jünger als er, aber doch in manchen Entscheidungen reifer als Alexander es je sein würde.
Alexander wich Jennys Blick nicht aus, „du hast recht! Ich kann mich glücklich schätzen eine solche Wahnsinns Familie wie euch drei zu haben.“
Alexander nahm Jennys Kopf zärtlich in seine Hände zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich hoffe du willst uns jetzt nicht auch küssen“, gab Patrick gespielt entrüstet von sich, „aber gegen eine Kuss von Jenny hätte ich nichts einzuwenden“, worauf alle in ein lösendes Gelächter ausbrachen.
Jenny stand auf, ging zu ihren harten Jungs und drückte einem nach dem anderen einen Schmatz auf die Backe.
Alexander wandte sich, nach dem sich wieder alle beruhigt hatten Jenny zu, die sich wieder zu ihm gesellt hatte.
„Jenny fahre bitte zu Helen, frag sie ob sie nicht doch noch etwas weis. Jeder kleinste Hinweis könnte mir helfen Chrisi zu finden.“
„Alles klar, bin schon weg.“
„Und ihr Jungs sucht bitte noch einmal die Gegend ab, vielleicht wittert ihr doch noch eine Spur die uns weiter bringt.“
„Alles klar Boss“, gaben Patrick und Paul im Chor von sich und verschwanden.
Nun war Alexander alleine mit seinen Ängsten und Gedanken.
Alexander würde Christian töten, falls er Chrisi etwas angetan hat. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Warum nur hatte er nicht schon bei früheren Gelegenheiten Christian getötet? Nur weil er sein Halbbruder war? Verdammt noch Mal, dieser kranke Köter hatte seine Eltern auf dem Gewissen, genauso wie Rose. Und trotzdem hatte er ihn immer wieder laufen lassen. Alexander wurde bewusst, dass er selbst schuld daran war, wenn Chrisi irgendetwas zustoßen sollte.
Alexander zog sich in das Gästezimmer zurück in dem Chrisi ihre Sachen hatte. Ihr Duft war in diesem Raum all gegenwärtig. Tief sog Alexander ihren Duft ein. Warum nur hatten sie beide die letzten Tage immer nur mit streiten verbracht und nur wegen eines dummen Themas. Alexander konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen und das vergangene ändern. Das was er jetzt tun konnte war Chrisi zu finden und sie aus den Klauen der widerwärtigen Köter zu befreien.
Vorsichtig legte sich Alexander auf das Bett. Überall war Chrisi zu riechen und wenn er sich konzentrierte, kam es ihm vor als ob er sie auch spüren könnte.
Nein sie war nicht bei ihm hier, er konnte sie nicht berühren. Das einzige was er tun konnte war sie zu finden.
Stunden vergingen in denen Alexander wie eine Statue in Chrisis Bett lag, die Augen geschlossen und seine Fühler nach ihr ausgestreckt hatte. Immer wurde er in die falsche Richtung geleitet. Ständig landete er bei Chrisis zu Hause, Alexander konnte nicht sagen warum das so war.
Plötzlich war Chrisi mit ihrer ganzen Ausstrahlung präsent. Wie aus dem Nichts war sie aufgetaucht.
Es war kein Ort den Alexander kannte und dazu kam das sich Chrisi schnell fortbewegte. 

Mir kam es vor als wäre ich schon seit Stunden unterwegs. Der Tag war bereits angebrochen gewesen, als ich etwas hörte das sich wie ein Rauschen eines Baches oder Flusses klang. In den Filmen sah man doch immer das Suchhunde am Wasser die Spur verlieren, ob das für Werwölfe auch galt, fragte ich mich und die Hoffnung den Wald lebend zu verlassen stieg um das doppelte an.
Der Ort des hoffnungsvollen Rauschens war schnell gefunden, es war ein breiter Bachlauf der sich idyllisch in der Natur schlängelte. Wenn mir die Gefahr nicht auf den Fersen gewesen wäre, hätte ich das Bild des Baches romantischer gesehen.
Ich durchquerte den Bach, der eiskalt war, ging auf der anderen Seite ein paar Schritte am Ufer entlang in den Wald und dieselbe Strecke wieder zurück in den Bach. Das würde die Werwölfe ein wenig irreführen, hoffte ich. 
Von nun an blieb ich im Bach, obwohl es mir bei der Wassertemperatur sehr schwer fiel. In kürzester Zeit fühlten sich meine Füße wie Eisklumpen an. Ich hatte kein Gefühl mehr in den Beinen, was das gehen auf den glitschigen Steinen nicht einfacher machte und bei meinem Talent für Unfälle eher zur Todesgefahr wurde.
„Oh Gott, warum konnte ich keinen besseren Orientierungssinn habe? Wo zum Teufel führt dieser Bach nur hin?“
Ich versuchte mich mit der Geschichte die mir Christian erzählt hatte, abzulenken. Ob mich Alexander damals wirklich getötet hatte? Meine Zähne klapperten vor Kälte hart aufeinander, dass ich keinen normalen Satz mehr denken konnte.
Ich hatte Fragen über Fragen, aber nicht die passenden Antworten dazu.
Was ich aber sicher wusste war, dass ich aus dem kalten Wasser raus musste. Zitternd versuchte ich einen so weiten Sprung auf das Trockene Ufer wie möglich zu machen. Doch das Glück war nicht auf meiner Seite. Beim Absprung rutschte ich aus, und landete bäuchlings halb auf dem Trockenen und halb im Bach. Ich hätte schreien können, als das kalte Wasser auf meinen Bauch traf.
Ich biss die Zähne zusammen, Gänsehaut breitete sich sofort auf meiner Haut aus.
„Verdammt, verdammt, verdammte Scheiße nochmal.“
Diese Spur würde Christian sogar mit verbundenen Augen noch finden.
Schlotternd zog ich mich ans Ufer. Das wenn mal keine Lungenentzündung wird.
Verzweiflung keimte in mir auf, wie sollte ich jemals wieder aus diesem Wald rausfinden? Lebend.
Wahrscheinlicher war das irgendwann einmal ein Wanderer, zufällig über mein Skelett stolperte, weil ich verhungert, oder von einem Bären gefressen, oder von einem Werwolf getötet worden war. Welche Version davon die bessere Todesart war, konnte ich nun beim besten Willen nicht sagen, ich wollte eigentlich keine der drei Arten ausprobieren.
Jeder Schritt den ich machte wurde zur Qual und von einem schlüpfrigen, nasssaugenden Geräusch, meiner Schuhe begleitet. Falls Christian und Collins seit gestern nicht taub geworden waren, würden sie mich bestimmt über Meilen hinweg hören.
Ich schlang meine Arme eng um meinen Brustkorb, wodurch ich das Schlottern aber trotzdem nicht in den Griff bekam. Bei jedem Schritt den ich machte fiel mir das Gehen immer schwerer. Ich stolperte oft und fiel dadurch ständig hin. Nur mühsam konnte ich mich wieder aufrappeln. Meine Zähne klapperten bis zum Anschlag.
Vielleicht sollte ich einfach auf den Boden liegen bleiben und an Unterkühlung sterben. Dann gäbe es keinen Grund mehr für Alexander und Christian zu kämpfen und für mich zum Weiterlaufen. 
Als ich in nicht weiter Ferne einen hellen Punkt entdeckte, den ich für mich als meine Rettung ansah. Mein Herz machte einen Hoffnungssprung und die Hoffnung stieg wieder. Mit letzter Kraft ging ich auf das Licht zu. Die Luft wärmte sich langsam auf.  Die Kälte des Waldes wich in die schützenden Schatten des Waldes zurück. 
Wie angewurzelt blieb ich enttäuscht stehen. Es war nur eine kleine Lichtung. Ich taumelte erschöpft und kraftlos auf die Lichtung hinaus und lies mich zu Boden sinken. Die wärmere Luft hatte mir nur kurz geholfen. In mir kribbelte es fürchterlich. Meine Augenlider wurden schwer, ich war zu kaputt um mich noch von der Stelle bewegen zu können. Ich fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Irgendwo in der Ferne hörte ich wie mein Name gerufen wurde. Panik stieg in mir auf, war das etwa Christian? Hatte er mich gefunden? Jemand rüttelte mich unsanft an den Schultern. Ich wollte mich aus diesen Griff raus winden, was mir beim besten Willen nicht gelang.
„Verdammt wach endlich auf.“ Hörte ich eine Stimme, die ich nicht einordnen konnte.
Christian! Ohne einen anständigen Kampf würde er mich dieses Mal nicht bekommen. Ich öffnete meine Augen nur soweit das ich verschwommen sehen konnte wo der Kopf von Christian war und lies mit aller Kraft die ich hatte meine Rechte Faust vorschnellen.
Ich traf ihn mitten ins Gesicht, fluchend sprang er auf. Nun öffnete ich meine Augen ganz, stemmte mich etwas wacklig in die Höhe. Riss meine Fäuste hoch und wollte noch einen Schlag nachsetzen, als ich irritiert innehielt.
„Jenny was machst du denn hier? Oh Gott, das tut mir leid, ich dachte du wärst Christian.“
„Was ich hier mache? So wie es aussieht, mich von dir Schlagen lassen!“ Jenny hielt sich immer noch ihre Nase, die Gott sei Dank nicht blutete. Falls Vampire überhaupt bluten konnten.
„Jenny es tut mir leid, ich, ich weiß nicht was ich noch sagen soll?“
Jenny sah kurz zum Waldrand hin und konzentriere sich dann wieder auf mich.
„Am besten nichts Chrisi, ich muss sagen du hast eine harte rechte, das muss ich dir lassen.“
„Danke schön.“ Antwortete ich beschämt. „Dafür schmerzt mir jetzt aber meine Hand.“
Nur mühsam konnte Jenny sich das Lachen verkneifen.
„Chrisi wir müssen hier weg, Christian und Collins sind in der Nähe. Die beiden können jeden Augenblick hier auftauchen und Alexander und die anderen sind noch nicht da. Alleine werde ich mit zwei Werwölfen nicht fertig.“
„Mist.“ Meine Beine waren noch nicht ganz standsicher. Jenny stützte mich damit ich einigermaßen geradeaus gehen konnte.
„Na dann lass uns von hier verschwinden“, flüsterte Jenny.
„Hier verschwindet niemand!“ Eine tiefe hasserfüllte Stimme schwang über die Lichtung.
Jenny wurde stocksteif und noch bleicher im Gesicht. Auch mir lief es eiskalt den Rücken runter. Sofort lies Jenny mich los, was dazu führte das ich wieder auf meinen Hosenboden fiel und stellte sich schützend in Angriffsposition vor mich hin.
„Christian!.“ Er hatte mich schneller gefunden als ich erwartet hatte.
„Jenny lauf weg, er will nur mich“, flüsterte ich ihr zu.
Jenny schüttelte den Kopf, „Erst muss er an mir vorbei, bevor er dich bekommt.“
Mit weit aufgerissenen Augen fragte ich sie, „ wieso tust du das?“
„Ja Jenny warum tust du das?“ Brüllte Christian.
„Chrisi, Alexander liebt dich und er kann dich kein zweites Mal verlieren. Das würde ihm das Herz vollends brechen und dann wäre sein Leben für ihn verwirkt.“
„Oh die Melodramatik, ist das nicht zum kotzen?“ Christian hatte viel Hass in sich, aber keine Liebe. Von wegen er war nicht mehr von Rache zerfressen. Nun zeigte Christian sein wahres Gesicht.
Diese Situation war unbegreiflich für mich, Jenny müsste doch froh sein wenn ich ihr nicht mehr im Weg stehe. Aber nein, sie würde dafür sterben damit ich lebe und Christian nicht in die Hände falle.
Christian wandte sich an mich, „Hallo Rose, wie ich sehe geht es dir gut. Ich habe dich schon vermisst. Ich muss dir ein Kompliment aussprechen, wie du Collins überwältigt hast, meine Hochachtung.“
Collins der als Werwolf direkt hinter Christian stand sah das bestimmt ganz anders. Wütend funkelte er mich mit seinen gelben Augen an. Für mich war klar, wenn Christian nicht im Weg stehen würde, wäre ich schon längst zu Hundefutter verarbeitet worden.
Jenny knurrte Christian und Collins wütend an, „ihr kranken Arschlöcher von räudigen Köter, wieso könnt ihr Chrisi und Alexander nicht in Ruhe lassen? Die beiden sind füreinander bestimmt und du Christian solltest schon längst in der Hölle schmoren.“
„Ein Knurren drang uns entgegen, ich konnte aber nicht sagen ob es von Christian oder Collins gekommen war.
Doch es war Christian der beschwichtigend die rechte Hand hob. Mit einem kalten und bösen Blick fixierte er Jenny.
„Für einen Blutsauger bist du ganz hübsch, trotzdem wirst du heute noch das zeitliche segnen. Denn Rose gehört nur mir, nicht zu Alexander oder einem anderen dahergelaufenen Vampir!“
Hey hatte er irgendwann Rechte an meiner Person gekauft, von dem ich aber noch nichts wusste?
Plötzlich stockte mir der Atem. Bei Christian setzte die Verwandlung ein. Nur einen Sekundenbruchteil hatte es gedauert bis sich in seinem Gesicht die Schnauze hervorschob, die langen Reißzähne und das Fell wuchsen. Es sah aus als ob Christian noch größer werden würde. Aus seinen Händen und Füßen wurden gefährlich aussehende Pranken. Mit einem lauten Heulen schloss sich die Verwandlung ab.
Christian fletschte wütend die Zähne, nur fixierte er nicht mich oder Jenny. Er sah an uns beiden vorbei. Meine Hoffnung starb als ich mich umdrehte und sah dass Alexander ein kurzes Stück von uns weg stand.
Erst jetzt wurde mir bewusst dass sich mein innerstes zum gewohnten Höhepunkt erwärmt hatte, was passierte wenn Alexander in meiner Nähe war.
Vor Aufregung hatte ich dieses Gefühl aus meinem Bewusstsein total verdrängt.
Alexander warf mir nur einen kurzen Blick zu, dann konzentrierte er sich voll und ganz auf Christian. Alexander ging von uns weg, in die Mitte der Lichtung.
Ich hatte das Gefühl dass mir mein Herz in meiner Brust vor Angst um Alexander in tausend Teile zerspringen müsste.
Alexander sprach Christian an, „Hallo Bruder, wie ich sehe hat sich zwischen uns in all den Jahren immer noch nichts verändert. Lass es uns heute ein für alle Mal klären. Nur du und ich!“
Mir wurde schlecht, wie konnte Alexander nur so etwas sagen? War ihm nicht klar dass ich ohne ihn nicht leben kann? Noch dazu war Christian zwei Köpfe größer als Alexander. Wie zum Teufel sollte er solch einen Kampf überleben?
Ich hörte wie jemand schrie, „Alexander nein tu das nicht! Nicht für mich!“
Mein ganzer Körper zitterte, aber dieses Mal nicht wegen der Kälte. Mir wurde bewusst, dass ich Panik in mir ausgebreitet hatte und ich es gewesen war die geschrien hatte.
Christian und Collins fingen zu knurren an, beide fletschten die Zähne.
Christian antwortet Alexander in einer knurrigen Sprache.
„Kro sroll es srein, krlass res kruns kraustragen rrBruder.“
 Jetzt erst sah ich warum Collins sich wie ein irrer aufführte und knurrte wie ein tollwütiger Hund. Paul und Patrick hatten ihn im Visier, und wie ich die beiden einschätzte, würde Collins den heutigen Tag nicht überleben, dafür hatten die beiden zu viel Spaß dabei einen Werwolf zu töten und sie waren ein eingespieltes Team.
Ich schickte ein Stoßgebet in den Himmel, obwohl ich mir nicht sicher war, ob Gott auch Vampire beschützte.
Auf einer kleinen Lichtung begannen zwei furchtbare Kämpfe auf Leben und Tod, und ich war der Grund.
Jenny packte mich am Arm, zog mich hinter sich her und brachte mich zum Waldrand. Sie setzte mich hinter einem dicken Baum ab. Jenny positionierte sich davor und verfolgte konzentriert den Kampf. Hin und wieder zuckte ihr Körper, was mir zeigte das auch sie lieber kämpfen würde als hier bei mir Babysitter zu spielen.
Vorsichtig lugte ich um den Baum herum, als ein grauenvolles Heulen erklang, das mich erstarren lies. Heulen war gut, das bedeutete dass es kein Vampir gewesen war, der verletzt worden war, beruhigte ich mich selbst.
Es war Collins gewesen. Irgendwie sah es grotesk aus wie er sich am Boden liegend vor Schmerzen wand. Es war als ob er nicht mehr vollständig wäre. Ich konnte zwei Beine aber nur einen Arm entdecken. Paul und Patrick hatten ein Siegessicheres Grinsen im Gesicht, das nur bedeuten konnte, dass für den Werwolf die letzte Stunde geschlagen hatte. Wie auf Kommando fielen beide gleichzeitig über Collins her.
Paul wurde von einem Fußtritt, den Collins ausgeteilt hat zurückgeschleudert. Krachend landete er an einem Baum der bedrohlich zu wanken begann.
Plötzlich flog Christian in mein Sichtfeld. Hart schlug er auf. Doch kaum hatte er den Boden berührt, stand er auch schon wieder auf seinen Pfoten.
Alexander setzte sofort zum Sprung an, mit den Füßen voraus traf er Christian an Hals und Brust. Ein knackendes Geräusch und das schmerzhafte Aufheulen waren von Christian zu hören als er noch weiter zurückflog. Winselnd blieb er am Boden liegen.
Vor Anspannung vergas ich zu atmen, was mir erst auffiel als die Luft in meinen Lungen knapp und mir deshalb schwindelig wurde. Schnell sog ich tief die Luft ein und im nu ging es mir wieder besser.
Alexander pirschte sich vorsichtig an ihn ran. Seine Hellblauen Augen blitzten vor Anspannung. Alexander wusste genau dass er Christian nicht unterschätzen durfte. Einen Schritt noch, dann war Alexander bei Christian. Christian versuchte sich von Alexander wegzuziehen, als plötzlich ein Markdurchdringendes Heulen und winseln erklang das in ein röcheln überging. Ein knacken und reißen beendeten das Leiden von Collins.
Diese kurze Ablenkung nutzte Christian, er sprang Alexander mit voller Wucht entgegen, rammte ihn um und kam auf seinen vier Pfoten auf und rannte dann geradewegs, mit einem irren Leuchten in seinen Augen auf mich zu.
Mein Herz blieb für einen kurzen Augenblick stehen. Wie in Trance hörte ich wie Alexander Jennys Namen schrie, die von dieser Aktion ebenso überrascht worden war wie ich. Trotzdem hatte sich Jenny schneller als ich wieder gefasst.
Mit einem kraftvollen und elegant wirkenden Sprung warf sich Jenny Christian entgegen. Ein dumpfes Geräusch erklang als sie aufeinanderprallten. Christian versuchte sich in Jennys Hals zu verbeißen. Geschickt wich sie jedoch seinen Beißattacken aus. Ich konnte nur über diese Eleganz staunen, die sie in dieser gefährlichen Situation an den Tag legte.
Eine Sekunde später wurde Christian von vier Vampiren gleichzeitig attackiert, dem er nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte. Paul und Patrick hatten Christian fest im Griff. Jenny hing wie ein Klammeraffe auf seinem Rücken, einen Arm fest um seinen Hals geschlungen. Was Christian hechelnd nach Luft, unfreiwillig auf die Knie zwang.
Alexander baute sich vor ihm auf, „warum konntest du uns nicht in Ruhe lassen? Jetzt zwingst du mich zu einem Schritt, den ich eigentlich nie gehen wollte. Dich töten. Ich weiß nicht was ich dir getan habe das du mich so sehr hasst. Es liegt nicht an Chrisi, denn du liebst sie nicht wirklich, du weist nicht einmal was Liebe ist, du willst sie nur haben weil ich sie liebe. Das war damals wie heute so.“
Christian verwandelte sich in seine Menschengestalt zurück. Was auch die drei Vampire ein wenig verwirrte. Jenny verzog das Gesicht, denn nun hatte sie einen nackten Mann im Würgegriff und sie hing an diesem nackten Mann ja immer noch dran.
Verlegen versuchte ich bei Christian nicht zu tief zu sehen. Was nicht einfach war, denn das war wie bei einem Unfall, man wusste man sollte nicht starren, aber es ging einfach nicht anders man musst hinschauen.
Christian versuchte zu sprechen, was ihm bei dem Würgegriff von Carmen nicht leicht fiel. Alexander deutete ihr dass sie den Griff lockern soll. Gleich holte Christian tief Luft und seine Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig von leicht bläulich ins bleich.
„Du hast recht Bruder. Ich habe dich bei deiner Geburt schon gehasst, obwohl du für die damalige Situation nichts dafür konntest. Inzwischen sollte ich klüger geworden sein aber ich schaffe es nicht dieses Gefühl aus meinem Leben zu verbannen.“ Christian atmete nochmals tief durch bevor er weitersprach.
„Alexander, wenn du mich am Leben lässt, werde ich aus eurem Leben verschwinden und nie wieder zurückkehren. Das verspreche ich dir!“
Paul schüttelte den Kopf, „Alex du wirst doch nicht auf diesen Vorschlag eingehen und ihm das glauben?“
Paul kannte Alexander gut genug um zu wissen dass sein Bruder immer ein wunder Punkt bei ihm war der ihn zu unvernünftigen Handlungen bringen konnte.
Alexander drehte sich zu mir, doch er sah auf den Boden, als ob er dort die Antwort finden würde.
„Christian hat recht. Ich kann ihn nicht töten. Er ist und bleibt mein Bruder.“
In den Gesichtern von den drei Vampiren spiegelten sich Unglauben über das was sie da gehörte hatten. Einzig und allein Christians Gesicht entspannte sich.
„Aber“, sprach Alexander weiter, „ich kann dich nicht wieder laufen lassen. Du hast schon zu viel Schaden angerichtet!“
Alexander wandte sich wieder Christian zu.
„Du würdest dein Versprechen nie halten, denn du bist von Grund auf böse. Nie wieder wirst du in die Nähe von Chrisi kommen. Sie gehört zu mir und nicht zu dir, kapier das endlich!“
Die Gesichter der drei Vampire entspannten sich wie abgesprochen wieder.
Alexanders Blick wurde hart wie Stein, „Christian…… ich habe in den letzten Monaten für diesen Augenblick ein Gefängnis für die Ewigkeit für dich gebaut. Darin wirst du deine Zukunft verbringen. Ich mache nicht noch einmal den Fehler dich laufen zu lassen und damit die Frau meines Herzens in Gefahr zu bringen.“
Alexander ging zum Baum an dem ich stand, er bückte sich und hob eine Tasche hoch, die mir davor nicht aufgefallen war. Daraus zog er zwei schmiedeeiserne Ketten mit Ringen hervor. Alexander ging zurück zu Christian.
„Haltet ihn gut fest.“ Befahl er.
Paul und Patrick verstärkten ihren Griff, was Christian schmerzhaft aufstöhnen lies. Nun drückten sie seine Arme auf den Rücken, von dem Jenny kurz zuvor abgesprungen war.
Alexander befestigte die Handschellen. Eine weitere Kette war für die Füße gedacht, die ebenso schnell angebracht war.
Erst jetzt begriff Christian was Alexander gesagt und getan hatte. Mit letzter Kraft bäumte er sich auf. Patrick schlug ihm sein Knie in die Magengegend, was Christian würgend auf den Boden zwang. Ein weiterer Schmerz ließ ihn zusammenzucken, in den Hand und Fußfesseln waren spitze Metalldornen mit eingearbeitet worden, die sich tief in sein Fleisch bohrten, wenn Christian sich wehrte oder auch nur zu sehr bewegte.
„Alexander, Bruder das kannst du nicht machen?“ Schrie Christian verzweifelt. „So grausam kannst du nicht sein, dann töte mich, bevor du mich auf ewig in einen Käfig sperrst. Das wird mein Tod sein!“
Mir zog sich der Magen zusammen bei diesem Anblick. Ich bekam Mitleid mit Christian.
Alexander schüttelte den Kopf, „tut mir leid Christian, du hattest deine Chance und hast sie nicht genutzt. In all den Jahren nicht einmal.“
Alexander wandte sich zu Paul, „du weist was zu tun ist!“
Paul nickte.
Christian wurde von den Cojack Brüdern in die Höhe gezogen und hinter ihnen her geschleift. Jenny saß wieder auf den Rücken von Christian und hielt ihn mit einem Würgegriff in Schach.
Wäre die Situation nicht so traurig gewesen, hätte dieser Anblick normalerweise bei mir einen Lachanfall ausgelöst.
Alexander kam auf mich zu, zog mich an sich, mit seiner Hand fasste er mir zärtlich unter mein Kinn und hob meinen Kopf hoch, bis ich ihm in seine Stahlblauen Augen sehen konnte.
„Alles klar bei dir?“
Ich nickte nur, mir wurde schon wieder ganz schwindlig. Mein Atem ging schneller, nur lag es dieses Mal rein an der Nähe zu Alexander. Dieser Mann machte mich wahnsinnig und trieb meine Hormone zu Höchstleistungen an.
Langsam kam er mir mit seinem Mund immer näher, mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bevor sich unsere Lippen leidenschaftlich berührten. Meine Hände gruben sich in seine Haare und zogen ihn fest an mich. Mein Körper drängte sich fest an den seinen. Als Alexander zusammenzuckte und aufstöhnte. Schnell lies ich ihn los und machte einen Satz nach hinten.
„Entschuldige habe ich dir wehgetan?“ Stotterte ich mit hochrotem Kopf.
Alexander stand mit Schmerzverzehrtem Gesicht vor mir, eine Hand unter der Jacke an seine Rippen gepresst.
„Alexander? Was ist mit dir los?“ Fragte ich ängstlich.
Alexander sackte mit einem Stöhnen auf die Knie. Seine Hand kam Blutverschmiert unter der Jacke wieder zum Vorschein.
„Chrisi“, keuchte Alexander, „Christian hat mich doch schlimmer erwischt als ich dachte, du musst Hilfe holen. Geh rüber zur anderen Seite des Waldrandes, wo Paul und die anderen beiden verschwunden sind und ruf so laut du kannst nach einen der dreien.“
Alexander fiel der Länge nach auf den Boden. In mir stieg Panik hoch.
„Was mache ich wenn sie mich nicht hören?“
Mit einer schwachen Stimme antwortete er, „sie werden…… .“
Alexander war bewusstlos geworden.
„Oh Gott, oh Gott bitte lass ihn nicht sterben.“
 Hastig lief ich zum Waldrand auf der anderen Seite.
„Bitte lieber Gott lass Alexander nicht sterben.“ Sagte ich wie einen Leitsatz vor mir auf.
Endlich angekommen, schrie ich so laut wie ich nur konnte nach Jenny, Paul und Patrick.
Wie aus dem Nichts stand plötzlich Patrick vor mir. Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder.
„Chrisi was ist passiert?“
„Alexander, er…er ist verletzt, er braucht eure Hilfe. Ich weiß nicht wie ich ihm helfen soll? Ich habe einen erste Hilfe Kurs für Menschen gemacht aber noch keinen für Vampire.“ Schluchzte ich verzweifelt auf.
Tränen rannen wie Sturzbäche über mein Gesicht.
Patrick kniete schon neben Alexander als ich gerade wieder losgelaufen war. Ich hatte gerade die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht, da schrie mir Patrick entgegen, „Stopp, bleib wo du bist Chrisi. Komm nicht näher. Es ist im Moment zu gefährlich für dich in seiner Nähe.“
Wie angewurzelt blieb ich stehen, was mich fast zum fallen gebracht hätte.  Warum zum Teufel sollte es gefährlich für mich in seiner Nähe sein? Er liebte mich doch! Alexander könnte mir doch nie im Leben etwas antun? Mein Kopf konnte das eben von Patrick gesagte nicht richtig einordnen. Verdammt er war doch ein Vampir und somit unsterblich, warum ging es ihm dann so sehr schlecht, dass ich nicht einmal zu ihm gehen konnte um in seiner Nähe zu sein? Ich seufzte schwer, und das alles nur meinetwegen. Ich hätte nie nach Campbell River kommen dürfen, dann wäre das alles nicht passiert, machte ich mir Vorwürfe.
Hoffnungsvoll beobachtete ich Patrick.
„Kann er nicht einfach von meinem Blut trinken Patrick?“
Es war nicht Patrick der antwortete, sondern Alexander, „Nein das kommt nicht in Frage Chrisi, rief er schwach und gequält, „lieber gehe ich an dieser Wunde zu Grunde, bevor ich nur einen Schluck von deinem Blut koste.“
Alexander stöhnte vor Schmerzen auf. Ich kam mir Hilflos vor, hatte Christian doch noch sein Ziel erreicht? Wollte es das Schicksal nicht das Alexander und ich zusammenfinden?
Ein Windhauch streifte mich. Jenny war an mir vorbeigelaufen, sie saß schon bei den beiden, als ich endlich realisierte das sie an mir vorbeigelaufen war.
Patrick sagte etwas zu ihr was ich nicht verstehen konnte, doch Jenny verschwand wieder im Wald.
„Kann ich denn gar nichts für euch tun?“ Rief ich verzweifelt.
Patrick schüttelte nur den Kopf, dabei sah er mich nicht einmal an. Seine ganze Konzentration galt Alexander.
Jenny kam zurück. Sie hatte ein paar Beutel mit roter Flüssigkeit in der Hand, das aussah wie … Blut.
Mir war klar das Alexander ein Vampir war und Blut zum Überleben brauchte, doch bis jetzt hatte ich die Vorstellung verdrängt, wie Alexander das Blut von Menschen trank. Krampfhaft versuchte ich diese Vorstellung beiseite und aus meinem Kopf zu schieben.
Mein schlechtes Gewissen begann mich aufzufressen.
Die Kreise die ich vor Nervosität angefangen hatte zu ziehen, waren immer größer geworden. Als ich mit meinem Fuß gegen etwas Hartes stieß. Mir lief ein Schaudern über die Haut, Übelkeit stieg in mir hoch. Schnell presste ich eine Hand vor meinen Mund um nicht lauthals los zu schreien.
Collins Kopf lag mit weit aufgerissenen Augen vor mir, er hatte sich in einen Menschen zurückverwandelt. Taumelnd ging ich ein paar Schritte zurück, ich stolperte rücklings über etwas und prallte hart auf dem Boden auf. Meine Beine lagen auf dem menschlich Oberkörper von Collins. Angeekelt zog ich meine Beine weg. Das war zu viel für meinen Magen. Ich würgte das nicht vorhandene Essen hoch.
Wie durch einen Schleier hörte ich Jennys Stimme, die verzweifelt Alexanders Namen rief und etwas sagte wie, „gib jetzt bloß nicht auf du Idiot.“
Nein das durfte nicht sein. Alexander war tot, ich, ich hatte ihn umgebracht.
Kraftlos stemmte ich mich auf die Beine, wie in Trance fing meine Beine wie von alleine zu laufen an. Ich stolperte, ich fiel hin, stand wieder auf. Alles an mir war durchgefroren, aufgeschürft und Blutverschmiert, aber das war mit egal.
Alexander, ich hatte ihn verloren, das würde ich mir nie verzeihen. Wenn Alexander nicht mehr war, was sollte ich dann noch auf dieser Welt? Ich hatte ihn getötet, mit dieser Schuld wollte und konnte und wollte ich nicht mehr weiter leben.
Das Schicksal meinte es wohl gut mit mir, ein wildes Rauschen ganz in der Nähe, deutete auf einen Wasserfall oder wilden Fluss hin. Das Rauschen war bei weiten intensiver als bei dem Bach vorhin, das war ein gutes Zeichen. Torkelnd lief ich auf das Geräusch zu.
Im Geiste erschien mir Alexander wie er in einer Lache aus Blut lag und tot war.
Nein, was hatte ich nur getan?
Nach ein paar Metern bestätigte sich meine Vermutung. Es war ein wild rauschender Fluss, mit einem kleinen aber mit Sicherheit einen Todbringenden Wasserfall.
„Bald sind wir zusammen Alexander. Ich will nicht mehr ohne dich sein! Ich liebe dich!“
Ich ging noch ein paar Meter entgegen des Flusslaufes, bis ich die passende Stelle gefunden hatte um in den Fluss und den erlösenden Tod zu springen. Ich wollte nur noch bei Alexander sein. Noch einige Schritte Anlauf, perfekt.
Wieder holte ich mir das Bild von Alexander in meinem Geiste hervor.
Irgendwo in der Ferne hörte ich eine Stimme rufen, „nein Chrisi, tu es nicht!“
Wollte mir mein Kopf jetzt noch eine bösen Streich spielen?
„Doch ich muss es tun!“ Gab ich mir selbst die Antwort.
Ich lief los und sprang soweit ich nur konnte in den Fluss.

Die Strömung riss mich sofort gnadenlos mit sich. Das Wasser war eisig kalt. Ich leistete keine Gegenwehr. Das Wasser spielte mit mir, es zog mich tief hinunter bis ich den Grund berührte, dann wirbelte  es mich herum und drückte mich wieder an die Oberfläche. Felsen drückten sich hart an meinen Körper und hinterließen dabei ihre Spuren. Der Atem entwich aus meinen Lungen, das Wasser drängte hinein. Trotz der Schmerzen verspürte ich komischerweise keinen Anflug von Panik, ich war die Ruhe selbst. Dunkelheit umfasste meine Gedanken, dann war jedes Empfinden verschwunden, dachte ich.
Etwas drückte in regelmäßigen Abständen hart auf meine Brust. Ein Sog erfasste meine Gedanken, langsam glitten sie der Helligkeit entgegen, die ich in der Ferne wahrnahm.
Täuschte ich mich oder hatte ich eben Alexanders Stimme gehört? War er dort vorne im Licht? Ich versuchte nach ihm zu rufen, aber es ging nicht.
Da war sie wieder diese Stimme, und dieses Mal war ich mir sicher, es war Alexander. Warum konnte ich ihn nicht sehen? Wo war er nur?
„Chrisi, mach deine Augen auf!“
Warum sollte ich meine Augen auf machen? Ich bin doch tot.
Das Licht war jetzt ganz nah. Es blendete mich und ich sah alles nur verschwommen. Verdammter Mist, das Licht entpuppte sich als Tageslicht. Ich konnte es nicht fassen, was war nur passiert? Da hörte ich schon wieder Alexanders Stimme.
„Na endlich, sie ist wieder bei uns“, hörte ich Alexander erleichtert sagen. „Danke Paul.“
„Keine Ursache Alexander, wir müssen sie jetzt aber ins Krankenhaus bringen, sie ist noch lange nicht über den Berg. Und du musst nach Hause, du brauchst Ruhe und noch ein paar Packungen Blut, bis deine Wunde verheilt ist.“
„Alexander?“ Krächzte ich. Dabei brannte mein Hals wie Feuer. „Sind wir tot?“  
„Nein mein Schatz wir leben beide noch. Chrisi was sollte dieser Unsinn, warum bist du in den Fluss gesprungen?“
„Ich dachte du wärst tot und ohne dich wollte ich nicht mehr leben.“
„Du Dummchen. Wenn du so etwas noch einmal machst, dann versohle ich dir höchstpersönlich deinen Hintern, egal ob ich dann Tot bin oder nicht. Haben wir uns verstanden?“ Alexanders Tonfall hörte sich sehr Vorwurfsvoll an.
Ich nickte nur schuldbewusst und zuckte zugleich zusammen. Mein Körper schien nur noch aus einem Schmerz zu bestehen. Paul hob mich vorsichtig hoch und brachte mich wie im Flug zu seinem Auto. Mein Körper zitterte vor Kälte. Paul wickelte mich fest in eine Decke ein. Auf der Rückbank in seinem Buick schlief ich  Gott sei Dank, vor Erschöpfung sofort ein.
Erst im Krankenhaus, als die Ärzte an mir rumzehrten wurde ich wieder wach.
„Na endlich Ms Mc Kenzie, sie haben einen Schlaf wie eine Tote.“ Lächelte mich ein Arzt an.
Ich persönlich fand den Vergleich ein wenig Makaber.
„Nein ich lebe noch“, krächzte ich mit schmerzverzehrter Miene.
„Ms Mc Kenzie wo haben sie schmerzen? Können sie mir das sagen?“
„Überall.“
Ich wollte meine Antworten so kurz wie möglich halten, sprechen tat zu sehr weh. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt dass ich heute Stahlwolle zum Frühstück hatte.
Wieder schlief ich ein, was dem Arzt nicht passte. „Ms Mc Kenzie bitte bleiben sie noch einen Moment wach!“
Ein brummen von mir sollte dem Arzt zeigen das ich das nicht wollte. Doch der zeigte sich davon wenig beeindruckt.
„Halten sie noch zirka eine halbe Stunde durch Ms Mc Kenzie, dann dürfen sie schlafen so lange sie wollen.“
Wieder lächelte er mich mit seinem Zahnpasta lächeln an. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt in den Allerwertesten verpasst. Wenn ich mich nur bewegen hätte können.
Ich kam mir wie ein Versuchskaninchen vor. Es war als ob es nichts an mir gab, was sie nicht untersuchen wollten. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich auf ein Zimmer gebracht.
Die Krankenschwestern hatten kaum das Zimmer verlassen, als Paul grinsend an meinem Bett stand.
„Du siehst wie eine Mumie aus. Bei der Platzwunde an deiner Stirn haben sie sechs Stiche gemacht. Du hast es wieder geschafft dir eine Gehirnerschütterung zuzulegen, zwei Rippen sind gebrochen die hast du mir zu verdanken. Das war bei der Wiederbelebung passiert. Sorry. Und unzählige Blutergüsse und Schürfwunden zieren deinen armen geschundenen Körper. Und wenn du wissen willst warum ich das alles weiß, ich habe mich als dein Bruder ausgegeben. Hast du noch Fragen?“
Ich war baff, wie konnten die ihm die Brudergeschichte nur abkaufen? Ich hatte nicht mal annähernd eine so edle Ausstrahlung wie Paul.
Pauls grinsen wurde noch breiter.
„Alexander, wie geht es ihm?“ flüsterte ich. Ich war mir sicher das Paul alles verstand.
Sein Gesicht nahm nun ernste Züge an.
„Er hatte großes Glück, so wie du auch. Aber Alexander wird bald wieder gesund sein, was man von dir nicht behaupten kann. Ach übrigens wenn sie dich fragen, du bist gestolpert und in den Fluss gefallen. Ich habe dich rausgezogen und es war sonst niemand dabei.“
Er hatte wirklich an alles gedacht.
„Danke Paul. Für alles.“
„Schon gut, aber mach so einen Unsinn Alexander zu liebe nie wieder, er ist fast wahnsinnig vor Angst um dich geworden. Solltest du noch eine Aktion dieser Art bringen, bekommst du ein dickes Problem mit mir, klar?“
Betreten sah ich zum Bettende und nickte. „Versprochen.“
„Ich richte Alex Grüße von dir aus, wir beide sehen uns morgen wieder. Schlaf gut.“
Schon war Paul verschwunden bevor ich noch hatte etwas sagen können.

Endlich war der Tag gekommen, an dem ich aus dem Krankenhaus  entlassen wurde.
Helen hatte mich jeden Tag besucht. Und jeden Tag hatte sie mich erneut ausgeschimpft. Sie drohte  mir sogar mit Hausarrest wenn ich mich dem Wald noch einmal nähern sollte.
Paul und Patrick waren genauso oft wie Helen da und amüsierten sich immer köstlich über unsere Debatten.
Alexander ……. Alexander ließ sich nur hin und wieder blicken. Die Verletzung hatte ihm mehr zugesetzt als er zugeben wollte. Ich beschloss ihm die Zeit zu lassen die er benötigte, auch wenn es mir sehr schwer fiel. Er hatte mich darüber aufgeklärt, dass eine Verletzung von einem Werwolf auch einen Vampir von den Socken hauen kann und diese verdammt lange zum heilen benötigte.
Kaum war ich zu Hause, steckte mich Helen auch schon wieder ins Bett. Das hatte ich dem Arzt  aus dem Krankenhaus zu verdanken, er konnte es sich nicht verkneifen zu sagen, dass ich noch viel Ruhe brauche.
Idiot.
Kaum hatte Helen das Haus verlassen, wälzte ich mich vorsichtig aus dem Bett. Bei jeder zu schnellen Bewegung wurde ich von meinen Rippen schmerzhaft daran erinnert, das der Vorfall erst vor zwei Wochen war.
Treppen steigen war ein besonderes Ereignis. Jede einzelne Treppe wurde von einem „Aua“ begleitet. Da half nicht mal das Zähne zusammenbeißen.
Plötzlich spürte ich die mir vertraute Wärme. Mein Herz fing an zu rasen. Jede Sekunde kam mir wie eine Ewigkeit vor. Wann klopfte er denn endlich an die Türe?
Doch dann war die Wärme plötzlich wieder verschwunden. Traurigkeit und Enttäuschung nahmen stattdessen den Platz ein. Zur Sicherheit ging ich zur Haustüre, öffnete sie und vergewisserte mich das Alexander wirklich nicht mehr da war.
Vielleicht hatte ich es verdient. Aber hatte ich ihn wirklich so sehr enttäuscht, das er von mir nichts mehr wissen will?
Tränen der Enttäuschung bahnten sich einen Weg ins Freie.
Ich musste es wohl akzeptieren und es ihm und mir nicht schwerer machen als es sein musste.
Für diese Erkenntnis musste zur Schmerzbewältigung ein riesiger Becher Vanilleeis  mit viel Sahne her. Ein Suppenlöffel damit mehr darauf passt und eine Decke damit ich mich im Wohnzimmer, auf der Couch einlullen konnte. Doch davor musste noch ein Horrorfilm in den DVD-Player, damit ich abgelenkt wurde.
Trotz des Films schafften es meine Tränendrüsen immer wieder Sturzbäche gesalzenen Wassers loszulassen.
„Chrisi, ich bin wieder zu Hause“, hörte ich Helen rufen.  Bist du im Wohnzimmer? Ich habe da ein Päckchen vor der Türe für dich gefunden. Ich glaube es ist von Alexander.“
Helen kam mit dem Päckchen in der Hand zu mir ins Wohnzimmer. Neugierig drehte sie es von einer auf die andere Seite. Plötzlich hielt sie inne.
„Chrisi was ist passiert? Hast du Schmerzen?“
Schnell schüttelte ich den Kopf.
„Nein der Film ist nur unsagbar traurig“, log ich.
„Willst du mich verarschen? Das ist ein Horrorfilm und keine Liebesromanze.“
„Das kann man sehen wie man will.“ Dummerweise hatte ich einen Film mit Vampiren erwischt.
„Von wem ist das Paket, hast du gesagt?“ Um vom Thema abzulenken.
„Ich glaube von Alexander, es steht nur dein Name darauf.“
Dieses Mal schüttelte Helen das Päckchen sogar noch. Vorsichthalber nahm ich es ihr aus der Hand. Es war nicht besonders groß. Was war klein genug um als Abschiedsgeschenk dort hineinzupassen? Oder war sein Abschiedsbrief ewig lange geworden, das er in kein Kuvert mehr hineinpasste?
„Willst du es nicht öffnen?“ Helen klang ungeduldig.
„Jetzt nicht, später vielleicht.“
Ich hatte einfach im Moment nicht die Kraft dazu, das Päckchen zu öffnen. Heute bereute ich es zum ersten mal das wir keinen Alkohol im Haus hatten.
„Chrisi“, Helen setzte sich nervös mit ihren Finger spielend vor mich hin, „würde es dir was ausmachen, wenn du heute für ein paar Stunden alleine bist? Roberts Mutter hat Geburtstag. Aber wenn du dich noch nicht gut genug fühlst um alleine zu sein, bleibe ich natürlich bei dir und sage Robert für heute Abend ab.“
Ich sah meine Chance gekommen doch noch in diesem Leben aus diesem Haus raus zu kommen. Wenigstens für ein paar Stunden.
„Geh nur Helen ich bin Hundemüde und werde bald zu Bett gehen.“ Zu Demonstrationszwecken gähnte ich Herzhaft vor mich hin.
„Wirklich? Und es macht dir sicher nichts aus?“
„Ja“, lachte ich, „verschwinde und halte mich nicht von meinem Schönheitsschlaf ab, schließlich will ich doch wieder gesund sein, damit ich die Gegend unsicher machen kann.“
Helen drückte mich vorsichtig um mir nicht weh zu tun.
„Danke dir“, singend verschwand sie in ihr Zimmer um sich für Robert hübsch zu machen. Helen hatte wirklich den Jackpot mit Robert erwischt. Er war ein toller Mann.
Ich war froh das Roberts Mutter heute Geburtstag hatte. Kaum hatte Helen das Haus verlassen, legte ich das Päckchen in mein Zimmer und ging ins Bad um mich Ausgehfertig zu machen. Die Frage Auto oder Taxi war durch meine doch noch sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit schnell geklärt. Keine zehn Minuten später stand das Taxi vor der Türe.
„Bringen sie mich bitte zu einer netten Bar, egal zu welcher Hauptsache es gibt dort Alkohol!“
„Ja Ms.“ Der Taxifahrer der mir sehr nach Indianer aussah, fuhr los. Ich war sehr gespannt wohin er mich bringen würde. Keine fünfzig Meter weiter, wurde es warm in mir und mir war als ob Alexanders BMW gerade an uns vorbei gefahren wäre. Doch der BMW war schon um die nächste Kurve verschwunden, als ich mich endlich in Zeitlupentempo umgedreht hatte, um auf das Nummernschild sehen zu können. Diese blöden Rippen, warum mussten die noch immer Schmerzen?
Ich verdrängte die innere Wärme aus meinem Bewusstsein. Wenn es Alexander war, dann soll er doch vor verschlossenen Türen stehen. Er hatte es nicht anders verdient. Erst Schluss machen und dann noch tiefer in der Wunde herumbohren. Gings eigentlich noch?
Zwanzig Minuten fuhr der Taxifahrer mich durch die Stadt und blieb vor einer Bar namens Waikiki stehen.
„Das macht Fünfunddreißig Dollar Ms.“
Geschockt sah ich den Taxifahrer an“, ich wollte eigentlich nicht das Taxi kaufen“, murmelte ich. Zahlte und stieg aus.
Oh diese verdammten Rippen, konnten die nicht weniger wehtun? Eine Schmerztablette wollte ich heute nicht mehr nehmen, erstens hatte ich schon am Morgen zwei genommen und die Kombination von Tabletten und Alkohol war mir zu gefährlich, wenn sie kurz aufeinander folgten. Mein Ziel war, in nächster Zeit kein Krankenhaus mehr von innen zu sehen.
In der Bar bekam man ein richtiges Urlaubsfeeling. Palmen standen in jeder verfügbaren Ecke. Die Bedienungen trugen Hula Röckchen mit einem dazu passenden Bikinioberteil. Sämtliche Wände und der Tresen waren mit Bambus verkleidet. Sogar der Barmann der sehr üppig gebaut war, sah aus wie ein original aus Hawaii eingeflogener Haitianer.
Gleich an der Bar suchte ich mir einen gemütlichen Platz aus. Der Barmann der den Charme eines überdimensionalen Kuschelbären hatte, grinste mich über das ganze Gesicht an.
„Hallo hübsche Frau, was darf es denn sein?“
„Einen Ramazotti bitte, ohne Eis. Sagen sie, wo sind denn die anderen Gäste?“
Im Moment war ich die einzige Person in diesem Laden, die für Getränke Bares hinlegen musste.
Der Barmann lachte auf, „Die anderen Gäste kommen erst ab elf Uhr abends. Dann allerdings ist der Laden gerammelt voll. Schätzchen sie sind ein paar Stunden zu früh dran. Ein Ramazotti, der ist gleich da.“
„Danke“, sagte ich nachdenklich. Was sich Knuddelbär gerade von mir dachte? Eine alte Jungfer die schon ewig nicht mehr aus war und auf keinen anständigen Kerl kommt wahrscheinlich.
Der Barmann stellte mir den Ramazotti vor die Nase.
„Zum Wohl meine Süße.“
 Was für Kosenamen ich heute Abend noch von ihm zu hören bekommen würde? Naja, nach ein paar Ramazotti war mir das wahrscheinlich irgendwann sowieso egal.
„Danke Hübscher“, entgegnete ich.
Eigentlich mochte ich den Ramazotti nicht, aber ich brauchte ein Getränk was schnell Wirkung zeigen soll. Mit angehaltener Luft führte ich ihn zu meinem Mund. Sonst brachte ich das Gesöff nicht runter. Als eine bleiche Hand von der Seite auf mein Glas zusteuerte und es festhielt.
„Willst du den wirklich trinken? Chrisi du bist vollgepumpt mit Medikamenten die du ständig nehmen musst. Was soll denn das?“
Vor Überraschung brachte ich kein einziges Wort heraus. Alexander nahm mir das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tresen zurück.
Ich hatte den Überraschungsmoment überwunden, als es aus mir herausplatzte, „was machst du hier? Willst du mich noch ein wenig quälen bevor du dich ganz aus dem Staub machst? Nun musst du mich vor Christian nicht mehr beschützen, also geh, du bist mich los!“
Unerwartet nahm Alexander meinen Kopf zwischen seine Hände, und drückte seine kühlen Lippen auf meine, was in mir ein Feuerwerk der Gefühle auslöste. Hitzewallungen erstürmten mich zwischen meine Schenkel. Oh Gott wie gerne würde ich ihn endlich in mir spüren!
Ich verstand die Welt nicht mehr, wenn man mit jemanden Schluss macht, küsst man die Person normalerweise nicht mehr so wie er es gerade tat.
„Hör sofort auf einen solchen Unsinn zu reden oder auch nur zu denken! Wie kommst du nur auf diesen absurden Gedanken? Ich könnte ohne dich nicht mehr sein Chrisi und ich will es auch nicht mehr! Ich liebe dich, wie oft soll ich dir das noch sagen?“
Ich schluckte schwer.
„Aber warum bist du mir ständig aus dem Weg gegangen? An manchen Tagen hast du mich nicht einmal angesehen. Heute Nachmittag habe ich dich gespürt, du warst bei mir zu Hause. Ich habe mich nach dir gesehnt und du bist nicht zu mir ins Haus gekommen.
Alexander seufzte.
„Chrisi, in der Zeit nach meiner Verletzung durch Christian, hatte ich mich nicht immer unter Kontrolle. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen, deswegen habe ich einen Sicherheitsabstand zu dir eingehalten. Glaub mir, das ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich hätte es mir nie verziehen wenn du durch meine Hand verletzt worden wärst, denn das kriegst du im Zweifelfall selbst gut genug hin, wie man sieht.“
Mit diesem Argument hatte er leider recht.
„O.k. das verstehe ich, aber was ist mit heute Nachmittag?“
„Hast du das Päckchen nicht bekommen, das ich vor die Haustüre gelegt habe?“
„Doch Helen hat es mir gegeben als sie nach Hause gekommen ist, was aber immer noch nicht meine Frage beantwortet, warum bist du nicht ins Haus gekommen?“
 „Ich dachte du schläfst und ich wollte dich nicht wecken. Hast du das Päckchen denn nicht geöffnet?“
Verlegen senkte ich den Kopf, „nein, ich war der festen Meinung dass das Päckchen ein Abschiedsgeschenk von dir für mich ist. Ich dachte du machst Schluss mit mir.“
„Du Dummerchen, es sollte nur ein Geschenk für dich sein. Darin befand sich ebenfalls ein kleiner Zettel das ich dich um sieben Uhr abhole und wir uns dann einen schönen Abend machen. Du warst doch jetzt die ganze Zeit im Krankenhaus, da habe ich mir gedacht ein kleiner Ausflug würde dir da bestimmt gut tun.“
Oh Gott, Ich kam mir gerade so was von bescheuert vor. Warum konnte sich unter mir nicht die Erde auftun und mich verschlingen?  
Alexander nahm meine Hände in seine, sofort spürte ich seine kühle Haut, was mir eine wohlige Gänsehaut verursachte.
Mit seinem Gesicht kam er mir ganz nahe, „Chrisi glaub mir eines, ich werde dich erst verlassen wenn du es von mir verlangst. Keinen Moment früher.“
Alexander legte einen Geldschein auf den Tresen, „komm lass uns zu dir nach Hause fahren, dann öffnest du dein Geschenk und danach packe ich meines aus.“
Alexanders Grinsen war unschlagbar.
„Welches Geschenk willst du auspacken?“ Fragte ich verwirrt.
„Na dich mein Schatz.“
Von diesem Moment an drängte ich Alexander schneller zu fahren, ich konnte es nicht mehr erwarten zu Hause anzukommen. Wegen dem Päckchen und dem Geschenk was er auspacken wollte. Wenn ich es mir recht überlegte, konnte sein Geschenk noch ein bisschen warten und er durfte sofort seines auspacken.
Während Alexander parkte suchte ich bereits den Hausschlüssel raus. Warum unnötig Zeit verschwenden? Wie ein gehbehinderter Blitz sprang ich aus dem Auto und rannte zur Haustüre. Vor Aufregung musste Alexander mir helfen den Schlüssel in das Schloss zu stecken.
„Chrisi bist du dir sicher das ich mit ins Haus kommen soll?“ Fragte Alexander mit einem besorgten Unterton.
Was für eine dumme Frage. Ich packte seine Hand und zog ihn hinter mir her in mein Zimmer. Was für ein Glück das Helen nicht zu Hause war.
Ich legte mich auf mein Bett, nahm sein Geschenk und sagte Atemlos, „ich sehe mir dein Geschenk später an, du darfst als erstes dein Geschenk auspacken.“
Mit Bedacht legte ich sein Geschenk auf mein Nachtkästchen und wandte mich wieder Alexander zu, der sich zu mir auf das Bett setzte.
„Bist du dir Sicher?“
Verdammt so sicher war ich mir noch nie. Mit so viel Schwung wie mir nur möglich war, hüpfte ich auf Alexander zu, was ich sofort bitter bereute. Ein Stich fuhr mir in die Rippen.
„Mmmmhh, aaauuuuaaaa. Wenn ich das gewusst hätte das wir beide heute noch im Bett landen, dann hätte ich doch noch eine Schmerztablette genommen“, presste ich zwischen den Lippen hervor.
Alexander stützte mich und sah mich besorgt an.
„Denkst du nicht das wir das für heute lassen sollten?“
Böse funkelte ich ihn an, „niemals, ich nehme die Schmerztablette jetzt noch und dann kann es auch schon los gehen. Ich warte schon viel zu lange auf diesen Moment und lasse es mir jetzt nicht durch so läppische Schmerzen verderben.“
„Bleib du im Bett, wo sind die Tabletten?“
„In meinem Badezimmer.“
Alexander war schneller wieder bei als ich schauen konnte.
„Hier, ich habe dir gleich zwei mitgebracht, den die wirst du brauchen, wenn du das durchziehen willst!“
Meinte er das ernst? Egal. Im Nu waren die Tabletten genommen.
„Chrisi bis die Tabletten wirken, kannst du in der Zwischenzeit doch mein Geschenk öffnen. Und du könntest mir endlich sagen was du spürst wenn ich in deine Nähe komme!“
Da hatte Alexander nicht ganz Unrecht, so wurde die romantische Stimmung wieder hergestellt.
Ich grinste ihn über das ganze Gesicht an.
„Wenn du in meine Nähe kommst, dann erwärmt sich mein innerstes. Am Anfang dachte ich, ich wäre schon in den Wechseljahren bis sich rausgestellt hat das du der Grund warst.“
„Dein Band zu mir ist damit genauso stark wie meines zu dir. Weißt du was das heißt? Das wir eindeutig füreinander bestimmt sind.“
Ein Seufzen entrang sich mir, „ja das würde ich auch so sehen. Darf ich jetzt endlich dein Geschenk auspacken?“
„Ja mein Schatz du darfst“, hauchte Alexander und küsste mich zärtlich dabei auf meinen Mund.
Gespannt und mit zittrigen Fingern packte ich das Geschenk aus. Zuerst fiel mein Blick auf eine kleine graue, quadratische Schachtel, ich öffnete sie. Mir kam der Zettel mit dem Hinweis für das heutige Date entgegen. Verlegen legte ich ihn zu Seite und blickte wieder hinein. Da war es, das Geschenk. Eine mittelgroße, mit Samt überzogene Schmuckschatulle. Was mochte wohl darin sein?
Mit zitternden Fingern holte ich sie aus der Schachtel. Selbst der Samt der Schatulle fühlte sich edel an. Vorsichtig öffnete ich sie. Eine wunderschöne goldene Halskette, mit einem wertvoll aussehenden roten Stein als Anhänger lag wie ein Traum darin.
„Oh Alexander, die ist wunderschön! Die ist ja der reinste Wahnsinn!“
„Sie hat meiner Mutter gehört. Nach ihrem Tod habe ich ein paar Dinge von ihr geerbt, und nun sollst du diese Kette tragen. Sie soll als Beweis dienen das wir ein Paar sind, und das uns nichts mehr trennen kann.“
Ich fiel Alexander um den Hals, zu meinem Glück wirkten die Schmerztabletten schon.
„Vielen, vielen Dank Alexander.“
Verführerisch sah ich ihn an, jetzt bist du dran mit auspacken. Schwer atmend, drängte ich mich ihm lustvoll entgegen.