Bonusstory
4 Jahre später
Ziellos ging Adam durch die Unterstadt. Er wusste nicht, wohin er sollte, wusste nur, dass er weg wollte. Weit weg.
Obwohl MALVE ihn wegen guter Führung in eine andere Einrichtung gebracht hatte, wo er sich freier bewegen konnte und sogar bewachten Ausgang bekam, befriedigte ihn dieses Dasein in keiner Weise. Therapiestunden, Einzelsitzungen mit Therapeuten – das alles machte ihn wahnsinnig. Adam fühlte sich ständig ruhelos, innerlich gespalten. Er war nicht mehr derselbe.
Noch vor vier Jahren hatte er gewusst, was zu tun gewesen wäre, hätte er in einen Krieg ziehen müssen. Er hätte einfach funktioniert. Dabei wäre er über Leichen gegangen, niemand hätte sich ihm in den Weg gestellt.
Aber jetzt war er jemand anderes. Sein Name bestand nicht mehr aus einer Buchstaben-Zahlen-Kombination, sondern MALVE hatte ihm einen neuen ID-Chip verpasst. Er war jetzt Adam Young, zwanzig Jahre alt.
Adam … Sie hatten ihm gesagt, das wäre der Name des ersten Menschen gewesen. In der Bibel.
Er glaubte nicht an Gott. Der hatte ihn nicht gemacht. Sein Leben hatte in einem Reagenzglas begonnen.
Seit vier Jahren trug er keinen Kampfanzug mehr, sondern meistens eine Cargohose und T-Shirts. Mittlerweile hatte er sich an die Kleidung gewöhnt. Ja, sie gefiel ihm sogar. Besonders gern mochte er die Taschen in der Hose, die fand er überaus praktisch. Auch dass sein Haar nicht mehr kurz geschoren, sondern weich war, gefiel ihm. Adam hatte sich auf diese Art von seinen »Brüdern« abgrenzen können, die es immer noch bevorzugten, ihr Haar kurz zu tragen. Die meisten von ihnen würden wohl nie den Hochsicherheitstrakt verlassen. Sie waren nach wie vor gefährlich.
Auch Adam spürte noch das Tier in sich. Es drängte oft an die Oberfläche, aber er ließ es nicht raus. Er bezwang es mit eisernem Willen. Die wilde Bestie, die nur auf Töten programmiert war, würde ihm nur selbst den Tod bringen.
Als Adam durch die Straßen irrte, kam er sich fremd vor. Er war keiner von den Menschen, die ihm entgegenkamen. Sie starrten ihn an. Er fiel auf.
Das war nicht gut.
Adam hatte sich »nach unten« begeben, in die schäbigen Ecken von Metropolis, weil ihn hier kein Satellit und keine Kamera erfassen konnte. Die Straßen waren eng und verwinkelt. Die Armen und Ausgestoßenen hausten in der Kanalisation oder in den düsteren Gassen der alten Stadt. Die neue hatte man kurzerhand darüber errichtet. Die modernen Straßen standen auf Säulen. Da oben war es sauberer und sicherer, aber nicht für ihn.
Dampf, der aus kaputten Rohren strömte, hüllte ihn ein. Der Gestank, der von manch einer zerlumpten Gestalt und den Müllbergen ausging, war ekelerregend. Viele Herumtreiber hielten Schlagstöcke oder Messer in den Händen und eine kleine Gruppe verfolgte ihn schon eine Weile.
Adam war verschwitzt, seine Kleidung schmutzig – dennoch sah er gesund aus. Anders, nicht passend für hier unten. Er wusste, dass sein Bild auf sämtlichen Fahndungsplakaten strahlte. Es war ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Nicht von MALVE, sondern von einer verdeckt arbeiteten Gruppe ehemaliger MUTAHELP-Angestellter – der Firma, die ihn einst geschaffen hatte. Sie wollten ihre Krieger zurück und Informationen über die »Konkurrenz«, um ihre Macht wieder zu stärken.
Aber Adam wollte nicht mehr zu ihnen gehören. Bei ihnen war alles viel schlimmer gewesen.
Die Aussätzigen leckten sich die Finger nach ihm. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn angriffen, das spürte er mit jeder Faser seines Seins. Nur seine große, muskulöse Gestalt hielt sie vielleicht zurück und weil sie wussten, dass er gefährlich war. Außerdem jagte er seinen Verfolgern Furcht ein, indem er durch die Düsternis schritt, als wäre er der Herrscher der Unterwelt. Aufrecht, geschmeidig.
Adam verspürte keine Angst; sein Herz schlug keinen Takt schneller. Wenn er wollte, könnte er sie alle wie Maden zerquetschen.
Er war die ganze Nacht gelaufen, sein Bewusstsein war nur auf Flucht eingestellt. Heute Morgen hatte er diese Stadt erreicht. Spätestens beim Frühstück würde MALVE bemerkt haben, dass er fehlte. Er hatte also nicht viel Vorsprung.
Bei MALVE war es ihm viel besser gegangen als im Lago-Pharm Institut. Aber er konnte nicht das Leben führen, das er sich wünschte. Er wollte doch nur irgendwo dazugehören, normal sein.
Von seinem ursprünglichen Soldatendasein fehlte ihm bloß das tägliche Training, die körperliche Disziplin, exerzieren bis zur Erschöpfung. Adam wusste nicht, wohin mit seiner Kraft und auch sonst nichts mit sich anzufangen. Er brauchte eine Aufgabe, irgendwas, woran er sich festhalten konnte. Da MALVE ihm das verwehrte – von den lächerlichen Mal- und Basteltherapien abgesehen –, hatte er sich eine Aufgabe gesucht. Wochenlang hatte er seinen Ausbruch geplant und nun war er hier, in einer Stadt, die er nicht kannte. Auf sich allein gestellt. Doch das machte ihm nichts aus. Er spulte einfach sein Überlebensprogramm ab.
Adams Magen knurrte. Er hatte Hunger, ignorierte es jedoch. Wenn er wollte, kam er tagelang ohne Essen aus. Das lag an seinen besonderen Genen.
Gedankenverloren strich er sich über den Handrücken. Dort hatte er sich gestern, kurz vor seiner Flucht, den Chip herausgeschnitten. Er enthielt nicht nur wichtige Daten über ihn selbst, sondern auch einen Sender, mit dem MALVE ihn überall auf der Welt aufspüren konnte. Aber jetzt war Adam frei. Die Wunde auf seinem Handrücken hatte sich bereits geschlossen, aber die Kruste war auffällig. Deshalb hatte er die Hände tief in die Taschen seiner Cargohose gesteckt. Er wusste, sein Körper funktionierte anders. Er war anders.
Er war ein Außenseiter. Eigentlich war er wie einer von denen, die ihn verfolgten. Adam musste sie loswerden; sie zogen Aufmerksamkeit auf ihn. Also bog er in eine noch dunklere Gasse ein.
Zuerst würde er sich etwas zu essen suchen, dann einen Schlafplatz und sich anschließend überlegen, wie es weitergehen sollte. Sollte MALVE ihn aufspüren, würde er kämpfen bis zum Tod, bevor er sich jemals wieder einsperren ließ. Jetzt wo er wusste, wie sich der Duft der Freiheit anfühlte, wollte er ihn nie wieder missen.
Gerade, als er diesen Gedanken hatte, griffen die Jugendlichen ihn an.
Hillary McKenzie saß hinter dem Steuer ihres Namaras und studierte das elektronische Schriftstück, das den Flüchtigen zeigte: Adam Young, fast zwei Meter groß und ein Jahr älter als sie. Er war eine lebende Kampfmaschine und wurde als potentiell gefährlich eingestuft, was Hill nicht abhielt, diesen Ex-Krieger aufzuspüren. In den letzten Jahren hatte sie hart an sich gearbeitet, ihren Körper geschunden und sich fast bis zur Selbstaufgabe gegeißelt, um MALVE mit Leib und Seele zu dienen.
Sie war nicht mehr die moppelige Göre, die es liebte, sich ordinär auszudrücken und wild darauf war, mit jedem Mann ins Bett zu springen, sondern sie arbeitete jetzt als seriöse MALVE-Beauftragte. Mit ihren achtzehn Jahren hatte sie es weit gebracht, was sie niemals für möglich gehalten hätte. Vom flüchtigen Waisenkind zur Agentin. Der Job erfüllte sie, lenkte sie ab.
Seit Georges Tod hatte sie keinen Mann mehr gehabt, nicht einmal zum Spaß. Dieses Kapitel hatte sie abgeschlossen. Na ja, fast. Die Augen hielt sie weiterhin offen, aber es war einfach keiner mehr dabei gewesen, der sie interessiert hätte. Alle Kerle hatten sie immer nur ausgenutzt, sie manipuliert und schließlich abgeschossen. Nie wieder würde sie sich benutzen lassen. Sie brauchte keinen Mann, um Spaß zu haben, das schaffte sie prima allein.
Hill steuerte den Wagen durch die düsteren Gassen von Downtown Metropolis. Dort hatte sie Adams Spur verloren, weil sich einfach zu viele Menschen hier aufhielten. MALVE hatte Adams Verschwinden recht bald bemerkt und Hill auf ihn angesetzt, weil sie über ein Hypergehör verfügte. Man hatte ihr Aufzeichnungen von Adams Herzrhythmus vorgespielt. Er hatte eine Stenose – eine Verengung – an der Pulmonalklappe und Hill hörte deutlich ein leises Rauschen heraus, weil sich in einer Herzkammer zu viel Druck aufbaute. Es war nur ein winziger, organischer Makel, den Adam nicht bemerkte und der sein Leben nicht beeinflusste, aber Hill hatte nun eine Möglichkeit, ihn aufzuspüren.
Als Kind hatte es sie oft verrückt gemacht, einfach alles zu hören. Jetzt hatte sie gelernt, bestimmte Geräusche auszublenden und andere herauszufiltern. Sie hatte auf ihrer Verfolgungsjagd den Namara immer wieder am Straßenrand geparkt und gelauscht. Da die MALVE-Einrichtung in einem großen Waldstück lag, war es leicht für Hill gewesen, Adams Keuchen zu folgen, dem Knacksen, das gebrochene Ästchen unter seinen Schuhen verursachten, und seinem leisen Fluchen, als er die Zweige verdammt hatte, die in sein Gesicht peitschten.
Hill schmunzelte. Sie dachte daran, wie oft sie früher geflucht hatte, nur hatte es sich bei ihr viel übler angehört. Wie sich doch alles geändert hatte.
Sie traf sich oft mit Kate und Jack, die ihre einzig echten Freunde waren. Ab und zu passte sie auch auf Lee auf. Er war für einen fast vierjährigen Jungen sehr weit entwickelt und besuchte schon die Schule. Er war unglaublich schlau, frech und doch bezaubernd. Eben so, wie ein Kind zu sein hatte.
Hill seufzte. Sie wollte auch irgendwann Kinder. Zum Glück brauchte es heutzutage keinen Mann mehr dafür.
Während Kate in der Forschung arbeitete, bildete Jack den Nachwuchs im Fahrtraining aus. Auch Hill hatte bei ihm gelernt. Sie alle hatten ihren festen Platz bei MALVE.
Hill parkte den Namara neben einem defekten Rohr und ließ die Scheibe ein Stück hinunter. Im Auto war sie sicher. Sie wollte nicht unbedingt zu Fuß nach Adam suchen. Zwar war sie bewaffnet, aber sie würde Verstärkung holen müssen, wenn sie ihn fand. Er war nach wie vor gefährlich.
Das Wiedereingliederungs-Programm hatte nicht bei allen Kriegern funktioniert. Adam war einer der hoffnungsvollsten Kandidaten zur Resozialisierung gewesen, doch gerade er war geflohen. So kurz vor vor Abschluss seiner Therapie. Das stand zumindest in seinen Unterlagen. Hill hatte zu den Klonkriegern nie Kontakt gehabt, kannte Adam erst seit wenigen Stunden.
Angestrengt spitzte sie die Ohren und lauschte einer Auseinandersetzung. Sie hörte ein Stöhnen, dann einen dumpfen Laut. Da war ein Kampf im Gange!
Adam war ganz in der Nähe. Sie hörte das leise Rauschen seines Herzens.
Hill fuhr näher an die Auseinandersetzung und parkte das Auto vor einer dunklen Gasse. Sie sperrte den Namara mit Daumenscan ab und schlich sich, den Taser in der Hand, zwischen die Häuser.
Als sie den großen Mann sah, der sich gleichzeitig gegen drei Angreifer verteidigte, vergaß sie für einen Moment, warum sie hier war. Adam bewegte sich geschmeidig; er war stark, furchtlos und – wunderschön. Sein T-Shirt war zerrissen und Hill sah seine Muskeln unter der schimmernden Haut arbeiten. Zwei ältere Männer lagen regungslos auf dem Boden, aber sie lebten. Hill hörte ihre Herzen schlagen. Vier jüngere Kerle hatten Adam umstellt. Er hätte die Jugendlichen mit nur einem Schlag töten können, doch er versetzte ihnen lediglich einen gezielten Hieb in den Nacken, sodass sie bewusstlos auf den Boden sackten, einer nach dem anderen.
Als die jungen Männer reglos zu seinen Füßen lagen, schaute er auf, direkt in den Lauf ihrer Taser-Waffe. Adam war kaum außer Atem, starrte Hill furchtlos an und riss sich sein zerschlissenes Hemd vom Körper. Der Dampf benetzte seine Haut und ließ sie seidig erscheinen. Er schüttelte sich ein paar feuchte Strähnen aus der Stirn und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, wobei Hill fasziniert seinen angeschwollenen Bizeps betrachtete. Alles an ihm war geschmeidig und kraftvoll.
Hill schluckte. Oh Mann, träume ich? Sie kam sich vor, als würde sie billige Werbung ansehen. Doch vor ihr stand das Paradebeispiel eines waschechten Kerls.
Ihre Stimme zitterte. »Adam Young, ich komme im Auftrag von MALVE. Wenn Sie sich ohne Widerstand … hey!«
Er hatte sich einfach umgedreht und ging davon.
Hill lief ihm hinterher und folgte ihm im Abstand von drei Metern. »Bleib stehen, dann passiert dir nichts!«
»Lass mich allein und dir wird nichts geschehen«, sagte er in einem dunklen Tonfall, ohne sich umzuschauen.
Seine Stimme hallte von den Hauswänden und hinterließ ein schwummriges Gefühl in Hills Kopf. Gab es an dem Mann etwas, das nicht sexy war?
Atemlos betrachtete sie seinen knackigen Hintern, über den sich seine Hose spannte, und bewunderte das Spiel der Muskeln unter seiner makellosen Haut.
Sie musste ihren Job erledigen, verdammt! Außerdem wollte sie nie wieder auf dieses manipulierende Geschlecht hereinfallen.
Hillary presste die Kiefer aufeinander und drückte ab. Der Elektroschock traf Adam zwischen den Schulterblättern. Sofort ging er in die Knie und stürzte dann zu Boden. Bevor er aufschlug, fing er sich mit den Händen ab und blieb zuckend liegen. Der Taser stand auf der stärksten Stufe. Ein normaler Mensch wäre bei einem Treffer vielleicht gestorben oder zumindest stundenlang ohne Bewusstsein, einen Superkrieger würde er lediglich kurz betäuben. Hill musste sich beeilen, Adam Sicherheitsschellen anlegen und ein Spezialteam alarmieren.
Als er sich nicht mehr rührte, eilte Hill zu ihm und kniete sich neben ihn. Reglos lag er im Dreck. Es tat ihr aus unerklärlichen Gründen im Herzen weh, ihn auszuliefern, aber sie musste ihren Auftrag ausführen. Sanft strich sie ihm eine braune Strähne aus der Stirn und erschrak, als Adam sie anstarrte. Seine grünen Augen funkelten wie bei einer Wildkatze. Er sprang auf, entriss ihr den Taser und packte Hill. Wie in einem Schraubstock hielt er sie fest.
»Eure Waffen sind bei mir machtlos«, zischte er.
Hill bekam kaum Luft, ihr Herz raste. Ihr Gesicht lag an seiner nackten Brust und sie hörte Adams Herz, das jetzt, wo er sie hielt, ein wenig schneller schlug. Aber das war kein Vergleich zu ihrem Organ, das ihr Blut wild durch den Körper pumpte. Es rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie Adam fast nicht verstand, als er flüsterte: »Ich habe dich gewarnt.« Sein Atem streifte ihre Schläfe und ein Prickeln lief über ihren Körper.
Adam drückte der jungen Frau den Taser in den Nacken, dort, wo ihr schwarzes Haar endete. Er war bereit, abzudrücken, zögerte jedoch. Freiheit war alles, was er sich wünschte, noch vor Sekunden hatte er sich geschworen, alles dafür zu tun … aber wo er jetzt dieses wunderschöne Geschöpf im Arm hielt, das ihn aus großen Augen ansah, wurde sein Herz schwer. Er drehte den Regler der Waffe auf eine für sie nicht tödliche Dosis herunter.
Verdammt, seine kriegerischen Instinkte waren kaum noch vorhanden. Er war zum Töten geschaffen worden und jetzt benahm er sich wie ein Weichei. Die Therapie hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Schon die Jugendlichen hatte er nicht umbringen wollen. Gekonnt hätte er es ohne weiteres.
Was war es, das ihn bei dieser Frau zögern ließ? Ihr herzerweichender Blick? Ihre Schönheit? Oder ihre warme und weiche Gestalt? Es fühlte sich gut an, wie sich ihr Körper an seinen schmiegte. Außerdem roch sie wahnsinnig gut.
Adam unterdrückte ein Knurren, als er spürte, welche körperlichen Reaktionen sie bei ihm hervorrief. Er fühlte bereits jenes verräterische Ziehen in seinen Lenden, das ihn oft nachts befiel. Er würde hart werden, wenn er sie länger an sich presste, und das wollte er auf keinen Fall.
Sie legte den Kopf in den Nacken, öffnete leicht ihre sinnlichen Lippen und schaute ihn unverwandt an. In ihrem Blick lag keine Furcht, nur ihre Stimme vibrierte leicht, als sie sagte: »Komm mit mir, Adam.«
»Niemals«, antwortete er und drückte auf den Auslöser der Waffe. Der Taser summte und ihre Gestalt erschlaffte in seinem Arm. Sofort hob er die junge Frau hoch. Er wollte sie hier auf keinen Fall liegen lassen. Es war hier unten viel zu gefährlich.
Plötzlich fühlte er sich für sie verantwortlich. Seit wann besaß er einen Beschützerinstinkt? Man hatte ihm gelehrt, seine Kameraden zurückzulassen. Aber bei dieser Frau schaffte er das nicht.
Sie befanden sich ja auch nicht im Krieg. MALVE wollte ihm nicht wirklich etwas Böses – eigentlich hatten sie ihm geholfen.
Dennoch – er würde sich nicht mehr einsperren lassen.
Woher war die Frau gekommen? Adam blickte sich um. Sie war bestimmt nicht zu Fuß in Downtown unterwegs gewesen.
Er ging den Weg zurück aus der Gasse und sah einen schwarzen Wagen stehen, der bereits von einer Alten und zwei Männern inspiziert wurde. Offensichtlich hatten sie versucht, mit dem Ziegelstein, den einer von ihnen in der Hand hielt, die Scheibe einzuschlagen, aber das Seitenfenster hatte nur Kratzer davongetragen.
»Verschwindet«, knurrte Adam.
Als sie ihn sahen, wichen sie vor ihm zurück und hoben bedrohlich ihre Messer und Knüppel. Adam betrachtete sein Spiegelbild in der Scheibe und erschrak beinahe vor sich selbst, so finster schaute er drein.
Hastig griff er nach der herabhängenden Hand der Frau und benutze ihren Daumen, um die Tür des Autos zu öffnen. Dann legte er sie auf den Rücksitz und nahm hinter dem Steuer Platz.
»Wohin darf ich Sie bringen, Miss McKenzie?«, fragte das Auto, als es automatisch die Tür schloss und startete.
Da Adam seinen Chip nicht mehr hatte, erkannte das Fahrzeug ihn nicht. Sehr gut.
»Nach Hause«, sagte er. Wo auch immer das war.
Als sie losfuhren, zog es hinter seinem Brustbein. Er hätte auch gerne ein eigenes Zuhause gehabt, nicht nur dieses winzige Apartment in der psychiatrischen Abteilung.
Aufatmend registrierte er, dass sie nicht zurück in die MALVE-Einrichtung fuhren, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Er drückte auf das Fähnchen, das der Bildschirm auf der Mittelkonsole anzeigte, und sofort spuckte der Bordcomputer die Adresse der Frau aus: Bourdon Road, Entfernung: zwanzig Meilen, Wohnung von Hillary McKenzie.
Hillary hieß also die junge Frau auf dem Rücksitz und sie war eine Miss – also nicht vergeben. Adam drehte sich um. Sie lag noch immer genauso da wie zuvor: auf dem Rücken, den Kopf zu ihm gedreht. Eine Hand hing von der Sitzfläche und baumelte hin und her.
Es war selten, dass Adam eine Frau sah. Damals, im Lago-Pharm Institut, war er nur von Männern umgeben gewesen. Es hatte auch keine weiblichen Krieger gegeben, damit sie während des Krieges nicht abgelenkt würden.
Adam krabbelte nach hinten und setzte sich neben sie. Ihren Beine legte er auf seinen Schoß. Sie steckten in zierlichen Stiefeln und einem engen Anzug. Wie eine zweite Haut spannte sich ihr Overall über ihre Rundungen, von denen sie reichlich besaß. Sie war wirklich ein interessantes Geschöpf. Er sollte sie als Geisel nehmen. Mit ihrem Wagen würde er weit kommen, bis an die Landesgrenze und vielleicht darüber hinaus.
Adam atmete tief durch und lehnte sich zurück. Wie ihre großen braunen Augen ihn angeschaut hatten … Sie hatten etwas von einem scheuen Tier. Aber Adam hatte Mut darin funkeln gesehen. Kein Wunder, sie war offensichtlich eine Agentin.
Er beugte sich über sie und betrachtete ihre kleine Nase und den schön geschwungenen Mund. Weich und verlockend sah er aus. Wie würde ein Kuss von diesen Lippen schmecken?
Hör auf, daran zu denken, ermahnte er sich.
Ihr Haar war schwarz und ihre Haut weiß wie Milch. Hillary erinnerte ihn an eine Märchenfigur aus einer seiner Therapiestunden: Schneewittchen. Nur mit mehr Busen.
Während der Fahrt konnte er nicht den Blick von ihr abwenden. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren festen Oberschenkel und genoss die Wärme, die ihre Haut durch den Stoff abstrahlte.
Erst als sie ein Tor passierten, das sich hinter dem Wagen automatisch schloss, konzentrierte Adam sich wieder auf seine Umwelt. Anscheinend befanden sie sich auf einem abgesperrten Grundstück außerhalb der Stadt, das mit einem hohen Zaun umgeben war. Adam erkannte fünf weitere Häuser in dem Areal. In zwei von ihnen brannte Licht, vor einem anderen spielte ein rothaariger Junge Ball.
Nachdem das Auto eine Auffahrt genommen hatte, parkte es vor einem zweistöckigen Haus.
»Willkommen daheim, Miss McKenzie«, sagte der Namara, stellte den Motor ab und öffnete die Tür. Zum Glück konnte keiner der Nachbarn diese Seite des Gebäudes einsehen. Niemand würde Adam bemerken.
Als er mit der Frau auf den Armen ihr Domizil betrat, gingen automatisch die Lichter an. Ansonsten war es gespenstisch still im Haus. Es lief kein Fernseher und auch keine Musik, wie es sonst bei Privatleuten üblich zu sein schien. Er hörte jedoch ein Summen. Es kam aus der Küche. Eine Mikrowelle bereitete Essen zu. Es duftete köstlich nach Fleisch und Gemüse. Adam lief das Wasser im Mund zusammen und das Knurren in seinem Magen war lauter als zuvor.
Ohne die Frau loszulassen, holte er sich eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank, die er in einem Zug leerte. Dann piepste die Mikrowelle und Adam schlang das heiße Essen hinunter. In welchem Luxus diese Hillary lebte! Kein Wunder, dass ihr Haus dermaßen gesichert war.
Adam beschloss, sich erst einmal zu duschen und danach weiterzufahren, irgendwohin, Hauptsache, weit weg von MALVE. Wenn ihm das überhaupt gelang. Sie würden gewiss Straßensperren errichten und hatten andere Mittel und Wege.
Für einen kurzen Moment kam ihm in den Sinn, sich an die AMF zu wenden. Er könnte ihnen so viel über MALVE erzählen. Die AMF würde ihn schützen – oder vielleicht auch nicht. Sie würden ihn wohl eher einsperren oder sogar umbringen, nachdem sie jede für sich wichtige Information über ihren Erzfeind aus ihm herausgefoltert hatten.
Nein, dann blieb er lieber hier bei dieser wunderschönen Frau und genoss sein freies Leben, solange er konnte.
Hillary würde sicher noch eine Weile schlafen, daher wollte er sich umsehen, ob er etwas fand, was ihm nützlich sein konnte.
Er schritt die Treppen nach oben in den ersten Stock und betrat einen rechteckigen Raum, der in warmen Farben gehalten war. Auf einem flauschigen Teppich stand ein großes Bett. Offensichtlich war das ihr Schlafzimmer. Adam legte Hillary auf die hellen Laken, zog ihr die schmalen Stiefel aus und betrat das angrenzende Badezimmer.
Hillary war schon länger wach, konnte sich aber nicht bewegen. Ihre Muskeln waren immer noch gelähmt. Sie hörte diesen Krieger duschen und befürchtete das Schlimmste. Was hatte er mit ihr vor? Warum hatte er sie hierher gebracht, in ihr Zuhause? Dass er in ihr privates Heiligtum eingedrungen war, schmerzte sie zutiefst. Hier war der einzige Ort, an dem sie sich sicher fühlte, ihre Ruhe hatte, abschalten konnte. Das Haus, die Fenster – alles war schalldicht, sodass kein Laut von draußen eindringen konnte. Allerdings auch kein Laut von innen nach außen. Hill brauchte absolute Stille, um sich zu erholen und ihren Kopf freizubekommen.
Adam hatte die Dusche abgestellt. Sie hörte die Schritte seiner nackten Füße durch die geschlossene Tür. Dann öffnete sie sich und er betrat ihr Schlafzimmer.
Hill mobilisierte ihre Kräfte und schaffte es tatsächlich, ihre Lider ein wenig zu öffnen. Da sie seitlich lag, sah sie nicht, was er hinter ihrem Rücken machte. Daher blickte sie zuerst an sich hinunter und stellte erleichtert fest, dass sie nicht gefesselt war. Dann konzentrierte sie sich auf Adam. Sie hörte nur seine Atmung und den Herzschlag.
Plötzlich kam er in ihr Blickfeld. Er stellte sich vor die Kommode, nackt, nur ein Handtuch um die schmalen Hüften gewickelt. Hill hatte er den Rücken zugedreht. Sie bemerkte zwei Grübchen oberhalb seiner Pobacken und betrachtete fasziniert, wie Wassertropfen aus seinem nassen Haar liefen und über seinen Rücken perlten. Wie hatte MUTAHELP nur so etwas Wunderschönes und doch so Gefährliches erschaffen können?
Auf der Kommode lag ein digitaler Bilderrahmen, den Hill seit vorgestern besaß. Adam betrachtete die Fotoshow. Sie zeigte Hillary, und auf jedem Bild besaß sie eine andere Haarfarbe: rot, blau, pink, grün … Lee – Kates und Jacks Sohn – hatte die Aufnahmen erst letzte Woche gemacht. Hill hatte auf ihn aufgepasst und sie beide hatten den größten Spaß gehabt. Lee liebte es, wenn sie sekündlich ihre Haarfarbe änderte. Er hatte darauf bestanden, dass Hill den Rahmen in ihrer Wohnung aufhing, aber sie war noch nicht dazugekommen.
Adam legte den Bilderrahmen zurück und spazierte im Zimmer umher, öffnete Schubladen und Schränke. Hill hörte ihn, als er dasselbe in anderen Räumen wiederholte. Zorn brodelte in ihr. Was erlaubte sich dieser Mann! Das hier war ihr Zuhause, sie wollte nicht, dass ein Fremder ihre Sachen durchwühlte! Was suchte er überhaupt? Waffen?
In ihrer Wut schaffte sie es, die Finger zu bewegen. Als Adam zurückkam, schloss sie die Augen und tat so, als würde sie weiterhin bewusstlos sein. Sie musste jetzt genau überlegen, was sie tun sollte. Sie fühlte ihr Phone nicht am Körper. Ron würde sich bald melden und wenn sie ihm nicht antwortete, würde er ihr Haus stürmen lassen. Dank des ID-Chips wusste er ja, wo sie war.
Plötzlich senkte sich die Matratze. Adam hatte sich zu ihr gesetzt! Hill roch ihr Duschgel an ihm, das ihr in die Nase drang, als er sich über sie beugte und an ihr schnupperte. Was bildete er sich ein? Sie fühlte, wie er eine Strähne ihres Haares durch seine Finger gleiten ließ, dann streichelte er hauchzart über ihr Gesicht. Himmel, er hatte doch nicht vor … Nein!, schrie alles in ihr. Kein Mann würde sie benutzen, nie wieder!
Zu ihrer Erleichterung zog er die Hand zurück, allerdings legte er sich neben sie. Hill blinzelte. Adam hatte die Augen geschlossen. Er würde doch jetzt nicht neben ihr liegen bleiben?
Adam war müde, aber er durfte nicht einschlafen. Er wollte sich bloß ein wenig ausruhen.
Früher hätte es ihm nichts ausgemacht, tagelang wach zu sein, nur jetzt wollte und konnte er das nicht mehr. Er fühlte sich nicht körperlich erschöpft, sondern es war mehr eine wohlige Trägheit, die durch die Frau neben ihm ausgelöst wurde. Er wollte bei ihr liegen, weil er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie roch so gut und suggerierte ihm dadurch eine gewisse Sicherheit. Es war dumm, so etwas zu denken, zumal sie eine Agentin war, aber Adam konnte nicht anders. Es war, als hätte dieses hübsche Wesen ihn verhext. Ihre Pheromone machten ihn schwindlig.
Er drehte sich auf die Seite und lag nun so dicht bei ihr, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. Hillary besaß süße Sommersprossen. Ihre Lippen waren wieder leicht geöffnet. Vorsichtig glitt Adam mit der Fingerspitze über ihren Mund. Wie weich er war …
Sein Blick wanderte tiefer zum Ausschnitt ihres Overalls. Er war neugierig auf ihren Körper, denn noch nie hatte er eine reale Frau nackt gesehen. Adam zögerte kurz, bevor er den Reißverschluss ein klein wenig aufzog. Hillarys Brüste kamen ihm gleich zwei milchigen Hügeln entgegen, eingepackt in einen schwarzen Spitzen-BH. Sie waren wunderbar rund. Ob er sie anfassen durfte?
Nein! Adam erschrak vor seinen Gedanken. Er konnte doch nicht eine wehrlose Frau unsittlich berühren!
Früher hättest du keine Sekunde gezögert …
Er rutschte ein Stück nach unten, um sein Ohr an ihre Brust zu pressen. Adam wollte nur hören, ob sie noch schlief. Ihr Herz schlug tatsächlich ruhig und gleichmäßig, was jedoch auch an der Betäubung liegen konnte. Das monotone Klopfen ließ ihn leider nur träger werden und der Duft, der von ihrem Busen aufstieg, war so intensiv, dass er nicht umhin konnte, seine Nase zwischen die weichen Brüste zu stecken. Ein Sehnen erfasste ihn, das ihm Tränen in die Augen trieb. War das ein schönes Gefühl! Jetzt verstand er, warum Babys so gerne an der Brust der Mutter lagen. Das war ein Ort, an dem man sich einfach wohlfühlte.
Adam schlang einen Arm um Hillary und kuschelte sich an sie. Er würde nur ein wenig ihre Nähe genießen, sich ausruhen und überlegen, was er tun sollte. Verdammt … noch nie war er derart planlos gewesen! Er war von seinem Ausbilder vor den Waffen einer Frau gewarnt worden, aber dass sie ihn so schnell schachmatt setzten, hätte er nie für möglich gehalten …
Hill lag stocksteif im Bett. Das Leben war längst in ihre Muskeln zurückgekehrt, aber sie wollte erst aufstehen, wenn Adam schlief.
Als er sie eben berührt hatte, war Hass in ihr hochgekommen, aber jetzt wusste sie, dass er sich lediglich nach Wärme und Zuneigung sehnte. Das war etwas, das er nie bekommen hatte. Das schwarze Gefühl in ihr löste sich auf. Plötzlich gefiel es ihr, wie dieser große Krieger friedlich an ihrer Brust lag. Sein Gesicht war entspannt, er atmete ruhig. Adam war tatsächlich eingeschlafen!
Doch Hill musste sich hüten. Seine Instinkte verließen ihn auch im Schlaf nicht. Sie wartete mehrere Minuten – dann wollte sie sich von ihm lösen. Sie bewegte sich vorsichtig, aber sein Arm hielt sie fest umschlungen.
Adam murmelte etwas und schmiegte sich enger an ihren Busen. Ihr Herz geriet ins Stolpern. Dieser Mann war so anders und doch wieder nicht. Allerdings schaffte er es, nach all den Jahren ihre verletzte Seele zu berühren.
Zärtlich strich sie ihm durch das weiche Haar. Dabei zuckte er im Schlaf zusammen und drehte sich auf den Rücken. Hill war frei.
Es fühlte sich plötzlich falsch an, ihn nicht mehr bei sich zu spüren. Warum war er bei ihrer Berührung zurückgewichen?
Sie setzte sich auf und starrte auf seinen perfekten Körper. Er besaß kein Gramm Fett. Das Handtuch war verrutscht und entblößte einen muskulösen Oberschenkel, der leicht behaart war. An Adam war alles stark, aber seine Gestalt wirkte dennoch athletisch.
Der Stoff wölbte sich deutlich an der Stelle, wo sein Geschlecht verborgen lag. Hill befiel das Verlangen, das Handtuch anzuheben, um zu sehen, ob Adam dort auch so gut gebaut war. Die Beule ließ das vermuten.
Bin ich denn wahnsinnig?, dachte sie. Ich muss sofort MALVE informieren.
Sie wollte sich aus dem Bett schleichen, aber sie konnte sich nicht von Adam wegbewegen.
Unter dem Bett hatte sie eine Waffe versteckt. Die könnte sie an sich nehmen. Also drehte sie Adam den Rücken zu und tastete unter dem Bettrahmen entlang. Gerade, als sie das Metall der Waffe fühlte, wurde Hill zurückgerissen. Adam drückte sie mit seinem Gewicht in die Matratze.
Hills Puls klopfte hart in ihren Schläfen und das Herz hämmerte in ihrer Brust.
Adam starrte nur auf sie herab, ohne etwas zu sagen. Seine feuchten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, die Lippen hatte er aufeinandergepresst.
Vorsichtig hob Hill die Hand und legte sie an seine Wange. »Ich werde dir nichts tun, versprochen.«
»Denkst du, ich habe Angst vor dir?«, fragte er leise.
Hill lächelte. »Vor mir nicht, aber davor.« Zärtlich strich sie über sein Gesicht.
Keuchend wich Adam ein Stück zurück, gab sie jedoch nicht frei.
Sie berührte seine glatte Brust, befühlte die Muskeln unter der warmen Haut und kreiste um seine Brustwarzen, bis sie sich zu harten Kügelchen zusammenzogen. Adam schloss die Augen, er atmete schneller. Hill streichelte an seiner Taille abwärts und legte die Hand auf seine nackte Pobacke. Kein Handtuch versperrte ihr den Weg. Adam war vollkommen nackt.
Fasziniert verfolgte sie das Spiel seiner Mimik, das zwischen Erregung und Pein hin und her wechselte. Aber dass ihm ihre Streicheleinheiten gefielen, spürte sie. Hart presste sich sein Geschlecht an ihre Mitte.
»Du kannst mich ficken, wenn du willst«, flüsterte sie. Himmel, was sagte sie nur? Hastig biss sie sich auf die Unterlippe. Gerade hatte sie doch den Männern noch abgeschworen!
»Was?« Adam wich zurück, als hätte sie ihn geschlagen, und presste sich eine Hand auf seine Erektion. Er konnte jedoch nicht alles verdecken. Dunkelrosa lugte seine Spitze hervor. Sie war glatt und dick und ein Tropfen schillerte darauf.
Hill setzte sich auf. »Was ist dein Problem?«
»Darf nicht«, flüsterte er. Seine Wangen waren tiefrot gefärbt. Gott, sah er süß aus! Am liebsten wollte sie sein feuchtes Haar noch mehr verstrubbeln. In diesem Augenblick wirkte er überhaupt nicht gefährlich.
»Du darfst alles«, sagte sie sanft. »Du bist MUTAHELP schon lange nicht mehr unterstellt.«
Er senkte den Kopf und zog das Handtuch in seinen Schoß. »Kann nicht.«
»Ich helfe dir.« Unvermittelt legte Hill ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Er war warm und fest.
Adam keuchte auf und schaute sie mit aufgerissenen Augen an, während Hill ihre Hand zwischen seine Beine wandern ließ.
»Hör auf«, flehte er leise, ohne sich zu bewegen.
Sofort zog sie die Hand weg. Er schien ihre Berührungen wirklich zu fürchten, ja, sie lösten psychische Schmerzen bei ihm aus! Ein Stich durchzuckte ihr Herz.
»Nicht«, wisperte er.
»Ich fasse dich doch gar nicht mehr an«, erwiderte sie mit kratziger Stimme. Sie hatte wegen dieses Kriegers tatsächlich einen Kloß im Hals.
»Ich meinte«, stotterte er und sah in seinen Schoß, »nicht da.«
Hills Puls flatterte und ihr wurde es in ihrem Anzug zu heiß. »Ich soll dich an einer anderen Stelle berühren?«
Adam nickte.
Er wollte es? Ja, er wollte es, hatte aber Angst, es auszusprechen, es zu tun!
Hill rutschte näher zu ihm und streichelte wie zuvor sein Haar. »Gut so?«
Adam schloss nickend die Augen. »Gut.«
Himmel, der Mann mochte zwar ein Krieger sein, eine tödliche Kampfmaschine, aber in ebendiesem Moment war er ein unerfahrener, verunsicherter Junge, der ihr Herz zutiefst berührte.
Hill kam näher und strich mit ihren Lippen über seine Wange. Sie wollte Adam so gerne küssen, hatte aber Angst, ihn dadurch zu verschrecken.
»Hat dich schon mal eine Frau geküsst?«, wisperte sie an seinem Hals und leckte mit der Zunge über die weiche Haut.
Sein Körper bebte. »Nein«, krächzte er.
Hill zupfte mit den Lippen an ihm. »Möchtest du es einmal ausprobieren?«
Er nickte. Hill hörte sein Herz. Es raste. Er hatte tatsächlich Angst vor einem Kuss!
Sie sah ihm tief in die grünen Augen, nahm seine Wangen in die Hände und beugte sich zu ihm. Sanft legte sie ihren Mund auf seine Lippen und strich mit der Zunge darüber.
Adam stöhnte in ihren Mund, dann wich er zurück, schaute sie verunsichert an.
»Berühre mich«, wisperte Hill.
Zögerlich streckte er seine Hände nach ihr aus und ließ die Finger durch ihr Haar gleiten und über ihr Gesicht, als wäre er blind und würde sie nur durch seine Finger sehen können.
Hill genoss seine unsicheren Liebkosungen. Es fühlte sich schön an.
Sie zu berühren, schien ihm nicht schwer zu fallen. Daher zog sie den Reißverschluss ihres Overalls bis zum Bauchnabel hinunter und schlüpfte aus den Ärmeln. Nun bedeckte nur ihr hauchdünner BH ihre Brüste.
Adam starrte sie an. Allein von seinem Blick zogen sich ihre Knospen so fest zusammen, dass sie sich unter dem Stoff deutlich abzeichneten.
Hillary räusperte sich. »Du darfst sie anfassen.«
Entschlossen nickte er, als würde er vor einer schwierigen Aufgabe stehen.
Sie wollte lächeln, doch sie wusste, das wäre jetzt unpassend und würde den romantischen Augenblick zerstören. Außerdem wollte sie Adam nicht reizen, denn die Psyche der Klonkrieger war äußerst instabil. Allerdings erschien sie ihr bei Adam gefestigt.
Als er seine großen Hände behutsam auf ihre Brüste legte, sog Hill die Luft ein. Er streichelte sie so vorsichtig, als bestünden sie aus Porzellan.
»Trau dich«, sagte sie. »Sie sind nicht zerbrechlich.«
Mit rauer Stimmer erwiderte er: »Ich möchte dir nicht wehtun.«
»Oh, Adam.« Sie schloss ihn in die Arme und küsste ihn. Nichts konnte sie davon abhalten. Er war kein bisschen gefährlich, nicht gefährlicher als andere Männer.
Rückwärts fiel er in die Kissen und Hill landete auf ihm. Sie vergrub ihre Finger in seinem weichen Haar und kostete von seinem Mund, stupste ihre Zunge in ihn. Zögerlich kam er ihr entgegen.
Hill strampelte sich ihren Anzug von den Füßen, bis sie nur noch in ihrer Unterwäsche auf Adam lag. Sie rieb sich an seiner Erektion und wollte sie am liebsten tief in sich fühlen.
Adam legte die Hände über den Kopf und schloss die Augen. Er atmete wie ein im Gefecht geschlagener Gegner.
Sie setzte sich auf, um über seinen attraktiven Oberkörper zu streicheln. Dabei rieb sie ihre Mitte an ihm, bis die Feuchtigkeit ihrer Lust ihr Höschen benetzte.
Es faszinierte und erregte Hill, diesen Krieger wehrlos zu sehen, ihn zum Schwitzen zu bringen. Seine Hilflosigkeit und seine Unerfahrenheit schürten ihr Verlangen.
»Wie weit bist du bereit zu gehen?«, fragte sie und rutschte von seinem Schoß. Seine Erektion ragte ihr entgegen. Hart, groß – wunderschön. Als sie diese berühren wollte, drehte sich Adam stöhnend auf den Bauch. »Ich kann nicht«, flüsterte er mit erstickter Stimme.
Adam hasste dieses Pochen zwischen den Schenkeln, er verabscheute sein Geschlecht, wenn es hart war und schmerzte. Früher hatte MH ihnen verboten, sich dort zu streicheln. Alle Emotionen mussten ausgeschaltet werden.
»Du hast dir doch bestimmt schon mal selbst Lust verschafft?«, wisperte sie.
»Verboten«, murmelte er ins Kissen.
MH hatte ihnen Pillen gegeben, die die Lust unterdrückten. Doch seit Adam in der MALVE-Einrichtung lebte, hatte er wilde Träume. Feuchte Träume. Fast jeden Morgen erwachte er mit einem schmerzhaften Ständer, doch er hatte nie dem Drang nachgegeben, sich zu erleichtern. Dieses Tabu saß einfach zu tief in ihm fest.
Hill berührte ihn an der Schulter und streichelte über seinen Rücken. »Ich kann dir helfen.«
Ihr Angebot klang zu verlockend.
Meine Güte, er war doch kein Feigling! Er war ein Kämpfer!
Sein Stolz war verletzt, weil er sich vor dieser Frau derart schwach präsentierte. Er würde nicht versagen. Nein, gewiss nicht. Bisher hatte er sich immer durchgebissen. Und es war ja nicht so, dass er keinen Gefallen daran fand. Hillary war außerordentlich hübsch – und sie hatte keine Angst vor ihm, wie viele andere Menschen.
Adam drehte sich herum. Hillary sah ihn mit ihren großen Augen beinahe unschuldig an. Aber er fühlte, dass sie über Sex sehr genau Bescheid wusste. Klar hatte er gehört, was dabei zwischen zwei Menschen passierte, aber er kam sich dumm vor, weil er so unerfahren war. Das schürte seinen Frust. Er griff Hillary in den Nacken und zog sie zu sich.
Ein Keuchen entwich ihr, als sie sich mit ihren Händen an seiner Brust abstützte. Dann drückte er sie unter sich und legte sich auf sie, spürte ihren geschmeidigen Körper beben und küsste sie.
Der scheue Kuss zuvor war schon gigantisch gewesen, aber jetzt, wo er all seine Emotionen hineinlegte, war er exorbitant. Hillary schmeckte wie der süßeste Honig und ihr Mund war so unglaublich weich, dass Adam nicht mehr aufhören konnte, ihn zu küssen.
Obwohl er nichts über diese Frau wusste, fühlte er sich dennoch mit ihr verbunden. Er wollte plötzlich, dass sie nur ihm gehörte; er hatte das dringende Bedürfnis, sie irgendwie als die Seine zu markieren.
Was hatte er nur für Gedanken? Er war doch kein Tier!
»Adam«, hauchte sie an seine Lippen.
Er mochte es, wenn sie seinen Namen sagte.
Hillary legte ihre Arme um ihn, streichelte ihn – und das Gefühl war überwältigend. Am liebsten wollte er mit ihr verschmelzen, ihr so nah sein wie möglich … aber so ganz dazu bereit fühlte er sich nicht. Oder doch? Er wollte es langsam angehen, aber wie viel Zeit blieb ihm? Vielleicht war das seine einzige Chance, einer Frau derart nah zu sein?
Seine Erektion pochte so heftig, dass es nicht mehr lange dauern würde bis er kam, zumal sich Hillary wie eine Schlange an ihm rieb.
»Ich möchte dich überall berühren, Adam«, sagte sie. »Darf ich?«
Er nickte und legte sich wieder auf den Rücken, ergab sich ihr. Dann konnte er wenigstens nichts falsch machen oder ihr wehtun.
Während Hillary über seinen Körper streichelte, schloss Adam die Augen, um das Gefühl ihrer warmen Hände intensiver zu genießen. Als er plötzlich ihre Zunge an seiner Brustwarze spürte, hätte er fast aufgeschrien. Diese Nähe, diese Intimität – sie war überwältigend.
Und auf einmal legten sich ihre Finger um seinen Schaft und drückten zu.
Adam verdrehte die Augen und bog den Rücken durch. Seine Finger krallten sich ins Laken, während er so laut stöhnte, dass er fast vor sich selbst erschrak. Was passierte mit ihm? Sein Körper pochte, sein Herz ratterte gegen seinen Brustkorb. Er bekam kaum Luft und ihm war schwindlig.
Jetzt wusste er, wovor man ihn während seiner Ausbildung zum Krieger gewarnt hatte: Hillarys kleine Hand hatte so viel Macht! Sie massierte lediglich sein empfindsamstes Organ und machte ihn dadurch schwach.
»Bitte berühre mich«, flehte Hill, weil sie Adams Passivität kaum aushielt. Er war unerfahren und wusste nichts mit einer Frau anzufangen. Also musste sie ihm ein wenig nachhelfen. Sie streckte sich neben ihm aus und nahm seine Hand, um sie an ihre Brust zu legen.
Fasziniert starrte er auf ihren Busen und wog ihre Rundungen in seinen Händen. »Warte«, wisperte sie und zog den BH aus, dann ihr Höschen.
Adam stützte sich auf die Ellbogen und sah an ihr herunter. »Du bist wunderschön, hundert Mal schöner als Schneewittchen.«
»Das nenn ich ein Kompliment«, sagte sie lächelnd und ihr Herz überschlug sich vor Freude. Adam streichelte über ihre Brüste und spielte an ihnen, bis Hill fast wahnsinnig vor Lust wurde. Dann glitten seine Hände über ihren Bauch auf ihre Mitte zu, die wild pochte. Als Adam eine Hand darauf legte, drückte Hill sich ihm entgegen.
»Was soll ich tun?«, fragte er mit rauer Stimme. Sein Blick wirkte entrückt. Er war so unglaublich süß.
Hill berührte ihn zärtlich an der Wange. »Streichle mich. Erforsche meinen Körper – tu irgendwas, aber lass mich nicht los.«
Er nickte, die Wangen wieder feuerrot. »Okay, ich tu, was du sagst.«
Ich tu, was du sagst, hallten seine Worte in ihr nach. Ich träume hoffentlich nicht.
Adam hockte sich neben sie und streichelte sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Danach kehrte er zu ihrer Körpermitte zurück, küsste ihren Bauchnabel und ihren Schamhügel.
Jede Zelle in ihr prickelte. Neugierig besah sich Adam ihr Geschlecht, schnupperte daran, zog es auseinander und drang mit einem Finger in sie ein.
Hill zerplatzte schier vor Lust. Jetzt war sie es, die ihre Finger in die Laken krallte, weil sie so gerne mehr wollte. Aber sie wollte Adam jetzt auf keinen Fall unterbrechen. Sie zeigte ihm, dass es ihr gefiel, was er tat, indem sie ihre Beine öffnete.
Ihr letzter Sex lag vier Jahre zurück. Sie hatte es oft und wild getrieben, aber niemals war es so erfüllend gewesen wie jetzt, wo sie einfach nur neben einem Mann lag und sie sich gegenseitig streichelten. Seine unerfahrenen Berührungen schürten ihr Verlangen, wie es noch niemand bei ihr geschafft hatte.
Hill setzte sich auf und zog Adam am Nacken zu sich. »Komm her«, flüsterte sie an seinen Lippen.
Er küsste sie erst vorsichtig, dann wieder drängender und ließ sich auf sie sinken. Hill bewegte ihre Hüften und öffnete die Schenkel weiter.
Beinahe wie von selbst glitt er in sie.
Hill verharrte und Adam keuchte in ihren Mund.
»Oh … Gott.« Er stöhnte unterdrückt.
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Nicht gut?«, fragte sie zögerlich.
»Fan…tastisch«, brachte er kaum hörbar hervor und drang tiefer in sie ein.
Adams warme, athletische Gestalt auf ihr war berauschend. Er hatte sich auf die Ellbogen abgestützt und bewegte sich sanft vor und zurück.
»Ich tu dir auch nicht weh?«, flüsterte er.
Hillarys Herz zerschmolz vor Zuneigung. »Nein, es ist unglaublich schön.« Das war die Wahrheit. Bisher hatte sie nur schnellen Sex gekannt. Sie hatte nicht gewusst, dass man einem anderen so nahe sein konnte. Nicht nur körperlich, sondern emotional. Sie wollte plötzlich mehr, wollte nicht nur den Körper eines Mannes, sondern auch sein Herz. Daher musste sie es langsam angehen. Nur leider war Adam der Falsche dafür. Er würde zurückkehren müssen. MALVE sperrte ihn wieder weg und Hill würde ihn nicht mehr sehen.
Außerdem war es für »langsam« ohnehin zu spät. Adam war tief in ihr, füllte sie vollkommen aus. Ihr Inneres pochte um seinen Schaft.
Mit intensivem Blick schaute er sie an, doch plötzlich wurden seine Augen groß. »Deine Haare …«
Hillary schaute nach oben, sah ihren Pony. Er war feuerrot. Das war ihr schon ewig nicht mehr passiert. Adam hatte sie derart stark abgelenkt, sie dermaßen in Ekstase versetzt, dass sie ihren Körper kaum noch unter Kontrolle hatte. Sie hörte ihrer beider Herzen wie verrückt schlagen, hörte das Blut durch ihre Adern rauschen, ihr Stöhnen und Keuchen. Sie beide standen kurz vor dem Höhepunkt.
Hillary räusperte sich. »Ich bin ein Mutant.«
»Ich weiß«, sagte er, wobei sein Blick zur Kommode schweifte, auf der ihr Bilderrahmen lag.
»Wir sind uns sehr ähnlich, Adam.«
Seine Brauen zogen sich zusammen und seine Stöße gewannen an Energie. »Sind wir nicht. Du hast eine Mutter, ich bin ein Kunstprodukt!«
»Hatte«, erwiderte sie, wobei sie ihm durch das Haar fuhr. »Und glaube mir, du hättest nicht mit mir tauschen mögen.«
»Ich hätte alles für eine Mutter gegeben, für ein wenig Zuneigung.« Er hieb sich fester in sie, reagierte sich an ihr ab. Das war okay für Hillary, da sie wusste, dass Adam mit seinen Gefühlen nicht anders umgehen konnte.
»Du bist etwas ganz Besonderes, Adam.« Hill stöhnte auf. Sie spürte die ersten Kontraktionen in ihrem Unterleib. »Ich weiß, dass es jetzt dafür zu spät ist, aber ich möchte dir diese Zuneigung geben.«
Adam keuchte in ihren Mund und schob seine Zunge tief in sie. Mit einer Hand knetete er ihre Brust, die andere hatte er in ihren Haaren vergraben, als wollte er Hillary festhalten. Sie bei sich behalten.
»Du bist … gut«, sagte sie keuchend, während sie ihm ihre Hüften entgegendrängte und seine Pobacken massierte.
»Hillary, ich …« Adam entwich ein kehliger Laut. »Kann ich … in dir …«
»Du kannst«, stöhnte sie mehr als dass sie sagte und spürte bereits, wie sich ihr Inneres fest um Adams Geschlecht schloss. Sie hörte ihn erleichtert aufatmen, als er auch schon in ihr zuckte und sie mit seiner Hitze füllte. Adam stöhnte an ihren Mund, die Augen immer auf sie gerichtet, und stieß in sie, bis ihre Höhepunkte vorüber waren. Dann sank er auf sie und rollte sich mit ihr herum, sodass sie auf ihm lag und Adam sie mit seinem Gewicht nicht erdrückte. Ihr starker Krieger sah sehr geschafft aus.
So lagen sie eine Weile beisammen, Hillarys Kopf auf seiner Brust, und lauschten einfach ihrem Atem, während er sie festhielt.
Plötzlich klingelte ihr Telefon. Hill versteifte sich. Es befand sich nicht in ihrem Overall, denn das Geräusch kam aus dem Bad. Natürlich – Adam hatte es ihr abgenommen.
Schuldbewusst sah er sie an. »Tut mir leid, ich …«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Ich muss drangehen oder es steht gleich ein Sicherheits-Team vor meiner Tür.«
Adam ließ sie los und sie ging ins Badezimmer. Tatsächlich fand sie ihr Multiphone im Kleiderhaufen auf dem Boden. Sie lächelte beim Anblick der Unordnung, murmelte »Männer« und nahm das Gespräch an. Es war Ron.
»Hast du eine Spur von dem Krieger?«, wollte er wissen.
Hill ging zurück ins Schlafzimmer, wo Adam vor dem Bett stand. In der Hand hielt er ein T-Shirt, das er offensichtlich aus ihrem Schrank geholt hatte. Sein Körper war angespannt, seine Augen waren weit aufgerissen und ein gequälter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Bitte, lass mich gehen«, formte er mit den Lippen.
Seine Traurigkeit berührte sie zutiefst. Seine Seele war geschunden. Wie ihre. Sie verstand ihn so gut.
»Hillary?«, hallte es aus dem Gerät.
»Ich lass dich nicht gehen«, flüsterte sie und griff nach Adams Hand. Seit langer Zeit fühlte sie wieder jenes Sehnen, das sie seit Georges Tod vehement unterdrückt hatte.
Tief holte sie Luft. »Nein, Ron, ich habe keine Spur von dem Krieger. Bei mir ist nur ein junger, sensibler Mann, der gerne für uns arbeiten möchte.«
Adam zog die Brauen nach oben.
»Hillary!«, drang es laut aus dem Hörer. »Ich hab gedacht, du bist endlich erwachsen geworden!«
»Das bin ich, Ron«, erwiderte sie ruhig und zog Adam neben sich auf die Matratze. »Es ist so, wie ich es sage. Und wehe, du schickst ein Team vorbei; ich wäre mit Adam weg, noch bevor ihr die Stadtgrenze erreicht hättet und …«
»Wird das ein Erpressungsversuch?« Ron klang nicht mehr ganz so ernst.
»Gebt ihm einfach nur eine Chance«, bat sie.
»Also gut, ich vertraue deinem Urteil, Hill. Aber du meldest dich jede halbe Stunde bei uns, ansonsten komme ich persönlich vorbei und versohle dir den Hintern.«
»Ist gut, Chef«, sagte sie lächelnd und legte auf.
Adam starrte sie an. »Heißt das, sie suchen nicht mehr nach mir?«
Grinsend schmiegte sie sich an ihn. »Jipp.«
»Warum tust du das alles für mich?«
Hillary schaute ihm tief in die Augen. »Endlich habe ich das gefunden, wonach ich immer gesucht habe. Na ja, insgeheim«, murmelte sie, hatte sie doch den Männern abgeschworen. »Meinst du, das geb ich jetzt kampflos her?«
»Du hast jemanden wie mich gesucht?« Adam runzelte die Stirn. »Einen in Liebesdingen unerfahrenen Klon?«
Hillary lachte. »Nein. Ich habe jemanden für mein Herz gesucht. Und wenn dieser jemand mit mir zusammen sein möchte, wäre ich überglücklich.«
Adams Gesicht lief rot an. »Ja, das möchte er … denke ich. Er weiß nur nicht, wie er es anstellen soll.«
»Das zeig ich ihm.« Hill küsste ihn auf die Nase. »Und alles andere auch.«
»Das wäre wunderbar«, erwiderte er lächelnd und kuschelte sich an sie. »Aber zuerst möchte ich mich ausruhen. Diese Liebesdinge machen mich müde.«
Hillary grinste bis über beide Ohren. »Ich weiß, das ist ein typisches Männerproblem.«
Adam gähnte. »Wirklich? Dann hatte mein Ausbilder gar nicht so unrecht.«
»Womit?«
Er murmelte etwas von »Waffen der Frauen« und war kurz darauf eingeschlafen.