EPILOG
Drei Nächte später...
Vanda sah auf, als Phineas sich mit einer Schachtel in die Hütte teleportierte. »Oh, du bringst uns Vorräte. Danke.« Sie hatte Connor vor einigen Stunden angerufen und ihn gebeten, Blut in Flaschen zu schicken.
Sie war noch nicht bereit, in die Stadt zurückzukehren. Sie und Marta hatten mehr als fünfzig Jahre aufzuholen. Und laut Connor befand sich Casimir immer noch irgendwo in Amerika. Vanda stand also immer noch auf seiner Abschussliste.
Er würde auch Marta umbringen wollen, also war es für sie beide besser, sich in Howards Hütte versteckt zu halten. Vanda brach immer wieder in Tränen aus. Sie sehnte sich so sehr nach Phil, wurde gequält von Einsamkeit.
Schon nach der ersten Nacht hatte er sie nicht mehr angerufen. Das konnte nur bedeuten, dass es ihm ohne sie besserging.
»Hey, Süße.« Phineas grinste sie an, als er die Schachtel auf der Anrichte in der Küche abstellte. »Hey, Kleine.«
»Hi, Dr. Phang.« Marta warf schnell einen Blick in die Schachtel. »Hast du Chocolood mitgebracht? Das Zeug liebe ich.«
Vanda lächelte. Ihre Schwester schien sich gut an das synthetische Blut und die Vampire Fusion Cuisine zu gewöhnen.
»Natürlich.« Phineas reichte Marta eine Flasche Chocolood. »Kannst du das restliche Zeug einräumen? Ich muss auf eine streng geheime Mission.«
»Echt?« Marta räumte die Flaschen aus der Schachtel. »Was für eine Mission?«
»Die Art Mission, für die es die besonderen Fähigkeiten eines Love Doctors braucht.« Phineas schlenderte zu Vanda hinüber. »Keine Sorge, Kleines. Ich bin gleich zurück.«
»Was?« Ohne ein Wort griff Phineas plötzlich nach ihr. »Was machst du da?«
Alles um sie herum wurde schwarz.
Vanda stolperte, und Phineas fing sie auf.
»Okay, Wolf-Bruder. Mission erfüllt.« Phineas schlug mit seiner Faust gegen die von Phil und teleportierte sich dann davon.
»Was ist hier los?« Vanda sah erst Phil an und blickte sich dann um. »Wo sind wir? In einem Wandschrank?« Sie betrachtete mit gerunzelter Stirn die Regale, die gefüllt waren mit antibakteriellem Reiniger und Staubtüchern.
Sanft berührte Phil ihre Schulter. »Ich musste dich sehen, Vanda.«
»In einem Wandschrank?«
»Ich musste dir sagen, wie sehr ich dich verehre. Ich liebe dich. Ich weigere mich, noch eine Nacht länger ohne dich zu verbringen.«
Vanda traute ihren Ohren nicht. »Aber deine strahlende Zukunft...«
»Ja, mit dir.«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Dein Schicksal ist es, ein großer Anführer deines Volkes zu sein.«
»Vielleicht, in etwa dreihundert Jahren. Den Zeitplan hat meine Schwester dir verschwiegen.«
»Oh.« Vandas Herz stolperte. Er liebte sie noch. Er wollte sie noch. Und er konnte noch Hunderte von Jahren leben.
»Ich will dir etwas zeigen.«
»In einem Wandschrank?«
Mit einem Lachen öffnete er die Tür. »Ich habe Phineas gebeten, dich in den Wandschrank zu teleportieren, damit deine Ankunft hier niemandem auffällt.«
Er führte sie einen schlichten weißen Korridor hinab. Ihre Schritte hallten auf dem glänzenden Linoleumboden wider. Der Geruch von Reinigungsmitteln hing in der Luft.
»Wo sind wir?«, fragte sie.
»Cleveland.« Phil ging auf eine zweiflügelige Schwingtür zu. »Das hier ist ein Altersheim.«
»Du liebe Zeit, Phil, so alt bin ich doch nicht.«
Er lachte und drückte ihre Hand. »Ich habe dich vermisst.«
Skeptisch musterte sie ihn. »Du hast mich nicht angerufen.«
»Ich habe auf den perfekten Tag gewartet. Heute wird ein Fest gefeiert, und ich wollte, dass du dabei bist.« Er öffnete die Flügeltür. »Das ist der Freizeitraum.«
Auf einem Tisch standen ein großer Geburtstagskuchen und eine Schale Punsch. Sterbliche liefen umher, plauderten und lachten. Einige Kinder schlichen um den Tisch herum, bewunderten den Kuchen und versuchten, an der Glasur zu schlecken. Eine ältere Frau mit einer Haube aus grauen Locken scheuchte sie lachend davon.
Vanda schaute sich um. »Ich kenne hier niemanden.«
Phil zog sie weiter. »Ich wollte, dass du das Geburtstagskind kennenlernst. Es wird heute einundachtzig Jahre alt.«
In einem Sessel entdeckte Vanda einen alten Mann. Er betrachtete das kleine Mädchen, das auf seinem Schoß saß. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, und auf seinem Kopf wuchsen kaum noch Haare. Die faltigen Hände waren voller Altersflecken.
»Willst du ein Stück Kuchen, Pawpaw?«
»Ja, Emily, das wäre wunderbar.«
Das kleine Mädchen sprang von seinem Schoß und rannte zum Tisch. Der alte Mann blickte ihr nach und lächelte.
Diese blauen Augen. Ihr Blick fiel auf die Zahlen, die in seinen Unterarm tätowiert waren.
Jozef.
Vanda stolperte einige Schritte rückwärts und legte eine zitternde Hand über ihren Mund.
Um sie zu beruhigen, legte Phil seinen Arm um ihre Schultern.
»Jozef«, flüsterte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Er hat den Krieg überlebt«, flüsterte Phil. »Er ist 1949 hierher ausgewandert und hat einige Jahre später geheiratet. Er hat vier Kinder, zehn Enkelkinder und drei Urenkel.«
Vanda wendete sich ab und wischte sich hastig die Tränen vom Gesicht. »Sie dürfen mich nicht weinen sehen. Nicht mit meinen rosa Tränen.« Oh Gott, sie war wirklich mit diesen Leuten verwandt.
»Willst du ihn kennenlernen?«, fragte Phil.
»Was soll ich sagen?«
»Du überlegst dir schon etwas.« Phil begleitete sie zu ihrem Bruder.
Der alte Mann musterte sie durchdringend, als er ihr Haar bemerkte. Dann blickte er ihr ins Gesicht und runzelte die Stirn. »Kenne ich Sie? Sie sehen so vertraut aus.«
Jetzt nur nicht weinen. Vanda nahm all ihre Kraft zusammen. »Ich... ich... mein Name ist Vanda.«
Seine blauen Augen wurden groß. »Ich hatte eine Schwester namens Vanda. Sie sehen ihr so ähnlich.«
»Sie war... meine Großmutter.«
Jozef erstarrte und griff sich an sein Herz. Lieber Gott, jetzt hatte sie ihn umgebracht.
Eine ältere Frau eilte zu ihnen. »Was ist hier los?« Sie funkelte Vanda wütend an. »Wer sind Sie?«
»Es geht mir gut«, protestierte Jozef. »Gertie, erinnerst du dich, wie ich dir von meiner Schwester Vanda erzählt habe?«
»Ja, natürlich. Sie war es, die dich aufgezogen hat, nachdem eure Mutter gestorben ist. Du hast gesagt, sie ist im Krieg gestorben.«
Tränen füllten Jozefs Augen. »Sie hat überlebt! Das ist ihre Enkeltochter.«
»Du liebe Zeit!« Gertie griff nach Vandas Hand. »Wie schön.«
Jozef nahm Vandas andere Hand. »Wie geht es ihr? Ist sie noch bei uns?«
»Sie ist von uns gegangen«, sagte Vanda leise. »Aber sie hat immer über dich geredet. Sie hat dich so sehr geliebt.«
»Ich habe sie auch geliebt.« Jozef schüttelte ihre Hand. »Das ist das beste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
»Ja, ist es.« Vanda sah zu Phil und lächelte. »Danke.«
Jozef lachte. »Mir gefallen deine lila Haare. Das hätte meine Schwester auch getan.«
Phil trat vor. »Sir, mein Name ist Phil Jones. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
Jozef ließ Vandas Hand los und schüttelte Phils. »Sind Sie mit Vanda hier?«
»Ja, und da Sie Vandas ältester noch lebender Verwandter sind, würde ich Sie gerne um ihre Hand bitten.«
Jozef blinzelte. »Sie sind ein ganz Altmodischer, was? Das gefällt mir.« Er sah Vanda an, und seine blauen Augen blitzten. »Liebst du diesen Mann, Vanda?«
»Oh, ja.« Sie trat nahe zu Phil und legte ihre Arme um ihn. »Ich liebe ihn sogar sehr.«
Verzückt klatschte Gertie in die Hände. »Das ist so süß.«
Jozef räusperte sich und sah Phil streng an. »Haben Sie einen Beruf, junger Mann?«
»Ja, Sir. Ich kümmere mich gut um sie. Ich liebe sie von ganzem Herzen.«
»Ich weiß nicht, wozu ihr mich noch braucht. Heiratet doch einfach.«
Vanda lachte. »Das werden wir. Versprochen.«
Phil zog einen Diamantring aus der Tasche und steckte ihn an Vandas Finger. »Auf unsere großartige gemeinsame Zukunft.«
Sie legte ihre Arme um seinen Hals, und ihre Lippen begegneten sich zu einem langen, ausgedehnten Kuss.
»Oooh, Pawpaw«, flüsterte Emily. »Sie küssen sich.«
Als Vanda ihren Bruder lachen hörte, flatterte ihr Herz.
»Wie kann ich dir je für alles danken, Phil?«
Er grinste sie wölfisch an. »Wir denken uns schon etwas aus.«
ENDE - Love at Stake 07 - Lizenz zum Beißen