3.
Horams Privatklinik lag westlich des Städtchens Warrenton am Rande des Shenandoah-Parks.
Bis nach Washington waren es nur etwa sechzig Meilen in gerader Luftlinie. Man hatte mir einen modernen Flugschrauber geschickt; eine Kombination zwischen Starrflügler und Hubschrauber.
Schweigend saß ich neben dem Piloten in der geräumigen Kanzel. Rechts hinter mir erkannte ich die Tragfläche mit dem Steuerbord-Staustrahltriebwerk.
Flugschrauber dieser konstruktiven Auslegung landeten und starteten mit Hilfe von zwei gegenläufigen, hochtourigen Rotordrehkränzen. Erst in der Luft begannen die beiden Strahltriebwerke für den Reiseflug zu arbeiten. Sobald die Flächen genügend Auftrieb erzeugten, wurden die Hubrotoren in den Rumpfwulst eingefahren. Der Helikopter verwandelte sich dadurch in eine normale Maschine. Die Vorteile lagen auf der Hand.
Das kleine Luftfahrzeug erreichte einen Reiseschnitt von vierhundert Meilen. Schon wenige Augenblicke nach dem Senkrechtstart kamen wir über Washington an.
Wir umflogen in weitem Bogen den neuen, nur für die großen Strato-Liner bestimmten Flughafen. Ich sah das Pentagon und die anderen Regierungsgebäude; aber ich bemerkte auch die aufzuckende Lampe, die mir bewies, daß wir unter Radarortung standen.
Der Pilot lächelte. Ich ahnte seine Gedankengänge. Selbstverständlich war das Überfliegen des Regierungsviertels verboten. Diese Vorschrift galt sogar für die Maschinen des FBI. Nur wir konnten notfalls das Sperrgebiet überqueren. Diese Sondergenehmigung war auf die Vollmachten der »Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr« zurückzuführen.
»Ich werde die Ecke vorsichtshalber umfliegen, Sir«, erklärte der Pilot. Ich kannte ihn nur flüchtig. Er gehörte jedenfalls zur GWA, und das genügte mir. Solange diese Organisation bestand, war aus ihren Reihen noch kein Verräter hervorgegangen. Bestechungen waren nahezu undenkbar und auch niemals vorgekommen. Wir hatten es nicht nötig, Fremdgelder anzunehmen, da unser Gehalt so hoch war, daß sich jeder von uns hätte leisten können, jährlich eine andere Villa mit Schwimmbad, Hubschrauber-Landedach und sonstigen Luxuseinrichtungen zu erwerben.
Insofern war man in Washington klug geworden! Einen schlecht bezahlten GWA-Agenten gab es nicht. Infolgedessen kamen unsere Mitarbeiter kaum auf den Gedanken, durch Bestechungsgelder noch besser leben zu können.
Wir umflogen das Regierungsdistrikt, da die Maschine nicht die Kennzeichen der GWA trug. Ich war unauffällig abgeholt worden. In der Klinik hatte man keine Ahnung, daß der höfliche und dienstbereite Pilot nicht mein Angestellter war.
Seinen Namen kannte ich nicht, so wie er auch meinen nicht kannte. Innerhalb der GWA gab es nur einen Mann, der über sämtliche Agenten in jeder Hinsicht informiert war: Der Chef!
Wenn wir im Hauptquartier zu tun hatten, gingen wir in den langen Gängen aneinander vorbei, ohne zu wissen, wem wir begegneten. Wir wußten nur, daß wir einen Mitarbeiter gesehen hatten; mehr nicht.
Die Sicherheitsvorschriften forderten die absolute Anonymität. Niemand durfte in der Lage sein, andere Personen eventuell identifizieren zu können.
Der Pilot sagte ›Sir‹ zu mir. Ich dagegen vermied eine direkte Anrede. An sich war mir diese Geheimniskrämerei schon immer lästig gewesen, doch ich wußte andererseits, daß die Maßnahme für uns eine Art Lebensversicherung bedeutete.
Die Hubrotoren waren wieder ausgefahren worden. Die Reisetriebwerke liefen aus. Die Fahrt war zu gering geworden, als daß die Tragflächen das Gewicht der Maschine noch in der Luft hätten halten können.
Wir überflogen im Langsamflug ausgedehnte Villenkolonien, bis an der Peripherie einige unschöne Betongebäude auftauchten. Sie bildeten ein großes Viereck. Von oben betrachtet schien es, als habe sie ein Riese ins offene Land hineingestellt.
Das war das Hauptquartier der »Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr«, die ihren Namen nicht umsonst trug.
Es gab in der Welt keine Organisation, die sich mit der GWA hätte vergleichen können. Sie war aus der Geheimen Bundeskriminalpolizei hervorgegangen.
Die GWA verfügte über abwehrtechnische Einrichtungen, die den Staat zirka fünfhundert Milliarden Dollar gekostet hatten. Die wissenschaftlichen Methoden moderner Verbrechensbekämpfung waren in unseren Labors bis zur Vollendung entwickelt worden. Es gab kein naturwissenschaftliches oder technologisches Fachgebiet, das von den ausgesuchten Könnern dieser Sonderabteilung nicht beherrscht wurde. Wir verfügten über modernste Waffen, Sendeanlagen aller Art, Schutz- und Testvorrichtungen, Ermittlungsverfahren und derart hochwertige Computeranlagen, daß selbst Fachleute zutiefst beeindruckt waren.
Nirgends in der Welt existierte eine Polizeiorganisation, die sich rühmen konnte, mit derartigen Mitteln ausgerüstet zu sein. Alleine unsere riesigen Elektronengehirne zur Lösung komplizierter Vorgänge und zur Wahrscheinlichkeitsauswertung diffiziler Fälle waren Wunderwerke.
In den Betongebäuden gab es mehr Forschungsstätten als Büros. Ich wußte, daß die aktiven Mitglieder der GWA nicht mehr als fünfhundert Männer und Frauen zählten. Außerdem waren noch ungefähr fünftausend Techniker und Wissenschaftler aller Fachrichtungen für die GWA tätig. Sie werteten das aus, was wir bei unseren schweren Einsätzen ermittelten.
GWA-Spezialisten besaßen Sondervollmachten, die sie in eng begrenzten Notfällen unter anderem ermächtigten, höchste Militärs und Politiker zu verhaften. Es war eigentlich unfaßbar, welch ein machtvolles und präzise reagierendes Instrument der Chef geschaffen hatte. Er hatte seinen Lehrmeister, John Edgar Hoover, der einst die berühmte Bundeskriminalpolizei, das FBI, gegründet hatte, weit überflügelt.
Ende der achtziger Jahre hatte der »Alte«, wie er von uns genannt wurde, seine Ideen in die Tat umsetzen können. Dazu waren ihm Milliarden zur Verfügung gestellt worden.
Erstes Ergebnis davon war die Gründung einer Sonderabteilung des alten FBI. Sie erhielt die Bezeichnung GWA. Bei diesem Begriff lag die Betonung auf dem Wort »Wissenschaftlich«. Wir arbeiteten mit Methoden, die man früher nicht gekannt hatte. Die in GWA-eigenen Fabrikationsanlagen erzeugten Gerätschaften aller Art galten als streng geheim. Das betraf vordringlich unsere Einsatzausrüstung, an denen Spezialisten aller Fachgebiete mitwirkten. Angefangen von Mikro-Feinmechaniker bis zum Kernphysiker; sie alle schufen Dinge, die mehr als erstaunenswert waren.
Der organisatorische Aufbau, der Einsatzbereich erforderte hochqualifizierte Kräfte, die wesentlich mehr beherrschen und können mußten, als es von den früheren FBI-Agenten verlangt worden war.
Während meiner zwölfjährigen Spezialausbildung hatte ich ein Studium absolvieren müssen, bei dem die fähigsten Köpfe der Staaten und der »Europäischen Union« meine Lehrer gewesen waren.
Ich mußte lernen, lernen und nochmals lernen. Von GWA-Spezialisten wurde unter anderem verlangt, astronomische Berechnungen erstellen und ein Raumschiff risikolos zum Mond bringen zu können.
Von uns wurde aber auch die Beherrschung anscheinend unsinniger Dinge gefordert. Sie hatten mit wissenschaftlicher Methodik nichts mehr zu tun. So hatte man mir beispielsweise die Anfertigung einer Zahnprothese zugemutet. Anschließend mußte ich lernen, wie man einen Ochsen fachmännisch schlachtet und verarbeitet.
Das mag widersinnig klingen, aber es gehörte zum Ausbildungsplan. Jeder GWA-Agent hatte mindestens acht Weltsprachen zu beherrschen. Wenn ich hier alle Einzelheiten aufzählen wollte, so entstünde daraus ein Werk von dem Umfang eines Lexikons.
Die Kenntnisse wurden uns nicht umsonst mit auf den Weg gegeben, denn wir wurden ausschließlich dort eingesetzt, wo nicht einmal die Bundeskriminalpolizei weiterkam. Wenn jedes Mittel erschöpft war, dann rief man nach der GWA. Aus diesem Grunde hatten wir stets komplizierte Fälle zu bearbeiten.
»Normale« Verbrechen gehörten nicht zu unserem Einsatzprogramm. Wir hatten uns weder um Großeinbrüche zu kümmern noch um Morde oder Bundesverbrechen wie Kidnapping. Das waren alles Fälle für ausgesprochene Kriminalisten, was wir nur in einem beschränkten Umfange waren.
Wenn aber Spionageaffären aufgerollt wurden, wenn Dinge geschahen, die die Sicherheit des Landes und der Welt betrafen, dann mußten wir in den Einsatz gehen. Das gehörte zu unserem Aufgabenbereich.
Kein Agent ahnte jeweils, wohin ihn der Alte schicken würde, denn dieser konnte seine Entscheidungen alleine treffen. Nur er kannte die besonderen Fähigkeiten jedes einzelnen Agenten. Von jedem Mann hatte er etwa sechshundert Testergebnisse vorliegen, die alle in den elektronischen Mammutgehirnen der Robotspeicher festgehalten waren.
Es gab unzählige Dinge und Eigenschaften, die für die GWA charakteristisch waren. Ich gehörte mit zu dieser Organisation. Das hatte ich vor einigen Tagen wieder einmal deutlich gemerkt.
Sie brauchten mich anscheinend, und so hatten sie mich kurzerhand auf einen Operationstisch beordert. Schon dieser Einzelfall war typisch für die Arbeitsmethoden der GWA. Normale Menschen hätten an derart ausgefallene Dinge überhaupt nicht gedacht. Unsere Wissenschaftler der Sondertruppe hatten es nicht übersehen.
Man benötigte einen Mann, der für fremde Willenseinflüsse unempfindlich war. Also mußte ein solcher Mann herbeigeschafft werden! Ich war überzeugt, daß unsere fähigsten Parapsychologen die elektronischen Gehirne befragt hatten, welcher Agent für den Eingriff in Frage käme. Warum die Gigantmaschinen ausgerechnet mich ausgesucht hatten, war mir rätselhaft.
Ungeduldig blickte ich den Piloten an, der sich mir gegenüber mit seiner Erkennungsmarke ausgewiesen hatte. Auch das mag seltsam klingen, da man logischerweise fragen sollte, ob die Legitimationsmarke eines GWA-Spezialisten von geschickten Fachleuten nicht nachgeahmt werden könnte.
Das wäre in unserem Falle nur hinsichtlich der Gravur möglich. Die Marken waren rund und vierzig Millimeter im Durchmesser. Auf der Vorderseite stand GWA zu lesen. Auf der anderen Seite waren die drei Buchstaben ZBV eingraviert.
»Zur besonderen Verwendung«, bedeuteten diese Initialen. Damit war alles gesagt. Über den Buchstaben war ein verschlungenes Atommodell eingeprägt. Es galt als Symbol der GWA. All das hätte man zwar fälschen können, nicht aber das Material, aus dem die Marken bestanden.
Von diesem Grundstoff existierten auf der Erde nur knapp vierunddreißig Kilogramm. Es handelte sich um ein sehr schweres, aber natürliches Element, das man in winzigen Mengen auf dem Mond gefunden hatte. Es war ein Zufall gewesen, daß man es überhaupt entdeckt hatte, denn es war in einem kleinen Meteor enthalten, der vor unbekannten Zeiträumen auf die Oberfläche des Mondes gestürzt war. Wir nannten das Element »Lunarium«.
Dieses Element, dessen Ordnungszahl höher war als die von Uranium, war von der GWA beschlagnahmt worden. Daraus wurden unsere Marken gefertigt. Das Material war stark radioaktiv, ein harter Gammastrahler. Wir mußten es in einem Etui aus Potronin-Plast tragen, damit uns die Strahlung nicht gefährden konnte. Sie war so kurzwellig, daß sie in keinem irdischen Laboratorium erzeugt werden konnte. Aber sie konnte mit unseren winzigen Spezialgeräten angemessen und elektronisch ausgewertet werden. Außerdem fluoreszierte das Material in einem so eigenartig blaß bis goldroten Farbton, daß es völlig unmöglich war, ein ähnliches Material für Betrugszwecke herzustellen.
Das wußten wir! Unsere Wissenschaftler hatten jahrelang eine Nachahmung versucht. Es war nicht einmal mit einer gezielten Kernaufladung gelungen. Das war der Grund, weshalb unsere Marken als einmalig galten.
Mein Pilot gehörte fraglos zur GWA.
»Wollen Sie heute nicht mehr landen?« erkundigte ich mich ungeduldig. Der Pilot deutete auf das Sicht-Sprechgerät am Armaturenbrett.
»Ich habe meine Ankunft gemeldet, Sir. Anscheinend überprüft man zur Zeit die Identität der Maschine. Die Innenaufnahme läuft.«
Natürlich, ich hätte daran denken sollen. Die eingebauten Mikroobjektive der Fernsehkamera erfaßten jeden Winkel der Kabine und des Laderaums. Wir wurden ›fernanalysiert‹, wie das allgemein üblich war. Glauben Sie nur nicht, es sei so einfach, ins Hauptquartier der GWA vorzudringen. Eher hätten Sie unbemerkt zum Präsidenten der USA kommen, ihm die Zigarre aus dem Mund stehlen und ungesehen wieder verschwinden können.
Wir mußten noch einige Augenblicke warten. Inzwischen umkreisten wir ständig die riesigen Gebäude. Plötzlich flammte unser Bildschirm auf. Auf ihm erschien das ausdruckslose Gesicht eines Mannes, den ich – natürlich – niemals zuvor gesehen hatte.
»HC-9, Sie können landen. Benutzen Sie Dachfläche K-3 und folgen Sie dort Ihren Begleitern. Ende!«
Das war alles, was der Mann gesagt hatte, doch mir reichte es. Auch die passiven Mitglieder der GWA waren äußerst vorsichtig, da es in dieser schönen Welt genügend Leute gab, die auf die Vernichtung des GWA-Hauptquartiers mehr Wert gelegt hätten als auf die Ausschaltung des geheimsten Atomwerks der USA. Das Motiv lag auf der Hand.
»Na, endlich«, äußerte der Mann neben mir, von dem ich nicht wußte, ob er ebenfalls ein aktiver Agent mit Sonderschulung oder nur Pilot war. Bei uns war alles undurchsichtig und rätselhaft.
Wir flogen über den ersten Gebäuderiesen hinweg, überquerten große Höfe mit gepflegten Grünanlagen und hielten auf den Turmbau zu, der mit seinen einhundertfünfundachtzig Stockwerken die anderen Komplexe weit überragte. Dort oben, in den höchsten Etagen, lagen die Amtsräume des Chefs. Außerdem befanden sich dort einige untergeordnete Robotkarteien. Fremde Agenten hätten dennoch Millionen geopfert, um nur einmal die Abruftaste der Bandspeicher betätigen zu dürfen.
Ich bemerkte, daß mich der Pilot respektvoll ansah. Wenn er von nun an »Sir« sagte, so klang es nicht mehr monoton und wie automatisch, sondern mit einem Unterton echter Hochachtung.
»Sir«, sagten wir normalerweise zu jedem Mitarbeiter. Dabei wußten wir niemals, ob wir nun einen Vorgesetzten oder einen Mann im Mannschaftsdienstgrad ansprachen.
Ich schmunzelte und fuhr mit der Handfläche über mein Haar. Die Kopfwunden waren sorgfältig verheilt. Ich spürte auch keine Druckschmerzen mehr. Professor Dr. Gregory Horam war eine wirkliche Kapazität, wie das von einem Mitarbeiter der GWA auch nicht anders zu erwarten war.
Die Strahlturbine der Rotorkränze wurde im Arbeitsgeräusch etwas lauter, als der Pilot die Maschine einpendelte. Unter uns erstreckte sich der Dachlandeplatz K-3, der zu jenem Bauwerk gehörte, das wir ›Vampirturm‹ nannten. K-3 durfte nur von Leuten benutzt werden, die zum Chef bestellt waren.
In mir wuchs eine beinahe unerträgliche Spannung. Ich hatte noch immer keine Ahnung, worum es sich eigentlich handelte. Warum hatte man mich durch eine solche Hölle gehen lassen? Das mußte einen schwerwiegenden Grund haben!
Die Maschine setzte sanft auf. Das Triebwerk verstummte. Lautlos öffnete sich die hydraulisch bewegte Schiebetür. Ich kletterte hinaus.
Die wartenden Männer nickten nur. Ich winkte grüßend. Sie waren jung, hart; mit wachsamen Augen und durchtrainierten Körpern.
»Darf ich um Ihre ID-Marke bitten, Sir?« forderte einer von ihnen. Sie durften mir noch nicht trauen.
Ich nickte, griff in die Hüfttasche und zog das abschirmende Potronin-Etui heraus. Es klappte auf. Vor ihren Augen flimmerte die Lunarium-Scheibe. Das Material war wahrscheinlich Millionen Jahre lang im Weltenraum unterwegs gewesen, bis es von der Schwerkraft des Mondes eingefangen worden und auf seine Oberfläche abgestürzt war.
Sie analysierten die Schwingungsfrequenz mit ihren nur knopfgroßen Mikrotastern. Erst nach der Überprüfung verhielten sie sich etwas persönlicher.
»In Ordnung, Sir. Mußte sein«, meinte der Größere. »Der Alte … . ich meine, der Chef, möchte Sie sprechen. Es steht Ihnen jedoch frei, sich vorher etwas auszuruhen. Wenn Sie es wünschen!«
Ich winkte ab.
»Wie rücksichtsvoll! Danke. Bringen Sie mich zu ihm.«
Ein dritter Mann hob mein Gepäck aus der Maschine. Sie startete sofort wieder. Der Pilot durfte diesen Landeplatz nicht blockieren.
Wir betraten den nach unten führenden Expreßlift. Vorher mußten wir einen gepanzerten Zubringergang durchschreiten, dessen Wände sich im Ernstfalle in eine feuerspeiende Festung verwandeln konnten. Ich wußte, daß wir von vielen Augen beobachtet wurden. Wieder einmal fragte ich mich, ob derartige Vorsichtsmaßnahmen nicht übertrieben waren, oder ob sie als unerläßlich eingestuft werden mußten.
Über die Sprühdüsen der Säurestrahler sah ich hinweg. Ihr Höllensegen konnte besten Stahl in kürzester Frist zu kochenden Nebeln verwandeln. Wehe dem unwillkommenen Eindringling, der da hineinlief! Ich hatte es erlebt, wie sich Körper in knapp zwei Minuten in eine wallende und brodelnde Masse aufgelöst hatten.
Diese Dinge beschäftigten mich immer wieder, wenn ich zum Alten befohlen wurde.
Am Ende des Ganges passierten wir eine Durchleuchtungsschleuse. Erst danach konnten wir den Lift betreten, der ebenfalls mit Aufnahmelinsen ausgestattet war.
»Kennen Sie einen neuen Witz über den Alten?« erkundigte ich mich.
Meine Begleiter begannen verständnisvoll zu grinsen. Der wachsame Ausdruck in ihren Augen erlosch. Einer bot mir eine Zigarette an. Jetzt waren wir nicht mehr Agent Nr. X … Y … Z, sondern nur noch Freunde, die alle der gleichen Aufgabe nachgingen. Wir haßten und bekämpften das Verbrechen, die Gemeinheit und die brutalen Methoden gewinnsüchtiger Menschen.
Amüsiert erzählte man mir die neuesten Anekdoten über den Chef. In diesen Augenblicken waren wir junge Männer. Sonst nichts! Als wir den Lift verließen und durch Panzergänge mit weiteren Sicherheitsvorrichtungen schritten, hatte der Ernst die Heiterkeit schon wieder verdrängt.
Wir passierten eine meterstarke Tür aus molekularverdichtetem Edelstahl. Man konnte sie nur von innen öffnen. Ein Korridor mit Automatkontrollen folgte. Dann standen wir endgültig vor dem Heiligtum des »Vampirturmes«.
Hinter der zweiten Panzerpforte lagen die Diensträume des Chefs und die Hallen mit den Robotkarteien.
Ich stellte mich vor das Aufnahmegerät. Nach erfolgter Individualauswertung schwang das kreisförmige Schott auf. Meine Begleiter klopften mir auf die Schulter und wünschten mir viel Glück. Der Blonde flüsterte mir noch zu:
»Vielleicht sehen wir uns nochmal, Sir. Haben Sie schon unser neues Schwimmbad ausprobiert? Wellengang wie vor Hawaii!«
»Ich werde es mir überlegen. Auf Wiedersehen und vielen Dank für die Erzählung.«
Sie lachten, und auch ich konnte meinen Gefühlen keinen Zwang antun.
Ich trat ein. Hinter mir schloß sich eine Panzertür, die man mit keiner normalen Sprengladung öffnen konnte. Dazu wären schon die Gewalten einer kleinen Kernwaffe notwendig gewesen.
Ich erwähne das nur informatorisch, weil Sie vielleicht nicht wissen, was man unter molekularverdichtetem Stahl zu verstehen hat. Sein Schmelzpunkt liegt bei vierzehntausend Hitzegraden; in Celsius gemessen! Von seiner Festigkeit will ich gar nicht reden. Aus dem gleichen Material wurden die Zellen und Triebwerke der neuen Raumschiffe hergestellt. Eine Tonne Trimolnital-Stahl kostete vierhundertzweiunddreißigtausend Dollar; eine kostspielige Angelegenheit.
Ich betrat den modern eingerichteten Vorraum, in dem mich eine adrette, gut aussehende junge Dame empfing. Sie lächelte; nahezu ein Wunder bei der allgegenwärtigen Sterilität und technifizierten Unpersönlichkeit, die hier herrschte.
»Dürfte ich Ihre ID-Marke sehen Miss?« sprach sich sie an. »Sie wirken gefährlich.«
Ihr Lächeln schien zu gefrieren. Sie wies auf ihre Position und die damit verbundene Überprüfung hin. Mein hintergründiges Kompliment über ihre Gefährlichkeit hatte sie einfach überhört. Das mißfiel mir. Wie lange dauerte es, bis in diesen Hallen Menschen menschlich wurden?
Ehe sie mich anmelden konnte, ertönte aus dem Lautsprecher über der Verbindungstür eine tiefe Stimme. Ich erkannte das Organ des Alten, der mich – wie gewohnt – unfreundlich anfuhr:
»Unterlassen Sie Ihre seltsamen Scherze, Miller. Kommen Sie rein. Oder soll ich Ihnen eine Einladung schicken? Miss Miller, sorgen Sie gefälligst dafür, daß dieser Jüngling nicht noch mal aus der Rolle fällt.«
Ich verzog das Gesicht. Zum Teufel, in dem Bau schien jeder und jede »Miller« zu heißen.
»Angenehm, ebenfalls Miller«, sagte sie ironisch. »Benehmen Sie sich bitte. Sie sind dienstlich hier.«
Im Lautsprecher zischte etwas. Das Geräusch konnte nur der Chef verursacht haben. Ich beeilte mich, durch die automatisch aufgleitenden Doppeltüren zu gehen. Vor mir befand sich ein fensterloser Saal. Das Fehlen des natürlichen Sonnenlichtes bemerkte man aber kaum, da drei Bildwände und eine duftvariable Klimaanlage den Eindruck vermittelten, als läge der Raum in einem gepflegten Park.
Hinter dem, den Blick auf sich ziehenden, Schreibtisch, der zur Hälfte mit Visiphongeräten, Kippschaltern und Fernmeßinstrumenten überhäuft war, saß ein untersetzter, breitschultriger Mann. Sein Gesicht war tief gebräunt. Melierte Borstenhaare und ein struppiger Oberlippenbart vollendeten den Eindruck, einem von Wind und Wetter gegerbten Seemann alter Prägung gegenüberzustehen.
In den grauen Augen lag ein ironischer Schimmer. Die Hände ruhten geballt auf dem metallenen Ungetüm, zu dem er Schreibtisch sagte.
Das war Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, Oberbefehlshaber und Gründer der GWA. Das war der Mann mit den weitreichendsten Vollmachten der amerikanischen Geschichte.
Prüfend sah mich der Chef an. Ich verbeugte mich und heuchelte Unbefangenheit. Schließlich kannte ich General Reling schon seit etwa vierzehn Jahren. Er war mit meinem Vater befreundet gewesen. Das war auch der Grund, warum ich mich damals zur Aufnahmeprüfung angemeldet hatte.
Ich wollte etwas sagen, als er grollend rief:
»Keine Bemerkungen, bitte, Sie sogenannter Spaßvogel. Sprechen Sie kein Wort, sondern passen Sie auf.«
Einen GWA-Agenten kann so schnell nichts verblüffen. Ich schwieg und bemühte mich, möglichst ernsthaft zu wirken.
Spaßvogel hatte er mich genannt! Nun, er schien wieder einmal in Fahrt zu sein.
»Von wem stammte der Witz, der Ihnen im Lift erzählt wurde?« fragte er aufgebracht. »Oder glauben Sie etwa, die Schilderung entspräche der Wahrheit?«
Ich machte »hmmm« und flüsterte:
»Ich darf nicht sprechen Sir. Ihr Befehl.«
Er starrte mich unbewegt an, doch in seinem Gesicht zuckte es verdächtig. Wenn man mit dem Alten alleine war, gab er sich immer menschlich. Nur draußen war er der harte, eiskalte und ungemein logisch denkende Vorgesetzte.
»Sie sollen auch weiterhin schweigen. Warten Sie.«
Er berührte einen Knopf. Rechts von mir öffnete sich eine Tür. Zwei Männer traten ein, von denen einer besonders bemerkenswert war.
Er war klein, dunkelhäutig und schmächtig. Sein Gesicht wurde von zwei großen Augen geprägt. Sie schienen ein verzehrendes Feuer auszustrahlen. Er sah wie ein Eurasier aus. Irgendwie wirkte er unheimlich.
Er sah mich nicht direkt an. Der andere Mann war hochgewachsen und machte auf mich den Eindruck eines weltweit erfahrenen Intellektuellen.
General Reling stellte mir die Männer nicht vor. Er gab dem Schmächtigen ein Handzeichen und deutete mit dem Kopf auf mich. Langsam drehte sich der Eurasier um – und plötzlich war mir, als fiele ich in einen Abgrund.
Es waren seine Augen; seine großen, brennenden und zwingenden Augen, von denen ich gefesselt wurde. Ich fühlte mich verwirrt. Seltsame Gefühle wollten mich übermannen. Instinktiv aufbegehrend, rang ich um meine Fassung. Dann war ich wieder psychisch vollkommen klar.
Gelassen blickte ich in diese brennenden Augen, steckte ostentativ die Hände in die Taschen und erkundigte mich, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich mir eine Zigarette anzündete.
Sein Gesicht verzerrte sich. Die dunkle Haut verfärbte sich grauweiß. Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn. Die kleine Gestalt krampfte sich zusammen, starr sah er mich an.
Ich rauchte mit Genuß und lächelte still in mich hinein. Ich wußte genau, was die Geschichte zu bedeuten hatte.
Der Mann begann zu stöhnen. Plötzlich erklang die Stimme des Alten.
»Hören Sie auf, Doktor. Wenn Sie so weitermachen, verliere ich meinen besten Psychiater. Hören Sie auf.«
Der kleine Mann stöhnte nochmals und fuhr sich mit der Hand über Stirn und Augen. Dann sank er in einem Sessel zusammen. Er schien restlos erschöpft zu sein.
»Das ist Dr. Hatteras, Facharzt für Psychotherapie«, erklärte General Reling, anscheinend befriedigt. »Es gibt auf dieser Welt keinen Menschen, dessen parapsychische Fähigkeiten stärker sind. Er hat alle verfügbaren Kräfte aufgeboten, um Sie zu hypnotisieren. Wie konnten Sie das aushalten?«
Ich zuckte mit den Schultern. Offenbar erregt ergriff Dr. Hatteras’ Begleiter das Wort.
»Sir, was haben Sie verspürt? Haben Sie sich unwohl gefühlt? War Ihnen, als wäre etwas Fremdes – etwas, was Sie nicht mit Ihrem vollen Bewußtsein erfassen konnten, in Ihr persönliches Ich eingedrungen? Sprechen Sie! Ich bin noch keinem Menschen begegnet, der fähig gewesen wäre, die Kräfte meines Kollegen zu neutralisieren. Ich kann Ihnen versichern, daß es keinen besseren Mann auf diesem wissenschaftlichen Grenzgebiet gibt.«
Ich jubelte innerlich. Dankbar dachte ich an Professor Dr. Geoffry H. Horam, der mir zwei winzige Nervenfasern innerhalb meines Großhirns durchtrennt hatte. Ihm hatte ich dieses sogenannte ›Phänomen‹ zu verdanken.
Der Alte sah mich warnend an. An seinem Blick erkannte ich, daß die beiden Wissenschaftler über meine Operation nicht unterrichtet waren. Kein Wunder, daß meine Reaktion für sie unbegreiflich erschien.
»In Ordnung, Doktor«, besänftigte Reling. »Beginnen Sie bitte mit dem zweiten Versuch, aber diesmal mit einer Droge. Miller, ziehen Sie Ihre Jacke aus und entblößen Sie den rechten Arm.«
Ich gehorchte widerstrebend. Der schlanke Mann befand sich in einer Art fieberhafter Erregung. Er füllte eine Injektionsspritze mit einer zartblauen Flüssigkeit. Ich begann zu transpirieren, als ich das Mittel sah. Es handelte sich um Ralowgaltin, benannt nach dem Entdecker Ralow. Wir kannten und fürchteten es als Verhördroge, die man zur Ausschaltung der menschlichen Willenskraft entwickelt hatte. Ich hatte bereits einmal ihre Wirkung erlebt und unter ihrem Einfluß alles ausgesagt, was man von mir wissen wollte.
Ich blieb stehen, als er mir die Nadel in die Vene einführte und den Inhalt sehr rasch injizierte. Er preßte mir einen desinfizierenden Tupfer auf den Einstich und führte mich zu einem Sessel, in dem ich betont gelassen Platz nahm. Dabei fiel mir ein, daß mich der Alte schon wieder einem nicht ungefährlichen Experiment aussetzte. Ich warf ihm einen unfreundlichen Blick zu. Er räusperte sich.
Sie beobachteten mich angespannt. Unaufhörlich sahen sie auf die Uhr.
Nach drei Minuten wurde mir übel. Ich mußte mich anstrengen, mich nicht zu übergeben. Das war auch alles. Mir war, als hätte ich etwas zuviel getrunken.
»Wer sind Sie?« eröffnete Dr. Hatteras seine Befragung. »Was haben Sie vor einer Stunde getan? Wann wurden Sie geboren?«
Die Fragen verrieten mir, daß sie mich für erledigt hielten. Bei jedem anderen Menschen wäre das auch unweigerlich der Fall gewesen.
Ich überwand meine Übelkeit und stöhnte:
»Fragen dieser Art sind innerhalb der GWA-Gemäuer anstößig. Geboren werde ich wahrscheinlich übermorgen. Demzufolge war ich vor einer Stunde noch gar nicht auf der Welt. Mein Name ist Miller, sogar mit zwei ›L‹. Hätten Sie nun etwas dagegen einzuwenden, wenn ich meinen risikofreudigen Vorgesetzten um eine halbe Flasche Whisky erleichtere? Mir ist nämlich ziemlich übel. Ralowgaltin schädigt den Kreislauf. Wußten Sie das nicht?«
Dr. Hatteras und seinem Kollegen blieb fast das Herz stehen. Das war wenigstens mein Eindruck.
Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Alten. Die beiden Psychiater versuchten mit derart komplizierten Fachausdrücken eine Erklärung zu finden, daß meine Übelkeit alleine vom Zuhören stärker wurde.
Der Alte reichte mir eine kaum angebrochene Flasche. Ich nahm sie dankbar entgegen.
»Legen Sie sich auf den Boden«, forderte mich Dr. Hatteras auf. »Sie sind eine Henne. Legen Sie sich hin und gackern Sie. Sie sollen gackern!«
Ich fühlte mich schon wieder recht wohl. Relings ›Kreislauftropfen‹ waren erstklassig.
»Doc, Sie sollten darauf achten, bei diesem Experiment keinen Schock zu erleiden. Wir brauchen Sie noch. Wenn Sie aber unbedingt ein Gackern hören wollen – bitte!«
Ich gackerte. Naturgetreu!
»Legen Sie nur kein Ei!« beschwor mich der Alte.
»Unbeeinflußbar«, stellte Hatteras verwirrt fest. »Rätselhaft. Verstehen Sie das, Menchin?«
»Wir sollten die Ampullen auf ihren Inhalt überprüfen«, forderte Dr. Menchin. »Unsachgemäße Lagerung, unwirksam geworden … . viele Möglichkeiten.«
Der Alte rette mich vor den beiden Wissenschaftlern, indem er sie freundlich aber bestimmt hinauskomplimentierte.
Aufatmend strich er sich über die Stirn. Anschließend begann er zu lachen, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. Er schien sich köstlich zu amüsieren. War das noch der eiskalte und immer beherrschte Chef der allmächtigen GWA?
Ich sah ihn besorgt an, worauf er fast schrie:
»Sie sind die größte Rarität der Wissenschaftlichen Abwehr. Ist die Wirkung denn tatsächlich so durchschlagend? Ich kann es kaum glauben. Sie haben nicht einmal auf Ralowgaltin reagiert.«
»Sie machen mir Spaß, Chef! Erst schicken Sie mich durch die Hölle, und dann wundern Sie sich, daß ich nun Eigenschaften besitze, über die andere Leute nicht verfügen.«
Er wurde schlagartig ernst. Fast beschwörend, erstmals meinen Namen nennend, kam er zur Sache.
»Konnat, Sie ahnen nicht, was das für uns bedeutet! Ich habe vierzehn Männer zu Professor Horam geschickt. Jeder war vorher hundertfach getestet worden. Die Robotauswertung bestätigte den Erfolg mit achtundneunzigprozentiger Sicherheit. Trotzdem kam außer Ihnen nur noch ein Mann durch. Die anderen Jungs …!«
Er unterbrach sich. Ich wußte, weshalb er plötzlich so bedrückt war. Er brauchte nicht weiterzusprechen.
Eindringlich sah er mich an.
»Konnat, glauben Sie mir, ich habe allen Männern außer Ihnen gesagt, wie gefährlich der Eingriff ist! Sie haben es freiwillig getan, weil sie GWA-Leute waren. Ich sollte nicht erschüttert sein und bin es trotzdem. Mit Ihnen konnte ich über die Operation nicht sprechen. Ich hatte nicht den Mut dazu. Ihre Testergebnisse waren die besten von allen. Sie hatten gute Chancen. Deshalb habe ich mich entschlossen, ohne Ihr Wissen zu handeln. Wenn Sie sich geweigert hätten – ich hätte Sie nicht gezwungen! Ich habe gebangt, bis die ersten Nachrichten von Horam eintrafen. Ihr Vater war mein Freund. Als Sie damals zu mir kamen, waren Sie ein junger Mann von achtzehn Jahren. Nun arbeiten Sie schon seit vier Jahren für die GWA. Sie haben Erfolge errungen, die selbst Ihre ältesten Kollegen nicht aufweisen können. Ich setzte all meine Hoffnungen auf Sie, denn Sie wurden von den Elektroniken – ich erwähnte es bereits – als besonders geeignet bezeichnet. Das und Ihre großen Fähigkeiten stempeln Sie zu dem Mann, den ich unbedingt brauche. Sie ahnen nicht, was hinter den Kulissen wieder einmal gespielt wird.«
Ich schwieg, so hatte ich ihn noch niemals »kennengelernt«. Mir war, als brauchte er jemand, vor dem er sein Herz ausschütten konnte.
Es wurde still in dem großen Raum. Nur das Summen der Klimaanlage war zu hören.
»Es ist in Ordnung, Sir. Kann ich nun erfahren, was die Maßnahmen zu bedeuten haben?«
Plötzlich wurde er wieder zu dem Vorgesetzten mit dem undurchdringlichen Gesichtsausdruck. Er verbarg seine innersten Gefühle hinter seiner harten Schale, die kaum jemand so durchlässig gesehen haben mochte wie ich vor wenigen Augenblicken.
Ich fühlte aber, daß er dankbar war. Er war nie ein Freund vieler Worte oder großartiger Beteuerungen gewesen.
»Vor Ihnen liegt eine gewaltige Aufgabe, Konnat. Sie werden noch allerlei erdulden müssen. Man wird Sie verachten, verurteilen; in den Schmutz ziehen und in der Weltpresse als Verbrecher an der Menschlichkeit abstempeln. Ich darf weder eingreifen noch öffentlich erklären, wer Sie in Wirklichkeit sind. Es ist alles vorbereitet. Sie können sich darauf verlassen, daß wir kein Detail übersehen haben. Wir haben exakte Arbeit geleistet. Die Zeit drängt.«
Ich glaubte seinen Worten vorbehaltlos! Aber wie war das mit der Verdammung zu verstehen? Bei dem Gedanken rebellierte mein Magen, der infolge der Injektion noch immer angegriffen war.
Ich wollte etwas erwidern, doch er winkte kurz ab. Dann drückte er auf einen Schalter.
»Miss Bogard, schicken Sie den Leutnant herein. Er soll sich beeilen.«
Aha, also Bogard hieß die junge Dame. Ich lächelte. General Reling schaute mich durchdringend an.
»Sie sehen zwar gut aus! Sie sind durch und durch männlich. Ihr Gesicht wirkt bei verschiedenen Gelegenheiten etwas brutal. Sie sind groß, haben breite Schultern mit muskulösen Armen und feste Hände. Kurz, Sie sind ein Typ, der jede Frau anzieht. Aber meine Mitarbeiterinnen sind für Sie tabu. Das ist ein Befehl! Haben wir uns verstanden?«
Das war deutlich gewesen. Dieser Mann besaß die Angewohnheit, harmlose Menschen in ihrem innersten Ich zu erkennen.
»Wo bleibt MA-23, Miss Bogard?« rief General Reling ungeduldig in das Mikrophon.
»Sofort, Sir«, erklang ihre Stimme im Lautsprecher. »Er betritt soeben die Strahlschleuse.«
Der Alte nickte geistesabwesend und zog seine Uniformjacke glatt. Auf dem linken Ärmel schimmerte das GWA-Symbol.
»Wer ist das?« fragte ich. »MA-23, noch nie gehört. Ein Agent, der auf dem Mond eingesetzt wird?«
»Sie dürfen ausnahmsweise Fragen stellen, denn Sie werden mit dem Mann zusammenarbeiten«, entgegnete er knapp. »MA-23 ist ein Jahr lang als Chefpilot und Astronavigator auf dem Mondbasis-Versorgungsschiff R-95 geflogen. Zuverlässig, aktiv, tüchtig! Wir benötigen ihn dringend. MA-23 hat auf dem Erdtrabanten zwei Anschläge aufgedeckt, die sich gegen unsere neuen Uran-Verwertungsanlagen richteten. Haben Sie davon gehört?«
Ich nickte. Der Einsatz war nicht einfach gewesen. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich in Asien andere Aufträge zu erledigen gehabt.
»Schön, Sie werden also mit ihm arbeiten. Er gibt sich betont eigenartig. Wenn er seine Aufgaben nicht so hervorragend löste, hätte ich ihn längst aus dem aktiven Dienst entlassen. Er hat ein lockeres Mundwerk. Dies ist aber eine angeborene und deshalb psychologisch begründete Eigenschaft, die wir nicht ändern können. Sie wissen, welchen Wert ich darauf lege, meine Leute nicht in eine Schablone zu pressen. Jedermann soll und muß seine Individualität behalten. Auch Sie haben Ihre Eigenarten, Konnat! Sehr respektvoll sind Sie auch nicht.«
Ich hustete dezent. Reling kam allmählich in Fahrt.
»Ich weiß aber, was ein Befehl bedeutet, Chef. Kann man sich mit dem Kollegen vertragen?«
Er schmunzelte hintergründig. Von da an wurde ich nervös. Wenn der Alte derart die Lippen verzog, hatte er einen dicken Trumpf in der Hand.
»Warten Sie ab! Es dürfte wesentlich auf Sie ankommen. Wenn Sie MA-23 nicht gefallen, wird er es Ihnen in aller Offenheit sagen und sich nicht daran stoßen, daß Sie ein Captain sind. Erwarten Sie keine Unterwürfigkeit und fordern Sie auch keine. Das bedeutet nicht, daß er sich Ihren Anweisungen widersetzen würde; aber er legt Wert darauf, seine Gleichwertigkeit ständig zu demonstrieren. Diese Haltung ist auf seine physischen Mängel zurückzuführen. Das behaupten wenigstens unsere Psychologen.«
Hmmm – physische, also körperliche Mängel. Ich war neugierig, diesen Mann kennenzulernen.
Allmählich kehrte mein Wohlbefinden zurück. Die Wirkung der Ralowgaltin-Injektion klang ab. Zögernd fragte ich:
»Sie sprachen von einem Mann, der außer mir den Eingriff ebenfalls überstanden hätte. Ist das etwa mein sonderbarer Kollege?«
»Er ist es. Erstaunlich, daß er es durchgehalten hat. In ihm steckt mehr, als man beim ersten Blick vermuten könnte.«
»MA-23 ist im Vorraum Sir«, meldete sich die Vorzimmerdame über den Lautsprecher.
General Reling betätigte den Öffnungskontakt.
»Soll ’reinkommen.«
Die Doppeltüren schwangen auf. Ich vernahm Schritte. Es hörte sich an, als käme eine Frau herein.
»Helauuuu …« rief eine Stimme, die rauh und heiser klang. »Ah, das ist gut. Hier trinkt jemand scharfe Sachen. Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, Chef, wenn ich mich dazu einlade?«
Ich erstarrte. Sprachlos blickte ich den Alten an.
Tatsächlich, der Besucher zeigte keine Spur von Respekt. Ich hätte es niemals gewagt, meinen höchsten Vorgesetzten so zu begrüßen.
General Reling setzte seine grimmigste Miene auf, aber das schien unseren Gast nicht zu stören. Er lachte vergnügt. Langsam drehte ich mich um. Was ich sah, war unglaublich.
Ich schloß die Augen, öffnete sie aber sofort wieder. Nein, so ein Geschöpf hatte ich noch nie gesehen. Agent MA-23 war in einer reichlich saloppen Freizeitjacke und karierten Röhrenhosen erschienen. Die Hände hatte er bis zu den Ellbogen in den Taschen versenkt. In regelmäßige Abständen vollführte er mit den Schultern Bewegungen, als bemühte er sich, die übermäßig wattierten Schulterteile seiner Jacke in die richtige Lage zu rücken.
Ein Lachen glitt über sein Gesicht. Als er mich ansah, schienen tausend Teufel in seinen Augen zu tanzen. Sie waren hellblau und zeigten einen verschmitzten Ausdruck.
Seine Haut schien nur aus Falten und Runzeln zu bestehen. Außerdem war sie mit zahlreichen Sommersprossen übersät. Er hatte rostrote Haare und eine nach oben gewölbte Stubsnase mit ungeheuer großen Öffnungen.
Wenn MA-23 nur nicht so unverschämt gegrinst hätte! Es war eine direkte Herausforderung, zumal seine Lippen übermäßig breit ausgebildet waren. Wenn er lachte, mußten seine Segelohren Besuch erhalten. Derart riesige Gebilde hatte ich bislang nur auf Karikaturen gesehen.
Seine Haltung konnte man nur mit einem Fragezeichen vergleichen. Von Figur war er ein dürrer Zwerg. Er konnte mir bestenfalls bis an die Schultern reichen.
Ich war erschüttert.
Agent MA-23 stand ruhig im Zimmer. Er schien nicht daran zu denken, die Hände aus den Taschen zu nehmen. Sein Grinsen wirkte allmählich ansteckend.
Ich kniff die Augen zusammen und sah den General an. In dessen Augen lag ein Schimmer, der in mir den Eindruck erweckte, als würde er sich innerlich köstlich amüsieren.
Hinter mir lachte mein zukünftiger Mitarbeiter so schauerlich, daß mir eine Gänsehaut über den Rücken lief. Und mit ihm sollte ich in den Einsatz gehen!
Der Alte räusperte sich.
»Nehmen Sie gefälligst die Hände aus den Hosentaschen. Leutnant! Setzen Sie sich und sprechen Sie erst, wenn Sie dazu aufgefordert werden.«
»Wenn Sie meinen, Chef!« krächzte mein Kollege. Bei dieser Antwort begann ich zu lachen. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich war gespannt, wie lange sich der Alte solche Töne gefallen lassen würde. Er schien aber von diesem GWA-Agenten allerhand gewöhnt zu sein.
Der Bursche schnupperte in der Luft herum. Es hörte sich an, als wären zehn Bulldoggen im Zimmer. Anscheinend sollte das eine ›stille‹ Aufforderung zum Spendieren eines Whiskys sein. Dann setzte er sich in den anderen Sessel vor dem Schreibtisch.
Affektiert schlug er die Beine übereinander und betupfte seine Lippen mit den Fingerspitzen.
Ich mußte meine ganze Willenskraft aufbieten, um mich einigermaßen zu beherrschen. Das war bestimmt der seltsamste Agent, der jemals zur GWA gehört hatte.
Relings Verhalten wurde immer abweisender. Seine drohenden Blicke schienen ihre Wirkung jedoch zu verfehlen. Der Leutnant veränderte seine Mimik um keine Nuance.
Reling stellte uns vor.
»Konnat, das ist Agent MA-23, laut Robotkartei GWA-Leutnant Utan.«
Utan hieß mein neuer Begleiter also. Einen treffenderen Namen hätte er gar nicht haben können. Ich mußte unwillkürlich an einen Orang-Utan denken, die malaiische Bezeichnung für eine Affengattung. ›Waldmensch‹ heißt das in der Übersetzung.
Die Lippen unseres Alten zuckten verdächtig. Ich wollte mich zusammennehmen und wenigstens den notwendigsten Takt bewahren, als mich der Zwerg vollständig aus der Fassung brachte.
»Bitte vollständiger, Chef«, empörte sich Utan. »Ich habe ein Recht darauf, mit meinem vollständigen Namen vorgestellt zu werden. Ich bin Hannibal Othello Xerxes Utan. Es genügt, wenn Sie Hannibal zu mir sagen, lieber Konnat.«
Jetzt war ich überfordert und lachte schallend. Auch der Alte kämpfte vergeblich um seine Beherrschung.
»Wer hat Ihnen denn diese sinnigen Namen gegeben«, erkundigte ich mich, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte.
»Meine Frau Mutter«, erklärte er hoheitsvoll. »Sie war eine gebildete Frau und hat von antiken Feldherren und Königen viel gehalten. Auch mit Shakespeare war sie vertraut!«
General Reling und ich brachen erneut in Gelächter aus.
»Potz Blitz, was schreiet Ihr mir so ins Angesicht? Was ficht euch an?« rief der Kleine dazwischen.
»Was soll das nun wieder«, stöhnte ich. »Sind Sie übergeschnappt?«
»Nee«, feixte er. »Auf Grund meiner bedeutungsvollen Namen fühle ich mich jedoch genötigt, mich gelegentlich in einer spät-mittelalterlichen Ausdrucksweise zu äußern. Finden Sie mich nicht einmalig?«
Ich will es kurz machen! Ich brauchte zehn Minuten, bis ich mich einigermaßen erholt hatte. Der Bursche hatte ein Gemüt! Inzwischen hatte ich erkannt, daß sein äußerer Ausdruck in der Tat täuschte. Hannibal wußte genau, was er tat und sprach. Sein Gebaren war weiter nichts als eine vorzügliche Maske. Das mußte ich neidlos anerkennen. Wenn dieser Mann seine Gegner nicht täuschen konnte, dann konnte das niemand.
Ich sah ihn aus vor Lachen tränenden Augen an und reichte ihm die Flasche hinüber. Er nahm sie erfreut in Empfang.
»Ersticken Sie nicht an dem scharfen Stoff, edler Löwe von Karthago. Ich bin übrigens Captain Thor Konnat. Mein Arbeitsgebiet lag bisher in Ostasien.«
Er pfiff schrill und laut. Für wenige Sekunden verschwand seine Heiterkeit. Seine hellen Augen blickten scharf und intelligent.
»Allerhand«, sagte er kurz. »Danach waren Sie der Mann, der das nordchinesische Atomwerk ausfindig gemacht hat, das von der internationalen Atomkontrollkommission nicht genehmigt war. Als das Werk in die Luft flog, war ich gerade auf Raumstation Terra II. Ich habe den Atompilz mit bloßen Augen sehen können. Allerhand! Freut mich, daß ich Ihnen zugeteilt wurde.«
»Die ersten vernünftigen Worte seit Ihrem Eintritt«, bemerkte der Chef. »Captain Konnat ist der andere Agent, der außer Ihnen den Eingriff überstanden hat.«
Der Kleine musterte mich abschätzend.
»Also sind auch Sie durch die Hölle gegangen«, flüsterte er. »Eben erst angekommen, oder waren Sie schon vor mir dran?«
»Heute entlassen worden«, warf General Reling ein. »Es war höchste Zeit. Sie müssen mit Ihrer Arbeit beginnen. Sie haben sich ab sofort zu duzen, damit Sie sich daran gewöhnen. Das ist ein Befehl!«
Ich runzelte die Stirn. Der Kleine wandte keinen Blick von mir. Seufzend hielt ich ihm die Rechte hin, in der seine Hand fast verschwand.
»Okay«, lachte er. »Ich bin also Hannibal. Zu dir sage ich Langer; das liegt mir besser als dein Göttername. Deine Mutter hat sich wohl an die nordische Mythologie gehalten, was? Wir sind also artverwandt. Das gefällt mir.«
Der Alte erhob sich und beendete unsere Unterhaltung.
»Kommen Sie mit. Ich werde Sie mit Ihrer Aufgabe vertraut machen. Wir müssen dazu die elektronische Datenauswertung in Anspruch nehmen.«
Mir stockte der Atem. Dem Zwerg erging es ebenso. Sprachlos sah er mich an.
Er hatte auch allen Grund dazu, denn ich konnte mich nicht erinnern, daß der Chef jemals zwei Männer in das Allerheiligste der GWA mitgenommen hatte. Schlagartig erkannte ich, wie wichtig und bedeutungsvoll die Aufgabe sein mußte, an deren Lösung wir arbeiten sollten.
Innerlich begann ich zu vibrieren, als der General an einen schweren Tresor trat, dem er ein Schlüsselgerät entnahm.
Es war ein winziges und äußerst kompliziertes Elektronengehirn, in dessen Kapazitronen der Kode enthalten war, mit dem man jene Panzerschotte öffnen konnte, die zu den Sälen mit der Robotkartei führten. Die Schlösser, die mit dem Kodegerät gleichgeschaltet waren, reagierten auf den millionenfach zerhackten Impulsstrom, der alleine eine Auslösung der Öffnungskontakte bewirken konnte.
Wortlos steckte General Reling das rohrförmige Gerät in seine kurze Uniformjacke und gab uns einen Wink. Er mußte bemerkt haben, daß wir mehr als sprachlos waren, aber er unterließ jede Bemerkung.
Welches Vertrauen mußte uns dieser sonst so argwöhnische Mann entgegenbringen!
Er schnallte sich den Waffengürtel um die Hüften. In dem Halfter steckte einer der grauenhaften Säurestrahler. Die Waffe war groß und durch den Preßzylinder unhandlich. Sie war auch nur im Nahkampf zu gebrauchen. Allerdings war sie dann von verheerender Wirkung.
Er wußte, daß wir unbewaffnet waren. Dennoch schien er diese Vorsichtsmaßnahme für richtig zu halten.
Hannibal verzog die Lippen, unterdrückte aber jede Bemerkung.
Reling öffnete eine schwere Stahltür. Sie glitt in die Wand zurück und gab einen schmalen Betongang frei, in dessen Wänden die verschiedenartigsten Vernichtungswaffen installiert waren. Fernsehkameras überwachten laufend diesen einzigen Zugang zu den Robotkarteien. Aus diesem Grunde konnte auch der Chef nicht einfach eintreten. Über ein Sichtsprechgerät gab er einige Befehle an die Männer der Wache, die in einem anderen Raum hinter ihren Bildschirmen saßen und unablässig den Zugang beobachteten.
Kurze Bestätigungen klangen aus den Lautsprechern. Der Alte schritt voran.
Wir folgten mit gemischten Gefühlen. Immer wieder mußte ich auf die gepanzerten Sprühdüsen der eingebauten Säurestrahler blicken. Ich sah auch die Mündungen der Maschinenkanonen und die Elektroden der Lichtbogen-Strahlschirme, die mit Temperaturen von fünfzigtausend Grad Celsius und Stromstärken von eintausendfünfhundert Ampere arbeiteten.
Wenn ein Fremder ohne Genehmigung eindrang, war er rettungslos verloren. Es war ein seltsames Gefühl, unter und an den tödlichen Sicherungen vorbeizugehen, die sich teilweise automatisch auslösten, wenn sie nicht vorher ausgeschaltet worden waren.
General Reling öffnete mit dem Schlüsselgerät insgesamt vier Panzertüren aus Trimolnital-Stahl. Dabei meinte er:
»Wenn es einem Unbefugten einmal wider Erwarten gelingen sollte, alle Abwehreinheiten zu überwinden und überdies die Schotten zu öffnen, dann würden die Speicherdaten automatisch gelöscht. Für diesen Fall haben wir besondere Vorkehrungen getroffen. Die Kartei ist das eigentliche Herz der GWA. In ihr sind nicht nur die Namen, Bilder, Fingerabdrücke, Blutgruppen und Gehirnwellenlängen unserer Agenten festgehalten, sondern auch sämtliche Unterlagen, Ergebnisse und Geheimnachrichten, die die GWA jemals erhalten hat. Sie wissen, was das bedeutet!«
O ja, das wußten wir sehr gut.
Nach zehn Minuten betraten wir einen kleinen Vorraum, anschließend einen quadratischen Saal von riesigen Ausmaßen. Er war hell erleuchtet. Auch hier drohten automatische Abwehrwaffen. Auf der ganzen Welt gab es kein Archiv, das so stark abgesichert war.
Ich erblickte die elektronische Robotkartei. Sie war nichts anderes als ein vielseitiges und hochwertiges Elektronengehirn. Ich betrachtete die Maschinenungeheuer und die Schalttische, von denen aus die Programmierungen vorgenommen wurden.
Die Kartei bestand aus zahlreichen Großrechnern für verschiedenartige Aufgaben. Mit Hilfe einer koordinierenden Synchronschaltung konnten in Minuten Probleme gelöst werden, an denen hundert Mathematiker vom Format eines Einstein Jahrzehnte hätten arbeiten müssen.
Ich war überrascht. Sogar Hannibal machte keine unpassende Bemerkung.
Wir waren allein. Reling schaltete die Aufnahmemikrophone der akustischen Überwachung ab. Von nun an konnte niemand mehr mithören, was in dem Saal gesprochen wurde.
Er bot uns zwei Konturensessel vor dem großen Schaltaggregat an und setzte sich ebenfalls.
»Wir wollen beginnen, meine Herren. Ich mache es so kurz wie möglich, denn sehr viel kann ich Ihnen noch nicht sagen. Das, was ich wissen will, müssen Sie erst herausfinden.«