* 14 *
Tash wollte zurück zum Turbolift rennen, doch einer der Knubbel löste sich von der Decke. Sie sprang zur Seite, und das schleimige Wesen klatschte auf den Boden. Es kroch auf sie zu, und Tash wich ein paar Schritte in den Gang zurück.
Sie mußte zu den Liften. Meine Güte, allein hätte sie niemals hierherkommen sollen.
Vielleicht kann ich drüber wegspringen, dachte sie.
Dazu erhielt sie allerdings niemals die Gelegenheit. Ein leises Schlürfen über ihr warnte sie, und sofort hastete sie zur Seite, während der nächste Knubbel herunterkam. Und dann noch einer und noch einer. Innerhalb weniger Augenblicke war der ganze Boden mit ihnen bedeckt. Tash unterdrückte einen Schrei und rannte den Gang entlang. Und die schleimigen Knubbel krochen ihr hinterher.
Ihr blieb also keine andere Wahl. Daher lief sie los, vom Fahrstuhl fort, in dem Wissen, daß die Schleimmonster zu langsam waren, um sie einzuholen. Nach einer Weile verloren die Kreaturen das Interesse an ihr und krabbelten wieder an den Wänden hoch.
Und dort würden sie auf Tash lauern, falls sie versuchte, zu den Liften zurückzukehren. Daher mußte sie sich dem stellen, was immer sie im Inneren der Zikkurat erwartete.
Der Gang verzweigte sich nicht, also mußten Hoole und Kavafi hier ebenfalls entlanggekommen sein. Sie schlich weiter, hielt sich im Schatten und suchte die Wände nach weiteren Schleimkugeln ab.
Ihre Kleidung war schweißnaß. Sie klebte ihr wie feuchte Bandagen auf der Haut. In ihrem Arm war das Pochen fast unerträglich geworden. Sie zog den nassen Ärmel hoch und betrachtete die riesige Beule, die an der Stelle wuchs, wo sie die Spritze bekommen hatte. Inzwischen hatte sie sich dunkler verfärbt, und das schmutzige Braun verteilte sich langsam über den ganzen Arm.
Ihr war, als wäre sie Stunden so gegangen, als sie endlich vor sich ein helleres Licht sah. Der Korridor verbreiterte sich zu einer weiten Halle, von der viele Tunnel in verschiedene Richtung abzweigten. Obwohl die Halle leer war, hörte Tash gedämpfte Stimmen und Lärm von Maschinen.
Sicher fühlte sie sich hier unter den hellen Leuchtpaneelen nicht. Vielleicht hielten sich Sturmtruppen in der Nähe auf, und die würden sie an diesem Ort bestimmt nicht gern sehen. Alles, wonach sie sich jetzt noch sehnte, war, die Zikkurat lebend zu verlassen.
Sie drückte sich an die Wand, erreichte den ersten Gang und betrat ihn leise. Wie der Tunnel, der von den Liften hierherführte, war er dunkel, und im Schatten kam sie sich nicht so vor, als würde sie auf dem Präsentierteller stehen.
Wenn sie nur endlich einen Ausgang finden würde.
Vor sich sah Tash, daß man die Steinwände durch eine Reihe durchsichtiger Plexiformpaneele ersetzt hatte. Vorsichtig spähte Tash durch das erste, das sie erreichte. Sie blickte in einen kleinen Raum, dessen Wände, Boden und Decke in kaltem Weiß gehalten waren. Möbel sah sie keine, und auch keine Steuerungen für Comlinks oder Vidcams. Das Ganze wirkte wie eine Zelle. In der Mitte lag einer der Knubbel. Tash vergewisserte sich, ob wirklich niemand in der Nähe war, und trat vor das Plexiformpaneel.
Der Knubbel sprang auf sie zu. Er donnerte gegen die durchsichtige Barriere und glitt langsam daran zu Boden. Wie riesig der war!
Wieder machte er einen Satz auf Tash zu.
Tash wandte sich ab und folgte weiter dem Gang. Sie kam an sechs oder sieben weiteren transparenten Paneelen vorbei, und in jedem dieser identischen Räume befand sich jeweils eines der schleimigen grünen Dinger.
Obwohl sich die Zellen stets glichen, stellte Tash bei den Knubbeln Unterschiede fest. Denn je weiter sie kam, desto kleiner wurden sie, als würde der erste Raum einen vollausgewachsenen Knubbel enthalten, während die hinteren in der Reihe noch wuchsen.
Die größten Knubbel waren die angriffslustigsten, und sie krachten gegen das Plexiform, das sie von Tash trennte. Die kleineren hockten einfach auf dem Boden und zitterten.
Schließlich erreichte Tash eine Zelle, in der ein Knubbel in der Größe und Form einen Mannes lag. Tash konnte sich beinahe die Gestalt des Menschen unter dem Schleim vorstellen. Der Anblick ließ sie schaudern.
Und beim Anblick des nächsten schrie sie laut auf.
Diese Zelle enthielt keinen Knubbel. Darin lag ein grünhäutiger Rodianer – der gleiche Rodianer, der verhaftet worden war. Er schnappte keuchend nach Luft. Eine dicke Schicht Schleim bedeckte seine Brust und seinen Rücken. Schleimstränge zogen sich zudem über seine Beine und Arme.
Tash spürte, wie sich ihr vor Ekel der Magen umdrehte. Der Mund des Rodianers bewegte sich. Doch das Plexiform war schalldicht, daher konnte sie nicht verstehen, was er sagte. Allerdings war es nicht schwer, ihm die Flüche von den Lippen abzulesen. Er kämpfte verzweifelt gegen den Schleim an und versuchte ihn abzuschütteln. Statt dessen wuchs der Berg über ihm noch an und begrub ihn fast unter sich.
Tash hatte vor Angst die Augen weit aufgerissen. Eine solche Art der Fortpflanzung hatte sie schon einmal beobachtet, als sie im Behandlungszimmer durch das Elektroskop geblickt hatte.
Sie wußte, sie hatte ein Virus vor sich.
Der Rodianer stieß einen Schrei aus und kämpfte mit letzter Kraft gegen die ekelhafte Masse auf seinem Körper. Das Virus teilte sich erneut, und der Rodianer verschwand schlicht und einfach.
Tash wollte schlucken, aber ihr Mund war trocken wie Sand.
Bei diesen Knubbeln handelte es sich um Leute, die mit einem Virus infiziert waren.