Ich blieb noch einen Moment lang liegen und nahm so viel Sauerstoff wie möglich in meine Lungen auf. Dann zwang ich mich dazu, aufzustehen. Im Haus herrschte völlige Stille. »Du dumme, alte Schachtel«, flüsterte ich und beugte mich über den Leichnam. »Man legt kein Papier in ein Wärmespeicherfach.« Ich mochte vielleicht keine großartige Hausfrau sein, aber das wusste sogar ich.
Finster sah ich sie an. Sie hatte mein Leben für einen Augenblick ziemlich in Gefahr gebracht. Oder vielmehr machte mir ihr Meister das Leben zur Hölle. Aber wer war ihr Meister? Einer der Tartaros-Dämonen? Hatten sie bereits durch das Buch zu ihren Untergebenen gesprochen? Und waren diese vielleicht aufgebracht, weil ich ihr gemütliches kleines Kommunikationssystem lahmgelegt hatte?
Oder verbarg sich hinter diesem Meister jemand ganz anderes? Ein Dämon höherer Ordnung, der nicht in Ketten lag? Ein Dämon, der vielleicht seinerseits die Tartaros-Gefangenen befreien wollte? Schließlich klangen diese Typen ziemlich mächtig. Sie würden wahrscheinlich verdammt dankbar sein, wenn man sie befreite. Für einen Dämon höherer Ordnung, der eine Armee aufbauen wollte, würde einer, der lange Zeit im Tartaros eingesessen hatte, einen echten Zugewinn bedeuten.
Ein Weilchen dachte ich über diese Fragen nach. Es frustrierte mich, weil ich noch immer keine einzige von ihnen befriedigend beantworten konnte. Noch schlimmer jedoch war, dass ich nun auch noch eine Leiche am Hals hatte. Ich starrte sie an. Was sollte ich mit ihr machen? (Ich kann ja irgendwie verstehen, dass die Forza nicht mehr haargenau die gleiche Organisation ist, die sie früher einmal war. Aber ein wenig mehr Hilfe, um den Jägern zu assistieren, wenn es darum geht, die dämonischen Überreste zu beseitigen, wäre wirklich nicht zu verachten.)
Ich entschied mich für die Garage. Zum einen konnte ich den Körper dorthin bringen, ohne durch das Wohnzimmer gehen zu müssen (und möglicherweise dort Allie anzutreffen, von der ich immer noch nicht glauben konnte, dass sie überhaupt nichts gehört hatte). Zum anderen hatte Stuart mehrere Abdeckplanen in einer Ecke der Garage deponiert, weil er irgendwann einmal vorhatte, unser Badezimmer neu zu streichen. Da ich vermutete, dass mein Mann das Innere eines Baumarkts bestimmt nicht vor der Wahl erblicken würde, konnte ich die Leiche dort problemlos verstecken. Zumindest, bis mir ein besserer Plan einfiel.
Ich hatte gerade den toten Dämon unter den Achseln gepackt, als Allies Ruf durch das ganze Haus schallte. »Mami! Maami!«
»Einen Augenblick!« Ich ließ den regungslosen Körper los, achtete aber darauf, dass der Hinterkopf auf meinem Fuß landete, um nicht zu viel Lärm zu machen. Dann eilte ich ins Wohnzimmer. Hier war zum Glück keine Allie zu sehen. »Was ist los?«, rief ich nach oben.
Ihr Kopf tauchte über dem Treppengeländer auf, und sie sah mich mit gerunzelter Stirn an. »Was war das denn für ein Lärm?«
»Lärm?«, wiederholte ich und überlegte mir, weshalb meine Tochter auf einmal eine derart lange Reaktionszeit an den Tag legte.
»Ja. Ich habe irgendetwas gehört. Vor einer Minute oder so.« Sie begann, die Treppe herunterzukommen. »Hast du nichts gehört?«
»Äh…« Ich hielt hastig eine Hand hoch, um sie aufzuhalten. »Ach so. Das… Ach, das war nichts weiter. Ich habe nur aus Versehen ein Kuchenblech fallen lassen. Das macht immer einen Höllenlärm auf den Fliesen. Das weißt du doch.«
»Machst du etwa einen Kuchen? Oder Kekse? Ach, Mami! Du weißt doch, dass ich nichts mit gesättigten Fettsäuren esse!«
»Ich habe nur ein paar Dinge umgeräumt«, schwindelte ich. »Und außerdem hast du heute morgen Pfannkuchen gegessen, die vor Butter und Sirup nur so troffen.«
»Das war etwas ganz anderes!«
»Hm…«
Sie hielt sich am Geländer fest und legte ein Bein darauf, um so ein wenig hin und her zu schaukeln. »Dann brauchst du also keine Hilfe, oder?«
»Nein«, erwiderte ich fröhlich. »Alles unter Kontrolle, mein Schatz.«
»Kann ich dann wieder in mein Zimmer gehen?«
»Denkst du, ich würde es wagen, mein Mädchen länger als nötig von seinem neuen i-Pod fernzuhalten?«
Sie rollte mit den Augen und ging zurück in ihr Zimmer.
Ich gab ihr genügend Zeit, um sich wieder einzustöpseln, und kehrte dann in die Küche zurück. Die Tote lag noch immer an derselben Stelle. Sie starrte mich mit ihrem unverletzten Auge an. Ich blickte weg. Es befriedigte mich jedes Mal, wenn ein Dämon auf diese Weise das Zeitliche segnete, und ich hatte so etwas schon oft getan, aber trotzdem wurde ich ein gewisses Ekelgefühl einfach nicht los.
Wieder packte ich den toten Dämon unter den Achseln, und wieder wurde ich unterbrochen. Diesmal war es das Läuten des Telefons. Ich ließ den Leichnam an der Stelle liegen, an die ich ihn gezerrt hatte – auf halbem Weg in die Garage, die Schultern bereits an die Tür gelehnt –, und rannte zum Telefon. »Ja – hallo?«
»Ich bin es«, begrüßte mich Laura. »Ich mache mir allmählich Sorgen.«
»Inzwischen ist alles wieder in Ordnung«, erklärte ich. Dann warf ich einen Blick auf die Tote. »Obwohl… Da gäbe es durchaus eine Kleinigkeit, bei der du mir behilflich sein könntest…«
»Bist du dir wirklich sicher?«, fragte ich, als wir uns hinunterbeugten und die Leiche, die inzwischen in die Abdeckfolie gewickelt war, an beiden Enden packten – ich beim Kopf und Laura an den Füßen.
»Oh, ja«, antwortete Laura entschlossen. »Das bin ich mir. Absolut.«
Sie und Timmy waren etwa eine Viertelstunde zuvor zu mir herübergekommen. Nachdem wir den kleinen Kerl mit einer Schachtel Duplosteine und einer DVD mit den Dora-Filmen im Wohnzimmer geparkt hatten, hatte ich Laura mit mir in die Garage gezogen. Dort hatte ich den toten Dämon vor die Gefriertruhe gelegt.
»Ich muss die Leiche unbedingt in die Kathedrale bringen«, hatte ich ihr erklärt. Father Ben mochte vielleicht noch nicht lange als alimentatore arbeiten, aber er hatte sich bereits mehrmals als sehr erfindungsreich erwiesen, wenn es darum gegangen war, tote Dämonen zu entsorgen. Inzwischen benutzten wir die Krypta unter der Kathedrale, um die Leichen dort zu verstecken.
Das Problem dabei war nur, dass die Familien der Toten (also derjenigen, deren Körper der Dämon infiltriert hatte) glaubten, dass sich ihre geliebten Angehörigen einfach aus dem Staub gemacht hatten. Leider blieb uns keine andere Wahl. Wir hätten natürlich die Leichen irgendwo ablegen können. Aber es gab keine Möglichkeit, das zerstörte Auge zu kaschieren, und normalerweise wird die Polizei misstrauisch, wenn sie über derartige Verletzungen stolpert. Es hätte bestimmt eine Untersuchung gegeben. Wenn ihre Nachforschungen bis zu mir geführt hätten – nun ja… Was hätte ich dann tun können? Ich hatte wahrlich keine Lust, Weihnachten in einem Besucherraum im Gefängnis von St. Quentin zu verbringen. Und ich wollte auch nicht, dass Mindy ihre Mutter Laura dort sehen musste.
Deshalb wiederholte ich jetzt auch meinen ursprünglichen Vorschlag. »Wir können die Leiche in unseren Van laden«, meinte ich.
Aber Laura schüttelte den Kopf. »Nein. Ohne Kofferraum ist das viel zu auffällig.«
»Aber wir haben sie doch eingewickelt«, widersprach ich. Laura machte sich nicht einmal die Mühe, mir zu widersprechen. Ich zuckte mit den Achseln. Sie hatte recht. Eine Leiche, die in Abdeckplanen eingewickelt war, sah genau danach aus – nach einer Leiche in Abdeckplanen.
»Wir packen sie in Pauls Kofferraum und fahren sie dann nach Anbruch der Dunkelheit zur Kathedrale.«
»Und wenn Paul plötzlich aus irgendeinem Grund seinen Wagen benutzen will?«
Sie machte ein genervtes Gesicht. »Das will er bestimmt nicht. Er ist mit seinem neuen Thunderbird nach San Diego gefahren. Dort veranstaltet er angeblich irgendeine Konferenz für seine Konzessionsinhaber. Er wird bestimmt nicht vor morgen Abend zurück sein.«
»Es ist trotzdem ein Risiko«, meinte ich. »Wir können den Körper zwar sehr fest einwickeln, aber wir können nicht garantieren, dass sich nicht irgendwo ein kleines Beweisstück in eurem Kofferraum wiederfinden würde.« Klang ich nicht wie eine professionelle Forensikerin? Ich hatte angefangen, mich etwas mit Kriminalistik und Forensik zu beschäftigen, nachdem mir klar geworden war, dass ich in Zukunft in ganz San Diablo für die Entsorgung toter Dämonen zuständig sein würde und besser wusste, worauf ich mich einließ.
»Ganz ehrlich, Kate«, erklärte Laura, »jetzt heb schon den verdammten Leichnam hoch! Wenn Paul dafür ins Gefängnis muss, dann weiß ich zumindest endlich, wo er die Nacht verbringt.«
Sie hatte recht. Und da es zu meinen Grundsätzen gehört, niemals mit einer aufgebrachten Ehefrau eine Diskussion zu beginnen, packte ich den Dämon an den Schultern. Laura hob die Füße hoch, und wir schleppten den leblosen Körper mehr schlecht als recht zu Lauras Kofferraum. Sie hatte den Wagen zuvor rückwärts in unsere Garage gefahren und den Kofferraum geöffnet. Nun mussten wir uns nur noch an der vorderen Stoßstange unseres Vans und dem Turm von Weihnachtsschachteln, die Stuart in der Woche zuvor vom Dachboden heruntergebracht hatte und die von mir noch nicht ausgepackt worden waren, vorbeizwängen.
»Auf drei«, sagte ich, sobald wir vor dem offenen Kofferraum standen. »Eins… zwei… drei!« Wir hievten die eingepackte Leiche ins Wageninnere, wo sie mit einem dumpfen Schlag landete.
Gleichzeitig öffnete sich die Tür zwischen Küche und Garage. »Mami?«
Verdammt!
Während Laura entsetzt aufschrie, knallte ich den Kofferraumdeckel zu und wirbelte blitzschnell herum. Mir gegenüber stand meine Tochter.
»Mann, Mami! Ihr habt mich schon wieder fast zu Tode erschreckt!«
»Dich zu Tode erschreckt? Was fällt dir ein, dich so anzuschleichen?« Ich zeigte auf Laura. »Du hast ihr gerade zehn Jahre ihres Lebens geraubt!«
Allie sah mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte, was unter den gegebenen Umständen nicht ganz unverständlich war. »Ich habe mich nicht angeschlichen, sondern ganz normal nach dir gesucht.« Sie betrachtete Laura aus schmalen Augen. Ihre Stirn war misstrauisch gerunzelt. »Was tut ihr da eigentlich?«
Sie trat einen weiteren Schritt an den Wagen heran, und ich stellte mich ihr rasch und entschlossen in den Weg. »Gar nichts.«
»Gar nichts?« Sie zog eine Augenbraue hoch. Ihre Stimme klang herausfordernd. »Das sieht mir aber gar nicht nach gar nichts aus. Und was macht Mrs. Duponts Auto eigentlich in unserer Garage?« Sie machte noch einen Schritt nach vorn und reckte dabei den Hals, als ob sie versuchen wollte, in Lauras Kofferraum zu blicken. Ich drehte mich rasch um. Zum Glück war der Deckel tatsächlich zu.
»Du bist genauso schlimm wie damals mit sechs. Kannst du dich noch erinnern, wie du das Puppenhaus entdeckt hast?«
Allie warf einen erneuten Blick auf Lauras Wagen. Ihr Gesicht zeigte deutlich, dass sie nun begriffen hatte, was ich meinte. »Ihr habt Weihnachtseinkäufe gemacht!«
»Geh sofort wieder ins Haus«, sagte ich und gab Laute von mir, als wollte ich Gänse verscheuchen. »Und bleib da auch, oder ich bringe gleich wieder alles ins Geschäft zurück. Verstanden?«
»Sehr wohl, Ma’am«, erwiderte sie, und ich lachte. Allie nannte mich immer nur »Ma’am«, wenn sie etwas von mir wollte. Sie öffnete die Tür zur Küche und hielt dann inne. Langsam drehte sie sich noch mal zu mir um. »Jetzt hätte ich beinahe vergessen, warum ich dich gesucht habe. Für dich ist nämlich auch ein Geschenk abgegeben worden.«
»Ein Geschenk?«
»Ein Päckchen«, erklärte sie. »Ich habe es vor der Haustür gefunden, als Stuart mich zurückgebracht hat. Ich hatte nur vergessen, es dir vorher zu sagen. Sag bloß, du hast es noch gar nicht entdeckt? Ich habe es auf die Frühstückstheke gelegt. Hast du es denn nicht gesehen?«
Laura und ich folgten ihr neugierig ins Haus. Tatsächlich lag unter dem ganzen Krimskrams auf der Frühstückstheke ein kleines, in braunes Papier eingewickeltes Päckchen, das etwa so groß wie ein kleiner Saftkarton war.
»Interessant«, sagte ich und warf einen Blick auf die Schulbücher, CDs, Notizzettel, Spielfiguren und Knetskulpturen, die dort überall verstreut waren. »Ich frage mich, warum es mir vorher nicht auffiel.«
»Keine Ahnung«, entgegnete Allie, die den Sarkasmus in meiner Stimme nicht bemerkte. »Es hat die ganze Zeit dort gelegen.« Sie warf einen Blick über meine Schulter auf das mysteriöse Ding. »Von wem ist es wohl?«
»Steht nicht drauf«, erwiderte ich. Ich hob es hoch, um das Gewicht abzuschätzen. »Unsere Adresse ist auch nirgends zu sehen. Nur mein Name.«
»Dann hat es wohl jemand persönlich abgegeben«, meinte Laura. »Mit der Post kam es jedenfalls nicht.«
»Vielleicht hast du ja einen heimlichen Verehrer«, sagte Allie. »Stuart wird ausflippen.«
»Ich habe keinen heimlichen Verehrer.« Oder etwa doch?
»Vielleicht ist es dann von Stuart«, riet Allie weiter. »Möglicherweise will er sich damit noch für gestern entschuldigen.«
»Dann müsste das Geschenk aber für dich sein«, meinte ich.
Sie zuckte mit den Schultern. »Bei mir ist wieder alles in Ordnung. Wir haben miteinander geredet. Du weißt schon. War ganz gut.«
Ich betrachtete sie aufmerksam. Es war zwar nicht gerade das höchste Loblied auf die väterlichen Fähigkeiten meines Mannes, aber es freute mich trotzdem. Stuart hatte sich zwar unmöglich verhalten, aber zumindest hatte er meine Tochter nicht für den Rest ihres Lebens gezeichnet.
»Wahrscheinlich ist es von Marissa«, riet Laura. »Es hat etwa die Größe eines Handys. Ich wette, sie hat dir das kaputte vorbeigebracht.«
Das machte Sinn. »Lohnen würde sich das aber nicht«, meinte ich.
»Mach es schon auf, Mami. Vielleicht ist es ja etwas ganz anderes.«
Ich zögerte und strich mit dem Finger über das braune Packpapier. Vermutlich handelte es sich tatsächlich um mein Handy. Was sollte es sonst sein? Aber warum war es eingewickelt? Warum hatte Marissa es nicht einfach in den Briefkasten geworfen oder in eine kleine Plastiktüte gesteckt, wie das normal gewesen wäre?
Falls es doch nicht mein Handy war – wollte ich das Päckchen dann tatsächlich vor Allie öffnen? Nein, dachte ich, das will ich nicht. So chaotisch, wie meine Woche bisher verlaufen war, wusste ich nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt öffnen wollte.
Ich wandte mich an Laura und hoffte, auf diese Weise etwas Zeit zu schinden. Oder Allie abzulenken. Oder irgendetwas dergleichen.
»Ich sollte besser gehen«, sagte Laura. »Äh… Willst du mitkommen, Kate? Ich werde jetzt dieses… äh… dieses große Geschenk… äh… verstecken.«
Man kann meiner besten Freundin wirklich nicht nachsagen, dass sie besonders raffiniert ist. Aber zumindest wusste ich, was sie wollte. Sie hatte vor, ihr Auto – samt Dämon – zu ihrem Haus zurückzufahren.
»Ich wollte auch noch ein paar weitere Einkäufe erledigen«, fuhr sie fort. »Wäre schön, wenn du mitkämst. Zu dieser Jahreszeit ist im Einkaufszentrum immer die Hölle los, da macht es allein überhaupt keinen Spaß.«
Allie horchte auf. »Ihr plant doch irgendetwas. Was ist es? Hat es irgendetwas mit mir und Mindy zu tun? Jetzt rückt schon raus damit!«
»Wenn du weiter fragst, wirst du nichts als leere Geschenkkartons bekommen, junge Dame.« Ich wandte mich an Laura. »Klar. Ich komme gerne mit.« Zu Allie sagte ich: »Pass auf Timmy auf, okay? Wir werden sicher nur ein paar Stunden weg sein.«
Natürlich hatte ich nicht vor, die Kinder allein im Haus zu lassen. Ehe Laura und ich zur Kathedrale fuhren, wollte ich Eddie aus der Bücherei holen und nach Hause bringen.
Wahrscheinlich war es eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, aber schließlich hatte mich gerade ein Dämon in meiner Küche angegriffen. Ich hatte nicht vor, die Kinder zu gefährden. Eddie mochte vielleicht alt sein, aber er konnte es noch immer mit den Besten aufnehmen. Und ich wusste, dass er alles tun würde, um die beiden zu beschützen.
Ich wusste auch, dass er die Türen verschlossen halten, die Alarmanlage angeschaltet und keine Fremden einlassen würde. Das ist das Angenehme, wenn ein alter, griesgrämiger Knacker bei einem wohnt: Er kann jeden ungewollten Besuch aus der Nachbarschaft verscheuchen, und niemand macht einen persönlich dafür verantwortlich.
Allie hatte jedoch nicht vor, sich das so einfach gefallen zu lassen. »Auf keinen Fall! Das ist voll unfair, Mami!«
»Allison Elizabeth Crowe, du weißt, dass wir dich nur mietfrei hier wohnen lassen, wenn du auf deinen Bruder aufpasst.«
»Das meine ich auch gar nicht. Das ist schon in Ordnung. Ich spiele sogar Hoppe-Hoppe-Reiter mit Timmy, wenn es sein muss. Aber ihr könnt noch nicht gehen.« Sie wies geradezu hektisch auf das Päckchen. »Öffne es endlich!«
»Allie«, entgegnete ich scharf. »Jetzt hör schon auf damit.«
»Mann, Mami – was machst du plötzlich für ein Theater? Was soll das?«
Ich runzelte die Stirn und fragte mich, ob ich es vielleicht zu weit trieb. Würde meine Tochter durch mein Verhalten nicht erst recht bemerken, wie viele Geheimnisse ich vor ihr hatte?
»Ma-ami! Jetzt mach schon! Wahrscheinlich ist es einfach ein Weihnachtsgeschenk, das jemand für dich abgegeben hat.« Sie hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. »Jetzt mach es auf!«
Ich warf Laura einen Blick zu. Sie zuckte nur mit den Achseln.
Ich holte tief Luft und wünschte mir wieder einmal, den Röntgenblick, hellseherische Fähigkeiten oder etwas Ähnliches zu haben. Etwas Gefährliches vermutete ich nicht in dem Päckchen – schließlich hatte mich die Gefahr gerade in der Küche angegriffen. Doch gefährliche Situationen ergeben sich auch ohne körperliche Bedrohung, und mir fielen mindestens ein Dutzend Dinge ein, die meine Tochter dazu veranlassen könnten, mir alle möglichen Fragen zu stellen, welche ich nicht beantworten wollte. Fragen, die ich bisher auch noch nicht beantworten konnte.
Andererseits war jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich war damals jünger gewesen als Allie, als ich mit meiner Ausbildung begonnen hatte, und hatte etwa mit vierzehn meinen ersten Dämon erledigt. Meine Vergangenheit war Teil von Allies Geschichte, und eines Tages wollte ich ihr alles über mich erzählen. Ich hatte nur nicht vorgehabt, das bereits jetzt zu tun.
Nachdenklich betrachtete ich die Schachtel. Entweder weigerte ich mich, sie vor Allie aufzumachen, oder ich öffnete sie ganz einfach und stellte mich den Fragen, die meine Tochter dann vermutlich an mich richten würde.
War ich darauf vorbereitet? War ich darauf vorbereitet, dass meine Tochter von meiner Vergangenheit erfuhr? Dass sie mir Fragen stellte? Dass sie sich Sorgen machte, vielleicht sogar Angst hatte oder – was das Schlimmste gewesen wäre – auch mitmachen wollte?
Nein, ich war nicht darauf vorbereitet. Aber ich war auch nicht darauf vorbereitet gewesen, mit ihr über Sex zu sprechen. Aber dennoch hatte ich es irgendwie geschafft, und das sogar recht erfolgreich.
Ich würde es auch diesmal schaffen.
Also nahm ich das Päckchen in die Hand, ritzte mit dem Fingernagel das Klebeband durch und begann es langsam abzuziehen.
»Geht es vielleicht noch langsamer?«, fragte meine Tochter in einem Tonfall, der mir deutlich zeigte, was sie von ihrer Mutter hielt. »Das ist nur Packpapier. Reiß es doch einfach auf!«
»Jetzt hör mir mal zu, junge Dame. Du kannst deine geheimnisvollen Päckchen auf deine Weise öffnen, aber ich öffne sie auf die meine.«
Sie schnitt eine Grimasse und hüpfte dann wieder aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
Ihre Neugier war ansteckend. Ich riss den Rest des Papiers auf und warf ihn beiseite, um eine schlichte weiße Geschenkschachtel zu enthüllen.
Tief Luft holend, zögerte ich von neuem.
»Mach es schon auf!«
Ich nahm den Deckel ab, ehe ich es mir noch einmal anders überlegen konnte. Wir starrten alle auf den Gegenstand, der in der Schachtel lag. »Ein Schlüssel?«, meinte Allie, deren Verwirrung deutlich in ihrer Stimme zu hören war. Auch ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Sie nahm den Schlüssel in die Hand – einen schlichten silberfarbenen Schlüssel. »Wow, Scheiße.« Ein entsetzter Blick in meine Richtung. »Sorry, Mami.«
Ich machte mir nicht einmal die Mühe, sie für ihre Ausdrucksweise zu tadeln. Dafür war ich viel zu sehr beschäftigt. Ich nahm Allie den Schlüssel ab und betrachtete ihn näher. In das Metall war eine Nummer eingestanzt – 287 –, doch davon abgesehen gab es keine besonderen Auffälligkeiten, anhand deren man ihn hätte identifizieren können.
»Ich glaube, das ist ein Schlüssel zu einem Tresorfach«, meinte Laura.
»Echt?« Allie beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Dann ist das ja wie bei Spionen und so. Irgendjemand schickt dir einen geheimnisvollen Hinweis, und du musst das Puzzle zusammensetzen.« Sie nickte begeistert. Diese Vorstellung schien ihr ausgesprochen gut zu gefallen. »Mann, echt cool, Mami!«
»Hm«, erwiderte ich.
»Also gehen wir«, sagte sie.
»Zum Einkaufszentrum?«
»Mann! Zur Bank.« Sie nahm den Schlüssel. »Ich meine, das ist ja total wie bei Sydney Bristow von Alias – du weißt schon.«
»Ich weiß eigentlich nicht – «
Aber Allie unterbrach mich. »Komm schon, Mami! Bist du denn gar nicht neugierig?«
Ich war sogar sehr neugierig, aber ich hatte nicht vor, das vor Allie zuzugeben. Nachdem ich nun Zeit gehabt hatte, zumindest kurz über die Situation nachzudenken, war mir eines klar geworden: Ich hätte einfach behaupten sollen, dass der Schlüssel mir gehörte, dass ich ihn verloren und Marissa ihn mir nun zurückgebracht hätte.
Eine hübsche kleine Lüge, die mir aber leider zu spät eingefallen war.
Ich nahm Allie erneut den Schlüssel aus der Hand. »Es ist nur ein Schlüssel, mein Schatz. Nichts weiter. Wahrscheinlich hätte eigentlich noch eine Notiz dabei sein sollen. Vermutlich ist es noch nicht einmal ein Tresorschlüssel, sondern einfach nur der Schlüssel für ein ganz normales Schließfach am Bahnhof oder so. Irgendein Schließfach voller Kunstblumen, die mir Marissa hinterlegt hat, weil ich sie aussortieren soll. Schließlich habe ich mich gestern als Begleitperson nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vielleicht will sie mir ja nur eins auswischen.«
»Dann ruf sie an«, schlug Allie vor. »Und wenn es nicht so ist, dann gehen wir zur Bank.« Sie nahm das schnurlose Telefon, das auf dem Küchentisch lag, und streckte es mir auffordernd entgegen.
Ehe ich ihr jedoch das Telefon abnehmen konnte, klingelte das gute Ding. »Wahrscheinlich weitere Anweisungen von unserem geheimnisvollen Auftraggeber«, meinte Allie und hob ab. »Spies’R’US«, begrüßte sie den Anrufer.
Ich sah Laura an und rollte mit den Augen. »Keine weitere 24, und die ganzen Alias-DVDs werde ich bestimmt auch verstecken«, flüsterte ich.
Während sie dem Anrufer lauschte, wurden Allies Wangen immer röter. Jetzt warf ich Laura einen wissenden Blick zu. Ein Junge, gab ich ihr zu verstehen. Und tatsächlich sagte Allie als Nächstes: »Nein, nein. Ich bin es. Hi, Troy. Nein, natürlich störst du mich nicht. Ich kann total problemlos reden.«
Den Hörer an ihr Ohr gepresst, verließ sie die Küche. Sie ging nach oben, wo sie sich zweifelsohne auf ihr Bett legen, die Füße an die Wand pressen und die nächsten drei Stunden am Telefon verbringen würde. Nicht mit Troy. Aber die intensive Analyse des Anrufs mit achtundzwanzig ihrer engsten Freundinnen, um jede kleine Nuance von Troys Worten, Tonfall und Haltung ihr gegenüber zu sezieren, würde bestimmt mindestens so viel Zeit in Anspruch nehmen.
Das bedeutete allerdings auch, dass ich mir keine Sorgen mehr machen musste, was den Schlüssel betraf.
Laura nickte in Richtung Garage und sagte halblaut: »Möchtest du mir wirklich bei der Entsorgung des… äh… Geschenks helfen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt. Das machen wir heute Abend wie geplant. Jetzt will ich mich darum kümmern.« Ich hielt den Schlüssel hoch. »Kommst du mit?«
Laura zögerte und schüttelte dann ihrerseits den Kopf. »Ich habe leider wahnsinnig viel Wäsche zu erledigen«, sagte sie. »Außerdem ist Mindy wahrscheinlich inzwischen von ihrer Chorstunde zurück, und ich befürchte, dass ich ein völliges Nervenbündel wäre, wenn ich nicht alle fünf oder sechs Minuten nach dem Wagen sehen könnte.«
Ich nickte. Ich konnte gut verstehen, was sie meinte. »Ich möchte die Kinder nicht allein lassen. Könntest du vielleicht schnell mit meinem Wagen Eddie aus der Bücherei abholen?«
»Klar«, erwiderte sie. Während Laura weg war, um Eddie zu holen, ging ich durch unser Haus und kontrollierte alle Außenverriegelungen. Ich steckte meinen Kopf in jedes Zimmer, jeden Schrank und unter jedes Bett. (Außer natürlich Allies Bett, aber nur deshalb, weil mir kein plausibler Grund einfiel, auch dort herumzuschnüffeln.) Alles war zum Glück so, wie es sein sollte.
Timmy entdeckte ich im Wohnzimmer, mit der Nase fast am Fernseher und völlig nackt.
Ich seufzte und zerrte ihn ein wenig von dem Apparat weg, so dass ich zumindest später einmal guten Gewissens vor dem Augenspezialisten beteuern konnte, dass ich ja versucht hätte, seine Augen zu schützen. Dann zog ich ihm seine Strumpfhose wieder an. »Warum hast du dich völlig ausgezogen?«, wollte ich wissen.
Er schaffte es nur für einen kurzen Moment, den Blick vom Fernseher zu lösen. »Muss tanzen, Mami.«
Okay. Was konnte man da noch sagen?
»Bleib bitte hier«, erklärte ich. »Noch näher, und Dora muss leider gehen. Verstehst du?«
Ein ernstes Nicken.
»Und lass deine Hose an.«
»Keine Hose. Strumpfhose.«
Das war mein Junge, wie er leibt und lebt. Nur nicht ungenau werden.
»Mami geht jetzt nach oben. Ich komme gleich wieder. Sei bitte brav.« Aber er hörte mir bereits nicht mehr zu. Er war zu der Landkarte, dem Mädchen und dem sprechenden Geld zurückgekehrt. Kein schlechter Plan, wenn man bedachte, was es sonst noch so alles auf der Welt gab.
»Füße von der Wand«, sagte ich automatisch, als ich klopfte und die Tür zu Allies Zimmer öffnete.
»Einen Moment«, murmelte sie ins Telefon und rollte sich zur Seite, um mich ansehen zu können.
»Ich gehe noch mal weg, sobald Laura mit Eddie hier ist«, erklärte ich und hoffte, dass der Telefonanruf sie tatsächlich derart abgelenkt hatte, dass sie nicht mehr mitkommen wollte. »Hilf Eddie bitte, auf deinen Bruder aufzupassen – in Ordnung?«
»Kein Problem, Mami. Echt kein Problem. Soll ich auch ein paar Ladungen Wäsche machen?«
Da ich nicht naiv bin, begannen in meinem Inneren sogleich einige Alarmglocken zu klingeln. »Klar«, sagte ich. »Und vielleicht könntest du auch noch die Badezimmer putzen. Ich glaube, auf eurer Badewanne wächst ein Pilz, den man inzwischen als Medizin gegen Ebola einsetzen könnte.«
»Kein Problem«, entgegnete sie zufrieden.
Aha – irgendetwas stimmte tatsächlich nicht. »Raus damit«, sagte ich. »Was willst du?«
»Nichts«, erwiderte Allie. Es gelang ihr sogar, eine empörte Miene aufzusetzen, die mir zeigen sollte, wie sehr es sie verletzte, dass ich ein anderes Motiv als reine Großherzigkeit hinter ihrem Angebot vermutete.
»Dann ist ja alles gut«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
»Äh, Mami?«
Ich drehte mich wieder zu ihr um. »Hm?«
»Ich habe mich gerade gefragt, ob… Na ja… Ob ich heute Nachmittag zum Strand kann.«
»Zum Strand?« Irgendetwas stimmte hier tatsächlich nicht. Wir leben in einer Küstenstadt. Gewöhnlich bietet man nicht an, die Wäsche zu machen und die Toiletten zu putzen, wenn man nur einfach so an den Strand will.
»Genau. Geht das?«
»Mit wem?«
»Mindy kommt auch mit.«
»Also du und Mindy wollen zum Strand?«
»Äh… Nicht nur.«
Ich trat ins Zimmer und setzte mich auf den Rand des Bettes und warf einen Blick auf den Hörer. »Ist das Mindy?«, wollte ich wissen. Sie nickte, und ich nahm ihr den Hörer ab. »Sie ruft dich gleich zurück – okay?«, sagte ich und legte auf.
»Also«, erklärte ich und sah meine Tochter ernst an. »Raus damit.«
»Es ist nur so, dass Troy Myerson mich gefragt hat, ob ich komme, und… Na ja… Es ist Troy Myerson! Und ich finde ihn echt cool, Mami.«
»Das habe ich mir schon fast gedacht«, erwiderte ich und dachte an David, der schon länger als ich von dieser Tatsache gewusst hatte. (Ich bin schließlich ja auch nur die Mutter, nicht wahr?)
»Darf ich?«
»Um einen Jungen zu treffen?« Ich schüttelte den Kopf. »Du weißt, was wir dazu gesagt haben. Mir ist völlig egal, wie das andere Eltern handhaben, aber du fängst erst an, mit Jungs auszugehen, wenn du sechzehn bist.«
»Ich weiß! Aber das ist überhaupt kein Date oder so.« Sie zeigte auf das Telefon. »Mindy glaubt das auch nicht, weißt du.«
»Na, wenn sogar Mindy das nicht glaubt, dann ist das natürlich etwas ganz anderes.«
Sie schnitt eine entnervte Grimasse. »Es ist eher wie eine Party. Und er hat angerufen, weil ich auch kommen soll. Er ist nicht mein Freund oder irgend so etwas. Der ganze Surfclub kommt. Und sie grillen. Und Mindy wird auch da sein und total viel andere Cheerleader, und nur weil Troy zufällig auch kommt, ist das doch noch lange kein Date!« Sie holte tief Luft.
»Zufällig?«
»Okay, vielleicht ist es nicht totaler Zufall. Aber bitte! Kann ich auch hin? Ehrlich, Mami – wenn ich nicht gehen darf, kann ich mich genauso gut gleich begraben lassen, weil mein Leben dann sowieso vorbei ist.« Melodramatisch ließ sie sich auf das Bett zurückfallen.
»Und wie sieht es mit Erwachsenen aus?«
Sie setzte sich auf. Offensichtlich merkte sie, dass ihr Sieg nun doch in Reichweite war. »Erwachsenen? Klar, die gibt es. Mr. Long wird da sein. Schließlich ist es die Party des Surfclubs. Sie machen ein Picknick mit Barbecue und so, und dann übt das Surfteam bei Sonnenuntergang für die Vorführung.«
»Die Vorführung?«
»Genau! Das habe ich dir doch schon mindestens neuntausendmal erzählt, Mami.«
»Ach so – klar.« Ich fragte mich, ob sie mir vielleicht tatsächlich davon erzählt hatte. War meine Aufmerksamkeitsspanne kürzer geworden, seit ich wieder für die Forza arbeitete? »Die Vorführung. Natürlich.«
»Du könntest sogar für den Übungsteil kommen, wenn du möchtest«, erklärte Allie, der offenbar gar nicht auffiel, dass ich kurzfristig unter schlechtem Gewissen litt. »Das wäre total okay.«
Ich sah sie fragend an. »Wirklich?«
»Klar. Also – komm lieber nicht zu früh oder so. Aber die Jungs sind wirklich gut auf den Wellen. Echt. Das würde dir bestimmt voll Spaß machen. Und dann könntest du sogar Troy sehen.«
Mir fiel auf, dass sie ganz offenbar nicht vorhatte, ihn mir vorzustellen. Anscheinend war es mir zu diesem Zeitpunkt ihrer Bekanntschaft nur gestattet, ihn aus großer Ferne zu bewundern.
»Stuart kann auch kommen«, fügte sie großmütig hinzu, runzelte dann aber die Stirn. »Ich meine, wenn er nicht arbeiten muss oder so.«
Ich stand auf und begann betont langsam auf und ab zu gehen. Ich öffnete den Schrank, strich mit dem Finger über das oberste Brett ihres Bücherregals und warf einen raschen Blick unter das Bett. Keine Dämonen irgendwo. Das war zumindest beruhigend.
»Ach, Mami. Bitte!«
»Muss ich dich hinfahren?«
Sie schüttelte den Kopf. »Bethany holt uns ab. Mich und Mindy und JoAnne.«
Ich dachte noch einmal nach. JoAnne war Marissas älteste Tochter, aber ich versuchte, ihr das nicht anzulasten. Bethany war die Leiterin der Cheerleadergruppe und die Vorsitzende der Schulsprecher. Sie gehörte bereits zu den älteren Schülern und schien mir recht verantwortungsbewusst zu sein. Außerdem kannte ich ihre Mutter. Ich wusste zudem, dass sie von ihren Eltern einen Volvo bekommen hatte. Viele Airbags. Ein Maximum an Sicherheit. Gewöhnlich protestierte ich nicht lange, wenn Bethany fuhr.
»Also gut«, erklärte ich schließlich. »Du putzt die Badezimmer, sorgst für deine Wäsche, saugst unter deinem Bett und machst die Katzentoilette sauber, und dann sind wir im Geschäft.«
Sie kreischte begeistert auf und warf ihre Arme um meinen Hals. »Du bist echt super, Mami!«
Ich drückte sie fest an mich. Dieser Gefühlsausbruch mochte vielleicht nur daher stammen, weil sie gerade ihren Kopf durchgesetzt und das bekommen hatte, was sie wollte, aber er freute mich trotzdem riesig.