IV
»Und was geschah dann? « erkundigte sich Chelsea.»Das Briefpapier wurde geschickt, du hast es gesehen. Ich bedankte mich bei ihm, und er schrieb zurück. So wurden wir Freunde. «
Etwas in Chelsea wollte laut aufschreien, daß er sie so betrügen konnte. Seit zwei Jahren! Er hatte es zwei Jahre lang vor ihr verheimlicht. Aber sie wußte inzwischen, daß es nicht gut war, Eli zu beschimpfen. Er behielt Geheimnisse für sich, wenn ihm danach war, und schien sich nichts dabei zu denken.
»Und jetzt willst du, daß deine Mutter diesen Mann heiratet. Warum rückst du gerade jetzt mit dieser Idee heraus? « Sie wollte, daß ihre Worte verächtlich klangen, um es ihm heimzuzahlen, daß er ihr etwas so Interessantes vorenthalten hatte. Doch sobald sie die Frage gestellt hatte, wußte sie auch schon die Antwort. Bis jetzt wollte Eli seine geliebte Mutter ganz für sich haben. Ihre Augen wurden ganz groß. Wenn Eli bereit war, seine Mutter der Obhut dieses Mannes zu überlassen, mußte er... «
»Du hast diesen Mann also wirklich und wahrhaftig gern? «
»Für mich ist er wie ein Vater«, erwiderte Eli leise.
»Hast du ihm von mir erzählt? «
»Selbstverständlich«, sagte Eli, und wie er es sagte, besänftigte Chelsea ein wenig. »Okay, und wie wollen wir sie nun zusammenbringen? Wo befindet sich seine Hütte? «
»Das weiß ich noch nicht«, räumte Eli ein, »aber ich bin sicher, daß wir es herausfinden können. «
Drei Wochen später resignierte Chelsea. »Eli«, sagte sie, »du mußt aufgeben. Wir können ihn einfach nicht ausfindig machen. «
Eli kniff entschlossen die Lippen zusammen, stützte den Kopf aber mutlos in die Hände. Drei Wochen hatten sie damit verbracht, Faxe und Briefe an alle möglichen Leute zu schicken, um von ihnen zu erfahren, wo sich Franklin Taggert auf-hielt. Aber entweder sie wußten es nicht, oder sie wollten es nicht sagen.
»Ich weiß nicht, was wir noch tun sollten«, sagte Chelsea. »Mit jedem Tag rückt Weihnachten näher, und in den Bergen wird es kalt. Er wird bald von dort aufbrechen müssen, und dann kann deine Mutter ihn nicht mehr kennenlernen. «
In der ersten Woche hatte sie ihn gefragt, warum er Mr. Taggert nicht einfach seiner Mutter vorstellte, aber Eli hatte sie angesehen, als wäre sie übergeschnappt. »Sie würden meinetwegen sehr höflich miteinander umgehen, aber das wäre auch alles. Nein, nein, sie müssen sich schon auf ganz neutralem Boden kennenlernen. Hast du aus den Büchern meiner Mutter denn gar nichts gelernt? «
Inzwischen hatten sie alles mögliche versucht, aber seine Mutter noch immer nicht mit Mr. Taggert zusammengebracht. »Etwas haben wir allerdings noch nicht probiert«, wagte sich Chelsea vor.
Eli nahm den Kopf nicht aus den Händen. »Es gibt nichts. Ich habe alles ganz genau überlegt. «
»Wir haben es noch nicht mit der Wahrheit versucht. «
Eli hob den Kopf und sah sie an. »Mit welcher Wahrheit? «
»Meine Eltern waren ganz versessen darauf, daß meine Schwester heiratete. Weil sie langsam zu alt würde, meinte meine Mutter. Sie war damals fast dreißig. Wenn dieser Mr. Taggert vierzig ist, brennt seine Familie vielleicht auch darauf, ihn zu verheiraten. «
Eli starrte sie total verwirrt an.
»Warum verabreden wir uns nicht mit einem seiner Brüder und erzählen ihm, daß wir eine Frau für Mr. Taggert haben? Dann warten wir ab, ob er uns helfen wird. «
Als Eli nicht reagierte, runzelte Chelsea die Stirn. »Einen Versuch ist es doch immerhin wert, oder? Hör auf zu schmollen und nenn mir den Namen eines seiner Brüder hier in Denver. «
»Michael«, sagte Eli. »Michael Taggert. «
»Okay, rufen wir ihn an. «
Nach kurzem Zögern wandte sich Eli wieder seiner Computertastatur zu. »Gut, laß es uns versuchen. «