Vorbereitung und Training

Manchmal muss die Vorbereitung sehr schnell gehen. Immer sollte sie aber so systematisch und gründlich wie möglich sein.

In diesem Kapitel lesen Sie, wie Sie

  • Ihre Rede in 12 Schritten optimal konzipieren,

  • durch gezieltes Training Ihre Redefähigkeiten verbessern und Sicherheit für den Ernstfall gewinnen.

Von der Idee zum Vortrag

Wichtig

Eine Reise von 1000 km beginnt mit dem ersten Schritt. (Chinesisches Sprichwort)

Der erste Schritt zum Redeerfolg ist die Vorbereitung. Gehen Sie dabei systematisch vor und orientieren Sie sich am nachstehenden Ablaufschema.

12 Schritte von der Idee zum Vortrag
Bildelement 1. Ziel festlegen.
Bildelement 2. Spontane Ideen zum Thema sofort aufschreiben.
Bildelement 3. Systematische Stoffsammlung.
Bildelement 4. Erste Gliederung festlegen.
Bildelement 5. Hauptteil ausarbeiten.
Bildelement 6. Falls möglich, ruhen lassen.
Bildelement 7. Stoff eingrenzen und ergänzen.
Bildelement 8. Falls nötig, neu gliedern.
Bildelement 9. Einleitung und Schluss formulieren.
Bildelement 10. Endgültiges (Stichwort)-Manuskript erstellen.
Bildelement 11. Hilfsmittel und Umfeld vorbereiten.
12. Generalprobe.
Schritt 1: Ziel festlegen

Eine Empfehlung vorweg: Bereiten Sie sich immer schriftlich vor. Wir haben in diesem Buch die Verwendung von Stichwortzetteln empfohlen. Aber auch jede andere schriftliche Möglichkeit ist besser als die Vorbereitung nur auf ein kurzes Durchdenken zu beschränken. Schreiben Sie zunächst das Thema auf einen Stichwortzettel. Damit können Sie sich immer wieder vergewissern, dass Ihre Vorbereitung nicht „am Thema vorbeigeht“.

Eine gezielte Materialsuche wird nur möglich sein, wenn Sie sich über die Redeform und das Redeziel im Klaren sind. Bei einem Fachvortrag ist zu klären, ob es sich um Überzeugungs- oder Informationsreden handelt. Bei einer Gelegenheitsrede müssen Sie prüfen, ob eher die Würdigung oder die unterhaltenden Aspekte vorherrschen sollen.

Schritt 2: Spontane Ideen sofort aufschreiben

Auch Sie haben diese Erfahrung schon gemacht: Wenn Sie eine neue Aufgabe übernehmen, dann haben Sie spontan einige gute Gedanken. Sie kommen aber nicht sofort dazu, diese Ideen umzusetzen. Und wenn Sie dann endlich an der Arbeit sind, dann haben Sie einige Ideen bereits wieder vergessen. Diese Erkenntnis gilt auch bei der Vorbereitung eines Vortrags. Wenn Sie Thema und Redeziel aufschreiben und vor Augen haben, dann kommen ganz automatisch einige gute Gedanken dazu. Lassen Sie keine Idee verloren gehen, sondern schreiben Sie diese sofort auf Stichwortzettel. Sie werden später dankbar sein, wenn das Material für Ihren Vortrag auf diese Weise ohne größere Anstrengungen wächst.

Schreiben Sie sämtliche Ideen auf, die Ihnen einfallen. Nutzen Sie das Assoziationsprinzip: Eine Idee weckt die nächste. Auch wenn ein Gedanke noch so ausgefallen erscheinen mag, kann gerade dieser Gedanke der Auslöser für den nächsten, brauchbaren Einfall sein. Verwenden Sie für jeden Gedanken einen eigenen Zettel. Auf diese Weise können Sie die Zettel später durch einfaches Umsortieren in die gewünschte Reihenfolge bringen.

Schritt 3: Systematische Stoffsammlung

Nicht alle Gedanken kommen spontan. Zusätzlich gilt es, den Stoff systematisch zusammenzutragen. Regen Sie Ihr Denken und Ihre Kreativität durch Leitfragen an.

Leitfragen: Stoffsammlung
  • Warum spreche ich? Was will ich erreichen?
  • Welche Probleme bestehen?
  • Kann ich neue Erkenntnisse vermitteln?
  • Kann ich praktische Erfahrungen weitergeben?
  • Wer sind die Zuhörer?
  • Darf ich bestimmte Dinge nicht sagen?
  • Welche Daten müssen genannt werden?
  • Soll ich Hilfsmittel einsetzen und wenn ja, welche?
  • Welche Möglichkeiten zum Auflockern habe ich?

Für den Fachvortrag können folgende Quellen und Ansprechpartner „angezapft“ werden:

  • Fachbücher, Fachzeitschriften, Tageszeitungen,

  • Wissenschaftliche Untersuchungen,

  • Bibliotheken, Firmenarchiv,

  • Korrespondenz, Akten, Kataloge,

  • Projektberichte, Untersuchungsergebnisse,

  • Kollegen, Mitarbeiter,

  • Berater, Experten.

Für die Gelegenheitsrede gibt es je nach Anlass folgende Möglichkeiten:

  • Nachfragen bei Familienmitgliedern oder Freunden nach persönlichen Daten,

  • ein Motto finden,

  • Zitate-Lexika,

  • Hobby, Lieblingsmusik, Lieblingssänger, Lieblingsschauspieler usw.,

  • positive oder negative Eigenschaften, die mit dem jeweiligen Tierkreiszeichen verbunden sind.

  • Was geschah am selben Tag vor 10, 20, 30 usw. Jahren?

Vielleicht verfügen Sie auch über ein Ideenarchiv? Oder Sie legen sich ab jetzt ein solches an. Wenn Sie öfters Vorträge halten müssen, sollten Sie auf keinen Fall darauf verzichten. Halten Sie darin alle Gedanken fest, auf die Sie beim Lesen, durch eine Meldung im Rundfunk, im Gespräch oder anderweitig stoßen. Das Ideenarchiv kann eine Schachtel, eine Hängemappe im Schreibtisch oder ein Dokument im PC sein.

Schritt 4: Erste Gliederung festlegen

Entscheiden Sie sich frühzeitig für eine erste Gliederung. Sie können gezielter vorgehen und Ihre Gedanken besser zuordnen sowie die einzelnen Teile besser gewichten. Außerdem wissen Sie, für welche Punkte Sie schon Material haben bzw. wo Sie noch weiter suchen müssen.

Schritt 5: Hauptteil erarbeiten

Wenn wir oben empfohlen haben, zunächst alle Ideen festzuhalten, dann heißt das nicht, dass diese auch alle in den Vortrag eingehen. Nehmen Sie in das endgültige Manuskript nur auf, was wirklich gesagt werden muss.

Das fällt vor allem beim Fachvortrag manchmal schwer. Der Fachmann glaubt, im Sinne einer vollständigen Darstellung auch das letzte Detail noch nennen zu müssen. Je besser jemand mit einem Thema vertraut ist, umso schwerer fällt es ihm, etwas wegzulassen. Der Zuhörer ist durch zu viele Details dagegen überfordert und überblickt möglicherweise nicht mehr den Gesamtzusammenhang. Versuchen Sie, den Vortrag aus der Sicht der Zuhörer zu sehen. Gedanken, die für Sie selbstverständlich sind, sind für die Zuhörer völlig neu und müssen von diesen erst verarbeitet werden. Überfordern Sie Ihre Zuhörer nicht, sondern haben Sie den Mut, etwas wegzulassen. Denken Sie aber auch umgekehrt daran, dass den Zuhörern manche Voraussetzungen fehlen können, die zunächst erklärt werden müssen.

Schritt 6: Falls möglich, ruhen lassen

Bei der Vorbereitung eines Vortrags, wie auch bei anderen Gelegenheiten, hören wir von vielen Menschen, dass sie erst unter Zeitdruck richtig arbeiten können. Stimmt diese Behauptung wirklich oder ist sie nicht nur eine Ausrede, um eine Arbeit zunächst einmal vor sich herzuschieben?

Wenn Sie sich mit Ihrem Thema schon einmal befasst haben, dann arbeitet dieses im Geist weiter, auch dann, wenn Sie nicht unmittelbar damit beschäftigt sind. Das gilt auch, wenn Sie durch eine Ruhephase in der Vorbereitung etwas Abstand gewinnen. Neue Ideen entstehen und Sie kommen aus eingefahrenen Denkschienen heraus. Diese Chance entgeht Ihnen, wenn Sie in allerletzter Minute nur das unbedingt Notwendige zusammentragen.

Schritt 7: Stoff eingrenzen oder ergänzen

Durch die zeitliche Distanz verändert sich auch die Einstellung zum Thema. Nicht jeder Gedanke, den wir haben, muss auch ausgesprochen werden. Werfen Sie alles hinaus, was nicht unbedingt zum Erreichen des Redeziels erforderlich ist. Das gilt für Spontanideen ebenso wie für die systematische Materialsammlung.

Die Ruhephase bietet auch die Chance, Lücken im bisherigen Konzept zu erkennen. Dann ist es erforderlich, nochmals in die Materialsuche einzusteigen und die bisherigen Gedanken zu ergänzen.

Schritt 8: Falls nötig, neu gliedern

Scheuen Sie sich nicht, Ihren Vortrag nochmals neu zu gliedern, wenn Sie eine bessere Idee haben. Deshalb war die bisherige Gliederung nicht nutzlos. Diese hat Ihnen auch schon geholfen, Ordnung in Ihre Gedanken zu bringen und zu erkennen, wo Sie Material haben und wo noch etwas fehlt.

Schritt 9: Einleitung und Schluss formulieren

Die Behandlung des eigentlichen Themas ist Sache des Hauptteils. Wenn dieser steht, dann dürfte es nicht mehr schwer sein, einen passenden Einstieg sowie einen geeigneten Schluss zu finden.

Viele Redner verschießen ihr Pulver zu früh. Die Einleitung soll zwar Interesse wecken, aber sie soll nicht bereits das Problem behandeln. Meiden Sie diese Gefahr, indem Sie Einleitung und Schluss erst nach Fertigstellung des Hauptteils endgültig festlegen. Das schließt nicht aus, dass Sie gute Ideen für die Einleitung oder den Schluss zunächst auf Stichwortzetteln festhalten.

Schritt 10: Endgültiges Stichwortmanuskript erstellen

Warum ein zweites Stichwortmanuskript erstellen? Kaum eine Erstfassung wird perfekt sein. Neue Einfälle, gestrichene oder hinzugekommene Gedanken, aber auch nur schlecht geschriebene Stichwortzettel erfordern diesen Schritt. Nur ein perfekt vorbereiteter Stichwortzettel wird im Vortrag eine wirkliche Hilfe sein. Auch die endgültige Nummerierung der Stichwortzettel sowie die Ergänzungen um Regieanweisungen gehören an diese Stelle.

Schritt 11: Hilfsmittel und Umfeld vorbereiten

Dieser Schritt kann zeitlich parallel mit den vorhergehenden Schritten ablaufen. Während der Vorüberlegungen werden Sie sich auch über geeignete Hilfsmittel Gedanken machen.

Soweit Sie Einfluss nehmen können, sollten Sie auch an das Umfeld denken. Sind ausreichend Plätze vorhanden? Steht ein Tageslichtprojektor zur Verfügung? Funktioniert das Mikrofon?

Schritt 12: Generalprobe

Überprüfen Sie Ihre Vorbereitung durch einen Probevortrag. Entweder allein mit Video- oder Tonbandkontrolle oder vor Freunden oder Familienmitgliedern. Besonders kritisch (aber ehrlich) ist der direkte Partner. Bitten Sie einen solchen Zuhörerkreis um offene Kritik.

Wichtig

Durch eine solche Generalprobe können Sie prüfen, ob Sie sich innerhalb der vorgesehenen Redezeit befinden und ob Ihre Gliederung folgerichtig aufgebaut ist. Sie können „schwierige Formulierungen“ trainieren und Sie erfahren, ob bestimmte Elemente, z. B. Beispiele, so ankommen, wie Sie sich das vorgestellt haben. Das alles vermittelt zusätzliche Sicherheit.

Sich selbst vorbereiten

Die bisherigen Ausführungen haben sich auf die Vorbereitung Ihres Vortrags bezogen. Darüber hinaus müssen auch Sie sich vorbereiten. Bevor Sie die Möglichkeit haben, Ihre Zuhörer durch eine geeignete Anrede und eine pfiffige Einleitung zu beeindrucken, haben sich diese bereits einen ersten Eindruck von Ihnen gebildet. Wie dieser erste Eindruck ausfällt, hängt u. a. davon ab, wie sicher Sie auftreten und ob Sie dem Anlass entsprechend gekleidet sind.

Schon die Art und Weise, wie Sie zum Redeplatz gehen und diesen einnehmen, wird von den Zuhörern registriert. Gehen Sie aufrecht mit festem Gang. Nehmen Sie dabei bereits Ihre Stichwortzettel in die Hand. Lassen Sie sich nicht davon beirren, dass sich einige Zuhörer vielleicht noch unterhalten oder anderweitig beschäftigt sind. Denken Sie daran, nicht zu früh mit dem Sprechen zu beginnen.

Kleidung

Der zitronengelbe Pullover ist bei der Trauerrede genauso fehl am Platz, wie der Trainingsanzug beim Fachvortrag über die neuesten Konjunkturdaten. Werden Sie nicht durch eine falsche Kleidung zum Außenseiter. Orientieren Sie sich bei der Auswahl Ihrer Garderobe daran, wie die Zuhörer voraussichtlich gekleidet sein werden.

Noch ein kleiner Tipp: Überfüllte, ausgebeulte Jacken- oder Hosentaschen machen sich nicht gut. Insbesondere klimpernde Münzen oder ein dicker Schlüsselbund sollten vorher herausgenommen werden.

Nur für Brillenträger

Mancher mag es für eine Nebensächlichkeit halten. Aber überprüfen Sie einmal, wie es wirkt, wenn ein Redner die Brille ständig auf- und absetzt. Sie müssen abwechselnd in Ihr Stichwortmanuskript und zu den Zuhörern sehen. Der Autor dieses Buches hat sich nach verschiedenen Versuchen für eine Halbbrille entschieden. Zum Stichwortlesen ist sie erforderlich, der Blickkontakt drüber weg geht noch ohne. Finden Sie rechtzeitig eine geeignete Lösung.

Uhr

Nehmen Sie eine gut ablesbare Uhr mit. Der Redner wird auch daran gemessen, ob er die vorgesehene Redezeit einhält. Sie müssen also von Zeit zu Zeit auf die Uhr blicken.

Wenn eine Möglichkeit zum Ablegen vorhanden ist, dann legen Sie die Uhr so, dass Sie diese im Blick haben. Mit dem Ablegen der Uhr vermitteln Sie den Zuhörern den Eindruck, dass Sie sich darum bemühen wollen, die vorgesehene Redezeit einzuhalten.

Wenn Sie frei im Raum stehen, dann tragen Sie die Uhr auf der Innenseite des Handgelenks. Damit können Sie die Zeit kontrollieren, ohne dass es allzu sehr auffällt. Es wird zwar vom Redner erwartet, dass er seine Redezeit einhält, wer aber zu häufig auf die Uhr schaut, wird als nervös eingestuft. Außerdem gewinnen manche Zuhörer den Eindruck, Sie würden sich nicht genug Zeit nehmen.

Übungen

Auf den vorhergehenden Seiten haben Sie zahlreiche Regeln und Empfehlungen kennen gelernt. Wie können Sie diese nun umsetzen? Es ist sicherlich unmöglich, alles gleichzeitig zu probieren. Aber das ist auch nicht erforderlich, denn vieles beherrschen Sie bereits und wenden es automatisch an. Das haben Ihnen auch schon die bisherigen Übungen bewiesen.

Bestandsaufnahme

Wir empfehlen deshalb zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, indem Sie zwei oder drei kleine Vorträge zu selbst gewählten Themen halten. Auch die im Kapitel „Übungen zum Reden mit Stichwortzetteln“ beschriebenen Übungen eignen sich für die Bestandsaufnahme. Stellen Sie fest (oder lassen Sie feststellen), was Sie bereits beherrschen und wo es noch Mängel gibt. Sie werden erstaunt sein, wie viele unserer Empfehlungen Sie schon einsetzen.

Stufenweises Umsetzen

Greifen Sie von den festgestellten Schwachpunkten zwei oder drei heraus, auf die Sie sich beim nächsten Vortrag konzentrieren. Wenn Sie festgestellt haben, dass Sie zu schnell sprechen und die Zuhörer zu wenig ansehen, dann achten Sie vor allem auf das Sprechtempo und den Blickkontakt. Sorgen Sie durch Regieanweisungen in Ihrem Stichwortmanuskript dafür, dass Sie regelmäßig an dieses Vorhaben erinnert werden. Wenn Sie diese Schwächen weitgehend bereinigt haben, dann wechseln Sie auf zwei weitere Ansatzpunkte. Sie werden über den schnellen Erfolg überrascht sein, der sich durch die Konzentration auf einzelne Schwachstellen einstellt.

Von der Zeitungsmeldung zum Kurzvortrag

Diese Übung verdeutlicht, dass sich eine Rede vom geschriebenen Text unterscheiden muss. Außerdem können Sie den Einsatz von Redeformeln üben. Suchen Sie sich in Tageszeitungen kleinere Berichte (etwa 20 bis 40 Zeilen) heraus. Erstellen Sie daraus unter Verwendung einer Redeformel ein kurzes Stichwortmanuskript. Aus der Überschrift erfahren Sie zumeist, ob es sich um einen Sach- oder einen Überzeugungsvortrag handelt.

Zeichnen

Durch die folgende Übung wird den Teilnehmern deutlich, wie schwierig es ist, einfache Dinge verständlich zu erklären. Sie sehen auf der nächsten Seite zwei Bilder mit geometrischen Figuren.

Gehen Sie wie folgt vor: Ein Freiwilliger erhält das erste Bild (ohne dass es die anderen sehen) und muss dieses den übrigen Teilnehmern in Worten so erklären, dass es von diesen nachgezeichnet werden kann. Es dürfen keine Fragen gestellt werden. Anschließend werden Zeichnungen und Original miteinander verglichen. Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Bild und einem weiteren Freiwilligen. Zeichnen Sie bei Bedarf eigene Bilder für weitere Übungen.

Es geht nicht darum festzustellen, ob „schlecht“ erklärt oder „schlecht“ zugehört wurde. Entscheidend ist, dass den Teilnehmern die Abweichungen zwischen Sagen und Verstehen bewusst werden.

Abbildung

Geschichten erzählen

Diese Übung wird in ähnlicher Form auch in Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung durchgeführt. Sie eignet sich für eine oder mehrere Gruppen von vier bis sechs Teilnehmern. Gespielt werden mehrere Runden. Auch bei dieser Übung geht es darum, in spielerischer Form Sicherheit aufzubauen.

1. Runde:

Ein Teilnehmer sitzt den übrigen frontal gegenüber. Der allein Sitzende erzählt etwa eine Minute lang ein Kindheits- oder Jugenderlebnis. Die anderen hören zu und klatschen Beifall, wenn der Erzähler fertig ist. Der bisherige Erzähler tauscht den Platz mit einem Zuhörer. Dieser erzählt ebenfalls etwa eine Minute lang ein Kindheits- oder Jugenderlebnis. Wiederum Beifall und Platztausch bis alle einmal erzählt haben.

2. Runde:

Der Redner sitzt und die Zuhörer stehen. Thema: Ein schulisches oder berufliches Erlebnis. Der Ablauf vollzieht sich wie in der ersten Runde. Nacheinander muss jeder eine Geschichte erzählen und erhält dafür Beifall. Die ungewöhnliche Anordnung (vor stehenden Zuhörern) bedeutet für manche ein kleines Problem; vergleichbare Situationen treffen wir im Alltag z. B. vor Gericht an.

3. Runde:

Der Redner steht und die Zuhörer sitzen (= frei sprechen vor Gruppen). Thema: ein Erlebnis im Verkehr oder ein Reiseerlebnis. Wieder erzählt nacheinander jeder etwa eine Minute lang.

4. Runde:

Alle stehen. Das Thema stammt aus dem großen Feld Politik. Im Gegensatz zu den bisherigen Runden hören die Zuhörer aber nicht zu, sondern unterhalten sich miteinander. Der Redner muss dennoch weiter sprechen und mindestens eine Minute durchhalten. Wenn er fertig ist, hebt er den Arm, dann müssen alle Beifall spenden. In dieser Situation fällt es besonders schwer, wegen des fehlenden Interesses der Zuhörer durchzuhalten.

Zitate interpretieren

Diese Übung eignet sich besonders für Gruppen. Neben den Lernzielen „Stichwortreden“ und „Sicherheit aufbauen“ zwingt die Übung dazu, sich einmal mit einem „anderen Aspekt“ (im Gegensatz zum Fachproblem oder Lieblingsthema) auseinanderzusetzen. Schreiben Sie vorher auf Zettel jeweils ein Zitat, ein Sprichwort oder eine Lebensweisheit und lassen Sie die Teilnehmer ziehen (oder lassen Sie aus einer Liste ein Thema auswählen). Nach einer kurzen Vorbereitung (15 Minuten) eines Stichwortmanuskripts muss über das gezogene Thema ein Vortrag von drei bis fünf Minuten Dauer gehalten werden.

Themenbeispiele
  • Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie. (Wilhelm Busch)

  • Wer verlangt, dass mit offenen Karten gespielt wird, hat gewöhnlich alle Trümpfe in der Hand. (Graham Greene)

  • Jede Situation ist beeinflussbar. (Arthur Schopenhauer)

  • Natürlich sein ist eine Pose, die sich schwer durchhalten lässt. (Oscar Wilde)

  • Wer seinen Hund liebt, muss auch seine Flöhe lieben. (Bantuweisheit)

  • Es geht uns allen schlecht, aber auf einem sehr hohen Niveau. (Karl Heinrich Lebherz)

  • Manche meinen, wenn jeder zuerst an sich selbst denke, sei schließlich auch an jeden gedacht. (Bernhard Vogel)

  • Es gibt keine Höhen, wenn dazwischen nicht auch Täler liegen. (Manfred Kerler)

  • Es kommt nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern dass man die Segel richtig setzt. (Bernhard Plettner)

  • Den Wert eines Menschen erkennt man daran, was er mit seiner Freizeit anfangen kann. (Karl Heinrich Waggerl)

  • Lache nie über die Dummheit der anderen; sie ist deine Chance. (Winston Churchill)

Erweiterung des Wortschatzes

  • Wörter und Wortwendungen, die Sie hören und lesen und die Ihnen zusagen, sammeln (z. B. in einem Zettelkasten).

  • Beteiligung an Diskussionen; dabei können gelungene Formulierungen anderer Teilnehmer aufgegriffen und wiederholt werden.

  • Texte lesen und frei wiedergeben (z. B. Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel); bei größeren Texten können die Kerngedanken bzw. Wörter und Wendungen, die Sie unbedingt verwenden wollen, auch auf Stichwortzetteln notiert werden.

  • Beschreibung von Geschehnissen, Gegenständen (Bilder, Maschinen) oder Personen. Verwenden Sie dabei eine möglichst bildhafte Sprache.

  • Gezielte Wortschatzübungen, wie z. B. Synonyme (sinngleiche Begriffe) bilden für bestimmte, viel verwendete Wörter (statt reden z. B. sprechen, brüllen, schreien usw.).

Auf einen Blick: Vorbereitung und Training
  • Gehen Sie bei der Konzeption Ihrer Rede stets systematisch vor: Mit dem Ablaufschema der 12 Schritte sind Sie immer auf der sicheren Seite.
  • Sie möchten rundherum einen guten Eindruck bei Ihrem Publikum hinterlassen. Denken Sie daran, dass sich Ihr Publikum bereits einen ersten Eindruck von Ihnen bildet, bevor Sie mit dem Sprechen beginnen.
  • Gehen Sie selbstbewusst zum Redeplatz und achten Sie auf eine dem Anlass entsprechende Kleidung.
  • Verwenden Sie die vorgestellten Übungen wie einen kleinen Kurs, der Ihnen in der Praxis zu größerer Sicherheit und sprachlicher Gewandtheit verhelfen wird.