Kapitel 8

Immer wieder aufstehen

Im Berliner Prominentenlokal »Borchardts« werden unbekannte und halb wichtige Gäste meistens auf die eng stehenden Tische vorne im Restaurant verteilt. Die wirklichen VIPs hingegen dürfen etwas weiter hinten im geräumigeren Teil Platz nehmen. Dort ist man vor neugierigen Blicken besser geschützt und läuft beim Essen auch nicht Gefahr, den Ellenbogen vom Nachbarn am Nebentisch in den Rippen zu spüren.

Ministerpräsident Peer Steinbrück zählt im Frühjahr 2005 ohne Zweifel zur Kategorie der Toppromis. Er hockt im hinteren Teil der Edelkantine am Kopf einer großen Tafel und redet mit einigen Journalisten ohne große Lust über den zäh verlaufenden Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Plötzlich schlendert der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, vorbei. Die Herren grüßen einander freundlich, und Diepgen kann sich einen spöttischen Witz nicht verkneifen. »Wissen Sie eigentlich, was NRW heißt?«, fragt er Steinbrück. Der kennt den Scherz bereits zur Genüge und antwortet prompt: »Das heißt Noch Regieren Wir – und zwar noch lange!«

Politische Witze tragen oft einen wahren Kern in sich, das weiß nicht nur Wahlkämpfer Steinbrück. Im Frühjahr 2005 hat sich das Klima für Rot-Grün in ganz Deutschland massiv verschlechtert. Über fünf Millionen Menschen sind ohne Job und nur noch 26,5 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer kommen für die sozialen Sicherungssysteme auf. Die fünf Wirtschaftsweisen rechnen bestenfalls mit einem Miniwachstum von knapp einem Prozent. Der Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar verschlechtert die Exportchancen der heimischen Industrie. Der Preis für ein Barrel Rohöl hat mit mehr als 56 Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Die Kosten für Benzin steigen ebenso wie die Sozialabgaben. Die am Jahresanfang wirksam gewordene Senkung der Einkommensteuer ist bereits wieder verpufft. Die Unternehmer warten auf neue konjunkturelle Impulse und stellen solange niemanden mehr ein. Die Arbeitslosen warten ihrerseits auf neue Jobs und halten deshalb ihr Geld zusammen. Die Kaufzurückhaltung schadet wiederum der Konjunktur, auf deren Anspringen die Unternehmer warten. Ein ökonomischer Teufelskreis.

In seiner Verzweiflung lockerte Kanzler Schröder bereits 2003 alle Bremsen, um das Land des Wartens in eine Nation des Aufbruchs zu verwandeln. Sein Bündel tief greifender Reformmaßnahmen sollte Jahre später von der Union als Initialzündung für die wachsende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gelobt werden, aber da war Schröder schon lange abgewählt.

Als er im März 2003 die Agenda 2010 im Bundestag vorstellte, rang sich die völlig überrumpelte SPD-Fraktion einen mühsamen Pflichtbeifall ab, während die erstaunte Union schwieg. Die SPD brauchte einige Zeit, um die Konsequenzen der Agenda 2010 wirklich zu verstehen und ihre Sprache wiederzufinden. Danach jedoch riss die Kritik der Parteilinken an der Politik des Modernisierers Schröder nicht mehr ab. Das Wort »Reform« verkam zum Negativbegriff. Es wurde mit Einschnitt übersetzt und vor allem von den normalen Arbeitnehmern, der Stammklientel der SPD, als Bedrohung verstanden. Auch die Arbeitslosen erkannten ihre SPD nicht wieder, die sich plötzlich darin gefiel, langjährige Facharbeiter, die ihren Job verloren, mit Berufsanfängern gleichzustellen. Vor allem die Älteren fürchteten, im Fall anhaltender Erwerbslosigkeit mit Hartz IV zu verarmen und als Rentner alles einzubüßen, was man sich zuvor in einem mühsamen Arbeitsleben aufgebaut hatte. Gleichzeitig erhielten die Großkonzerne Steuerfreiheit, wenn sie ihren Beteiligungsbesitz verkauften. Die Herren in den Steuerabteilungen der Unternehmen konnten ihr Glück kaum fassen. Es gab viele Umfragen in dieser Zeit. Das für Schröder schlimmste Ergebnis lautete wohl, dass nur noch fünf Prozent der Befragten dem Kanzler zutrauten, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Nach einem solchen Misstrauensvotum gilt ein Regierungschef eigentlich als gescheitert.

Der bundesweite Negativtrend war 2005 auch in Nordrhein-Westfalen deutlich zu spüren. Steinbrück zählte allein hier im alten Industrierevier mehr als eine Million Arbeitslose. Bei der eher traditionell eingestellten Ruhrgebiets-SPD wurden die Folgen der Agenda 2010 besonders kritisch diskutiert. Aber nicht nur das verhagelte Steinbrück den Wahlkampf. Wer genauer hinschaute, erkannte, dass der schleichende Vertrauensverlust für die Sozialdemokratie an Rhein und Ruhr schon Jahre vorher in Gang gekommen war.

1995 hatte die SPD nach 15 Jahren Alleinregierung die absolute Mehrheit eingebüßt. Bei den Kommunalwahlen 1999 verlor sie erstmals rote Hochburgen wie Gelsenkirchen, Hamm oder Bielefeld. In wichtigen Städten wie Köln oder Mühlheim an der Ruhr bildeten sich schwarz-grüne Bündnisse, die der SPD-Vorherrschaft in den Rathäusern ein Ende bereiteten. Hinzu kam, dass immer mehr lokale Skandale aus dem roten Filz bekannt wurden. Als Steinbrück seinen Wahlkampf begann, hatte die SPD in NRW nur noch 160 000 Mitglieder. Die CDU unter Führung von Jürgen Rüttgers konnte dagegen auf 185 000 Menschen in ihren Reihen zählen. Es waren also letztlich zwei Negativtrends, denen Steinbrück sich 2005 gegenübersah: Die Partei zeigte nach jahrzehntelanger Machtausübung deutliche Verschleißerscheinungen, und der Gegenwind zur Agenda-Politik aus Berlin blies ihm eisig ins Gesicht.

Große Teile der Arbeitnehmerschaft wendeten sich in dieser Zeit von der Sozialdemokratie ab und flüchteten in das wachsende Lager der Nichtwähler. Andere gingen zur WASG, dem westdeutschen Ableger der SED-Nachfolgepartei PDS. Trotz wachsender Proteste hielt Schröder jedoch eisern Kurs, verschärfte damit nur noch die Auseinandersetzung. Zu seinen getreuen Gefolgsleuten zählte Peer Steinbrück. Der ließ sich sogar mit den Worten zitieren, die Agenda 2010 »geht noch nicht weit genug« (Der Spiegel, 33/2005). Beifall erhielt er dafür nicht.

In den Umfragen lagen Steinbrücks persönliche Werte 2005 zwar vor denen seines Herausforderers Jürgen Rüttgers, aber die SPD als Partei fiel nach den Erhebungen der Demoskopen Woche für Woche hinter die Union zurück. Damit rückte das Undenkbare erstmals in greifbare Nähe: Machtwechsel in Düsseldorf nach 39 Jahren SPD-Herrschaft!

Kurz vor der schicksalhaften Landtagswahl am 22. Mai 2005 bittet Kanzler Schröder den NRW-Ministerpräsidenten zu einem vertraulichen Gespräch. Unter strikter Geheimhaltung wird Steinbrück in den Plan eingeweiht, sofort Neuwahlen im Bund anzustreben, falls Nordrhein-Westfalen verloren gehen sollte. Zunächst ist Steinbrück erschrocken. Schlimm genug, falls er als Verlierer in NRW das Ende der sozialdemokratischen Ära verantworten muss. Dass er dann auch noch Auslöser für Neuwahlen im Bund und möglicherweise Verursacher des rot-grünen Machtverlusts werden soll, das trifft ihn schon hart. Doch Schröder und SPD-Chef Franz Müntefering überzeugen Steinbrück, dass im Fall einer Niederlage in Düsseldorf das Weiterregieren in Berlin keinen Sinn mehr macht.

In den Sitzungen der SPD-Bundestagsfraktion spüren Müntefering und Schröder bereits die zunehmenden Widerstände. »Ich kann die Gefolgschaft nicht mehr sicherstellen«, hatte Müntefering dem Kanzler eingestehen müssen. Ein Aufstand gegen die Partei- und Regierungsspitze, so die Warnung, könne jederzeit losbrechen. Für Schröder, der bereits gegen einen schwarz-gelb dominierten Bundesrat regieren muss, ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht. Er lässt sich weder niederstimmen, noch von den eigenen Genossen aus dem Kanzleramt jagen. Dann lieber die Flucht nach vorne antreten und Neuwahlen anstreben. In offener Feldschlacht unterzugehen entspricht eher dem Naturell des Kanzlers, als sich durch eine Revolte einfach absetzen zu lassen. »Lieber abgewählt als abgemurkst«, fasst ein Vertrauter von Schröder dessen Gemütslage zusammen. Ähnlich sarkastisch kommentiert der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz die Flucht in Neuwahlen. »Der Gerd wollte wenigstens den Strick selbst bestimmen, an dem er gehängt wird« (Der Spiegel, 22/2005).

Noch ahnt allerdings niemand etwas von Schröders Plan, alles auf eine Karte zu setzen. Als Steinbrück das Kanzleramt nach der geheimen Unterredung wieder verlässt, spürt er eine schwere Last auf seinen Schultern. Noch am gleichen Abend fliegt er zurück nach Düsseldorf, um den Kampf in NRW zu Ende zu bringen. Am Wahlsonntag, dem 22. Mai, weiß er bereits um 15.30 Uhr, dass die Sache verloren ist. Die Befragung der Bürger vor den Wahllokalen weist auf einen klaren Sieg der CDU hin. Der nächste Ministerpräsident wird nicht mehr Peer Steinbrück heißen, sondern Jürgen Rüttgers.

Das Ende kommt nicht unerwartet, aber es trifft die SPD mit voller Wucht. Als die historische Niederlage durch die 18-Uhr-Prognose auf den Fernsehschirmen bestätigt wird, ist es gespenstig still im Apollo-Theater am Düsseldorfer Rheinufer, wo sich Anhänger und Mitglieder zur Wahlparty versammelt haben. Entsetzen macht sich breit, in manchen Augen schimmern Tränen. Hier, wo sonst Roncalli sein Publikum mit Varieténummern bezaubert, enden an diesem Tag Karrieren und Traditionen. Es wird ein trauriger Abend, an dem auch Steinbrück mit starrem Gesicht seine Tour durch die TV-Wahlstudios macht und die »bittere Niederlage« ohne viel Federlesen eingesteht. »Ich habe gegeben, was ich konnte, es lag nicht an meinem Einsatz«, versichert der Verlierer fast trotzig. Es sei eben nicht gelungen, den Bürgern die erforderliche Reformpolitik verständlich zu machen.

Auch SPD-Landeschef Harald Schartau bekennt vor den frustrierten Anhängern: »Wir haben die Wahl glatt verloren.« Vorsorglich warnt er davor, nun »eine Weltmeisterschaft des Wundenleckens zu beginnen«. Schulddebatten soll es nicht geben. »Peer Steinbrück war ein erstklassiger Spitzenkandidat«, ruft Schartau unter dem Beifall der Gäste im Apollo-Theater.

Der abgewählte Ministerpräsident wirkt ernst, aber nicht geknickt. Knapp zehn Prozentpunkte liegt das SPD-Ergebnis in NRW über den Umfragewerten der Bundespartei. Das hat früher nur Johannes Rau geschafft. Doch Steinbrück weiß, dass mit ihm der rote Faden gerissen ist und er auf immer mit dieser Niederlage verbunden sein wird. Trotzdem trägt keiner es ihm nach an diesem Abend. »Er hat geschuftet wie ein Ackergaul«, lobt SPD-Generalsekretär Michael Groschek. Und auch Steinbrück selbst hat sich in diesem Wahlkampf erstmals »als richtiger Sozi gefühlt«, wie er später sagen wird.

Bis zuletzt kämpfte er für die Agenda-Politik, warb aufrecht für notwendige Veränderungen und beugte sich dabei nicht den Kritikern, um populistische Punkte zu sammeln. Das hat ihn, den kühlen Norddeutschen, emotional aufgeladen und stark mit der unglücklichen SPD verbunden, die so schwer an ihrer Reformverantwortung trägt. Selbst Franz Müntefering, der alte Haudegen aus dem Sauerland, der ihm zuvor immer ein wenig Skepsis entgegenbrachte, hat in dieser Schlacht Achtung vor Steinbrücks Kämpferherz bekommen.

Doch die Fernsehnation bleibt an diesem Abend nicht lange bei dem Wahlverlierer in Düsseldorf. Mitten im Interview mit ihm bricht das ZDF ab, um live nach Berlin zu schalten. Dort hat Franz Müntefering soeben das Willy-Brandt-Haus betreten, um die eigentliche Sensation des Abends zu verkünden: »Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen gehen nicht in die Knie«, ruft der SPD-Chef durch die Kameras in die Wohnzimmer von Millionen Zuschauern. »Wir suchen die Entscheidung.« Statt eines Schuldeingeständnisses oder einer Fehleranalyse tritt Müntefering, wie mit Schröder und Steinbrück abgesprochen, die Flucht nach vorne an. Die Deutschen sollen sich entscheiden, das Patt zwischen Bundestag und Bundesrat müsse aufgelöst werden, so der Parteivorsitzende. Die Nation an den Bildschirmen erstarrt. Wahlen in NRW werden zwar seit jeher als »kleine Bundestagswahl« bewertet. Dass aber einer Niederlage dort auf dem Fuß eine bundesweite Neuwahl folgt, ist dann doch überraschend.

Wenig später trat der Kanzler vor die Kameras. Er hatte vorher noch schnell mit Bundespräsident Horst Köhler telefoniert und ihn über seine Absicht informiert, in Kürze einen Antrag auf Auflösung des Bundestags zu stellen. Das war um 17.15 Uhr. Schröder wartete möglichst lange aus der Sorge heraus, Köhler könne die Nachricht vor der offiziellen Bekanntgabe diskret der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel zuspielen. Das hätte dem ganzen Manöver den Überraschungseffekt genommen, und der war Schröder wichtiger als alles andere. Schließlich wollte er in dieser krisenhaften Zuspitzung das Heft des Handelns in der Hand behalten und zeigen, dass es ihm bei der Neuwahl um Aufbruch ging und nicht um eine Niederlage.

Nicht nur die CDU wurde völlig überrumpelt. Auch die SPD rieb sich die Augen. Die Parteilinken waren stocksauer auf Schröder und mochten sich dem hemdsärmeligen Kanzler mit seinen einsamen Beschlüssen nicht weiter unterwerfen. In der Sitzung des SPD-Vorstands am Dienstag nach der NRW-Wahl sammelten sich die Gegner und bliesen zum Angriff. Oskar Lafontaine erklärte aus Protest gegen Schröders Sozialpolitik gar den Austritt aus der SPD. Es brodelte in der Partei. Man schien trotz Schröders Befreiungsschlag nicht geneigt, Ruhe zu geben, sondern suchte die Gelegenheit zu nutzen, um die Koordinaten der SPD zurück nach links zu schieben.

»Mit was sollen wir eigentlich Wahlkampf machen? Mit Hartz IV und Agenda 2010, für die wir gerade abgestraft wurden?«, fragte empört der saarländische SPD-Chef Heiko Maas in die Runde. Michael Müller, Fraktionsvize im Bundestag und SPD-Linker, sah es ähnlich. »Eine Luther-Haltung: Hier ist die Agenda 2010 – ich kann nicht anders, das wird im Wahlkampf nicht reichen.« Andrea Nahles, zu der Zeit noch Sprecherin der SPD-Linken, warnte Schröder ebenfalls vor einem »Weiter so«. Um ihm zu demonstrieren, wie sehr er für einen erfolgreichen Wahlkampf auf die Unterstützung der Partei angewiesen war, zitierte Nahles ein afrikanisches Sprichwort: »Gerd, wenn du schnell gehen willst, dann geh allein. Wenn du aber weit gehen willst, dann geh mit anderen zusammen.«

Doch Schröder ließ sich nicht einschüchtern. Wenn die SPD-Linke einen radikalen Wechsel der Politik wolle, dann müsse sie ihn auch personell vollziehen, forderte er mit ruhiger Stimme. »Wenn das eure Politik sein soll, ist es nicht vernünftig, sie mit mir zu machen« (Der Spiegel, 22/2005). Die SPD-Linken hörten das Ultimatum mit nur mühsam unterdrückter Wut, aber niemand wagte es, der Aufforderung Schröders zum Königsmord zu folgen. Der Kanzler hatte wieder einmal eiskalt kalkuliert und gewonnen. Seine Demontage war abgewendet, die Gegner kuschten – zumindest vorerst.

Peer Steinbrück verfolgt den Machtkampf innerhalb der SPD mit Unbehagen, aber aus der Rolle des Zuschauers heraus. Die Last der letzten Monate ist von ihm abgefallen, der Dauerstress im Wahlkampf und die Verantwortung im Regierungsamt. Er spürt, dass Niederlagen durchaus eine befreiende Wirkung haben können.

In seinem Haus in Bonn-Bad Godesberg verbringt Steinbrück erstmals seit langer Zeit wieder ruhige Stunden, in denen er lesen und Schach spielen kann, meist gegen den Computer. Er ist inzwischen 58 Jahre alt und könnte eigentlich mit der Politik aufhören. Sich zurückziehen in die hinterste Reihe des Landtags, noch ein wenig sein Mandat ausüben, gelegentlich eine Festrede halten, ein Buch schreiben oder als Berater in die Wirtschaft wechseln.

Doch er fühlt sich noch zu jung für das kontemplative Dasein als Politikpensionär. Er habe sich in dieser Zeit ehrlich gefragt, ob er vielleicht sogar süchtig geworden sei nach der Droge Politik, wird er später einräumen. Aber das ist es nicht allein. Es geht nicht um Abhängigkeit, sondern um Freude an der Aufgabe. Er will einfach noch weitermachen mit der Politik, dabei sein, mitmischen und nicht einfach abseits stehen.

Schuld wegen der epochalen Wahlniederlage in NRW empfindet Steinbrück auch mit wachsender zeitlicher Distanz nicht. Er hat sich nicht verbogen in diesem Kampf, sondern ist sich mit vollem Einsatz treu geblieben. Die Niederlage macht nichts mit ihm, weil er nichts mit sich machen lässt. Obwohl die Wahl die größte Pleite seines bisherigen Lebens darstellt, läuft er nicht als gebrochener Mann durch die Gegend, sondern hält sich im Gegenteil sehr aufrecht. Steinbrück tröstet sich mit dem Gedanken, dass jeder andere SPD-Politiker ebenfalls verloren hätte. »An ihm hat es nicht gelegen«, betonen Schröder wie Müntefering denn auch. Landeschef Harald Schartau, der verhinderte Kronprinz der SPD, sieht es ähnlich. Er weiß, dass er an Steinbrücks Stelle ebenfalls den Kürzeren gezogen hätte. Der bundespolitische Gegenwind wegen der Agenda-Politik ist einfach zu stark gewesen. So die bis heute gängige Analyse des Resultats in NRW. Nicht Peer Steinbrück hat das Stammland der SPD verloren, sondern die Partei selbst.

Schröder, Müntefering und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hielten weiterhin engen Kontakt zu Steinbrück. Sie umwarben ihn als authentischen Verfechter ihrer Reformpolitik, deren Gegner täglich zahlreicher wurden. In mehreren Gesprächen drängten sie Steinbrück, er möge doch in die Bundespolitik wechseln und bei der kommenden Wahl im September 2005 ein Bundestagsmandat anstreben. Es gebe genug Abgeordnete aus NRW, die aufhören wollten, wusste Müntefering, da werde sich bestimmt ein sicherer Wahlkreis finden lassen. »Peer, wir brauchen jetzt Leute wie dich.«

Steinbrück zögerte. Er hielt sich zwar oft in Berlin auf, redete mit Parteifreunden wie mit Journalisten, besuchte Buchantiquariate und Gremiensitzungen der SPD, konnte sich jedoch nicht dazu durchringen, für den Bundestag zu kandidieren.

Kein Wunder, dass in dieser Phase schnell Gerüchte aufkamen. Das erste wurde in Düsseldorf gestreut und war ziemlich durchsichtig: Angeblich wolle Steinbrück gleichzeitig den Vorsitz der Landes-SPD und der SPD-Landtagsfraktion anstreben, um dann als Oppositionsführer den Neuaufbau zu begleiten, hieß es in einigen Zeitungen. Der Ursprung dieser Meldung darf wohl getrost bei seinen innerparteilichen Gegnern gesucht werden – sie wollten einfach einmal einen Testballon aufsteigen lassen. Steinbrück reagierte wie von ihnen erhofft: Er strebe keines der beiden Ämter an, das sei schlechter politischer Stil, erklärte er sofort. »Ich werde doch jetzt nicht Oppositionsführer gegen Rüttgers.«

Das zweite Gerücht lag schon ein wenig näher bei der Wahrheit, denn es behauptete für Steinbrück immerhin eine herausgehobene Rolle in der Bundespolitik. Er wolle den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion übernehmen, um im Fall einer Niederlage im September die Opposition gegen Angela Merkel anzuführen. Aber auch hier begegnete Steinbrück offensiv den Spekulationen um seine Person, benutzte dabei allerdings eine unglückliche Formulierung, die ihm einiges an Ärger in den Reihen der SPD-Bundestagsfraktion eintrug. Er strebe keinen Sitz im Bundestag an, stellte er klar, weil er kein Mann der Legislative sei, sondern »ein Mann der Exekutive«. Auf Deutsch: Nur im Parlament sitzen und reden reichte ihm nicht – wenn schon Politik, dann regieren, so wie er es bislang in seinem ganzen Politikerleben gemacht hat. »Ich wollte ehrlich bleiben«, sagte er später dazu, »mir selbst gegenüber, weil ich mir auch eine andere Lebensplanung vorstellen konnte« (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20.1.2005).

Doch die eigene Rollenbeschreibung wurde anders verstanden. Selbst Steinbrück freundlich gesinnte Abgeordnete in der SPD-Bundestagsfraktion werteten seine Aussage als maßlose Arroganz. Zumal er bei einer Buchvorstellung in Berlin einen seiner berüchtigten sarkastischen Sprüche losließ, der durchaus als abschätzige Umschreibung parlamentarischen Handelns missverstanden werden konnte. Zur Illustration dafür, dass Bürokratieabbau oft genug im Vorfeld an regelungswütigen Abgeordneten scheitere, wählte er einen deftigen Vergleich: »Wenn der Hund des Nachbarn im Garten furzt, wollen manche sofort das Emissionsschutzgesetz verschärfen« (Handelsblatt, 15.9.2005). Der Unmut über den Spruch war groß, und da half es ihm wenig, wenn er kurz darauf reumütig beteuerte, er halte sich für einen Job im Parlament keineswegs für zu gut, sondern im Gegenteil für nicht geeignet.

Missverständnisse dieser Art sind typisch für Steinbrück. In der Tat sieht er, selbstbewusst wie er ist, seinen Platz in der Politik nur in einer Beteiligung an der Regierungsverantwortung. Eine Tätigkeit als eifriger und scharfzüngiger, ansonsten aber eher machtloser Debattenredner im Parlament scheidet für ihn vollständig aus. Damit ignoriert er als ehemaliger Beamter und politischer Quereinsteiger, dass im Verständnis der meisten Berufspolitiker die Ochsentour über die Partei ebenso zu einer vollständigen Karriere gehört wie eine gewonnene Wahl in einem Wahlkreis oder zumindest ein erfolgreich bestandener Kampf um einen der vorderen Listenplätze. Steinbrück hat das nie gemacht; er brauchte für seinen Weg keine parteipolitische Schornsteinkarriere. Im Stillen mag er sogar bisweilen mit Verachtung auf diesen klassischen politischen Lebensweg heruntergeblickt haben. Das spüren viele Abgeordnete, die sich vom Ortsverein über die Kommunalpolitik bis in den Bundestag hochkämpfen mussten. Das ist wohl auch der Grund, weshalb zwischen Steinbrück und der SPD-Bundestagsfraktion oft eine atmosphärische Distanz zu spüren war und ist. Zumal er immer wieder der Versuchung erliegt, seine Positionen mit beißendem britischem Humor drastisch zu verdeutlichen. Mit Beispielen wie dem furzenden Hund in Nachbars Garten erntete er zwar viele Lacher im Publikum, bei den eigenen Leuten hingegen meist nur Frust und Ärger. Deshalb sind seine ärgsten Feinde bis heute seine rhetorisch brillante Spottlust und die ausgeprägte Neigung, sich damit in der SPD um Kopf und Kragen zu reden.

Als im Endspurt des Bundestagswahlkampfs 2005 neue Gerüchte darüber auftauchten, dass Steinbrück in einer möglichen Großen Koalition die Ämter des Finanzministers und des Vizekanzlers anstrebe, wurde es SPD-Chef Müntefering zu viel. Er nahm sich Steinbrück, der diesmal den Spekulationen in den Medien nichts entgegensetzte, in einem Vieraugengespräch ordentlich zur Brust. Wenn er, der abgewählte Ministerpräsident von NRW, sich schon für ein Bundestagsmandat zu schade sei, solle er sich von der Presse jetzt nicht zum Schröder Nummer zwei ausrufen lassen, forderte Müntefering. Und er, der Genosse Peer, solle zudem nicht glauben, er könne überall in Berlin ein gewichtiges Wort mitreden. Müntefering machte unmissverständlich deutlich, dass er an seinem Führungsanspruch als SPD-Chef nicht rütteln lasse. Wenn es nach der Wahl Koalitionsverhandlungen geben sollte, dann werde er diese führen und kein anderer. Steinbrück sei sicherlich als Finanzminister geeignet, aber wenn er so weitermache, werde er auch das sicher nie.

Die Ansage war deutlich, Steinbrück verstand und nahm sich etwas zurück. Allerdings war in diesem Wahlkampfendspurt bereits klar geworden, dass auf den Kanzler selbst niemand mehr zählte. Wenn überhaupt, dann reichte es für die SPD allenfalls noch zur Juniorrolle in einer Großen Koalition. Das vermittelten zumindest die Umfragen. In der Tat wurde bei Interviews und in Talkshows nicht mehr über Rot-Grün als Option geredet, sondern nur noch über Schwarz-Gelb oder Schwarz-Rot. Die SPD setzte dem nur wenig entgegen. Damit war aus Schröders Sicht das wichtigste Gebot des Wahlkampfs verletzt. Über wenig hat sich der Kanzler in dieser Zeit so aufgeregt wie über seine Minister. Ob Otto Schily, Hans Eichel oder Wolfgang Clement; sie alle stimmten Partei und Wähler in verschiedenen Variationen bereits auf die Zeit nach Schröder ein, wenn sie weitschweifig darüber philosophierten, dass eine Große Koalition nichts Schlimmes sei. Schröder verstand das so, wie es gemeint war: Seine Prätorianergarde hatte ihn längst aufgegeben. In einer Sitzung des SPD-Vorstands ließ der Kanzler seinem Frust noch einmal freien Lauf. Es sei für ihn »nicht zumutbar, Verhandlungsmasse« zu sein, gab er zornig zu Protokoll. »Ich lasse mich nicht zum Kasper machen.«

Vielleicht war die Enttäuschung, ja Wut über diesen Verrat auch die tiefere Erklärung für den unsäglichen Auftritt, den Schröder am Wahlabend in der sogenannten »Elefantenrunde« im Fernsehen lieferte. Eigentlich nehmen die Parteivorsitzenden an dieser Runde teil, aber Schröder entschied sich kurz vor der Sendung, anstelle von SPD-Chef Müntefering selbst ins Studio zu gehen. Woraufhin Joschka Fischer ebenfalls anstelle eines Vorsitzenden seiner Partei erschien. Das Ergebnis war unerwartet knapp für Angela Merkel und die Union ausgefallen. Mit 35,2 Prozent lagen CDU/CSU nur hauchdünn vor der SPD mit 34,2 Prozent. Die Grünen kamen auf 8,1 Prozent, die FDP auf 9,8 Prozent und die Linken auf 8,7 Prozent – ein Plus von satten 4,7 Prozentpunkten übrigens, das wesentlich von enttäuschten SPD-Wählern herrührte. Damit war die Messe gesungen: Rot-Grün hatte keine Mehrheit mehr, Schwarz-Gelb ging genauso wenig, und so blieb nur die Große Koalition unter Führung der Union. Schröder, der bis zum letzten Tag entschlossen gekämpft hatte, war maßlos enttäuscht. Vor allen Dingen in den letzten Tagen habe es, so die Auskunft der Demoskopen, einen enormen Rutsch bei der Union und einen bemerkenswerten Zuwachs bei der SPD gegeben. Zwei Wochen mehr und Schröder hätte diese so aussichtslos begonnene Wahl am Ende doch noch gewonnen, spekulierte damals Forsa-Chef Manfred Güllner.

Mit diesem Gefühl, nur ganz knapp am Sieg vorbeigeschrammt zu sein und es der Union noch einmal ordentlich gezeigt zu haben, kam der Kanzler dann breitschultrig und testosteronaufgeladen in die Fernsehrunde. Obwohl er sich während des gesamten Wahlkampfs mit großer Disziplin an die Vorgabe gehalten hatte, Angela Merkel niemals so anzugehen, dass sein Angriff als unfair oder ungehörig gegenüber einer Frau verstanden werden konnte, ließ er plötzlich alle Zurückhaltung fallen. »Was den Kanzler dabei geritten hat, weiß der Teufel oder nur er alleine, auf jeden Fall attackierte er wutschnaubend und triumphierend zugleich … eine Angela Merkel, die angesichts ihres Wahldebakels wie benommen wirkte«, erinnert sich Joschka Fischer in einem Buch an den denkwürdigen Abend (I’m not convinced. Der Irakkrieg und die rot-grünen Jahre, Köln 2011, S. 346). »Mit diesem tobenden Machoauftritt hat Gerhard Schröder ihr wahrscheinlich die Kanzlerschaft gerettet«, glaubt Fischer bis heute. »Hätte er sich darauf beschränkt zu erklären, dass die SPD mit der Union über die Bildung einer Koalition verhandeln würde, egal wer Parteivorsitzender sei, denn Frau Merkel habe ja morgen ihr Debakel erst einmal ihren Parteigremien zu erläutern, dann bin ich mir nicht sicher, ob Angela Merkel die nächsten Tage nach der Bundestagswahl 2005 unbeschadet überstanden hätte.«

Es kam anders, denn Merkel behielt die Nerven, während Schröder sie im entscheidenden Moment verlor. Angesichts des Wahlausgangs konnte es kein anderes Ergebnis als eine Große Koalition geben. Weil der Union und ihrer Vorsitzenden der Schreck über das unerwartet knappe Resultat noch lange in den Gliedern saß, gelang es der SPD in den Verhandlungen zur Regierungsbildung recht schnell, wesentliche Kabinettsposten für sich zu reklamieren. Die größte Überraschung war, dass Müntefering, den die meisten Beobachter eher in der Rolle des machtvollen Partei- und Fraktionschefs gesehen hatten, sich als neuer Arbeits- und Sozialminister der Kabinettsdisziplin unterwarf und auf diese Weise die Funktion des Vizekanzlers neben Merkel erhielt.

Warum er sich für den Job in der Regierung entschied, hatte nur zum Teil etwas mit Eitelkeit und der verlockenden Aussicht zu tun, auf Augenhöhe mit der Kanzlerin zu sitzen. Ein wesentliches Motiv war wohl Münteferings Misstrauen. In das neue schwarz-rote Kabinett zogen Sozialdemokraten ein, die ihm in vielen Fragen suspekt waren und die er lieber aus der Nähe beobachten und kontrollieren wollte: Justizministerin Brigitte Zypries und Außenminister Frank-Walter Steinmeier waren alte Vertraute Schröders aus Niedersachsen. Beide entfalteten viel reformerischen Ehrgeiz, stammten aber nicht aus dem Bauch der SPD. Sie waren von außen dazugekommen, verfügten über keine Hausmacht in der Partei, und Müntefering war nicht sicher, ob Leute ihres Schlages das Bedürfnis der alten Tante SPD nach Erklärung und Zuneigung ausreichend respektierten.

Das traf genauso auf Peer Steinbrück zu, der als Finanzminister so gut wie feststand. Müntefering schätzte zweifellos sein großes Fachwissen und seine breite Erfahrung in vielen Regierungsämtern – auch seinen aufrechten Kampf für die Agenda 2010. Zugleich spürte der Sauerländer jedoch die Distanz des Hamburgers zur SPD. Zudem dürfte er nicht vergessen haben, dass Steinbrück Spekulationen über eine künftige Rolle als Vizekanzler unwidersprochen gelassen hatte.

Aus Sicht von Merkel galt Steinbrück als Idealbesetzung. Sein Ruf als Grünenfresser erhob ihn trotz seiner Beteiligung an rot-grünen Regierungen in Kiel und Düsseldorf über jeden Verdacht, ein verkappter Anhänger der gerade beendeten rot-grünen Ära zu sein. Mit wohlgefälligem Schmunzeln dürfte Merkel ein Wahlplakat der Grünen in NRW zur Kenntnis genommen haben, auf dem diese ihren früheren Regierungschef zur Abschreckung verwendeten. Dazu wurde ein Plakat der Linkspartei verfremdet, auf dem ursprünglich ein lachender Oskar Lafontaine und ein ihn anhimmelnder Gregor Gysi zu sehen waren. Mit neuen Köpfen lachte jetzt der abgewählte Steinbrück die Unionsspitzenkandidatin Angela Merkel an. Darunter stand: »Gegen die Große Koalition hilft nur eins: Zweitstimme grün«.

Kompatibel in den Reihen der Union machte ihn auch die Koch-Steinbrück-Liste, jene Sammlung von Vorschlägen zur Subventionskürzung, die er 2003 mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch ausgearbeitet hatte. Nicht zuletzt enthob seine Berufung die Union auch der peinlichen Frage, was sie mit ihrem »Schattenminister« für das Finanzministerium, dem Heidelberger Professor Paul Kirchhof, machen sollte. Der war von Schröder in verächtlicher Weise angegangen worden, hatte aber durch professorale Hartnäckigkeit und mangelnde Medienerfahrung mit dazu beigetragen, der SPD in der Finanzpolitik eine offene Flanke zu bieten. Sein radikales Steuermodell bot reichlich Gelegenheit für Kritik. Demnach sollten alle Einkommen nach dem gleichen Tarif versteuert werden – egal ob Löhne, Unternehmensgewinne oder Kapitalerträge. Jahreseinkommen bis 10 000 Euro wären steuerfrei gewesen, alle Einkünfte darüber wären mit 15, 20 und 25 Prozent versteuert worden. Im Gegenzug plädierte Kirchhof dafür, sämtliche Ausnahmen und Steuerprivilegien zu streichen. Dazu zählte etwa auch ein steuerfreier Lohnzuschlag für Nachtarbeit. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung im Wahlkampf wurde Kirchhof deshalb von der SPD unsoziale Politik vorgeworfen. Er streiche einem Feuerwehrmann die steuerfreien Nachtzuschläge, senke aber für die Reichen die Spitzensteuer von damals 49 Prozent auf 25 Prozent. Solche Vorwürfe taten ihre Wirkung. Der Streit um Kirchhofs radikales Steuerkonzept war nach den Analysen mehrerer Meinungsforschungsinstitute ein Grund für das unerwartet schlechte Abschneiden der CDU/CSU bei der Bundestagswahl.

Von parteipolitischen Erwägungen und Rücksichtnahmen einmal abgesehen, gehört das Amt des Finanzministers zu den schwierigsten Posten, die in der Regierung zu vergeben sind. Überall liegen Fallstricke aus. »Damit kann man keine Popularitätswettbewerbe gewinnen«, warnte Matthias Platzeck denn auch seinen Parteifreund Steinbrück. In der Tat sah die Eröffnungsbilanz des neuen Kassenwarts in Berlin erschreckend aus: Im Bundeshaushalt klaffte zwischen den regelmäßigen Einnahmen des Bundes und den Ausgaben eine Lücke von 64 Milliarden Euro. Gleichzeitig lahmte die Wirtschaft, während die Sozialabgaben von Jahr zu Jahr stiegen. Die Neuverschuldung erreichte für 2005 mit 41 Milliarden Euro einen erneuten Höchststand. Für den neuen Mann an der Spitze des Finanzministeriums trotzdem kein Grund, vor der schwierigen Aufgabe zurückzuweichen. »Man muss die Herausforderungen so nehmen, wie sie sind«, erklärte Steinbrück nach seiner Vereidigung.

Er hat durchgehalten, Nervenstärke bewiesen und auf sein Können vertraut. Kein halbes Jahr nach seiner Abwahl in Düsseldorf war Steinbrück in Berlin angekommen und zu einem der wichtigsten Männer der neuen Bundesregierung geworden. Wieder einmal bewahrheitete sich die Richtigkeit seiner kämpferischen Einstellung: Egal wie groß die Niederlage ist – du darfst niemals aufgeben.