21. Kapitel
»Marion, wie kannst du es wagen? Du bist diejenige, die verrückt ist! Ihr seid alle verrückt – alle! Ich sage euch: dieser Mann hat versucht, mich zu ermorden!«
»Und wir glauben Ihnen nicht, Mrs. Druffitt«, sagte Rhys. »Wissen Sie, Sie sind nicht besonders clever vorgegangen. Sie hatten einfach Glück. Sie sind Risiken eingegangen, die ein Mensch mit Verstand niemals auf sich genommen hätte. Ich hoffe, Sie sind wenigstens jetzt bereit, Ihren Verstand einzuschalten.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen«, antwortete Mrs. Druffitt mit dem üblichen Hochmut in der Stimme.
»Dann muss ich es Ihnen wohl erklären, nicht wahr? Sergeant Twofeathers, würden Sie sich bitte hier neben Mrs. Druffitt stellen? Marshall, wären Sie so gut, Ben Potts anzurufen?«
»Klar.« Olson, der etwas fassungslos wirkte, ging zum Telefon. Die anderen versammelten sich auf einer Seite der Küche und warteten. Mrs. Druffitt sah vom einen zum anderen und wandte ihren Blick dann von allen ab. »Hab ihn am Telefon, Inspector«, rief Olson einen Moment später. »Was soll ich ihm sagen?«
»Ich werde selbst mit ihm sprechen. Kommen Sie her und assistieren Sie Sergeant Twofeathers, falls er Hilfe braucht.«
Rhys ließ die Küchentür hinter sich offen. Alle konnten hören, wie er dem Bestattungsunternehmer seltsame, aber eindeutige Anweisungen gab. Dann trat eine Stille ein, eine scheinbar endlose Stille. Schließlich sprach Rhys wieder in den Hörer. »Und es geht einfach nicht ab, nicht mal mit Stahlwolle? Vielen Dank. Nein, das ist alles, was ich wissen wollte. Lassen Sie alles genau so, wie es ist. Ich komme gleich zu Ihnen.«
Er legte auf und kehrte zurück zu dem verdutzten Grüppchen. »Sehen Sie, Mrs. Druffitt – das war einer der Aspekte, in denen Sie nicht gerade scharfsinnig vorgegangen sind. Als Sie Dorothy Fewter gestern Ihr Kleid geschenkt haben, hätten Sie ihr nicht auch noch die Schuhe schenken sollen.«
Sie blickte den Mountie kalt an. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Was ist falsch daran, jemandem ein Paar Schuhe zu schenken?«
»Na ja – das waren die Schuhe, mit denen Sie in den Keller Ihrer Tante Aggie gegangen waren, um die vergifteten Bohnen zu deponieren.«
»Sie sind ja krank! Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen der Fall entzogen wird. Jeder in der Stadt kann Ihnen bestätigen, dass ich gut fünfzehn Jahre keinen Fuß in dieses Haus gesetzt habe, nicht bis heute morgen.«
»Dann irrt sich jeder in der Stadt, Mrs. Druffitt. Denn an den Sohlen Ihrer verschenkten Schuhe klebt der patentierte Zement Ihres Onkels Charles.«
»Das ist eine Lüge! Es ist weiße Schuhcreme. Als ich die Schuhe für Dot geputzt habe, ist mir etwas davon auf die Sohlen geraten.«
»Sie haben sehr viel Schuhcreme benutzt, aber sie ließ sich abreiben – Ben Potts hat das gerade versucht –, während die weißen Flecken auf den Sohlen einfach nicht wegzukriegen sind.«
»Dann muss Dot gestern Nacht mit den Schuhen im Keller gewesen sein.«
»Dot war gestern Nacht nicht im Keller. Sie war den ganzen Abend bei Janet Wadman und danach bei Sam Neddick, bis kurz vor ihrem Tod. Sie hätte die Schuhe sowieso nicht über eine längere Strecke tragen können, weil sie ihr zu klein waren. Als sie von den Wadmans hier herkam, hatte sie die Schuhe nicht an. Sie hatte sie in der Hand, und sie hat sie auch nicht angezogen, als sie von Sam Neddick wegging. Sie wissen selbst am besten, wie schwierig es war, ihrer Leiche die Schuhe anzuziehen, nicht wahr? Den linken haben Sie nicht ganz über den Fuß gekriegt, weil ihr linker Fuß ein bisschen größer war als ihr rechter – das ist bei vielen Leuten so. Aber Dot musste nun mal Schuhe tragen, wenn man sie fand, weil niemand eine barfüßige Frau mit Ihnen verwechseln könnte, nicht mal im Dunkeln. Sie würden niemals barfuß herumlaufen, nicht wahr, Mrs. Druffitt?«
»Klar würde sie das nicht«, schnaubte Marion. »Elizabeth ist viel zu vornehm dafür. Schließlich muss sie ihrem Namen alle Ehre machen – was der auch dringend nötig hat! Wenn man bedenkt, wie ihre noblen Vorfahren ihr Geld verdient haben und dass ihr Onkel den Mädels nachgestellt hat und ihr Vater den Jungs, dass ihre geliebte alte Tante Aggie an einem bekloppten Erfinder hängen geblieben ist und sie selbst einen unfähigen Arzt geheiratet hat, der all seine Patienten vergrault und das Geld verspielt hat, das sie dringend brauchte, um sich für ein paar alte, fette Klatschtanten aufzudonnern, die mehr über dein Privatleben wissen als du selbst und hinter deinem Rücken über dich lachen. Stimmt’s, Elizabeth?«
Mrs. Druffitt ignorierte sie. »Ich fürchte, ich muss gestehen, Inspector, dass diese Schuhe, die ich Dot geschenkt habe, sehr, sehr alt sind. Das Zeugs auf den Sohlen muss aus der Zeit stammen, als ich noch regelmäßig hier herkam, um Tante Agatha zu besuchen.«
»Nein, das ist nicht wahr, Mama«, sagte Gilly mit versteinertem Gesicht. »Du hast sie erst letztes Jahr gekauft, zu Ostern. Du würdest niemals neue Schuhe kaufen, bevor die alten nicht völlig kaputt sind.«
»Gilly, wie kannst du nur …?«
Gilly sprach weiter. Ihre Stimme zitterte. »Du hattest zwei von Tante Aggies Einmachgläsern in deiner Vorratskammer. Darüber habt ihr euch gestritten, bevor ihr kein Wort mehr miteinander geredet habt. Gott weiß, Daddy und ich haben die Geschichte oft genug gehört. Tante Aggie hatte dir zwei Gläser mit selbst eingemachten Senfgurken geschenkt und dich gebeten, ihr die Gläser wiederzugeben, wenn sie leer sind. Aber du bist so ein Geizhals, du konntest dich nicht überwinden, sie rauszurücken. So hat der ganze Streit angefangen, und du hast beschlossen, nie wieder einen Fuß in das Herrenhaus zu setzen. Weil du dann nämlich die Gläser nicht zurückgeben musstest.«
»Das ist lächerlich!«
»Ich weiß, dass es lächerlich ist, aber es ist die Wahrheit. Ich erinnere mich gut, dass Elmer und ich einmal für den Biologieunterricht in der Schule Frösche mit den Einmachgläsern fangen wollten, und du hast ein Riesentheater gemacht, weil wir die Erbstücke mit nach draußen genommen hatten. Du hast Elmer einen dreckigen Dieb genannt. Du erinnerst dich auch daran, Elmer, oder?«
Ihr Ehemann nickte. »Ich erinnere mich.«
»Deswegen hast du Daddy umgebracht, nicht wahr, Mama? Sobald Janet ihm die Gläser gezeigt hätte, hätte er zugeben müssen, was er eigentlich schon seit Tante Aggies Tod wusste, oder? Er hätte gewusst, woher die vergifteten Bohnen kamen, oder? Er hätte ja nur in die Vorratskammer gehen müssen und feststellen, dass die Gläser, um die du immer einen solchen Wirbel gemacht hast, nicht mehr im Regal stehen. Er hätte dich nicht mehr länger decken können, oder? Daddy war ein ziemlicher Waschlappen und eine Niete als Arzt, aber blöd war er nicht.«
»Hat er darum gesagt, du sollst weggehen, an dem Tag, als ihr euch so gestritten habt, Grandma?«, fragte Bobby. »An dem Tag, als ihr euch so laut angeschrien habt?«
»Halt den Mund, Bobby!«, kreischte Mrs. Druffitt. »Du weißt ja nicht, was du redest. Eine Dame erhebt ihre Stimme niemals!«
»Bobby, hat dein Grandpa gesagt, sie soll weggehen? Hat er nicht vielleicht eher gesagt, man soll sie wegsperren?«, fragte Marion. »Nur, falls du’s nicht merkst, Elizabeth: du schreist hier rum wie eine Irre. Aber so ist es gewesen, was? Als Janet bei euch angerufen und gesagt hat, sie hätte da was Seltsames im Keller gefunden, das sie dem Doktor zeigen wollte, wusstest du, dass es das zweite Einmachglas sein musste, das du da hingestellt hattest – wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich die Bohnen esse und es mir ergeht wie Tante Aggie. Du konntest nicht riskieren, dass Henry das Glas zu Gesicht kriegt – also hast du ihn genauso erschlagen, wie du Dot erschlagen hast, dann hast du den Läufer an die richtige Stelle gelegt und bist abgezogen in deinen dämlichen Club. Meine Güte, deine Nerven möcht ich haben!«
Rhys unterbrach sie. »Bobby, erinnerst du dich, wann genau du diesen Streit zwischen deinen Großeltern gehört hast?«
»Können wir Bobby nicht da raushalten?«, fing Gilly an, aber ihr Sohn war kein Kleinkind mehr, und sein Großvater war manchmal nett zu ihm gewesen. Er antwortete bereitwillig.
»Klar, es war der Tag von Tante Aggies Beerdigung. Grandma hat mir diesen doofen marineblauen Anzug angezogen, den sie mir gekauft hat, als ich acht war, und der jetzt viel zu klein ist.«
»Wo warst du, als du ihre Unterhaltung gehört hast?«
»Ich hab doch schon gesagt, die haben sich nicht unterhalten. Die haben sich angeschrien. Deswegen konnt ich’s hören. Sie waren vorne im Haus, und ich war in der Vorratskammer, weil Grandma da die Kuchenreste von der Party verstaut hatte.«
»Willst du etwa sagen, dass deine Großmutter am Tag der Beerdigung ihrer Tante eine Party veranstaltet hat?«
»Na ja, es war nicht grad eine Party. Sie hat Leute zum Kuchen und so eingeladen, nach der Beerdigung.«
»Wusste sie, dass du in der Vorratskammer warst?«
»Nein, ich glaub nicht«, gab er zu. »Als die Leute gegangen waren, ist Mama auch nach Hause gefahren, weil sie Kopfschmerzen hatte, und ich musste mit, aber da war ja noch so viel Kuchen übrig, und deswegen bin ich zurückgegangen.«
»Du hättest das nicht tun dürfen, Bobby«, tadelte seine Mutter. »Aber er hat Recht damit, dass sie Leute eingeladen hatte. Sie hat wohl geglaubt, sie hätte was zu feiern.«
»Gillian!«, weinte ihre Mutter. »Wie kannst du nur bei dieser … dieser schrecklichen Verleumdung mitmachen?«
»Ach komm, lass es sein, Mutter. Als ich erfahren hatte, dass die Mounties in der Stadt waren, ist mir sofort klar gewesen, was du getan hattest. Und ich weiß auch, warum du’s getan hast. Es war meinetwegen, nicht wahr? Du weißt nicht mal, dass ich ein menschliches Wesen bin, aber du kannst nicht von mir ablassen, weil du glaubst, ich bin eine Sache, die dir gehört. Und weil ich dir gehöre, musst du mich abstauben und polieren und mich auf den Kaminsims stellen, wie den andern Schnickschnack. Du konntest nicht ertragen, wie ich mein Leben führte, weil es dir nicht tadellos genug war. Als dir dämmerte, dass ich tatsächlich nicht in die Folterkammer, die du ›mein schönes Zuhause‹ nennst, zurückkommen würde, hast du überlegt, wie du mich ins Herrenhaus verfrachten könntest. Du wusstest, ich würde einen Teil davon erben, aber die alte Tante Aggie starb dir nicht schnell genug, deshalb musstest du nachhelfen.«
»Gillian, du fantasierst! Sehen Sie denn nicht, dass sie völlig verrückt ist?«
»Oh nein, ich bin nicht verrückt. Es war dir egal, wie viele du ermorden musstest, nur, um mich hier in diese vergammelte Fledermaushöhle zu stecken und deinen Damen bei einer gepflegten Tasse Tee erzählen zu können, wie deine Tochter jetzt im vornehmen Herrenhaus lebt. Daddy und Tante Aggie zu ermorden hatte es noch nicht gebracht – also hast du mein Haus angezündet, damit es keinen anderen Ort mehr gab, an den ich gehen konnte.«
»Das ist doch Unsinn, Gillian. Ich war zu Hause in meinem Bett, als diese … diese Bruchbude Feuer gefangen hat.«
»Das stimmt. Aber während ich mich oben angezogen habe und du unten warst und mir immer wieder zugerufen hast, ich solle mich beeilen, hast du eins von diesen Räucherstäbchen angezündet, die Bobby mir zum Geburtstag geschenkt hat. Du hast es so hingelegt, dass etwas anderes Feuer fangen musste, sobald das Stäbchen weit genug runtergebrannt wäre. Dann hast du mich schnell vor die Tür gescheucht und deinen eigenen Enkel schlafend in dem Haus gelassen. Der einzige Grund, warum Bobby nicht in den Flammen starb, ist, dass das Stäbchen länger gebraucht hat, als du erwartet hattest.«
»Warum glauben Sie, dass es ein Räucherstäbchen war, Gilly?«, fragte Rhys leise.
»Weil ich es gerochen habe, als ich von Ben Potts wiederkam. Ich hab mir keine Gedanken drüber gemacht, weil ich an den Geruch gewöhnt war. Bobby hatte mir welche zum Geburtstag geschenkt, und wir haben jeden Abend eins angezündet, weil ich … ich wollte, dass er weiß, wie sehr mir sein Geschenk gefällt. Aber wir hatten einen Halter dafür, da haben wir es immer reingesteckt, da konnte nichts passieren. Wo hast du es hingetan, Mama? In den Korb hinter dem Sofa, in den ich immer die Zeitungen und Magazine gelegt habe?«
Mrs. Druffitt schwieg. Es war klar, dass Gilly völlig richtig lag. Sie begann zu schluchzen. »Ich nehm an, es wär dir egal, wenn Bobby verbrannt wäre – schließlich ist er ja nur ein Bascom!«
»Wenn dein Vater auch nur ein bisschen Rückgrat gezeigt hätte …«
»Dann hätte er dich in eine geschlossene Anstalt gebracht, denn er wusste genau, dass du da hingehörst«, unterbrach ihre Tochter sie, »dann würde er jetzt noch leben, und Dot Fewter auch. Warum hast du die arme Dot getötet?«
»Das habe ich nicht! Frag die Nachbarn. Sie hätten es doch gehört, wenn ich mitten in der Nacht weggefahren wäre.«
»Eben«, sagte Marion. »Deswegen bist du ja auch zu Fuß gegangen. Die ganzen zwei Meilen hin und die ganzen zwei Meilen zurück, im Dunkeln. Deshalb hast du heute auch den ganzen Tag geschlafen, weil du so erledigt warst. Du bist das viele Laufen nicht gewöhnt – im Gegensatz zu deinen armen Verwandten.«
Mrs. Druffitt schniefte. »Du würdest alles tun, um mich schlecht dastehen zu lassen und deine eigene Haut zu retten, nicht wahr?«
»Es hat keinen Zweck, Elizabeth. Auf dem Stein, mit dem du sie erschlagen hast, sind deine Fingerabdrücke.«
»Das ist eine Lüge! Ich …« Sie schloss die Lippen, aber ein wenig zu spät.
»Ich weiß«, sagte Marion. »Du hast Handschuhe getragen. Schwarze Handschuhe, das schwarze Kleid, schwarze Schuhe und schwarze Strümpfe, genau wie jetzt, und einen schwarzen Trauerschleier über dem Gesicht, damit Dot dich in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wenn sie aus der Scheune käme. Du wusstest genau, dass sie aus der Scheune kommen würde, denn auf deine eigene, miese Art bist du genauso für Klatsch und Tratsch zu haben wie Dot. Als ich gesehen habe, wie säuberlich der Stein zurückgelegt worden war, hätte ich wissen müssen, dass du es warst – wer sonst würde so pingelig sein?«
Marion wandte sich an Rhys. »Du musst ihr Haus durchsuchen. Du wirst ein frisch gewaschenes Paar Handschuhe finden, die zum Trocknen im Badezimmer aufgehängt sind, und du wirst einen altertümlichen Trauerschleier mit einer schweren schwarzen Borte finden, ordentlich zusammengefaltet, oben links in ihrem Schrank. Sie wird ihn ausgeschüttelt haben, aber du wirst sicherlich noch genug Staub und so zum Analysieren daran finden, oder, Madoc?«
»Davon gehe ich aus«, antwortete er. Ein Glück, dass Marion sich nicht als die Mörderin entpuppt hatte. Wahrscheinlich las sie viele Kriminalromane.
Marion fuhr mit ihrer schrillen Stimme fort. »Das war ganz schön schlau, dass du Dot dein Kleid geschenkt hast. Du kanntest sie gut genug, um zu wissen, dass sie es tragen würde, wenn sie zur Scheune ging, um sich mit Sam ins Heu zu werfen. Du hast im Schatten gewartet, bis sie rauskam, dann hast du zugeschlagen und sie liegen gelassen – jeder sollte denken, dass der Mörder eigentlich dich umbringen wollte. Dadurch käme niemand auf die Idee, dass du Henry und Tante Aggie auf dem Gewissen hast. Es hätte mehr Sinn gemacht, mich zu töten. Aber ich nehme an, du hast dir Dot ausgesucht, weil sie dumm und arglos war.«
»Frauen, die sich mit charakterlosen Männern einlassen …«, begann Mrs. Druffitt und starrte Elmer an.
»Halt den Mund!«, kreischte Gilly Bain. »Madoc, begreifen Sie, warum ich all diese schrecklichen Sachen über meine Mutter gesagt habe? Weil, als Elmer mich geweckt und gesagt hat, wir müssten weg, da wusste ich, dass sie wieder etwas Schlimmes getan hatte. Ich habe ihn nicht gefragt, was, denn ich hätte die Antwort nicht ertragen können. Ich habe einfach mein Kind genommen und bin weg, denn Elmer ist der Einzige, der …« Sie schluchzte auf und drückte mit ihren dünnen Fingern die riesige Hand ihres Mannes.
»Wir haben einen netten alten Pfarrer gefunden – ich weiß gar nicht mehr, wo eigentlich – und es war, wie es sein sollte, mit Blumen und allem. Aber als er sagte: ›Bis dass der Tod euch scheidet‹, ist mir ganz kalt geworden. Ich wusste, wenn sie könnte, würde sie mit Elmer dasselbe machen wie mit Daddy und Tante Aggie.«
Gilly drehte sich um und schrie ihrer Mutter direkt ins Gesicht. »Aber das kannst du nicht! Mein ganzes Leben lang hast du mir gesagt, was das Beste für mich ist. Und jetzt sag ich dir, was das Beste für mich ist. Das Beste ist genau das, was ich jetzt habe: mein Kind und meine Hunde und ein fantastischer Mann, der sich um uns kümmert. Wir werden von Elmers Einkommen leben. Ich werde keinen Cent von Tante Aggies Erbe anrühren. Ich überschreibe meinen Anteil an Marion – und du hast drei Menschen umsonst ermordet!«
Elizabeth Druffitt wurde bleich wie ein Fischbauch. Dann sprach sie, sanft und traurig, mit ihrer besten Dienstags-Club-Stimme.
»Die Zunge eines undankbaren Kindes ist schärfer als der Giftzahn einer Schlange.«