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Während Lauri darauf wartete, dass Katharine aus der Dusche kam, blätterte er die Broschüren durch, die Keskitalo ihm gegeben hatte. Danach konnte das Gewächshaus des Sonnenwindkraftwerks auch das von den Wolken zerstreute Sonnenlicht nutzen, unabhängig von der Richtung oder der Wellenlänge der Strahlung.
Die Prospekte von SunWind behaupteten auch, dass die Leistung des Sonnenwindkraftwerks nicht ebenso stark je nach Tageszeit wechselte wie die Stromproduktion der anderen Sonnenkraftwerke. Das Gewächshaus war so groß und der Wärmevorrat, der darunter in der Erde verblieb, so gewaltig, dass das Kraftwerk vierundzwanzig Stunden lang Strom erzeugen konnte. Die Produktion ließ sich sogar auf die Nacht konzentrieren, indem man am Tage die Luken des Gewächshauses geschlossen hielt und sie am Abend öffnete. Auf diese Weise würde das Gewächshaus am Tage die Wärme nur speichern und mit der Stromerzeugung erst nach Sonnenuntergang beginnen.
Die Windturbinen des Kraftwerks waren in senkrechten Metallgehäusen untergebracht, die die Kraft des Windes verstärkten. Laut Prospekt produzierten sie achtmal mehr Strom als eine Windturbine der gleichen Größe unter normalen Umständen. Die Windturbinen des Sonnenwindkraftwerks wurden nicht durch natürliche Winde belastet, deren Stärke ständig wechselte. Der vom Gewächshaus erzeugte Wind war wie ein starker, mit gleichbleibender Kraft dahinfließender Strom.
Annelies Schrader sagte in einem der Prospekte, die Lauri durchgeblättert hatte, das Sonnenwindkraftwerk erinnere in gewisser Weise mehr an ein Wasserkraftwerk als an einen gewöhnlichen Windpark. Es war wie ein mitten in der trockenen Wüste erbautes Wasserkraftwerk, in dem das herabfallende Wasser durch aufwärtsstürzende Luft ersetzt ist und in dem der aufwärtsbrausende Luftstrom durch die Sonneneinstrahlung bewirkt wird.
Eine halbe Stunde später kehrte Janet Kendall zurück. Sie brachte drei effizient wirkende Schutzbrillen mit.
»Brauchen wir die unbedingt?«, fragte Lauri verwundert.
»Ja, wenn wir über die unüberdachte Fußgängerbrücke auf das Glasdach gehen.«
Als Erstes sahen sie sich die Lagergebäude an. Eines davon war voller Zementsäcke, die dort von Wand zu Wand etwa zwei Meter hoch gestapelt lagen. Lauri bückte sich zu einem Sack hinab, dessen Papier seitlich aufgerissen war.
»An deiner Stelle würde ich das nicht einatmen«, warnte Janet eilig, als sie sah, was Lauri tat. »Das ist kein gewöhnlicher Zement.«
»Er sieht allerdings ganz gewöhnlich aus.«
»Es ist ein außergewöhnlich feinpulvriger Spezialzement. Der untere Teil des Schornsteins ist daraus gemacht. Er reizt Augen und Lungen in ziemlich unangenehmer Weise.«
Trotz Janets Warnung beugte Lauri sich hinunter und nahm eine Prise von dem Pulver in die Hand.
»Du hättest ihn nicht dazu anstiften sollen«, bemerkte Katharine. »Manche Jungs werden niemals erwachsen.«
Lauri befühlte den Feinzement. Tatsächlich reizte er die Haut ganz anders als gewöhnlicher Zement. Außerdem konnte schon der allerleichteste, kaum spürbare Windhauch den Staub über lange Entfernungen transportieren. Interessant, dachte Lauri.
»Der Beton des Burj Dubai ist neunmal härter als gewöhnlicher Beton«, erklärte Janet. »Aber wenn man einem solchen Feinzement Polykarboxylsäure beimischt, erreicht man noch bedeutend höhere Festigkeiten.«
Sie setzten ihren Rundgang fort. Auf der Baustelle herrschte großer Betrieb, Gabelstapler mit Glasplatten, Balken und anderen Baumaterialien polterten an ihnen vorbei. An den Rändern des Gewächshauses schafften Hunderte von Arbeitern. Gegen den Sonnenturm wirkten sie so klein wie Ameisen.
»Gehen wir doch etwas näher an den Turm heran«, schlug Janet vor. Sie sprangen in ein kleines Elektroauto. Lauri nahm an, Janet würde auf eine der über das Gewächshaus führenden schmalen Brücken fahren, aber sie steuerte auf den Anfang des Gewölbes zu, das sie vom Hubschrauber aus gesehen hatten. Der Scheitelpunkt des Gewölbes befand sich in etwa fünfzig Metern Höhe, deutlich höher als der höchste Teil des Gewächshauses. Die eigentliche Haupttür des Gewölbes war offenbar eine Art Zugbrücke, sie reichte bis zur Deckenkante hinauf. Am Boden befand sich eine kleinere Tür, durch die ein Lastauto passieren konnte. Einer der Gabelstaplerfahrer beeilte sich, sie zu öffnen und die Besucher einzulassen. Lauri registrierte, dass er die Tür hinter ihnen sofort wieder schloss. Jetzt befanden sie sich in einem langen, hohen Tunnel. Darin war es deutlich kühler als draußen. Der Tunnel war wie eine quer durch das Gewächshaus hindurchgebaute Blechhalle. Er reichte bis zum Sonnenturm. Sie konnten ihn jedoch nicht sehen, da sich auch am anderen Ende des Gewölbes eine hydraulische Zugbrücke befand.
»Dies ist eine Art Versorgungskorridor«, erläuterte Janet.
»Warum ist er so hoch?«, fragte Katharine.
»Die Kraftwerksturbinen sind ziemlich groß. Sie können als Ganzes durch diese Tunnel in ihre Gehäuse gebracht werden.«
Janet blieb vor der massiven Zugbrücke stehen und öffnete eine kleinere Tür.
»Mindestens eine der beiden Zugbrücken muss immer geschlossen sein«, sagte sie. »Sonst strömt Luft auch durch diesen Gang in den Turm. Das würde das Nutzverhältnis mindern, weil die Luft im Tunnel sich nicht genügend erwärmt.«
Sie fuhren durch die Türen, und sofort schlug ihnen glühende Hitze entgegen. Hilfe, das ist ja wie in der Sauna, dachte Lauri. Die Temperatur muss bei siebzig bis achtzig Grad liegen. Mindestens. Der massive Schaft des Sonnenturms lag jetzt direkt vor ihnen. Er war von einer etwa hundert Meter breiten betonierten Fläche umgeben, die wohl für den Transport der Turbinen auf massiven Chassis gedacht war. Durch das Glasdach sahen sie den Kontrollraum, der sich in noch viel größerer Höhe befand, und den gedeckten Vorsprung, der den Turm auf gleicher Höhe umgab. Im Schaft des Turms befand sich direkt vor ihnen eine riesige, runde Metallluke.
»Die Luke der Windturbine?«, fragte Lauri.
»Genau«, antwortete Janet. »Davon gibt es insgesamt acht Stück. In vier davon stehen bereits die Turbinen.«
»Kann man die Luken der Turbinengehäuse automatisch öffnen und schließen? Ferngesteuert?«
»Natürlich!«
»Warum sind die Luken geschlossen?«
»Weil wir gerade zwei Turbinen montieren«, erklärte Janet. »Die Arbeit ist leichter, wenn alle Luken gleichzeitig geschlossen sind. Wenn nur die Hälfte von ihnen offen wäre, würde die gesamte Luft dorthinströmen, und der Wind wäre dann schon etwas zu stark.«
»Und wenn nur eine Luke offen wäre?«, fragte Lauri schüchtern.
Katharine sah Lauri ungläubig an.
»Mich darfst du das nicht fragen!«, lachte Janet. »Eine solche Situation will ich mir nicht einmal vorstellen.«
»Die ganze heiße Luft würde dann durch dieses einzige Gehäuse strömen?«, vergewisserte Lauri sich noch einmal.
»So müsste es sein«, bestätigte Janet.
Interessant, sinnierte Lauri. Er scherte sich nicht um Katharines etwas finstere Miene.
Das Dach des Gewächshauses fiel zu den Rändern hin sanft ab. Der helle, offene Streifen zwischen Dach und Erdboden war erstaunlich weit entfernt und schmal. Die das Dach stützenden Pfeiler bildeten einen geordneten, regelmäßigen Wald, dessen Bäume zu den Rändern hin kürzer und dünner wurden.
Wieder fuhren sie an der schweren Luke einer Windturbine vorbei.
»Ähm ... ich hätte da noch eine etwas spezielle Frage«, sagte Lauri.
»Lass hören«, forderte ihn Janet auf.
»Was passiert, wenn die beiden großen Türen des Versorgungstunnels geöffnet werden und die Luken aller Windturbinen gleichzeitig geschlossen sind?«
Janet sah Lauri verblüfft an.
»Warum sollten wir das tun?«
Mit Unschuldsmiene breitete Lauri die Hände aus.
»Ich möchte es nur wissen.«
Katharine sah ihn missbilligend an.
»Wenn die Luft sich erwärmen würde, begänne der Wind sicherlich in die andere Richtung zu blasen«, sagte Janet. »Die heiße Luft würde zu den Rändern des Gewächshauses hinströmen. Durch den Tunnel käme stattdessen neue, kühlere und schwerere Luft herein.«
»Wie stark wäre der nach außen blasende Wind?«, fragte Lauri.
Er plant etwas, dachte Katharine. So gut kenne ich ihn schon. Er heckt wieder irgendetwas aus. Ich verstehe nur noch nicht, worauf er diesmal hinauswill!
»Na ja, natürlich längst nicht so stark wie der Luftstrom, der in den Turm steigt«, vermutete Janet. »Aber ich glaube, dass es trotzdem ein ziemlich steifer Wind wäre.«
Als sie mit dem Aufzug in den Kontrollraum fuhren und die über das Gewächshaus führende Brücke überquerten, verstanden Lauri und Katharine schnell, dass die Sonnenbrillen nötig waren. Obwohl der größte Teil des Sonnenlichts im Inneren des Glases verschwand, waren sie von seiner Leuchtkraft doch stark geblendet.
»Jörg Schlaich hatte in Spanien eine Versuchsanlage von fünfundvierzig Kilowatt«, erzählte Janet. »In Manzanares, ungefähr auf halbem Weg zwischen Malaga und Madrid. Übrigens haben wir uns überlegt, das Glasdach zum Sammeln von Wasser zu verwenden. Wir werden das gesamte, aufs Dach tropfende Wasser in Regenrinnen auffangen. Ein Kernkraftwerk derselben Größe würde übrigens im Jahr mindestens vierzig Millionen Tonnen Süßwasser verbrauchen.«
»Dies hier ist übrigens viel höher als deine kleinen Pyramiden«, bemerkte Lauri, zu Katharine gewandt.
»Sie sind allerdings auch viel älter«, verteidigte sich Katharine. »Und schöner.«
»Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters«, widersprach Lauri. »Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, was die Menschen so alles im Lauf der Zeit für das Schönste gehalten haben, was man sich vorstellen kann.«
»Die Cheopspyramide hatte fast viertausend Jahre lang den Rang des höchsten Gebäudes der Welt inne. Ich glaube nicht, dass dieser Turm sich ebenso lange auf den führenden Plätzen halten wird.«
Janet deutete mit der Hand auf den Fahrkorb mit Glasfenstern, der sich gerade am Turm entlang nach oben bewegte und an einem sehr dünn wirkenden schwarzen Kabel hing. Es war, als bewegte sich der Aufzug im Schneckentempo, aber Lauri war klar, dass diese Vorstellung von der unfassbaren Größe des Bauwerks herrührte.
»Möchtet ihr mit dem Fahrkorb zur Spitze fahren?«, erkundigte sich Janet.
Katharine schaute ängstlich nach oben, wandte aber den Blick sofort wieder ab. Sie wirkte ehrlich entsetzt, und Lauri hatte den Eindruck, dass sie ganz blass geworden war.
»Bedeutet diese Miene ... nein?«, fragte Janet unschuldig.
Katharine nickte rasch.
»Mir war schon auf der ersten Ebene des Eiffelturms ganz schwindlig«, klagte Katharine. »Ich würde auch nicht im Traum daran denken, mit einem Aussichtslift zur Spitze dieses Gebäudes zu fahren. Das wäre ein absoluter Albtraum.«
Lauri grinste.
»Aber Katharine, du hast mir gesagt, der Mensch müsse sich bemühen, seine Ängste zu besiegen und ihnen mutig entgegenzutreten.«
»Ein andermal«, sagte Katharine.
Im Kontrollraum saß am äußersten Platz in einer Reihe von PCs ein ziemlich kleiner Mann. Er hatte einen langen Schnauzbart. Seine Kleidung und seine Gesichtszüge deuteten auf Südasien, aber seine Haut war ebenso hell wie die der Skandinavier. Der Mann trug eine weiße muslimische Kopfbedeckung. Er unterhielt sich über Skype mit einer etwa gleichaltrigen Frau und zwei halbwüchsigen Jungen.
»Nersi Khan hat die Desert Queen und die Kleine Prinzessin entwickelt«, stellte Razia ihn vor. »Sein Vater besitzt eine der größten Luftschiffproduktionsgesellschaften der Welt.«
Nersi Khan wandte sich ihnen zu.
»Nersi Khan klingt pakistanisch«, bemerkte Lauri.
Khan lächelte, freudig überrascht.
»Das ist ein sehr häufiger Name in Pakistan. Mein Vater stammt allerdings aus dem Iran. So wie auch Razias Vater.«
Sie überließen Khan der Gesellschaft seiner Familie und gingen weiter in das Sitzungszimmer des Kontrollstands. Um einen großen Tisch herum hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt. Lauri und Katharine erkannten darunter nur Reino Keskitalo und Razia al-Qasreen.
Eine kleine und zierliche Frau von ostasiatischem Aussehen kam und stellte sich ihnen vor.
»Mein Name ist Thanh Binh Hoa. Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
»Stammen Sie aus Vietnam?«, fragte Lauri.
»Aus der Nähe von Hanoi.«
Hinter Thanh Binh schob sich ein breitschultriger, blonder Hüne in der blauen Uniform der Sicherheitskräfte von SunWind hervor.
»Ulrich Ludlow«, stellte er sich vor.
Ludlow war ein junger, kaum zwanzigjähriger langer Lulatsch.
»Ulrich ist Schraders rechte Hand«, sagte Janet.
»Jetzt übertreibst du aber gewaltig«, lachte Ulrich. »Tatsächlich bin ich nur der Chauffeur der Chefin. Wenn ich nicht gerade hier bin.«
Ein hochgewachsener, teilweise ergrauter Mann rauchte eine Zigarette und spielte mit einer viel jüngeren Frau Karten.
»Dies ist Jacques Desvernois«, stellte Janet ihn vor. »Er ist für das Kommunikationssystem des Kraftwerks zuständig.«
»Hallo«, sagte Desvernois. »Schön, dass wir Verstärkung bekommen. Wir hatten hier in letzter Zeit ein paar Kalamitäten.«
Desvernois’ Spielpartnerin stand auf und reichte Katharine die Hand.
»Birkin, Sarah Birkin.«
Sarah sprach mit stark amerikanischem Akzent. Sie hatte einen superkurzen Wasserstoffperoxid-Stoppelschnitt und breite, durchtrainierte Schultern. Birkin trug eine grüne Tarnhose, die an Armeeklamotten erinnerte, schwere Springerstiefel und ein ärmelloses weißes T-Shirt. Ihre Arme waren stark und muskulös, sie wirkten sorgfältig trainiert. Auf dem einen Arm prangte das dunkle, stark stilisierte Tattoo eines Totenkopfs. Eine ehemalige Soldatin, dachte Lauri.
Birkin witterte Lauris Frage, noch ehe er dazu kam, sie auszusprechen.
»US-Army, Irak«, sagte Birkin kurz.
»Was denkst du darüber?«, fragte Lauri.
»Das war Scheiße. Was glaubst du, warum ich hier bin?«
Sie setzten ihre Besichtigung fort. Als Nächstes führte Janet sie zu einem dunkeläugigen, weich sprechenden jungen Ingenieur. Er hieß Sayed Barcid und stammte aus Kairo. Die neben ihm stehende, auffallende Latinofrau kam aus Mexiko, von der Halbinsel California.
»Wenn du sagst, aus Baja, dann bring ich dich um«, seufzte Rafaela Guerrero.
Lauri musste über diesen Ausbruch lachen.
»Nersi hat mich ausgebildet, und jetzt bin ich für die Königin zuständig«, erklärte Rafaela. »Ich habe aber auch schon die Prinzessin gesteuert.«
Hinter Rafaela standen zwei Ägypter.
»Abu Hassan Ben Bekr«, sagte der jüngere.
Er muss noch jünger als Ulrich sein, dachte Lauri, ob er überhaupt schon zwanzig ist? Abu Hassan hatte ein warmes, gewinnendes Lächeln.
»Abdullah al-Kawthar«, stellte der andere Ägypter sich vor.
Er war deutlich älter als Abu Hassan, bestimmt zwischen fünfzig und sechzig. Ein vertrauenerweckender und kompetent wirkender Sicherheitsmann, dachte Lauri.
»Wo kommst du ursprünglich her?«, fragte Lauri. »Aus Kairo?«
»Aus Alexandria«, sagte Abdullah.
»Und ich stamme aus dem Süden, aus der Nähe von Assuan«, erzählte Abu Hassan.
Zum Kernteam des Projekts gehörten noch vier weitere Männer: der Türke Mustafa Esdri, der Spanier Jaime Oroza, der Russe Alexander Gorschkow und der Inder Nasim Rao. Schrader hat eine wahrhaft internationale Mannschaft zusammengestellt, dachte Lauri.
Rao war ein ursprünglich aus Gwalior, Madhya Pradesh, stammender junger Ingenieur. Bald hat er eine eigene Firma in Kalifornien und in Deutschland, und dann zieht er mit seinem Kapital zurück nach Indien, dachte Lauri. Viel schwieriger fiel es ihm, Gorschkow in eine klare Kategorie einzuordnen. Das Gesicht des Mannes war ausdruckslos und verriet nichts.
Jaime Oroza trug Kleidung, die teuer wirkte, und sein Haar war sorgfältig gekämmt. Am Handgelenk trug er eine Rolex und um den Hals eine goldene Kette. Lauri sah, dass Katharine ganz steif wurde, als sie Oroza die Hand gab. Offenkundig klassifizierte sie ihn aufgrund seines Äußeren als südamerikanischen Macho, und ihr gefiel wohl nicht, was sie sah. Na, Katharine hat sicherlich ihre Gründe für diese unmittelbare Antipathie, dachte Lauri. Rao und Gorschkow begrüßte Katharine freundlich und herzlich mit einem strahlenden Lächeln. Bei Oroza war der Ton ihrer Stimme zumindest kühl, wenn nicht sogar frostig gewesen.
Lauri bemerkte, dass Katharine anscheinend auch mit Mustafa Edri ein Problem hatte. Als Edri kam, um Katharine zu begrüßen, legte sich ihre Stirn in tiefe, abweisende Falten. Lauri fiel ein, dass Katharines Großmutter eine Armenierin aus der Türkei gewesen war. Ich muss Katharine irgendwann bitten, mir ihre Geschichte zu erzählen, dachte Lauri, und machte in seinem Hinterkopf einen kleinen Vermerk.