a

Aff, gselchter: Schwachkopf, ärgerliches Subjekt

Alter, vulgo Oida: Wolfgang Teuschls Wiener Dialektlexikon definierte 1990 A. noch traditionell als »alter Mann; Gatte; Vater; Geliebter; Freund; Lebensgefährte« und in der Anrede als »Kamerad, Freund«. Je nach Milieu wies der Begriff einen mehr oder weniger abwertenden Charakter auf. Mittlerweile hat er seine Funktion als Anrede aber weitgehend verloren und ist – besonders in der Jugendsprache – zum universellen Füllwort geworden. Die rasch wieder aus der Mode gekommene Jugendbewegung der Kracher (Krocha) hinterließ der Nachwelt vor allem den Ausruf »bam Oida, fix Oida!« als Ausdruck zustimmenden Erstaunens.

angfressen sein: mächtig verstimmt sein

Armutschkerl: Bemitleidenswerter. Wird meist herablassend unter Bezugnahme auf die geistige Armut des Bezeichneten verwendet.

Arsch, vulgo Oasch: Aufgrund seiner internationalen Verbreitung bedarf der Arsch an sich keiner näheren Erläuterung. Im Österreichischen findet dieser Begriff freilich bemerkenswerte Variationen. Beliebt sind Komposita à la Oasch-Hacken (für minderwertige Berufe oder Tätigkeiten), Oasch-Karten (für das Bummerl, den schlechteren Part), Oasch-Partie (für einen verachtenswerten Personenkreis oder Vorgang). Gern wird oasch auch als Eigenschaftswort verwendet, im Sinne von widrig oder gemein, bei besonderer Entrüstung in der Steigerungsform vui oasch!. Was im Oasch ist, ist nicht zu retten, am Oasch geht dem Österreicher, was dem Deutschen auf den Wecker geht. Lei oasch! ist ein Ausruf des Missfallens mit kärntnerischem Einschlag. Wann i so an Oasch hätt wie du a Gsicht, tät i hintern Schleier scheißen! ist eine geradezu pittoreske Variante wesentlich simplerer Beschimpfungen mit analoger Aussage wie »Arschgesicht« oder »A. mit Ohren«. Erwähnenswert erscheint noch der austrospezifische Umgang mit dem Götzzitat, wobei die Kernaussage meist auf das reduziert wird, was sich in den Klassikerausgaben hinter den drei Punkten verbirgt: ein knappes Oaschlecken! Als weiterführende Literatur sei der Text Lärm vor dem Hause von Anton Kuh empfohlen, in dem ein beiläufig dahingesagtes ... vom Adressaten der Aufforderung in allen Einzelheiten analysiert wird, kreisend um die zentrale Sentenz: »I leck Ihna net in Oasch, weil i nämlich ka Oaschlecker bin, aber wenn i ana wär, Sie warn der Letzte, den wos i leck.« Der Ausdruck ums Oaschlecken wird als Maßeinheit verwendet und meint »um Haaresbreite«. Entweder – oder, Oasch oder Goder soll dem Entscheidungsschwachen auf die Sprünge helfen. (Goder bezeichnet den Bereich unter dem Kinn in seinen diversen Erscheinungsformen bis hin zum Kropf.)

Arschgeige: Zeitgenosse, der keine besondere Hochachtung verdient

Arschkapplmuster: despektierliche Bezeichnung für männliche Wesen. Benannt nach den »Kapplbuam« (Kappenträger gehörten seinerzeit nicht zur besseren Gesellschaft).

Arschkräuler: Speichellecker

auflegen, jemandem eine: ihm eine Ohrfeige verpassen

ausgschamt: unverschämt. Wird meist einem schmähenden Nomen hintangestellt, etwa: Saubeidl, ausgschamter!

Ausreibfetzen: Wischtuch. Auf Personen angewandt unhöflich

b

Baan: ältere Frau; Prostituierte

Baaz: Pampe. Abwertend für Speisen mit undefinierbaren Ingredienzien und weichlicher Konsistenz

Bachener: Homosexueller

Bagage: übles Pack, Gesindel

Bankert: abwertend für ein Kind. Der Begriff unterstellt, selbiges sei auf einer Bank gezeugt worden.

Bauernschädl: Pendant zum Landei. Moderater als imagesDorftrottel

Bauernstyler: Gegensatz zur Stil-Ikone

Bazi, Weana B.: der Wiener, vor allem, wenn er nicht zur »besseren Gesellschaft« zählt

Beank: überaus stattlicher Mann

Behindi: politisch nicht korrekter, aber nichtsdestoweniger gebräuchlicher Ausdruck der Jugendsprache zur Bezeichnung von nicht ernst zu nehmenden Zeitgenossen

Beidl, Saub., Hurenb., Surmb., Flohb. …: in der Grundform der Hodensack, als Pars pro Toto für den unerfreulichen Zeitgenossen männlichen Geschlechts. Wird meist als Kompositum benutzt, das die Beidlhaftigkeit spezifiziert. Wenn mei Tant an B. hätt, warats (wäre sie) mei Onkel, sagt man hierzulande statt einem schlichten »Wenn das Wörtchen wenn nicht wär«. Bei einem Beidlschnürer handelt es sich um einen Stringtanga für Herren.

Beißzangen: Xanthippe

betonieren: vermöbeln

Beuschlreißer: Das Beuschl ist, vor allem im kulinarischen Kontext, die Lunge. Der B. bezeichnet eine Tätigkeit, die einen an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit bringt; auch: starke Zigarette

Bissgurn: zänkisches Weib

Blader: gewichtiger Mensch, auf die Körperfülle bezogen

Bleampl: dümmlicher, naiver Zeitgenosse

Blechtrottel: Normalerweise der Computer. Vereinzelt auch Sportler, welche die »Blecherne« gewonnen haben, sich also mit den vierten Platz begnügen mussten.

Blitzgneißer: ursprüngl. der Aufgeweckte, der Schnellversteher. Wird allerdings stets ironisch gebraucht und meint dann jene, die zum Begreifen einer Selbstverständlichkeit unverhältnismäßig lange brauchen.

Blunzen: (wörtl.: Blutwurst) zu Schmähende weiblichen Geschlechts, insbesondere die vollschlanken Exemplare

blunzenfett: sturzbetrunken

Blunzenstricker: einer, der niedere Tätigkeiten verrichtet; Tölpel

Bosnigl: garstiger, bösartiger Kerl

Bratl: Schweinebraten; auf Personen gemünzt: Durchtriebener. Drückt meist eine Mischung aus moralischer Entrüstung und Bewunderung aus.

brausen, geh dich brausen!: (wörtl.: Begib dich unter die Dusche) Hau ab, mach die Fliege! Mit dem kannst dich b. gehen: Damit musst du mir gar nicht kommen!

Bresl, glei gibt’s Bresl!: Brösel, Krümel, Paniermehl. In Kürze gibt es Ärger!

Briefkastl, I schlaz da ins B.!: Das Ansinnen, einem anderen in den Postkasten zu spucken, gehört zweifellos zu jenen Drohungen, die eine ausgeprägte Durchtriebenheit in Verbindung mit erheblichen Rachegelüsten vermuten lassen.

Bröckerl: Schwergewichtiger

brunzeln: einen merklichen Uringeruch verbreiten

brunzen: derb für Wasser lassen. Der Hang unserer deutschen Nachbarn zur Gruppenbildung schlägt sich in dem Ausspruch »Ka Germane brunzt allane« nieder, ein Satz, der durchaus geeignet erscheint, um in der Warteschlange vor einer öffentlichen Toilette seinem Unmut etwas Luft zu machen. Mit Gschirrlbrunzer meint man den Friedhofsgärtner, unter der verwegenen Annahme, er erleichtere sich in die für den Blumenschmuck vorgesehenen Vasen.

Brunzwimmerl: (wörtl.: Pisspickel) Penis in XS

Bsuff: Spiegeltrinker

Buberlpartie: Gruppe ehemals junger Politiker rund um Jörg Haider

Büchsenschuster: Frauenarzt

buckelfünferln, du kannst mich b.: volkstümliche Variante des Du-kannst-mirden-Buckel-runterrutschen-Motivs

c

C-Achtziger: Idiot. Der Code C 80 steht im österreichischen Bundesheer für Untauglichkeit wegen Schwachsinns.

d

Dalk; dalkert: Tölpel; sinnlos, dumm

damisch: leicht benommen, verrückt

Dampfplauderer: Verbreiter von heißer Luft, Angeber

Danderlan: Nichtsnutz Danebenpischer: jener, der notorisch die Klomuschel verfehlt. Er gehört in der Gastronomie zu den weniger beliebten Gästen. Bei näherer Betrachtung wird man allerdings erkennen müssen, dass es sich beim Danebenpischen um das naturgegebene Urinierverhalten des aufrechten Mannes handelt. (Der verschwindenden Minderheit der Sitzpinkler gebührt an dieser Stelle ein ausdrückliches Lob.)

Dariwudl: Wirrkopf

Depf (pl.): (wörtl.: Töpfe) Titten

Depscher: (wörtl.: Delle) im übertragenen Sinn: Dachschaden

derwurgen, sich ins Schneuztüchl d.: (wörtl.: sich ins Taschentuch erwürgen) sich einen herunterholen. Das Produkt der Bemühungen bezeichnet man als Tschuri, das Tuch als Tschurifetzen.

Dillo: Schwachkopf

Dodl: Dümmling mit ländlichem Einschlag. Daher auch der Begriff Dodlsmoking für den Trachtenanzug.

Dolm: Intelligenzverweigerer

Dorftrottel: einer vom Land. Bei der Titulierung als D. handelt es sich insofern um eine unsachliche Schmähung, als die Trottelhaftigkeit nicht eigens geprüft wird, sondern sozusagen a priori aus der dörflichen Herkunft abgeleitet wird. (Ursprünglich wurde im ländlichen Raum ein besonders einfältiger Mensch pro Dorf auserwählt und mit dem Begriff D. bezeichnet. Politisch inkorrekterweise traf dies öfter geistig Behinderte.)

Dreckschleuder: jemand, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt

Dreckstessel: Knirps (deutlich abwertend)

Duttelsheriff: Politesse, Polizistin (»Duttel« heißt Busen.)

e

Eierbär: Dummkopf

Einbrater: männliches Wesen, das mit klaren Aufrissabsichten der geneigten Damenwelt schönfärberische Avancen macht

Einedrahrer: Wichtigmacher

Eiszapfenschlichter: schon wieder einer, der nutzlose Tätigkeiten verrichtet. imagesBlunzenstricker

Erdäpfelschädel: Niederösterreicher (moderat abwertend). imagesMostschädel

f

Falott: Gauner, Betrüger

fangen, du fangst glei ane!: Du kriegst gleich eine Ohrfeige!

faschieren: (wörtl.: durch den Fleischwolf drehen) vermöbeln

Federant: Angsthase

Fetzenmufti: Garderobier. Der Fetzen ist in diesem Zusammenhang die Kleidung.

Fetzenschädel: Hier steht der Fetzen für den soliden Rausch. Der F. ist demnach einer, dessen Bewusstsein vom Alkohol notorisch getrübt ist oder der zumindest diesen Eindruck erweckt.

Firmling, fressen wie ein F.: auffallend große Mengen an Nahrung zu sich nehmen

fix: wohl eine Kurzform von Kruzifix und somit beliebter Bestandteil von Ausrufen und Flüchen älteren und neueren Datums, etwa Fix no amal!, Fix Laudon!, Fix Gramadanzen!, aber auch bam Oida, fix Oida! (imagesAlter), die allesamt im Begriffsfeld von »verflixt und zugenäht« anzusiedeln sind.

Flack: Schlag ins Gesicht

Flitscherl: leichtes Mädchen, Flittchen

Fludern: flatterhaftes Weibsstück

Foamfotzen: (wörtl.: Schaummaul) Im Westösterreichischen bezeichnet man mit »Fotz« das Maul diverser Tierarten und im Weiteren jenes des Homo sapiens. Was genau Wilhelm Holzbauer gemeint hat, als er seinen Freund Friedrich Achleitner in Briefen aus Boston scherzhaft F. nannte, mag der Fantasie des Lesers überlassen bleiben. Das Interpretationsspektrum für den Ursprung des Schaums reicht vom genüsslichen Bierkonsum bis zur Tollwutattacke. Hat jemand Schaum vor dem Mund, so hieße dies demnach auf Holzbauerisch »Foam vorm Fotz«, eine Formulierung mit Zungenbrecherqualität.

Fotzen: Ohrfeige; in Österreich ursprüngl. nicht für Vulva, aber: Fotzenverein: Die Bezeichnung des Teams des steirischen herbsts, das 1998 aus zehn Frauen und einem Mann bestand, als F. kostete es den damals für den Theaterschwerpunkt zuständigen Kurator Helmut Schödel den Job. imagesFut

Frasen (Fraisen), da kriegst die Frasen!: sagt man von Dingen oder Umständen, die geeignet sind, einen in seinem inneren Gleichgewicht empfindlich zu stören. (Frasen bezeichnete früher Epilepsie oder Krampfzustände.) Steigerungsformen: Gaggerlf., imagesPockerlf.

Frisling, Frisnigl: einer, der stets bei gutem Appetit ist

Froschfresser: Franzose

Fuchtel: ältere, nicht besonders gewinnende Frau

Fucking: beschauliche Gemeinde im Innviertel, deren Ortsschild angeblich schon dreizehn Mal von Sympathisanten fremdländischer Schimpfkultur gestohlen wurde. Man erwägt daher eine Abänderung der Schreibweise auf »Fuging«.

Funsen: (wörtl.: schwaches Licht) die allürenbehaftete, unleidliche Weibsperson. Nicht zu verwechseln mit der neudeutschen Kurzform »funzen« für funktionieren.

Furchenscheißer: Bauer; Student an der Universität für Bodenkultur

Fut: Die Genitalien als Pars pro Toto sind ein Klassiker zur abschätzigen Bezeichnung ungeliebter Vertreter des jeweiligen Geschlechts. Spätestens seit Helmut Qualtingers Dialektversion der Josephine Mutzenbacher ist bekannt, dass die Mehrzahl von F. nicht etwa Füter, Futs oder Futi ist, sondern Futna. imagesFotzenverein. Mit der Qualifikation Brummf. meint man eine nicht mehr ganz taufrische, ehemals sexuell aufgeschlossene Frau, mit Flugf. bezeichnet man eine Nymphomanin. Unter Futneid versteht man das Begehren seines nächsten Weibs, unter Klemmf. eine erotisch desinteressierte Frau.

g

Gaaß (Goaß): Geiß; blöde G.: dummes Frauenzimmer

Gammler: ungepflegter, wenig ambitio-nierter Mensch

Gassen, du kommst no in mei G.!: Androhung eines bevorstehenden Vergeltungsschlags

Gatsch, hupf in G. und schlag a Welln!: (wörtl.: Schlamm, Matsch. Das A in Gatsch ist langgezogen, was dem Wort onomatopoetische Vorzüge gegenüber dem gemeindeutschen Matsch verleiht, da es das drohende Versinken in der viskosen Substanz lautmalerisch anklingen lässt.) Die Aufforderung, in den Gatsch zu hüpfen und eine Welle zu schlagen, was in etwa »Kümmere dich doch um deine eigenen Angelegenheiten« bedeutet, erlangte einige Bekanntheit durch das gleichnamige Lied von Georg Danzer.

geig di ham!: Räume das Feld. Damit kannst di hamgeigen!: Damit musst du mir gar nicht kommen.

Geistesvernichtungsanstalt: das Schulwesen – insbesondere das katholische – aus der Sicht von Thomas Bernhard.

gelähmt, bist du gelähmt?: Mensch Meier!

Gelsen: Stechmücke. Gselchte, verhungerte G.: hageres Mädchen

Gelsendippel: (wörtl.: Mückenstich) sehr kleine Brust

Germwampen: (wörtl.: Hefebauch) Bauch einer Schwangeren

gfeanzt: durchtrieben, unaufrichtig, bösartig

Gfickert: Kleinvieh; Dinge von bescheidenem Wert

Gfrasst: unaufrichtiger, hinterhältiger Typ. Abwertend auch für Kinder. Abgemilderte Form: Gfrasstsackl

gfressen, das (den) hab i scho gfressen!: Dem kann ich keinerlei wohlwollende Gefühle entgegenbringen.

Gfrett: Schererei, Troubles

Gfrieß: hässliches Gesicht; blödes G. bezeichnet einen unerfreulichen Zeitgenossen.

Gfüllter: korpulenter Mensch

Ghaazter: Homosexueller

Giftler: Drogensüchtiger

Giftschleudern: streitlustiger, zänkischer Mensch, vorwiegend weiblichen Geschlechts

giglgogln: koitieren. Giglgogl und Goglgigl sind bekannte Protagonisten des bayrisch-innviertlerischen Gstanzls, die aufgrund ihrer permutationsaffinen Namen allen Austauschverhältnissen offen gegenüberstehen, insbesondere naturgemäß dem Frauentausch. (Als »Gstanzln« bezeichnet man launige Vierzeiler bzw. Spottgesänge.)

Gimpfte, da geht mir das Gimpfte auf!: Impfreaktion. Das versetzt mich in einen heiligen Zorn!

Glatzerter: deutlich abwertend für den Kahlköpfigen

Glumpert: wertloses, nicht funktionstüchtiges Zeug

Gnackwatschen: Schlag in den Nacken

Goschn, in die G. haun: Verlagerung der klassischen Ohrfeige in den vorderen Gesichtsbereich, bezeichnet doch die G. im engeren Sinn den Mund. Einige Bekanntheit als Symptom der heimischen Seelenverfassung erhielt der Wunsch, unsere Brüder und Schwestern mehr oder weniger wahllos in die G. zu hauen, durch die von Kurt Sowinetz intonierte Austrovariante von Beethovens Ode an die Freude: »Olle Menschn san ma zwida, in die Goschn mecht i s’ haun ...« In der Kurzform »Goschn!« kann die Aufforderung, den Mund zu halten, knapp und unumwunden kommuniziert werden; vielfach wird in diesem Zusammenhang aber zu dem gängigeren »Kusch!« gegriffen. Beide Kurzbefehle erlauben es, durch Stimmmodulation in Richtung einer unaufgeregten Süffisanz besondere Verachtung zum Ausdruck zu bringen. Für Menschen mit Haaren auf den Zähnen gilt die Vermutung, man müsse die G. extra erschlagen, wenn sie sterben. Für die Zähne ganz allgemein ist der Goschnschuaster zuständig. Bei einem scharfen Mundwerk spricht man von einer Revolvergoschn.

goschert: frech

gouvernantenhafte Art: Bruno Kreisky 1975 im TV-Duell mit Josef Taus: »Schaun S’, Herr Doktor, tun S’ net immer mit dem Finger zeigen. Diese gouvernantenhafte Art – das woll’n die Leut’ net.« (Damals sprachen Politiker noch frei von der Leber weg. Heute würden ihnen Eigenheiten wie die berühmt-berüchtigten Einleitungsformeln »Schaun S’« oder »Ich bin der Meinung« und selbstverständlich auch jedwede Invektive schon in der ersten Stunde eines obligaten Rhetoriktrainings abgewöhnt.)

Gspeiblert: Erbrochenes. Man bemerke die schönfärberische Note, bedingt durch verniedlichende Endung. Auch der Ausdruck Grinzinger Pizza entbehrt nicht eines euphemistischen Beigeschmacks.

Graffel, Graffelwerk: unbrauchbares Zeug

Grammel, das: Hure. Ein Beispiel für die Neigung des Österreichers, die Schönen der Nacht ihres weiblichen Geschlechts zu berauben und sie somit zu neutralisieren. imagesSchlampen

Grammeltreiber: Zuhälter

Granada, gleich spielts Granada!: Gleich setzt es was!

Grantscherm: Spaßverderber. Kompositum aus »Grant« (Missmut) und »Scherben« (Topf, Schüssel)

Graten: (wörtl.: Gräte) spindeldürre Person Grattler: ungepflegter (älterer) Mann mit wenig gewinnenden Umgangsformen, Penner

Grätzen: (wörtl.: Hautausschlag) bezeichnet den Lästigen bzw. Unkooperativen unter den Mitmenschen. Steigerungsform: Oaschg.

graupert: von nicht perfekter Beschaffenheit

Grausbirn, da steigen mir die G. auf!: Es schaudert mich, es graut mir!

Greana: Polizist, auch imagesRuam, greane; Auswurf, der geräuschvoll aus dem Rachen aufs Trottoir befördert wird und auf einen bakteriellen Infekt der Atemwege schließen lässt.

Griaßkörndlannagler: Pedant, Beckmesser

Grindsau: einer mit unappetitlichem Erscheinungsbild

Grinsekatze: abschätzige Titulierung der ehemaligen Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner aufgrund ihrer Neigung zum Kampflächeln

Gschaftelhuber: Wichtigmacher; jemand, der Verrichtungen tätigt, um die ihn keiner gebeten hat

Gscherter: (wörtl.: Geschorener) Nicht-Wiener. Die Steigerungsform Dampfg. steht für den Hardcore-Provinzler.

Gschicht, blede: keine Erzählung mit dümmlichem Inhalt, sondern eine leidige Angelegenheit. Eine bsoffene Gschicht ist ein peinliches Vorkommnis unter Alkoholeinfluss.

Gschichtldrucker: kein Verleger von Kurztexten, sondern einer, der einen fantasievollen Umgang mit der Wahrheit pflegt

Gschlader: unbekömmliches Getränk

Gsiberger: Vorarlberger

Gspritzter: neben der Weißweinschorle auch jener, der erkennbar zuviel davon konsumiert hat; Eingebildeter

Gstopfter: beneidenswert wohl Situierter

Gurken: dumme Frau

Gurkenschmäh: Witz, der seine Wirkung verfehlt

Gwandlaus: besonders penetranter Lästling

h

Haar (pl.), das kannst du dir in die H. schmieren!: Das kannst du dir an den Hut stecken!

Haberngoaß: reizlose Frau

Hackler: leicht abwertend für den Arbeiter. Der Begriff fand Eingang in die Standardsprache durch die Wortschöpfung Hacklerregelung, welche spezielle Pensionsantrittsbedingungen für Langzeitversicherte und Schwerstarbeiter bezeichnet. Hacklerregelung wurde 2003 zum Wort des Jahres gewählt.

Haderlump: (von Hadern: abgetragene Kleidung, Stofflappen) Taugenichts, Penner

Häfenbruder: Strafgefangener. Der Häfen ist das Gefängnis; wer dort untergebracht wird, wird »eing’naht«.

halbert: unbeholfen, dümmlich

Halberter: Homosexueller

Halbseidene: eine mit wenig solidem Lebenswandel

Hallo, der H. ist schon gestorben!: Missmutsbekundung, wenn man mit »hallo« und nicht namentlich angesprochen wird. Die Betonung liegt auf dem a und nicht auf dem o, womit sich »der Hallo« von der zeitgenössischen Grußform unterscheidet.

Hallodri: jemand mit wenig Sinn für den Ernst des Lebens

Hansldippler: Stadtstreicher (Hansl ist in diesem Zusammenhang der Rest im Bierglas.)

Hantige: barsche, unfreundliche Person

Hatschen: verlebte Frau

Hatscher: sehr weiter Weg

Hatscherter: Gehbehinderter

Häuser, hau di über die H.!: Verschwinde!

Häuslbesn, ausschauen wia a H.: (wörtl.: Klobürste) mangelhaft frisiert bzw. mit einem optimierbaren Haarschnitt versehen sein

Häuslpapierf laderer: einer, der auf öffentlichen Toiletten das Papier entwendet. Bei Abortbetreibern und -besuchern gleichermaßen unbeliebter Menschenschlag.

Häusltschick, angsoffen wia a H.: sturzbetrunken (Der H. ist eine Kippe auf der Toilette.)

Hausmeisterschmäh: Witz mit wenig Tiefgang; billiger Trick

Haustrampel: Nur-Hausfrau

Heanadreck, aufgstellter: Möchtegern, Hochstapler (H. ist Hühnerkacke.)

Heckenklescher: mieser Wein

Heh: Polizei

Hendlfanger: Ungar; Zigeuner

Henn, ausschauen wia d’ H. unterm Schwaf: einen maroden Eindruck machen

Herrschaftsseiten!: Ach herrje! Na so was!

Hiafler: Dummkopf, Unbeholfener

Hieb: der Vogel im Kopf

Hintertupfinger: einer, der am Arsch der Welt zu Hause ist

Hirn, dem haben s’ ins H. gschissen: der hat einen schweren Dachschaden. Den Betroffenen nennt man auch Hirnschissler, wobei es sich möglicherweise um eine derbere Variante von »Hirnschüssler« (demjenigen, dem ins Hirn geschossen wurde) handelt.

Hirnbrunzer: sehr abschätzig für einen Minderbegabten. imagesbrunzen

Hirnederl: weniger abschätzig für einen Minderbegabten

hirnwichsen: sich nicht besonders ergiebigen Gedankengängen hingeben

Holler: neben dem Holunder auch der Unsinn, der gesprochen wird

hoppertatschig: eingebildet, großspurig

Hugo, für den Hugo: für die Katz, umsonst Zum H. werden: nicht ein oder aus wissen

Hümioasch!: Kurzform von »Himmel, Arsch und Zwirn!«

Hump-Dump-Affäre: Bei einem Parteitag der Wiener FPÖ im Jahr 2000 befand der damalige Landesparteiobmann Hilmar Kabas vor dem Hintergrund der Regierungsbildung (FPÖ-ÖVP-Koalition) und der damit verbundenen internationalen Sanktionen, Bundespräsident Thomas Klestil habe sich »wie ein Lump benommen«. Darauf angesprochen meinte Kabas, er habe nicht Lump, sondern so etwas wie Hump oder Dump gesagt, vermochte aber die nähere Bedeutung dieser Wortschöpfungen nicht zu erklären. Eine Anspielung auf die Figur des Humpty Dumpty (ein Ei in Menschengestalt) war wohl nicht intendiert, und doch – seltsame Koinzidenz: In Alice hinter den Spiegeln von Lewis Carroll unterhält sich Humpty Dumpty mit Alice über eigenartige Wortschöpfungen ...

Hund, da scheißt der H. aufs Feuerzeug!: Ausruf der Resignation

Hundianer, Hundling: moderate Schmähung, der vor allem im Innviertlerisch-Bayrischen auch eine dezente Bewun derung für die Unverfrorenheit des Betreffenden beigemengt sein kann. Ähnlich: a brennta oder a abdrahter Hund für den Abgefeimten, den Filou. Aber: Des is a Hund!: Das ist keine einfache Sache! Da is a Hund drin!: Das ist fehlerhaft. Unterm Hund: letztklassig. Hundsfott; hundsföttisch: hinterhältiger Mensch; mit niederträchtigem Habitus behaftet

Hundsviecher: das Suffix »-viecher« in Verbindung mit einer Tierart verleiht derselben eine abwertende Note. Im übertragenen Sinn auch auf verabscheuungswürdige Menschen anzuwenden. Besonders im Grenzgebiet zu Bayern besteht die Neigung zur Bildung von Kettenschimpfwörtern wie etwa Hundsviechsaudepp, oft noch unterstrichen durch ein nachgereichtes Eigenschaftswort wie bleda, gschissena, imagesausgschamter.

Huscher: Dachschaden

Hutsch di!: Geh weg!

i

I-Dipferl-Reiter: Pedant

j

Jessas!, Jessas-Maria!, Jessas-Mariaund-Josef!, Jessas-Maria-und-Anna!: Um Gottes willen!

k

Kachel: (wörtl.: Fliese) unattraktive Frau

Kaff: ein Ort, der nicht gerade der Nabel der Welt ist

Kameltreiber: Araber

Kanalgitter, einen durchs K. passieren: einem ordentlich einheizen

Kanalratz: Stadtstreicher

Kapellen, terrische: Schwerhörige(r)

Kapplhirsch, Kapplständer: Polizeibeamter

Kapskutscher: Im Unterschied zum Rohrspatz steht der K. Pate für eine derbe Ausdrucksweise beim Schimpfen.

Karton, ... sonst rauscht’s im Karton!: ... sonst setzt es was!

Kas: (wörtl.: Käse) Blödsinn, Mist

Kaskopf: Holländer

Kasperl: Dummkopf, Witzbold. An K. schnäuzen: onanieren

Kaszettel: nutzloser Wisch, wenig überzeugendes Papier

Katzlmacher: Italiener

Keifen, die: Xanthippe, streitlustige Frau

Keppelzahn, der: s. o.

Kerzerlschlucker: bigotter Mensch

Kieberer: Polizist (nur mäßig abwertend, dennoch als Anrede bei der Führerscheinkontrolle nicht zu empfehlen)

Kinderverzahrer: Unhold, netter Onkel mit bösen Absichten. (Wie heißt es so schön bei H. C. Artmann: »hinter der Laterne steht er / paßt auf Petra oder Peter / manchmal auch auf beider zwei / Unhold ist das einerlei.«)

Klachl: grobschlächtiger Typ

Klamsch: Hirndefekt

Kleschen: Vagina, Prostituierte. Kieschensaft: Vaginalsekret

Klescher: Dachschaden

Klitschn: käufliche Dame

Knatsch: Auseinandersetzung, Streit

Kniaschussduttel: Hängebrust. (Geht wohl zurück auf den Witz: »Herr Doktor, wo muss ich hinschießen, um ins Herz zu treffen?« – »Naja, ca. 5 cm unter der linken Brustwarze« ... Die Frau wurde mit Knieschuss ins Spital eingeliefert.)

Koffer: Das Gepäckstück in seiner einfachen Form steht für den anders begabten unter den Zeitgenossen; in der Steigerungsstufe Vollk. dann bereits für eine ausgeprägtere Form der Unbeholfenheit. Einige Berühmtheit erlangte der von Günther Nenning ins Leben gerufene Austrokoffer (2005), wobei es sich nicht um einen Minderbemittelten heimischen Ursprungs handelte, sondern um eine mehrbändige Anthologie österreichischer Literatur. Einen K. hinstellen meint hingegen furzen.

Körndlfresser: Anhänger von Vollwertkost

Kraxen: Automobil, in der Regel unterhalb der Luxusklasse. Auf gehobene Modelle nur anzuwenden, wenn sie den Dienst verweigern.

Krakau, Küss mi in K.: salonfähige Umschreibung des Götzzitats

Krampen: unattraktive Frau

Krapfen, I scheiß an K.!: Das darf doch nicht wahr sein!

Krautwachter: Jemand, der überflüssige Arbeiten – wie eben das Bewachen von Krautköpfen – verrichtet oder einen Versorgungsposten innehat; Polizist

Krempel: Gerümpel, überflüssiges Zeug

Krepierl: Schwächling, ausgezehrtes Wesen

Kreuzbirnbaumundsalatbuschen!: politisch korrekte, weil nur Pflanzliches verdammende Unmutsäußerung

Kreuzkruzifix!, Kreuzkruzitürken!: Flüche mit wutspezifischer Redundanz. Hintergrund der Qualifizierung der Türken als Heimsuchung sind die Wiener Türkenbelagerungen des 16. und 17. Jahrhunderts; sie stellt daher keine Abwertung von Zeitgenossen mit Migrationshintergrund dar.

Krewecherl: schmächtiges Wesen

Krippelgspül: Gebrechlicher

Krispindl: dürre Person, Hungerhaken

Kruzitürken!: redundanzbereinigtes imagesKreuzkruzitürken

Kua; is die K. hin, soi ’s Keibl a hin sein: Ausruf der Resignation, wenn etwas nicht zu retten ist und man die entsprechenden Bemühungen einstellt.

Kümmeltürk; der steht da wia a angmalter K.: Türke. Der ist bass erstaunt, völlig erstarrt.

Kusch!: images Goschen

Kuttenbrunzer: Geistlicher

l

Lackel: großgewachsener Typ

Lästwanzen: aufdringlicher Mensch

Latsch: (sprich: Lootsch) träge Persönlichkeit; guada L.: gutmütiger Mensch

lätschert: welk, lasch

Lavendelschmäh: billiger Trick, Anmache

Lavurpappn: Mund im Waschschüssel- (Lavoir-)Format

Leffel: Dummkopf (wohl von Löffel, im Sinne von Hasenohr, und somit ein animalisches Pendant zum imagesOhrwaschl)

loamlackert: träge, antriebslos

Lulu: Schwächling

Lump: Im Zuge der imagesHump-Dump-Affäre versuchte der damalige Salzburger FPÖ-Obmann Karl Schnell, die Bezeichnung von Bundespräsident Thomas Klestil als L. durch seinen Parteikollegen Hilmar Kabas mit der Aussage zur rechtfertigen, L. sei eigentlich ein harmloser Ausdruck: »Lumpi nenn i meinen Hund – des is a netta, liaba imagesFalott.« Das Landesgericht Wien sah das anders und verurteilte Schnell zu einer Geldstrafe von umgerechnet 7200,– Euro.

Lure: ekelerregende Flüssigkeit

Luschn: Person ohne Durchsetzungsvermögen

m

Ma leck!: Ausruf der gemäßigten Entrüstung

Mariaundanna!: Um Gottes willen!

Mariaundjosef!: Oh Gott, oh Gott!

Marille: (wörtl.: Aprikose) Kopf. Einen Wurm in der M. haben: einen Sprung in der Schüssel haben

Marmeladinger: der Deutsche, im Speziellen jener aus dem Norden. In Kriegszeiten hatten die deutschen Soldaten nur Marmelade als Brotaufstrich, die Butterunterlage fehlte.

Matratzen: Prostituierte

miachtln: unangenehm riechen

Mieselsüchtiger: keine Frohnatur

Mischpoche: Verwandtschaft

Mistlbacher: Polizist

Mistgstätten: Müllhalde

Mostschädel: moderat abfällige Bezeichnung für den Oberösterreicher. imagesErdäpfelschädel

Mundschaß: Rülpser

n

Na habidehre!: (wörtl.: Habe die Ehre!) Ausdruck leichter Bestürzung, etwa: Ach du grüne Neune!

Na pfiat di (mi) Gott!: s. o.

Na seavas (Kaiser)!: s. o.

Nachtwachter: kein besonders Heller

Nackerpatzerl, geistiges: Einfaltspinsel, schlichtes Gemüt

nageln: koitieren

narrisch, I werd narrisch!: närrisch, verrückt; der Ausruf mag bis zu dem legendären Sieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft gegen Deutschland bei der Weltmeisterschaft 1978 in Córdoba eine zwiespältige, zwischen Verzweiflung und Begeisterung changierende Note gehabt haben. Seit Edi Fingers sprichwörtlich gewordenem Sportkommentar ist sie wohl tendenziell als Jubelruf einzustufen.

Nätschker: Pfennigfuchser (von »ein paar Nätsch«: ein paar Groschen)

Neandertaler: Niederösterreicher. imagesErdäpfelschädel

Nebochant: Ignorant

Negerant: einer, der notorisch nicht liquide ist

Neidhammel: missgünstiger Mensch

niederlegen, da legst di nieder!: Das haut einen glatt um!

nobelspritzen: sich einer übermäßig gepflegten Ausdrucksweise befleißigen

Nocken, fade N.: eingebildete und langweilige Person; angerührte N.: eingeschnappte Frau (emotiv-kulinarisches Pendant zur beleidigten Leberwurst)

Nudelaug: Dieser surreal anmutende Begriff ist Gegenstand eines Theorienstreits: Die einen vermuten ein Kompositum aus Nudel (Penis) und Aug, woraus im Ergebnis abzuleiten wäre, bei dem N. handle es sich um die Harnröhrenöffnung am Penis. Die Fraktion rund um den Schöpfer des »Mundl«, Ernst Hinterberger, sieht darin hingegen die abschätzige Titulierung eines Brillenträgers. In der Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter bezeichnet Edmund Sackbauer seinen schriftstellernden Schwiegersohn in spe grundsätzlich als »der Franzi, des Nudelaug«. Als Paradeintellektueller ist Franzi selbstredend mit einer Sehhilfe ausgestattet.

Nudeldrucker: Geizhals; Feigling

Nudelsuppen, ich bin nicht auf der N. dahergeschwommen!: Ich kenn’ mich aus, ich hab’ den Durchblick!

Nurmi: Idiot

o

Obezahrer: (wörtl.: Hinunterzieher) einer, der mit mäßigem Einsatz ans Werk geht

Ohrringerl, jemandem ein O. anhängen: ihm eine Ohrfeige verpassen

Ohrwaschl: Ohr. Du O.!: Du Ahnungsloser, Ignorant!; ka O.: niemand, keiner; ka O. rühren: untätig bleiben; Thermophor mit Ohrwaschln: Herz und Leib erwärmender Bettgefährte

Ohrwaschlkaktus: someone who »was born mit großen Ohr’n« (EAV), also einer mit markanten Lauschlappen

Ölbergindianer: übertrieben frommer Mensch

Opportunismus, übelster: wurde dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky (imagesStaatsclown, selbstgefälliger) vom Journalisten Peter Michael Lingens vorgeworfen. Kreisky klagte erfolgreich wegen übler Nachrede, woraufhin Lingens eine Individualbeschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte richtete, mit dem Argument, es liege eine Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung vor. Lingens bekam Recht. Politiker müssen – was beleidigende Äußerungen angeht – etwas mehr aushalten als Normalbürger.

Ostmark-Kurti: Bezeichnung des ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim im Zuge der Verharmlosung seiner Offizierskarriere im »Dritten Reich« und der damit verbundenen Staatsaffäre, die dem ehemaligen UNO-Generalsekretär einen Platz auf der Watchlist der USA bescherte. (Unter Bezug auf das Pseudonym Ostbahn-Kurti von Willi Resetarits.)

Ozwickta: kleiner Mensch

P

Packlrass: Gesindel, Verwandtschaft

Pamperletsch: jüngeres Kind

Papaturl: doofer Typ

papierln, jemanden: ihn für dumm verkaufen

Pappen, Pappalatur: Mund; Pappenschlosser: Zahnarzt

pappert: sprich »bopad«: pappig (für Speisen); sprich »bapad«: vorlaut

Partie: Gruppe, Freundeskreis; fade P.: Ansammlung von Langweilern. Im weiteren Sinn: langweile Angelegenheit; zache (zähe) P.: eine Sache, die nicht wirklich in Schwung kommen will

Pascher: Dachschaden

Patentwatschen: Backpfeife der heftigeren Art

Patsch, Patschachter: täppischer Mensch

Patschen, die P. strecken: sterben

Pecker: Eigenheit, Dachschaden

pempern: bumsen

Perlen-vor-die-Säue-Blattl: Titulierung der Tageszeitung Österreich durch die Kronen Zeitung und Gegenstand einer bemerkenswerten Entscheidung des Obersten Gerichtshofs. Es wurde festgehalten, die Äußerung sei »unzweifelhaft als Aufforderung zu verstehen, eloquente und wertvolle Diskussionsbeiträge nicht an das Druckwerk der Klägerin zu verschwenden, weil man sie dort – im Gegensatz zu anderen Medien, etwa der Zeitung der Beklagten – weder verstehe noch zu schätzen wisse«. Im Ergebnis wurde erkannt, dass juristischen Personen, weil ihnen kein Schadenersatz wegen »erlittener Kränkung« zugesprochen werden könne, eine Entschädigung auf der Grundlage des unlauteren Wettbewerbs zustünde, wenn ihre soziale Wertstellung schwer beeinträchtigt werde.

Pestfetzen: besonders widerwärtiges Weib

petschiert: aufgeschmissen

Pfeiferl: Penis. Sich das P. verbrennen: sich eine Geschlechtskrankheit einfangen

pfidschigogerln, du kannst mich pf.: Soft-Version des Götzzitats

picken, jemandem eine: ihm eine Maulschelle verpassen

Piefke: gängigste Bezeichnung für den Deutschen, benannt nach dem preußischen Militärmarschkomponisten Gottfried Piefke. Felix Mitterers mehrteiliger Fernsehfilm Die Piefkesaga widmete sich im Speziellen dem Deutschen als gleichermaßen überheblichem wie leicht vertrotteltem Urlaubsgast; er ließ aber auch die traditionell als Sympathieträger verschrienen Tiroler nicht ungeschoren, womit ein ebenso kunstgerechter wie tourismusverträglicher Ausgleich zwischen Fremden-Bashing und Nestbeschmutzung geschaffen war.

Pimperl-: Präfix für alles Unbedeutende, Minderwertige

Pipen: Rotzlöffel

Pitzler: Pedant

Plärrer, kan P.: in »echtes Geld« übersetzt: keine müde Mark

Plätschentandler: Gemüsehändler (von Plätschen: Salatblatt)

Plattenbruder: Mitglied einer illegalen Organisation

plausch net, Pepperl!: Du kannst mir nichts erzählen!

Plesch: Schläge. P. kriegen: vermöbelt werden

Plutzer: Kopf; Fehler; Tölpel

Pockerlfrasen: ausgeprägter Ingrimm

Pofel: unbrauchbares Zeug, Ausschuss-ware. In den späten 1970er-Jahren wurde der Begriff gern in Verbindung mit dem Attribut »letztrangig« vom damaligen Kolumnisten der Kronen Zeitung, Richard Nimmerrichter alias Staberl, zur Bezeichnung der Werke österreichischer Künstler (wie etwa der Filmemacherin Valie Export) herangezogen.

Postross, ein Arsch wie ein P.: sehr ausladendes Gesäß

Prinz, einen Prinzen machen: eine Veruntreuung begehen, zechprellen

pudern; Puderant: koitieren; Lustmolch. Bei weitgehend wahllosem Vorgehen sprich man von querpudern.

Pülcher: Strolch, Lump, Gauner; generell kein feiner Herr

Punschkrapferl: Ursprünglich eine Süßspeise mit signifikantem Anteil an Inländer-Rum, diente das P. – »außen blassrot, innen braun und immer besoffen« – zur abschätzigen Bezeichnung der typischen SPÖ-Wählerschaft in Kärnten.

Putz di!: Räume das Feld!

Putzgretl: eine, die gern saubermacht

q

Quargl: Blödsinn

Quarglstecher, Quargltreter: Pedant

Quetschen: Ziehharmonika; äußerst bescheidenes Lokal, kleiner Laden

r

Rabenbratl: augenzwinkernd für den Bösewicht, das ungezogene Kind

Radierer, fett wie ein R.: sturzbetrunken

Rammel: (wörtl.: Nasenpopel) unappetitlicher Typ

Ranzel: alte Hexe

Rappel, einen R. kriegen: auszucken

Raspel, schwache: kein Typ zum Pferdestehlen, Schwachmat

Rasskachl: unattraktive Frau

Ratz: unattraktives Mädchen

rauchen, einen: an einem Mann Mundverkehr vollziehen

Raunzen: Miesepeter

Rauschkugel: notorischer Trunkenbold

Rauwaschl: finsterer Geselle

reidig: (wohl von »räudig«) ekelhaft

Reiher, speiben wie ein R.; reihern: sich heftig übergeben

Reißen, in der R. haben: in der Mangel haben

Restfettn: Restalkohol

Rinnsalfregatte: Prostituierte

Röhren, a R. aufreißen: eine Erektion haben

Rotzbua, Rotzpipen, Rotzleffel: Eine Invektive mit ländlichem Touch, die sich in der Regel an jüngere Mitbürger richtet. (Rotz ist der Nasenschleim.)

Rotzfetzen: Taschentuch

Ruach; ruacheln; Ruachler: Geizkragen; einer Tätigkeit aus Gewinnsucht mit übermäßigem Eifer nachkommen; nimmermüdes Arbeitstier

Ruam, greane: Polizist. Bezieht sich auf die (ehemals) grüne Uniform. Die weniger volkstümliche Bezeichnung von Amtsorganen als »flaschengrüne psychopathische Marodeure« wurde von der Rechtsprechung als Behördenbeleidigung qualifiziert.

Ruamzuzler: schlichtes Gemüt

Rudi, zum R. werden: verrückt werden

Rührer; den R. einihängen: Penis; den Beischlaf vollziehen

s

Saafensiader: (wörtl.: Seifensieder) stilloser Typ

Säckelwart unseres mehr oder weniger schon seit Jahren unter pseudosozialistischer Präpotenz in sich selbst delirierenden Kleinstaates: Thomas Bernhard über Franz Vranitzky, damals (1985) Finanzminister. Vranitzky hatte zuvor die Aufführung von Bernhards Theatermacher bei den Salzburger Festspielen als Skandal bezeichnet.

Sacklpicker: Zuchthäusler (wegen der dort zu verrichtenden Tätigkeit des Tütenklebens)

Sakradi, Sakrament: Fluch mit gotteslästerlichem Einschlag. Kann auch eine unterdrückte Bewunderung zum Ausdruck bringen.

Sandler: Penner

Sau, dass da S. graust; fahren wie a gsengte S.: besonders abstoßend; sehr flott unterwegs sein

Saubär; Saubartl; Saunigl: Alle drei sind keine Reinlichkeitsfanatiker.

Saumagen: Magen mit erwiesener Resistenz gegen kulinarische Zumutungen

Sauzechn: verabscheuungswürdiges Weib

Schachtel, alte: Dame. (Laut Karl Lagerfeld ist das Wort »Dame« ein Schimpfwort. Dies mag daran liegen, dass man früher beim Gebrauch dieses Begriffes an die feine Dame dachte, während man heute zum Ausdruck bringen will, dass die Betreffende nicht mehr jung ist.)

Schakl: Der französische Name Jacques stand Pate für den Knecht, den Hilfsbremser.

Schaluppen: baufällige Behausung; altes Weib

Schani: Hier stand der Johann Pate für die Hilfskraft. Wer einem den Sch. macht, leistet für ihn die niederen Dienste. Bin i dei Schani? fragt man, wenn man sich als Laufbursche missbraucht fühlt.

Scharteken: altes Weib

Schaß: Darmwind. Davon abgeleitet ein Befund, der aufgrund einer wenig profunden Auseinandersetzung mit dem Werk oder den Ansichten eines anderen getroffen wurde. Beim Sch. mit Quastln standen die Bemühungen in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Der Lercherlsch. ist eine Sache von vernachlässigenswerter Bedeutung, ein Sturm im Wasserglas. Der Buttersch. ist einer von der leisen Sorte.

schaßaugert: kurz- bzw. fehlsichtig

Schaßrodel, Schaßtrommel: ältere Frau der weniger gewinnenden Art

Schauer: Einfaltspinsel; Steigerungsform: schöner (schener) Sch.; generell wird »schöner« als verstärkendes Adjektiv gebraucht, beim Sch. ist dies alliterationsbedingt besonders effektvoll; stadschauert: mit einem dumpfen Gesichtsausdruck

Scheißen: Fluch- und Schimpfwortvariationen zum Thema »scheißen« gibt es wohl weltweit; dennoch sind auch hier ein paar österreichische Spezifika festzuhalten. Während gemeindeutsch unerquickliche Dinge beschissen sind, erscheinen sie dem Österreicher geschissen (kurz: gschissen), was – philosophisch betrachtet – doch einen signifikanten Unterschied ergibt. Was bloß beschissen ist, bleibt in seiner Substanz erhalten, es ist nur kotbefleckt. Das Geschissene hingegen hat den Darm passiert, was bei den meisten Dingen zu einer kompletten Wesensveränderung führt, jedenfalls aber zu einer markanten Beeinträchtigung der Qualität. Seltene Ausnahmen, wie die Veredelung von Kaffeebohnen durch den Verdauungsprozess der Schleichkatze, bestätigen die Regel. Generell ist dem beizupflichten, was der Oberösterreicher Hans Kumpfmüller in die prägnante Formel gefasst hat: »Wer a Bugstabnsuppn isst, der scheißt no lang koa Gedicht.« Will man hierzulande das Beschissene ansprechen, so nennt man es zuagschis-sen, also bis zur Unkenntlichkeit mit Exkrementen bedeckt. Wem Beschisse nes widerfuhr, der ist angschissen; ausgschissen hat hingegen, wer eine Freundschaft endgültig verspielt hat. Wer sich in der Scheißgassen befindet, ist in einer misslichen Lage, eine Situation, die gern auch mit dem deutsch-französischen Mischbegriff »Rue de la kack« bezeichnet wird. Mit einem knappen »An Scheiß!« bringt der österreichische Jugendliche zum Ausdruck, dass ihn die Ausführungen seines Gegenübers nicht zu überzeugen vermochten. I scheiß ma ins Halstüchel! ist ein Ausruf der Verblüffung. I scheiß mi an! drückt einen fortgeschrittenen Grad der Verstörung aus. Scheiß di net an! ist eine Aufforderung, cool zu bleiben. Wenn man einem Mann auf d’ Stangen scheißt, so lassen einen seine Avancen kalt. Die Aufforderung Geh scheißen! in möglichst vielen Sprachen zu beherrschen, kann unter Umständen nützlicher sein als der notorisch multilingual gespendete Segen Urbi et orbi. Der Franzose etwa sagt: »Va te faire foutre!«, der I ener: »Va’ a farti fottere!«, was auf Österreichisch übersetzt: »Geh und lass dich imagespudern!« heißt. In romanischen Ländern wird traditionell genital und weniger exkremental geschimpft. Gleichermaßen verhält es sich im Angloamerikanischen: »Fuck you!« oder »Fuck off!« bringt hier die Kernaussage von »Geh scheißen!« auf den Punkt. (Die anglo-germanische Fluchdiskrepanz schlug sich etwa auch in der deutschen Synchronisation des Films The Big Lebowski nieder, in welchem der Titelheld in der Originalfassung nahezu alles mit dem Attribut »fucking« belegt; zu Deutsch wurde daraus »bekackt«. Vgl. aber imagesFucking.) Im Österreichischen wird das Derbe doppelt abgemildert in dem Satz Geh Schisserl (Schüsserl) beißen!, einem Schüttelreim von »Geh bisserl scheißen«.

Scherben; den Sch. aufhaben: Nachttopf; in der Patsche sitzen

Schestak: salonfähige Variante von Scheißdreck. Fersentritt in den Hintern

schiach: hässlich; sch. wie die Nacht: hässlicher; sch. wie der Zins: am hässlichsten

Schickse: leichtes Mädchen

Schlampen, der: Wenn der Österreicher gemeindeutsche Schmähungen in seinen Sprachschatz aufnimmt, so erlaubt er sich zumindest die Freiheit der Geschlechtsumwandlung. Die Prostituierte wird auf diesem Weg freilich ihrer Betriebsmittel beraubt.

Schlampertatsch, Schlampsack: Beide sind keine Ordnungsfanatiker.

Schlapfen, halt den Schlapfen!: Halt das Maul!

schlatzig: ekelhaft schleimig

Schlauch; jemandem den Sch. geben; den Sch. haben: Fuß; die Oberhand über ihn gewinnen; das Nachsehen haben

Schleich di!: Entferne dich aus meinem Blickfeld!

Schleim, an Sch. haben: angepisst sein

schleimen; Schleimscheißer: erzürnt sein; sich einschmeicheln; sehr offensiver Schmeichler

Schliaferl: eher unterschwelliger, aber dennoch hartnäckiger Schmeichler

Schlurf: weiland ein Mitglied der sogenannten Swing-Jugend, einer Jugendbewegung während der NS-Diktatur. Heute bezeichnet man mit Sch. einen langhaarigen, tendenziell ungepflegten jüngeren Mann.

Schmäh ohne!: Das darf doch nicht wahr sein!

schmähstad: um eine Antwort verlegen, humorlos

Schmähtandler: Aufschneider, Lügner

schmalpickt: dürr

Schmalzgsell: einer mit Neigung zu Kitsch und Rührseligkeit

Schmarren: Unsinn; das ist ein fester Sch.!: Da ist die Kacke am Dampfen!

Schmecks, Kropferter!: Da musst du dir selber weiterhelfen!

schmieren, jemandem eine sch.: ihm eine Ohrfeige verpassen. Das kannst du dir in die Haare sch.: Das kannst du behalten, daran hab ich kein Interesse.

Schnackerl-: Präfix für Minderwertiges

schnackseln: koitieren

Schnalle: Prostituierte. Gürtelschnalle: ad personam femininam unfreundlich. Der »Gürtel« galt lange Zeit als die ein wohlfeiles Vergnügen versprechende Sündenmeile Wiens.

Schnecken!: Mitnichten!

Schneebrunzer: einer, der keine herausragenden Leistungen erbringt. Im Zusammenhang mit der Ablöse der ehemaligen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner und ihrer Zuständigkeit für die Prüfung möglicher Rechtsmittel gegen bezirksgerichtliche Urteile fiel in den Medien der Ausdruck Schneebrunzer-Arbeit bzw. Schneebrunzer-Job; beide Begriffe vermögen allerdings aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung nicht vollends zu überzeugen. Wie wär’s mit Schneebrunzer-Hackn?

Schoderhenn: unleidliche Weibsperson

Schoitl: Idiot

Schottermitzi: Spitzname der Finanzminis terin Maria Fekter unter Bezugnahme auf die elterlichen Kieswerke

Schragn: hässliche Frau

Schraufendampfer: Schreckschraube

Schrumpfgermane: Kleinwüchsiger mit großem Selbstbewusstsein

Schuach, mach an Schuach!: Verzieh dich!

Schuaster: (wörtl.: Schuster) Stümper; verschuastern: verlegen; eine Aufgabe suboptimal erfüllen

schuastern: den Beischlaf vollziehen.

Schuasterkäfer: Feuerwanze, weil man sie in der Regel paarweise antrifft

Schuss: Dachschaden

Schwafler: Schwätzer

Schwammerl: Tölpel. Da wirst zum Schwammerl!: Das ist zum Verrücktwerden!

Schwarzkappler: Der Straßenbahnkontrol-lor in der guten alten Zeit, als das Metier noch a) den Herren vorbehalten war und b) selbige uniformiert und somit auf den ersten Blick erkennbar waren.

Schweigekanzler: Der Spitzname von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der sich sein Teil lieber dachte als es auszusprechen, brachte es 2005 zum Wort des Jahres.

Schweinigl: Schmutzfink

Schwengl: Penis

Schwulitäten: missliche Lage

sekkant: lästig

Seelenschliaferl: Psychiater

Seicherl: (wörtl.: Sieb) Zögerlicher, Mutloser

Semmeltrenzer: zimperlicher, jeglichem Draufgängertum abholder Typ oberösterreichischer Provenienz

sempern: jammern, lamentieren

Spagatscheißer: einer, der nichts auf die Reihe kriegt

Spanfudler: dürres Mannsbild; Heimwerker

Spiagleier haben: Wenn ein Mann aufgrund der Leibesfülle seine Geschlechtsteile nur noch im Spiegel sehen kann ...

Spinatwachter: Polizist

Sprudler: Beine

Spuckerl: Kleinwagen, meist der eines anderen

Staatsclown, selbstgefälliger: So bezeichnete Thomas Bernhard 1979 in einem Brief an die Zeit den damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Aus dem ehemals »verflixt schlauen Mann« sei ein »gewohnheitsmäßig geliebter Abonnementbundeskanzler«, ein »Salzkammergut- und Walzertito« geworden. In einer Rezension mit den Titel Der pensionierte Salonsozialist (besprochen wurde ein zum 70. Geburtstag Kreiskys erschienener Jubelband von Gerhard Roth und Peter Turrini) legte Bernhard noch eins nach: »Der Wohnzimmer-Kaktus, der höhere Gartenzwerg und die Charterflugsehnsucht sind ihm, ob er das will oder nicht, erbarmungslos in sein Gesicht geschrieben.«

Staatskünstler: von konservativen Politikern in den 1970er Jahren geprägtes und später von der FPÖ wieder aufgegriffenes Schmähwort für vorgeblich wohl subventionierte Kunstschaffende aus dem linken Lager

stadschauert: unbedarft dreinblickend

staglgrean, des liegt ma st. auf: Das ist mir egal.

Stampfer, Betonstampfer: massige, unschöne Beine

Stanglputzerin: Prostituierte

Steckerl in Arsch!: Von wegen!

Stehpartie: Liebesakt im Stehen

Steirergoal: wenn der Fußball zwischen den Beinen des Torwarts die Torlinie passiert.

Steirisch-Kongo: Burgenland

Stellwagen, einem mit dem St. ins Gesicht fahren: ihn ziemlich harsch ansprechen

Stesserl: Quickie

Stiefel, einen St. zusammenreden: Unsinn reden

Stierwascher: Salzburger

stinkert sein: sauer sein

Stockerlarsch: durch Hohlkreuz bedingtes, deutlich gewölbtes Gesäß

Stößel: kleiner Bub; Penis

Strawanzer: Herumtreiber

Strickliesl: Spitzname der ehemaligen »Zukunftsministerin« Elisabeth Gehrer (Ressort Bildung, Unterricht und Kultur) unter Bezugnahme auf ihre Vergangenheit als Grundschulpädagogin mit Schwerpunkt auf dem Handarbeitsunterricht. Ursprünglich bezeichnet die S. ein hölzernes Püppchen, mit dem die zarte Kinderhand ohne Verletzungsrisiko eine wollene Wurst hervorbringen kann, deren Nutzen sich freilich nicht jedem erschließen will.

Strizzi: unseriöser Kerl, Gigolo, Zuhälter. Ein Bierseidlst. ist ein Nebenerwerbszuhälter aus dem imagesSandler-Milieu.

Strohschädel: Hohlkopf

Strudelteig, das zieht sich wie ein St.: Das dauert zu lange.

sudern: jammern; Suderant: notorisch Unzufriedener

Sulzfüaß: dicke Beine

Sumsenbacher: Dummkopf

supernackt; »da bin ich jetzt supernackt!«: Legendärer Ausruf des Lobbyisten Walter Meischberger im Telefon gespräch mit KHG (dem ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser), als es um die Notwendigkeit ging, für den Erhalt von 700 000 Euro eine plausible Erklärung anzugeben. Dieser verzweifelte Ausdruck umfassender Verletzlichkeit ist durchaus dazu angetan, sich zu einer allgemeinen Formel der Ausweglosigkeit zu mausern; er bietet somit einen würdigen Ersatz für derbere Flüche vergleichbaren Inhalts (z. B. imagesLei oasch!).

Surm: kein besonders Schlauer

t

Tachinierer: der Arbeitsscheue bzw. jener, der sein Tagwerk mit mäßigem Elan verrichtet

Tachtel: Backpfeife

Tamtam, a batzn T.: ein irrer Wirbel; wer ein T. macht, macht ein Theater.

Tandler: Verkäufer

Tanz, der: Aufstand; einen T. machen: lautstark aufbegehren

Tanz, die: Mätzchen.

Tanz machen: Umstände machen, herumzicken

Täpscher: Dachschaden

Tatsch: Tollpatsch

Tätschen: Ohrfeige

Taucherei: Gedränge; Koitus

Tausend Rosen!: Hab mich gern!

Tepp; teppert: corpus idioticus; blödsinnig, unnötig. Nicht zu unterschätzen ist der beleidigende Effekt durch die Bezeichnung einer Sache, die dem Angesprochenen lieb und teuer ist, als teppert. Man denke etwa an den indignierten Ausruf Edmund Sackbauers (imagesNudelaug): »Mei Bier is net teppert!« Mit dem Begriff Teppenschädel, einer wörtlichen Übersetzung von Dummkopf, kann man seiner Grundaussage mit drei zusätzlichen Silben Nachdruck verleihen. Der Naturtepp ist ein Naturtalent in Idiotismus. Teppensteuer ist Geld, das man durch Einfalt loswurde.

Teschek: in einer Gruppe von Menschen jener, der die unerquicklichen Dinge zu verrichten hat bzw. stets zu kurz kommt

Tetschen: Ohrfeige

Thaddädl: linkischer Mensch

tiaf: (wörtl.: tief) letztklassig

Tinnef: wertloses Zeug

Tintinger, der T. sein: das Nachsehen haben

titschkerln: den Beischlaf vollziehen

Topfen: (wörtl.: Quark) Unsinn

Topfenneger: blasse Erscheinung

tram, i man i tram!: Ausruf der Verblüffung à la »Das darf doch nicht wahr sein!« Bekannt wurde die Wendung 1975 durch den Refrain des legendären Ambros-Liedes: »Zwickts mi, i man i tram ...«

tramhapert: traumwandlerisch, schlaftrunken

Trampel: Frau mit wenig ausgeprägtem Feinsinn; Uneinsichtige

Transch: einfältige Person

Treaschn: weinerliches Mädchen

Trenzerling: Sabber

Trutscherl: affektiertes, oberflächliches Mädchen

Tschapperlwasser: Limonade – auf jeden Fall kein hartes Getränk (Tschapperl ist eine naive Person.)

tschari gehen: flöten gehen

Tschecherant: gewohnheitsmäßiger Trinker

Tschecherl: kleines, sehr einfaches Lokal

Tschesen: klappriges Auto

Tschickarretierer: Kippensammler

Tschusch: Mitbürger mit Migrationshintergrund; Gastarbeiter aus Ex-Jugoslawien oder aus der Türkei

Tupf, der T. sein: der Gelackmeierte sein

tupfen: koitieren

Tuscher: Dachschaden; Tölpel, Dummkopf

u

überstandig: ältlich; notgeil

überwuzelt: verlebt, insbesondere auf Frauen bezogen. Männer sind ja bekanntlich zu jeder Zeit ihres Lebens im besten Alter.

umhängen, I häng da glei ane um!: Du fängst gleich eine!

Umurken: Gurke; unansehnliche Frau

Ungustl: unappetitlicher Typ

Unterläuft: subalternes Subjekt

Urschl: törichte Weibsperson

v

Vaterunsergarage: Gotteshaus im zeitgenössischen Baustil

Veitel, dann heiß ich Veitel!: Und ich bin der Kaiser von China!

vernadern: denunzieren

Verreckerl: Kümmerling

Viererziagl: flotter Vierer

Vollpfosten: »Wer hat’s erfunden?« Es ist zu befürchten, dass wir den V. ebenso wenig erfunden haben wie Ricola, den Schweizer Kräuterzucker. Mit »Pfosten« bezeichneten wir anno dazumal einen kräftigen Mann. Durch den deutschen Kulturimperialismus wurde diese Bedeutung verdrängt, und der Pfosten hat sich zum Dummkopf gemausert. Wir nehmen ihn aber – vor allem in der schönen Stei gerungsform, die an den einheimischen Vollkoffer (imagesKoffer) erinnert – gern in unseren Sprachschatz auf.

w

Waben: alte Vettel

Wachel: Typ, Amtsträger

Wachter: Bulle

Wadel; die Wadeln viri (nach vorn) richten: jemanden mit drastischen Mitteln Mores lehren. Wadelbeißer: hinterhältiges Subjekt

Wamperter: Fettleibiger

Wandernadel: Urlaubsgast weiblichen Geschlechts, den es von einem zum anderen treibt

Wappler: gemäßigter Dummkopf, underachiever. Da zum einen W. zu den milderen Schimpfwörtern zählt und zum anderen das Wapplertum eine weit verbreitete Eigenschaft ist, eignet sich der Begriff zur Bildung prägnanter Komposita, um Personen, die einem nicht namentlich bekannt sind, unmissverständlich zu bezeichnen. So etwa kann mit dem Begriff »Zopfwappler« zweifelsfrei ein Herr mit weiblicher Haartracht charakterisiert werden, denn die Wapplerei verschließt sich – darin dem Papsttum vergleichbar – seit jeher der Damenwelt. (Wollte man dennoch eine Frau in den Kreis der W. aufnehmen, käme dies allenfalls unter der Bezeichnung »Weibswappler« in Frage.) Die Kennzeichnungskraft des Kompositums hängt freilich vom Verbreitungsgrad des kennzeichnenden Attributs ab: Mit dem Begriff »iPhone-Wappler«, zum Beispiel, wird man die gemeinte Person schwerlich hinreichend charakterisieren können, es sei denn, man hilft mit Präzisierungen à la »im blauen Pullover« oder »schräg gegenüber« nach.

Warmer: Homosexueller

Wäsch, da geht ma a Achtel in d’ Wäsch!: Da geht mir einer ab! Wer blöd aus der Wäsch schaut, macht ein dummes Gesicht.

Waschel; Badewaschel: namenloses Subjekt; Bademeister

Wascher: ein Großer, wo Größe nicht gefragt ist

Waserl: Mutloser, Duckmäuser

Wastl: mild abwertend für eine gewichtige Erscheinung. Der Mostwastl ist das oberösterreichische Pendant zum Träger des sogenannten »Gössermuskels« (Bierbauch).

Watschen: Ohrfeige. Ein Watschengesicht wird gern auch als »ein Gesicht wie ein Postkastl« bezeichnet: links und rechts zum Reinhauen. Wer am Watschenbaum rüttelt, legt ein provozierendes Verhalten an den Tag, welches längerfristig dazu führen kann, dass dem Gegenüber die Hand ausrutscht.

Wäule: Tölpel

Wauwau; Anstandsw.: Aufpasser; Anstandsdame oder -herr

Weh: armseliges Subjekt

Wendeltreppn, i beiß da a W. in d’ Eier!: Ich mach dich fertig! Die in Aussicht gestellte Körperverletzung mag beim Angesprochenen berechtigte Besorgnis auslösen; dennoch ist ein Satz wie dieser wohl in der Regel als »milieubedingte Unmutsäußerung« zu sehen, die nicht den Tatbestand einer gefährlichen Drohung gemäß § 107 Strafgesetzbuch erfüllt.

Wetschgruaber: sehr schlichtes Gemüt

wetzen: koitieren

Wichskaserne: Priesterseminar

Wickel: Schwierigkeiten, Streitereien

Wickerl, da wirst zum Wickerl!: Da wirst du irre!

Wimmerlagent: potentieller Kunde für Clearasil

Wisch: Schriftstück

Wischerlwasser: alkoholfreies Getränk der unbekömmlicheren Art (Wischerln bedeutet urinieren.)

Wolkerlspeck: Orangenhaut

Wuchtel: Sottise. Eine W. drucken heißt,einen losen Scherz machen (nur mäßig abwertend).

wurlert; das macht mi wurlert: kribbelig; das kostet mich Nerven.

Wurschtl: Hanswurst. Günther Nenning (imagesKoffer) wurde von Altkanzler Bruno Kreisky (imagesStaatsclown, selbstgefälliger) ein »politischer W.« genannt; er führte diesen Namen bis zu seinem Tod wie eine Auszeichnung.

Würschtl; verschwinden wie das W. ausm Kraut: Wurst; sich auf Nimmer-Wiedersehen verabschieden. Würschtl-finger: dicke Finger

Wüst (willst) kassieren?: Richtet sich nicht an den Zahlkellner, der mit gezückter Geldtasche bereitsteht, sondern an jedermann, der den Sprecher zu provozieren wagte. Kassiert werden in casu Watschen (Ohrfeigen).

z

zahnglatzert: zahnlos

Zangen: sehr herbe Weibsperson

Zdruckter: verhaltener Darmwind

Zechn: (wörtl.: Zehe) ekelhafte Frau. Steigerbar zu Kamöz. (Kamelzehe). Sumpfz.: leichtes Mädchen

Zechnnägel, da stellt’s an die Z. auf, da rollt’s an die Z. ein: Da kommt einem das nackte Grausen.

Zeiserl: unfähiger Typ

Zelken: oberösterreichisches Gegenstück zum Hyperaktiven, träges Subjekt, Spaßverderber

Zentimeter, weiche: Halbsteifer

zerlempert: zerlumpt, zerrissen

Zezen: Zimperliese

Ziagel: (wörtl.: Ziegel) Rausch; Gruppensex

Ziguri; i hau dir ane übern Ziguri!: Kopf. Ich verpasse dir gleich eine Kopfnuss!

Zipf, fader: Langweiler, Spaßverderber

Zipfiklatscher: indianisch-bajuvarische Wortschöpfung neueren Ursprungs, die mit dem Schuh des Manitu aus dem Grenzland übergelaufen ist. (Abahachi zu Ranger: »Ich hab gar keine Falten.« Ranger zu Abahachi: »Ja, weil’s da s’ immer überschminkst.« Abahachi zu Ranger: »Des is a Kriegsbemalung, du Zipfiklatscher!«)

zischen, einem eine z.: jemandem eine Ohrfeige geben

znepft: zerzaust, zerrupft

Zniachtl: das Kleine, Unauffällige, Unterernährte unter den Lebewesen. Wer Ärger haben will, bezeichnet damit seines Nächsten Kind oder Hund. Den Kleinwagen seines Nachbarn nennt der sprachbewusste Mercedesfahrer hingegen imagesSpuckerl.

Zottn: lange, ungepflegte Haare

zsammpempern: stümperhaft agieren

zsammschuastern: pfuschen

zsammstauchen: zurechtstutzen, tadeln

Zuckerbrezn: verwöhnte Person

zupf di!: Verschwinde!

zuwesteigen, jemandem: ihn behelligen, lästig sein

Zwiderwurzen: griesgrämiger Mensch

zwiefeln: quälen, ärgern

Zwirnscheißer: Umstandsmeier