Vorrede
Es wäre nun zu späte verschweigen zu wollen, daß beym Usong mein Zwek gewesen ist, einen Versuch zu machen, ob eine despotische Regierung nicht erträglicher werden könte, wann der Fürst ein solches Gleichgewicht in den verschiedenen Zweigen der Staatsverwaltung einführte, daß durch seine Diener niemand leicht vergewältigt, und der Wahrheit zum Throne der Zugang offen gehalten werden könte. Den Sitz dieser despotischen Herrschaft habe ich am liebsten in den Morgenländern genommen, wo sie von den ersten Zeiten her allein bekant gewesen ist. Und man muß alle die Einschränkungen der despotischen Macht, als in Persien geschehen, betrachten, sie mögen denn, wie die meisten, aus der chinesischen Staatsverfassung, oder aus einer andern Quelle hergenommen seyn. Auf eine Europäische despotische Regierung muß man sie nicht anwenden: die kan durch Landstände, durch Parlemente und durch andre Mittel gemildert werden, die in den Morgenländern nicht möglich sind. Das wenige Gedichtete hat wohl zur deutlichen Absicht, einige Leser anzuloken, die ein bloß ernsthaftes Buch niemahls in die Hände genommen hätten.
Diesesmahl habe ich die gemäßigte Monarchie beschrieben, und dasjenige was völlig wahr ist, von demjenigen abgesondert, was ich geglaubt habe, zur Erhaltung meiner Absicht hinzufügen zu sollen. Im vierten Buch ist die heutige Staatsverfassung von Engelland mit wenigen Aenderungen beschrieben, die doch auch ihren Grund in der Geschichte haben; denn ehemals waren sowohl die jährlichen Einkünfte eines Wählenden, als eines Wahlfähigen bestimt, obwohl in späteren Zeiten auf beydes nicht mehr gesehen wird.
Das fünfte Buch ist in soweit historisch, daß bloß Othars Reise auf die Küste von Ost-Grönland und des kleinen Spizbergen zu seyenden würklichen Reisen dieses Normannes hinzugekommen ist. Aber beyde Beschreibungen sind würklich wahr, ob ich sie wohl nicht aus Othars Nachrichten habe.
Das sechste Buch hat eben die Absicht, wie die Liebe der Liosua im Usong.
Die Geschichte Alfreds habe ich hauptsächlich aus Johann Spelmans des jüngeren Alfredi magni Anglorum regis vita hergenommen, die zu Oxford, Anno 1678, in Folio gedrukt ist. Dabey habe ich des würdigen Lord Littletons Leben Heinrichs II, und des Humes sehr abgekürzte Geschichte gebraucht, und was mir sonst von der englischen Historie bekant war, hin und wieder beygefügt.
Ich bin gesinnet, unter dem Titel Fabius und Kato, auch die Republik zu behandlen. Dieses lezte Werk wird aber bloß historisch seyn, und die Geschichte selbst ist mir interessant genug vorgekommen, daß sie keiner erdichteten Zierahten nöhtig habe.
Meine Ansicht wird erreicht seyn, wenn es mir geriehte, das geringste beyzutragen, daß die Mächtigen in jeder Art der Regierungsform zur Tugend und zur Beförderung des allgemeinen Besten sich aufmuntern liessen.