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Melissa war unsichere. Sie war jetzt mit diesem Rancher verheiratet, der meist kalt und distanziert wirkte. Obwohl er nach der Hochzeitszeremonie zu ihrer Verblüffung mit seinen Cowboys gescherzt hatte. Aber was sie man wenigsten einschätzen konnte, das war seine fürsorgliche Seite, die er sowohl Johnny als auch ihr zeigte. Und dann war da noch das Zarte, Leidenschaftliche in seinem Wesen. Und genau die zarte und leidenschaftliche Seite des Mannes verursachte Melissa Kopfzerbrechen.
Sie hatte während ihrer Zeit als Hausangestellte in Madam Valeries Bordell genügend aufgeschnappt um zu wissen, was ein Mann von einer Frau in der Hochzeitsnacht erwartete. Oder was den Mädchen nach, jeder Mann zu jeder Zeit von einer Frau erwartete. Zumindest, wenn es sich bei den Frauen um käufliche Mädchen handelte.
So wie Luke sie vor den Cowboys bei der Hochzeit geküsst hatte, war darum von ihr unschwer zu erkennen, dass ihr frischgebackener Ehemann seinen Anspruch nicht nur nach außen hin zeigen wollte. Die Botschaft war eindeutig, er wollte das haben, was er gerade errungen hatte. Eine Wendung ihres Lebens, mit der Melissa gerechnet hatte, als sie sich dazu entschloss, im Westen nach einem Mann zu suchen.
Aber zu wissen, was in dieser Nacht, ihrer Hochzeitsnacht, geschehen würde, war eine ganz andere Sache, als es wirklich zu tun. Sie war eben keines von Madam Valeries Mädchen. Sie wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Hatte keine Ahnung, ob sie dazu imstande war, diesem fremden Ehemann seine Rechte einladend zu offenbaren.
Luke hatte sie mit seinem leidenschaftlichen Hochzeitskuss fast verschlungen. Und Melissa wusste nicht, ob sie so leidenschaftlich sein konnte, um das gemachte Angebot zu erwidern.
Sicher würde Luke enttäuscht sein, da bestand für Melissa keine Frage. Wenn sie nicht genügend auf ihn reagierte, dann musste er ja das Gefühl haben, eine schlechte Wahl getroffen zu haben. Würde ihn die Enttäuschung zu solch einer Prügelattacke verleiten, wie Kittys Freier Richard Banks?
Melissa war nicht feige, würde sich darum nicht hinter ihren Zweifeln und ihrer Unsicherheit verstecken. Sie war klug genug um zu lernen, was Luke von ihr erwartete. Und wenn es sein musste, dann würde sie auch danach fragen.
Ein Entschluss, den Melissa nicht auf die lange Bank schieben musste. Denn nachdem sie am Abend Johnny im Schlafzimmer gestillt hatte, und mit dem Baby zurück in den Wohnraum des Hauses kam, stand das Objekt ihrer Überlegungen bereits zur Verfügung.
Luke hatte den übertriebenen Glückwunschbezeugungen seiner Männer ein Ende gesetzt, nachdem Melissa mit dem Baby im Haus verschwunden war. Nun saß er bequem in einem Ledersessel und wartete ganz offensichtlich darauf, dass sich Melissa zu ihm gesellte.
„Die Worte der Jungs waren nicht böse gemeint“, erklärte Luke ruhig, ohne zu zeigen, was an den eindeutigen Vorschlägen ihm selbst entgegenkommen würde.
„Nein“, nickte Melissa lahm. Sie versuchte gefasst zu bleiben, kam sich aber wie ein Angsthase vor. Und wenn sie nicht das noch wache Baby im Arm gehalten hätte, wäre Luke sicher aufgefallen, wie ihre Hände vor Nervosität zitterten.
Luke konnte schwerlich übersehen, dass sich Melissa an dem Baby festhielt, wie an einen Rettungsanker. Er sah darüber kommentarlos hinweg und stand auf. Ein unverfängliches Thema sollte die Atmosphäre lockern helfen.
„Sieht so aus, als ob sich der kleine Racker langsam für seine Umgebung interessiert“, deutete er auf Johnny, der lebhaft auf alles blickte was sich bewegte oder Geräusche machte.
Melissa war froh über das unverfängliche Thema, das sie von ihren Überlegungen ablenkte, und ihr Zeit verschaffte sich zu beruhigen. Es war wesentlich unverfänglicher über das Baby zu sprechen, als an den neuen Status in ihrem Leben zu denken.
Der unmissverständlichen Aufforderung, den Kleinen in Lukes Arme zu legen, kam sie ohne Bedenken nach. Sie hatte ja schon gesehen, wie vorsichtig dieser große raue Mann mit dem Baby umging. Dass er ein fremdes Kind so selbstverständlich annahm, war dennoch ein wenig verwirrend.
Melissa beobachtete genau, wie Luke den Kleinen in seinem Arm zurecht rückte, bis er ihn fest und sicher im Griff hatte, und das Baby dennoch in die Runde blicken konnte. Dann überbrückte er die kurze Entfernung, die Melissa zurückgewichen war, um ihm Freiraum zu verschaffen. Ein sanfter aber kräftiger Griff mit der einen Hand, die er erübrigen konnte, schloss sich um Melissas Arm und zog sie an Lukes freie Seite.
Er wirkte ruhig, ausgeglichen, direkt freundlich gegen die Kälte, die er seinen Männern meist zeigte. Aber er war auch unerbittlich in dem Bestreben, Melissa an sich gedrückt zu halten.
„Warum siehst du aus, wie ein kleines verschrecktes Kaninchen, das von einem großen bösen Wolf bedroht wird?“, verlangte Luke zu wissen. „Mache ich dir Angst?“
Luke runzelte die Stirn. Er wusste, dass er nicht der charmanteste Zeitgenosse war, und nicht zu den fröhlichen Taugenichtsen gehörte. Aber er hatte sich bemüht, Melissa gegenüber freundlich zu sein, hatte das vielleicht nicht ausgereicht?
Ein leichtes Kopfschütteln seiner jungen Frau verneinte die letzte laut ausgesprochene Frage.
„Was bedrückt dich dann? Befürchtest du, ich könnte dem Baby wehtun?“
Ein vehementes Kopfschütteln wies diese Vermutung zurück. Aber das war noch nicht die Antwort, für die Melissa versuchte ihren Mut zu sammeln. Luke ließ ihr Zeit, drängte sie nicht mit einer weiteren Frage. Und seine Geduld wurde belohnt.
„Ich befürchte, dass ich deinen Ansprüchen nicht genüge“, gab Melissa schließlich zu.
Luke zog eine Augenbraue in die Höhe. Falls sie das meinte was er vermutete, musste sie schon deutlicher werden. Nur wenn sie ihm genau sagte, was für ein Verhalten seinerseits sie beunruhigte, konnte er ihren Ängsten begegnen.
„Wenn ich dich heute Nacht enttäusche…“, Melissa wusste nicht, wie sie die beschämende Aussage beenden sollte.
„Warum denkst du, du könntest mich enttäuschen, Süße?“
Es war nicht nett, sie mit dieser Frage in die Enge zu treiben. Aber Luke wollte verstehen, warum sie sich mit diesem Thema beschäftigte. Suchte sie nach einem Ausweg, nicht mit ihm schlafen zu müssen? Oder dachte sie, er würde es ihr übel nehmen, dass er keine jungfräuliche Braut bekam?
Melissa schluckte und sah Luke tapfer in die Augen.
„Der Hochzeitskuss war sehr leidenschaftlich, und ich bin mir nicht sicher, ob ich fähig bin, diese Leidenschaft zu erwidern.“
Die Worte waren heraus. Sie hatte Luke, dem Mann, den sie ihr Jawort gegeben hatte gesagt, dass sie zu wenig Frau für Leidenschaft war.
Lukes Augen blitzten. Nicht aus Ärger, sondern weil er amüsiert war. Aber das war auch schon alles, was er als Reaktion erkennen ließ.
„Hm. Welcher Teil von diesem Kuss war dir den zu leidenschaftlich, Süße?“, wollte Luke mit emotionsloser Miene wissen, die Melissa jedoch als Kälte wahrnahm.
Ihre Worte mussten Luke beleidigt haben, weshalb es wohl besser war, die Aussage etwas spezieller zu gestalten.
„Nicht zu leidenschaftlich“, beeilte sich Melissa zu versichern. „Nur hat mich noch nie jemand so geküsst.“ Die richtigen Worte, aber nicht die ganze Wahrheit. Ihre Erfahrung mit dem Küssen beschränkte sich auf das, was Luke ihr bisher gezeigt hatte. Und natürlich von dem, was Madam Valeries Mädchen manches Mal untereinander erzählt hatten.
„Du wirst dich daran gewöhnen“, behauptete Luke trocken.
Er war nicht besonders begeistert davon, dass seine Braut noch von niemandem leidenschaftlich geküsst worden war. Ihr Verführer musste demnach auf eine andere Masche gesetzt haben. Entweder er war gleich zur Sache gekommen, oder er hatte sie mit Romantik anstatt Leidenschaft überzeugt.
Um ihr zu zeigen, wie er sich das vorstellte, legte er sogleich eine kleine Übung ein, indem er Melissas Mund mit einem feurigen Kuss verschloss. Zwar war er ein wenig in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, da das Baby noch in seiner Armbeuge lag, doch sein Mund leistete auch ohne Unterstützung seiner Hände gute Arbeit.
Luke verschlang die junge Frau regelrecht mit seiner Leidenschaft. Was wohl auch darauf zurückzuführen war, dass er versuchte gegen eine unbekannte Größe zu bestehen. In diesem Zusammenhang bereitete es ihm enorme Genugtuung, dass Melissa nicht versuchte, sich seinem heißen Mund zu entziehen. Er bildete sich sogar ein, dass sie sein Vorgehen nicht nur erduldete, sondern dass sie sogar darauf reagierte. Nur fehlte ihr ganz offensichtlich die Erfahrung, dabei das Richtige zu tun. Ein kleiner unwichtiger Umstand, den er leicht beheben konnte. Nur ganz kurz trennte er sich einen Hauch von Melissas Lippen, um ihr seine Anweisungen zuzuraunen.
„Öffne deinen Mund für mich, Süße!“
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis diese Anweisung ankam. Aber als die Worte einer genauen Vorstellung zuzuordnen waren, kam Melissa dieser Bitte umgehend nach. Wenn das Mädchen keine Leidenschaft in sich hatte, dann musste sich Luke fragen, ob er überhaupt ein Mann war. Die Kleine reagierte so heiß auf ihn, dass er sich an ihr fast alle seine Nervenenden verbrannt hätte.
Ihre roten Haare spiegelten die Leidenschaft wieder, die in ihr schlummerte und auf die Luke eigentlich hätte bauen sollen. Nur hatten die Sommersprossen den Eindruck eines unschuldigen Kindes vermittelt, und ihn vor ihrem wahren Wesen abgelenkt. Sie mit ein bisschen Feuer zu küssen hatte ihm die Frau offenbart, die er jetzt die Seine nennen konnte.
Nur durfte Luke dabei eines nicht vergessen. Auch, oder gerade weil sie ein Baby hatte, musste er die Sache für sie so angenehm wie möglich gestalten. Nach dieser Nacht sollten alle Erinnerungen an den Mann, der sie geschwängert hatte, aus ihrem Gedächtnis getilgt sein. Er musste ihr zeigen, dass er viel zärtlicher, viel leidenschaftlicher und viel talentierter dabei war, ihr Vergnügen zu verschaffen.
Ein schneller Akt hier im Wohnraum kam deshalb schon einmal nicht in Frage. Und Zuschauer konnte er dabei auch nicht gebrauchen, nicht einmal, wenn es sich dabei um ein Baby handelte. Melissa sollte sich ausschließlich auf ihn konzentrieren, wenn er sie nahm. Und er würde all seine Willenskraft und seine Erfahrungen einsetzen, um ihr zuerst Vergnügen zu verschaffen, bevor er eine Erwiderung verlangte.
Lukes Mund, der mit Leidenschaft den süßen Nektar von Melissas Lippen geraubt hatte, wurde sanfter und unglaublich zärtlich, ehe er sich mit einem Kuss auf ihre Nasenspitze von ihr trennte.
„Nicht leidenschaftlich?“, fragte Luke mit hochgezogener Augenbraue und konnte sehen, dass Melissa sanft errötete, ehe sie ihren Kopf senkte.
Bevor sie beide etwas Ähnliches noch einmal versuchten, war es besser, eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Wenn Luke Melissa zu stürmisch bedrängte, konnte er sie trotz ihrer positiven Reaktion verschrecken. Er musste genau dosieren, was an Verführung und was an Leidenschaft er einsetzen musste, um sie von sich zu überzeugen.
Mit dem kleinen Johnny ein bisschen zu spielen und ihm das ganze Haus zu zeigen war in zweierlei Hinsicht eine gute Idee. Melissa konnte ihre Fassung wiedererlangen und sich darauf vorbereiten, die Nacht mit ihm zu verbringen, und Johnny wurde müde genug, um tief und fest zu schlafen. Da sich der Rancher ausgiebig seiner Braut widmen wollte, hoffte er darauf, nicht im entscheidenden Moment von dem Baby unterbrochen zu werden.
Luke kam kurz der Gedanke, dass er Melissa mehr Zeit einräumen sollte, sich an ihn zu gewöhnen. Und das bevor er sie zu seiner Frau machte. Aber er wollte nicht riskieren, dass sie etwas an ihm fand, was ihr absolut nicht gefiel. Oder dass ein genauerer Blick auf die Jüngeren unter seinen Cowboys ihr bewusst machte, was für ein alter Kerl sich da zu ihr ins Bett legen wollte.
Verdammt, er sollte damit aufhören, ständig den Altersunterschied in seinen Gedanken herumgeistern zu lassen. Er war im besten Mannesalter, hatte Muskeln von der harten Arbeit, die nicht von Schwäche zeugten, und er wusste, wie man einer Frau Vergnügen bereitete. Die wilden Jahre, in denen er nur schnell ans Ziel kommen wollte, waren längst Geschichte. Heute legte er darauf wert, die Frau, mit der er sich abgab, mit auf die Reise zu nehmen.
Er war sich sicher, dass er keine Probleme damit haben würde, seinen Mann zu stehen. Was ihn eher beschäftigte war, dass ihr nicht gefiel wie er sie verwöhnen wollte. Auch wenn der Mann, der Melissa verführt hatte das ganz offensichtlich nicht mit Hilfe von Leidenschaft geschafft hat, setzte Luke auf dieses Mittel. Wenn er die alten Erinnerungen auslöschte und Melissa auf seine Weise überwältigte, dann hatte er gewonnen. Ein Plan, der kein Zögern zuließ. Und sobald Johnny in seinem Weidenkörbchen die Augen schloss, würde Luke mit dieser Strategie beginnen.
Den Kleinen in seinem Korb ins Nebenzimmer zu stellen und die Tür nur einen Spalt offen zu lassen, war ein deutliches Zeichen dafür, dass Luke etwas anderes vorhatte, als nur im selben Raum mit Melissa zu schlafen. Aber das hatte die junge Frau auch gar nicht anders erwartet, wenn sie an die feurigen Küsse des Mannes zurückdachte. Trotzdem brachte sie nicht den Mut auf, dadurch ihre Zustimmung zu zeigen, dass sie ihr Kleid abstreifte und im Unterkleid ins Bett schlüpfte.
Luke machte es nichts aus, dass Melissa eher unentschlossen in seinem Schlafzimmer stand. Ganz im Gegenteil. Sich mit der jungen Frau sofort ins Bett zu legen, war sowieso keine gute Idee. Er wollte nicht, dass sie sich bedrängt fühlte, wenn er sich zum Küssen über sie neigte. Solange sie beide standen, waren sie sich in vielerlei Hinsicht ebenbürtig. Bis auf die Tatsache, dass Luke sich für einen Kuss ein gutes Stück hinabbeugen musste
Wenn Melissa dieses Vorgehen unterstützte, indem sie sich ihm entgegenreckte, dann zeigte ihm das auch, ob ihr das gefiel, was er mit ihr machte. Die junge Frau an sich zu drücken, ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel zu geben, und zärtlich ihren Rücken zu streicheln, war nicht nur als beruhigende Geste gemeint. Es ermöglichte ihnen beiden vielmehr, sich den Körper des anderen bewusst zu machen.
Luke hatte keine Eile einen Schritt weiterzugehen. Er mochte es, wie Melissa ihr Gesicht an seine Brust drückte. Obwohl er es noch viel mehr gemocht hätte, wenn sie ihr Gesicht an seine nackte Brust gedrückt hätte. Aber er übte sich in Geduld. Dieses Vergnügen würde ihm im Laufe der Nacht bestimmt zuteilwerden, und noch einiges mehr.
Die angenehmen Empfindungen ganz auszukosten, bis Melissa unruhig in seinen Armen wurde, lohnte sich. Es brauchte kaum mehr als ein leichtes Tippen gegen ihr Kinn, und sie hob ihm ihr Gesicht entgegen.
Luke plünderte nicht wie bei ihrem Hochzeitskuss sofort ihre weichen Lippen, sondern strich langsam und bedächtig über die zarten Wölbungen. Melissas Mund schmeckte süß und entgegenkommend. Allerdings empfing sie auch nur und ergriff nicht selbst die Initiative. Ein Zeichen dafür, dass sie entweder sehr unerfahren oder sehr schüchtern war. Beiden Möglichkeiten wolle Luke ein Ende bereiten. Und die vielversprechendste Möglichkeit bestand darin, ihr genaue Anweisungen zu geben. Darum zog Luke sich ein kleines Stück von ihren Lippen zurück, umfasste mit einer Hand ihr Kinn und strich mit dem Daumen an ihrer Wange entlang, bis zu ihrer Unterlippe.
„Küss mich zurück, Süße. Öffne deine Lippen ein kleines Stückchen und tu das Gleiche mit mir, was ich mit dir heute schon gemacht habe.“
Luke war gespannt, ob seine junge Frau dieser Anweisung nachkommen würde. Und ob sie für diese Aufgabe Begeisterung entwickelte. Noch sah sie sehr unsicher und sehr unschuldig aus. Aber es erschien ihm nicht so, als ob sie seinen Wunsch ablehnen wollte. Um ihr die Sache nicht zu schwer zu machen, kam er ihr ein ganzes Stück entgegen, so dass sein Mund über ihrem schwebte. Luke musste nicht lange warten. Melissa versuchte tatsächlich seine Anweisungen in die Tat umzusetzen.
Da Luke nichts tat, um ihr einen Hinweis darauf zu geben, ob sie es richtig machte, blieb sie unsicher. Aber sie wollte nicht unsicher sein. Und darum sammelte sie all ihren Mut, und ihre Erinnerungen an Lukes Küsse, und versuchte sich daran ein Beispiel zu nehmen.
Melissa war nicht so forsch wie Luke oder so selbstbewusst, aber sie probierte zumindest das aus, was sie sich zutraute. Mit ihrer Zungenspitze fuhr sie ganz sacht über Lukes Lippen, doch weiter wagte sie sich nicht vor. Die fühlte zwar, dass ihr der Zugang zu dem Mund des Mannes nicht versperrt war, aber diesen Teil von Lukes Hochzeitskuss konnte sie nicht imitieren. Sie war nicht der Typ, der so dominant vorging, und seine Lippen teilte. Aber der Anfang war schon einmal richtig.
In Lukes Brust bildete sich ein Grollen, das er anlässlich ihrer süßen Verführung nicht ganz unterdrücken konnte. Sie war ein Naturtalent dabei, seine Lippen zu verführen. Aber so ein sanfter Angriff war nicht lange auszuhalten, und so übernahm Luke lieber wieder selbst das Kommando, und vertiefte den von ihr begonnenen Kuss.
Die Erwiderung war dieses Mal nicht zu missdeuten. Melissa nahm nicht nur hin, sie beteiligte sich aktiv daran, die angenehmen Empfindungen zu verlängern. Doch nach dieser ersten erfolgreichen Lektion war Luke noch lange nicht fertig. Ein weiter Schritt stand an. Während Luke noch Melissas Lippen verwöhnte, strichen seine Hände bereits über ihren Körper. Sehr sanft, sehr einschmeichelnd und sehr, sehr aufregend. Auf seinem Weg passierte er mit seinen Händen ihre Arme, und verschränkte am unteren Ende seine Finger mit ihrer kleinen Hand. Er unterbrach seinen Kuss und warf einen Blick auf den deutlichen Größenunterschied und zog dann ihre Hand an seine Lippen, um einen Kuss in die Innenfläche zu drücken.
Melissa erschauderte. Der Kuss in ihre Handfläche war noch viel aufregender und intimer, als Lukes vorherige Küsse. Das Gefühl ließ ihren Körper sanft erbeben. Luke registrierte jede noch so kleine Reaktion und interpretierte sie so, dass er auf dem richtigen Weg war.
„Berühr mich“, forderte er mit heißerer Stimme. „Schieb deine Hände unter mein Hemd und streichle mich.“
Würde sie auf diese dreiste Forderung eingehen? Luke hoffte es. Er wollte sie nicht mit seinem Körper erschrecken, wenn sie erst zusammen im Bett lagen. Darum sollte sie vorher kennenlernen, womit sie es zutun haben würde.
Es brauchte nicht viel Überredung, um Melissas Hände, die noch immer von seinen umfangen waren, unter sein Hemd zu schieben. Ein kurzer harter Kuss war Belohnung dafür, dass sie das Spiel mitmachte. Und während Melissa zögernd über seinen Rücken strich, versuchte Luke, sein Hemd zu öffnen, was er auch mit einiger Mühe zustande brachte.
So viel nackte Haut vor sich zu sehen, machte Melissa bewusst, was genau ihre Fingerspitzen berührten. Und sie fragte sich, ob Lukes Brust sich auch so aufregend anfühlen würde, wie sein Rücken.
Dass Melissa nach den ersten erfolgreichen Versuchen, sie an seinen Körper zu gewöhnen begann sich zurückzuziehen, enttäuschte Luke. Aber er musste ihr diesen Freiraum lassen, durfte sie nicht zu etwas zwingen, was sie nicht wollte. Darum protestierte er auch nicht, oder zwang sie zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Er überlegte lieber, womit er sie sonst von sich überzeugen konnte. Doch eine andere Strategie war gar nicht nötig. Ihre Hände, die nicht mehr über seinen Rücken streicheln wollten, beschäftigten sich jetzt mit seiner Brust.
Luke blieb fast das Herz stehen. Und er konnte sich nicht davon abhalten das auszusprechen, was er sich noch mehr wünschte.
„Küss was du mit deinen Händen berühren willst, Süße!“
Ein erschrockener Laut zeigte, dass er gerade ein wenig zu schnell vorgeprescht war. Und ihr flammendes Gesicht zeigte, wie unsicher sie sich jetzt fühlte. Diese Unsicherheit konnte Luke nur damit ersticken, dass er ihr mit einem schmelzenden Kuss jeden peinlichen Gedanken raubte.
Lukes Plan, Melissa nicht zu sehr zu bedrängen, sondern ihre Leidenschaft für ihn zu wecken, geriet langsam aber sicher in Vergessenheit. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem der Rancher eine seiner Hände über Melissas Finger legte, um sie über seine Brust zu führen. Dorthin, wo sie sich selbst nicht hin traute, half Luke einfach ein wenig nach. Und falls sie hätte protestieren wollen, unterband er das, indem er mit seinem Mund ihre Lippen verschloss.
Sie nicht nur an sich gedrückt zu spüren, sondern auch ihre zarten Finger auf seiner Haut zu fühlen und ihre Lippen an seinem Mund, ließ Luke alle vorher gemachten Pläne vergessen. Erst als er mit Melissa auf dem Bett zu liegen kam, erkannte er, dass er zu schnell vorging. Ein tiefer Atemzug half ihm ein wenig, sich wieder zu fangen.
Luke hatte ein klein wenig zu sehr die Beherrschung verloren, und darum war es nicht einmal so weit gekommen, dass sich Melissas süße Lippen seiner nackten Brust widmen konnten. Er war ein verdammter Idiot, sich nicht mehr im Griff zu haben, und dadurch nicht in den Genuss dieses Vergnügens gekommen zu sein. Und der Ärger über sich selbst brachte den harten Glanz in seine Augen zurück, der Melissa annehmen ließ, sie hätte etwas verkehrt gemacht.
„Es tut mir leid“, versicherte Melissa beschämt. „Wenn ich es falsch gemacht habe, dann musst du mir sagen, wie ich es besser machen kann.“
Ihr hatte es gefallen, wie er sie liebkoste und was sie unter ihren Händen gespürt hatte. Und darum beschämte es sie auch, dass sie ihm ganz offensichtlich nicht die gleiche Freude gemacht hatte. Aber ihr Versuch, ihn damit zu erfreuen, seine Brust zu streicheln, wurde von seiner strengen Miene im Ansatz bereits beendet. Sie wollte nichts tun, was ihm vielleicht Unbehagen bereitete.
Luke wurde bewusst, dass er mit seinem Ärger auf sich selbst den Eindruck schürte, dass ein Einsatz ihrerseits bei diesem Spiel nicht erwünscht war. Und diese Erkenntnis machte ihn genauso ärgerlich, wie zuvor schon seine eigene Dummheit, ihr nicht die Gelegenheit zu geben, mit ihrer Zunge über seinen Brustkorb zu streichen. War sie denn so naiv nicht zu erkennen, dass er in Flammen stand? Seine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem seidenen Faden. Am liebsten hätte er sie jetzt nackt unter sich gespürt.
Wie konnte sie da nur denken, sie hätte etwas nicht richtig gemacht. Was konnte sie noch richtiger machen, als all seinen Wünschen und Anweisungen zu folgen?
Eine aberwitzige Idee schoss ihm durch den Kopf. Eine Idee, die vielleicht sogar schlecht für ihn ausgehen konnte. Aber einen Versuch war sie wert. Und wenn das Ergebnis nicht so ausfiel, wie er es sich gedacht hatte, konnte er auch schnell wieder die Führung übernehmen.
„Ich möchte, dass du das mit mir machst, was dir gefällt“, schlug Luke vor. „Berühr mich, küss mich, und zwar so, wie du möchtest.“
Er ließ sich auf das Bett zurückfallen, auf das er Melissa zuvor gedrängt hatte und wartete. Eine geschlagene Minute passierte gar nichts, außer dass sein Herz vor Erwartung laut gegen seine Brust hämmerte. Ganz offensichtlich wollte die Kleine seiner Einladung nicht nachkommen. Er hatte sie viel zu früh, mit viel zu vielen Dingen bedrängt. Er seufzte fast lautlos. Doch dieser Seufzer blieb ihm fast im Halse stecken, als Melissa schüchtern nach seiner Hand tastete und über seine Schwielen streichelte.
Sie spielte so selbstvergessen mit seinen Fingern, als ob sie über ein großes Problem nachdachte, oder als ob sie Mut sammelte.
„Wenn mir gefällt, wie du mich küsst, kann ich mir dann vielleicht lieber wünschen, dass du es wieder tust?“
Die Frage war nicht kokett gemeint. Sie wusste wirklich nicht, ob sich sein Wunsch, von ihr berührt zu werden auf diese Weise umwandeln ließ. Und sie wollte es wirklich, Lukes Lippen erneut auf ihren spüren.
Ihr Mann ging nicht sofort auf diesen Vorschlag ein, sondern zog sich auf einen Ellbogen hoch, um ihr auf gleicher Höhe in die Augen sehen zu können.
„Zart, wild, verführerisch oder überwältigend?“, wollte er mit völlig neutraler Stimme wissen.
„Alles.“
Ein Wort, das ihm tausend Versprechen gab.
„Weißt du wohin uns das bringen wird?“
Melissa wusste es nicht wirklich, aber sie sagte Ja. Ein sehr zarter, sehr weicher Kuss besiegelte diese Antwort. Dann zog Luke Melissas Hand kurz an seine Lippen und hauchte einen Kuss in die Innenfläche, ehe er ihr sagte, was sie damit auf seiner nackten Brust anstellen sollte.
Ihre jetzt aktiven Finger reichten Luke als letzte Zustimmung, sie weiter von sich zu überzeugen. Luke begann damit, sie mit allem was ihm zur Verfügung stand zu verwöhnen, so wie Melissa ihn verwöhnte. Dass beide dabei ein um das andere Kleidungsstück ablegten, gehörte zu dem sinnlichen Spiel, das Luke so lange es ging aufrecht hielt. Er merkte sehr wohl, wie unsicher sich Melissa zeitweise fühlte, und half ihr mit seinen feurigen und zärtlichen Liebkosungen darüber hinweg.
Nur ein Wermutstropfen blieb dabei, Melissa zu verführen sich ihm hinzugeben. Er wagte nicht mehr, als ein spielerisches Lecken über ihre Brustspitzen, da er keine Ahnung hatte, wie sie als stillende Mutter sein Interesse an diesem Teil ihres Körpers sonst aufnehmen würde. Allerdings nahm er sich vor, dieser verlockenden Stelle seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie einmal nicht mehr das Baby stillen musste.
Luke war sich sicher, dass er Melissa mit seiner Leidenschaft gefangen genommen hatte. Dass sie es begrüßen würde, wenn er zu ihr kam, um die unerträgliche Spannung zu beenden. Aber obwohl er alle Anzeichen ihrer Bereitschaft richtig deutete, klappte es nicht so, wie es sollte.
Melissa war weder körperlich noch mental darauf vorbereitet, einen Mann in ihrem Körper willkommen zu heißen. Sie war nicht nur zu eng, sondern ihre Pforte war auch durch ein Hindernis verschlossen, und…sie hatte noch nie mit einem Mann geschlafen.
Luke wusste nicht wie so etwas sein konnte, aber er hatte gerade seine Braut, die bereits Mutter war, entjungfert.