Aber noch bedarf der Staatsstreich seiner verfassungsmäßigen Legalisierung. Die 82 kommunistischen Abgeordneten sind bereits ausgeschaltet: sie sind verhaftet oder im Untergrund, oder sie haben Deutschland verlassen. Das vorbereitete Ermächtigungsgesetz, nach dem in Zukunft alle Gesetze durch die Reichsregierung direkt beschlossen werden können, auch wenn sie von der Reichsverfassung abweichen, bedarf der verfassungsändernden Mehrheit des Parlaments. Neben den Stimmen der Deutschnationalen brauchen die Nationalsozialisten noch die 73 Stimmen der Zentrumsabgeordneten. Nur mit Hilfe einer Intrige gelingt es ihnen im letzten Augenblick, die Stimmen dieser Zentrumsabgeordneten zu gewinnen, die kurz nach der Abstimmung feststellen müssen, daß sie betrogen worden sind.

Die einzige Fraktion, die geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmt, ist die sozialdemokratische. Ihr Vorsitzender Otto Wels wagt es, Hitler vor aller Welt entgegenzutreten: »Aus einem Gewaltfrieden kommt kein Segen, im Innern erst recht nicht. Eine wirkliche Volksgemeinschaft läßt sich auf ihn nicht gründen. Ihre erste Voraussetzung ist gleiches Recht … Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird billigerweise niemand von ihr verlangen oder erwarten können, daß sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt … Noch niemals, seit es einen deutschen Reichstag gibt, ist die Kontrolle der öffentlichen Angelegenheiten durch die gewählten Vertreter des Volkes in solchem Maße ausgeschaltet worden, wie das jetzt geschieht und wie es durch das neue Ermächtigungsgesetz noch mehr geschehen soll.«

Hitler läßt jetzt die Maske fallen. Obwohl ihn Papen zurückzuhalten versucht, tritt er zum zweitenmal ans Rednerpult und schreit den Sozialdemokraten zu: »Ich glaube nun einmal aus den eigenen politischen Erfahrungen, die ich mit Ihnen gemacht habe, daß das Recht allein noch nicht genügt, man muß auch die Macht besitzen! Und verwechseln Sie uns nicht mit einer bürgerlichen Welt. Sie meinen, daß Ihr Stern wieder aufgehen könnte. Meine Herren, der Stern Deutschlands wird aufgehen, und Ihrer wird sinken.«

Das auf vier Jahre befristete und später automatisch verlängerte Ermächtigungsgesetz war bis zum Jahre 1945 das Grundgesetz der Diktatur.

Chronik 1933–1934

Der Röhm-Putsch. 30. Juni 1934

1933 24. März: Das Präsidium des Reichsverbandes der deutschen Industrie dankt Hitler für die Sicherung der Wirtschaft vor »Störungen« und »politischen Schwankungen«.

1. April: Die Nationalsozialisten organisieren eine terroristische Boykottaktion gegen die jüdische Bevölkerung.

Das »Gesetz über Betriebsvertretungen und über wirtschaftliche Vereinigungen« ermächtigt die Landesregierungen, die Betriebsrätewahlen bis zum September auszusetzen und unerwünschte Betriebsräte zu entfernen.

7. April: Juden und »politisch Unzuverlässige« werden durch das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« aus dem Staatsdienst entlassen.

26. April: Zur Verfolgung der »Staatsfeinde« wird das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapo) in Preußen gebildet.

2. Mai: Die Gewerkschaftshäuser in Deutschland werden durch sa besetzt und zahlreiche Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet.

10. Mai: Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin und vielen öffentlichen Plätzen deutscher Universitätsstädte. »Säuberung« öffentlicher und privater Bibliotheken. Auftakt zur Verfolgung humanistisch gesinnter Vertreter der Literatur, Kunst und Wissenschaft.

21. Juni: In der »Köpenicker Blutwoche« in Berlin werden Hunderte von Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern verschleppt und mißhandelt; über 90 Menschen werden zu Tode gefoltert.

22. Juni: Offizielles Verbot der spd. Verschärfung der Verfolgung ihrer Mitglieder.

14. Juli: Nachdem alle bürgerlichen Parteien und Organisationen sich selbst aufgelöst haben, garantiert das »Gesetz gegen die Neubildung von Parteien« die Monopolstellung der nsdap.

1934 20. Januar: Das »Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit« verfügt die absolute Unterordnung der Arbeiter und Angestellten als »Gefolgschaft«, beseitigt das Tarifwesen und ersetzt die Betriebsräte durch machtlose Vertrauensräte.

1. Februar: Die verhafteten Funktionäre der illegalen Leitung der kpd, Schehr, Steinfurth, Schwarz und Schönhaar, werden ermordet.

12. Februar: Aufstand der österreichischen Sozialdemokraten gegen die konservativkatholische Regierung Dollfuß wird blutig niedergeschlagen.

20. April: Himmler wird Inspekteur der Gestapo in Preußen, nachdem er bereits Kommandeur der politischen Polizei in allen außerpreußischen Ländern geworden ist.

24. April: Durch das »Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Strafrechts und des Strafverfahrens« wird der Volksgerichtshof als Instrument der Terrorjustiz gegen alle »Staatsfeinde« geschaffen.

29.31. Mai: Die Reichssynode der Bekennenden Kirche in Barmen protestiert gegen den Totalitätsanspruch des Staates, die angemaßte Alleinherrschaft des »Reichsbischofs« und die Verfälschung der kirchlichen Lehre. Die Synode verkündet das kirchliche Notrecht.

30. Juni: Der Stabschef der sa und andere Führer dieser Terrororganisation werden von Hitler in Bad Wiessee als verhaftet erklärt. Die führende Gruppe der nsdap unter Leitung von Hitler, Göring und Himmler läßt im Einverständnis mit der Reichswehrführung durch die ss ein Blutbad vor allem unter sa-Führern anrichten. Gleichzeitig werden auch andere Gegner ermordet.

Der Röhm-Putsch. 30. Juni 1934

Juni 1934. Der »Kampf um die Macht« ist abgeschlossen, alle Organisationen und Einrichtungen des Staates sind in der Hand der Nationalsozialisten, alle Parteien und die Gewerkschaften sind aufgelöst, die Diktatur in Deutschland ist perfekt. Doch es gibt eine Ausnahme: die Reichswehr hat ihre Selbständigkeit bewahrt. Seit ihrem Entstehen nach preußischnationalistischen Traditionen ausgerichtet, begrüßte sie Hitlers Programm mit seinem Bekenntnis zur nationalen Stärke und zur Aufrüstung. Die wehr- und uniformfreudigen sa-Kolonnen betrachtet sie indessen als Reservoir einer neuen und größeren Wehrmacht und somit als Gefahr. In der Zeit der Straßenschlachten hatte die sa sich zu einer schlagkräftigen Bürgerkriegstruppe ausgewachsen. Sie ist ein Sammelbecken kleinbürgerlicher und proletarischer Elemente, die eine sehr verschwommene Vorstellung von einer neuen, sozialen Revolution haben. Typischer Repräsentant für diese Mentalität ist ihr oberster Anführer, der Stabschef der sa Hauptmann a. D. Ernst Röhm. Aber für Hitler ist die Zeit der »sozialistischen« Propagandaparolen vorbei. Von »Verstaatlichung«, »Gewinnbeteiligung«, »Abschaffung arbeitsloser Einkommen« und »Brechung der Zinsknechtschaft« ist nun nicht mehr die Rede. Dem Berufsrevolutionär Röhm paßt die ganze Richtung nicht mehr. Trotzdem veröffentlicht die Zeitung »Völkischer Beobachter« am 2. Januar 1934 folgenden Brief Hitlers an Röhm.

»Mein lieber Stabschef!

Der Kampf der nationalsozialistischen Bewegung und die nationalsozialistische Revolution wurden nur ermöglicht durch das konsequente Niederwerfen des marxistischen Terrors durch die sa. Wenn das Heer den Schutz der Nation nach außen zu garantieren hat, dann ist es die Aufgabe der sa, den Sieg der nationalsozialistischen Revolution, den Bestand des nationalsozialistischen Staates und unserer Volksgemeinschaft im Innern zu sichern. Als ich Dich, mein lieber Stabschef, in Deine heutige Stellung berief, durchlebte die sa eine schwere Krise. Es ist in erster Linie Dein Verdienst, wenn schon nach wenigen Jahren dieses politische Instrument jene Kraft entfalten konnte, die es mir ermöglichte, den Kampf um die Macht durch die Niederringung des marxistischen Gegners endgültig zu bestehen.

Am Abschluß des Jahres der nationalsozialistischen Revolution drängt es mich daher, Dir, mein lieber Ernst Röhm, für die unvergänglichen Dienste zu danken, die Du der nationalsozialistischen Bewegung und dem deutschen Volke geleistet hast, und Dir zu versichern, wie sehr ich dem Schicksal dankbar bin, solche Männer wie Dich als meine Freunde und Kampfgenossen bezeichnen zu dürfen. In herzlicher Freundschaft und dankbarer Würdigung

Dein Adolf Hitler«

Im Februar 1934 plant Röhm, die Reichswehr zusammen mit der sa in ein »Volksheer« zu verwandeln. Hitler lehnt diese Forderung entschieden ab, er versichert andererseits dem Reichswehrminister von Blomberg, daß die Reichswehr die einzige bewaffnete Macht im Staate bleiben solle. Röhm erklärt in einem Tagesbefehl: »Die sa ist und bleibt das Schicksal Deutschlands«. Blomberg antwortet im »Völkischen Beobachter«: »In engster Verbundenheit mit dem ganzen Volke steht die Wehrmacht in Treue und Manneszucht hinter der Führung des Staates«.

In den Kreisen der sa rumort und gärt es. Die sa-Männer wollen sich mit den erreichten Erfolgen nicht zufriedengeben.

Der »Stellvertreter des Führers«, Rudolf Heß, hält am 26. Juni 1934 in Köln seine Rede, die offenbar als Signal und Warnung gedacht ist. Er erklärt, daß er dem ersten Dutzend sa-Männer angehöre und seither den Führer in seinem Leid, in seinem Hoffen, in seinem Glauben und Siegen begleitet habe; er dürfe daher wohl behaupten, daß er den Führer und dessen Gedankengänge kenne wie kein anderer und daß er das geblieben sei, was er war: Nationalsozialist in seiner ursprünglichen Bedeutung. Nachdem er die Erfolge der nationalsozialistischen Herrschaft gepriesen hat, fährt er fort: Diesen Erfolgen gegenüber könne die »Wühlarbeit« der »Nörgler« nur als lächerlich bezeichnet werden. Heß warnt weiter vor Provokateuren, die unter dem Deckmantel einer »zweiten Revolution« zu hetzen versuchten. Ausländische Mächte hätten immer Deutschland durch Deutsche bekämpfen lassen; er erinnere in diesem Zusammenhang an 1918. Heute sei allerdings die Lage anders, da das deutsche Volk nun politisch geschult sei und eine einfache Warnung vor diesen »Phantasten mit Scheuklappen«, die sich in »Revolutionsspielerei« ergingen, genügen dürfte. Wenn Adolf Hitler es für nötig hielte, wieder mit revolutionären Mitteln zu arbeiten, dann dürfe es nur eine von ihm geleitete Revolution sein …

Die Auseinandersetzung, die nun folgt, ist unter der Bezeichnung »Röhm-Putsch« bekanntgeworden. Hitler stellt der sa eine Falle. Er erklärt sich bereit, in Bad Wiessee an einer sa-Führertagung teilzunehmen. In der Nacht zum 30. Juni fliegt er nach München, rast im Auto nach Wiessee und läßt die in einem Hotel zusammengekommenen, noch schlafenden sa-Führer, Röhm an der Spitze, verhaften und in das Gefängnis München-Stadelheim bringen.

Sechs Monate nach seinem freundschaftlichen Brief an Röhm, am 30. Juni 1934, erläßt Hitler folgende Verfügung: »Ich habe mit dem heutigen Tage den Stabschef Röhm seiner Stellung enthoben und aus der Partei und der sa ausgestoßen …«

In den deutschen Zeitungen sind folgende offizielle Verlautbarungen zu lesen: »Zwischen vier Uhr morgens und den Nachmittagsstunden des 30. Juni 1934 wurde durch persönliches Eingreifen des Reichskanzlers und Obersten Partei- und sa-Führers Adolf Hitler sowie des im Auftrag Hitlers handelnden preußischen Ministerpräsidenten Göring eine Revolte hoher sa-Führer unter der Leitung des Stabschefs und Reichsministers Ernst Röhm niedergeschlagen. Nach amtlicher Mitteilung trat Röhm ohne Wissen Hitlers mit dem früheren Reichskanzler und Reichswehrminister General von Schleicher und über diesen mit einer auswärtigen Macht und gewissen reaktionären Kreisen in Verbindung, und zwar mit der Absicht, die Regierung zu stürzen. Röhm setzte sich anderseits mit einzelnen höchsten sa-Führern in Verbindung. Hinzu kam, daß Röhm und ein Teil der hohen sa-Führer durch krankhafte Veranlagung und lasterhaftes Schlemmerleben zu einer besonderen Clique zusammengewachsen waren, deren Benehmen der Partei und dem Staat schwersten Abbruch tat.«

Röhm wird am nächsten Tag in seiner Zelle im Gefängnis Stadelheim erschossen, nachdem er sich geweigert hat, Selbstmord zu begehen. Dies ist der Auftakt zu einer dreitägigen Mordaktion, die nun im ganzen Reich einsetzt und weit über die sa hinausgreift. Anhand vorbereiteter Listen werden Gegner Hitlers umgebracht, frühere oder solche, die für die Zukunft als gefährlich angesehen werden.

Am 12. Juli gibt Hitler vor dem Reichstag einen Rechenschaftsbericht: »Meutereien bricht man nach ewig gleichem eisernem Gesetz. Wenn mir jemand den Vorwurf entgegenhält, weshalb wir nicht die ordentlichen Gerichte zur Aburteilung herangezogen hätten, dann kann ich ihm nur sagen: in dieser Stunde war ich verantwortlich für das Schicksal der deutschen Nation und damit des deutschen Volkes oberster Gerichtsherr. Ich habe den Befehl gegeben, die Hauptschuldigen an diesem Verrat zu erschießen, und ich gab weiter den Befehl, die Geschwüre unserer inneren Volksvergiftung und der Vergiftung des Auslandes auszubrennen bis auf das rohe Fleisch. Die Sühne für diese Verbrechen war eine schwere und harte. Neunzehn höhere sa-Führer, einunddreißig sa-Führer und sa-Angehörige wurden erschossen, ebenso drei ss-Führer als Mitbeteiligte am Komplott, dreizehn sa-Führer und Zivilpersonen, die bei der Verhaftung Widerstand versuchten, mußten dabei ihr Leben lassen, drei weitere endeten durch Selbstmord, fünf Nicht-sa-Angehörige, aber Parteigenossen, wurden wegen Beteiligung erschossen.«‚ Der Reichspräsident von Hindenburg sendet an den Reichskanzler ein Glückwunschtelegramm mit dem Bemerken, daß Hitler durch sein Zugreifen und tapferes Einsetzen der eigenen Person das deutsche Volk aus einer schweren Gefahr gerettet habe. Der Reichstag legalisiert durch ein Gesetz nachträglich die Mordaktion. Der einzige Artikel des eigens zu diesem Zweck erlassenen Gesetzes lautet: »Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.«

Chronik 1934–1944

Aufstandsversuch der deutschen Opposition

gegen Hitler, 20. Juli 1944

1934 25. Juli: Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Dollfuß. Putschversuch durch die von Deutschland aus gelenkte nationalsozialistische Partei Österreichs. Die Niederschlagung des Putsches und die militärische Drohung Italiens verhindern das Eingreifen der Hitlerregierung.

2. August: Nach dem Tod Hindenburgs vereinigt Hitler die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers in seiner Person und läßt die Wehrmacht auf sich vereidigen.

September: Der Arbeitskreis Revolutionärer Sozialisten, eine linke Oppositionsgruppe in der spd, tritt mit einem illegalen Programm hervor: »Der Weg zum sozialistischen Deutschland«.

1935 16. März: Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.

20.–24. Mai: 6000 Arbeiter der Wandererwerke in Chemnitz streiken für die Wiederherstellung des Tarifvertrages und Lohnerhöhung. Die Direktion wird zur Verhandlung mit dem Streikkomitee gezwungen. Streiks mit ähnlichen Forderungen folgen in Schlesien (Bergbau), Bayern (Glas- und Textilindustrie), Württemberg (Autoindustrie), Sachsen, Berlin (Elektro-Industrie), im Ruhrgebiet (Bergbau) und auf vielen Autobahnbaustellen, teilweise mit Erfolg. Unter den Bedingungen des herrschenden Terrors kommt es nur zu örtlich und zeitlich sehr begrenzten Aktionen.

Juli: Beim Streik der Arbeiter in den U-Boot-Werften von Vegesack bei Bremen gegen Überstunden, Schikanen und für Lohnerhöhungen kommt es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Forderungen werden zum Teil erfüllt.

15. September: Die Verkündung der antisemitischen »Nürnberger Gesetze« beraubt die Juden der staatsbürgerlichen Gleichberechtigung und degradiert sie offiziell zu Menschen zweiter Klasse.

1935 Ende August 1942: Die Widerstandsorganisation in Berlin um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack umfaßt zahlreiche kleinere Gruppen von Widerstandskämpfern im Staatsapparat, in der Wirtschaft und der Wehrmacht. 1942 wird die Organisation von der Gestapo aufgespürt, über 600 Mitglieder werden verhaftet, mehr als 50, unter ihnen Schulze-Boysen und Harnack, werden ermordet.

1936 24. Juli: In einem Zweigbetrieb der Auto-Union in Berlin-Spandau streiken die Arbeiter mit Erfolg gegen Lohnkürzungen. Auch in anderen Betrieben finden Streiks um Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen statt.

24. August: Die Militärdienstzeit wird auf zwei Jahre erhöht.

26. September: Der Erlaß über den Reichsarbeitsdienst legt eine sechsmonatige außermilitärische Dienstzeit fest.

1. Dezember: Das Gesetz über die Hitlerjugend verordnet die Zwangsorganisierung der deutschen Jugend.

1937 18. Januar: Im Prozeß gegen Angehörige des rfb in Hamburg werden drei Todesurteile und 160 Jahre Haft für 25 Angeklagte verhängt.

4.–28. April: In einem Prozeß gegen Führer der katholischen Jugendorganisationen werden Kaplan Joseph Rossaint und andere Angeklagte zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt.

14–24- Juni: Der Volksgerichtshof in Essen verurteilt zehn Führer des Jungnationalen Bundes und der Pfadfinderschaft wegen oppositioneller Tätigkeit zu Zuchthausstrafen von drei bis zwölf Jahren.

27. Juni: In einer Predigt in Berlin wendet sich Pastor Martin Niemöller öffentlich gegen Verhaftungen durch die Gestapo, was zu seiner eigenen Verhaftung am 1. Juli führt.

12. Juli: In Augsburg finden Demonstrationen gegen das Verbot einer katholischen Jugendorganisation statt.

16. Juli: Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald.

14. Dezember: Der Runderlaß des Innenministers über eine »Vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei« bringt weitere Beschränkung der persönlichen Freiheit durch die Ausdehnung der »planmäßigen Überwachung« und der »Vorbeugungshaft«.

Ende Dezember: Im Jahre 1937 wurden wegen illegaler Betätigung 17168 politische Verfahren eingeleitet. 1938/Anfang Januar: 40.000 saarländische Bergarbeiter erzwingen eine Abstimmung über zusätzliche Sonntagsschichten für die Rüstung.

3. Januar: Die Forderung katholischer Priester und Bischöfe nach Glaubens- und Gewissensfreiheit und ihr Protestgegen die Judenverfolgungen führen zur Schließung der Reichszentrale der Katholischen Aktion in Düsseldorf, dem Verbot zahlreicher Presseerzeugnisse und der Schließung von Klöstern, Hochschulen und Fakultäten der katholischen Kirche.

4. Februar: Der Oberbefehl über die Wehrmacht geht aufAdolf Hitler über.

7. Februar–2. März: Pastor Niemöller wird zu 7 Monaten Festungshaft verurteilt; nach Verbüßung der Strafe wird er in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert.

12. Februar: Hitler verlangt von dem österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg während dessen Besuch in Berchtesgaden die Kontrolle über die österreichische Außenpolitik und die Beteiligung von Nationalsozialisten an der Regierung.

12.–13. März: Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und Annexion des Landes.

28. März–13. Dezember: Eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen stellt die deutschen Juden unter Ausnahmerecht.

10. April: Die Nationalsozialisten führen im besetzten und seit dem 13. März im faktisch bereits eingegliederten Österreich eine »Volksabstimmung« über den »Anschluß« Österreichs an Deutschland durch. Zuvor hatten ss und Polizei Zehntausende in Konzentrationslager und Zuchthäuser verschleppt. Durch Terror- und »Volkstums«-Propaganda wird eine Stimmenmehrheit für den Anschluß erreicht.

4. Mai: Der Schriftsteller Carl von Ossietzky, früherer Herausgeber der Zeitschrift »Weltbühne«, stirbt an den Folgen der Mißhandlungen und Entbehrungen in Konzentrationslagern.

20. Juni: Als erste deutsche Frau wird die Kommunistin Liselotte Hermann mit dem Fallbeil hingerichtet.

15. September: Verhandlungen zwischen Chamberlain und Hitler in Berchtesgaden über die Abtretung des Sudetengebietes an Deutschland.

27. September: Die Bekennende Kirche wendet sich in einer Gebetsliturgie öffentlich gegen den drohenden Krieg.

29. September: Die Teilnehmer der Münchener Konferenz, Chamberlain, Daladier, Hitler und Mussolini, legen in einem Abkommen die Abtretung des tschechoslowakischen Grenzgebietes an Deutschland bis zum 10. Oktober fest.

1. Oktober: Beginn des deutschen Einmarsches in das Sudetengebiet.

9.–10. November: Die Nazis nehmen die Ermordung des deutschen Diplomaten Ernst von Rath am 7. November in Paris durch einen polnischen Juden zum Anlaß, Pogrome gegen deutsche Juden, die sogenannte Kristallnacht, zu organisieren. Die Synagogen werden verbrannt; jüdisches Eigentum wird zerstört und geraubt; 20000 Juden werden verhaftet.

13. November: Im Konzentrationslager Buchenwald sind 19676 Häftlinge eingekerkert. Am 31. Dezember befinden sich in Dachau 18000, in Sachsenhausen 8309, in Flossenbürg 1800 und in Mauthausen 1010 Gefangene. In Buchenwald sterben im Jahre 1937/38 infolge von Mißhandlungen und Entbehrungen 819 Gefangene, 1939 bereits 1235.

1939 15. März: Um 1 Uhr 15 erklärt Hitler dem tschechoslowakischen Präsidenten in Berlin, daß deutsche Truppen von 6 Uhr an in die tschechischen Gebiete Böhmen und Mähren einrücken. Am 16. März wird das »Protektorat Böhmen und Mähren« gebildet.

Mitte März: Gründung des »Aktionsausschusses Deutscher Oppositioneller« in Paris auf Initiative Heinrich Manns, in dem sich deutsche Hitlergegner aller Parteien, vor allem Schriftsteller und Intellektuelle, zusammenschließen.

31. März: In den schlesischen Skalleywerken streiken 450 Arbeiter um Tariflohn und gegen die Schichtverlängerung auf 9 ¾ Stunden.

18. Mai: Der erste Transport weiblicher politischer Gefangener trifft im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ein. Bis Kriegsende werden dort 132000 Frauen und Kinder eingekerkert, von denen 92.000 ihr Leben lassen müssen.

Es befinden sich 162734 Gefangene deutscher Nationalität als politisch Angeklagte und 112432 als politisch Verurteilte in den Konzentrationslagern, Gefängnissen und Zuchthäusern.

10. Juni: Erfolgreicher Streik von Arbeitern bei Westwallbauten im Abschnitt Gersweiler-Saarbrücken. Erfüllung von sozialen Forderungen.

23. Juli: Die Werftarbeiter bei Blohm &. Voß in Hamburg erreichen durch Streik Lohnerhöhungen.

22. August: Hitler legt mit den Oberbefehlshabern der drei Wehrmachtsteile den Kriegsbeginn für den 26. August fest.

23. August.; Der Deutsch-Sowjetische Nichtangriffsvertrag wird in Moskau unterzeichnet.

27. August: Durch die »Verordnung zur vorläufigen Sicherstellung des lebenswichtigen Bedarfs des deutschen Volkes« wird die Bezugsscheinpflicht für alle wichtigen Lebensmittel sowie für Seife, Textilien, Schuhwaren und Kohlen eingeführt.

1. September: Mit dem Angriff auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg.

3. September: Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an Deutschland.

4. September: Durch die »Kriegswirtschaftsverordnung« wird das Kriegsrecht, einschließlich Todesstrafe, in der Wirtschaft eingeführt.

27. September: Bildung des Reichssicherheitshauptamtes, in dem unter der Leitung Heydrichs Sicherheitspolizei und sd zusammengefaßt werden. Damit beginnt eine neue Etappe verschärften Terrors über Deutschland.

6. Oktober: Die Eroberung Polens ist abgeschlossen. 12. Oktober: Das »Generalgouvernement Polen« wird errichtet. Generalgouverneur Hans Frank erklärt: »Die Polen sollen die Sklaven des Großdeutschen Weltreiches werden.«

1940 9. April: Überfall auf Dänemark und Norwegen.

10. Mai: Beginn des deutschen Angriffs in Westeuropa.

Mitte Mai: Der sozialdemokratische Parteivorstand versucht aus dem Untergrund an die Zivilbevölkerung und Soldaten zu appellieren, sich nicht mitschuldig zu machen und dem verbrecherischen Krieg des Hitlerregimes Widerstand entgegenzusetzen.

25. Juni: Das deutschfranzösische Waffenstillstandsabkommen tritt in Kraft.

August bis September: Verhaftung des Beauftragten des zk der kpd, Hallmeyer, und vieler Illegaler in Berlin. Hallmeyer wird am 8. September 1943 hingerichtet.

Anfang November: Der aus Paris geflüchtete sozialdemokratische Parteivorstand löst sich in Lissabon auf. Breitscheid und Hilferding werden von der Vichypolizei verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Die übrigen Mitglieder emigrieren nach England und in die usa.

1940–1944 Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation, eine illegale, im Kern hauptsächlich kommunistische Widerstandsbewegung, bildet in vielen Berljner Rüstungsbetrieben Zellen und gibt zahlreiche Flugblätter heraus. Am 22. Juni 1944 findet zwischen Jacob und Saefkow und den sozialdemokratischen Führern Leber und Reichwein eine Zusammenkunft statt, die von Oberst Stauffenberg gebilligt wird: als Schritt zur Zusammenarbeit aller oppositionellen Kräfte mit der Verschwörung vom 20. Juli. Der Gestapo gelingt es, in die Organisation einzudringen. Vor einem zweiten Treffen beginnen am 4. Juli 1944 Verhaftungen von rund 1000 Widerstandskämpfern. Bästlein, Jacob und Saefkow werden am 18. September 1944 hingerichtet.

1941 Frühjahr: Die Widerstandsorganisation unter der Leitung des Kommunisten Robert Uhrig verfügt über illegale Gruppen in 22 Berliner Betrieben, u. a. Siemenswerke, aeg, Knorr-Bremse, Kabelwerk Oberspree, Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken, Firma Loewe, Osram, Firma Lorenz. Sie steht in Verbindung mit Widerstandskämpfern in Tirol, Süddeutschland, Essen, Dortmund, Hamburg und anderen Teilen Deutschlands.

6. April: Beginn des Angriffs auf Jugoslawien und Griechenland.

10. Mai: Rudolf Heß, der Stellvertreter Hitlers, fliegt nach England, um mit Regierungskreisen die Möglichkeiten für eine Verständigung zu erörtern, besonders im Hinblick auf den geplanten Krieg gegen Rußland.

12. Mai: Das Oberkommando der Wehrmacht erläßt an die deutschen Truppen den Befehl, Kommunisten und politische Funktionäre der Roten Armee nach Gefangennahme zu erschießen (»Kommissarbefehl«).

22. Juni: Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion.

Juni-Dezember: Widerstand in Deutschland verstärkt sich, obwohl die Gestapo Massenverhaftungen vornimmt, denen 70845 deutsche Widerstandskämpfer und Kriegsgegner zum Opfer fallen.

31. Juli: Göring beauftragt Heydrich mit der Ausrottung der jüdischen Bevölkerung in allen besetzten Ländern Europas. Vernichtungslager werden vor allem in Polen errichtet.

1. September: Durch Polizei Verordnung sind alle jüdischen Bürger in Deutschland verpflichtet, den gelben »Judenstern« zu tragen.

14. Oktober: Beginn der Deportationen jüdischer Bürger Deutschlands in die Gettos und Vernichtungslager.

1942 4. Februar: Beginn der Verhaftung von etwa 200 Mitgliedern der Widerstandsorganisation Uhrig-Budeus-Römer. 52 Widerstandskämpfer werden ermordet.

26. April: Hitler wird vom Reichstag zum »Obersten Gerichtsherrn« ernannt. Ihm wird damit die Vollmacht gegeben, sich im Kampf gegen alle Deutschen, die sich nicht bedingungslos in den Dienst des Krieges stellen, über noch bestehende Gesetze und Rechtsnormen hinwegzusetzen.

18. Mai: Zehn Mitglieder der Widerstandsgruppe Herbert Baum, in der Mehrzahl jüdische Jungen und Mädchen, setzen in einer kühnen Aktion eine Hetzausstellung im Berliner Lustgarten in Brand. Baum und seine engsten Gefährten werden von der Gestapo verhaftet. Baum setzt seinem Leben selbst ein Ende; 28 seiner Mitkämpfer werden 1942/43 hingerichtet. Etwa 50 Jungen und Mädchen erhalten hohe Zuchthausstrafen, andere werden in Konzentrationslagern ermordet.

26. Mai: Reinhard Heydrich wird von den tschechischen Widerstandskämpfern erschossen. Aus Rache für das Attentat wird das Dorf Lidice dem Erdboden gleichgemacht, 172 Männer und 8 Frauen werden von der ss erschossen, 192 Frauen in das kz Ravensbrück verschleppt, 52 von ihnen dort ermordet. 104 Kinder werden im Vernichtungslager Chelmno oder in »Kinderheimen« getötet.

August: Das Vichyregime liefert führende Funktionäre der kpd an die Gestapo aus.

1942–1943 Antinationalsozialistische christliche Studenten treten als Widerstandsgruppe »Weiße Rose« an der Universität München gegen Hitler und seine Kriegspolitik auf. An der Spitze stehen die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Professor Kurt Huber, Willi Graf, Christoph Probst und Alexander Schmorell. Im Sommer 1942 verteilen sie vier verschiedene »Flugblätter der Weißen Rose«; im Januar und Februar 1943 verbreiten sie 7000 Flugblätter in München, Frankfurt, Stuttgart, Augsburg, Wien und Linz, in denen sie das nationalsozialistische Regime anklagen, das deutsche Volk ins Verderben zu führen. Nach einer Flugblattaktion in der Münchner Universität werden die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 von der Gestapo verhaftet und am 22. Februar zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe hingerichtet.

1943 19. April–11. Juni: Nachdem Himmler befohlen hat, das Warschauer Getto zu liquidieren und die 600000 Bewohner in die Vernichtungslager zu verschleppen, führen schlecht bewaffnete Kampfgruppen, meist aus jüdischen Jungen und Mädchen bestehend, fast drei Monate lang einen Verzweiflungskampf gegen die eindringenden ss-, Polizei- und Wehrmachtsverbände, die schließlich 56000 Menschen vernichten. Das Getto wird dem Erdboden gleichgemacht, die überlebenden jüdischen Bewohner werden in das Todeslager Auschwitz gebracht.

12.–13. Juli: Das Nationalkomitee »Freies Deutschland« wird auf Initiative des zk der kpd in Krasnogorsk bei Moskau von kriegsgefangenen deutschen Offizieren und Soldaten gegründet. Ziele: »Sturz der Hitlerregierung und Friedensschluß durch Kräfte der Opposition in der Arbeiterschaft, dem Bürgertum und der Armee.«

20. Juli: Oberst Klaus Graf Schenk v. Stauffenberg unternimmt einen Attentatsversuch auf Hitler, der mißlingt. Auch der gleichzeitig ausgelöste Aufstand des oppositionellen Militärs und der weitverzweigten Verschwörung scheitert. Oberst Stauffenberg und andere Offiziere werden am Abend des 20. Juli erschossen. Die Gestapo nimmt in den folgenden Tagen in ganz Deutschland zahllose Verhaftungen vor. 7000 Hitlergegner fallen dieser Terrorwelle zum Opfer.

25. Juli: Sturz des faschistischen Mussolini-Regimes in Italien.

25. August: Der Reichsführer ss und Chef der deutschen Polizei, Himmler, wird Innenminister. »Das Schwarze Korps« erklärt: »Wer nicht immer und unter allen Umständen in jeder Lebenslage für uns ist, der ist gegen uns. Und wer gegen uns ist, der wird geköpft.«

Aufstandsversuch, der deutschen Opposition

Am 17. Mai 1943 schreibt der frühere Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler, einer der führenden Widerstandskämpfer gegen das Hitlerregime, an den General Friedrich Ulbricht, Chef des Allgemeinen Heeresamtes und Stellvertreter des Befehlshabers des Ersatzheeres:

»… Stalingrad und Tunis sind so schwere Niederlagen, wie sie in der deutschen Geschichte seit Jena und Auerstedt nicht zu verzeichnen sind. In beiden Fällen wurde dem deutschen Volke gesagt, daß entscheidende Gründe verlangt hätten, Armeen zu opfern. Daß das unwahr ist, wissen wir … In Wahrheit liegt unfähige, gewissenlose Führung vor …

Die Zahl der auf Befehl vor und in diesem Kriege zum Tode gebrachten Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder der verschiedenen Völker sowie der russischen Kriegsgefangenen übersteigt weit eine Million. Die Art und Weise ihrer Beseitigung ist ungeheuerlich und hat mit Ritterlichkeit, Menschlichkeit, ja mit den einfachsten Anstandsbegriffen primitiver Völker nichts zu tun. Dem deutschen Volke aber wird wahrheitswidrig dargestellt, als ob die russischen Bolschewisten es seien, die laufend ungeheure Verbrechen an Unschuldigen begangen hätten …

Demgegenüber erscheint die Geduld des Volks unerklärlich. Aber diese Perversität beruht nur auf der Tatsache, daß Terror Geheimhaltung, Lüge und Verbrechen schützt.

Die Perversität schwindet sofort, wenn das Volk sieht, daß dem Terror zu Leibe gerückt, der Korruption Vernichtung angesagt und an Stelle des Geheimnisses und der Lüge Offenheit und Wahrheit gesetzt werden …«

Während Goerdeler mit den Vertretern der älteren Generation, so mit dem Generalobersten und ehemaligen Chef des Generalstabes des Heeres, Ludwig Beck, eine Widerstandsbewegung gegen Hitler organisiert, sucht eine andere Gruppe aus dem Kreis der militärischen Abwehr des Admirals Canaris Kontakt mit dem Ausland, um auf diese Weise eine Beseitigung des Hitlerregimes herbeizuführen. Als Anfang April 1943 führende Kräfte dieses Widerstandskreises verhaftet und andere unter Hausarrest gestellt werden, treten neue Männer des Widerstandes auf den Plan.

Eine Schlüsselfigur dieser neuen Widerstandsbewegung wird bald der Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg. In Nordafrika wurde er schwer verwundet: er verlor ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken. Wieder genesen, wird er 1943 beim okw in Berlin Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Fromm.

Fromm kennt Stauffenbergs Ansichten und duldet sie, so daß ihn die Verschwörer halb zu den Ihren zählen.

Oberst Stauffenberg organisiert als Stabschef des Ersatzheeres unter dem Deckmantel von Weisungen für den Fall innerer Unruhen den militärischen Aufstand. Unter dem Stichwort »Walküre« werden detaillierte Befehle für den »Tag x« allen Wehrbezirken und den Militärverwaltungen im Ausland versiegelt zugestellt. Die Aktion soll nach einem genauen Zeitplan ablaufen. Alle Parteifunktionäre und Gauleiter sollen verhaftet, ss, sd und Gestapo außer Gefecht gesetzt werden. Das Ziel: eine neue deutsche Regierung, an der Spitze für eine Übergangsperiode Generaloberst Beck, Carl Goerdeler als Reichskanzler, der Sozialdemokrat Leuschner als Vizekanzler, Ulrich von Hassell als Außenminister und Feldmarschall von Witzleben als Oberbefehlshaber der Wehrmacht. In dem geplanten Aufruf an das deutsche Volk steht:

»Ungeheuerliches hat sich in den letzten Jahren vor unseren Augen abgespielt. Hitler hat ganze Armeen gewissenlos … seiner Ruhmsucht, seinem Machtdünkel, seiner gotteslästerlichen Wahnidee geopfert, berufenes und begnadetes Werkzeug der »Vorsehung« zu sein … Rechtlosigkeit, Vergewaltigung der Gewissen, Verbrechen und Korruption hat er in unserem Vaterlande, das von jeher stolz auf seine Rechtlichkeit und Redlichkeit war, auf den Thron gesetzt … So droht dem öffentlichen Wirken und dem Leben des einzelnen tödliche Vergiftung. Das aber darf nicht sein, so geht es nicht weiter! Dafür dürfen Leben und Sterben unserer Männer, Frauen und Kinder nicht fernerhin mißbraucht werden … zu diesem Zweck haben wir, nachdem wir unser Gewissen vor Gott geprüft haben, die Staatsgewalt übernommen … Deutsche! Hitlers Gewaltherrschaft ist gebrochen. Er hat Ehre und Würde, Freiheit und Leben anderer für nichts erachtet. Zahllose Deutsche, aber auch Angehörige anderer Völker, schmachten seit Jahren in Konzentrationslagern, den größten Qualen ausgesetzt und häufig schrecklichen Foltern unterworfen. Viele von ihnen sind zugrunde gegangen. Durch grausame Massenmorde ist unser guter Name besudelt. Mit blutbefleckten Händen ist Hitler seinen Irrweg gewandelt, Tränen, Leid und Elend hinter sich lassend … Hitler hat seinen dem Volke geleisteten Eid durch Verletzungen göttlichen und menschlichen Rechts unzählige Male gebrochen. Daher ist kein Soldat, kein Beamter, überhaupt kein Bürger mehr durch Eid verpflichtet …«

Auf mühsamen Wegen wird versucht, mit den Alliierten, vor allem mit England, in ein Gespräch zu kommen und Verständnis für die deutsche Situation und den deutschen Widerstand zu wecken. Aber Churchill und Roosevelt verschließen vor allen Dokumenten und Beschwörungen des »anderen Deutschland« die Augen. Für sie gibt es nur die Vorstellung einer kollektiven Schuld des ganzen deutschen Volkes und deshalb die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation. Ende 1943 und Anfang 1944 erleidet die deutsche Opposition schwerste Verluste.

Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie. Die Verschwörer wissen: es bleibt nun nicht mehr viel Zeit, Deutschland aus eigener Kraft von Hitler zu befreien.

General von Stülpnagel, Befehlshaber in Frankreich, wird zum Haupt der Verschwörung im Westen, deren Ziel es ist, Verhandlungen mit den Alliierten zu führen und einen Waffenstillstand zu schließen. Feldmarschall von Kluge, seit Juli 1944 Oberbefehlshaber West, scheint bereit, die Verschwörer zu unterstützen. Auch Feldmarschall Rommel, Befehlshaber an der Invasionsfront, bietet sich als Verbündeter an. In seinem Fernschreiben an Hitler über die Lage an der Invasionsfront vom 15. Juli 1944 heißt es:

»Die Lage an der Front der Normandie wird von Tag zu Tag schwieriger, sie nähert sich einer schweren Krise. Die eigenen Verluste sind bei der Härte der Kämpfe, dem außergewöhnlich starken Materialeinsatz des Gegners, vor allem der Artillerie und Panzern, und bei der Wirkung der den Kampfraum unumschränkt beherrschenden feindlichen Luftwaffe derartig hoch, daß die Kampfkraft der Divisionen rasch absinkt … Neue nennenswerte Kräfte können der Front in der Normandie nicht mehr zugeführt werden … Unter diesen Umständen muß damit gerechnet werden, daß es dem Feind in absehbarer Zeit – 14 Tage bis drei Wochen – gelingt, die eigene dünne Front, vor allem die der 7. Armee, zu durchbrechen und in die Weite des französischen Raumes zu stoßen. Die Folgen werden unübersehbar sein. Die Truppe kämpft allerorts heldenmütig, jedoch der ungleiche Kampf neigt dem Ende entgegen. Ich muß Sie bitten, die Folgerungen aus dieser Lage unverzüglich zu ziehen. Ich fühle mich verpflichtet, als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe dies klar auszusprechen …«

Zu diesem Zeitpunkt werden in Deutschland die beiden wichtigsten Männer der sozialdemokratischen Opposition verhaftet, die auch für die Zeit nach einem gelungenen Attentat als Regierungsmitglieder vorgesehen sind: Julius Leber und Adolf Reichwein. Auch gegen Goerdeler, der untergetaucht ist, wird ein Haftbefehl erlassen. Unter diesen Umständen haben die Verschwörer keine Zeit mehr zu verlieren, ihre geplante Aktion durchzuführen. Am 6. 11. und 15. Juli will Stauffenberg das Attentat ausführen, muß es aber jedesmal unter dem Zwang äußerer Gründe verschieben. Am 17. Juli wird Feldmarschall Rommel bei einem Tieffliegerangriff schwer verletzt. Am 18. Juli erfährt Stauffenberg von dem Haftbefehl gegen Goerdeler.

Am 20. Juli soll im Führerhauptquartier in Rastenberg eine Besprechung stattfinden, an der auch Oberst Stauffenberg teilzunehmen hat.

20. Juli, 6 Uhr morgens: Stauffenberg verläßt seine Wohnung in Berlin-Wannsee.

7 Uhr: Stauffenberg fliegt zusammen mit seinem Adjutanten von Haeften vom Flugplatz Rangsdorf nach Rastenburg in Ostpreußen. 10 Uhr 15: Stauffenberg trifft im Führerhauptquartier »Wolfsschanze« ein, wo er mehrere Gespräche führt, unter anderem mit General Fellgiebel, der die Nachrichtenverbindungen im Hauptquartier in der Hand hat.

12 Uhr 30: Die tägliche Lagebesprechung mit Hitler findet nicht wie sonst immer im engen betonierten »Führerbunker« statt, der gerade ausgebessert wird, sondern in einer geräumigeren Holzbaracke. Hitler tritt mit den Offizieren an den Kartentisch; er steht in der Mitte, links von ihm Generalfeldmarschall Keitel und Generaloberst Jodl, rechts von ihm Generalleutnant Heusinger, der mit dem Vortrag über die Lage an der Ostfront beginnt. Im Vorraum drückt Stauffenberg mit einer Flachzange den Zeitzünder der Bombe in seiner Aktentasche ein. Am Kartentisch ist Stauffenbergs Platz rechts von Hitler. Er stellt die Aktentasche unter den Tisch und wird dann zu einem bestellten Telefongespräch aus dem Raum gerufen. Sicher ohne Absicht wird die Aktentasche von einem der Offiziere auf die von Hitler abgewendete Seite des Tischfußes geschoben. 12 Uhr 42: Die Bombe explodiert. Die Holzwände der Baracke geben dem Luftdruck nach, wodurch die Wirkung der Explosion stark abgeschwächt wird. Stauffenberg, inzwischen etwa 100 Meter entfernt, beobachtet die Detonation. In der Annahme, Hitler sei tot, besteigt Stauffenberg, der nun in Berlin dringend gebraucht wird, seinen Wagen, um das Führerhauptquartier so schnell wie möglich zu verlassen.

12 Uhr 43: Alarm im Führerhauptquartier, der Sperrkreis A wird geschlossen.

12 Uhr 44: Stauffenberg und seinem Adjudanten gelingt es, die innere Wache zu passieren. Erst eine Minute später werden sie an der Wache Süd angehalten; Stauffenberg verschafft sich durch einen Telefonanruf die Erlaubnis zur Weiterfahrt.

13 Uhr 15: Stauffenberg startet mit dem Flugzeug von Rastenburg nach Berlin, in der sicheren Überzeugung, das Attentat sei geglückt. Doch das Attentat ist mißlungen: vier Personen sind tödlich, sieben schwer oder leichter verletzt – Hitler aber ist am Leben. Die Explosion hat ihm die Uniform zerfetzt, die Trommelfelle beschädigt, einige starke Prellungen verursacht und die linke Hand geringfügig verletzt. Kurze Zeit später begrüßt er den am Mittag eingetroffenen Mussolini, ein Umhang verbirgt den in der Schlinge liegenden Arm. Seit 12, Uhr sind die Hauptbeteiligten der Verschwörung in Berlin im Gebäude des Oberkommandos der Wehrmacht in der Bendlerstraße versammelt. 15 Uhr 50 meldet Stauffenbergs Adjudant vom Flugplatz Berlin-Rangsdorf: »Hitler ist tot.« Jetzt erst, mehr als 4 Stunden nach dem Attentat, geben die Verschwörer das Stichwort »Walküre« aus, das die Aktionen im gesamten Machtgebiet Hitlersanlaufen läßt.

General Ulbricht begibt sich zu Fromm, dem Befehlshaber des Ersatzheeres, und meldet, Hitler sei tot. Fromm solle die gegebenen Befehle decken. Aber Fromm will sich selbst von Hitlers Tod überzeugen und ruft das Führerhauptquartier an. Zur Überraschung der Verschwörer kommt die Verbindung zustande; Keitel meldet, daß Hitler am Leben sei. Fromm erklärt Ulbricht für verhaftet. In diesem Augenblick trifft Stauffenberg in der Bendlerstraße ein. Er berichtet Fromm, daß er selber die Bombe gezündet habe; niemand in der Baracke könne mehr am Leben sein. Fromm weigert sich dennoch, die Aktion mitzumachen und beruft sich auf Keitel. Darauf Stauffenberg: »Der Feldmarschall lügt, wie immer.« Ulbricht und Stauffenberg überwältigen Generaloberst Fromm und stellen ihn in seinem Dienstzimmer unter Arrest, erlauben ihm aber wenig später, in seine Privaträume zu gehen. Damit hat Fromm die Möglichkeit, Kontakt nach draußen aufzunehmen.

18 Uhr 30: Der mitverschworene Stadtkommandant von Berlin gibt dem Wachbataillon »Großdeutschland« den Befehl, das Regierungsviertel abzuriegeln. Dem Kommandeur des Wachbataillons, Major Remer, kommen inzwischen Bedenken. Er wendet sich an den Propagandaminister Dr. Goebbels, der ihn telefonisch mit Hitler verbindet. In diesem Telefongespräch gibt Hitler Remer den persönlichen Befehl, die Erhebung niederzuschlagen.

Remer läßt daraufhin von Truppen des Wachbataillons das Gebäude des okw in der Bendlerstraße besetzen, wo bereits einige hitlertreue Offiziere Generaloberst Fromm befreit haben.

Fromm bildet sogleich aus drei Generalen ein Standgericht, das die Anführer des Staatsstreichs zum Tode verurteilt. Generaloberst Beck gibt sich, als er verhaftet werden soll, selbst den Tod.

Kurz nach Mitternacht werden im Hof der Bendlerstraße Friedrich Ulbricht, Albrecht Mertz von Quirnheim, Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Werner von Haeften mit Maschinenpistolen erschossen.

Das Gelingen der inzwischen auch in Paris angelaufenen Aktion scheint eine letzte Chance der Verschwörung zu sein. 1200 Mann der ss- und Polizeiverbände werden von der aufständischen Wehrmacht verhaftet. General von Stülpnagel versucht den Oberbefehlshaber West, Feldmarschall von Kluge, mitzureißen. Stülpnagels Adjutant beschwört Kluge: »Sie stehen mit Ihrem Wort und ihrer Ehre im Feuer! Das Schicksal von Millionen Deutschen, die Ehre der Armee liegt in ihrer Hand!« Aber Kluge, der versprochen hatte, auf die Seite der Erhebung zu treten, versagt sich nun und enthebt Stülpnagel seines Postens.

Stülpnagel, nach Berlin beordert, begeht am nächsten Tag bei Verdun einen Selbstmordversuch, der ihn aber nur schwer verletzt. Erblindet wird er später vor Gericht gestellt und erhängt.

21. Juli, 1 Uhr morgens: Der deutsche Rundfunk, der pausenlos Wagnermusik sendet, unterbricht das Programm, und der Chefkommentator des Großdeutschen Rundfunks verkündet: »Der Führer spricht«:

»Welches Schicksal Deutschland getroffen hätte, wenn der Anschlag heute gelungen sein würde, das mögen die wenigsten sich vielleicht auszudenken. Ich selber danke der Vorsehung und meinem Schöpfer nicht deshalb, daß er mich erhalten hat – mein Leben ist nur Sorge und ist nur Arbeit für mein Volk –, sondern ich danke ihm nur deshalb, daß er mir die Möglichkeit gab, diese Sorgen weiter tragen zu dürfen und in meiner Arbeit weiter fortzufahren …«

In den auf das Attentat folgenden Tagen verhaftet die Gestapo in Deutschland etwa 7000 Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Tausende von Angehörigen der bürgerlichen Opposition, von Sozialdemokraten und Kommunisten sind die Opfer dieser beispiellosen Terrorwelle.

Chronik 1944–1945

1944 1. August–2. Oktober: Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes wird Warschau auf Befehl Himmlers völlig zerstört. 250000 Menschen finden dabei den Tod; die übrigen Einwohner werden gewaltsam vertrieben.

18. August: Nach elfjähriger Haft wird der Vorsitzende der kpd Ernst Thälmann in Buchenwald ermordet.

23. August: Aufstand in Rumänien und Sturz des Diktators Antonescu.

29. August–28. Oktober: Aufstand in der Slowakei, an dem auch einige hundert deutsche Hitlergegner teilnehmen.

9. September: Aufstand in Bulgarien.

1945 Illegale Organisationen in Berlin, Leipzig und anderen Städten rufen in Flugblättern die deutsche Bevölkerung auf, befohlene Zerstörungen zu verhindern und sich für die Beendigung der sinnlosen Kriegshandlungen einzusetzen.

3. April: Himmler befiehlt, aus jedem deutschen Haus, an dem eine weiße Fahne erscheint, alle männlichen Personen herauszuholen und zu erschießen.

11. April: Das internationale Lagerkomitee in Buchenwald führt die 21000 Häftlinge, die sich der Evakuierung durch die ss erfolgreich widersetzt haben, in einem bewaffneten Aufstand zur Selbstbefreiung.

21. April–1. Mai: Todesmarsch von 35000 KZ-Häftlingen aus dem Lager Sachsenhausen nach Mecklenburg. Auf dem Wege werden von den ss-Wachen etwa 10000 Häftlinge ermordet.

25. April: Sowjetische und amerikanische Soldaten begegnen sich bei Torgau an der Elbe.

26. April: Selbstbefreiung der politischen Gefangenen im Zuchthaus Brandenburg-Görden.

27. April: Aufstand der Hitlergegner in München durch die“Freiheitsaktion Bayern« unter Führung einer Dolmetscherkompanie der deutschen Wehrmacht.

28. April: Mussolini wird auf der Flucht von Partisanen gefangengenommen und erschossen.

30. April: Hitler und Goebbels entziehen sich im Bunker der Reichskanzlei in Berlin durch Selbstmord der Verantwortung.

2. Mai: Kapitulation Berlins.

8. Mai: Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Ende des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Nachkriegsjahre und Gegenwart

Am 8. Mai 1945 unterzeichneten die Vertreter des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst die Urkunde über die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Deutschland war von den Siegermächten besetzt. Die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in den einzelnen Besatzungszonen gestalteten sich im wesentlichen nach den Vorbildern ihrer Besatzungsmächte, wobei deren Gesetze und Verfügungen anfänglich mehr zu dieser Entwicklung beitrugen als der freie Wille der deutschen Bevölkerung. Die Konstituierung von Parteien und Gewerkschaften leitete jedoch bald die Anfänge eines neuen politischen Eigenlebens in Deutschland ein. Sie war freilich auch, da sie sich nicht im ganzen Reichsgebiet einheitlich vollzog, sondern in der Ostzone unter anderen Direktiven stand als in den Westzonen, eine der Vorboten der späteren Teilung.

Am 20. April 1946 wurde in der sowjetischen Besatzungszone aus 53 Prozent spd- und 47 Prozent kpd-Mitgliedern die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (sed) gegründet.

Der Parteitag der spd der Westzonen, der vom 9.–11. Mai 1946 in Hannover stattfand, stellte als wesentliche gesellschaftspolitische Forderungen auf: Sozialisierung aller Großbetriebe, Agrar- und Bodenreform unter Enteignung des Großgrundbesitzes, planmäßige Lenkung und gemeinwirtschaftliche Gestaltung der Wirtschaft, Mitbestimmung und -Verantwortung aller Bürger und Sammlung aller demokratischen Kräfte im Zeichen des Sozialismus, als drittem Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus.

Am 8. Mai 1949 wurde im Bereich der westlichen Besatzungsmächte das Grundgesetz für die »Bundesrepublik Deutschland« (brd) durch den Parlamentarischen Rat in Bonn angenommen, und am 7. Oktober wurde im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands die Verfassung der »Deutschen Demokratischen Republik« (ddr) in Kraft gesetzt. Damit war die Trennung Deutschlands in zwei sich politisch und wirtschaftlich widersprechende Teile offenbar besiegelt, obwohl von beiden Seiten immer wieder behauptet wurde, daß sie unter bestimmten Bedingungen zur Wiedervereinigung bereit seien.

Die Bundesrepublik erlebte einen ständig fortschreitenden wirtschaftlichen Aufschwung, nicht zuletzt gefördert durch die Wirtschaftshilfe der Vereinigten Staaten von Amerika und den Ausbruch des Kroeakrieges, der einen Wirtschaftsboom von riesigen Ausmaßen hervorrief.

In der ddr beschloß die 2. Parteikonferenz der sed am 12. Juli 1952 die »planmäßige Errichtung der Grundlage des Sozialismus«. »Denn« – so erklärte Walter Ulbricht – »die politischen und ökonomischen Bedingungen und das Bewußtsein der Arbeiterklasse und der Mehrheit der Werktätigen sind so weit entwickelt, daß der Aufbau des Sozialismus zur grundlegenden Aufgabe geworden ist.« Bei diesem Plan war man allerdings von Illusionen ausgegangen. Die Unzulänglichkeit der Rohstoffquellen und des Industriepotentials sowie die ablehnende Haltung der Bevölkerung ließen eine Realisierung nicht zu. Gegen Ende des Jahres 1952 stellte sich heraus, daß der Export weit hinter dem Import zurückgeblieben war. Die Regierung und die sed sahen keine andere Lösung, als die Arbeitsnormen und damit die Arbeitsproduktivität zu steigern und auf diese Weise die Selbstkosten zu senken. Die Sowjetunion hingegen riet den Genossen in Berlin, ihre Wirtschaftspolitik umzustellen und eine Hebung des Lebensstandards anzustreben. Dieser Weisung folgend, beschloß das Polit-Büro der sed, der Regierung eine Reihe von Maßnahmen zu empfehlen, »die der entscheidenden Verbesserung der Lebenshaltung aller Teile der Bevölkerung und der Rechtssicherheit in der ddr dienen«. Am 11. Juni 1953 folgte der Ministerrat diesen Empfehlungen; er stoppte die beschleunigte Umwandlung der ddr in eine Volksdemokratie und machte damit in entscheidenden Punkten viele Zwangsmaßnahmen rückgängig. Gleichzeitig aber erließ das Polit-Büro der Partei eine Anweisung an den Ministerrat, die Arbeitsnormen zu erhöhen, wobei allerdings gefordert wurde, daß »nicht diktatorisch und administrativ« vorgegangen werden dürfe, daß vielmehr die Arbeiter vorher von der Richtigkeit der Normenerhöhung »überzeugt« werden müßten.

Seit Anfang Juni war in Arbeiterkreisen über die Normenfrage diskutiert und die Möglichkeit einer Arbeitsniederlegung als Kampfmaßnahme gegen die Normenerhöhung erörtert worden. Als dann die Gewerkschaftszeitung »Tribüne« erklärte, »die Normenerhöhung sei in vollem Umfang richtig«, wirkte das wie »der Zünder für die Erregungswelle«. Am 15. Juni verweigerten Bauarbeiter verschiedener Blocks in der Stalinallee in Ostberlin die Arbeit und beschlossen eine Resolution an die Regierung.

Am 16. Juni – es goß in Strömen – formierte sich in der Stalinallee ein Demonstrationszug von etwa 30 Bauarbeitern, die der Gewerkschaftszentrale und der Regierung die Forderung auf Herabsetzung der Normen vortragen wollten. Weitere Blocks schlossen sich den Demonstrierenden an, bis vor dem Haus der Ministerien etwa zehntausend Demonstranten standen.

Erfolglos versuchten Minister Selbmann und Professor Havemann, die Demonstrierenden zu belehren. Sprechchöre verlangten das Erscheinen Grotewohls und Ulbrichts, doch ließ sich weder der eine noch der andere blicken. In den Reden und Zurufen aus den Reihen der Demonstranten wurden nun auch politische Forderungen laut, die Zustimmung fanden.

Ein Arbeiter verlangte die Proklamierung des Generalstreiks, falls die Regierung nicht zurücktrete. Großer Beifall! Dann marschierten die Demonstranten zu ihren Arbeitsplätzen in die Stalinallee zurück. Inzwischen verkündeten Lautsprecherwagen in gewundener und unklarer Rede den Beschluß, die Normen herabzusetzen. Es kam zwischen Funktionären und Arbeitern zu tätlichen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf ein Lautsprecherwagen erobert wurde, aus dem heraus zum Generalstreik aufgerufen und die Arbeiter aufgefordert wurden, sich am Morgen des 17. Juni auf dem Straußberger Platz zu versammeln. Dieser Aufruf verbreitete sich in den nächsten Stunden wie ein Lauffeuer durch Ostberlin.

Außer in Ost-Berlin kam es am 17. Juni auch an mehr als 250 Orten in der ddr zu Streiks und Demonstrationen, zu deren Zustandekommen auch Meldungen westlicher Rundfunkstationen nicht unwesentlich beitrugen. Die Schwerpunkte der Unruhen lagen im mitteldeutschen Industriegebiet und im Magdeburger Revier. Am Streik beteiligten sich 300000, nach westlicher Schätzung 372000 Arbeiter, insgesamt etwa 6 Prozent der gesamten Arbeiterschaft der ddr.

Die Demonstrierenden und Streikenden übernahmen die Parolen der Berliner Bauarbeiter vom 16. Juni. Sie lauteten:

In Berlin marschierten die Betriebsbelegschaften am 17. Juni von den Außenbezirken ins Stadtinnere. In vielen Fällen rissen sie auf ihrem Weg die Bilder der Parteiführer und politische Spruchbänder herunter und demolierten Propagandakioske. Von diesen spontanen Akten abgesehen, kam es nicht zu Plünderungen und Ausschreitungen. Das Rathaus und verschiedene Dienststellen wurden besetzt. Vor den Gefängnissen und Zuchthäusern marschierten einzelne Werksbelegschaften auf und verlangten die Freilassung von Kameraden, die ihnen namentlich bekannt waren, in anderen Fällen verlangten sie auch die Entlassung aller politischen Häftlinge. Soweit die Demonstranten in Gefängnisse eindringen konnten, wurden die Befreiungen im Einvernehmen mit dem Gefängnispersonal durchgeführt.

Schließlich kam es zu Großkundgebungen, mit denen diese Demonstrationen ihren Höhepunkt fanden. Der größte Teil der Betriebsbelegschaften kehrte diszipliniert wieder in die Betriebe zurück. Gegen Mittag änderte sich die Situation in Berlin völlig. Es kam zu Plünderungen, Brandstiftungen und zu Akten der Lynchjustiz. Anhänger des Regimes, durch Abzeichen kenntlich, wurden verprügelt. Demonstrierende Massen drangen in die Gefängnisse ein und öffneten, im Gegensatz zur vormittäglichen Praxis, wahllos die Zellen. An diesen nachmittäglichen Demonstrationen waren sehr viele Frauen und Jugendliche beteiligt, aber auch Schaulustige aus West-Berlin. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand, aber die Polizei- und Parteikräfte blieben machtlos. Die sowjetischen Truppen gingen meist erst mehrere Stunden nach Verkündigung des Ausnahmezustandes gegen die Demonstranten vor. Die rote Fahne, die 1945 auf dem Brandenburger Tor gehißt worden war, wurde von einigen Jugendlichen heruntergeholt, obwohl drei russische Kompanien auf der Ostseite des Tores stationiert waren. Die Soldaten schossen in die Luft. Während der Streiks und Demonstrationen wurden insgesamt 21 Personen getötet.

Die Zahl der Streikenden und Demonstranten, die verhaftet und verurteilt wurden, hat die ddr nie bekanntgegeben. Im Westen sind mehr als 1300 Verurteilte registriert worden, davon sieben zum Tode und acht zu lebenslänglichem Zuchthaus. Damit waren in der ddr »Ruhe und Ordnung« wiederhergestellt.

Als die Bundesrepublik am 23. Oktober 1954 in Paris die Verträge über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft unterschrieb, antwortete die ddr mit der Drosselung des Reiseverkehrs, dem Verbot der Einreise von Westberlinern in die ddr und der Erklärung, daß die Zonengrenze ab sofort Staatsgrenze sei.

Innerhalb der ddr verschärfte sich der politische Druck, und Tausende wurden wegen »politischer Unzuverlässigkeit« gemaßregelt oder wegen »politischen Widerstandes« verhaftet und als »Agenten, Diversanten, Spione und Saboteure« verurteilt.

Die politische Unterdrückung und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die eine Steigerung des Lebensstandards der Bevölkerung verhinderten, gaben der Fluchtbewegung von Bewohnern der ddr nach Westdeutschland mächtigen Auftrieb. Von September 1949 bis Ende 1952 wurden 675000 Flüchtlinge gezählt. Bis Juli 1961 stieg die Zahl der Flüchtlinge aus der ddr auf 2,6 Millionen, worunter sich viele qualifizierte Arbeitskräfte befanden. Man schätzt den finanziellen Schaden, der der ddr durch diese Fluchtbewegung entstanden ist, auf 80–100 Milliarden DM.

In der Bundesrepublik hatte der Bundestag am 26. Februar 1954 mit 334 gegen 144 Stimmen der spd das »Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes« gebilligt und damit die Wehrhoheit begründet.

Am 25. November wurde vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe der Prozeß gegen die kpd eröffnet, die auf Antrag der Bundesregierung als »verfassungswidrig« erklärt werden sollte. Am 17. August 1956 endete der Prozeß mit dem Verbot der Partei.

Im Januar 1955 begannen unter der Führung von namhaften Gewerkschaftlern, Sozialdemokraten und Vertretern kirchlicher und bürgerlicher Kreise außerparlamentarische Aktionen gegen die Remilitarisierung in der Bundesrepublik.

Am 24. Oktober 1956 setzte eine der längsten Streikbewegungen der Nachkriegszeit ein, und zwar in der Metallindustrie Schleswig-Holsteins. Mitte Januar 1957 befanden sich mehr als 34000 Arbeiter aus 38 Betrieben im Ausstand. Da in der letzten Urabstimmung nicht mehr die erforderlichen 75 Prozent zur Fortführung des Streiks erreicht wurden, mußte der mehrmonatige Kampf beendet werden. Nachdem Bundeskanzler Adenauer im Dezember 1956 der Stationierung von Atomwaffen in der Bundesrepublik zugestimmt hatte, forderten am 12. April 1957 achtzehn führende westdeutsche Atomwissenschaftler im »Göttinger Appell« den Verzicht auf atomare Bewaffnung der Bundeswehr und verweigerten ihre Mitarbeit bei der Herstellung, Erprobung und dem Einsatz von Atomwaffen. Am 26. März 1958 richteten 44 westdeutsche Professoren einen Appell an die Gewerkschaften, gemeinsame Aktionen gegen die Atombewaffnung zu unternehmen.

Die spd beschloß im November 1959 auf einem außerordentlichen Parteitag in Godesberg ein neues Grundsatzprogramm, in dem sie die Staatsordnung der Bundesrepublik und die Landesverteidigung bejahte und den Grundsatz der Vergesellschaftung des kapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln aufgab.

Um die Fluchtbewegung und Abwanderung wertvoller Arbeitskräfte aus der ddr zu verhindern und das Staatsprestige zu wahren, beschloß der Ministerrat der ddr am 13. August 1961, die Grenze nach Westberlin durch Einheiten der nationalen Volksarmee besetzen zu lassen und die ddr durch Grenzsperren und den zugleich begonnenen Bau der Berliner Mauer hermetisch nach Westen abzuriegeln.

Gegen Lohnverschlechterungen streikten im April und Mai 1963 400000 Metallarbeiter in Baden-Württemberg; sie erreichten dabei einen vollen Erfolg.

Der außerparlamentarische Kampf, der Kampf gegen Notstandsgesetze, Remilitarisierung und Atombewaffnung, fand in der Bundesrepublik immer weniger Anhänger. Lediglich größere Teile der Studentenschaft und einzelne Intellektuelle riefen noch zu Aktionen auf und versuchten, die Arbeiter zu aktivieren und ein Bündnis mit ihnen einzugehen. Doch diese Versuche schlugen fehl. Als ein junger Nationalist ein Attentat auf Rudi Dutschke, einen der bekanntesten Sprecher der revolutionären Studenten, ausführte, war der Höhepunkt dieser Protestbewegung bereits überschritten. Freilich finden in der Bundesrepublik nach wie vor Streiks und Arbeitskämpfe statt, doch haben sie fast ausschließlich wirtschaftliche Motive.

In der ddr hat sich die sed zur allein führenden Kraft entwickelt, was bedeutet, daß sich dort ein politisches Leben, wie es in den westlichen Demokratien verstanden wird, nicht entfalten kann. Doch scheint sich die Bevölkerung mehr oder weniger mit der Situation abgefunden zu haben. Welche Rolle dabei im einzelnen Resignation oder Stolz auf die eigenen Leistungen spielen, ist schwer auszumachen.

Bei aller sonstigen Verschiedenheit kann also im Augenblick für beide Teile Deutschlands festgestellt werden: die Verhältnisse haben sich konsolidiert, grundlegende Änderungen scheinen vorerst nicht im Bereich des Möglichen zu liegen. Die jüngsten Vertragswerke zwischen Bonn und Moskau, zwischen den vier Botschaftern der Großmächte und zwischen der Bundesrepublik, dem Berliner Senat und der ddr fixieren im wesentlichen den durch die Entwicklung geschaffenen Status quo. Wie lange wird dieser Zustand andauern? Welche Ereignisse und Entwicklungen werden hier oder dort neue politische Energien auslösen? Und vor allem: wird es eines Tages zu einem einheitlichen, freien, demokratischsozialistischen Deutschland kommen? Fragen, die jeden Deutschen angehen, die aber nur die Zukunft beantworten kann.

Nachwort

Hat die revolutionäre Tat in unserer Zeit und Welt noch eine Chance? Diese Frage stellen sich Rebellen und Konservative. Die einen um der Hoffnung nach Frieden und Glückseligkeit eines unverlierbaren Menschheitstraumes willen, die anderen aus Sorge, weil sie auf Ruhe und Ordnung und auf gefahrlose Stetigkeit eingeschworen sind.

»Eine Monarchie kann in eine Republik, in eine Oligarchie, in eine Demokratie umgewandelt oder eine Oligarchie durch eine andere ersetzt werden, wenn Menschen, die für den Wechsel sind, eine genügende Anzahl jener Menschen, die sich ihnen widersetzen, töten, um den Rest einzuschüchtern.«

Diese These von Bernard Shaw ist nicht in einer seiner witzigen Komödien zu finden, sondern in seinem sehr klugen Buch »Wegweiser für die intelligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus«. In dem zitierten Satz steckt – wenn man von seiner reichlich frivolen Pointierung absieht – ohne Zweifel eine große Portion Wahrheit. Was wir freilich vermissen, ist die Frage nach der historischen und politischmoralischen Legitimität eines solchen »Wechsels«. Klammern wir diese Problematik jedoch einmal aus, um nur den konkreten Vorgang eines Herrschaftsumsturzes zu betrachten, so stellt sich die ganz nüchterne Frage: Wie findet sich und wer organisiert jene »genügende Anzahl von Menschen«, die willens sind, einen anderen Teil zu töten und den Rest einzuschüchtern?

Bakunin schreibt in seinem Programm der anarchistischen Internationale, das geradezu von einem Vertreter der heutigen »Außerparlamentarischen Opposition« verfaßt sein könnte: »Die Assoziation geht von der Überzeugung aus, daß die Revolutionen nie weder von Individuen noch selbst von den geheimen Gesellschaften gemacht werden. Sie geschehen wie von selbst, hervorgebracht durch die Macht der Dinge, die Bewegung der Ereignisse und Tatsachen. Sie bereiten sich lange in der Tiefe des instinktiven Gewissens der Volksmassen vor – dann brechen sie aus, dem Anschein nach oft durch unbedeutende Ursachen angestiftet. Alles, was eine gut organisierte geheime Gesellschaft tun kann, ist zunächst, bei der Geburt einer Revolution Hilfe zu leisten, durch die Verbreitung ihren Instinkten entsprechender Ideen bei den Massen, und zu organisieren. Und wie sollen wir handeln? Das Volk unterrichten? Das wäre dumm. Das Volk weiß selbst und besser als wir, was ihm not tut. Wir müssen das Volk nicht unterrichten, sondern es empören.«

Ganz anders stellt sich das Verhältnis der Massen, der Klassen, der Revolution und ihrer Führung bei Karl Marx und Friedrich Engels dar. »Die Kommunisten sind«, schreiben sie in ihrem Kommunistischen Manifest, »… der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus. Der nächste Zweck ist der wie aller übrigen proletarischen Parteien: Bildung des Proletariats zur Klasse, Sturz der Bourgeoisieherrschaft, Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat.«

Sind die Kommunisten, also diejenigen, die das Programm der Stifter der Kommunistischen Partei anerkennen und sich ihre Grundsätze und Regeln zu eigen machen, klüger und einsichtiger als alle übrigen Proletarier oder deren Parteien?

Bernard Shaw weiß auch hierzu in seinem eingangs zitierten Buch einiges zu sagen, was nicht ohne Bedeutung ist: »Vor einer Gefahr müssen sie jedoch auf der Hut sein. Der Sozialismus kann nicht nur als weitreichende wirtschaftliche Neuerung gepredigt werden, sondern auch als neue Kirche, gegründet auf die neue Offenbarung von Gottes Willen durch einen neuen Propheten … Ihr Prophet heißt … Karl Marx. Ihre metaphysische Literatur … gipfelt im ›Kapital‹, dem literarischen Meisterwerk von Karl Marx, genannt ›Die Bibel der Arbeiterklasse‹ erleuchtet, unfehlbar, allwissend. Zwei seiner Lehrsätze widersprechen einander so offenkundig wie die beiden ersten Paragraphen des Artikels 27 der anglikanischen Kirche. Der eine besagt, die Entwicklung des Kapitalismus zum Sozialismus sei vorherbestimmt, was soviel heißt wie, daß wir nichts zu tun haben, als uns hinzusetzen und abzuwarten, bis sich alles vollzieht. Das ist die marxistische Formulierung durch den Glauben. Der andere Satz verkündet, daß der Umschwung durch eine Revolution bewirkt werden müsse, die eine Diktatur des Proletariats bringen werde. Das ist die Formulierung der Erlösung durch Werke …«

Als mit dem Ausbruch der Februarrevolution in Paris im Jahre 1848 eine wechselvolle Revolutionsepoche in ganz Europa anbrach, hofften und prophezeiten Marx und Engels, daß diese Revolutionen mit dem endgültigen Sieg des Proletariats enden würden. 1895 schreibt Engels – Marx war bereits gestorben –, daß die Geschichte ihm und Marx und allen, die ähnlich dachten, im Jahre 1848 unrecht gegeben habe, da der Stand der ökonomischen Entwicklung in Europa damals bei weitem nicht reif gewesen sei für die Beseitigung der kapitalistischen Produktion. Außerdem erklärte Engels, der gemeinsam mit Marx aus den revolutionären Kämpfen der Pariser Kommune das strategische und taktische Rüstzeug für jede kommende Revolution geschöpft hatte:

»Die Rebellion alten Stils, der Straßenkampf mit Barrikaden … war bedeutend veraltet.« Engels führt weiter aus, daß alle Bedingungen auf seiten der Insurgenten schlechter geworden seien. »Machen wir uns keine Illusionen«, sagt er wörtlich, »ein wirklicher Sieg des Aufstandes über das Militär im Straßenkampf gehört zu den größten Seltenheiten … Wo es sich um vollständige Umgestaltung der gesellschaftlichen Organisation handelt, da müssen die Massen selbst dabei sein, selbst schon begriffen haben, worum es sich handelt … Damit aber die Massen verstehen, was zu tun ist, bedarf es langer, ausdauernder Arbeit, die wir jetzt betreiben, und das mit einem Erfolg, der die Gegner zur Verzweiflung bringt.« Engels versteht unter dieser »ausdauernden Arbeit« die Mobilisierung der Arbeiter für den Gebrauch des Stimmzettels, und den Erfolg sieht er im stetigen Anwachsen der Stimmen für die Sozialdemokratie. Damit, meint Engels, sei eine ganz neue Kampfweise des Proletariats wirksam geworden, die sich rasch weiterausbilde. Engels zog einen Vergleich dieser Entwicklung mit dem Kampf und Sieg des Christentums im übermächtigen römischen Weltreich. Nach Verfolgungen (sind sie mit dem Sozialistengesetz gleichzusetzen?) habe ein römischer Kaiser selbst das Christentum zur Staatsreligion proklamiert.

Rosa Luxemburg zog auf dem Gründungsparteitag der kpd, Ende Dezember 1918, Friedrich Engels zur Rechenschaft. Sie erklärte: »Hier, Parteigenossen, legt Ihnen Engels dar mit aller Sachkenntnis, die er auch auf dem Gebiet der Militärwissenschaft hatte, daß es ein purer Wahnsinn ist zu glauben, das arbeitende Volk könne bei der heutigen Entwicklung des Militarismus, der Industrie und der Großstädte Straßenrevolutionen machen und dabei siegen.« Aber Rosa Luxemburg ist überzeugt, das spricht sie gleichzeitig aus, daß Engels, hätte er lange genug gelebt, gegen die »Versumpfung der Arbeiterbewegung durch den Nur-Parlamentarismus mit aller Kraft protestiert und den Karren zurückgerissen hätte«.

Haben Marx und Engels den Ausbruch einer Revolution noch lediglich unter großen historischen Perspektiven analysiert beziehungsweise prophezeit, so geht Lenin einen wesentlichen Schritt weiter. Er diagnostiziert den Zeitpunkt für den Ausbruch einer Revolution geradezu auf die Minute. Die Bedingungen, unter denen eine konkrete revolutionäre Situation gegeben ist, bezeichnet Lenin folgendermaßen:

»1. Für die herrschenden Klassen ist es unmöglich, ihre Herrschaft unverändert aufrechtzuerhalten … Damit es zur Revolution kommt, genügt es in der Regel nicht, daß die ›unteren Schichten‹ in der alten Weise ›nicht leben wollen‹, es ist außerdem erforderlich, daß die ›oberen Schichten‹ in der alten Weise ›nicht leben können‹.

2. Die Not und das Elend der unterdrückten Klassen verschärfen sich über das gewohnte Maß hinaus.

3. Infolge der erwähnten Ursachen steigert sich erheblich die Aktivität der Massen, die sich in der ›friedlichen‹ Epoche ruhig ausplündernlassen, in stürmischen Zeiten dagegen sowohl durch die ganze Krisensituation als auch durch die ›oberen Schichten‹ selbst zu selbständigem Handeln gedrängt werden.

Ohne diese objektiven Veränderungen, die unabhängig sind vom Willen nicht nur einzelner Gruppen und Parteien, sondern auch einzelner Klassen, ist eine Revolution – in der Regel – unmöglich. Die Gesamtheit dieser objektiven Veränderungen wird denn auch revolutionäre Situation genannt.«

Ohne diese konkrete objektive revolutionäre Situation gibt es, sagt Lenin, keine Revolution. Ist sie aber gegeben, wäre es ein Verbrechen, die Revolution nicht durchzuführen.

Die großen marxistischen Theoretiker Marx, Engels und Lenin gingen in ihren Schriften und Reden über die Möglichkeiten der Revolution von zwei Vorstellungen aus: von der historischen Zwangsläufigkeit der Revolution auf Grund der fortschreitenden Widersprüche des kapitalistischen Systems und vom Vorbild der Jakobinerrevolution, des Aufstandes eines bewaffneten Volkes unter Führung einer qualifizierten Minderheit. Der Verlauf der Pariser Kommune hat bei den marxistischen Revolutionstheoretikern die zweite Vorstellung – die jakobinische Tradition im Marxismus – ebenso verstärkt wie die für die marxistische Revolutionstheorie nicht minder wichtige Funktion der Sowjets der Ersten Russischen Revolution des Jahres 1905. Aber gerade dieses Ereignis hat die militärorganisatorische Seite der Revolution für Revolutionäre wie Leo Trotzkij z. B. – aber auch für andere russische Marxisten – ganz scharf in den Vordergrund gerückt. Die Bolschewiki siegten in der Oktoberrevolution, weil sie die Eroberung der Macht nicht in Form eines bewaffneten Volksaufstandes anstrebten, sondern weil sie in einer nach Lenins Theorien klassischen revolutionären Situation über operative militärische Einheiten verfügten, deren taktischstrategische Ausgangslage, deren Kampfmoral, deren Bewaffnung und politischmilitärische Führung den konterrevolutionären militärischen Einheiten überlegen waren. Auch der Sieg der Bolschewiki in den Jahren des nachfolgenden Bürgerkrieges hat dort seinen Grund.

Die 3. Internationale war in ihren Theorien und Proklamationen zeit ihres Bestehens von den traditionellen jakobinisch-marxistischen Vorstellungen getragen – allerdings nicht in ihrer »legalen« Organisation, da die Apparate zur militärischen Eroberung der Macht selbstverständlich eine geheime Rolle spielten – nach den Grundsätzen der Kriegsvorbereitung und -führung. In keiner der Parteien der kommunistischen Internationale hat es jedoch dieser militärische Apparat vermocht, sich theoretisch und praktisch gegen die jakobinisch-leninistischen Revolutionsvorstellungen durchzusetzen – mit Ausnahme der Kommunistischen Partei Chinas unter der Führung Mao Tse-tungs nach der Niederlage in China im Jahre 1927.

Erst durch Mao Tse-tung ist der Marxismus theoretischorganisatorisch auf die Höhe der Zeit gekommen, d. h. mit den tatsächlichen militärischen Fragen der Eroberung der Macht in Einklang gebracht worden. Dies ist einer der wichtigen Gründe für die enorme Wirkung des maoistischen Kommunismus, für den Revolution ganz selbstverständlich Bürgerkrieg bedeutet, und zwar Bürgerkrieg nach den verschiedensten organistorischen Voretappen – wie z. B. Freischärlerkrieg – und letzten Endes die kämpferische Auseinandersetzung militärischer Einheiten, also Armeen mit dem Ziele der Vernichtung und Vertreibung des Gegners – d. h. der Besetzung des Territoriums.

Nach diesen Grundsätzen handeln wohl auch die Guerillakämpfer, die in Kuba und Fidel Castro ihr Vorbild sehen.

»Wenn die marxistische Bibel nicht als Führer zu parlamentarischer Taktik gelten kann«, sagt Bernard Shaw, »so gilt auch das gleiche von den Evangelien, diesen äußerst revolutionären Schriften. Darum verbrennen wir jedoch die Evangelien nicht, noch folgern wir daraus, daß der Verkünder der Bergpredigt uns nichts zu lehren hätte. Ebensowenig sollen wir ›Das Kapital‹ verbrennen und Marx als wertlosen Autor verschreien, den niemand lesen sollte. Marx hat seinen großen Ruf nicht umsonst erlangt. Er war ein großer Lehrmeister. Und wer seine Lehre noch nicht in sich aufgenommen hat, ist, ob Mann oder Frau, im Staatsdienst eine Gefahr. Wer aber wirklich von ihm gelernt hat, statt ihn blind als unfehlbaren Propheten anzubeten, der ist ebensowenig Marxist, wie Marx selbst einer war.«

Der Herausgeber dieses Buches ist kein Prophet. Er hat sein Material zusammengestellt, und er hat zum Schluß die Frage aufgeworfen, ob die Revolution noch eine Chance hat. Er möchte den Leser zum Nachdenken anregen und ihm die Klärung seiner eigenen Gedanken erleichtern. Er wünscht, daß diese Materialien sein soziales Gewissen schärfen und seine Bereitschaft zum selbständigen politischen Handeln erhöhen.

Ohne soziales Gewissen und ohne politische Aktivität aller gesellschaftlichen Kräfte, die den Fortschritt der Menschheit auf den Gebieten der Humanität und der Freiheit wünschen, ist die notwendige Umgestaltung der Gesellschaft nicht möglich.

Bibliographie

Die folgende Bibliographie bringt nur die wichtigsten Titel, die herangezogen wurden. Für die einzelnen Spezialgebiete wird nachdrücklich auf die Bibliographie der hier zitierten Werke verwiesen. Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften sind nicht aufgeführt.

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Staatsbibliothek Berlin: 63, 113, 123, 142, 145, 180, 309, 344, 383

Süddeutscher Verlag: 288, 298, 36.8

Zeit Bild Archiv Maiwald: 27, 32, 93, 116, 166, 215

Alle anderen Abbildungen stammen aus dem Archiv des Verlages.

Aachen 25, 76

Adenauer, Konrad, Bundeskanzler 390

Adolf, Herzog von Nassau 122

Ahlen 314

Aktionsausschuß Deutscher Oppositioneller 372

Albiez von Buch, J. F. Anführer der Salpeterer 73

Albrecht II. Kurfürst von Mainz 34

Albrecht, Wilhelm Eduard, Jurist 117

Alexander I. Zar von Rußland 87, 89, 91, 95

Allgäuer Haufen 18, 38 ff. 44, 46, 55

Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV) 206, 212

Altena (Grafschaft Mark) 75

Altenburg 301

Altenesch, Schlacht von 13, 15